| Titel: | Abhandlung über die Zubereitung des Straß und der künstlich gefärbten Steine, von Douault-Wieland . | 
| Fundstelle: | Band 3, Jahrgang 1820, Nr. XIX., S. 164 | 
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                        XIX.
                        Abhandlung über die Zubereitung des Straß und der künstlich gefärbten Steine, von Douault-Wieland Diese Abhandlung hat den von der Aufmunterungs-Gesellschaft fuͤr
                                 die Darstellung des Straß, ausgesezten Preis erhalten. Vergleiche das 2te Heft
                                 des 2. Bds. dieses Journal. S. 224.
                                 D..
                        Aus den  Annales de Chemie et de Physique. Tom. XIV. Mai 1820.
                        Douault-Wieland über die die Zubereitung des Straß und der künstlich gefärbten Steine.
                        
                     
                        
                           Wenn gleich die franzoͤsischen Chemiker, die sich mit der Behandlung
                              verglasbarer Koͤrper beschaͤftiget haben, die Zusammensezung des
                              Flint-Glases, des Straß (Grundlage der kuͤnstlichen Edelsteine), und
                              der gefaͤrbten Glaͤser vollkommen kennen, so hat sich demungeachtet in
                              Frankreich noch keine
                              Fabrik erhoben, welche mit Deutschland in der Bereitung der kuͤnstlichen
                              Edelsteine wetteifern koͤnnte.
                           Die Aufmunterungs-Gesellschaft, welche eine Preisaufgabe fuͤr die
                              Darstellung und Vervollkommnung des Glaßflußes machte, hat dadurch ohne Zweifel
                              beurkundet, daß des Herrn Fontanieu's uͤber diese
                              Materie herausgegebenes Werk unrichtig und unzulaͤnglich seye. Wollte man den
                              von diesem Gelehrten ertheilten Vorschriften folgen, so waͤre es in der That
                              nur Zufall, wenn man guten Glasfluß erhielte. Denn man findet selten im Handel reine
                              Substanzen, und der Verfasser giebt die Mittel sie zu reinigen nicht an. Arbeitet
                              man aber mit wohl ausgesuchten Stoffen, so muß man die von Herrn Fontanieu angezeigten Proportionen abaͤndern.
                           Ich fuͤhlte die Nothwendigkeit, diese Arbeit in ihrem ganzen Umfange wieder
                              vorzunehmen, und nur hoͤchst reine Substanzen anzuwenden. Da ich mich niemals
                              mit der Chemie befaßte, so konnte ich meinen Zweck nur dadurch erreichen, daß ich
                              einige geschickte Maͤnner zu Rathe zog, die mich nach den Grundsaͤzen
                              der reinen Physik leiteten, und das Resultat jedes meiner Versuche beleuchteten.
                           Ich war so gluͤcklich, bei meinen Arbeiten die Herren d'Arcet, Roard und Cadet de Gaßicourt,
                              Mitglieder der Aufmunterungs-Gesellschaft zu Gehuͤlfen zu haben, sie
                              beehrten mich mit ihren Aufschluͤßen, und lezterer hat an allen meinen
                              Versuchen Theil genommen, dem Wohlwollen jener drei Gelehrten verdanke ich es also,
                              daß ich die Ehre haben kann, der Aufmunterungs-Gesellschaft die theoretische
                              und praktische Geschichte einer Kunst, die man jezt als vollkommen ansehen darf,
                              uͤberreichen zu duͤrfen.
                           Die Basis aller kuͤnstlichen Steine ist der Straß (le
                                 Strass), den ich Fluß nenne, wenn ich ihn mit metallischen Oxyden verbinde,
                              um gefaͤrbte Steine zu bilden. Fuͤr sich allein bearbeitet, dient
                              derselbe weißglaͤnzende und Rosen-Farben, nachzuahmen.
                           
                        
                           Vom Straß.
                           Der Straß wird aus Kieselerde, Kali, Borax, Blei-Oxyd, und zuweilen Arsenik
                              zusammengesezt. Wir wollen eine jede dieser Substanzen naͤher
                              pruͤfen.
                           Als Kieselerde kann man 1tens Bergkrystall, 2tens Quarzsand, 3tens Feuerstein (silix pyromaque) nehmen. Der Bergkrystall giebt ein
                              weißeres Glas, der Kiesel enthaͤlt stets etwas Eisen, welches das Glas gelb
                              faͤrbt; der Sand, wovon man den reinsten und durchsichtigsten waͤhlt,
                              muß mit Salzsaͤure, und hierauf mit Wasser gewaschen werden, bevor man ihn
                              hiezu benuͤzt. Um den Bergkrystall und den Kiesel zu stoßen und
                              durchzusieben, muß man vorher die Stuͤcke im Feuer gluͤhend machen,
                              und noch gluͤhend in kaltes Wasser werfen, damit sie sich zertheilen, und
                              sodann stoßen und sieben.
                           Das Kali darf nicht mit fremden Salzen vermischt seyn; man muß das reinste, mit
                              Weingeist gereinigte Kali waͤhlenDie Chemiker, welche Untersuchungen uͤber die Zusammensezung des
                                    Flintglases angestellt haben, fanden bei ihren Versuchen, daß man nur mit
                                    reinstem Kali ein recht weises Glas erhalte. Das schoͤnste
                                    krystallisirte Natron gab immer dem Glase eine gelblichte Farbe..
                           Der im Handel vorkommende Borax, z.B. der hollaͤndische, wuͤrde ein
                              braunes Glas hervorbringen; man nehme daher die krystallisirte
                              Borax-Saͤure, die aus dem toskanischen Borax gemacht wird; diese
                              besteht aus weißen Flimmern, ist sehr schmelzbar, und ich betrachte sie als den
                              besten Fluß.
                           Das Blei-Oxyd muß von vollkommenster Reinheit seyn; enthaͤlt es auch nur das
                              kleinste Theilchen Zinn, so wird das Glas truͤbe und milchig. Der Mennig ist
                              der schoͤnsten Silberglaͤtte vorzuziehen, ja selbst dem Bleiweiß von
                              Chlichy, das ein schoͤnes, doch nicht von Blaͤschen freies Glas giebt.
                              Ehe man die Mennige anwendet, hat man dieselbe genau zu untersuchen, um versichert
                              zu seyn, daß sie kein anderes Oxyd enthalte.
                           Der Arsenik muß ebenfalls sehr rein seynHerr Lançon, welcher Preismitbewerber war,
                                    und sehr schoͤnen Straß macht, bedient sich dazu keines Arseniks. Er
                                    behauptet, daß er, so oft er denselben in seinen Zusammensezungen angewendet
                                    habe, bei der Bearbeitung der Masse, und bei dem Schleifen der daraus
                                    entstehenden Steine allemal krank geworden sey..
                           Von Wichtigkeit ist die Wahl der Schmelztiegel. Die hessischen sind besser, als die
                              von Porzellain. Oefters wird die Masse braun oder gelb von dem Schmelztiegel, wenn
                              deren innere Oberflaͤche etwas Eisen mittheilt.
                           Bei Schmelztiegeln von hartem Porzellain hat man dieses Uebel nicht zu
                              befuͤrchten; aber sie zerbrechen oder zerspringen sehr oft, und sind zu
                              durchdringlich.
                           Um die Masse zu schmelzen, bedient man sich eines Toͤpfer- oder
                              Porzellain-Ofens, und die Schmelztiegel bleiben ohngefaͤhr 24 Stunden
                              im Feuer.
                           Je ruhiger und anhaltender die Schmelzung ist, desto mehr Festigkeit und
                              Schoͤnheit erlangt der Straß. Haͤtte man recht gute Schmelztiegel, so
                              koͤnnte man einen Porzellain-Ofen waͤhlen; aber weil man dabei
                              zu viel Schaden leidet, so muß man sich mit einem Toͤpfer-Ofen
                              begnuͤgenDas Beste ist, einen besondern, dazu eigends erbauten Ofen zum Schmelzen des
                                    Straß zu haben. Dieser Ofen ist cylinderfoͤrmig und schließt sich
                                    mit einer Kuppel. Er hat die Gestalt eines Bienenstockes, oder eines
                                    Marksteines von 7 Fuß in der Hoͤhe und 4 Fuß im Durchmesser.. Man heizet solchen mit trockenem Holz in kleinen Scheidchen.
                           
                           Bei Anwendung verschiedener Proportionen gluͤckte es wir, sehr schoͤnen
                              Straß zu machen. Die vier folgenden Mischungen haben gute Resultate
                              hervorgebracht.
                           Nro. 1.
                           
                              
                                 Berg-Krystall
                                   7
                                 Unzen
                                     »
                                 Quint
                                   24
                                 Graͤn.
                                 
                              
                                 Mennig
                                 10
                                    –
                                 7 1/2
                                    –
                                     »
                                    –
                                 
                              
                                 Reines Kali
                                   3
                                    –
                                 5 1/2
                                    –
                                   30
                                    –
                                 
                              
                                 Borax
                                   »
                                    –
                                 3 1/2
                                    –
                                   24
                                    –
                                 
                              
                                 Arsenik
                                   »
                                    –
                                     »
                                    –
                                   12
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 22
                                 Unzen
                                 1 1/2
                                 Quint
                                   18
                                 Graͤn.
                                 
                              
                           Nro. 2.
                           
                              
                                 Sand
                                   6
                                 Unzen
                                    2
                                 Quint
                                    »
                                 Graͤn.
                                 
                              
                                 Bleiweiß v. Chlichy
                                 11
                                    –
                                 5 1/2
                                    –
                                  18
                                    –
                                 
                              
                                 Kali
                                   2
                                    –
                                 1 1/2
                                    –
                                    »
                                    –
                                 
                              
                                 Borax
                                   »
                                    –
                                    5
                                    –
                                    »
                                    –
                                 
                              
                                 Arsenik
                                   »
                                    –
                                    »
                                    –
                                  12
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 20
                                 Unzen
                                    6
                                 Quint
                                  30
                                 Graͤn.
                                 
                              
                           Nro. 3.
                           
                              
                                 Berg-Krystall
                                   6
                                 Unzen
                                   »
                                 Quint
                                   »
                                 Graͤn.
                                 
                              
                                 Mennig
                                   9
                                   –
                                   2
                                   –
                                   »
                                   –
                                 
                              
                                 Kali
                                   3
                                   –
                                   3
                                   –
                                   »
                                   –
                                 
                              
                                 Borax
                                   »
                                   –
                                   3
                                   –
                                   »
                                   –
                                 
                              
                                 Arsenik
                                   »
                                   –
                                   »
                                   –
                                   6
                                   –
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 19
                                 Unzen
                                   »
                                 Quint
                                   6
                                 Graͤn.
                                 
                              
                           
                           Nro. 4.
                           
                              
                                 Berg-Krystall
                                   6
                                 Unzen
                                    2
                                 Quint
                                    »
                                 Graͤn.
                                 
                              
                                 Bleiweiß v. Chlichy
                                 11
                                    –
                                 5 1/2
                                    –
                                  18
                                   –
                                 
                              
                                 Kali
                                   2
                                    –
                                 1 1/2
                                    –
                                    »
                                   –
                                 
                              
                                 Borax
                                   »
                                    –
                                    5
                                    –
                                    »
                                   –
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 20
                                 Unzen
                                    6
                                 Quint
                                  18
                                 Graͤn.
                                 
                              
                           Der Straß, den man mittelst des Berg-Krystalls erlangt, ist im Allgemeinen
                              fester, als der, welcher aus Sand oder Kiesel (Silex)
                              gemacht wird; er ist aber oͤfters zu weiß, und eignet sich damit nicht
                              fuͤr die mittlern und kleinen Steine, weil diese auf solche Art den
                              morgenlaͤndischen weniger aͤhnlich sind, auch weniger Feuer haben, als
                              jene, deren Substanz eine licht-gelbe Farbe erscheinen laͤßt. Diese
                              Farbe schwindet beim Zertheilen und Schneiden der Steine. Die Masse, welche wir aus
                              Deutschland beziehen, ist immer gefaͤrbt, und oͤfter zu sattHr. Lançon erhaͤlt bei weniger Vorsicht ziemlich
                                    schoͤnen Straß, durch folgende Proportionen:Silberglaͤtte100Pfund.Weißen Sand  75–Weißen Weinstein oder Kali  10–.
                           
                        
                           Vom Topase.
                           Diese Zusammensezung ist sehr der Veraͤnderung im Schmelzen unterworfen. Man
                              koͤnnte sie das Glas-Camaͤleon nennen, weil sie nach dem Grade
                              der Temperatur, oder des anhaltenden Feuers so leicht die Farbe veraͤndert.
                              Sie gehet vom weißen Straß in den schwefelgelben, violetten und purpurrothen
                              uͤber, nach Umstaͤnden, die ich noch nicht vollkommen zu bestimmen
                              vermag.
                           Diese Masse kann man mit dem Rubin-Glas der Deutschen und der Italiener
                              vergleichen. Da sie im Handel selten ist, so muß die Verfertigung dieses Steines mit
                              ziemlich viel Schwierigkeiten verbunden seyn. Um der Bestellung eines solchen
                              Schmuckes aus meiner Fabrik zu genuͤgen, bedurfte ich jener Steine; es war
                              mir aber nicht moͤglich, auch nur eine Unze davon in Paris zu finden. Ich
                              ließ mir nun solche Steine von Genf kommen, und zahlte fuͤr das Pfund 24
                              Franks; sie waren aber nicht schoͤn, und wurden alle im Feuer fast ganz
                              weiß.
                           Meine Zubereitungsart folgt hier:
                           
                              
                                 Fluß (recht weißer Straß)
                                   1
                                 Unze
                                    6
                                 Quint
                                    »
                                 Graͤn.
                                 
                              
                                 Spiesglanz-Glas
                                   »
                                    –
                                  1/2
                                   –
                                    7
                                   –
                                 
                              
                                 Gold-Purpur
                                   »
                                    –
                                    »
                                   –
                                    1
                                   –
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                   1
                                 Unze
                                 6 1/2
                                 Quint
                                    8
                                 Graͤn.
                                 
                              
                           Bei der Wahl des Spiesglanz-Glases muß man auf ganz durchsichtiges und
                              hell-Orangegelbes sehenDie Veraͤnderungen, die diese Composition nach den verschiedenen
                                    Graden der Temperatur im Feuer erleidet, verdienen die Aufmerksamkeit der
                                    Chemiker, das Spießglanzglas gehet vom Gelben ins Rothe, und vom Rothen ins
                                    Weiße uͤber, und je nachdem man mit oder ohne Einwirkung der Luft
                                    operirt, gehet es wieder vom Weißen ins Rothe und Gelbe uͤber. Es
                                    waͤre wichtig die Theorie dieser Phaͤnomene zu finden, noch
                                    kennet man sie nicht.. Mit Eisen allein kann man ziemlich schoͤnen Topas erhalten.
                              Fuͤr diesen Zweck macht man folgende Mischung:
                           
                              
                                 Fluß
                                 6
                                 Unzen
                                   »
                                 Quint.
                                 
                              
                                 Eisen-Oxyd, genannt Eisen-Safran
                                 »
                                    –
                                 1/2
                                   –
                                 
                              
                           
                        
                           Vom Rubin.
                           Dies ist der seltenste und theuerste unter den kuͤnstlichen Steinen. Ich habe
                              die Zusammensezung desselben nach der Angabe des Herrn von Fontanieu gesucht, aber
                              die Menge Substanzen,
                              die er dabei anwendet, macht den Erfolg ungewiß und erschwert die Darstellung in
                              hohem Grade. Meine Versuche uͤber den Topas haben mir ein vortreffliches
                              Mittel verschafft, stets und nach Willkuͤhr sehr schoͤnen Rubin zu
                              gewinnen. Oefters gab mir die Mischung, die ich zur Hervorbringung des Topases
                              machte, eine dunkle nur am Rande durchscheinende Masse, und wenn man sie zwischen
                              Auge und Licht brachte, zeigte sich in ihren duͤnnen Blaͤttchen eine
                              rothe Farbe. Ich glaubte nun die Dunkelheit dieser Masse komme daher, daß die Oxyde
                              sich mit dem Fluß nicht gehoͤrig verbunden haͤtten; und daß man durch
                              eine zweite Schmelzung die Durchsichtigkeit erzielen koͤnne, wenn man die
                              Verhaͤltnisse der Oxyde vermindere, oder was gleichviel ist, die des Flußes
                              vermehre. Folgender Versuch hierin ist wir vollkommen gelungen. Ich habe einen Theil
                              dunklen Topases genommen, solchen mit acht Theilen
                              Fluß vermischt, und darauf in einem hessischen Schmelztiegel, der in einem
                              Toͤpfer-Ofen dreißig Stunden blieb, geschmolzen. Als Resultat bekam
                              ich einen schoͤnen gelblichen Krystall, aͤhnlich dem Straß.
                           Diese naͤmliche Masse wurde von mir in wiederholten Versuchen mit dem
                              Blas-Rohr geschmolzen, und gab den schoͤnsten orientalischen Rubin.
                              Mehr als zwanzigmal erhielt ich dasselbe Resultat.
                           Einen weniger schoͤnen Rubin und von einer verschiedenen Farbe erzeugt man
                              durch folgende Proportionen:
                           
                              
                                 Fluß
                                   5
                                 Unzen
                                    »
                                 Quint.
                                 
                              
                                 Braunstein-Oxyd
                                   »
                                    –
                                    1
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 –––––
                                 –––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                   5
                                 Unzen
                                    1
                                 Quint.
                                 
                              
                           
                        
                           Vom Smaragd.
                           Der Smaragd ist sehr leicht zu bereiten. Die eine Vorschrift des Herrn v. Fontanieu, welche eine einfache Mischung des gruͤnen
                              Kupferoxyds mit dem Fluße fordert, giebt ein gutes Produkt; sezt man hingegen nach
                              seiner zweiten Vorschrift Kobalt-Oxyd zu, so erhaͤlt man zwar ein
                              Glas, dessen Grund wie Smaragd ist, das aber einen blauen Widerschein giebt. Am
                              besten ahmet folgende Composition dem natuͤrlichen Smaragd nach:
                           
                              
                                 Fluß
                                   8
                                 Unzen
                                   »
                                 Quint
                                   »
                                 Graͤn.
                                 
                              
                                 Gruͤnes Oxyd von reinem Kupfer
                                   »
                                    –
                                 1/2
                                    –
                                   6
                                    –
                                 
                              
                                 Chrom-Oxyd
                                   »
                                    –
                                   »
                                    –
                                   2
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 –––––
                                 ––––
                                 –––––
                                 –––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                   8
                                 Unzen
                                 1/2
                                 Quint
                                   8
                                 Graͤn.
                                 
                              
                           Man kann, wenn man die Proportion des Chroms- oder des Kupfer-Oxyds
                              vermehret, und Eisen-Oxyd dazu mengt, die gruͤne Farbe
                              veraͤndern, und den Bastard-Smaragd, oder den dunklen Smaragd
                              nachbilden.Das Verfahren des Herrn Lançon besteht
                                    darinn, daß er auf ein Pfund Fluß ein Quint essigsaures Kupfer und 15 Gran
                                    Eisen-Safran nimmt.
                              
                           
                        
                           Vom Saphir.
                           Um eine Farbe von schoͤnem orientalischen Blau hervorzubringen; muß man sehr
                              weißen Straß und reines Kobalt-Oxyd nehmen. Diese Composition bringt man in
                              einen hessischen Schmelztiegel, der sorgfaͤltig verkittet wird, und
                              laͤßt sie 30 Stunden im Feuer. Wenn die Schmelzung wohl gelaͤutert
                              ist, erhaͤlt man ein sehr hartes Glas, ohne Blaͤschen; das sich leicht
                              poliren laͤßt. Hier die Proportionen:
                           
                              
                                 Fluß
                                   8
                                 Unzen
                                    »
                                 Quint
                                   »
                                 Graͤn.
                                 
                              
                                 Kobalt-Oxyd
                                   »
                                 –
                                 1/2
                                    –
                                  32
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 –––––
                                 ––––
                                 –––––
                                 ––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                   8
                                 Unzen
                                 1/2
                                 Quint
                                  32
                                 Graͤn.
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Vom Amathyst.
                           Der Amathyst ist ein Stein von Werth, wenn er eine schoͤne und sammetartig
                              dunkle Farbe hat. Hr. v. Fontanieu nimmt zu seiner
                              Composition zu viel Braunstein-Oxyd, und viel zu viel Purpur des Caßius. Dies schadet der Durchsichtigkeit, und giebt eine
                              weinartige Farbe, die nicht natuͤrlich ist. Es gelingt besser, wenn man
                              folgende Vorschrift befolgt.Hr. Douault nimmt zu viel Braunstein, und die
                                    Amathyste, die er nach dieser Weise erzeugte, waren von einem zu dunklen
                                    Violet. Die Verhaͤltnisse des Herrn Lançon scheinen besser zu seyn; er nimmt:Fluß  1Pfund.Mangan-Oxyd15bis 24 Graͤn.Kobalt-Oxyd  1Graͤn.
                              
                           
                              
                                 Fluß
                                   8
                                 Unzen
                                   »
                                 Quint
                                   »
                                 Graͤn.
                                 
                              
                                 Mangan-Oxyd
                                   »
                                    –
                                 1/2
                                    –
                                   »
                                    –
                                 
                              
                                 Kobalt-Oxyd
                                   »
                                    –
                                   »
                                    –
                                 24
                                    –
                                 
                              
                                 Purpur des Caßius
                                   »
                                    –
                                   »
                                    –
                                   1
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 –––––
                                 ––––
                                 –––––
                                 ––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                   3
                                 Unzen
                                 1/2
                                 Quint
                                 25
                                 Graͤn.
                                 
                              
                           
                        
                           Vom Aquamarin. (Beryll).
                           Der Aquamarin ist ein wenig gesuchter Stein, selbst als Naturprodukt. Er stellt einen
                              bleichen Smaragd dar, der mehr ins Blaue, als ins Gruͤne spielt, und ziemlich
                              der Farbe des Meerwassers aͤhnlich ist. Man erhaͤlt ihn durch folgende
                              Mischung:
                           
                              
                                 Fluß
                                   6
                                 Unzen
                                   »
                                 Graͤn.
                                 
                              
                                 Spiesglanz-Glas
                                   »
                                    –
                                 24
                                    –
                                 
                              
                                 Kobalt-Oxyd
                                   »
                                    –
                                   1 1/2
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                   6
                                 Unzen
                                 25 1/2
                                 Graͤn.
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Vom syrischen Granat.
                           Dieser Stein, welchen die Alten Karfunkel nannten, hat
                              eine lebhafte Farbe, die im Handel Beifall findet. Er wird besonders zu kleinen
                              Geschmeiden benuzt. Man hat ihn von mir oͤfters fuͤr die spanischen
                              Colonien verlangt. Der kuͤnstliche Granat ist eine Art von dunklem Rubin, den
                              man nach folgender Vorschrift bereitet:
                           
                              
                                 Fluß
                                   »
                                 Unze
                                 7
                                 Quint
                                   8
                                 Graͤn.
                                 
                              
                                 Spiesglanz-Glas
                                   »
                                   –
                                 3 1/2
                                    –
                                   4
                                    –
                                 
                              
                                 Purpur des Caßius
                                   »
                                   –
                                   »
                                    –
                                   2
                                    –
                                 
                              
                                 Mangan-Oxyd
                                   »
                                   –
                                   »
                                    –
                                   2
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 ––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 ––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                   1
                                 Unze
                                 2 1/2
                                 Quint
                                 16
                                 Graͤn.
                                 
                              
                           Bei der Fabrikation der kuͤnstlichen Steine muß man viele Vorsicht anwenden,
                              und eine Sorgfalt beobachten, die nur durch oͤftere Beschaͤftigung mit
                              diesem Gegenstande erlernt werden kann. Ueberhaupt muͤssen die dazu
                              gehoͤrigen Stoffe gestoßen, und mit Aufmerksamkeit auf Porphir gerieben
                              werden. Nur erst durch oͤfteres Absieben entstehen gute Vermischungen. Zum
                              Sieben verschiedenartiger Compositionen darf man sich nicht ein und desselben Siebes
                              bedienen; denn alle Bemuͤhung, sie nach jeder Operation wieder zu reinigen,
                              waͤre vergebens. Um endlich wohl geschmolzene Massen zu erlangen, die
                              gleichartig ohne Vertiefungen und ohne Blaͤßchen sind, muß man nur die
                              reinsten Substanzen, mit aͤußerster Zartheit vermischt, waͤhlen, sie
                              in die besten Schmelztiegel bringen, bei nach und nach verstaͤrktem, im
                              hoͤchsten Grade der Temperatur aber immer gleichem Feuer schmelzen, die Masse
                              24–30 Stunden lang im Feuer erhalten, und die Schmelztiegel nur sehr langsam
                              erkalten lassen.
                           
                        
                           Bemerkungen uͤber den vorhergegangenen Aufsaz von Hrn. Cadet de Gaßicourt.
                           Wenn gleich Herr Douault-Wieland eine
                              Zusammensezung von einem
                              Straß, welcher den deutschen uͤbertrifft, erfunden hat, auch vollkommen die
                              natuͤrlich farbigen Steine nachahmen kann, so darf man doch nicht glauben,
                              daß die Kunst, Glaͤser mittelst Metall-Oxyde zu faͤrben, ihre
                              Vollendung erreicht habe. Es ist zu wuͤnschen, daß ein geuͤbter
                              Chemiker sich mit der Theorie dieser Glasfaͤrberei befasse. Seitdem die
                              verglasbaren Erden und die Kalien fuͤr Metall-Oxyde anerkannt sind,
                              und seitdem man das Potassium, Sodium, Silicium, und das Calcium etc. gefunden hat,
                              muß man die Glaͤser als Legirungen (alliages)
                              ansehenEs versteht sich der Oxyde, aber nicht der Metalle. D.. Es waͤre daher nuͤzlich solche in reinem Zustande mit den
                              andern Oxyden, die man der Verglasung unterwerfen will, zu verbinden. Uebrigens
                              giebt es viele andere Substanzen, die in der Glaserei versucht werden
                              koͤnnten, wie z.B. Wismuth, Nickel, Wolfram, Molybdaͤn, Platin,
                              Tellurium, Uranium, Titanium, Colombium, Palladium, Rhodium, Iridium, Cerium, Barium
                              und Strontium; verschiedene Salze, als die Flußsaͤuren, die
                              aufloͤslichen phosphorsauren Salze, und die verglaste Phosphorsaͤure.
                              Man hat schon mit einigem Erfolge den wolframsauren Kalk angewandt, um den Opal
                              nachzuahmen, so wie chromsaures Kali fuͤr den kuͤnstlichen Chrysopras.
                              Es ist daher zu hoffen, daß diese angenehme Kunst noch mehrere Fortschritte machen
                              werde.