| Titel: | Ueber Siderographie. | 
| Fundstelle: | Band 3, Jahrgang 1820, Nr. XLVIII., S. 359 | 
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                        XLVIII.
                        Ueber Siderographie.
                        Ueber Siderographie.
                        
                     
                        
                           Diese interessante Erfindung gehoͤrt nicht bloß dem weiten Gebiete der
                              Wissenschaft an, sie hat auch Einfluß auf Erhaltung von Menschen-Leben, indem
                              sie jede Banknoten Verfaͤlschung unmoͤglich macht. Die Anwendung
                              derselben zu diesem Zwecke wurde von einer besondern Kommitte des Unterhauses
                              gepruͤft; und die lebhaftesten Verhandlungen, welche hieruͤber seit
                              einiger Zeit statt haben, sind sprechende Beweise fuͤr die Wichtigkeit des
                              Gegenstandes. Unser deutsche Landsmann Ackermann in London hat von diesem Gegenstand
                              mit der in so mannigfaltiger Hinsicht ihn auszeichnenden Aufmerksamkeit in dem Repertory of Arts, Literature etc. im
                              November-Hefte d. J. Nro. LIX. eine Probe geliefert, welche die
                              unuͤbertreffliche Gewandtheit des Kuͤnstlers beurkundet, und zugleich
                              deutlich vor Augen stellt, daß eine Nachahmung ohne jene ausserordentliche, zur
                              Ausfuͤhrung unentbehrliche Maschinen gar nicht zu Stande gebracht werden
                              koͤnne.
                           
                           Es muß auch bemerkt werden, daß der Kupferstich vorzuͤglich wegen der mit der
                              Anzahl der Abdruͤcke zunehmenden Schwaͤche derselben zu mannigfaltigen
                              Klagen Anlaß gegeben habe. Schon in dieser Hinsicht gewaͤhrt die Erfindung
                              der Hrn. Perkins, Fairman und Heath einen ausserordentlichen Vortheil, indem
                              zwischen dem ersten und dem zehen- oder zwanzigtausendsten Abdruck ihrer
                              Platten kein merkbarer Unterschied ist. Eine naͤhere Darstellung der
                              Erfindung und des dabei uͤblichen Verfahrens wird dieß ins Licht sezen.
                           Die Erfindung erscheint eigentlich als eine Methode, Gravirungen auf Stahl oder
                              andern Metallen dauernd zu machen. Uebrigens ist das Verfahren folgendes: die
                              Stahl-Stuͤcke oder Platten von der der Gravirung angemessenen
                              Groͤße haben eine weiche oder nach der chemischen Sprache, eine dekarbonirte
                              Oberflaͤche, wodurch das Metall weit empfaͤnglicher als selbst das
                              Kupfer wird, die zarteste Gravirungen anzunehmen. Nachdem sie die Gravirung erhalten
                              haben, werden sie mittelst eines neuen, die mindeste Verlezung verhuͤtenden
                              Verfahrens, mit aller Sorgfalt gehaͤrtet. Hierauf bringt man einen zuvor
                              weich gemachten oder dekardonirten Cylinder an der sogenannten uͤbertragenden
                              Presse an, treibt denselben uͤber den gravirten Stock, und traͤgt so
                              den Stich, die Gravirung erhoben in relief auf die Peripherie des Cylinders
                              uͤber. Die Presse selbst hat eine zitternde, vibrirende Bewegung, wie die des
                              Cylinders auf seiner Peripherie ist, wodurch neue Oberflaͤchen des Cylinders,
                              gleich der Ausdehnung der Gravirung selbst entstehen. Dieser Cylinder wird nun auf
                              dieselbe Art, wie vorher der Stock oder die Platte, gehaͤrtet ist, und sodann
                              angewendet um Kupfer oder Stahl mit Gravirungen zu bedrucken, welche denen auf dem
                              Originalstocke vollkommen gleichen. Dieses Bedrucken kann ins Unendliche fortgesezt
                              werden, wenn man die Originalgravirung hat, von welcher nach Bedarf immer wieder neue Cylinder
                              mit dem Abdrucke versehen werden koͤnnen.
                           Unbestreitbar laͤßt sich diese Erfindung zu mannigfaltigen Zwecken, besonders
                              zur Verbesserung verschiedener Manufactur-Zweige benuzen. Bei dem sinnreichen
                              Verfahren des Kalikodruckens kann man ganz neue Muster auf dem Cylinder, durch
                              welchen der Kalikodruck bewirkt wird, hervorbringen; gewiß ein sehr wichtiger
                              Umstand, welcher allein schon einen uͤberwiegenden National-Vorzug
                              gewaͤhret. Auch bei Toͤpfer-Arbeit findet eine Anwendung von
                              dieser Erfindung statt. Nicht weniger als 200,000 Abdruͤcke, deren jedes ein
                              vollendetes fac-simile ist, lassen sich machen.
                              Am wichtigsten aber ist wohl die schon erwaͤhnte Anwendung gegen die
                              Banknoten Verfaͤlschung. Maͤnner von entschiedenem Rufe in der
                              gelehrten Welt, wie Maudsley, Brunel, Dackin, Bramah, Rennie u.a. haben dieß bereits
                              durch ihr Urtheil bestaͤttiget.