| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 3, Jahrgang 1820, Nr. LI., S. 373 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LI.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Merkwuͤrdige Petrifikation.Anales of Philosophy November. 1820. Nr. XCV S. 385..
                           Vor ungefaͤhr einem Monate kamen die Steinbrecher in einem dem Hrn. Leer
                              gehoͤrigen Steinbruche bey Glasgow auf das Lager eines Baumes noch ganz in
                              dem Verhaͤltnisse, wie dieser gewachsen war. Der Stamm hat gegen 26 Zoll im
                              Durchmesser, ist nicht ganz rund, sondern etwas oval, indem der Baum auf der
                              mittaͤglichen Seite schneller gewachsen war, als auf den andern drey Seiten;
                              deßhalb auch der noͤrdliche und suͤdliche Diameter einige Zoll
                              laͤnger als der oͤstliche und westliche ist. Der Baum-Stamm
                              selbst bestehet aus Sandsteine, ganz dem uͤbrigen Steinbruche
                              aͤhnlich. Die Rinde war in vollkommene Braunkohle verwandelt, welche fest am
                              Baume haͤngt, und das Entfernen des Gesteins, womit der Baum umgeben ist,
                              sehr erleichtert. Gegen drey Fuß von unten waren Theile des Baumes unbedeckt. Dieser
                              Theil liegt ungefaͤhr 40 Fuß unter der Erdoberflaͤche in einem festen
                              Sandsteinbruche. Der obere Theil des Stammes und der Aeste ist nicht entdeckt
                              worden. Die obere Lage des Steinbruches war schon etwas laͤnger
                              abgeraͤumt. Die Wurzeln sieht man in die Erde gesenkt, gerade wie dieß bey
                              den Wurzeln stehender Baͤume der Fall ist. Vier vorzuͤglich große
                              Wurzeln gehen vom Stammholze aus, einige davon dehnen sich einen Fußweit umher, ehe
                              sie sich im anliegenden Steine verlieren. Ueber das Geschlecht des Baumes, dessen
                              Form hier noch deutlich ist, findet sich jedoch kein naͤheres Kennzeichen.
                              Die Rinde wurde durchaus harzig, so daß die gewoͤhnlichen charakteristischen
                              Merkmahle ganz Verschwunden sind. Nach dem Aussehen der Wurzel war es keine Fohre;
                              die Aehnlichkeit mit einer Buche ist staͤrker. Indessen ist diese
                              Petrifikation nicht ohne Werth, und es laͤßt sich als erwiesen annehmen, daß
                              sich der Sandstein erst nach dem Daseyn großer Baͤume gebildet habe, und daß
                              das von der Einwirkung des Wassers herruͤhrende Aeußere von Quarz, woraus der
                              Sandstein bestehet, keineswegs wie einige Geologen wollen, eine truͤgliche,
                              sondern eine ganz bestimmte Indication ist. Wenn nun aber der Sandsteine der einen
                              so großen Theil des Kohlen-Lagers ausmacht, spaͤter gebildet wurde,
                              als die mit Holz bewachsene Erde, dann kann doch wohl kein Zweifel bestehen, daß
                              dieß auch beym Schiefer und bey der Kohle, welche mit diesem Sandsteine alternirt,
                              eben so sey. –
                           Wenn nun die Kohlen-Formation als ein Theil des aͤltern rothen
                              Sandsteines erscheint, so kann vernuͤnftigerweise man nicht zweifeln, daß
                              auch dieser aͤltere rothe Sandstein nach der Zeit, wo die Erde mit Holz
                              bewachsen war, sich gestaltet habe; daß also die bisherige neueste Annahme desselben
                              als eines urspruͤnglichen Niederschlages unhaltbar ist. Ist es ferner wahr,
                              wozu wirklich Gruͤnde vor handen sind, daß Urgestein mit dem alten rothen Sandsteine
                              wechselt, so muß gefolgert werden, daß auch dieses Gestein erst nach dem
                              Ueberwachsen der Erde mit Holz entstanden sey.
                           
                        
                           Hrn. Collinson Hall's Schlagschloß an Flinten (Percussion Gun-Lock.)
                           In den Transactions of the Society for the Encouragement of
                                 Arts, Manufactures et Commerce XXXVI B. ist ein Flintenschloß beschrieben,
                              fuͤr welches die Gesellschaft dem Erfinder die silberne Medaille zuerkannte.
                              Dieses Schloß ist auch in Tilloch's
                                    Philosoph. Magazine Sept. 1820 S. 183 beschrieben, und abgebildet.
                              Die Hauptsache bey dieser Erfindung ist aber nicht so wohl das Schloß, als die
                              Anwendung eines Knallpulvers aus 196 Granen oxygenirt salzsaurem Kali, 68 Granen
                              Schwefelblumen, 34 Granen Holzkohlenpulver, und 12 Granen arabischem Gummi, welches
                              zu einem Teige gerieben wird, woraus man, wenn man so sagen darf, eine
                              Zuͤndpatrone bildet. Wir finden theils die Bereitung dieser
                              Zuͤndpatronen, theils die Anwendung derselben, so gefaͤhrlich, daß
                              unser Gewissen es uns nicht erlaubt, die hier gegebene Beschreibung fuͤr
                              unsere lieben Landsleute auch neu zu uͤbersetzen, vielweniger zu empfehlen.
                              Dem Referenten sind, außer einer Reihe trauriger Erfahrungen, seit 4 bis 5 Monaten
                              so viele Ungluͤcksfalle mit unvorgesehen losgegangenen Gewehren (der letzte
                              erst vor wenigen Stunden) vorgekommen, daß er festiglich uͤberzeugt ist, daß
                              derjenige, der ein noch leichteres Losgehen der Gewehre erzwecken will, der
                              Menschheit keinen Dienst damit erweiset. Unsterbliches Verdienst um die Menschheit
                              aber wird derjenige sich erwerben, der eine Vorrichtung finden wird, durch welche
                              die Schießgewehre so bestellt werden, daß sie nur dann losschießen, wann man es
                              will, dann aber mit Leichtigkeit und Verlaͤssigkeit. Einige prahlende
                              Englaͤnder wuͤrden diese neuen Flinten vielleicht wie ehemahls ihre
                              alten schon verrissenen wieder in Ost- und Westindien brauchen
                              koͤnnen, um sie den armen Indianern fuͤr schweres Geld anzuhangen,
                              damit diese sich bey dem ersten Gebraͤuche derselben verstuͤmmeln, wo
                              sie ja noch mit dem Leben davon kamen, und nicht aus „Schickung
                                 Gottes“ dabey umgekommen sind.
                           
                        
                           Beweis, daß das Wasser ein elastisches Fluidum ist.
                           Hr. Perkins, der Erfinder der merkwuͤrdigen und
                              nuͤtzlichen Kunst der Siderographie oder Vervielfachung gravirter Arbeiten
                              (mittelst Ausfuͤhrung derselben auf weiche Stahlplatten, welche nach dem
                              Haͤrten gebraucht werden, um die Darstellung in Relief auf
                              Stahl-Walzen zu uͤbertragen, welche Walzen wieder angewendet werden,
                              um andere Stahl- oder Kupferplatten mit allen Linien des ersten Stiches zu
                              bedruckenVergleiche die Abhandlung S. 359 in diesem Journale. D. hat ausgemittelt, und durch wirkliche Versuche dargethan, daß das Wasser
                              einem Drucke von 326 Atmosphaͤre unterworfen, um 1–29tel seines
                              Volums, oder um 3 1/2 pret vermindert wird. Philosoph. Magaz. by Tilloch. Aug. 1820 S. 149.
                           
                        
                           Ersatzmittel fuͤr Chinarinde.
                           Hr. Ré, Professor der Materia medica an der Veterinaͤr-Schule zu Turin, hat
                              angekuͤndet, daß der Lycopus europaeus des Linné, (von den
                              Bauern Piemonts, wo sich derselbe sehr haͤufig, vorzuͤglich in
                              sumpfigten und daher desselben sehr benoͤthigten Gegenden befindet, –
                              Chinakraut (Herb of China
                              genannt) ein vollkommenes Ersatzmittel fuͤr die Fieber-Rinde (China)
                              sey. (Eben daselbst. S. 150.)
                           
                        
                           Wegerich-Wurzel.
                           Nach Dr. Perrin koͤnnen die Wegerich-Wurzeln
                              (plantago major, minor, et latifolia Linn.) als
                              Fiebermittel, besonders bey intermittirenden Fiebern gebraucht werden. Die Pflanze
                              ist in allen Theilen gleich; die Blaͤtter sind auch als Heilmittel bey Wunden
                              wohl bekannt. (Eben daselbst. S. 150.)
                           
                        
                           Heilmittel gegen Hydrophobie.
                           Dr. Lymann Spalding, Einer der beruͤhmtesten
                              Physiker in New-York, kuͤndiget in einer kleinen Schrift an, daß sich
                              schon seit fuͤnfzig Jahren die Scutellaria lateriflora
                                 L. als ein untruͤgliches Mittel zur Abwendung und Heilung der
                              Wasserscheue nach dem Bisse wuͤthender Thiere erprobt habe. Es ist am besten,
                              diese Pflanze nicht in frischem Zustande, sondern als trockenes Pulver anzuwenden.
                              Nach dem Zeuguiß vieler amerikanischen Aerzte leistete dieses, noch in keiner
                              Europaͤischen Materia medica aufgenommene, Mittel
                              in mehr als tausend Faͤllen vollkommene Huͤlfe, und zwar ebensowohl
                              bey Menschen als Thieren (Hunden, Schweinen, Ochsen). Der erste Entdecker ist noch
                              nicht bekannt. Dr. Dervere (Vater und Sohn) brachten es
                              zuerst allgemein in Anwendung. (Eben daselbst. S. 151.)
                           
                        
                           Arakatscha.
                           Wenn wir dem, was von dieser Wurzel, welche in Santa Fe de Bagota waͤchst,
                              behauptet wird, Glauben beymessen, so duͤrfen wir zuverlaͤßig
                              erwarten, daß dieselbe vor Ablauf weniger Jahre werde nach Europa gebracht, und so
                              stark, wie die Erdaͤpfel, gebauet werden. Sie soll eben so ergiebig und noch
                              nahrhafter seyn als diese; an Geschmack und Festigkeit aber sehr den spanischen
                              Kastanien gleichen. Sie ist in den Cordilleren
                              einheimisch, wo ein gleich gemaͤßigtes Clima, wie in Europa, herrscht, und
                              kann mit derselben Leichtigkeit gepflanzt werden wie Kartoffel. (Eben daselbst S.
                              150.)
                           
                        
                           Johannis-Beeren frisch zu erhalten.
                           Man waͤhle nach dem Reisen der Fruͤchte diejenigen Stauden aus, welche
                              mehr gegen die Mittags-Seite liegen, und ihrer Form nach der Erwartung am
                              meisten entsprechen, auch die vorzuͤglichste Frucht-Fuͤlle
                              tragen; und umgebe sie mit dicken Strohmatten, (oder bedecke sie mit Stroh) so, daß
                              sie gegen kalte Luft, und andere Wechsel der Witterung genau geschuͤtzt sind,
                              bey solcher Behandlung erhaͤlt sich die Frucht bis zum Januar oder Februar
                              vollkommen frisch. (Eben daselbst. S. 150 und 151.)
                           
                        
                           
                           Leichtes Mittel Raupen zu zerstoͤren.
                           Wenn man Stuͤcke Wollen-Lumpen auf Johannisbeere Stauben oder andere
                              Gestraͤuche etc. thut, so ziehen sich die Raupen zur Nachtzeit dahin. Auf
                              solche Art kann man Tausende dieser Insecten jeden Morgen vernichten, indem man
                              diese Vorrichtung fruͤhzeitig sammt den Bewohnern wegnimmt, und dann dieselbe
                              Anordnung von neuen fuͤr andere gebraucht. (Eben daselbst. S. 312.)
                           
                        
                           Mittel um von den Baͤumen den Gummifluß abzuwenden.
                           Eine Mischung von Pferdduͤnger, Thon, Sand, und Baum-Harz geben ein
                              gutes Mittel an Fruchtbaͤume, wenn diese vorher gehoͤrig geputzt
                              worden sind, das freywillige Ausschwitzen, das unter dem Namen Gummifluß bekannt,
                              und dem Wachsthum der Baͤume hoͤchst verderblich ist, abzuwenden.
                              (Eben daselbst. S. 312.)
                           
                        
                           Verbesserung des Eichenholzes.
                           Hr. Knight behauptet auf den Grund eines wirklichen Versuches, daß das Eichenholz zum
                              Gebrauche verbessert wird, wenn der Baum im Fruͤhling geschaͤllt, bis
                              zum naͤchsten Winter stehen gelassen wird. (Eben daselbst. S. 312.)
                           
                        
                           Krystallisation des Balsams von Copaiva.
                           Hr. Palletier zerbrach ein Gefaͤß mit Balsam von Copaiva, das seit 30 Jahren
                              in seinem Hause war. Er fand auf dem Boden des Geschirres eine durchsichtige
                              Harzflaͤche, von welcher sechseckige Tafeln ausgingen, deren einige bestimmt
                              die Form von sechsseitigen Prismen darstellten, begrenzt durch eine
                              perpendikulaͤre gegen die Achse der Prisma laufende Form. Diese Crystalle
                              besassen die Eigenschaft von polarisirenden Licht. Journal de
                                 Pharmacie VI. 174.
                           
                        
                           Die Weiße in Mahlereyen wieder herzustellen.
                           Hr. Thenard hat sein oxygenirtes Wasser zu diesem Behufe mit großem Erfolg gebraucht.
                              – Das Weiße wird oft braun oder auch schwarz, wenn die Gemaͤhlde von
                              schweflichten Daͤmpfen, vorzuͤglich geschwefelten Wasserstoffgas
                              angegriffen werden, da sich derselbe erinnerte, daß oxygenirtes Wasser schwarzes
                              geschwefeltes Bley in weißes Schwefelsaures umwandelte, so gab er davon einem
                              Kuͤnstler, der damit eine Skizze von Raphael restauriren wollte. Kaum wendete
                              er dasselbe mit einem Pinsel an, und augenblicklich waren die Flecken verschwunden.
                              (Annales de Chimie.)
                           
                        
                           Phoͤnix der Alten.
                           Eine Abhandlung uͤber die Identitaͤt der
                                 Phoͤnix der Alten mit dem großen Kometen von 1680 (an Essay on the Identity of the Phoenix of the Ancients with the
                                 Great Comet of 1680) erhaͤlt durch einen Korrespondenten des Tilloch
                              eine Berichtigung, indem derselbe behauptet, daß es genuͤgende Gruͤnde
                              gebe, die Erzaͤhlungen uͤber diesen fabelhaften Vogel durch eine
                              Beziehung auf die Zeit-Korrection bey den
                                 Egyptiern besser und befriedigender zu erklaͤren. Philosophical Magazine July 1820.
                           
                        
                           Geologie.
                           Hr. Brongniart hat auf seiner juͤngsten
                              geologischen Reise in Italien entdeckt, daß ein großer Theil der Kalksteine in den
                              Alpen von einer viel juͤngern Formation sey, als man bisher glaubte. (Eben
                              daselbst. S. 311.)
                           
                        
                           Brittisches Silber.
                           Am 10. October d. J. wurde ein Silber-Block von 1,500 L. Werth in der Wheal Rose Miene, in Newlin, ausschließendes Eigenthum des
                              Hrn C. Hawkins, geschmolzen. Tillochs philosoph. Magaz.
                                 Octbr. 1820. S. 311.
                           
                        
                           Erlaͤuterung der Bedeutung des Wortes Castor.
                           Nach des Hr. geh. Ober-Finanz-Rath Beuth in
                              Berlin mitgetheilten Erlaͤuterung bedeutet das im 2. Bde. d. Journals Heft 3
                              S. 370 in Frage gestellte Wort Castor im Englischen die
                              Rollen von Metall unter den Fuͤßen der Tische, Bettstaͤtten u.s.w.
                           
                        
                           Fortsetzung und Beschluß der Beschreibung der Instrumenten zu den meteorologischen Beobachtungen von Can. Stark.
                           
                              Winde.
                              Die Veraͤnderung und die Richtung der Winde wirb durch ein Anemoscop oder
                                 einen Windzeiger mit einer sehr empfindlichen Windfahne angegeben, welche
                                 vertikal zu oberst auf ein Gebaͤude mit einem Gegengewicht gesezt ist,
                                 und so wenig als moͤglich sich reibt. Die mit dieser Fahne verbundene,
                                 und mit ihr zugleich sich umdrehende Spindel geht durch das Dach bis an die
                                 innere Decke des Beobachtungszimmers und lauft in einer Pfanne, welche unterhalb
                                 eine Oeffnung hat, um das untere konische Ende der Spindel mit einem Zeiger in
                                 Verbindung bringen zu koͤnnen. Dieser Zeiger, welcher sich unter einer an
                                 die Decke des Zimmers gezeichneten Windrose bewegt, muß in seinen Richtungen
                                 immer mit der Fahne uͤbereinstimmen, er wird an die Spindel so
                                 befestiget, daß seine Spize mit dem Ruͤken der Fahne eine gerade Linie
                                 bildet. Auf der Windrose mußten die Zeichen der Winde genau nach der
                                 Meridian-Linie (zu deren Errichtung meine vollstaͤndige
                                 Beschreibung der meteorologischen Instrumente pag.
                                 42 bis 51 mehrere Methoden angiebt) gestellt werden, folglich S (Suͤd)
                                 genannt gegen Mittag, und N (Nord) gegen Mitternacht zu stehen kommen u.s.w.
                              
                              Die Staͤrke der Winde nach ihren Graden zu
                                 erfahren, dien; ein anderes Instrument, Anemometer oder Windmesser genanntt man
                                 findet verschiedene Arten desselben beschrieben in Landriani's Anemometrograchie
                                 im Gothaischen Magazin XI. 3 St. 106. S. – Wilkens Anemobarometer
                                 – in den neuen schwedischen Abhandlungen. III. 85. Reinh. Woltmann's
                                 Theorie und Gebrauch des hydrometrischen Fluͤgels. Hamburg 1790. –
                                 D. S. T. Gehlers physikalisches Woͤrterbuch IV. B. S. 757–769 und
                                 773–781. V. B. S. 1016–1122. H. Oertels Ideen zur Einrichtung
                                 eines Windmessers in H. Lichtenbergs Magazin VI B. 1. St. S. 89. und 3 St. S. 84
                                 etc. Da ich selbst keinen Windmesser besize, so pflege ich die Staͤrke
                                 der Winde nach der, von der ehemals Kurfuͤrstlich-Baierischen
                                 meteorologischen Gesellschaft in Mannheim angenommenen Bestimmung des Hr.
                                 Professor Celsius nach folgenden Graden anzugeben: I. Grad, wenn der Wind die
                                 Blaͤtter der Baͤume; II. Grad, wenn er die kleinen Aeste; III.
                                 Grad, wenn er die groͤßern Aeste bewegt, und IV. Grad, wenn er als
                                 heftiger Sturm Aeste abbricht und Baͤume entwurzelt.
                              Diese vier Grade koͤnnen auch den Raum anzeigen, welchen der Wind in einer
                                 Zeitsekunde durchlauft, und zwar der l. Grad einen Raum von 10 Fuß mit Bewegung
                                 der Blaͤtter an den Baͤumen, der II. Grad einen Raum von 20 bis 24
                                 Fuß, der III. einen Raum von 30 bis 40 Fuß, und den IV. bey einem Sturm einen
                                 Raum von 50 bis 60 Fuß, wobey auf jeden Quadratfuß Raum eine
                                 Kraftaͤußerung von mehr als 5 1/2 Pfund Staͤrke kommt.
                              
                           
                              Witterung.
                              Um sowohl mich nach mehreren Meteorologen bey den Angaben der Witterung zu
                                 richten, als auch die Zeichensprache, deren sich ehemals die beruͤhmte
                                 meteorologische Gesellschaft zu Mannheim in sechs Abstufungen bediente, zu
                                 vermeiden, waͤhlte ich acht, leicht verstaͤndliche und der
                                 Mannigfaltigkeit der atmosphaͤrischen Veraͤnderung angemessene
                                 Abstufungen. Sie heißen: heiter 1 und 2, schoͤn 1 und 2, vermischt 1 und 2, und truͤb 1 und
                                 2.
                              Heiter 2. Wenn der Himmel vollkommen rein, blau, und
                                 allenthalben wolkenlos ist.
                              Heiter 1. Wenn der Himmel zwar rein, doch etwas
                                 duͤnstig ist, und sich das Blaue mehr in eine weißliche Farbe
                                 verliert.
                              Schoͤn 2. Bey sehr wenigen duͤnnen
                                 Woͤlkchen, die nur da und dort sich zeigen, ohne den freyen Anblick der
                                 Sonne bey Tag, und der Gestirne bey Nacht zu hindern.
                              Schoͤn 1. Bey mehr blauen als wolkichtem
                                 Himmel; an welchem nur einige Stellen; mit Wolken bedeckt sind, wodurch der
                                 freye Anblick der Sonne bey Tag, und der Gestirne bey Nacht nur selten
                                 unterbrochen wird.
                              Vermischt 2. Wenn der Himmel ungefaͤhr zur
                                 Haͤlfte klar oder blau, und zur Haͤlfte wolkicht oder grau
                                 erscheint, folglich an der Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit der Gestirne oft
                                 wechselt.
                              Vermischt 1. Wenn der Himmel groͤßtentheils
                                 truͤbe ist, mit Ausnahme einiger blauen Stellen, weßwegen Sonne, Mond und
                                 Sterne nur selten sichtbar, oder nur durch voruͤberziehende,
                                 duͤnne Wolken bemerkbar sind.
                              Truͤb 2. Wenn der Himmel so durchaus von
                                 duͤnnen Wolken bedeckt wird, daß gar kein Erscheinen der Gestirne statt
                                 findet.
                              Truͤb 1. Wenn der ganze Himmel in schwarzgraue
                                 dichte Wollen eingehuͤllt ist.
                              
                              Fuͤr Nebel, Regen und Schnee machte ich ebenfalls zwey Abstufungen auf
                                 folgende Art:
                              Nebel 2. Duͤnner Nebel, welcher entfernte
                                 Gebaͤude noch bemerken, und die Sonne in weißer Farbe durchscheinen
                                 laͤßt.
                              Nebel 1. Dichter Nebel, bey dem nur sehr nahe
                                 Gegenstaͤnde gesehen werden koͤnnen.
                              Regen 2. Staub und Nebelregen, auch sonst sanfter
                                 Regen.
                              Regen 1. Starker und heftiger Regen; auch
                                 Platz- und Gewitter Regen.
                              Schnee 2. Schneefloͤckchen, sanftes Schneien
                                 und Rieseln.
                              Schnee 1. Dichtes Schneegestoͤber, und
                                 groͤßere, neben einander fallende Schneeflocken.
                              Es zeigt also die Zahl 2 bey Heiter und Schoͤn die bessere, die Zahl 1 die geringere
                                 Klarheit; bey Vermischt und Truͤb 2 die schwaͤchere, 1 die staͤrkere
                                 Vermischung und Truͤbung an. Bey Nebel, Regen und Schnee bezeichnet 2
                                 eine duͤnnere, und 1 eine dichtere Masse. Man gewinnt auf diese Weise 14
                                 Beziehungen der atmosphaͤrischen Beschaffenheit, welche Untersuchung und
                                 Vergleichung der Witterung einen großen Vortheil gewaͤhren. In Ansehung
                                 des Reifens, Hagels, Wetterleuchtens und der Gewitter fand ich eine solche
                                 Abstuffung in Zeichen unnoͤthig, weil diese Ereignisse,
                                 vorzuͤglich bey den Gewittern, in meinen vollstaͤndigen
                                 Beobachtungen ausfuͤhrlich beschrieben sind, wozu aber in diesem Journale
                                 der Raum mangelt.
                              Nach diesen bisher gewaͤhlten Andeutungen der Beschaffenheit der
                                 Atmosphaͤre und ihrer Veraͤnderung bey der an jedem Tage dreymal
                                 angezeigten Witterung wird die Beschaffenheit der Tage und Naͤchte
                                 bestimmt in der letzten Spalte unter der Aufschrift:
                              
                           
                              Summarische Uebersicht der Witterung.
                              Diese Uebersicht der Witterung ist um so bequemer, da sie nicht nur von jedem
                                 Monath gegeben ist, sondern auch vom ganzen Jahre die Anzahl der heiteren,
                                 schoͤnen, vermischten und truͤben Tage und Naͤchte mit
                                 ihren Abstufungen, und eben so die Tage und Naͤchte mit Nebel, Regen,
                                 Schnee, Reifen, Hagel, Wetterleuchten, Gewitter, und Winden, vor das Auge
                                 bringt. Man muß aber dabey das meteorologische Tagebuch zu Rathe ziehen, weil
                                 dieses in den meisten Faͤllen einen groͤßern Aufschluß als die
                                 Tabellen, und besonders dann geben kann, wenn bey den drey Beobachtungszeiten
                                 jedesmal eine andere Beschaffenheit der Atmosphaͤre vorkoͤmmt;
                                 z.B. es waͤre fruͤh 7 Uhr die Witterung vermischt, Mittags 2 Uhr
                                 schoͤn, und Nachts 9 Uhr Regen, so entscheidet das Tagebuch ob ein
                                 solcher Tag zu den vermischten oder zu den truͤben zu zaͤhlen sey.
                                 Gleiche Bewandtniß hat es mit der Beschaffenheit der Naͤchte und mit den
                                 Graden der Winde sowohl am Tage als zur Nachtzeit, auch hieruͤber spricht
                                 sich das Tagebuch aus.
                              
                           
                              Hyetometer.
                              Die Menge des gefallenen Regens und des Wassers von geschmolzenen Schnee genau zu
                                 bestimmen, hat man mehr als eine Art Hyetometer oder Ombrometer; ich will hier
                                 aber nur diejenigen beschreiben, die ich zu meinen Beobachtungen gebrauche.
                              Dieses von dem beruͤhmten augsb. Hrn. Mechanikus Hoͤschel, so wie
                                 meine uͤbrigen meteorologischen Werkzeuge, verfertigte Instrumente,
                                 besteht in einem 16 Pariser Zoll hohen Glascylinder von 3 1/2 Zoll Durchmesser,
                                 welcher unten geschlossen ist; er ruhet auf einer triangulformigen
                                 messingenen Platte innerhalb eines Reifes; eine aͤhnliche Platte des
                                 Cylinders. Durch zwey abgerundete Vorspruͤnge bey jeder Platte gehen zwey
                                 starke Draͤthe von Messing, welche etwas laͤnger als der Cylinder,
                                 und unten mit viereckigten Knoͤpfen, oben aber mit einem durch die obere
                                 Platte hervorragenden Gewinde versehen sind. Diesen Draͤthen
                                 gegenuͤber ist eine eben so lange Schiene von starkem Messing an der
                                 untern Platte befestiget, sie hat ebenfalls ein Gewinde, das uͤber die
                                 obere Platte hinausgeht. Zwischen den Draͤthen und der Schiene ruhet der
                                 Cylinder, auf welchen die obere Platte gelegt, und mittelst jener Gewinde durch
                                 3 Lappenschrauben befestiget wird. Ruͤckwaͤrts der Schiene
                                 befinden sich zwey starke Hacken, einen Schuh weit von einander entfernt, und in
                                 zwey laͤnglichte Oeffnungen an einem starken Stuͤck von Eisen
                                 vertical eingehaͤngt. Dieses Eisen ist mit einer gegen 4 Fuß langen und
                                 starken eisernen Stuͤtze verbunden, welche an der aͤußern Mauer
                                 des Beobachtungszimmers so angebracht ist, daß der Regen von allen Seiten ohne
                                 Hinderniß frey auffallen, die Hoͤhe des gefallenen Regens, nachdem man
                                 die Stuͤtze gegen sich angezogen hat, leicht abgelesen, und dann das
                                 Hyetometer ohne viele Muͤhe ausgehoben, der Cylinder ausgeleert, und nun
                                 das ganze Instrument wieder eingehaͤngt werden kann.
                              Die obere Platte hat in der Mitte eine Oeffnung von 1 Zoll, in welche eine
                                 gestutzte viereckigte Pyramide von Kupfer, deren Basis einen Pariser Quadratfuß
                                 betraͤgt, in umgekehrter Richtung eingeschraubt wird. An die
                                 Begraͤnzung der Pyramide ist noch ein messingner, 1 Zoll hoher Rahmen
                                 aufgeloͤthet, um den Raum von 144 Quadratzoll, welchen dieselbe
                                 einschließt, genauer berichtigen zu koͤnnen. Auf die Basis dieser
                                 gestutzten Pyramide faͤllt der Regen, und wird durch die Oeffnung der
                                 obern Pyramide in den Glascylinder gefuͤhrt, an welchem sich zwey mit
                                 Diamant gemachte Scalen befinden. Die erste Scale, welche von dem Boden des
                                 Cylinders bis zu dessen Extremitaͤt fortlaͤuft, ist in
                                 franzoͤsische Duodecimalzolle, und jeder Zoll in 12 Linien getheilt. Nach
                                 dieser Eintheilung ist der Cylinder durch das franzoͤsische Grangewicht
                                 abgerichtet, und uͤberall die entsprechende Zahl beygesetzt worden. Die
                                 zweyte, neben der ersten mit Diamant eingegrabene Scale gibt die Standhohe des
                                 auf die Begraͤnzung von 1 Pariser Quadratfuß oder 144 Quadratzoll
                                 gefallenen Regens in Duodecimalzollen und Scrupeln an. Ein Duodecimalzoll der
                                 Standhoͤhe oder 144 Cubikzoll auf 1 Pariser Quadratfuß fuͤllte den
                                 Raum des Glaßcylinders bis zu einer Hoͤhe von 14 1/2 Duodecimalzoll. Dieß
                                 gab das Maaß zur Theilung dieser zweyten Scale bey einer Temperatur von x 7,6
                                 Grad des 80 theiligen Quecksilber Thermometers. Es wurde das Maaß in 12 Theile,
                                 und jeder derselben wieder in 10 Theile genau getheilt, was also 120 Theile
                                 ausmacht, der zwoͤlfte Theil davon betraͤgt 1 Duodecimallinie, und
                                 jedes Zehentel desselben 1 Scrupel; man kann auch noch ohne viele Anstrengung
                                 den 1/480 Theil eines Zolles schaͤtzen. Durch diese zwey Scalen, welche
                                 der jetzt verstorbene Mechanikus Hoͤschel mit außerordentlicher
                                 Genauigkeit getheilet hat, ist man im Stande, den Betrag des Regen- oder
                                 Schneewassers sowohl nach franzoͤsischem Grangewichte, als dessen
                                 Standhoͤhe nach franzoͤsischen Duodecimallinien und Scrupeln genau
                                 anzugeben.
                              Da jedoch dieses vortreffliche Hyetometer durch heftigen Sturm oder andere
                                 Ereignisse an seinem Glaßcylinder leicht Schaden leiden kann, uͤberdieß
                                 zur Aufnahme des Schnees im Winter nicht tauglich ist, so habe ich noch ein
                                 besonders Gefaͤß verfertigen lassen, welches zur Aufnahme des Schnees so
                                 wie des Regens selbst bey einem heftigen Sturm die besten Dienste leistet und
                                 keiner Gefahr unterworfen ist. Es besteht in einem viereckig prismatischen
                                 Kessel, von Kupfer, dessen Tiefe 1 1/2 Pariser Fuß haͤlt, um den
                                 aufgenommenen Schnee gegen Wind vor der Zerstaͤubung zusichern. Zur Basis
                                 oder vielmehr zur obern Oeffnung hat dieser Kessel eine Begraͤnzung von 1
                                 Pariser Quadratfuß, welche, wie bey der vorher erwaͤhnten gestutzten
                                 Pyramide, aus einem 1 Zoll hohen Nahmen von Messing besteht. Dieses
                                 Auffanggefaͤß, welches auch Schneemaß genannt werden kann, ist an einer
                                 seiner aͤußern Waͤnde mit zwey flachen Hacken versehen, um es an
                                 der außerhalb dem Beobachtungszimmer befindlichen eisernen Stuͤtze,
                                 anstatt des Hyetometers, ein- und aushaͤngen zu koͤnnen.
                                 Hat man nach gefallenen Schnee mit diesem Gefaͤße aufgefaßt, so wird
                                 dasselbe an einem temperirten Ort zur Aufthauung des Schnees gebracht, wo man
                                 daneben ein mit Regen- oder Schneewasser, oder in Ermangelung desselben
                                 mit reinem Wasser gefuͤlltes Ausduͤnstungsgefaͤß setzet,
                                 durch welches die waͤhrend der Aufthauung des Schnees vorgegangene
                                 Ausduͤnstung beobachtet und berechnet wird. Das aufgethaute Schneewasser
                                 wird vorsichtig in den Glaßcylinder geschuͤttet, und dabey so viel
                                 moͤglich untersucht, wie viel von der Fluͤßigkeit dey dem Umleeren
                                 durch Anhaͤngen an die Winde des Auffangsgefaͤßes verloren gieng,
                                 was auch bey dem Regenwasser zu bemerken ist. Der berechnete Verlust bey dem
                                 Aufthauen des Schnees muß eben so, wie die durch das
                                 Ausduͤnstungsgefaͤß beobachtete Verduͤnstung zu der
                                 Hoͤhe des in dem Glascylinder stehenden Schneewassers addiert, und hiezu
                                 noch die an den Waͤnden des Auffangsgefaͤsses haͤngen
                                 gebliebene Fluͤssigkeit gerechnet werden, um die wahre Hoͤhe des
                                 Regen- und Schneewassers moͤglichst genau zu bestimmen.
                              Von diesem vortrefflichen Hyetometer., dem Schneemaße und
                                 Ausduͤnstungsgefaͤße oder Atmometer findet man eine
                                 ausfuͤhrliche Erklaͤrung nebst Abbildung in meiner Beschreibung
                                 der meteorologischen Instrumente mit 5 Kupfer in groß Quart von Seite 28 bis 33,
                                 wo auch eine Reductions-Tabelle nach dem bairischen Civilgewichte
                                 beygefuͤgt ist. In meinen vollstaͤndigen meteorologischen
                                 Jahrbuͤchern habe ich die Hoͤhe des Regen- und
                                 Schneewassers an jedem Regen- und Schneetage auf ein Pariser Quadratfuß
                                 in Zolle, Linien, und Hunderttheile der Linien angegeben, bey jedem Monat aber
                                 den Totalbetrag ausgedruͤckt, und diesen zugleich nach dem bairischen
                                 Civilgewicht berechnet; auch bestimmte ich nach eben diesem Gewichte die Schwere
                                 des in jedem Monat auf die Quadratflaͤche der Stadt Augsburg, welche von
                                 der innern Glacis begraͤnzt genau 666 69/100 bairische Tagewerk
                                 enthaͤlt gefallenen Regen oder Schnee. Eben so verfuhr ich in Angabe der
                                 taͤglichen Ausduͤnstung.
                              Da die in diesem Aufsaze aufgefuͤhrte Anzahl aller meiner Beobachtungen
                                 auffallend seyn koͤnnte, so muß ich bemerken, daß diese Anzahl aus meinen
                                 vollstaͤndigen Beobachtungen genommen ist, welche nicht nur
                                 meteorologische Beobachtungen sind an dem Barometer, dem neben diesem
                                 befestigten Thermometer, dem Thermometer im Schatten, in der Sonne, dem
                                 Hygrometer, dem Manometer, Atmometer, Hyetometer, und an dem
                                 Luft-Electrometer, sondern auch in vielen meteorischen, und besonders
                                 astronomischen Beobachtungen bestehen.
                              Die Jahrbuͤcher meiner vollstaͤndigen meteorologischen
                                 Beobachtungen sind vom Jahre 1813 bis 1820 entweder einzeln, oder zusammen, und
                                 so auch meine Beschreibung der meteorologischen Instrumente mit 5 Kupfern in
                                 groß Quart bey mir nach Belieben zu haben
                              
                           
                        
                           
                           Auszug des meteorologischen Tagebuches vom Canonic. Stark in Augsburg.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 3, S. 382
                              Barometer ohne Correction; Barometer mit Correction
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 3, S. 383
                              Thermometer; Winde
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 3, S. 384
                              Witterung; Summarische Uebersicht der Witterung