| Titel: | Ueber die Kraft des Schießpulvers, nebst einigen neuen Ideen zur Benuzung derselben im Kriege und Frieden. Ein chemisch-technischer Versuch von Dr. Elard Romershausen . | 
| Autor: | Dr. theol. Elard Romershausen [GND] | 
| Fundstelle: | Band 3, Jahrgang 1820, Nr. XI., S. 61 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XI.
                        Ueber die Kraft des Schießpulvers, nebst einigen neuen Ideen zur Benuzung derselben im Kriege und Frieden. Ein chemisch-technischer
                           Versuch von Dr. Elard Romershausen Deutscher Gewerbsfreund. 4ter Band..
                        Mit Abbildungen Tab. XVIII.
                        Romershausen über die Kraft des Schießpulvers.
                        
                     
                        
                           Obgleich in unsern Tagen der militaͤrische Gebrauch des Schießpulvers einen
                              hohen Grad von Vollkommenheit erreicht hat, so scheinen doch die Bestimmungen der
                              chemischen Analyse des Pulvers und vorzuͤglich die physische Theorie seiner
                              Kraͤfte noch immer viel Schwankendes und Unsicheres zu haben. Es
                              beschaͤftigten sich zwar von jeher viele beruͤhmte und gelehrte
                              Naturforscher mit diesen Untersuchungen, worunter ich vorzuͤglich Musschenbroek, Lavoisier, Ingenhouß, Rumford, Achard,
                                 Meinecke u. m. a. auszeichne, sie haben zum Theil durch hoͤchst
                              merkwuͤrdige Versuche den Weg gebahnt; allein man darf die Resultate ihrer
                              Forschungen nur sorglicher vergleichen, so wird man eine so große Verschiedenheit
                              darin finden, daß sie fuͤr die Wahrheit immer noch wenig Hoffnung geben.
                           Vorzuͤglich ist es zu bewundern, wie man ungeachtet der allgemeinen
                              Ueberzeugung, daß die Pulverkraft die maͤchtigste ist, welche dem Menschen zu
                              Gebote steht, ihre Anwendung auf das Maschinenwesen noch voͤllig
                              unberuͤcksichtigt ließ. In dieser Hinsicht scheint noch ein weites
                              unbekanntes Feld vor uns zu liegen, wo sich noch manche hoͤchst interessante
                              Entdeckung errathen
                              laͤßt, ob wir gleich nur langsame Fortschritte erwarten duͤrfen, da
                              die dazu noͤthigen Versuche fuͤr den Privatmann theils zu kostbar,
                              theils zu gefahrvoll sind.
                           Es wird daher auch kein Versuch, das Schießpulver naͤher zu pruͤfen und
                              fuͤr das praktische Leben anwendbar zu machen, ganz uninteressant seyn, denn
                              man sieht leicht ein, welchen hohen Werth es haben wuͤrde, wenn es uns
                              gelaͤnge, seine feindlich zerstoͤrende, bei dem schnellen
                              Voruͤberflug ihrer Wirkung weder ruhige Beobachtung, noch sichere Leitung
                              gestattende Kraft so beherrschen zu lernen, daß sie auch zu friedlich erbauenden
                              Zwecken des Lebens huͤlfreiche Dienste leisten muͤßte. Von diesem
                              Gesichtspunkte aus wuͤnsche ich, daß man die folgende Abhandlung und die
                              darin enthaltenen vielleicht noch unvollkommnern Andeutungen betrachten
                              moͤge. Die Neuheit des Gegenstandes und der Mangel an den zu solchen
                              Versuchen noͤthigsten Erfordernissen werden von selbst die etwa noch
                              unvollendetere Ausfuͤhrung mehrerer Ideen entschuldigen. Mir aber
                              genuͤgt einstweilen der Beweis, daß die Pulverkraft der mannichfachsten
                              Modifikationen faͤhig ist, und die Ueberzeugung, daß die Erweiterung und der
                              Verfolg dieser Erfahrung sowohl fuͤr die Artillerie als fuͤr die
                              Gewerbe, – also sowohl fuͤr den Schuz als fuͤr den Erwerb des
                              Staates, – zu hoͤchst wichtigen Resultaten fuͤhren
                              muͤsse. Es wird mir daher die hoͤchste Freude seyn, wenn ich in der
                              Zukunft Kraͤfte und Gelegenheit finde, auf dem angedeuteten Wege weitere und
                              sichere Fortschritte zu machen.
                           
                        
                           Grundverhaͤltnisse der Kraft des explodirenden Pulvers.
                           Das Schießpulver wirkt:
                           
                              1) durch den Druck, der sich beim Abbrennen desselben aus seinen
                                 Bestandtheilen entwickelnden elastischen Fluͤssigkeiten
                                 (Gasarten);
                              
                              2) durch die mit diesem Abbrennen verbundene Waͤrme,
                                 welche sowohl das Gas als auch die vorhandenen Wasserdaͤmpfe ausdehnt und
                                 dadurch ihre Elasticitaͤt erhoͤht.
                              
                           Der bei der Explosien des Pulvers vorhandene hohe Waͤrmegrad entsteht nach
                              meinen Erfahrungen vorzuͤglich durch die ploͤzliche heftige
                              Compression des Sauerstoffgases; die bestaͤtigenden Versuche werde ich bei
                              einer andern Gelegenheit naͤher darlegen.
                           Das Maaß der nach dem Abbrennen vorhandenen und bleibenden elastischen
                              Fluͤssigkeiten bestimmt also die eigentliche Grundkraft des Pulvers.
                           Mehrere mit einem unten naͤher beschriebenen Compressionsinstrumente
                              angestellte Versuche ergaben nun, daß ein bekannter Pulversaz von:
                           76 Gr. Salpeter,
                           15 Gr. Kohlen.
                             9 Gr. Schwefel,
                           als feines Mehlpulver bereitet, im Mittel 100 rheinl.
                              Cubikzoll bleibendes Pulvergas nach dem Abbrennen lieferte.
                           Da die Graͤnzen dieses Auszugs die naͤhere Darstellung dieser Versuche
                              nicht gestatten, so bemerke ich nur, daß ich etwas mehr Pulvergas als andere
                              Chemiker erhielt; ich muß dieses dem Umstande zuschreiben, daß bei meiner
                              Vorrichtung das Gas sogleich voͤllig vom Pulverruͤckstande getrennt
                              wurde, welcher nach sichern Erfahrungen einen großen Theil desselben verschluckt und
                              zu andern chemischen Verbindungen verwendet.
                           Obiges einfaches Verhaͤltniß: 100 Gr. Pulver: 100 Cubikzoll Gas, liegt daher
                              in der Folge stets zum Grunde, obgleich auch dieses Verhaͤltniß keine
                              allgemeine Guͤltigkeit haben kann, da sowohl das Maaß des Gases als auch
                              vorzuͤglich die bei der Explosion vorhandene Waͤrme und die dadurch
                              erhoͤhete Elasticitaͤt des Gases sehr von dem Maaß des explodirenden
                              Pulvers
                              abhaͤngt. Ueberhaupt erzeugt die Verschiedenheit der Pulvermengen auch große
                              Verschiedenheiten in den bleibenden Ruͤckstaͤnden, und eine
                              allgemeinere, guͤltigere Formel fuͤr alle diese Verhaͤltnisse
                              kann nur durch viele sorgfaͤltige und nur im Großen anzustellende Versuche
                              aufgefunden werden. Das angenommene Verhaͤltniß wird indessen fuͤr
                              meine jezigen Zwecke hinreichend seyn, da die durch die Waͤrme
                              erhoͤhete Elasticitaͤt des Pulvergases im Folgenden weniger in
                              Betracht kommt, indem sie bei der langsamern Zersezung groͤßtentheils
                              verloren geht.
                           Um indeß diesen Verlust in Rechnung bringen zu koͤnnen, bemerke ich noch, daß
                              bei dem angenommenen Maaße des Pulvers die Ausdehnung durch die Waͤrme
                              ungefaͤhr das Vier- bis Fuͤnffache des Gasvolums betrug.
                           
                        
                           Modificationen der Pulverkraft.
                           Die Kraft des explodirenden Schießpulvers kann in Hinsicht auf ihre Wirkung durch die
                              bestimmbare Zeitdauer der Explosion und die Behandlung ihrer Producte in eine
                              dreifache umgewandelt werden. Sie ist demnach: 1) momentan und schnell
                              voruͤbereilend, 2) successiv oder stufenweise wirkend, 3) fortdauernd und
                              bestehend.
                           Die momentane, in eine fast unmeßbare Zeitdauer
                                 zusammengedraͤngte Kraft des Pulvers finden wir in seiner
                              gewoͤhnlich gekoͤrnten Gestalt und Anwendung bei dem Schießgewehr,
                              Geschuͤz u.s.w. Sie ist einleuchtend die groͤßte, weil dabei das in
                              der kleinsten Zeit zersezbare groͤßtmoͤglichste Maaß Pulver im
                              kleinsten Raume zusammengedraͤngt wirkt. Die gewoͤhnlich
                              gekoͤrnte Gestalt des Pulvers ist dazu erforderlich, da nur sie dem im Moment
                              der Entzuͤndung sich bildenden heißen Pulvergas gestattet, schnell die
                              Zwischenraͤume der ganzen Masse zu durchdringen und vermittelst der Kohle und
                              des Schwefels sie auf einmal zu zersezen.
                           Die durch diese Art der Explosion erzeugte Kraft gestattet bei dem schnellen
                              Voruͤberflug ihres Wirkens weder ruhige Beobachtung noch sichere Leitung,
                              daher sie auch in dieser furchtbaren Gestalt nur zu zerstoͤrenden Wirkungen
                              angewandt werden konnte, und hier hat ihre Anwendung wohl den hoͤchsten Grad
                              von Vollkommenheit erreicht.
                           So vortheilhaft es nun auch fuͤr die Wirkung des Geschuͤzes ist, wenn
                              diese Zeitdauer des Verbrennens oder der Pulverexplosion so klein als
                              moͤglich ist, damit eine desto groͤßere Masse des entbundenen und im
                              engen Raume zusammengedraͤngten Gases, erhoͤht durch die vorhandene
                              Hize, einen raschen Stoß hervorbringe, und so der Kugel, ehe sie noch den Lauf
                              verlaͤßt, die groͤßtmoͤglichste Geschwindigkeit mittheile: eben
                              so nuͤzlich kann es zu andern Zwecken seyn, wo eine kraftvolle, aber doch
                              langsamere Bewegung erfodert wird, die Pulverexplosion zu verzoͤgern, die
                              Entbindung des Gases also nach und nach zu bewirken und die ausdehnenden
                              Kraͤfte desselben nach Erforderniß zu entwickeln und zu gebrauchen. Ich nenne
                              daher diese Modification der Kraft des Schießpulvers, zur Unterscheidung von
                              ersterer:
                           
                        
                           Die successiv oder stufenweise wirkende Pulverkraft.
                           Diese langsamere, aber leicht bis zu jedem Grade der Staͤrke zu steigernde
                              Kraftentwickelung wird dadurch erzeugt, daß man einen ohnehin langsam brennenden,
                              aber dennoch ein gleiches Maaß des Gases liefernden Pulversaz in einer Roͤhre
                              dicht zusammendraͤngt. Zuͤndet man eine solche Roͤhre an einem
                              Ende an, so kann die brennende Oberflaͤche nur nach und nach zersezt werden,
                              waͤhrend die Entzuͤndung dieselbe Pulvermasse in lockerer Gestalt in einem Augenblicke
                              durchdringen wuͤrde.
                           Geschieht die langsame Zersezung einer solchen Roͤhrenpatrone in einem pneumatisch verschlossenen Raume, so wird
                              sich das Pulvergas nach und nach daselbst anhaͤufen, – comprimiren,
                              – und nach dem Maaße des angewandten Pulvers einen immer heftigern Druck auf
                              die Waͤnde des Gefaͤßes aͤußern. Ist dieses Gefaͤß z.B.
                              ein hohler Cylinder, dessen eines Ende bis dicht uͤber der am andern Ende
                              luftdicht eingesezten Roͤhrenpatrone mit dem Stiefel einer Pumpe verschlossen
                              waͤre, so wird das nach und nach sich entbindende Gas den Stiefel langsam,
                              aber mit maͤchtiger Kraft heraustreiben, wenn er auch mit einem schweren,
                              jedoch mit dem Maaße des Pulvers und der Staͤrke des Cylinders in
                              Verhaͤltniß stehenden Gewicht beschwert waͤre.
                           Man hat, soviel ich weiß, diese so erzeugte langsamere, sich aber hoͤchst
                              maͤchtig steigernde Kraft noch nie zur Bewegung von Maschinen angewandt, ob
                              man gleich solche sogenannte faule Pulversaͤze haͤufig zur bloßen
                              Erhaltung oder langsamen Fortpflanzung des Feuers benuzt; Beispiele sind Raketen,
                              Zuͤndlichter u.s.w., welche indessen fuͤr obige Zwecke wegen ihrer
                              weniges Gas liefernden und mehreres noch verzehrenden Bestandtheile untauglich seyn
                              wuͤrden.
                           Ehe ich nun die vorteilhafteste Bildung und Anwendung dieser successiven Pulverkraft
                              untersuche, will ich bei dieser Gelegenheit, wo ich die langsame Fortpflanzung des
                              Feuers vermittelst eines Pulversazes beruͤhrte, eine darauf
                              gegruͤndete, durch mehrere Versuche bestaͤtigte, und, wie ich glaube,
                              nicht ganz unfruchtbare Angabe einer neuen Waffe darstellen. Ich nenne sie:
                           
                        
                           Die Feuerlanze.
                           Fig. 1. der
                              beigefuͤgten Zeichnung zeigt diese Lanze im Durchschnitt.
                           
                           Sie besteht aus einem 3 Fuß 4 Zoll langen, nicht allzu starken eisernen Laufe A. Bei b verschließt ihn
                              eine Schwanzschraube, welche nach unten einen starken Hut zur Aufnahme des
                              hoͤlzernen Schaftes c bildet. An der
                              Muͤndung wird endlich das Bajonet d
                              befestigt.
                           Die Ladung dieses Laufes wuͤrde alsdann auf folgende Art eingerichtet: Zuerst
                              wird ein schwacher Schuß gewoͤhnliches Schießpulver eingeschuͤttet,
                              darauf eine nicht voͤllig passende Kugel geworfen, auf diese Kugel wird etwas
                              zartes Mehlpulver gestreut, welches, indem es die Kugel umgiebt, die Communication
                              mit dem darunter befindlichen Pulver sichert. Nun folgt ein 2 Zoll hoher sehr
                              fauler, aber sicher brennender und reichlich Feuer spruͤhender Saz mit
                              untermischten Stuͤcken geschmolzenen Zeugs.
                              – Dieser wird mit einem wohlpassenden Ladestock recht fest aufgesezt. Hierauf
                              folgt wieder Kornpulver, die Kugel, dann der faule Saz, und sofort bis oben an. Da
                              der Lauf 3 Fuß 4 Zoll Laͤnge hat und jeder einzelne Saz ungefaͤhr 4
                              Zoll einnimmt, so wuͤrden zehn solcher Saͤze denselben fuͤllen;
                              weil aber die beiden obersten Kugeln zu wenig Kraft haben, so kann an ihre Stelle
                              bloß geschmolzenes Zeug geladen werden. Der oberste Saz bekommt endlich nach Art der
                              Zuͤndlichter einen kurzen Ludelfaden zum bequemen Anzuͤnden.
                           Wird die auf diese Art geladene Lanze angezuͤndet, so brennt die
                              Oberflaͤche fort, sezt das geschmolzene Zeug in Glut, entzuͤndet das
                              die Kugel umgebende Mehlpulver, und der Schuß erfolgt, indem er sowohl die Kugel als
                              auch das im oberen Raume gluͤhende geschmolzene Zeug und die uͤbrigen
                              feurigen Ruͤckstaͤnde fortschleudert und umherwirft. Nun beginnt der
                              Prozeß aufs neue, bis saͤmmtliche acht Kugeln und der ganze Inhalt
                              herausgeworfen sind.
                           Die Kugeln, ob sie gleich nur locker und ohne Vorschlag auf dem Pulver liegen,
                              erhalten auf diese Weise, nach meinen im Kleinen angestellten Versuchen, fast eine
                              gleiche Gewalt, als bei gewoͤhnlicher Ladung; denn, indem sie sich sogleich
                              durch die im obern Raum geschmolzenen Massen und Ruͤckstaͤnde
                              hindurchdraͤngen muͤssen, werden sie der vollen Wirkung des Pulvers
                              ausgesezt.
                           Diese Feuerlanze wuͤrde also die Vortheile mehrerer Gewehre und der Lanze
                              selbst auf eine sehr bequeme Art verbinden. Sie moͤchte, von Reiterei
                              gefuͤhrt, wohl vorzuͤglich dazu dienen, große Massen im entscheidenden
                              Momente aus einander zu sprengen. Eine vorzuͤgliche Wirkung wird sie auch auf
                              die feindliche Reiterei machen, da das Feuer die Pferde zuruͤckschreckt und
                              das anklebende und heftig brennende geschmolzene Zeug sie in voͤllige
                              Verwirrung bringen wuͤrde. Menschen und Thiere scheuen uͤberhaupt
                              nichts mehr, als das Feuer, welches so sichtbar verlezt, vorzuͤglich da hier
                              die Kugel im Hinterhalte lauert. Eine wohlgeschlossene Linie solcher Feuer und
                              Kugeln spruͤhenden Lanzen wuͤrde im Moment der Action
                              unuͤberwindlich seyn, und vorzuͤglich bei naͤchtlichen
                              Ueberfaͤllen, ploͤzlich hervorbrechend, einen furchtbaren Effect
                              machen. Außerdem gewaͤhrt diese Waffe noch den großen Vortheil, daß sie auch
                              bei der unguͤnstigsten Witterung ihre sichern Dienste leistet.
                           Vielleicht waͤre es auch schon hinreichend, wenn bei den Uhlanen etwa nur der
                              dritte Mann diese Feuerlanze fuͤhrte, da die Naͤhe die Sicherheit des
                              Schusses sehr beguͤnstigt und die Uebrigen die dadurch erlangten Vortheile
                              sogleich benuzen koͤnnten. Vielleicht faͤnde sie auch fuͤr das
                              Fußvolk eine passende Anwendung, z.B. zur Abhaltung und Deckung gegen Cavallerie
                              u.s.w. Im Nothfall, und um die Ueberraschung zu vermehren, koͤnnte man
                              alsdann auch den gewoͤhnlichen Musketen diese Ladung geben, nur muͤßte
                              alsdann Jeder, welcher sie fuͤhrt, wegen der bedeutenden Erhizung des Laufs an der linken Hand
                              einen starken Lederhandschuh tragen.
                           Um die Ladung dieser Feuerlanze zu beschleunigen, kann dieselbe wohl ganz, oder doch
                              zum Theil, vermittelst wohlpassender Patronen geschehen; sie wuͤrden an
                              beiden Enden durchgestochen oder geoͤffnet und mit der Vorsicht dicht auf
                              einander geschoben, daß man zwischen jeden Saz etwas mit Oel getraͤnktes und
                              durch einen Zusaz von Kohle gedaͤmpftes Mehlpulver einstampfte.
                              Vorzuͤglich kann der obere mit dem Ludelfaden versehene Saz, nach Art der
                              Zuͤndlichter, vorraͤthig gehalten und oben fest eingesezt werden.
                           Die Lanze selbst wuͤrde bei der Reiterei wie gewoͤhnlich von einem am
                              Sattel befestigten Schuh getragen und oben durch einen Riemen gehalten, und eine
                              kleine lederne Kapsel deckte waͤhrend des Marsches die Ladung. Da der
                              Schwerpunct der Lanze zu weit nach vorn faͤllt, und die Fuͤhrung
                              dadurch ohne besondere Uebung erschwert werden moͤchte; so koͤnnte man
                              derselben entweder durch einen kurzen, mit einem zum Durchstecken oder Einhaken
                              versehenen Ringe oder Haken, und rechts am Hintertheil des Sattels zu befestigenden
                              Riemen einen passenden Stuͤzpunct geben, oder man muͤßte ihr
                              Gleichgewicht durch einen staͤrkern Schaft, oder durch einen am untern Ende
                              desselben befindlichen starken. Beschlag mit einem Bleieinguß herzustellen suchen.
                              – Wie es mir scheint, so wuͤrde erstere Einrichtung nur bei
                              geschlossenen Gliedern vortheilhaft seyn, wo die sichere Direction nach vorn die
                              Hauptsache ist; bei der einzelnen Action waͤre hingegen die leztere
                              vorzuziehen. Doch hieruͤber, sowie uͤber den Gebrauch und die
                              Anwendung dieser Waffe uͤberhaupt, koͤnnen nur pruͤfende
                              Versuche im Großen und hoͤhere Kenntniß des Krieges und der
                              Waffenuͤbungen entscheiden, als ich mir anzumaßen wagen darf.
                           
                        
                           
                           Grundsaͤze zur Bereitung der Pulversaͤze fuͤr die successive Wirkung der Pulverkraft.
                           Es giebt sehr viele Substanzen, welche als Zusaͤze zum Schießpulver die
                              Explosion desselben verzoͤgern; z.B. Oel, thierischer Leim, Kohle, mehrere
                              Salze, vorzuͤglich Alaun, u.s.w. Bei ihrer Wahl und Anwendung darf man aber
                              folgende durch Versuche bestaͤtigte Erfahrungen nicht
                              unberuͤcksichtigt lassen:
                           
                              1) Die Hauptgasart, welche die Wirkung des Pulvers
                                 begruͤndet, ist das Sauerstoffgas. Da nun der Salpeter diese Gasart
                                 allein liefert, so muß sein Maaß in den anzuwendenden Pulversaͤzen das
                                 groͤßtmoͤgliche seyn, und kann nicht ohne Nachtheil verringert
                                 werden.
                              2) Der Schwefel koͤnnte in solchen Saͤzen
                                 vielleicht ganz wegbleiben, da mehrere Versuche bewiesen, daß er kein merkliches
                                 Maaß eines besondern Gases entbindet, und ohnehin in dieser Verbindung mit dem
                                 Salpeter jene Saͤure erzeugt, welche die Metalle zerstoͤrend
                                 angreift. – Auf der andern Seite zeigte sich aber der Nachtheil, daß ein
                                 Pulver ohne allen Schwefel weniger Gas lieferte, wovon der Grund darin zu liegen
                                 scheint, daß sich der leicht schmelzende Schwefel im Moment der
                                 Entzuͤndung mit dem Kali des Salpeters verbindet, und dadurch das Gas
                                 desselben schneller und vollkommener frei macht. Aber zu diesem Zweck wird schon
                                 0,01 Schwefel hinreichend seyn.
                              3) Fand ich, daß man alle solche Zusaͤze vermeiden muß,
                                 welche eine zu lebhafte Flamme bilden und deshalb schon wegen der langsamem
                                 Zersezung einen großen Theil des Sauerstoffgases verzehren.
                              
                           Indem ich diese Resultate vielfacher Versuche mittheile, deren naͤhere
                              Darstellung ich hier uͤbergehen muß, bemerke ich noch, daß die im Folgenden
                              vorkommenden verschiedenen Zwecke auch eine verschiedene Wahl solcher Saͤze bestimmen, und daß
                              uͤber die Zweckmaͤßigkeit derselben nur Versuche im Großen entscheiden
                              koͤnnen, da die Verschiedenheit des Maaßes oft die groͤßten Anomalien
                              erzeugte.
                           
                        
                           Mechanische Behandlung solcher Pulversaͤze.
                           
                              1) Die einzelnen Bestandtheile werden mit bekannter Sorgfalt zu
                                 Staubmehl gerieben und, wohl gemischt, mit dem gewaͤhlten Bindungsmittel
                                 (sey es Oel oder eine waͤsserige Aufloͤsung) hinlaͤnglich
                                 befeuchtet und dann in starke papierne Huͤlfen nach Art der
                                 Zuͤndlichter recht fest geschlagen. Das obere Ende erhaͤlt in
                                 manchen Faͤllen, wie die Zuͤndlichter, einen Ludelfaden.
                              2) Die Groͤße des Durchmessers einer solchen
                                 Roͤhrenpatrone bestimmt das Maaß des auf einmal zu entbindenden Gases,
                                 wie die Laͤnge derselben die Zeitdauer der Wirkung.
                              3) Soll die Entbindung des Gases unter Wasser geschehen, so
                                 wuͤrde der angezuͤndete Ludelfaden verloͤschen, oder man
                                 waͤre genoͤthigt, die Patrone selbst anzuzuͤnden, in
                                 welchem Falle man nicht allein viel Gas verlieren, sondern auch die Befestigung
                                 derselben oft vergeblich versuchen wuͤrde. Ich fand daher in folgender
                                 Vorrichtung einen trefflichen Zuͤnder. Man nimmt einen kleinen Federkiel,
                                 (z.B. den einer Rabenfeder), fuͤllt ihn mit einer Paste von Mehlpulver,
                                 welches wohl mit Oel getraͤnkt und dicht verbunden ist, diesen sezt man
                                 an die Stelle des Ludelfadens. Man erhaͤlt auf diese Weise den Vortheil
                                 einer stets sichern Entzuͤndung, welche jedoch, ehe sie die Patrone
                                 selbst ergreift, hinlaͤngliche Zeit zur Befestigung
                                 gewaͤhrt.
                              
                           
                        
                           Reinigung des Pulvergases zur Anwendung bei Maschinen.
                           Wenn Pulver in verschlossenen Gefaͤßen abgebrannt wird, so bleiben nach der
                              Entbindung seines Gases ungefaͤhr zwei Drittel seiner Masse als Ruͤckstand, welcher
                              die Maschinen sehr verunreinigen und bald unbrauchbar machen wuͤrde. Diese
                              Verunreinigung wird vermieden, wenn man obige Roͤhrenpatrone unter oder
                              wenigstens uͤber Wasser abbrennt, am vollkommensten, wenn das Gas selbst
                              zuvor durch Wasser geleitet wird, ehe es in die Maschine tritt. Das
                              ruͤckstaͤndige aͤzende Kali u.s.w. verbindet sich in diesem
                              Falle mit dem Wasser, und koͤnnte beim Verbrauch großer Maschinen wieder
                              daraus geschieden und zu andern chemischen Praͤparaten benuzt werden. Es
                              laͤßt sich auch vermuthen, daß sich bei der wiederholten und fortdauernden
                              Verbrennung im Großen durch den entstehenden hohen Waͤrmegrad
                              Wasserdaͤmpfe bilden werden, welche die Kraft des Gases selbst noch
                              erhoͤhen.
                           Fuͤr solche Maschinen, welche leicht gereinigt werden koͤnnen, und
                              deren jedesmalige Wirksamkeit uͤberhaupt nur fuͤr eine kurze Zeitdauer
                              berechnet ist, wuͤrde indessen diese vollkommene Reinigung des Gases nicht
                              noͤthig, um so weniger rathsam seyn, da damit zugleich die
                              urspruͤngliche Erhoͤhung seiner Elasticitaͤt durch die
                              vorhandene Waͤrme verloren geht. Zur Bildung jener successiven Wirkung ist
                              daher in solchen Faͤllen die directe Anwendung der Roͤhrenpatronen
                              vorzuziehen, nicht aber fuͤr die weiter unten darzustellende, Jahre lang
                              dauernde Wirkung des abgebrannten Pulvers, wo diese Abkuͤhlung und Reinigung
                              ein Haupterforderniß ist.
                           
                        
                           Bemerkungen uͤber die Darstellung der zur Benuzung der Pulverkraft noͤthigen Maschinen.
                           Alle den elastischen Kraͤften des Pulvergases ausgesezte Roͤhren und
                              Behaͤlter muͤssen einen hohen Grad von Festigkeit haben; daher sind
                              wir genoͤthigt, fuͤr alle bewegliche Maschinen dieser Art, um sie
                              leichter machen zu koͤnnen, die zaͤhern, aber auch kostbarern Metalle
                              anzuwenden, waͤhrend das wohlfeilere Gußeisen wegen seiner
                              Sproͤdigkeit nur in sehr schweren Massen zu feststehenden Maschinen gebraucht
                              werden kann. Es liegt hierin ein großes Hinderniß fuͤr den Gebrauch der
                              Pulverkraft, und es wird mir daher erlaubt seyn, ehe ich zur Anwendung dieser Kraft
                              selbst uͤbergehe, eine Idee uͤber die wohlfeilere und dennoch
                              dauerhaftere Darstellung solcher Maschinen und selbst der Geschuͤze
                              auszusprechen.
                           Die Englaͤnder verwandeln bekanntlich ihre gußeisernen Naͤgel in
                              stabeiserne von solcher Zaͤhigkeit, daß man sie leicht zwischen den
                              Zaͤhnen hin und her biegen kann, ohne sie zu zerbrechen. Ihr Verfahren
                              besteht darin, daß sie dieselben, in einem passenden und vor dem Zutritt der
                              aͤußern Luft gehoͤrig verwahrten Tiegel mit Blutstein (rothem
                              Glaskopf) eingeschichtet, der Gluͤhhize aussezen. Koͤnnte man nun
                              nicht einen Ofen erbauen, worin man auf aͤhnliche Art gegossene eiserne
                              Roͤhren, Geschuͤze u.s.w. in stabeiserne umwandelte? Dieser Versuch
                              waͤre gewiß sehr der Muͤhe werth, indem fuͤr den Staat im Fall
                              des Gelingens die bedeutendsten Vortheile daraus erwachsen wuͤrden. Denn
                           
                              1) wuͤrden fuͤr den Kostenbetrag eines
                                 gewoͤhnlichen metallenen Kanons fuͤnf bis sechs eiserne geliefert
                                 werden koͤnnen;
                              2) koͤnnten diese stabeisernen Geschuͤze bei weitem
                                 leichter als die metallenen gemacht werden, und wuͤrden dennoch viel
                                 dauerhafter seyn und beim Gebrauch nicht so leicht beschaͤdigt
                                 werden.
                              
                           Bemerkungen fuͤr die deshalb anzustellenden, gewiß nicht unwichtigen Versuche
                              waͤren folgende:
                           
                              1) Wuͤrde man sich zu dieser Umwandlung vermuthlich ohne
                                 Nachtheil des dichten Rotheisensteins und faserigen Brauneisensteins bedienen
                                 koͤnnen, etwa auch mit untermischtem Sande und Asche. Der dazu angewandte Brauneisenstein
                                 wuͤrde recht gut wiederholt benuzt werden duͤrfen, wenn er mit
                                 destillirtem Wasser besprengt, an der Luft von Zeit zu Zeit umgeruͤhrt,
                                 vor dem Gebrauch vollkommen getrocknet und dann durch die Hize von allen
                                 Wassertheilen befreiet wuͤrde.
                              2) In allen anzuwendenden Eisenoxiden duͤrfte kein
                                 Schwefelkies und uͤberhaupt keine Spur von Schwefelsaͤure
                                 enthalten seyn.
                              3) Die Oxyde wuͤrde fein gepulvert, die metallenen
                                 Roͤhren und Behaͤlter vollkommen damit angefuͤllt und von
                                 außen genau umgeben; die Guͤsse selbst aber duͤrften von keiner zu
                                 großen Staͤrke seyn.
                              
                           Wenn denn auch die groben Geschuͤze diese Behandlung nicht gestatteten, so
                              zweifle ich doch nicht, daß das leichtere Feldgeschuͤz dieser Umwandlung in
                              Stabeisen faͤhig waͤre, wie auch alle andere im Folgenden vorkommende
                              Roͤhren u.s.w., vorzuͤglich auch die Flaschen der Wind- und der
                              unten naͤher zu beschreibenden Gasbuͤchsen, welche vielleicht durch
                              eine solche wiederholte Behandlung von vorzuͤglicher Guͤte und mit den
                              wenigsten Kosten dargestellt werden koͤnnten.
                           
                        
                           Ideen zur Anwendung der successiven Pulverkraft bei Maschinen.
                           
                              Das Hebezeug.
                              Diese einfache und gewiß hoͤchst kraͤftig wirkende Maschine wird
                                 sogleich die Anwendung dieser sich steigernden Pulverkraft in ein helleres Licht
                                 sezen.
                              Fig. 2.
                                 zeigt diese Vorrichtung im Durchschnitt.
                              In einer metallenen Roͤhre a bewegt sich der
                                 stark belederte Stiefel c wohlschließend auf und
                                 nieder.
                              Die starke eiserne Pumpenstange e ist viereckig, und
                                 auf zwei
                                 entgegengesehen Seiten so gezaͤhnt, daß die beiden Hemmungen dd, indem sie, mit Druckfedern versehen, in die
                                 Zaͤhne derselben eingreifen, nur die Bewegung des Stiefels
                                 aufwaͤrts, aber nicht herab gestatten.
                              Die Gabel k gewaͤhrt der Last einen sichern
                                 Stuͤzpunct.
                              Der angegossene Hals b dient dazu, um die fuͤr
                                 das Hebezeug berechnete Patrone aufzunehmen und das entbundene Gas durch den
                                 Kanal g unter den Stiefel zu leiten.
                              Die Roͤhrenpatrone wird vermittelst der starken Metallschraube g luftdicht eingebracht. Diese Schraube hat zu dem
                                 Ende entweder unten einen Stift, um die Patrone darauf zu stecken, oder ist nach
                                 dem Caliber derselben passend ausgehoͤhlt, um sie hinein zu befestigen.
                                 Der Kopf dieser Schraube bildet einen bequemen Handgriff, und ist an seinem
                                 untern Rande mit einer Lederscheibe versehen, damit er beim Einschrauben
                                 luftdicht schließt.
                              Nachdem nun beim Gebrauch der Stiefel c
                                 niedergedruͤckt, die Last nach Erforderniß in horizontaler oder
                                 senkrechter Richtung mit der Gabel k in Verbindung
                                 gebracht ist, wird die Patrone in der Hoͤhlung der Kopfschraube
                                 befestigt, vermittelst des Federkielzuͤnders angezuͤndet, und
                                 sogleich in den Hals b fest eingeschraubt, wozu
                                 dieser Zuͤnder hinlaͤngliche Zeit gestattet, ehe die Patrone
                                 selbst anbrennt. So wie nun die Zersezung beginnt, haͤuft sich das
                                 Pulvergas in dem untern Raume, bis seine Elasticitaͤt der Last
                                 uͤbermaͤchtig wird; jezt hebt es den Stiefel mit einer stetigen
                                 und hoͤchst maͤchtigen Kraft, bis seine untere Flaͤche die
                                 Oeffnung m des Rohres erreicht hat; hier entweicht
                                 das Gas nach außen und die Hemmungen dd sichern die
                                 Last vor dem Zuruͤcksinken.
                              In den Kanal g kann zuvor etwas Wasser gegossen
                                 werden, so wird das Gas, indem es sich daruͤber entbindet, seine groͤbsten
                                 Unreinigkeiten darin absezen, und der geschmeidige Gang des Stiefels gesichert
                                 seyn.
                              Ein einziger Mensch wird also durch dieses Instrument in Stand gesezt, eine
                                 groͤßere Last mit Sicherheit und Bequemlichkeit zu heben, als viele
                                 Menschenhaͤnde mit sehr zusammengesezten Maschinen vermoͤgen, und
                                 zwei solcher Instrumente wuͤrden, in Verbindung abwechselnd, jede
                                 moͤgliche Anwendung gestatten.
                              Ueberhaupt kann dieses Instrument auch dazu dienen, um genauere Versuche
                                 uͤber die Elasticitaͤt des Pulvergases zu veranstalten, und so
                                 fuͤr die Verhaͤltnisse dieser Kraft sichere Resultate aufzufinden.
                                 Die bekannten und hoͤchst denkwuͤrdigen Versuche des Grafen Rumford, nach welchen er schon mit 18 Gr. Pulver 8081
                                 Pfund hob, koͤnnen hingegen hier keinen Maaßstab gewaͤhren, indem
                                 sie, auf eine sowohl von dieser, als auch der gewoͤhnlichen Behandlung
                                 des Pulvers voͤllig verschiedene Weise veranstaltet wurden; schon die
                                 ungewoͤhnliche Art der Entzuͤndung, wobei der kleine dazu benuzte
                                 Moͤrser beinahe bis zum Gluͤhen erhizt wurde, mußte ganz
                                 ungewoͤhnliche Resultate liefern.
                              Sorgfaͤltige im Großen mit diesem Instrumente angestellte Versuche werden
                                 aber wenigstens uͤber die fuͤr die praktische Anwendung so
                                 wichtigen Grundkraͤfte des Pulvers sichere Bestimmungen geben.
                              
                           
                              Der Linienbrecher.
                              Ohne einstweilen die der Ausfuͤhrung folgender Angabe etwa im Wege
                                 liegenden Hindernisse weiter zu beruͤcksichtigen, benuze ich dieselbe
                                 nur, um die Moͤglichkeit einer Fortbewegung durch die successive
                                 Pulverkraft anschaulich zu machen, deren Anwendung in vielen Faͤllen
                                 hoͤchst nuͤzlich werden koͤnnte.
                              
                              In den gegenwaͤrtigen Kriegen, wo fast alles darauf ankommt, mit
                                 unaufhaltsamer Macht große Massen zu durchbrechen, koͤnnten Faͤlle
                                 eintreten, wo es vielleicht vortheilhaft waͤre, statt der Kugel das
                                 Geschuͤz selbst gegen den Feind zu bewegen, und dadurch eine umfassendere
                                 Zerstoͤrung zu bewirken. Die Bewegung muͤßte freilich durch eine
                                 innere unaufhaltsame und mit uͤberraschender Schnelligkeit wirkende Kraft
                                 geschehen. Diese Kraft liefert nun die bei dem Hebezeug angegebene Vorrichtung,
                                 und Fig.
                                    4. zeigt dieselbe im Durchschnitt von unten betrachtet.
                              Wenn man naͤmlich den Stiefel eines laͤngeren horizontal liegenden
                                 Rohrs a oben mit einem Kreuzbalken versaͤhe,
                                 dessen Enden sich laͤngs des Rohrs herabneigten und zu beiden Seiten die
                                 gezaͤhnten Stangen gg bildeten; wenn die
                                 Zaͤhne dieser Stangen die starken Getriebe hh
                                 und somit ihre Raͤder ii und diese endlich
                                 vermittelst der Getriebe kk die an die
                                 aͤußersten viereckigen Zapfen ll
                                 anzusteckenden und zu diesem Zweck besonders eingerichteten Wagenraͤder
                                 in Bewegung sezten: so wuͤrde diese Idee realisirt seyn.
                              Diese beiden aͤußern Triebraͤder erhielten naͤmlich an ihrer
                                 Peripherie starke, keilfoͤrmige, eiserne Spizen zum Eingriff in den
                                 Boden, um daselbst gegen die innere Kreisbewegung einen hinreichenden
                                 Stuͤzpunct zu finden. Sie wuͤrden erst im Augenblick des Gebrauchs
                                 an die aͤußerste viereckige Achse l gesteckt
                                 und befestigt, waͤhrend des Transportes wuͤrde aber die Maschine
                                 auf vier gewoͤhnlichen Raͤdern gefahren, wovon die beiden hintern
                                 auch beim Gebrauch beiblieben.
                              Soll nun der Linienbrecher durch seine eigne innere Kraft in Bewegung gesezt
                                 werden, so wuͤrde, wie beim Hebezeug, die dafuͤr berechnete
                                 Roͤhrenpatrone eingeschraubt. Das sich comprimirende Gas treibt sogleich
                                 den Stiefel c aufwaͤrts, die
                                 gezaͤhnten Stangen desselben greifen in ihre Getriebe und treiben sie mit
                                 den Raͤdern um, bis der Stiefel die Oeffnung m des Rohrs frei
                                 macht und das Gas nach außen entweichen kann.
                              Zur erneuerten Bewegung wuͤrde die Stange durch eine Vorrichtung aus den
                                 Zaͤhnen der Getriebe gehoben und dann zuruͤckgewunden.
                              Der Weg, welchen die Maschine auf einmal, durch ihre innere Kraft getrieben,
                                 durch ihre innere Kraft getrieben, durchlaufen wuͤrde, waͤre = dem
                                 Producte aus der Laͤnge der Peripherie des aͤußern Triebrades in
                                 die Anzahl seiner Umlaͤufe.
                              Gesezt also:
                              das Rohr sey 9 Fuß lang; jede Stange erhielte 108
                                 Zaͤhne (von 3 Zoll Breite und 1/2 Zoll Staͤrke); die Getriebe hh 12 Stoͤcke und ihre an derselben Axe
                                 befindlichen Raͤder ii 72 Zaͤhne; die
                                 Getriebe kk der aͤußern Triebraͤder 12
                                 Stoͤcke; und die Peripherie dieser aͤußern Wagenraͤder sey
                                 20 Fuß: so wuͤrde die Maschine 1080 rheinl. Fuß durchlaufen.
                              Der Wagen selbst muͤßte eine dauerhafte und wohlgeschuͤzte Structur
                                 erhalten, seine uͤbrige Einrichtung koͤnnte dann ungefaͤhr
                                 folgende seyn: Vorn erhielte er an jeder Seite etwa ein langes
                                 sensenfoͤrmiges Schwert. Die Vorderwand zeigte die breite Muͤndung
                                 eines nach Art der sogenannten Musquetons platt gedruͤckten und daher
                                 weit umherstreuenden leichten Moͤrsers, welcher mit vielen Gewehrkugeln
                                 geladen wuͤrde. Auf der obern Decke koͤnnten dann mehrere,
                                 strahlfoͤrmig befestigte und nach Art der obigen Feuerlanzen
                                 eingerichtete Roͤhren angebracht werden, u.s.w.
                              Die Geschwindigkeit des Laufes muͤßte eine solche Berechnung erhalten, daß
                                 sie der der angreifenden Cavallerie gleich kaͤme; so wuͤrde ihr
                                 der an ihrer Spize einbrechende Linienbrecher mit unaufhaltsamer Macht den Weg
                                 bahnen. Seine große Schnelligkeit sicherte ihn zugleich vor dem feindlichen
                                 groben Geschuͤz.
                              
                              Er koͤnnte freilich nur in der Ebene, oder auf einer geneigten, oder doch
                                 nur wenig steigenden Flaͤche gebraucht werden; aber bei der Wahl des
                                 Terrains wuͤrde er vielleicht zur Deckung wichtiger Posten dienen
                                 koͤnnen, woruͤber ich, wie uͤberhaupt uͤber die
                                 Moͤglichkeit seiner Anwendung, nichts zu bestimmen wage.
                              Ob ich nun gleich glaube, daß die Zwecke dieses Linienbrechers auf eine weit
                                 einfachere und bequemere Weise durch die oben angegebene Feuerlanze erreicht
                                 werden koͤnnen, so habe ich ihn doch um so lieber hier anfuͤhren
                                 wollen, da er die Idee einer moͤglichen Fortbewegung durch Pulvergas
                                 einleuchtend macht. Diese kann aber in allen solchen Faͤllen sehr
                                 nuͤzlich werden, wo man augenblicklich und mit maͤchtiger Kraft
                                 ohne Menschenhaͤnde wirken will. So koͤnnte man dadurch z.B. in
                                 den Schiffen die Pumpenwerke augenblicklich in Bewegung sezen; man
                                 koͤnnte die Faͤhren nach Art der neuern Dampfboͤthe mit
                                 geringen Kosten und einem einzigen Aufseher durch eine fuͤr die Breite
                                 des Stromes berechnete Patrone fuͤhren lassen; u.s.w.
                              Um diese Bewegung auch fuͤr groͤßere Entfernungen fortdauernd zu
                                 machen, duͤrfte der Gascylinder nur eine solche Einrichtung erhalten, daß
                                 abwechselnd uͤber und unter dem Stiefel eine Patrone abgebrannt
                                 wuͤrde. Uebrigens laͤßt sich dieses Bewegungsmittel auch ganz nach
                                 Art der Dampfmaschinen einrichten, welches ich weiter unten nochmals
                                 erwaͤhnen werde.
                              
                           
                        
                           Die fortdauernde und bestehende Pulverkraft.
                           Wird Pulver in einem luftdicht verschlossenen Gefaͤße abgebrannt, und das
                              entbundene Gas desselben kann auf keine Weise entweichen, so wirkt seine
                              Elasticitaͤt fortdauernd aufs heftigste gegen die Waͤnde des
                              Gefaͤßes und die Zeit vermindert diese Wirkung nicht. Diese, noch nach Jahren
                              wirksame Kraft des abgebrannten Pulvers beruht also auf der Compression und
                              dauernden Elasticitaͤt des Gases.
                           
                        
                           Compression des Pulvergases.
                           Wenn man eine Roͤhrenpatrone von 100 Gr. Schießpulver in einem verschlossenen
                              festen Gefaͤß von 10 Cubikzoll Raum abbrennt, so wird das Gas darin
                              ungefaͤhr ums Zehnfache verdichtet seyn, indem die elastischen
                              Fluͤssigkeiten dieses Pulvermaaßes im freien Zustande nach dem oben
                              angenommenen Verhaͤltniß 100 Cubikzoll Raum einnehmen wuͤrden. Bei
                              gehoͤriger Behandlung gestattet das Pulvergas nun wirklich dieselbe
                              Compression, wie das atmosphaͤrische in der Flasche der Windbuͤchse;
                              ja es kann, aus einleuchtenden Gruͤnden, ohne Gefahr und auf eine weit
                              bequemere Weise, selbst bis zu hoͤhern Graden verdichtet werden. Man sieht
                              aber leicht ein, daß es zu diesem Zweck gereinigt und vor der Compression durch
                              Wasser geleitet und abgeloͤscht werden muß. Ersteres ist noͤthig, weil
                              der Pulverschleim die den Ruͤcktritt verhindernden Ventile des
                              Behaͤlters sehr bald ungangbar machen wuͤrde; und lezteres, weil die
                              im Moment der Explosion vorhandene Waͤrme das Gasvolum um das Vier-
                              bis Fuͤnffache vermehrt, welche Ausdehnung aber sogleich nach dem Verluste
                              der Waͤrme wieder verloren geht, und daher keinen Nuzen, sondern nur Gefahr
                              bringen wuͤrde. Wollte man z.B. in einer 20 Cubikzoll haltenden
                              Windbuͤchsen-Flasche, welche vermoͤge ihrer Staͤrke nur
                              eine zehnfache Gascompression gestattete, die zu dieser zehnfachen Compression
                              bleibenden Gases noͤthigen 200 Gr. Pulver direct abbrennen, so wuͤrde
                              waͤhrend der Explosion das Gas mit einem fuͤnfzigfachen Drucke auf die
                              Waͤnde der Flasche wirken, und diese dadurch unstreitig zertruͤmmert
                              werden, obgleich nach
                              wenig Augenblicken dieser fuͤnfzigfache Druck in den bestehenden zehnfachen
                              zuruͤcksinken wuͤrde.
                           
                        
                           Instrument zur Compression des Pulvergases.
                           Nach mehrfachen Versuchen gelang es mir, endlich eine Vorrichtung
                              auszufuͤhren, welche fuͤr diese Art der Gascompression alle
                              noͤthigen Erfordernisse mit Sicherheit und Bequemlichkeit verbindet.
                           Fig. 3. zeigt
                              diese meine Vorrichtung im Durchschnitt. A ist ein
                              flacher rings verschlossener Cylinder von 2 Zoll Hoͤhe und 4 1/2 Zoll
                              Durchmesser, von Stabeisen oder starkem Kupfer. Er hat an seinem Umfang bei h und d zwei Oeffnungen: die
                              erstere h ist mit einer weiblichen Schraube versehen zur
                              Aufnahme der eisernen Roͤhre B; die zweite
                              Oeffnung d hat nach außen hin eine maͤnnliche
                              Schraube, um den Gasbehaͤlter, z.B. die Flasche einer Windbuͤchse,
                              darauf luftdicht festschrauben zu koͤnnen.
                           Wenn diese starke eiserne Roͤhre B bis an ihren
                              mit einigen untergelegten Lederscheiben versehenen Ansaz h in den Compressionscylinder A eingeschraubt
                              ist, so reicht sie beinahe bis zum entgegengesezten Ende desselben und
                              oͤffnet sich daselbst am Boden bei c in der
                              Entfernung von einem Viertelzoll; am obern Ende aber nimmt sie die Patronenschraube
                              f auf, welche dieselbe Einrichtung wie bei dem
                              Hebezeug hat.
                           
                        
                           Gebrauch dieses Compressionsinstrumentes.
                           Wollte man nun das Pulvergas in irgend einem Behaͤlter, z.B. in der Flasche
                              einer Windbuͤchse, comprimiren, so waͤre das Verfahren folgendes:
                           
                              1) Man fuͤllt den Cylinder A
                                 ungefaͤhr bis nn mit Wasser und schraubt die
                                 Roͤhre B fest bis zum Ansaz h ein;
                              
                              2) schraubt man die Flasche E mit
                                 untergelegten Lederscheiben auf die hervorragende Schraube d, so daß sie voͤllig luftdicht
                                 schließt;
                              3) befestigt man in der Patronenschraube f die fuͤr den verlangten Grad der Compression und die
                                 Staͤrke der Flasche berechnete Roͤhrenpatrone, zuͤndet sie
                                 vermittelst des Federkielzuͤnders an, und schraubt sie sogleich in die
                                 obere Oeffnung der Roͤhre B bei g fest ein.
                              
                           Indem nun die Entzuͤndung in der Patrone weiter greift und das Gas derselben
                              entbindet, entweicht es durch das Wasser, und sammelt sich im Raum xx; hier findet es aber keinen andern Ausweg als durch
                              die Oeffnung d. Seine elastische Kraft oͤffnet
                              daher das Ventil der hier aufgeschraubten Flasche, und auf diese Weise wird es
                              fortwaͤhrend darin zusammengedraͤngt, bis die Zersezung der Patrone
                              vollendet ist. Am Ende des Prozesses, nach Verloͤschung des Feuers, entsteht
                              in der Roͤhre B ein luftleerer Raum, und das
                              Wasser wird durch den kleinen Rest des Gases im Raum xx
                              mit großer Gewalt dahin zuruͤckgepreßt; man schraubt daher zuerst die Flasche
                              ab, wodurch das Gleichgewicht hergestellt wird.
                           Das in der Flasche comprimirte Gas ist bei diesem Verfahren fast vollkommen
                              gereinigt, indem das Wasser alle Pulverruͤckstaͤnde aufgenommen hat.
                              Da es abgeloͤscht und kuͤhl in die Flasche tritt und also
                              spaͤterhin durch die entschwindende Waͤrme keinen bedeutenden Verlust
                              mehr erleidet, so kann es ohne Gefahr selbst bis zu den hoͤchsten Graden
                              comprimirt werden. Diese Compression des Pulvergases bietet zugleich den Vortheil
                              dar, daß sie ohne alle koͤrperliche Anstrengung innerhalb einiger Minuten
                              geschieht, waͤhrend die des atmosphaͤrischen Gases sehr
                              muͤhevoll und langsam von Statten geht. Es ist sogar zu erwarten, daß erstere
                              gefahrloser bis zu hoͤhern Graden gesteigert werden kann, indem dabei jene gefaͤhrliche
                              pneumatische Entzuͤndung nicht zu befuͤrchten ist, wodurch, nach
                              meinen Versuchen und Erfahrungen, die so manches Ungluͤck bereitende
                              Zersprengung der Windbuͤchsen-Flaschen ohne Zweifel erzeugt wird. Wenn
                              naͤmlich, wie so haͤufig der Fall ist, das Ventilgehaͤufe einer
                              Flasche sehr verschleimt ist, daß es sich ohnehin schwer oͤffnet, so wird
                              diese Oeffnung bei den hoͤhern Graden der Compression so sehr erschwert, daß
                              bei einem raschen Stoß der Compressionspumpe zwischen dem Stiefel der Pumpe und dem
                              Ventil, nach Art der pneumatischen Feuerzeuge, eine Entzuͤndung erfolgt,
                              welche die durch das Pumpen erzeugten feinen Oeldaͤmpfe ergreift, das Ventil
                              mit Gewalt aufschlaͤgt, sich in das Innere der Flasche verbreitet, und die
                              comprimirte Luft ploͤzlich in einem so hohen Grade ausdehnt, daß sie die
                              Waͤnde des Gefaͤßes mit furchtbarer Gewalt zerschmettert. Der nach
                              meiner eignen Erfahrung bei einer solchen Explosion sehr merkliche brenzliche Geruch
                              und mehrere von mir veranstaltete Versuche bestaͤtigen dieses vollkommen und
                              rathen die Reinhaltung der Ventilgehaͤuse als das erste Erforderniß zur
                              Sicherheit beim Gebrauche der Windbuͤchse.
                           
                        
                           Anwendung des comprimirten Pulvergases zum Schießen.
                           Da das nach obiger Angabe comprimirte Pulvergas durch die Zeit nichts von seiner
                              Wirkung verliert, so kann es vollkommen wie das atmosphaͤrische zum Schießen
                              gebraucht werden. Ich bediente mich haͤufig dieses Gases bei einer
                              gewoͤhnlichen Windbuͤchse, und habe immer, ungeachtet einer schwachen
                              Flasche, welcher ich kaum neunfache Compression zutrauen durfte, die beste Wirkung
                              gefunden.
                           Vielleicht koͤnnte man nun bei weiterer Ausbildung dieser Angabe das Schießen
                              mit Pulvergas auch bei der Armee in Anwendung bringen; denn ein sehr schnell wiederholtes,
                              durch keine Witterung verhindertes Schießen ohne Knall muß in vielen Faͤllen
                              hoͤchst vortheilhaft seyn. Ein aͤhnliches Corps bildeten die allgemein
                              gefuͤrchteten Tyroler Windbuͤchsen-Schuͤzen; ich kenne
                              indeß die Gruͤnde nicht, warum ihr Beispiel keine weitern Nachfolger hatte,
                              vermuthlich lagen sie aber darin, daß ihre Gewehre theils zu kostbar bei der
                              Construction, theils zu muͤhevoll und gefaͤhrlich beim Gebrauch
                              waren.
                           Ersteres Hinderniß wuͤrde sogleich wegfallen, wenn, (wie ich mit vieler
                              Zuversicht erwarte), der oben angegebene Versuch sich bestaͤtigte: gußeiserne
                              Flaschen in stabeiserne von vorzuͤglicher Zaͤhigkeit zu verwandeln, da
                              dabei die gefaͤhrlichen und schwer zu befestigenden Loͤthungen
                              wegfielen. Lezteres Hinderniß wuͤrde aber beim Gebrauch des Pulvergases von
                              selbst beseitigt seyn.
                           Uebrigens ist die Einrichtung jener Tyroler Buͤchsen ganz vorzuͤglich,
                              und muͤßte im Ganzen beibehalten werden. So viel ich weiß, traͤgt
                              jeder Schuͤze zwei zu der Buͤchse gehoͤrige Flaschen, nebst
                              einer Compressionspumpe. Ein kleiner Nebenlauf enthaͤlt sechzehn Kugeln, und
                              hat die Einrichtung, daß er vermittelst des Drucks einer Feder sogleich die
                              abgeschossene durch eine neue Ladung ersezt.
                           Bei der Anwendung des Pulvergases zeigen sich nun folgende Vorzuͤge.
                           
                              1) Wuͤrde der Apparat vereinfacht, der Schuͤze
                                 truͤge nur Eine Flasche und statt der zweiten und der Compressionspumpe
                                 jenes mit einem Traͤger zum Umhaͤngen versehene
                                 Compressionsinstrument, wie mm
                                 Fig. 4.
                                 zeigt.
                              2) Waͤre er des muͤhevollen, viele Zeit
                                 erfordernden, und waͤhrend der Action nicht wohl moͤglichen
                                 Anpumpens der Flaschen uͤberhoben. Sind die im Nebenlauf befindlichen
                                 Kugeln verschossen, so schraubt er die Flasche auf das Compressionsinstrument,
                                 sezt eine Patrone
                                 ein, und die neue Fuͤllung der Flasche waͤre innerhalb einer
                                 Minute geschehen. Er schraubt die Flasche sogleich wieder an die Buͤchse,
                                 laͤßt die, in einer Blechroͤhre befindlichen sechzehn Kugeln in
                                 den Nebenlauf laufen, und er ist zu sechzehn neuen Schuͤssen bereit. Es
                                 leuchtet ein, daß er auf diese Art in einer bei weitem kleinern Zeitdauer eine
                                 viel groͤßere Anzahl von Schuͤssen thun kann, und dabei nie in die
                                 Verlegenheit kommt, ohne Ladung zu seyn, so lange er noch vorraͤthige
                                 Patronen hat.
                              
                           Ich habe mehrmals die Zeitdauer bemerkt, worin ich mit einer Tyroler
                              Windbuͤchse sechzehn Kugeln ziemlich sicher in ein Ziel schießen konnte; sie
                              betrug 1 1/2 Minute. Da nun die neue Fuͤllung der Flasche mit Pulvergas
                              hoͤchstens eben so viel Zeit wegnimmt, so laͤßt sich leicht die große
                              Anzahl der Schuͤsse berechnen, welche dieses Gewehr moͤglich macht.
                              Solltest daher der Anwendung im Großen nicht andere mir unbekannte Hindernisse im
                              Wege liegen, so wuͤrde uns in dieser Vorrichtung eine der furchtbarsten
                              Waffen gegeben seyn, die selbst beim staͤrksten Regen, ohne Geraͤusch
                              zu machen, vorzuͤglich bei naͤchtlichen Ueberfaͤllen, Aufhebung
                              der Vorposten u.s.w., treffliche Dienste leisten wuͤrde.
                           Sollte es noch gelingen, (wozu ich jezt viel Hoffnung habe), wohlfeile und doch sehr
                              gasreiche Zusaͤze aufzufinden, deren elastische Fluͤssigkeiten das
                              langsam verbrennende Pulver entwickelte; so wuͤrde es wirklich hoͤchst
                              interessant seyn, das comprimirte Gas auch in Hinsicht seiner Anwendung auf das
                              Geschuͤz durch Versuche zu pruͤfen. Zu diesem Zweck muͤßten die
                              Geschuͤze ein laͤngeres Rohr und kleineres Caliber haben. Das Rohr
                              selbst koͤnnte sehr leicht gearbeitet seyn. Unter demselben wuͤrde ein
                              anderes starkes, rings verschlossenes Rohr als Gasbehaͤlter mit dem Ventile
                              liegen, und die Vorrichtung zur Compression des Gases durch ein zweites
                              Ventilgehaͤuse sogleich an den Gasbehaͤlter befestigt. Ein Feuerwerker besorgte dann
                              fortwaͤhrend die Compression des Gases, waͤhrend der andere abfeuerte.
                              Die Ladung koͤnnte durch eine aͤhnliche Vorrichtung wie bei der
                              Windbuͤchse geschehen, und wuͤrde auf diese Art vielfache Vortheile
                              darbieten. Wenn dann auch solche Gasgeschuͤze nicht die volle Wirkung der mit
                              gewoͤhnlicher Ladung gestatteten, so wuͤrden sie doch in vielen
                              Faͤllen eben die ausgezeichneten Dienste leisten, welche ich bei den
                              Gasbuͤchsen angefuͤhrt habe.
                           
                        
                           Anwendung der expandirenden Kraͤfte des comprimirten Pulvergases zur fortdauernden Bewegung von Maschinen.
                           Es leuchtet ein, daß die Pulverkraft bei dieser Behandlungsweise auch im Fabrikwesen
                              u.s.w. zur Bewegung der mannichfaltigsten Maschinen huͤlfreiche Dienste
                              leisten kann. Die dazu noͤthige Vorrichtung waͤre im Ganzen den
                              Dampfmaschinen aͤhnlich, wuͤrde aber bei wohlvorbereiteter und passend
                              geleiteter Compression des Gases bei weitem einfacher dargestellt werden
                              koͤnnen. Man wuͤrde dadurch vorzuͤglich an Orten, wo das
                              ohnehin taͤglich kostbarere Feuermaterial mangelt, wohlfeiler und mit
                              geringerer Bedienung alle Arten von Muͤhlen, Pumpenwerken u.s.w. von jedem
                              Maaßstabe in eine hoͤchst kraͤftige Bewegung sezen koͤnnen;
                              vorzuͤglich, wenn es unserm Streben gelingt, den Salpeter im Staate selbst,
                              wohlfeiler und haͤufiger zu bereiten, welcher ja schon jezt, als unser erstes
                              Vertheidigungsmittel, unsre groͤßte Aufmerksamkeit verdienen sollte,
                              geschweige, wenn er auch fuͤr den technischen Erwerb des Staates eine so
                              treffliche Huͤlfsquelle darbietet. Das Maaß des Gases erhoͤhende
                              wohlfeilere Zusaͤze, und selbst die, bei der hier fortdauernden Compression
                              expandirten Wasserdaͤmpfe werden die Ausfuͤhrung erleichtern, und die
                              Ruͤckstaͤnde selbst koͤnnten dann zu andern chemischen
                              Praͤparaten benuzt werden.
                           Es wuͤrde mich hier zu weit fuͤhren, wenn ich einige fuͤr diesen
                              Zweck modellirte Verrichtungen, (worunter ich noch einen sehr leicht
                              ausfuͤhrbaren Apparat zum Wasserspringen, welcher vielleicht als Feuersprize
                              hoͤchst maͤchtig wirken moͤchte, bemerke), naͤher
                              darstellen wollte, da ohnehin der Verfolg und die moͤgliche Erweiterung
                              dieser gewiß nicht unfruchtbaren Idee kostbarere Versuche und hoͤhere
                              Kraͤfte erfordern, als mir zu Gebote stehen. Ich schließe daher diese
                              Abhandlung mit dem innigen Wunsche, daß diese Darstellung der Resultate meiner
                              vielfaͤltigen, zum Theil gefahrvollen Versuche wenigstens hinreichen
                              moͤge, ein hoͤheres Interesse fuͤr diese wundervollen
                              Kraͤfte zu erwecken, in deren dunkelm Schooße unser Ungluͤck, aber
                              vielleicht auch ein Theil unsers Gluͤckes noch ruht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
