| Titel: | Ueber das Bräuwesen in Augsburg, in Beziehung auf die vortheilhafteste Einrichtung eines Bräuhauses, und besonders über die Umwandlung eines schon bestehenden Gebäudes zu einer Bräuerei, Brandweinbrennerei und Essigsiederei. | 
| Autor: | Richard Jakob August Voit [GND] | 
| Fundstelle: | Band 3, Jahrgang 1820, Nr. XVIII., S. 129 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XVIII.
                        Ueber das Bräuwesen in Augsburg, in Beziehung auf die vortheilhafteste Einrichtung eines Bräuhauses, und besonders über die
                           Umwandlung eines schon bestehenden Gebäudes zu einer Bräuerei, Brandweinbrennerei und Essigsiederei.
                        Mit Abbildungen auf Tab. XX.
                        (Von dem Kreisbau-Inspector Voit in Augsburg.)
                        Voits Anweisung zur vortheilhaften Einrichtung eines Bräuhauses.
                        
                     
                        
                           Bier ist das allgemeine Getraͤnk in Baiern, und das Braͤuwesen macht
                              einen bedeutenden Nahrungszweig in Staͤdten, und auf dem Lande aus.
                              Bierbraͤuereien und Brandweinbrennereien koͤnnen bei einer
                              zweckmaͤßigen Betreibung ein maͤchtiger Hebel zur Emporbringung der
                              Agrikultur durch Viehzucht und Viehmastung werden; denn nur durch jene ist es
                              moͤglich eine groͤßere Anzahl Vieh, als sonst der Umfang eines
                              Oekonomie-Gutes erlaubt, zu halten, und dadurch nicht nur vielen, sondern
                              auch vorzuͤglich guten Duͤnger zu gewinnen. Wenn demnach das
                              Braͤuwesen einen wesentlichen Einfluß in die Feldwirtschaft hat, verdient
                              dieses Gewerbe um so mehr die Aufmerksamkeit des Technikers, dem alles
                              Gemeinnuͤzige wichtig ist.
                           In Augsburg bluͤht die Bierbraͤuerei schon lange; das hier fabrizirte
                              Bier war immer in gutem Ruf, und es wurde als ein angenehmes, reines und geistiges
                              Getraͤnke geschaͤzt. Ich glaube daher den Lesern dieses Journals einen
                              Dienst zu erweisen, wenn ich von der Fabrikation des Augsburger Biers hier so viel
                              mittheile, als der Baumeister, welcher ein Braͤuhaus, ein in vielen
                              Ruͤcksichten wichtiges Gebaͤude, auffuͤhren soll, zu wissen
                              noͤthig hat.
                           
                           Zur Erzeugung des Biers wird Gerste und Hopfen genommen; denn nur selten und an wenig
                              Orten wird Weizenbier gebraut.
                           Aus Gersten kann braunes und weises Bier gemacht werden, und das erste unterscheidet
                              sich in Winter- oder Schenkbier, und in Lager- Sommer- oder
                              Maͤrzen-Bier.
                           Das aus der Gerste bereitete Malz ist entweder Darr- oder Luft-Malz.
                              Das erste wird in einer im Braͤuhause dazu erbauten Darre, das zweite, was
                              jedoch selten in Anwendung kommt, an der Luft gedoͤrrt. In Augsburg wird zum
                              weißen und braunen Bier Darrmalz verwendet.
                           Den eigentlichen Karakter erhaͤlt das Bier durch die Gaͤhrung, deren es
                              zweierlei Arten giebt, naͤmlich die untere-
                              oder Bottichgaͤhrung, und die obere- oder Spundgaͤhrung. Alles Lager- oder Sommerbier, auch das meiste
                              Schenk- oder Winterbier, wird auf die untere Gaͤhr gebraͤut.
                              Doch wird manchmal und unter gewissen Umstaͤnden, das erste Winterbier auf
                              der obern Gaͤhr erzeugt. Das weiße Bier aber erhaͤlt
                              durchgaͤngig die obere Gaͤhr.
                           Die untere Gaͤhr geht in großen Bottichen vor sich, welche in den dazu
                              besonders erbauten Gaͤhrkellern stehen. Von der Kuͤhl kommt die
                              Wuͤrze in die Bottiche, und hier wird ihr das Ferment, naͤmlich der
                              Untergaͤhrzeug, gegeben. Die Bottiche duͤrfen nicht ganz, sondern nur
                              bis auf eine gewisse Hoͤhe, mit Wuͤrze angefuͤllt werden, damit
                              nichts, was waͤhrend der Gaͤhrung in die Hoͤhe steigt,
                              uͤberlaufe. Was die Gaͤhrung aufwirft, muß wieder durch das Bier
                              fallen und sich zu Boden sezen. Wenn das Bier sich gehoͤrig gesezt hat und so
                              klar erscheint, daß es abgezogen werden kann, dann findet sich unten die Bodenhefe,
                              und diese ist eigentlich das Ferment, wodurch die Untergaͤhr hervorgebracht
                              wird. An einem guten Ferment ist dem sorgfaͤltigen Bierbraͤuer sehr
                              viel gelegen.
                           
                           Sind die Gaͤhrkeller gut eingerichtet und ist sonst alles in Ordnung, so geht
                              der ganze Untergaͤhrungs-Prozeß in vier, hoͤchstens in
                              fuͤnf Tagen voruͤber. Er erfordert eine Temperatur von 10–11
                              Grad Reaumur. Schon daraus ist zu ersehen, daß die Jage des Gaͤhrkellers in
                              einem Braͤuhause nichts gleichguͤltiges ist; denn nur unter gewissen
                              Umstaͤnden kann demselben die gehoͤrige Temperatur gegeben werden. Ist
                              das Bier in den Bottichen abgeklaͤrt, so kommt es in die Faͤsser, und
                              hier entsteht abermals eine, wiewohl unmerkliche Gaͤhrung. Das Lagerbier
                              kommt sogleich in die Sommerkeller, wo es bis zur Zeit des Ausschenkens oder des
                              Abgebens an die Wirthe aufbewahrt wird. Kann man im Gaͤhrkeller die
                              gehoͤrige Temperatur nicht mehr haben, und wird die Witterung zu warm, so
                              laͤßt sich kein Lagerbier mehr bereitenNur auf der obern Gaͤhr ist es moͤglich das ganze Jahr hindurch
                                    Bier zu braͤuen. Es ist aber erwiesen, daß auf der obern Gaͤhr
                                    kein so nahrhaftes, reines Bier erhalten werde, wie auf der untern, und
                                    daher wird die leztere Braͤumethode immer den Vorzug behalten. Herr
                                    Serviere sagt in seinem Werke uͤber Bierbraͤuerei, daß seine
                                    Methode den Vortheil gewaͤhre, das ganze Jahr hindurch im Sommer und
                                    Winter, ein Bier zu braͤuen, welches spaͤtestens in 8 Tagen
                                    trinkbar ist, und ohne Faß und Keller mit einer Ersparniß von mehr als 30
                                    proCent erhalten, und dem Abnehmer in brauchbaren Zustand geliefert werden
                                    koͤnne. Zur Ersparung der Faͤsser schlaͤgt er kupferne
                                    Erhaltungs-Zylinder vor, welche in Eißgruben stehen und um mit Eiß
                                    umgeben seyn sollen. Wird sich aber im Sommer dieses Bier mehrere Stunden
                                    weit zu den Zapfenwirthen verfahren lassen? Wird es nicht, sobald es aus dem
                                    Eiskeller kommt und wieder der atmosphaͤrischen Luft ausgesezt ist,
                                    schlechter und sauer werden? Das Augsburger Bier wird 10 bis 15 Stunden weit
                                    gefahren, und doch bleibt es glaͤnzend hell und vollkommen gut. Dies
                                    ist wohl ein Beweiß von der eigenthuͤmlichen Guͤte des
                                    Biers.. Die Bierbrauer berechnen bei jedem Sud Lagerbier die Zeit, wann das Bier ausgeschenkt werden
                              soll, und richten die Qualitaͤt desselben darnach ein. Das Bier, welches in
                              den lezten Monaten des Jahrs ausgeschenkt werden soll, muß natuͤrlich
                              staͤrker eingebraͤut werden, als dasjenige, welches fruͤher
                              getrunken wird.
                           Die obere- oder Spundgaͤhr gehet in den Faͤssern, in welchen das
                              Bier bleiben soll, vor. Dieser Gaͤhrungs-Prozeß vertraͤgt eine
                              groͤßere Waͤrme, und daher kann auch im Sommer auf diese Art
                              gebraͤut werden. Wenn das weiße Bier von der Kuͤhl in die
                              Faͤsser gefuͤllt ist, wird der Gaͤhrzeug gegeben. Alles, was
                              die Gaͤhrung aufwirft, treibt oben zum Spundloch des Fasses heraus, und diese
                              Hefe giebt wieder den Obergaͤhrzeug. Die obere Gaͤhrung ist in 24
                              Stunden vollendet, und das Bier kann in einigen Tagen nach dem Sieden verbraucht
                              werden. Braͤut man auch braunes Bier auf die obere Gaͤhr, (was jedoch
                              sehr selten geschieht), so wird es nicht so stark gemalzt und gehopft, als
                              Lagerbier, welches erst spaͤter ausgeschenkt wird. Aber man hat aus
                              Erfahrung, daß wenn man gleiche Quantitaͤt und Qualitaͤt Malz und
                              Hopfen nimmt, dennoch das Bier auf der untern Gaͤhr staͤrker und
                              nahrhafter werde, als das auf der obern. Dies kommt daher, weil die obere
                              Gaͤhr, als nicht vollendet angesehen werden kann. Bei der untern Gaͤhr
                              muß, wie gesagt, alles was der Gaͤhrzeug aufgeworfen hat, wieder durch das
                              Bier fallen und sich zu Boden sezen, wodurch die Gaͤhrung erst vollendet
                              wird, und dann steht das Bier hell und klar auf dem Bodensaz.
                           Den Gaͤhrungs-Prozeß hat man genau und sorgfaͤltig zu
                              beobachten; denn davon haͤngt das meiste ab, was zur Fabrikation eines
                              gesunden und nahrhaften Biers beitraͤgt.
                           Man hat schon oft und nicht ohne Grund behauptet, daß die Guͤte des Augsburger
                              Biers, von der Beschaffenheit des Wassers, welches zum Braͤuen genommen wird,
                              herruͤhre. Die
                              Untersuchung des Wassers nach seinen Bestandtheilen, gehoͤrt in das Gebiet
                              der Chemie, und ich bemerke hier nur, daß die Quellen des hiesigen
                              Roͤhrenwassers in einer Ebene des Lechthals entspringen, daß dieses Wasser in
                              einem offenen Kanal 3 bis 4 Stunden weit zur Stadt geleitet, dann durch hydraulische
                              Werke gehoben und so in die Brunnen der Stadt vertheilt wird. Es hat aber die
                              Erfahrung gelehrt, daß Wasser, welches lange in Roͤhren laͤuft, den
                              Braͤuereien zutraͤglich ist. Man kann mit Recht behaupten, daß die
                              Augsburger Braͤuereien vorzuͤglich gutes Wasser zu ihren
                              Geschaͤften haben, und daß sie auch in hinreichender Menge damit versehen
                              werden koͤnnen.
                           In den Staͤdten ist mehrentheils der Raum der Braͤuhaͤuser
                              beschraͤnkt, oder doch wenigstens nicht so ausgedehnt als zu wuͤnschen
                              waͤre. Nicht selten stehen auch andere Gebaͤude in der Naͤhe,
                              welche den Braͤugeschaͤften eben nicht sehr vortheilhaft sind. Dies
                              ist auch in Augsburg der Fall; man konnte hier selbst die groͤßten
                              Braͤuhaͤuser nicht immer nach Willkuͤhr und nach strengen
                              Regeln anlegen. Daher weichen die innern Einrichtungen der hiesigen
                              Braͤuhaͤuser sehr von einander ab; und findet sich kein ganz
                              vollkommnes unter ihnen; so ist bald der innere Raum, bald die zu nahe Umgebung
                              daran Schuld. Indessen wird man auch wahrnehmen, daß das eins in dieser, das andere
                              in jener Ruͤcksicht etwas vortheilhaftes und nachahmungswuͤrdiges hat.
                              Vereiniget der Baumeister diese einzelnen Vorzuͤge bei ganz freiem Bauplaze
                              und unter sonst guͤnstigen Umstaͤnden mit einander, so wird er ein
                              vollkommenes Werk dieser Art herstellen.
                           Da ich dem Leser, in einer kurzen Beschreibung, einen Begriff des Augsburger
                              Bierwesens geben will, so ist es nothwendig, daß ich ihn mit den besten
                              Braͤuhaͤusern, und mit allem, was zur Braͤuerei gehoͤrt,
                              bekannt mache.
                           Das erste, worauf man bei einer Braͤuerei zu sehen hat, ist der Weichkasten (Quellbottich) und was sonst noch damit in Verbindung
                              steht.
                           Ich werde demnach einen der vorzuͤglichsten Weichkaͤsten, die ich in
                              den hiesigen Braͤuereien gesehen habe, naͤher beschreiben; es
                              gehoͤrt dazu die Zeichnung Fig. A
                              B und C Tab. XX. mit Grund-Aufriß und Durchschnitt.
                           Dieser Weichkasten hat, wie Fig. A im Grundriß zeigt, ein ablanges Viereck; er ist 13' im Licht
                              lang, 7 dergl. breit, und 4' 11'' hoch. Der Boden besteht aus einem einzigen
                              Stuͤck, und eben so jede Seitenwandung. Die Seitenwaͤnde sind in den
                              Ecken mit sich selbst, und mit dem Boden uͤberfalzt. Wenn man diese
                              Stuͤcke mit gutem Kitt zusammenfuͤgt, so wird der Boden vollkommen
                              wasserdicht. Der Boden hat eine Dicke von 6 Zoll; die Seitenwaͤnde halten 4
                              1/2 Zoll. Solche Steinplatten erhaͤlt man von vorzuͤglicher
                              Guͤte und hinlaͤnglicher Groͤße aus Eichstaͤtt. Auch die
                              Steinbruͤche bei Fuͤssen liefern dergleichen Weichkaͤsten nach
                              Augsburg. Ich muß hiebei bemerken, daß die Steinplatten, wenn man sie nicht so groß
                              bekommen kann, zusammengesezt, und mit eisernen Klammern verbunden werden
                              koͤnnen. Wird die Bodenplatte aus zwei oder drei Stuͤcken gemacht, so
                              darf der Kasten nicht auf einer blosen Unterlage stehen, sondern der ganze Boden muß
                              untermauert werden. Warum aber ein solcher Kasten hoͤher gestellt werden
                              soll, wird sich in der Folge zeigen.
                           Der Weichkasten, von dem hier die Rede ist, hat das Eigenthuͤmliche, daß er in
                              einer gemauerten und gewoͤlbten Nische steht. Dadurch wird er mehr gegen das
                              Eindringen der Kaͤlte geschuͤzt, als wenn er ganz frei stuͤnde,
                              ein Umstand, der in jeder gut eingerichteten Braͤuerei beabsichtiget werden
                              sollte. Die Fensteroͤffnung Lit. a wird mit einem
                              doppelten Fenster versehen, welches hinlaͤnglich gegen Kaͤlte
                              schuͤzt und dem Weichkasten das benoͤthigte Licht zulaͤßt.
                              Jeder Weichkasten sollte
                              wie dieser, unmittelbar auf dem Malzboden oder der Keimtenne stehen, und mittelst
                              einer Roͤhrenleitung nach Aufdrehung eines Hahnen Lit. b mit Wasser gefuͤllt werden koͤnnen; denn es ist
                              noͤthig, der einzuquellenden Gerste oͤfters frisches Wasser zu geben.
                              Auch muß die Weiche so hoch stehen, damit das Wasser wieder abgeleitet werden kann.
                              Im vorliegenden Fall ist die Ableitungs-Roͤhre bei Lit. c angebracht. Dieser Weichkasten hat noch eine
                              Vorrichtung, durch welche die gequollne Gerste leicht auf den Keimplaz gebracht
                              wird. Bei Lit. d im Grundriß, so wie im Aufriß und
                              Durchschnitt, ist in dem Boden des Kastens eine 6 Zoll im Quadrat haltende Oeffnung
                              zu sehen. Diese Oeffnung kann man nach Willkuͤhr schließen und oͤffnen
                              mittelst des Zapfens Lit. e
                              Fig. B
                                  und C, welcher bei Fig. D etwas groͤßer abgebildet ist.
                              Der Zapfen oder die Stange selbst ist von hartem Holz und hat oben bei f
                              Fig. D
                                  einen eisernen Ring. Unten ist der viereckige, abwaͤrts etwas
                              zugespizte hoͤlzerne Pfropf Lit. g befestigt,
                              welcher mit einer eisernen, scharf gearbeiteten Umfassung versehen ist. Auch die
                              Oeffnung durch die steinerne Bodenplatte hat ein eisernes Futter, in welches der
                              Pfropf genau paßt. Der Stiel e geht durch den Pfropf g und hat unten eine eiserne Schraube, wodurch beide
                              fest zusammengehalten werden. Wenn der Weichkasten leer ist, wird der Pfropf mit dem
                              Stiel fest in die Oeffnung gedruͤckt, so daß der Pfropf kein Wasser
                              durchlaͤßt. Nun kann der Kasten mit Gerste und Wasser gefuͤllt werden.
                              Ist die Gerste genug geweicht, so wird das Wasser durch die Roͤhre c abgeleitet. Soll der Zapfen gezogen werden, so steckt
                              man durch den Ring f einen Hebel, der mit dem einen Ende
                              eine Auflage auf der hintern Kastenwand hat, und mit diesem zieht man den Pfropf aus
                              der Oeffnung der Bodenplatte. Hierauf rinnt die gequollne Gerste aus dem Kasten,
                              dann auf der schiefen Flaͤche hi auf den
                              Keimplaz, und von hier
                              kann sie verbreitet werden. Man wird nun leicht einsehen, warum der Kasten 2 Fuß vom
                              Boden des Malzplazes erhoͤht seyn muß.
                           Durch die bisher beschriebene Verrichtung wird bei einer großen Braͤuerei viel
                              Zeit und Arbeit erspart, was bei einem solchen Geschaͤfte keine Kleinigkeit
                              ist. Es muß aber auch die einzuweichende Gerste ohne große Muͤhe und
                              Zeitverlust in den Weichkasten gebracht werden koͤnnen. Gewoͤhnlich
                              wird die Gerste auf dem Boden unter dem Dache aufbewahrt. Von diesem Gerstenboden
                              geht in unserm Braͤuhause eine Rinne in den Weichkasten, wie bei Lit. k
                              Fig. A
                              B und C zu sehen ist. In den Weichkasten muß eine gewisse Quantitaͤt Gerste
                              eingemessen werden. Um dieses Einmessen zu erleichtern, ist auf dem Gerstenboden
                              eine Gosse angebracht, welche so viel Gerste faßt, als eingeweicht werden soll.
                              Diese Gosse zeigt Lit. E. Bei Lit. a befindet sich ein Schieber; dieser wird geschlossen
                              und dann die Gerste eingebracht. Ist das Maas mit Gerste erfuͤllt, so wird
                              der Schieber heraus genommen und die Frucht rinnt nach und nach in den Weichkasten.
                              Bei Fig. F ist der Schieber a etwas groͤßer vorgestellt und man kann hier sehen, daß er sich in
                              einer Nuth bewegt. Wenn die Gosse abgelaufen ist, kann der Schieber wieder
                              geschlossen werden.
                           Ich komme nun zum Keimplaz, auf dem die gequollne Gerste zum Keimen gebracht wird,
                              und will die Beschaffenheit desselben naͤher beschreiben.
                           Es ist sehr gut, wenn der Keimplaz etwa 5 Fuß tief in den Boden kommen kann, weil er
                              dann diejenige Temperatur erhaͤlt, welche den Wurzelkeim hervorlockt. Es
                              gehen hier von zwei Seiten Oeffnungen nach außen, und diese koͤnnen mit
                              Fenstern und Laͤden verwahrt werden. Der Boden wird entweder gepflastert oder
                              erhaͤlt einen Aestrich. Im gegenwaͤrtigen Fall ist es mit gebrannten
                              rothen Steinen, welche 1 1/2 Fuß im Quadrat groß sind, belegt.
                           
                           Die ausgebreitete Gerste soll ein gleiches Wachsthum erhalten, und daher thut man
                              wohl, wenn man unter dem Pflaster eine Schichte von gleicher, aber trockner Erde
                              anbringt; am besten aber nimmt man dazu klein gestoßenen Mauerschutt. Da der
                              Keim-Plaz in der Erde seyn muß, so koͤnnen nur kleine Fenster, wie in
                              einem Keller, angebracht werden, und diese entsprechen dem Zweck besser als große,
                              welche zu viel Kaͤlte durchlassen wuͤrden. Es ist gut, wenn der
                              Keimplaz gewoͤlbt wird, aber es ist nicht durchaus nothwendig. Uebrigens soll
                              man darauf sehen, daß weder von unten auf, noch von der Seite Wasser eindringen
                              koͤnne, und daß die Waͤnde nicht feucht seyen. Daß ein solcher Plaz
                              groß genug und dem Umfange der ganzen Braͤuerei angemessen seyn
                              muͤsse, versteht sich von selbst. Die Hoͤhe desselben kann 8 bis 9 Fuß
                              betragen, und dann kann man noch, wenn sich der Welkboden gerade uͤber dem
                              Keimplaz befindet, die gekeimte Gerste mit Schaufeln dahin werfen. Ist aber die
                              Hoͤhe zu groß, so wird die Gerste in Koͤrben auf denselben gezogen,
                              was hier der Fall ist. Bei Fig. A ist Lit. l die Oeffnung dazu in
                              der Decke.
                           Zum Aufziehen der gekeimten Gerste auf den Welkboden, ist leicht eine Vorkehrung zu
                              treffen. Man kann entweder nur einen, oder zwei Koͤrbe dazu anwenden, wovon
                              der eine aufsteigt, der andere niedersinkt. Auch kann man leicht eine solche
                              Einrichtung machen, daß zu dem ganzen Geschaͤft eine einzige Person, welche
                              den Korb fuͤllt, aufzieht und oben ausleert, hinlaͤnglich ist.
                           Es wuͤrde mich zu weit fuͤhren alle die Maschinerien zu beschreiben,
                              welche in den hiesigen Braͤuhaͤusern vorkommen; und ich
                              uͤbergehe sie um so eher mit Stillschweigen, da es nicht Sache des
                              Baumeisters ist, sie anzuordnen.
                           Auf der Schwelk oder dem Welkboden trocknet die gekeimte Gerste wieder ab. Dieser Plaz muß
                              vorzuͤglich trocken seyn, und daher liegt er in allen den hiesigen
                              Braͤuhaͤusern, die ich bisher gesehen habe, in der Hoͤhe. Wo es
                              seyn kann, giebt man dem Welkboden von zwei Seiten Oeffnung, damit die Luft
                              uͤber das ausgebreitete Malz streiche. Um die aufsteigenden
                              waͤsserigen Theile abzufuͤhren, haben hier manche Welkboͤden
                              Oeffnungen unmittelbar unter der Decke. Der Fußboden eines solchen Plazes wird
                              entweder mit Steinen gepflastert, oder bekommt einen Aestrich. Solenhofer Steine
                              sind nicht so gut, weil diese bei feuchter Witterung Naͤsse an sich ziehen
                              und dadurch das Trocknen des Malzes erschweren.
                           Die Darre ist eines der wichtigsten Stuͤcke bei
                              einer Braͤuerei, und sie verdient um so mehr die Aufmerksamkeit des
                              Technikers, weil man in Ansehung der Konstruction derselben noch nicht allgemein
                              einverstanden ist.
                           Viele behaupten, der durch die Darre gehende Rauch sey dem Malz nachtheilig; andere
                              erfahrne Bierbraͤuer aber glauben, daß der Rauch Theile mit sich
                              fuͤhre, die auf die Koͤrner wirken und eine Gaͤhrung abhalten,
                              wie etwa der Rauch das Fleisch gegen Faͤulniß schuͤze. Daher werden
                              die Malzdarren auf verschiedene Art construirt. Es giebt solche, welche den Rauch
                              abhalten, und wieder andere, welche ihn durch das aufgeschuͤttete Malz
                              lassen. Die Bauart der leztern ist ebenfalls verschieden; denn es hat entweder die
                              Waͤrme und der Rauch eine gewisse Zirkulation in Kanaͤlen, um den
                              Boden der Darre gleichheitlich, das heißt auf allen Punkten gleich warm zu machen;
                              oder es steigt die Waͤrme in der Mitte herauf und vertheilt sich links und
                              rechts in gemauerte Kanaͤle. Manche Darren stehen blos in Kammern, und in
                              diesen verbreitet sich der Dampf und Rauch. Fuͤr den Abzug ist ein
                              Dampf- und Rauchschloth in der Decke angebracht; auch koͤnnen die
                              Fenster geoͤffnet werden. Noch eine andere Art von Darre hat keine
                              Gaͤnge auf den Seiten, sondern ist mit Mauern eingeschlossen und gewoͤlbt.
                              Den Dampf und Rauch abzuleiten, dient ein großer Schloth im Gewoͤlbe mit
                              einem Schieber. Um Zugluft zu erregen, muß eine solche Darre gegen die Aussenseite
                              Fenster haben, welche willkuͤhrlich geoͤffnet werden
                              koͤnnen.
                           Bei Fig. G
                                  und H ist eine Darre abgebildet, welche sich hier in einem der groͤßten
                              Braͤuhaͤuser befindet und sehr gute Dienste leistet. Sie steht in
                              einer Kammer, hat bei Lit. a Fenster nach aussen, und
                              gerade ober dem Darrofen einen Schloth zur Abziehung des Rauches und der
                              Daͤmpfe. Die Laͤnge des Darrofens betraͤgt 26 Fuß und die
                              Breite 10. Vom Boden des Welkplazes ist sie 4 1/2 Fuß erhoͤht. Sie wird von
                              unten durch den Feuerschlund Lit. b
                              Fig. H geheizt, welcher die Hize bei Lit. c Lit. G in den Kanal, die
                              Sau genannt, ausstroͤmt, wodurch sie sich unter dem Boden der Darre
                              verbreitet. In dem Durchschnitt Fig. H ist die Gestalt der sogenannten Sau zu sehen. Sie besteht aus
                              dem Kanal Lit. d, welcher 1 Fuß hoch und 1' 10'' breit
                              ist, und dessen Seitenwaͤnde entweder von aufgestellten Steinen gemauert,
                              oder aus besondern vom Toͤpfer dazu geformten Kacheln zusammengesezt sind.
                              Bei den Buchstaben ee etc. gehen 4 Zoll weite 1
                              Fuß hohe Oeffnungen, welche einen Fuß weit aus einander sind, durch die aus
                              Backsteinen oder aus Kacheln bestehende Kanal-Wand. Den Kanal Lit. dd deckt, wie der Durchschnitt zeigt, ein spiziges
                              Dach, welches aus Dachziegeln, oder auch aus Toͤpfer-Kacheln gebildet
                              ist. Dieses Dach hat auf beiden Seiten, so wie die Seitenwaͤnde 4 Zoll
                              breite, einen Fuß aus einander stehende Schlizen. Von dem Kanal c gehet die Hize in die Kanaͤle ff, deren Waͤnde eben so
                              durchloͤchert, gemauert, oder aus Kacheln zusammengesezt sind. Die Oeffnungen
                              der Kanalwaͤnde duͤrfen nicht einander gegenuͤber stehen,
                              sondern muͤssen gegen einander abwechseln. Auf die Kanaͤle ff etc. wird wieder eine durchbrochene, einen Fuß hohe Wand,
                              drei Zoll dick, von Baksteinen aufgemauert, oder von Kacheln zusammengefuͤgt,
                              wodurch gleichsam zwei Stokwerke, naͤmlich f und
                              g, entstehen. Von den aͤußersten
                              Kanalwaͤnden Lit. l wird uͤber die drei
                              Kanaͤle ein spiziges Dach lml gesezt,
                              welches immer zwei Fuß von einander, 6 Zoll weite Oeffnungen in der Form
                              gewoͤhnlicher Dachlucken hat. Dieses Dach besteht entweder aus Dachziegeln
                              oder Kacheln, zu deren Befestigung eiserne Schienen wie Dachsparn aufgestellt
                              werden. Damit aber der ganze Darrofen geschlossen werde, so fuͤhrt man die
                              halbschuhigen Mauern n. o. p. q., so hoch, als es
                              noͤthig ist, auf.
                           Um die aͤussern langen Umfassungs-Mauern des Darrofens Lit. xy zu verbinden und zu befestigen, und um den
                              Ruͤcken der Darre aufsezen zu koͤnnen, werden die starken eisernen
                              Schienen rs aufgelegt. Die ganze Laͤnge des
                              Darrofens betraͤgt 26 Fuß, und auf diese Laͤnge sind 5 dergleichen
                              Schienen noͤthig. Auf die vier Umfassungs-Mauern nopq wird ein hoͤlzernes, auf den Ecken
                              uͤbereinander geplattetes Geschaͤl gelegt, und an dieses werden auf
                              beiden Seiten bei Lit. u, die 5 eisernen Schienen mit
                              Schrauben und Naͤgeln befestigt. Nun richtet man die eisernen Schienen rt und st auf,
                              und befestiget auf sie das durchloͤcherte Eisenblech, welches die Darre
                              bildet. Um zu verhindern, daß Malz auf den Boden oder uͤber die Darre falle,
                              biegt man das Eisenblech an den vier Seiten auf, und macht es an der Wange des
                              hoͤlzernen Geschaͤls fest, die Loͤcher, welche durch das Blech
                              der Darre geschlagen werden, duͤrfen nicht so groß seyn, daß Koͤrner
                              durchfallen koͤnnen. Auf diese Art ist die ganze Darre hergestellt.
                           Manche Darre hat keinen Ruͤcken rts wie die
                              vorliegende, sondern das Blech geht horizontal nach der Linie rs. Man hat aber bemerkt, daß dann die Hize in der
                              Mitte uͤbermaͤßig wird, und daß das Malz ungleich doͤrrt, weil die
                              Mitte zu nahe an der Spize der sogenannten Sau liegt. Daher macht man die obere
                              Dachung rt beinahe mit der Dachung der Sau
                              parallel, und so kann man ein gleich gedoͤrrtes Malz erhalten.
                           Ich habe in Augsburg auch Malzdarren gesehen, welche auf das bloße Gebaͤlk
                              gesezt waren, und nur ein doppeltes Pflaster hatten. Dieß ist
                              Feuergefaͤhrlich und sollte von der Polizei nicht geduldet werden.
                           Manche wollen die Sache dadurch verbessern, daß sie auf das Gebaͤlk eine Lage
                              grobes Kies schuͤtten und dann erst ein Pflaster legen. Auch dieses
                              schuͤzt nicht genug vor Gefahr, und es ist immer besser, wenn das
                              Gebaͤlk ganz ausgewechselt, und die Darre auf ein festes, feuersicheres
                              Gewoͤlbe gesezt wird.
                           Jede Darre bedarf einer besondern Thuͤr zur sogenannten Sau, damit man sie,
                              weil sich viel Ruß ansezt, von Zeit zu Zeit reinigen kann. Alles Mauerwerk einer
                              Darre sollte, wie alle Feuerwerke uͤberhaupt, nicht mit Kalk, sondern mit
                              Lehmmoͤrtel hergestellt werden.
                           Man findet hie und da Darren von Kupferblech. Dieses ist zwar theurer, aber auch viel
                              dauerhafter als Eisenblech. Es fragt sich jedoch, ob es nicht der Gesundheit
                              nachtheilig ist, weil hier viel Wasser von der Hize zersezt wird. –
                           Stehet ein Darrofen in einer Kammer, so kann sich darin der Dampf und Rauch
                              ausdehnen; und zieht der Schloth, der durch die Deke geht, gut, so sezen sich keine
                              Tropfen an derselben an. Wird die Darre in ein Gewoͤlb eingeschlossen, so
                              wird die Waͤrme sehr zusammen gehalten, was an sich gut ist; wenn dann aber
                              nicht genug Oeffnungen nach aussen vorhanden sind, von denen man zur rechten Zeit
                              Gebrauch machen kann, und wenn der Dampfschloth nicht gehoͤrig zieht, so
                              sezen sich Tropfen am Gewoͤlbe an, welche wieder in die Darre fallen und das Malz
                              verunreinigen. Will man also den Raum uͤber dem Darrofen
                              uͤberwoͤlben, so muß man fuͤr hinreichende Hoͤhe
                              uͤber dem Darrofen sorgen, und so viele Zugloͤcher anbringen, als
                              erforderlich sind.
                           Wenn eine Darre einen Kanal erhalten soll, in welchem die Waͤrme zirkulirt, so
                              geht der von unten aufsteigende Feuerschlund in eine Ecke des Darrofens. Der Kanal
                              wird so gerichtet, daß er zuerst aussen herum an den Waͤnden und dann nach
                              der Mitte sich zieht. Auch dieser Kanal bekommt ein spiziges, aus Dachziegeln oder
                              Kacheln bestehendes Dach, und den Waͤnden des Kanals giebt man, so wie dem
                              Dache, Schlizoͤffnungen. Man muß aber in den Feuerlaͤufen die
                              Oeffnungen anfangs sparsam und zulezt haͤufiger und von groͤßerer
                              Weite anbringen; dadurch wird eine Zirkulation der Luft erregt, und die Hize
                              vertheilt sich gleich unter der Darrflaͤche. Bei einer solchen Einrichtung
                              ist es moͤglich dem Darrofen eine horizontale Flaͤche zu geben.
                           Auf dem Lande trift man viele Darren an, welche nicht aus Blech, sondern aus
                              thoͤnernen Kacheln bestehen.
                           Es ist noch nicht ausgemacht, welche Art der bekannten Darroͤfen die beste
                              ist, welche am sichersten und zugleich am schnellsten abtrocknet und abdarrt. Ueber
                              diesen wichtigen Gegenstand sollten noch vergleichende Versuche angestellt
                              werden.
                           In den Augsburger Braͤuhaͤusern findet man zum Theil Braͤukessel; in den groͤßern aber meistens
                              Pfannen. Die lezten verdienen wohl den Vorzug. Die
                              erste Eigenschaft einer Braͤupfanne ist, daß sie moͤglichst bald zum
                              Sieden gebracht werden kann; denn in einer Braͤuerei ist Zeitverlust der
                              groͤßte Verlust. Die zweite Eigenschaft kann die seyn, daß man eine Pfanne
                              mit dem wenigsten Brennmateriale zu erhizen im Stande ist.
                           Ueber die Ersparung des Holzes bei Braukesseln und Pfannen wurden schon sehr viele
                              Versuche angestellt, wovon auch mehrere zur Anwendung kamen. Wenn das Einmauern der
                              Braͤupfannen zwar Holz erspart, aber eine laͤngere Zeit noͤthig
                              hat, um zum Sieden zu kommen; oder wenn dadurch das Kupfer zu sehr leidet, und die
                              Pfanne vor der Zeit zu Grunde geht, so ist jenes Einmauern unlaͤugbar zu
                              verwerfen. –
                           Bei Fig. I und K ist eine eingemauerte Pfanne eines großen Augsburger Braͤuhauses
                              vorgestellt. Lit. a ist das Aschenloch und Lit. b das Schierloch. Bei cc sieht man den Rost auf den das Holz gelegt wird. In den Ecken sind
                              Pfeiler worauf die Pfanne ruht. Durch die Zuͤge ef wird die Spielung des Feuers um die Pfanne hervorgebracht. Die ganze
                              Pfanne steht im Feuer und erhizt sich bald. Sie wird von aussen in der Schiergrube,
                              welche drei Fuß tief im Boden liegt, gefeuert.
                           Ueber der Pfanne ist ein Dampfschloth mit einem Mantel angebracht, welcher die
                              Duͤnste abfuͤhrt. Der Deckel zur Pfanne haͤngt an einer
                              Flasche, und kann leicht weggenommen und wieder auf den Kessel gesezt werden.
                           Die Kuͤhl soll vom Sudhaus entfernt seyn;In den großen Londner Braͤuereien befinden sich die ungeheuern
                                    Kuͤhlschiffe im obern Theil der Braͤuhaͤuser, und auf
                                    diese wird das Bier aus den Gaͤhrkellern durch eigene Maschinen
                                    gehoben. Daß ein so erhoͤhter Plaz zum Abkuͤhlen des Biers
                                    sehr vortheilhaft sey, ist außer allem Zweifel, und diese Art verdient
                                    nachgeahmt zu werden, wiewohl Deutschland nie eine so große Braͤuerei
                                    haben wird, wie England. da aber, wie ich schon fruͤher bemerkte, die
                              Braͤuhaͤuser in den Staͤdten ruͤcksichtlich des Raumes
                              sehr beschraͤnkt sind, so trift man auch in Augsburg die Kuͤhle
                              mehrentheils im Sudhause selbst an. Der beschraͤnkte Raum ist zugleich
                              Ursache, daß man der
                              Kuͤhl keine solche Ausdehnung geben kann, als erforderlich ist zum
                              Abkuͤhlen des Biers, ohne dasselbe zu ruͤhren. Man trift sogar zwei
                              Kuͤhlen uͤbereinander an. Großentheils wird von Hand, das heißt, ohne
                              Maschine abgekuͤhlt. In vielen Braͤuhaͤusern aber braucht man
                              Maschinen zum Abkuͤhlen, die sich entweder im Kreise umherbewegen, oder die
                              Ruͤhrkruken hin und her schieben. Mehrentheils steht dabei das Bier 8 Zoll
                              hoch im Kuͤhlschiff.
                           Viele Baumeister behaupten, daß es besser sey, wenn das Bier geruͤhrt werde,
                              als wenn es still stehend abkuͤhlen muͤsse.
                           Die Gaͤhrkammer ist in einer Braͤuerei von
                              der groͤßten Wichtigkeit; denn von einer vollkommenen Gaͤhrung des
                              Biers haͤngt sehr viel ab. Einer der besten Gaͤhrkeller, welche ich in
                              Augsburg gesehen habe, liegt 5 Fuß tief in der Erde und ist gewoͤlbt. Dabei
                              hat er eine solche Hoͤhe, naͤmlich 9 Fuß, daß noch 3 Fuß Raum
                              uͤber den Gaͤhrgeschirren bleibt. Auf einer Seite befinden sich
                              Fenster von 4 Fuß Breite und 3' Hoͤhe. Mit der einen Seite stoͤßt er
                              an das Sudhaus und unmittelbar an die Kuͤhl. Der Fußboden ist mit großen
                              gehauenen Schalen belegt, und um das Pflaster abschwemmen zu koͤnnen, hat der
                              Keller ein Abzugsdohl.
                           Dieses hier Gesagte wird das Wesentlichste uͤber die wichtigsten Theile eines
                              Braͤuhauses seyn. Die Construction und Eigenschaften dieser einzelnen Theile
                              muß ein Baumeister nothwendig kennen; will er aber etwas Vollkommenes herstellen, so
                              muß er sich mit den Geschaͤften, welche in einem Braͤuhause betrieben
                              werden, mit dem ganzen Haushalt einer Braͤuerei genau bekannt und vertraut
                              machen; denn bloße Mittheilungen der Ansichten, welche die Bierbraͤuer haben,
                              bloße Geschaͤftserzaͤhlungen derselben geben dem Architekten noch
                              keinen reinen Begrif zur Anlegung und Ausfuͤhrung eines so wichtigen
                              Bauwerkes. Der Baumeister soll auch hier mit eigenen Augen sehen, und nach eigenen richtigen
                              Grundsaͤzen handeln.
                           Die groͤßten Vortheile bei einer Braͤuerei entstehen dadurch, wenn
                              jedes Stuͤck an seiner gehoͤrigen Stelle ist; wenn eines in das andere
                              eingreift, so daß man Arbeiter und Zeit erspart; wenn der Keim- und
                              Welkboden, Kuͤhl- und Gaͤhrkeller so eingerichtet, und die
                              aͤußern und innern Verhaͤltnisse dazu so ausgemittelt sind, daß der
                              Bereitung des Malzes, dem Sudwerk, dem Abkuͤhlen, dem chemischen Prozeß der
                              Gaͤhrung u.s.w. keine aͤußere Einwirkung schadet, und im Innern keine
                              Zeit unnoͤthig verschwendet wird; und wenn endlich Darre und Pfanne mit dem
                              geringsten Aufwand von Brennmateriale, und ohne Nachtheil fuͤr die
                              Gefaͤße und das Fabrikat, gefeuert werden koͤnnen. Dieß alles
                              zweckmaͤßig anzuordnen ist die schwierige Aufgabe fuͤr den
                              Architekten. Da der Baumeister, welchem die Aufgabe gemacht wird, ein
                              Braͤuhaus zu bauen, von allen Geschaͤften, welche bei einer
                              Braͤuerei vorkommen, gruͤndlich unterrichtet seyn muß, so sehe ich
                              mich veranlaßt hier eine kurze Uebersicht dieser Geschaͤfte zu geben. Ich
                              entlehne diese Beschreibung auszugsweise aus meinem Handbuche landwirthschaftlicher
                              Baukunst, in welchem ich das noͤthigste abgehandelt habe, was ein Architekt
                              vom Braͤuwesen zu wissen bedarf.Handbuch der landwirthschaftlichen Baukunst in zwei Theilen mit 22 lith.
                                    Zeichnungen, 1817 im Verlag der lithographischen Kunstanstalt bei der
                                    Feiertags-Schule in Muͤnchen. Ladenp. 5 fl.
                              
                           
                        
                           Kurze Uebersicht der Geschaͤfte, welche beim Bierbraͤuen vorkommen.
                           Man erwarte hier keine vollstaͤndige Anweisung zur Bierbraͤuerei,
                              sondern nur eine kurze Uebersicht der Geschaͤfte wie sie nach einander
                              betrieben werden. Dadurch schon wird, wie ich glaube, der Baumeister in den Stand gesezt, bei
                              Anlegung eines solchen Gebaͤudes, seine Anordnungen so zu treffen, daß die
                              Geschaͤfte des Braͤuwesens mit dem wenigsten Zeitverlust und ohne
                              Stoͤrung und Unterbrechung verrichtet werden koͤnnen. Ein guter
                              Bierbraͤuer hat freilich weit mehr zu wissen noͤthig; ja er sollte
                              hoͤhere Hilfswissenschaften und chemische Kenntnisse besizen, um fuͤr
                              die vorkommenden Operationen den erforderlichen Grad der Waͤrme, der
                              Gaͤhrung u.s.w. mit Bestimmtheit angeben zu koͤnnen.
                           Gewoͤhnlich wird das Geschaͤft des Bierbraͤuers blos
                              abgerichteten Leuten anvertraut. Ist einmal das Braͤuwerk gut eingerichtet,
                              so wird, wenn nicht neue Hindernisse eintreten, selten ein Sud mißlingen, oder
                              umschlagen. Aber man hat Beispiele, daß in einem Braͤuhause vollkommen gutes
                              Bier gesotten werden konnte; als man aber einige Veraͤnderungen mit demselben
                              vornahm, war man nicht mehr im Stande, dem Getraͤnke die gehoͤrige
                              Feinheit und den vorigen guten Geschmack zu geben. Solche Fehler zu verbessern oder
                              zu vermeiden ist Sache des wissenschaftlichen Bierbraͤuers, oder vielmehr des
                              Chemikers, so wie uͤberhaupt das ganze Braͤuwesen auf
                              Grundsaͤzen dieser Wissenschaft beruht.
                           Hat ein Baumeister sein Gebaͤude so angelegt, daß alle Gefaͤße am
                              rechten Plaze stehen; daß jeder Raum, der zu gewissen Verrichtungen bestimmt ist,
                              die schikliche Lage hat, daß der Bierbraͤuer durch das Gebaͤude selbst
                              nicht gehindert wird vollkommen gutes Bier zu brauen, so hat er seinen Zweck
                              erreicht. Durch folgende Auseinandersezung der Geschaͤfte wird er hoffentlich
                              dazu vorbereitet werden.
                           Alle bei einer Braͤuerei vorkommende Geschaͤfte koͤnnen in die
                              Bereitung des Malzes, und in die des Sudwerks eingetheilt werden. Die erste
                              vorkommende Arbeit ist das Malzmachen (Mulzen). Dabei muß das Korn zum Keimen
                              gebracht werden, damit
                              sich der Zuckerstoff und ein naͤhrender Schleim in demselben entwikle und
                              auflokere, welcher sich dann in der Maischkufe und im Sieden dem Wasser mittheilt.
                              Jedem Gerstenkorn muß daher so viel Feuchtigkeit gegeben werden, als zur
                              Hervorbringung des Wurzelkeims erforderlich ist. Dieses Keimen muß aber zur rechten
                              Zeit unterbrochen werden koͤnnen, welches geschieht, indem die Feuchtigkeit
                              schnell entzogen wird.
                           Um die Koͤrner zum Keimen oder Wachsen vorzubereiten, ist es noͤthig,
                              daß sie im Wasser eingeweicht werden, wozu ein Quellbottich, oder ein Weichkasten
                              gehoͤrt. Dieses Weichen dauert 3 bis 4 Tage, und damit in dem Weichkasten
                              keine schaͤdliche Gaͤhrung entstehe, muß das Wasser oͤfters
                              abgelassen und frisches aufgegossen werden. Der Weichkasten soll daher nothwendig
                              zur ebenen Erde stehen; das Wasser muß durch Roͤhren oder Rinnen in denselben
                              geleitet, und das gebrauchte Wasser aus dem Gebaͤude ohne Schaden
                              abgefuͤhrt werden koͤnnen.
                           Es ist aber auch ungleich besser, wenn man den Weichkasten ins Souterrain bringen
                              kann. Nur muß man auch dann das gebrauchte Wasser abzuleiten im Stande seyn.
                           Hat die Gerste (welche Getreidart gewoͤhnlich zum Bier genommen wird) den zum
                              Keimen gehoͤrigen Grad Feuchtigkeit; so kommt sie auf die Keim- oder
                              Malz-Tenne, welche mit Steinen gepflastert seyn soll. Hier wird die Gerste
                              entweder in Haufen 2 Fuß hoch aufgeschuͤttet, oder man verbreitet sie
                              uͤber die ganze Flaͤche der Tenne, ohngefaͤhr 1 Fuß in der
                              Hoͤhe, welche leztere Art die gebraͤuchlichste ist.
                           Zum Keimen wird ein gewisser Grad Waͤrme erfordert, welcher genau beobachtet
                              werden muß. Die Oeffnungen auf der Malzdarre hat man daher mit Fenstern,
                              Laͤden und Thuͤren zu versehen, die man beliebig oͤffnen und
                              schließen kann. Vorzuͤglich gut aber ist es, wenn die Malztenne 4 bis 5 Fuß in den Boden
                              kommt, weil sie dadurch waͤrmer wird. Aus eben dieser Ursache soll sie auch
                              ein Gewoͤlbe haben. Der Weichkasten stehet auf der Keimtenne selbst, damit
                              die gequollne Gerste sogleich ohne Umstaͤnde auf denselben gebracht werden
                              kann. Hat sich der Wurzelkeim entwikelt, so ist dem weitern Wachsen Einhalt zu thun;
                              denn der Graskeim darf nicht hervorbrechen.
                           Die Gerste kommt daher auf den Welkboden, wo sie zum
                              Abtrocknen duͤnne ausgebreitet wird. Hier ist oͤfteres Umwenden
                              noͤthig. Von den nassen Koͤrnern steigen nun waͤsserige
                              Duͤnste in die Hoͤhe, welche durch angebrachte Zugoͤffnungen
                              vom Welkboden vertrieben werden muͤssen, wodurch das Geschaͤft sehr
                              erleichtert wird. Man muß daher dem Welkboden viele Zugoͤffnungen geben.
                           Wenn alle bei einer Braͤuerei vorkommende Geschaͤfte im untern
                              Stockwerk verrichtet werden koͤnnten, so waͤre das freilich sehr
                              bequem; aber das Gebaͤude wuͤrde dadurch sehr ausgedehnt, und die
                              Erbauungs- und Unterhaltungskosten vermehrt werden; auch verlangen manche
                              Braͤu-Geschaͤfte eine hoͤhere Lage. Dem Welkboden z.B.
                              muß in mancher Ruͤcksicht das zweite Stockwerk eingeraͤumt werden, und
                              dann laͤßt sich auch die Darre, welche ebenfalls hoch liegen kann, damit
                              verbinden. Hat das Malz etliche Tage auf dem Welkboden gelegen, so muß es
                              voͤllig getrocknet werden. Geschieht dieses Trocknen an der Luft, so
                              erhaͤlt man Luftmalz, wird es aber uͤber dem Feuer auf der sogenannten
                              Darre vorgenommen, so bekommt man Darrmalz, welches in unsern Gegenden am
                              gebraͤuchlichsten ist.
                           Die Darre gehoͤrt daher in die Naͤhe des
                              Welkbodens, damit das Malz ohne Umwege auf jene gebracht werden kann. Der Darrofen
                              muß so eingerichtet seyn, daß man im Stande ist, demselben einen beliebigen Grad
                              Waͤrme zu geben. Anfangs entwikeln sich bei diesem Geschaͤfte viele
                              Daͤmpfe, welche mittelst eines Dampfschlothes abgeleitet werden, damit sie
                              sich nicht an der Decke in Tropfen anhaͤngen, herabfallen, und das Malz
                              verunreinigen. Sowohl diese Dampfroͤhre, als auch die uͤbrigen
                              Zugoͤffnungen der Darre muͤssen beliebig geschlossen werden
                              koͤnnen, wodurch der Bierbraͤuer im Stande ist, nach dem ersten
                              Abdampfen des Malzes, die Waͤrme in einem gleichen Grade zusammen zu
                              halten.
                           Unter dem Boden der Darre, welche gewoͤhnlich und am zweckmaͤßigsten
                              aus Eisenblech besteht, wird die Hize dergestalt herum geleitet, daß sie den Boden
                              gleichmaͤßig erwaͤrmt. Zur Ersparung an Holz kann man auch eine solche
                              Einrichtung treffen, daß die Darre zum Theil durch das Kesselfeuer, welches sonst
                              ungenuͤzt in den Rauchfang steigt, erwaͤrmt wird. In den meisten
                              Braͤuhaͤusern ist die Darre so eingerichtet, daß der Rauch durch das
                              Malz geht, was zu einer schnellen Abtrocknung viel beitraͤgt. Ich habe
                              Braͤuhaͤuser kennen gelernt, welche aus dergleichen Malz das
                              schmackhafteste, reinste und klarste Bier bereiteten, und ich bin daher noch nicht
                              uͤberzeugt, daß es unbedingt nothwendig sey, den Rauch von dem Malz
                              abzuhalten. Inzwischen ist es ein Leichtes, dem Rauche den Durchgang durch das
                              aufgeschuͤttete Malz zu verwehren.
                           Ist das Malz gehoͤrig gedoͤrrt, so kommt es auf die Schuͤttboͤden, und somit ist die Bereitung
                              des Malzes vollendet.
                           Beim Sudwesen ist das Erste, daß man das Malz, ehe es auf
                              die Muͤhle zum Schroten kommt, einsprengt oder mit Wasser benezt. Zu diesem
                              Geschaͤfte sollte, wo moͤglich zur ebenen Erde, ein eigener mit
                              gebrannten oder auch mit Solenhofer Steinen gepflasterter Plaz vorhanden seyn. Von
                              dem Schuͤttboden muß die Gerste in Roͤhren auf den Einsprengplaz (Einspreng)
                              herunter gelassen werden koͤnnen, weil dadurch viel Zeit und Muͤhe
                              erspart wird.
                           Nach dem Schroten des Malzes kommt das Einmaischen, wozu ein angemessen großer
                              Maischbottich erforderlich ist.
                           Haben sich nun in der Maisch die Theilchen des Malzes mit dem Wasser verbunden; so
                              muͤssen sie, um nicht roh und unverdaulich zu bleiben, gekocht werden. Daher
                              muß die Maischkufe in der Naͤhe des Kessels oder der Pfanne sich befinden.
                              Der Grand liegt unter der Maischkufe, weil das Bier von dieser in jenem gelassen,
                              und von hier in den Kessel gepumpt, oder mittelst Schapfen dahin gebracht wird. Hat
                              das Bier gehoͤrig gekocht und seinen Zusaz an Hopfen erhalten, so wird es auf
                              die Kuͤhl geschlagen, welche ebenfalls in der Naͤhe der Pfanne seyn
                              soll.
                           Ober der Kuͤhl hat man fuͤr hinlaͤnglichen Luftzug zu sorgen,
                              doch so, daß man denselben nach Erforderniß maͤßigen oder ganz abhalten kann.
                              Auf der Kuͤhl muß das Bier geruͤhrt werden, wenn sie anders nicht so
                              groß ist, daß sich das Bier weit genug ausdehnen kann, um nur 3–4 Zoll hoch
                              zu stehen. Beim Abkuͤhlen des Biers hat der Bierbrauer, oder derjenige,
                              welcher zur Erleichterung des Geschaͤfts eine Maschine angiebt, dahin zu
                              sehen, daß durch die Wirkung der Maschine kein Schaum hervorgebracht wird. Der
                              Schaum schwimmt auf der Oberflaͤche des Biers, und haͤlt das
                              Aufsteigen der Daͤmpfe ab, wodurch das Abkuͤhlen sich leicht so
                              verzoͤgert, daß das Bier schadhaft wird. Die Daͤmpfe, welche sich im
                              Braͤuhause entwikeln, sind dem Abkuͤhlen des Biers hinderlich; es muß
                              deswegen die Kuͤhl vom Sudwerke geschieden, oder ganz aus dem
                              Braͤuhause verlegt werden.
                           Ist das Bier abgekuͤhlt, so viel es seyn muß, so kommt es auf die Gaͤhrkufen, wo es durch einen Zusaz von Hefe den
                              ersten Grad der Gaͤhrung, nehmlich die Weingaͤhrung, erhaͤlt. Um alles bequem
                              zu haben, so darf der Gaͤhrkeller nicht weit von der Kuͤhl entfernt
                              seyn. Laͤßt es die Beschaffenheit des Baugrundes zu, so kann dasselbe im
                              Souterrain unmittelbar unter der Kuͤhle seinen Plaz finden, wodurch man
                              manche die Gaͤhrung foͤrdernde Vortheile gewinnt. Nach erfolgter
                              Gaͤhrung wird das Bier in die Faͤsser gefuͤllt, und das ganze
                              Geschaͤft ist vollendet.
                           Aus dieser Beschreibung siehet man, wie der Gang der Sache beschaffen ist. Ich will
                              nun noch kurz angeben, wie die einzelnen Theile eines Braͤuhauses,
                              ruͤcksichtlich des Raumes, den sie einnehmen sollen, gegen einander zu
                              bestimmen sind.
                           Je groͤßer der Betrieb eines Braͤuwerkes ist, desto groͤßer
                              muͤssen natuͤrlich auch die Raͤume seyn, in welchen man die
                              Geschaͤfte verrichtet, und es muß darnach der ganze Umfang des
                              Gebaͤudes ausgemittelt werden. Mit dem Umfange desselben aber waͤchst
                              dessen Wichtigkeit, und die Schwierigkeiten, welche dabei ein Baumeister zu heben
                              hat, vermehren sich.
                           Bei der Bestimmung der Groͤße eines Braͤuhauses hat man
                              Ruͤcksicht zu nehmen:
                           
                              1) auf die Quantitaͤt des Biers, welche consumirt wird,
                                 sowohl bei dem Schenk- als bei dem Lagerbier. Hieraus laͤßt sich
                                 bestimmen, wie oft waͤhrend der Sudzeit gesotten werden muß und wie stark
                                 ein Sud seyn kann, und hiernach richtet sich die Groͤße der Pfanne,
                                 welche den Maasstab zu dem uͤbrigen gibt.
                              2) Auf den Umstand, ob braunes und weißes Bier gesotten werden
                                 darf und kann; damit man Pfanne, Maischkufe, Kuͤhl u.s.w. darnach anordne
                                 und den Raum dafuͤr bestimme. Wenn von der Bestimmung der
                                 Groͤße des ganzen Hauses die Rede ist, muß der Baumeister auch
                                 beruͤcksichtigen:
                              3) ob mit der Braͤuerei eine Brandweinbrennerei und
                                 Essigsiederei verbunden werden, und ob
                              4) das Gebaͤude Wohnungen und wohl auch eine Schenke haben
                                 soll.
                              
                           Sind alle diese Ruͤcksichten gehoͤrig beachtet, so werden die
                              Groͤßen der einzelnen Theile berechnet. Dazu koͤnnen folgende auf
                              Erfahrung und Versuche gegruͤndete Ausmessungen und Verhaͤltnisse als
                              Norm angenommen werden. Um aber alle Groͤßen in Zahlen ausdruͤcken zu
                              koͤnnen, will ich hier eine wirkliche Aufgabe zum Grunde legen, nach welcher
                              ich ein Braͤuhaus fuͤr braunes und weißes Sudwerk berechnet habe.
                           Das Sudhaus darf blos die Pfanne, den Maischbottich, den Grand und noch kleinere
                              Gefaͤße fassen. Im vorliegenden Fall sind zur braunen und weißen
                              Braͤuerei 2 Pfannen und 2 Maischkufen mit den Graͤnden angenommen. Die
                              große Pfanne soll 80, die andere 60 Eimer fassen. Außer diesen ist eine kleine
                              Pfanne noͤthig, um bestaͤndig warmes Wasser haben zu koͤnnen.
                              Durch die Ausmessung mehrerer Braͤuhaͤuser habe ich gefunden, daß man
                              den Raum, welchen die Pfanne, Maischbottich und Grand erfordern, zu einem Drittel
                              der ganzen Flaͤche des Sudhauses annehmen duͤrfe. Es haben aber jene
                              Stuͤck folgende Maaße:
                           
                              
                                 2 Pfannen à 144
                                 =
                                 288
                                 
                              
                                 Die kleine Pfanne
                                 
                                   64
                                 
                              
                                 Zwei Maischbottiche und Grande
                                 
                                 200
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 552 □ Fuß
                                 
                              
                           Das ganze Sudhaus muß demnach 1656 □ Fuß halten.
                           Die Groͤße einer Pfanne wird nach gegebener Eimerzahl auf folgende Art berechnet. Auf
                              einen Cubikfuß gehen 23 Maas; und ein baierscher Eimer haͤlt 64 Maas. Eine
                              Pfanne von 80 Eimern hat also 5120 Maas. Gehen nun 23 Maas auf einen Kubikfuß, so
                              muß die Pfanne 222 14/23 Cubikfuß fassen. Die groͤßte Tiefe einer Pfanne soll
                              3 1/2 Fuß betragen; wird mit dieser in obige Zahl dividirt, so erhaͤlt man
                              63; naͤmlich: 222/3 1/2 = 63. Die Grundflaͤche der Pfanne muß demnach
                              63 □ Fuß halten; ziehet man aus dieser Zahl die Quadratwurzel, so ergiebt
                              sich 8. √63 = 8. Folglich ist eine Pfanne, welche 80 Eimer haͤlt, 8
                              Fuß lang und breit und 3 1/2 Fuß tief.
                           Die Pfanne soll sich zum Maischbottich verhalten = 1 : 2 also muß die Maischkufe 160
                              Eimer halten.
                           Die Pfanne verhaͤlt sich gewoͤhnlich zum Grand = 16 : 7. Folglich soll
                              der Grand 35 Eimer fassen.
                           Die Kuͤhl soll so viel Eimer fassen als die Pfanne: hier 80 Eimer oder 5120
                              Maas. 23 Maas gehen auf einen Cubikfuß. Folglich 5120/23 = 222 14/23 oder 223. Nun
                              soll das Bier nur 4 Zoll oder 1/3 Fuß hoch in der Kuͤhl stehen, und die
                              Flaͤche dehnt sich dreimal so weit aus 223 × 3 = 669 □ Fuß
                              Flaͤche, welche die Kuͤhl einnehmen soll.
                           Der Gaͤhrkeller soll zu 6 Sud Gaͤhrgeschirre fassen. Zu einem Sud sind
                              4 Kufen, jede zu 20–22 Eimer, erforderlich.
                           Zu einem Gaͤhrgeschirr kann man 60 □ Fuß annehmen; es laͤßt sich
                              also die obige Anzahl Kufen in einem Raum von 1440 □ Fuß bringen. Man darf
                              aber nicht außer Acht lassen dem Gaͤhrkeller die noͤthige Hoͤhe
                              zu geben, damit auch hohe Kufen untergebracht werden koͤnnen.
                           Zum Malz machen gehoͤrt folgendes:
                           Eine steinerne Weich, welche im vorliegenden Fall 30 Schaff Gerste fassen soll. In
                              der Weich nimmt ein Schaff Gerste 18 Cubikfuß ein, folglich muß die ganze Weich 540
                              Cubikfuß fassen. Sie wird 11 Fuß lang und breit und 4 1/2 Fuß hoch gemacht. Nach dem
                              Weichen wird die Gerste auf den Keimboden gebracht. Ein Schaff Gerste nimmt mit den
                              noͤthigen Gaͤngen, und mit dem Plaz zum Umschlagen 54 □ Fuß
                              ein. Mithin sind zu 30 Schaff 1620 □ Fuß erforderlich. Der Welkboden soll um
                              1/3 groͤßer gemacht werden als der Keimboden, und daher muß der Welkboden
                              2160 □ Fuß halten.
                           Wenn es moͤglich zu machen ist, so soll die Darre den 4ten Theil so viel Raum
                              einnehmen als der Keimplaz. Dieser haͤlt hier 1620 und mithin kann die Darre
                              einen Flaͤcheninhalt haben von 400 □ Fuß.
                           Inzwischen ist diese Groͤße nicht unbedingt vorgeschrieben, und man kann auch
                              mit einer kleinern Darre auskommen.
                           Die Augsburger Braͤuhaͤuser haben oft nur den 5 und 6ten Theil des
                              Keimplazes zur Darre.
                           Zur Aufbewahrung des Malzes und zur Gerste sind die Bodenraͤume unter dem
                              Dache bestimmt, und es ist gut, wenn man viel Plaz dazu haben kann.
                           Dieses wird das Vorzuͤglichste seyn, was zur Berechnung der Groͤße
                              eines Braͤuhauses gehoͤrt.
                           Mit einer Bierbraͤuerei wird gewoͤhnlich eine Brandweinbrennerei
                              verbunden, weil man bei der lezten manches aus dem Braͤuhause benuzen kann.
                              Wenn Absaz vorhanden ist, und wenn es sonst die Umstaͤnde gestatten, so kann
                              man eine solche Brennerei weit ausdehnen, vorzuͤglich dann, wenn bei der dazu
                              gehoͤrigen Oekonomie viele Kartoffeln gebaut werden. Bei der Anlegung eines
                              solchen Gebaͤudes muß denn auch der Baumeister den Umfang und den Raum der
                              Brandweinbrennerei berechnen.
                           Zu einer Brandweinbrennerei gehoͤrt der Hafen, das Kuͤhlgeschirr, der
                              Maischbottich. Ueberhaupt aber ein Wassergrand, eine Kartoffelmuͤhle etc. Es
                              kommt aber darauf an, wie viele Haͤfen angebracht und wie groß diese werden
                              sollen. Um einen allgemeinen Maasstab zu haben, kann man den Quadratinhalt
                              berechnen, den ein Hafen mit dem Kuͤhlfaß etc. einnimmt. Diese Flaͤche
                              zu 1/3 des erforderlichen Raumes annehmen, und noch 2/3 fuͤr das
                              uͤbrige zugeben. Dabei aber ist die Schuͤrgrube nicht mit berechnet,
                              sondern sie muß besonders zugegeben werden.
                           Ein Hafen mit dem Kuͤhlgeschirr soll 66 □ Fuß einnehmen. Sind 5
                              dergleichen Brennzeuge vorhanden, so erhaͤlt man einen Raum von 330 □
                              Fuß, und mithin muͤßte das ganze Brennhaus 990 □ Fuß fassen.
                              –
                           Wenn es moͤglich ist, so sollen im Gebaͤude selbst die Brandweinkeller
                              befindlich seyn; außerdem kann aber auch der Brandwein in andern Kellern
                              untergebracht werden.
                           Bei einem großen Oekonomiegut gewaͤhrt eine Essigsiederei viele Vortheile.
                              Wenn auch diese, mit der Braͤuerei in Verbindung gebracht werden soll, so muß
                              die Groͤße derselben berechnet werden. Dabei kommt es natuͤrlich auch
                              auf den Betrieb des Geschaͤftes an. Ist nur ein Kessel nothwendig, so kann
                              man mit einem Sudhaus, welches 600 □ Fuß faßt, auskommen. Ueberdies soll noch
                              eine heizbare Essigstube und allenfalls noch ein Behaͤlter fuͤr
                              allerlei Geraͤthschaften vorhanden seyn; auch soll man einen besondern
                              Essigkeller anzubringen suchen.
                           Durch die bisherige Beschreibung wird man sich in den Stand gesezt sehen, jene drei
                              Zweige oͤkonomischer Industrie in ein Gebaͤude zu vereinigen. Man hat
                              die Construction der einzelnen Theile einer Braͤuerei kennen gelernet; man
                              weiß, wie die Geschaͤfte in einandergreifend und auf einander folgend
                              betrieben werden muͤssen, und man hat einen Maasstab zur Berechnung der
                              Groͤße eines solchen Gebaͤudes. Aus dieser Beschreibung wird man
                              aber auch wahrnehmen, daß bei der Ausfuͤhrung einer Braͤuerei viele
                              Hindernisse zu bekaͤmpfen, und viele Umstaͤnde zu
                              beruͤcksichtigen sind.
                           Unstreitig gehoͤrt die Erbauung eines Braͤuhauses, und noch viel mehr,
                              die Einrichtung eines Braͤuwerks in einem schon bestehenden Gebaͤude
                              zu den schwersten Aufgaben, die ein kameralistischer Baumeister zu loͤsen
                              hat. Eine solche Aufgabe wurde mir vor einigen Jahren gemacht. Es sollte
                              naͤmlich eine Bierbraͤuerei, eine Brandweinbrennerei und eine
                              Essigsiederei in ein schon vorhandenes Gebaͤude eingerichtet werden. Ueber
                              diese Einrichtung liefere ich im anliegenden Blatt, Tab. XX. drei Grundrisse, einen
                              Laͤngendurchschnitt und einen Aufriß von der langen und von der schmalen
                              Seite.
                           Das Gebaͤude hatte seiner ersten Bestimmung gemaͤß, nur die
                              Hoͤhe von einem Stockwerk, die Umfassungsmauern aber waren so stark, daß sie
                              noch ein zweites Stockwerk und den Bodenraum mit der Beschwerung, welche dieser
                              durch Malz erhaͤlt, zu tragen vermochten. Diese Umfassungsmauern und drei der
                              mittlern Scheidemauern sollten stehen bleiben; nur Fenster und Thuͤren wurden
                              versezt. Das ganze Gebaͤude bis an die Hauptmittelmauer, welche nun das
                              Sudhaus von der Schuͤrgrube scheidet, war mit gut gewoͤlbten Kellern
                              versehen, und auch diese sollten so viel moͤglich erhalten und benuzt werden.
                              Der gegenwaͤrtige Gaͤhr- und Vorkeller war noch nicht
                              vorhanden; diese mußten also neu hergestellt werden.
                           Bei der Construction dieses Gebaͤudes war das erste Augenmerk, der
                              Kuͤhle einen Plaz zu geben, welcher von der Luft bestrichen werden
                              koͤnnte. Dieser Plaz fand sich am Ende des Gebaͤudes, und damit wurde
                              auch der Raum fuͤr den Gaͤhrkeller bestimmt, denn das Souterrain ist
                              von der Beschaffenheit, daß auf keine Weise Wasser dahin kommen kann. Daher konnte auch die
                              Malztenne in das Souterrain gelegt werden.
                           Die Zeichnung Fig.
                                 L enthaͤlt den Grundriß vom
                              Souterrain. Fig. M das erste Stockwerk. (den Stock zur ebenen
                              Erde) Fig. N das zweite Stockwerk. (erste Stockwerk).
                              Fig. O ist das Laͤngenprofil. Fig. P der Aufriß von der langen und Fig. Q der Aufriß von der schmalen Seite.
                           Der Haupteingang in das Gebaͤude ist Fig. M Lit. a, und durch diesen kommt man
                              auf den Vorplaz Lit. b. Auf diesem Vorplaz befindet sich
                              eine Treppe in den Gaͤhrkeller Lit. c; dann bei
                              Lit. d eine Treppe in das zweite Stockwerk,
                              naͤmlich auf den Welkboden und unter dieser eine abwaͤrts in den
                              Keller. Bei der weitern Erklaͤrung der Nisse will ich mich nach der
                              Folgeordnung der hier vorkommenden Geschaͤfte richten, es kommt also zuerst
                              der Weichkasten, welcher aus steinern Platten zusammengesezt ist. Dieser stehet auf
                              der Malztenne im Souterrain Fig. L bei e, und ist nun nach obiger
                              Beschreibung so eingerichtet, daß die Gerste vom Boden auf den Keimplaz mittelst
                              einer Gosse und Rinne herunter gelassen werden kann. Bei Lit. ggg ist die Rinne zu sehen. In den Weichkasten
                              kann Wasser gelassen werden, wenn man den in der Ecke befindlichen Hahn umdreht.
                              Oben auf dem Gerstenboden befindet sich eine Gosse, um die Gerste einmessen zu
                              koͤnnen. An diese Gosse ist die Rinne ggg
                              welche in den drey Grundrissen zu sehen ist, befestiget. Lit. f ist die Malztenne, oder der Keimplaz von oben berechneter Groͤße.
                              Der Fußboden dieses Plazes ist mit großen gehauenen Schaalen, oder steinernen
                              Platten belegt. Die Decke ist, wie der Durchschnitt Fig. O bei f zeigt, gewoͤlbt.
                           In dem Gewoͤlbe sind die Oeffnungen Lit. h, (man
                              sehe die Grundrisse und den Durchschnitt), angebracht, um die gekeimte Gerste auf
                              den Welkboden Lit. i aufziehen zu koͤnnen. Da
                              aber der Welkboden Lit. i in manchen Faͤllen zu
                              klein seyn
                              wuͤrde, so kann auch der Raum k
                              Fig. N dazu benuzt werden. Der Keimplaz f ist hier 8 Fuß tief in der Erde, und hat daher so viel
                              Waͤrme als noͤthig ist. Die an zwei Seiten angebrachte Fenster
                              koͤnnen geschlossen und noͤthigen Falls geoͤffnet werden. Die
                              Welkboͤden liegen hoch, und haben ebenfalls von zwei Seiten Fenster, so daß
                              die Luft uͤber die ausgebreitete Gerste streichen und sie bald abtrocknen
                              kann. Auf der obern Welk Lit. k steht die Darre, und die
                              Gerste kann gleich vom Welkboden dahin gebracht werden.
                           Die Darre Lit. l wird unten in der Schuͤrgrube bei
                              Lit. m geheizt; die Hize zieht sich herauf und zirkulirt
                              in den Kanaͤlen. Der Boden ist von Eisenblech und durchloͤchert, so
                              daß der Rauch durch das Malz geht. Oben ist diese Darre mit einem Gewoͤlb
                              versehen und die Balken sind ausgewechselt. Da die Feuerkanaͤle, oder die
                              Sau, auch auf einem feuerfesten Gewoͤlb ruht, so hat man hier nicht die
                              geringste Feuersgefahr zu befuͤrchten. Bei Lit. n
                              ist eine Oeffnung um die Kanaͤle von Ruß reinigen zu koͤnnen. Durch
                              das obere Gewoͤlb geht, wie im Durchschnitt zu bemerken ist, ein
                              Rauch- und Dampfschloth durch das Dach hinaus, und die Darre selbst hat drei
                              Fenster gegen die Aussenseite, die geoͤffnet werden koͤnnen, um den
                              Dampf abzuleiten. Das aus der Darre kommende fertige Malz kann in Koͤrben auf
                              den Boden zur Aufbewahrung gezogen werden.
                           Wenn das Malz geschrothen werden soll, muß es mit Wasser befeuchtet werden, und dazu
                              ist ein besonderer Plaz noͤthig, den man die Einspreng nennt. Dieser Plaz ist
                              wo moͤglich zur ebenen Erde zu waͤhlen, damit man das eingesprengte
                              Malz sogleich in Saͤcke fuͤllen und zur Muͤhle bringen
                              koͤnne. Die Einspreng ist hier Fig. M bei o. Von dem Boden, worauf das
                              Malz liegt, geht eine Rinne herunter, durch welche das Malz auf die Einspreng
                              gelassen wird.
                           Das Sudhaus befindet sich Fig. M bei p. Es soll braunes und weißes Bier gebraut werden,
                              weshalb zwei große Pfannen angebracht sind. Die kleine dritte, dient, um
                              bestaͤndig warmes Wasser haben zu koͤnnen. Zu jeder Pfanne
                              gehoͤrt ein Maischbottich und ein Grand. Die Kessel werden in der
                              Schuͤrgrube q gefeuert, und diese ist deswegen so
                              geraͤumig, weil auch die Brandweinhaͤfen, welche auf der andern Seite
                              liegen, von hier geheizt werden. An der Ruͤckseite des Gebaͤudes liegt
                              der Oekonomie-Hof, auf dem sich die Holzremisen befinden. Daher hat die
                              Schuͤrgrube eine große Thuͤr in diesen Hof, und das Holz zum Heizen
                              kann mit Schubkarren herbei gefahren werden. Auch das Sudhaus hat eine Thuͤr
                              auf diesen Hof so wie auf den Vorplaz b. Das Sudhaus
                              besteht ganz fuͤr sich, es geht durch zwei Stockwerk und ist gewoͤlbt.
                              Die einander gegenuͤber liegenden Fenster fuͤhren die Daͤmpfe
                              ab, und dann ist auch noch, wie aus dem Durchschnitt erhellet, uͤber den
                              Pfannen ein besonderer DampfschlothDergleichen Dampfschloͤthe werden von Brettern oder Dielen
                                    zusammengesezt; aber man muß sie wohl verwahren, daß kein Dampf auf die
                                    Malz- und Gerstenboͤden dringen kann. angebracht. In den Gaͤhrkeller fuͤhrt eine Treppe vom
                              Sudhause. In die Kessel und Maischbottiche kann laufendes Wasser gebracht werden. In
                              den Winterbier-Keller gelangt man mittelst der auf dem Vorplaz liegenden
                              Treppe, und von diesem in einen andern Keller, welcher zum Schenkbier dient.
                           Das Pflaster des Sudhauses besteht aus harten steinernen Platten, und man soll
                              demselben ein Gefaͤll nach aussen geben, um das Sudhaus ausschwemmen zu
                              koͤnnen.
                           Die Kuͤhlen sind hier ganz vom Sudwesen abgesondert, damit dem
                              Abkuͤhlen keine Daͤmpfe nachtheilig werden koͤnnen. Das
                              Kuͤhlhaus hat von drei Seiten Oeffnungen, welche mit Vorsezlaͤden
                              geschlossen werden koͤnnen; es geht durch zwei Stockwerke und ist
                              gewoͤlbt. Die Kuͤhlen stehen etwas erhoͤht und sind im Plan
                              Fig. M bei rrr
                              angebracht.
                           Eine große Kuͤhl und die kleine gehoͤren zum braunen Sudwerk, die
                              andere große zum weißen. Nach der Berechnung der großen Pfanne wurde dem
                              Kuͤhlschiffe so viel Ausdehnung gegeben, daß sich das Bier, ohne
                              geruͤhrt zu werden, abkuͤhlt. Bei Lit. s
                              ist ein Vorplaz zur Kuͤhl, welcher gleiche Hoͤhe mit ihr hat. Die
                              Thuͤr gegen das Sudhaus ist so eingerichtet, daß sie von selbst
                              zufaͤllt, damit keine Daͤmpfe eindringen koͤnnen. Von diesem
                              Vorplaz geht zu jeder Kuͤhl eine Thuͤr. Will man aber hier eine
                              Ruͤhrmaschine anbringen, so kann es ohne große Weitlaͤufigkeit
                              geschehen. Den Raum unter der Kuͤhl kann man benuzen, kleinere Faͤsser
                              und andere Geraͤthschaften dahin zu stellen. Vom Kessel wird das Bier in
                              Rinnen auf das Kuͤhlschiff geleitet.
                           Unmittelbar unter der Kuͤhl befindet sich der Gaͤhrkeller, und dieser
                              liegt 7 Fuß tief in der Erde, weil er wie der Keimboden einen gewissen Grad
                              Waͤrme bedarf. Die Decke desselben ist gewoͤlbt und der Fußboden mit
                              Schaalen belegt. Die Hoͤhe dieses Kellers betraͤgt in der Mitte 11
                              Fuß, und dabei haben die Gaͤhrkufen noch hinlaͤnglichen Raum ober
                              sich. Die auf den drei Seiten befindlichen Oeffnungen, welche 4' breit und 2' hoch
                              sind, koͤnnen mit Fenstern und Laͤden verschlossen werden. Die
                              Gaͤhrkammer ist so geraͤumig, daß 17 bis 18 Gaͤhrgeschirre Plaz
                              darin haben. Von der Aussenseite ist eine Thuͤr angebracht um das vergohrne
                              Getraͤnke in die Sommerkeller schaffen zu koͤnnen. Die
                              geraͤumige Boͤden, sowohl im Halbgeschoß, als auch unter dem Dache
                              sind zur Aufbewahrung der Gerste, des Malzes und des Hopfens eingerichtet. Zur
                              Aufbewahrung des Hopfens eignen sich besonders die sogenannten Hopfenpressen. Eine
                              solche Presse ist ein hoher, aus Dielen zusammengefuͤgter, Kasten. Er kann durch zwei
                              Geschosse gehen und eine Hoͤhe von 20–25 Fuß haben. Die Breite und
                              Dicke kann 4–5 Fuß betragen. Unten wird eine gut eingepaßte Thuͤr
                              angebracht; dieser Kasten, welcher luftdicht seyn muß, wird mit Hopfen
                              gefuͤllt. Oben ist eine Schraube angebracht, mittelst welcher der Hopfen
                              zusammen gepreßt wird. Aus der untern Thuͤr nimmt man so viel Hopfen heraus,
                              als man auf einmal braucht, und dann wird die Schraube wieder angezogen und der
                              Hopfen nachgepreßt. Da die Spindel der obern Schraube nicht so lang als der Kasten
                              seyn kann, so bringt man Untersaͤze von 7–8 Zoll starken
                              Hoͤlzern an, wenn der Kasten leerer wird. Eine solche Presse findet bei Lit.
                              π einen schicklichen Plaz.
                           Im Souterrain, welches eigentlich zur Braͤuerei gehoͤrt, sind nur zwei
                              Keller, naͤmlich Lit. u bei Fig. L, welcher fuͤr das Winterbier, und Lit. t, der fuͤr Schenkbier bestimmt ist. Ein großer
                              Sommerkeller, so wie ein geraͤumiger Keller zum Winterbier, befindet sich
                              ausser dem Gebaͤude.
                           Die Brandweinbrennerei liegt zur ebenen Erde unmittelbar an der, mit dem
                              Braͤuhause gemeinschaftlichen Schiergrube. Sie ist im Plan Fig. M mit v bezeichnet. Die
                              Groͤße derselben betreffend, so ist sie auf 4 Haͤfen berechnet, und es
                              sind daher im Plane vier Maischkufen zu sehen. Das Brandweinhaus ist durchaus
                              gewoͤlbt und hat eine Thuͤr gegen den Hof. Den gewoͤhnlichen
                              Eingang aber hat es vom Vorplaz Lit. b. Im Souterrain
                              befindet sich ein Brandweinkeller Lit. w bei Fig. L. In diesen Keller kann man auf der daran
                              liegenden Treppe gelangen.
                           Zur Essigsiederei y kommt man durch die erste
                              Thuͤr des Gebaͤudes, von dem Vorplaz Lit. x. Hier steht eine kleine Pfanne nebst andern zur Essigbereitung
                              noͤthigen Gefaͤßen. Bei Lit. z ist eine
                              geraͤumige Essigstube, und im Souterrain befinden sich zwei Essigkeller Lit.
                              α und β.
                           
                           Die Wohnung des Braͤumeisters liegt im zweiten Stockwerk. Durch den Vorplaz
                              x kommt man mittelst der Treppe γ zu dem obern Vorplaz δ. Von diesem geht man in die Wohnstube ε, dann in ein daran stoßendes Cabinet ξ, und in die Schlafstube η. Von
                              hier aus geht ein Fenster auf den Welkboden. Bei Lit. D
                              ist die Kuͤche, und daran stoͤßt die Speiskammer ι. Bei λ ist
                              eine Stube fuͤr die Braͤuknechte. Durch den Gang μ kann man auf den Welkboden kommen.
                           Die Treppe φ fuͤhrt auf den Malz-
                              und Gerstenboden. Auf der Treppe γ geht man
                              herunter und durch die Einspreng Lit. o in den untern
                              Welkboden. Auf diese Art ist der Braͤumeister in Verbindung mit der ganzen
                              Braͤuerei, und kann eine schnelle Uebersicht vom ganzen Geschaͤfte
                              haben.
                           Das ganze Gebaͤude ist, wie man an der Aussenseite Fig. P und im Durchschnitt O sehen kann, mit einem Halbgeschoß versehen; uͤber jedem Fenster wurde
                              eine halb runde Oeffnung in den Dachraum angebracht. Dieses geschah, um die vielen
                              Dachlucken entbehren zu koͤnnen, welche uͤberhaupt dem Dachwerk
                              nachtheilig sind. Ein solches Halbgeschoß gewaͤhrt einen groͤßern
                              Bodenraum; durch die halbrunden Oeffnungen oder Fenster bekommt man
                              hinlaͤnglichen Luftzug, und die Aussenseite gewinnt in aͤsthetischer
                              Hinsicht.
                           Außer dem bisher beschriebenen Gebaͤude, gehoͤren zur vorliegenden
                              Braͤuerei noch andere Bauwerke, naͤmlich: eine große Faßremise mit der
                              Faßbinderei, und eine Materialien-Kammer; geraͤumige gedeckte
                              Holzlagen, ein besonderer Maststall fuͤr Rindvieh und Schweine. Alle diese
                              Gebaͤude und einen Schenkkeller faßt der hinter dem Hauptbau angelegte große
                              Hof. Von diesem geschlossenen Ganzen entfernt liegt der Sommer- oder
                              Lagerbier-Keller.
                           In dem vorliegenden Braͤuhause werden, wie ich glaube, alle Geschaͤfte
                              leicht und in einander greifend verrichtet werden koͤnnen, und den
                              Maͤngeln, welchen das Braͤuwesen uͤberhaupt noch unterworfen ist, kann bei
                              einer solchen Einrichtung des Gebaͤudes, vielleicht um so eher abgeholfen
                              werden, wenn ein wissenschaftlicher Mann Verbesserungen vornehmen will.
                           Chemiker und Mechaniker werden fuͤr den Betrieb einer Braͤuerei noch
                              manches Gute zur Ersparung an Kosten, Zeit und Arbeit beitragen koͤnnen. So
                              wurden z.B. in neuern Zeiten viele gelungene Versuche mit der Benuzung der
                              Wasserdaͤmpfe zum Kochen und Heizen angestellt. Nach Herrn Dr. Dinglers Angabe hat man hier verschiedene
                              Dampfapparate in oͤffentlichen Anstalten und Fabriken, welche die
                              Nuͤzlichkeit eines solchen Unternehmens aussprechen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
