| Titel: | Ueber chemische Artillerie. | 
| Fundstelle: | Band 6, Jahrgang 1821, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Ueber chemische ArtillerieAus Scherer's
                                       nordischen Annalen der ChemieBd. 2. S. 91. Dieser
                                 interessanten Abhandlung reihen wir zur moͤglichsten
                                 Vervollstaͤndigung die neueren Arbeiten uͤber diesen Gegenstand
                                 an. D..
                        Congreve's Zuͤndraketen. – Signal-Feuer. – Berthollet's Schießpulver. – Verschiedene Zusaͤze zum Schießpulver. – Zuͤndstaͤbe.
                        Ueber chemische Artillerie.
                        
                     
                        
                           Der Einfluß der Chemie auf die Artillerie ist unverkennbar.
                              Seit fruͤher Zeit waren daher um die Vervollkommnung derselben wahrhaft
                              besorgte Regierungen darauf bedacht, in den Artillerieschulen auch den Unterricht in
                              der Chemie einzufuͤhren. So war Klaproth bereits
                              seit 1787 als Professor der Chemie bei der koͤnigl. preuß.
                              Artillerie-Akademie angestellt. Bei sogenannten gelehrten Abtheilungen des
                              Kriegswesens ist es daher auffallend, Chemiker zu vermissen, da sie doch nicht
                              allein zur Vervollkommnung so vieler Gegenstaͤnde der Artillerie beitragen,
                              sondern auch durch Verbreitung richtiger Kenntnisse wesentlichen Nuzen stiften
                              koͤnntenDie Lehre der Chemie, Physik und Mathematik duͤrfte bei keinem Korps
                                    fuͤr eine ganze Nation von fruchtbringendern Folgen seyn, als bei dem
                                    trefflichen baierischen Artillerie-Korps. Da dieses Korps aus dem
                                    kraͤftigsten Schlag der Gewerbetreibenden der ganzen Nation gezogen
                                    ist, und nur eine sechsjaͤhrige Kapitulation hat, so koͤnnte
                                    durch dasselbe in sehr kurzer Zeit, bei solchen Vorkenntnissen, das
                                    Kunst- und Gewerbs-Wesen auf einen so hohen Grad von
                                    Vervollkommnung gebracht werden, daß wohl schwerlich ein Staat mit ihm in
                                    der Folge mehr Konkurrenz halten duͤrfte. D..
                           
                           Wir besizen sogar ein zu diesem Behufe verfaßtes Werk, das bei allen seinen
                              Maͤngeln, doch die Idee zuerst aufstellt, welche vollkommener
                              ausgefuͤhrtSonderbar ist es wirklich, daß in unserm schreibseligen Zeitalter, in dem man
                                    das ewige Einerlei unter so verschiedenen Formen darbietet, die
                                    Grundsaͤze der Chemie daher bald in anmuthigen, d.h. in diesem Falle
                                    aber hoͤchst trokenen und langweiligen, Briefen, wohl gar mit dem
                                    Conterfey der Schoͤnen versehen, an welche sie gerichtet sind (s.
                                    chemische Briefe an ein Frauenzimmer. 2 Bde. Leipzig, 1795. 1799); bald als
                                    Roman (s. chemisch technolog. Robinson von Geitner. Leipzig, 1806); bald als Grammatik (s. Blair's Grammar of
                                       Chemistry. London, 1811); bald in Fragen und Antworten (s. Chemical catechism by Parkers: die siebente Auflage dieses Katechismus ist bereits
                                    1816 erschienen); bald als Taschenbuch (s. The
                                       chemical pocket-book by Prakinson, London, 1801) gangbarer
                                    zu machen sucht, noch niemand darauf verfallen zu seyn scheint, Pfingsten's Idee weiter zu benuzen., viel Nuzen gewaͤhren koͤnnte, naͤmlich:
                              „Lehrbuch der chemischen Artillerie zu Vorlesungen in
                                 Militaͤr-Akademien und Lehr-Anstalten etc. entworfen von J.
                                 H. Pfingsten. Jena, 1789. XIV. und 292 S.
                                 8.“
                              
                           Des Neuesten, das theils zur vollkommneren Kenntniß fuͤhrt, theils in Hinsicht
                              seiner Anwendbarkeit Pruͤfung verdient, moͤge daher auch hier
                              Erwaͤhnung geschehen.
                           
                        
                           A. Sir William Congreve's Zuͤndraketen.
                           Aus den leztern Kriegen sind diese wohl noch in frischem Andenken. Seit der ersten
                              Anwendung derselben, welche am 14. October 1806. in dem Hafen von BoulogneS. Busch's Almanach der Fortschr. in
                                    Wissenschaften etc. B. 12. (Rudolstadt, 1808) S. 288–90. und bald darauf bei der Belagerung von Kopenhagen Statt fand, verbreiteten
                              die oͤffentlichen Nachrichten die Vorstellungen des hoͤchsten Grades
                              fuͤrchterlicher und zerstoͤrender Wirkungen, welche sie hervorzubringen
                              vermoͤgen. Es hieß unter andern, die Materie, aus welcher sie zusammengesezt
                              sind, ist so zerstoͤrend brennbar, daß ihre Flamme selbst Stroͤmen von
                              Wasser trozt und eine Zeitlang von diesem Elemente nur noch mehrere Nahrung
                              erhaͤlt. Selbst im neuesten Feldzuge, vorzuͤglich in der Schlacht von
                              Dennewiz bewaͤhrte sich ihre Wirkung. Es war also natuͤrlich, daß sie
                              die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkten; man erschoͤpfte sich in
                              Beschreibungen ihrer Einrichtung, ihres Gebrauchs und der Art des Fortschleuderns
                              derselbenMan vergleiche Hermbstaͤdt's
                                    Bulletin d. Neuesten B. 14. S. 333–6; dessen Museum B. 11. S. 143–7; Wadzek's berlin. Wochenbl. 1813 St. 249; Floͤrke's Repertorium B. 3. S.
                                    118–22; Baumgaͤrtner's Magazin
                                    aller neuen Erfind. Nr. 54. S. 321., ja man benuzte selbst jeden gluͤklichen Zufall, durch welchen
                              entweder der Rest oder gar die ganze Masse zugefuͤhrt wurde, sie einer
                              chemischen Untersuchung zu unterwerfen. Man ist sogar auf Mittel bedacht gewesen,
                              die Wirkungen derselben zu vernichtenIn Nicholson's Journal of natural
                                       Philosophy B. 28. S. 381. finde ich eine Nachricht von einer
                                    Vorlesung, die Heß aus Zuͤrch in der
                                    Italienischen Akademie im Jan. 1810. uͤber einen solchen Gegenstand
                                    gehalten haben soll..
                           1. Die erste chemische Untersuchung lieferte Gay Lussac
                              mit einer Rakete, welche am Bord eines englischen Branders gefunden und von der
                              Nacheiferungs-Gesellschaft der Kuͤnste in Paris demselben mitgetheilt
                              worden war. Er gab als Bestandtheile im Hundert an: 75,0 Salpeter – 1,6 Kohle
                              und 23,4 SchwefelS. den Moniteur universel vom 6. Sept. 1809. Bulletin de la société d'Encouragement
                                       pour l'Industrie nationale. Nov. 1809; Hermbstaͤdt's
                                    Bulletin B. 3. S. 215–18.. Hermbstaͤdt machte in dieser Hinsicht die
                              gegruͤndete Bemerkung: „aus jenem Gemenge, das bloß in quantitativem
                                 Verhaͤltnisse von dem Schießpulver abweicht, laͤßt sich in keinem
                                 Falle einsehn, wie selbiges geschikt seyn soll, eine solche Rakete
                                 unverloͤschlich zu machen und ihr diejenigen Eigenschaften zu ertheilen,
                                 diejenigen Verwuͤstungen anzurichten, die man deren Gebrauch allgemein
                                 zugeschrieben hat. Unstreitig sind in der Huͤlle einer solchen Rakete
                                 noch andere entzuͤndliche Materien verborgen, die das
                                 unverloͤschliche Princip enthaltenS. dessen
                                       Bulletin B. 3. S. 217..“
                              
                           Hermbstaͤdt hat vollkommen Recht, denn, wie sich aus dem Folgenden ergiebt,
                              hatte Gay Lussac nur den Raketensaz, aber nicht die
                              Zuͤndmasse erhalten.
                           2. Die koͤnigl. Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg erhielt im
                              November 1813 von der gelehrten Artillerie-Kommitaͤt des
                              Kriegs-Ministeriums daselbst die beiden Massen, welche sich in der Congreve'schen Rakete befinden, zur Untersuchung, von
                              denen die eine derselben der Raketensaz, die andere von
                              demselben umgebene die Zuͤndmasse benannt worden
                              war. Hr. Kirchhof, welcher die Untersuchung
                              uͤbernahm, stattete daruͤber einen Bericht ab, aus welchem ich das
                              Wesentlichste hier mittheileEine kurze Notiz befindet sich in den Mem. de l'Acad.
                                       Imp. d. scienc. de St. Petersbourg T. 5 Histoire S. 24. und T. 6. S. 57.
                                    f..
                           
                              „Der Raketensaz hat eine sehr schwarze Farbe,
                                 ist zum Theil pulverigt, zum Theil in Stuͤken von verschiedener
                                 Groͤße zusammengebaken; er hat einen auffallenden Geschmak. Zwischen den
                                 Fingern zerrieben, fuͤhlt man, daß einige Theile darin nicht sehr fein
                                 pulverisirt sind.
                              
                           
                              Die Zerlegung gab im Hundert: Salpeter 58 – Schwefel 18 – Kohle 22
                                 – Verlust 2.
                              
                           
                              Die aus dieser Mischung ausgeschiedene Kohle ist sehr schwarz und aͤußerst
                                 fein, sie gleicht dem gebrannten Kienruß am meisten.
                              
                           
                              Eine gleiche Mischung wuͤrde diesem nach zusammengesezt werden
                                 muͤssen, aus 59 Pf. Salpeter – 18 Pf. Schwefel – 23 Pf.
                                 Kohle.
                              
                           
                              Schwefel und Kohle, die hierzu genommen werden, muͤssen sehr fein
                                 pulverisirt seyn, und nachher mit dem feingestoßenen Salpeter vermischt
                                 werden.
                              
                           
                              Die Zuͤndmasse ist eine durch Zusammenschmelzung gebildete Masse, von
                                 grauer Farbe und riecht nach gemeinem Harze. Beim Schlagen zerspringt sie in
                                 Stuͤken, wird aber in der Waͤrme weich; – auf dem Bruche
                                 sieht man, daß sie aus verschiedenen Substanzen zusammengesezt ist. –
                                 Angezuͤndet brennt sie mit einer hellen Flamme, und hinterlaͤßt
                                 eine weisse Salzmasse, welche sich von etwas zerschmolzenem Harz rund umstoffen
                                 zeigt.
                              
                           
                              Die Zerlegung gab im Hundert: Harzige Substanzen 20 – Salpeter 54 –
                                 Spießglanz 5 – Schwefel 18 – Verlust 3.Ueber die Darstellung der Congreve'schen Raketen erschien inzwischen eine
                                       Schrift unter dem Titel: „Erfahrungen uͤber die
                                          Congreve'schen Brand-Raketen bis zum Jahre 1819. in der
                                          koͤnigl. pohlnischen Artillerie gesammelt und an den
                                          Großfuͤrsten Constantin berichtet, von Joseph Bem, Hauptmann
                                          in der koͤnigl. pohlnischen reitenden Artillerie. Mit
                                          deutschem und franzoͤsischem Text; herausgegeben von M.
                                          Schuh, Lieutenant im koͤnigl. baier. Grenadier
                                          Garde-Regiment. Mit 2 Abbildungen in Steindruk, Weimar 1820.
                                          Nach dieser ladet man die Brandhauben mit einem geschmolzenen Zeug,
                                          bestehend aus: 24 Pfund Schwefel, 8 Pfund Salpeter, 12 Pfund
                                          Mehlpulver und 4 Pfund Kornpulver. Der technische Theil dieser
                                          Schrift, naͤmlich die Anleitung Congreve'sche
                                          Brand-Raketen zu verfertigen und solche zu werfen, ist
                                          ziemlich gut abgefaßt; der chemische Theil, naͤmlich die
                                          Zusammensezung des Raketensazes laͤßt noch Vieles zu
                                          wuͤnschen uͤbrig, und von der zuͤndenden Masse
                                          ist in dieser Schrift keine Rede. D.
                              
                           
                           
                              Die harzige Substanz in dieser Zusammensezung ist kein reines Harz, sondern, wie
                                 ich durch vergleichende Versuche gefunden, eine Mischung aus Harz und Wachs. Man
                                 kann eine solche Zuͤndungs-Masse folgendermaßen zusammensezen. 55
                                 Pf. Salpeter – 19 Pf. Schwefel – 5 Pf. Spießglanz – 13 Pf.
                                 gemeines Harz – 3 Pf. gelbes Wachs.
                              
                           Der Schwefel und Spießglanz werden zu einem feinen Pulver gestoßen; der Salpeter
                                 darin ist etwas groͤber pulverisirt. Diese drei Theile vermengt man gut
                                 mit einander, schuͤttet sie in das uͤber gelindem Kohlenfeuer
                                 geschmolzene Harz und Wachs, ruͤhrt es fleißig um, damit sich alles
                                 gleichfoͤrmig verbindet und giebt denn der Masse, waͤhrend sie
                                 noch weich ist, die noͤthige Form.“–
                           Die gelehrte Artillerie-Kommitaͤt verlangte hierauf eine wiederholte
                              Untersuchung, zu welcher von Seiten des Polizei-Ministers der Staatsrath Winterberger, und des Ministers der Aufklaͤrung
                              ich und der Adj. Professor Solowjew aufgefordert wurden,
                              gemeinschaftlich dieselbe mit dem Mitgliede der gelehrten
                              Artillerie-Kommitaͤt, General-Majoren Prevost de Lumient anzustellen. Durch diese wiederholte Untersuchung ward
                              die fruͤhere, von Kirchhof angestellte, im
                              Wesentlichen bestaͤtigt gefunden. Die Zuͤndmasse wurde nicht allein
                              durch die Vermischung der gefundenen Bestandtheile zusammengesezt, so wie auch
                              theils durch Abaͤnderung des Verhaͤltnisses, theils durch Hinzusezung
                              anderer leichtentzuͤndlicher Koͤrper, z.B. des Phosphors, weit
                              entzuͤndlicher gemacht, als die zur Untersuchung uͤbersendete Masse
                              sich verhielt. Wenigstens konnte an leztrer das Schrekliche und Verwuͤstende
                              in der Verbrennlichkeit, als es die oͤffentlichen Nachrichten bestimmten,
                              nicht gefunden werdenWahrscheinlich hatte diese Masse, da sie eine betraͤchtliche Zeit der
                                    Luft ausgeszt gewesen war, eine wesentliche Veraͤnderung in ihrer
                                    Mischung erlitten.; denn mit einer
                              geringen Menge Wasser ließ sich die angebliche Congrevesche Zuͤndmasse,
                              vollkommen entstammt und unter den guͤnstigsten Umstaͤnden brennend,
                              verloͤschenDarauf bezog sich auch der Zweifel, den ich in Hinsicht der Aechtheit der zur
                                    Untersuchung uͤbergebenen Congreve'schen Zuͤndmasse in meinem
                                    Berichte an die koͤnigl. Akademie der Wissenschaften aufstellte.
                                    Vergl. Mémoires de l'Acad. des sciences Imp.
                                       de St. Petersbourg T. VI. Histoire S.
                                    60. f..
                           3. Die dritte chemische Untersuchung hat d'Arcet
                              angestelltAus der Notice sur les fusées incediaires de
                                       Congrève, suivie de la déscription et de l'analyse qui en
                                       a été faite par d'Arcet
                                       – in den Annales des Arts T. 55.
                                    S. 52–76..
                           Der verstorbene Obrist de Recicourt sandte eine Rakete,
                              welche auf einem englischen, waͤhrend dem Angriffe der franzoͤsischen
                              Flotte gestrandeten Bote vor der Insel d' Aix gefunden worden war, an die
                              Nacheiferungsgesellschaft der National-Industrie zu Paris.
                           Mit dieser unternahm d' Arcet folgende Analyse.
                           a) Des RaketensazesEine sehr zwekmaͤßige Anleitung zur Analyse des Schießpulvers findet
                                    man in Botte'es und
                                    Riffault's Anweisung das Schießpulver zu
                                    bereiten. Aus dem Frz. v. F. Wolff. Berlin 1806.
                                    S. 440–55..
                           1. 500 Gramme wurden im Marienbade 12 Stunden getroknet, worauf sie nur 430 Gr.
                              wogen; sie hatten also 70 Gr. oder 0,14 verloren.
                           2. 100 Gr. wurden mit destill. Wasser ausgelaugt, es blieb ein unaufgeloͤster
                              Ruͤkstand von 23 Gr. Die Aufloͤsung war durchsichtig und
                              ungefaͤrbt; nach dem Abdampfen hinterließ sie Salpeterkrystalle, die etwas
                              durch Eisenoxyd gefaͤrbt waren; die uͤbrige Lauge hatte einen schwach
                              saͤuerlichen Geschmak; sie enthielt etwas Salpeter, Spuren eines salzsauren und
                              schwefelsauren Salzes, Thon, Kalk und Eisen.
                           3. 50 Gr. des im Wasser unaufloͤslichen Ruͤkstandes wurden mit Alkohol
                              von 40° gekocht und filtrirt; aus der durchsichtigen und ungefaͤrbten
                              Aufloͤsung sezten sich nach dem Abkuͤhlen Salpeterkrystalle ab; sie
                              wurde durch Hinzusezung von destillirtem Wasser etwas schielend; beim Eindiken
                              hinterließ sie einen kastanienbraunen Ruͤkstand und etwas Salpeter, der auf
                              Kohlen unter Entwikelung eines schwachen bituminoͤsen Geruchs verpuffte. Die
                              aus der Aufloͤsung durch Abkuͤhlen gesonderten Salpeterkrystalle
                              verpufften auf Kohlen lebhaft mit einer schoͤnen blauen Flamme und unter
                              Verbreitung eines starken Geruchs nach Schwefelsaͤure; die schwach braun
                              gefaͤrbten Krystalle enthielten etwas Schwefel.
                           4. Um den Schwefel von der Kohle zu trennen wurden 50 Gr. des im Wasser
                              unaufloͤslichen Ruͤkstandes mit kaustischer Lauge gelinde gekocht und
                              filtrirt; die Kohle wog 32 Gr.
                           Der Raketensaz bestand demnach aus
                           
                              
                                 unreinem Salpeter
                                   53,4
                                 
                              
                                 Kohle
                                   20,2
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   12,4
                                 
                              
                                 Feuchtigkeit
                                   14,0
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           b. Der zuͤndenden Masse.
                           Sie war koͤrnigt, auf dem Bruche glaͤnzend; durch die Loupe waren darin
                              viele kleine durchsichtige Krystalle und Schwefeltheilchen bemerkbar; sie ließ sich
                              in maͤßiger Waͤrme erweichen und ward dadurch zwischen den Fingern
                              geschmeidig. Durch eine gluͤhende Kohle ward sie leicht entzuͤndet,
                              anfaͤnglich brannte sie langsam, die Verbrennung nahm aber mit der sich
                              vermehrenden Hize zu, es schmolz das Ganze und entzuͤndete sich vollkommen
                              unter Entwikelung eines starken weißen und dichten Rauchs mit einzelnen
                              glaͤnzenden Funken und starkem Geruch nach Schwefelsaͤure.
                           
                           1. 100 Gr. verbrannten waͤhrend 1 1/2 Minuten und hinterließen 42,5 Gr.
                              Ruͤkstand.
                           2. 200 Gr. wurden in einer hoͤlzernen Mulde von 2 Millimeter im Diameter
                              vermittelst einer gluͤhenden Kohle entzuͤndet; das Holz ward
                              entzuͤnder und brannte nach dem Verloͤschen der Zuͤndmasse
                              fort.
                           3. Der Ruͤkstand nach dem Verbrennen und Erkalten ist roͤthlich, an
                              einzelnen Stellen sehr roth, am Rande geschmolzen und hat das Ansehen einer
                              Schwefelleber, besonders beim Anhauchen; er loͤst sich in Wasser auf und
                              ertheilt demselben eine gruͤne Farbe; Saͤuren entwikeln daraus
                              Schwefelwasserstoffgas; es ist sehr alkalisch; schlaͤgt die
                              Aufloͤsungen des Bleis und Eisens schwarz nieder und schwaͤrzt
                              augenbliklich die Oberflaͤche des metallischen Silbers; die Aufloͤsung
                              mit schwacher Schwefelsaͤure gesaͤttigt bringt einen schoͤnen
                              rothen, etwas ins Braune uͤbergehenden Niederschlag hervor; nach dem
                              sorgfaͤltigen Waschen des Ruͤkstandes bleibt eine große Menge sehr
                              schwarzer und harter Kohle zuruͤk. Die waͤßrige Aufloͤsung des
                              nach dem Verbrennen erhaltenen Ruͤkstandes faͤrbt Papier braun.
                           4. In kochendem destillirtem Wasser weicht die Masse nur langsam auf, bakt zusammen
                              und nur ein Theil derselben loͤst sich auf; die Aufloͤsung ist
                              strohgelb, von schwach alkalischem Geschmake, starken bituminoͤsen Geruche;
                              sie enthaͤlt etwas eines salzsauren und schwefelsauren Salzes und Kalk; nach
                              dem Erkalten sezen sich Salpeterkrystalle ab.
                           5. 100 Gran dieser Zuͤndmasse gaben nach Behandlung mit Wasser, Abdampfen und
                              Filtriren 53,5 durch einen Gehalt von Bitumen schmuzigen Salpeter; das Bitumen
                              erhielt sich in der Fluͤssigkeit wahrscheinlich vermittelst des
                              uͤberschuͤssigen Kalis aufgeloͤst, welches vermoͤge der
                              durch das Eisenblech bewirkten Zerlegung eines geringen Theils von Salpeter sich
                              darin befand.
                           
                           6. Der im Wasser unaufloͤsliche Ruͤkstand war zwischen den Fingern
                              dehnbar und hatte das Ansehen des Pechs; auf einem gluͤhenden Eisen
                              verbrannte er ruhig mit einer blauen Flamme und verbreitete unter vielen weissen
                              Daͤmpfen einen starken Geruch nach Schwefelsaͤure.
                           7. Ein Theil der Zuͤndmasse wurde mit Beihuͤlfe der Waͤrme in
                              Weingeist aufgeloͤst, wobei Schwefel und ein dem Spießglanze oder Bleiglanze
                              aͤhnliches glaͤnzendes Pulver niederfiel; auch aus der filtrirten
                              Aufloͤsung faͤllt nach dem Erkalten und dem Zusezen des destillirten
                              Wassers ein Praͤcipitat nieder. Das Unaufgeloͤste laͤßt sich
                              leicht pulverisiren; es brannte mit einer blauen Flamme, wobei sich viel
                              schwefeligte Saͤure entwikelte; es blieb dabei eine geschmolzene, nach dem
                              Erkalten schwarze, sehr glaͤnzende und dem Spießglanz aͤhnliche Masse
                              zuruͤk, welche vor dem Loͤthrohre viel weisse Daͤmpfe
                              entwikelte, sich auf der Kohle verdichtete und dem Boraxglase eine schoͤne,
                              dem Topas aͤhnliche dunkelgelbe Farbe ertheilte.
                           8. Von dem Aezkali wird die Zuͤndmasse leicht aufgeloͤst; die
                              Aufloͤsung besizt eine schoͤne rothe Farbe; es bleibt nur 0,15 eines
                              braͤunlichrothen Ruͤkstandes zuruͤk. Schwefelsaͤure
                              bewirkt in derselben einen reichlichen, braͤunlich goldgelben Niederschlag,
                              wobei nur wenig Schwefelwasserstoffgas entwikelt wird.
                           Hieraus ergiebt sich: daß die Zuͤndmasse keine Kohle enthaͤlt (8); daß
                              sie Salpeter enthaͤlt (4), ungefaͤhr in der Quantitaͤt von 0,54
                              (5); daß sich in derselben Bitumen, wahrscheinlich auch Fett oder Talg befinden (3.
                              4. 5. 6. 7.); daß sie Spießglanz enthaͤlt (3. 7. 8.) und Schwefel (7.)
                           Ungefaͤhr laͤßt sich das Verhaͤltniß dieser Bestandtheile so
                              bestimmen:
                           
                              
                                 Salpeter
                                   53,5
                                 
                              
                                 Bitumen, Talg oder Fett, Schwefel und Spießglanz
                                   46,5
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           
                           Diese Zuͤndmasse koͤmmt demnach mit der von Vauquelin untersuchten uͤbereinVon dieser Untersuchung ist mir keine Notiz bekannt. S., welche vor mehreren Jahren auf einem gegen die Flottille von Boulogne
                              getriebenen Brander gefunden wurde.
                           
                        
                           B. Anwendung des indianischen WeißfeuersNicht zu verwechseln mit dem griechischen
                                          Feuer, von welchem vor einigen Jahren Aretin in Muͤnchen das Recept in einem von ihm in der
                                       Bibliothek daselbst entdekten Mskte gefunden haben will (vgl. NALZ. 1804. IBI.
                                       13, 206; Sonninis
                                       Bibliotheque phys. écon. ann. 2. II,
                                       355; ann. 9. V,
                                       376 f.; Decade. ann. XII. Nr. 34, 444 u. 35,
                                       508). Auch existirt ein Abdruk der in der Pariser Bibliothek
                                       befindlichen Handschrift: Liber ignium ad
                                          comburendos hostes auctore Marco Graeco;
                                          ou traité de feux propres à détruire les
                                          ennemies, composé par Marcus le
                                             Grec; publié d'aprés deux manuscrits de la
                                          Bibliotheque nationale. Paris, Delance et Lesueur, 1804. 18 S.
                                       4., in welchem das Recept zu dem griechischen Feuer enthalten seyn soll
                                       (vgl. Millin's Magasin
                                          ann. 9. V, 557–60; Goͤtting. Anz. 1805. II,
                                       1075–79.) zu Signalen.
                           Bekanntlich ist die lange geheim gehaltene Zusammensezung des Pulvers, welches das
                              uͤberaus glaͤnzende und blendende Licht hervorbringt, dessen sich die
                              Indianer bei feierlichen Gelegenheiten, Processionen u. dgl. bedienen, durch den
                              Herrn v. Zach zuerst oͤffentlich mitgetheilt
                              wordenS. dessen
                                    Monatliche Correspondenz B. 15. (Jan. 1807) S.
                                    523. und B. 16. (Jul.) S. 13–17. – Aus dieser Zeitschrift ist
                                    diese Notiz uͤbergegangen in Busch's
                                    Almanach der Fortschritte in Kuͤnsten, Wissenschaften etc. B. 13.
                                    (Rudolst. 1808) S. 691–4; B. 14. (ebd. 1809) S. 485–7;
                                    – in Trommsdorff's Almanach der
                                    Fortschritte u.s.w. B. 1. (Erfurt, 1809) S. 690–702; – Hermbstaͤdt's Bulletin B. 1. S.
                                    150–3; Floͤrke's Repertorium B. I.
                                    S. 376 f.; – in das Repertory of arts
                                    Vol. 24. S. 186 f.; – in die Archives des
                                       découvertes 1809. S. 300–2..
                           
                           Man sezt dieses Pulver aus 24 Theilen Salpeter, 7 Theilen Schwefelblumen und 2
                              Theilen rothen Arsenik zusammen, nachdem man jedes dieser Ingredienzen fein
                              pulverisirt hat.
                           Dieses Puͤlver wird gewoͤhnlich in runde oder vierekige Buͤchsen
                              von duͤnnem Spanholze (Schachtelhalm) gefuͤllt. Man giebt den runden
                              Schachteln gewoͤhnlich die Hoͤhe ihres Halbmessers und den vierekigen
                              die doppelte Hoͤhe ihrer Breite. Man schließt sie mit einem Dekel von
                              demselben Holze, in dessen Mitte sich ein Loch zum Anzuͤnden befindet,
                              welches aber, um diese Schachteln transportiren zu koͤnnen, mit Papier
                              verklebt wird. Zuͤndet man, nachdem der Dekel abgeschnitten, die Masse an, so
                              geraͤth die ganze Buͤchse sogleich in Brand, verbreitet ein
                              uͤberaus glaͤnzendes, blendend weißes, selbst am Tage bemerkbares
                              Licht, welches dieselbe Empfindung hervorbringt, als wenn man einige Zeit in die
                              Sonne gesehen. Eine Schachtel von 6 Zoll im Durchmesser und 3 Zoll Hoͤhe
                              brennt ungefaͤhr drei Minuten lang.
                           Die wichtigste Anwendung von diesem Pulver ist von den Astronomen gemacht worden. Sir
                              Charles Blagden meldete bereits 1788 Hrn. v. Crell
                              S. dessen chem. Annalen. 1784. B. 1. S. 521., daß er mit dem General Roy an dem englischen
                              Ufer beschaͤftigt gewesen sey, eine Reihe von Dreieken queer uͤber die
                              Meerenge von Dover zu Stande zu bringen, wodurch die Observatorien von Greenwich und
                              Paris, vermittelst wirklicher Messungen, in Verbindung gebracht wurden. Diese
                              Arbeiten wurden mit der Genauigkeit und Emsigkeit betrieben, daß bis auf einige
                              Zolle die Entfernung der franzoͤsischen Kuͤste von der englischen
                              angegeben werden konnte. Bei dieser Gelegenheit, schließt Blagden seine Anzeige, bedienten wir uns zu Signalen einer Mischung von
                              Salpeter, Schwefel und rothem Arsenik, welches ein ungemein glaͤnzendes Feuer
                              giebt. Dieses Feuer, welches Roy bei Ore auf der
                              englischen Kuͤste aus einer Buͤchse von 10 Zoll im Durchmesser und 4
                              Zoll Hoͤhe erhielt, sah Mechain zu Montlambert auf
                              der franzoͤsischen Kuͤste bei gedektem und neblichtem Himmel und durch
                              einen Regen, der von Zeit zu Zeit fiel, mit bloßen Augen; die Entfernung ist 40
                              Seemeilen. Eine aͤhnliche Buͤchse, welche Legendre in Duͤnkirchen angebrannt hatte, sah Graf Cassini auf dem Kap Blanc-nez mit bloßen Augen so
                              deutlich, wie die Venus in ihrem groͤßten Glanze; die Entfernung
                              betraͤgt 20,000 Toisen.
                           Diese Thatsachen bestimmen mich zu folgendem Vorschlage. Zum
                                 Zusammentreffen einzelner, von einander entfernter, Truppenkorps wird
                                 gewoͤhnlich ein Signal durch Loͤsung der Kanonen gegeben. Ist der
                                 Wind aber entgegen, so ist es einleuchtend, daß das Signal nicht bemerkt wird.
                                 Erfahrungen haben dies in den lezten Feldzuͤgen zur Gnuͤge
                                 dargethan. Wie also, wenn man sich zu diesem Behufe des Weißfeuers bediente, das
                                 man, wie die Congrevesche Zuͤndmasse in Verbindung mit einer
                                 gewoͤhnlichen Raketenmasse steigen ließe? Ueber die Art der
                                 Ausfuͤhrbarkeit enthalte ich mich aller weitern Bemerkungen; dem Kenner
                                 wird dieser Wink hinlaͤnglich Veranlassung zur Benuzung desselben in
                                 praktischer Hinsicht seyn.
                           
                        
                           C. Ueber die Anwendbarkeit des Berthollet'schen Schießpulvers.
                           „Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Schießpulver, welches ich mit dem
                                 uͤberoxydirt salzsauren Kali bereiten will, merkwuͤrdige
                                 Eigenschaften haben“ – sagte bereits 1787 Berthollet
                              S. dessen
                                    Observations sur quelques combinaisons de l'acide
                                       marin dephlogistiqué ou de l'acide muriatique
                                       oxygéné in den Mémoires
                                       de l'Acad. de Turin Vol. 3. pour 1786
                                    et 1787 S. 385. und daraus im Journ. de Physique T., 33, 217–23;
                                    uͤbers. in (F. Wolff's) Auswahl der
                                    neuesten Abhandlungen und Beobachtungen auswaͤrtiger Gelehrten u.s.w.
                                    B. 2. (Quedlinb. 1790.) S. 142. (Hiernach waͤre das zu berichtigen,
                                    was ich bei einer andern Gelegenheit in meinem Allg. Journal der Chemie 1,
                                    616 zweifelhaft lassen mußte).. Spaͤter (1793) erwaͤhnt er, daß auf seine Veranlassung de
                              Bouillon ein Pulver mit diesem Salze bereitet hatte, welches an Staͤrke das
                              beste Schießpulver aus dem Arsenal uͤbertrafS. Annales de Chemie T. XI, 22–6: Crell's Annalen 1796. I, 39–41
                                    vollstaͤndiger uͤbersezt in Bottée's und Riffault's
                                    Anweisung das Schießpulver zu bereiten; uͤbs. v. F. Wolff. (Berlin, 1816.) S. 406.. Die Regie uͤber das Schießpulver und den Salpeter wurde veranlaßt,
                              dieses Schießpulver zu fabriciren und seine Eigenschaften zu untersuchen. Im Oktober
                              1788 ereigneten sich die bekannten ungluͤklichen Ereignisse zu Essonne. Aus
                              einem Moͤrser, aus welchem, bei einer Ladung von 6 Loth, mit
                              gewoͤhnlichem Pulver die Kugel nur 575 Fuß getragen wurde, schleuderte dieses
                              Pulver dieselbe 1173 Fuß weit. Mehrere Versuche, die spaͤter angestellt
                              wurden, erwiesen, daß es die dreifache Staͤrke des gewoͤhnlichen
                              Kriegs-Schießpulvers besiztS. Précis des expériences comparatives
                                       faites par Regnier et Pajot-Laforêt au Musée de
                                       l'Artillerie 1810 sur deux espèces de
                                       poudre de muriate de potasse suroxigéné – in
                                    Sonnini's
                                    Bibl. phys. écon. 1810. T. II, 183 und in Archives des découvertes. 1810. S. 337–40;
                                    uͤbers. in Hermbstaͤdt's Bulletin. B. V. S.
                                    362–7.. Obgleich Berthollet und Lavoisier schon fanden, daß dieses Schießpulver keine so lange Bearbeitung
                              und so heftiges Stampfen, als das gewoͤhnliche Pulver erfordert, daß
                              zweistuͤndiges Reiben des befeuchteten Teiges hinreichend sey, es
                              darzustellen, indem es leicht durch freiwilliges Verdunsten troknet und sich auf die
                              gewoͤhnliche Weise koͤrnen laͤßt, daß sich demnach der leichten
                              Explosion desselben bei der Bereitung vorbeugen lasse: so haben doch alle
                              nachmaligen Erfahrungen dargethan, daß sich die Bereitung desselben nur sehr
                              geuͤbten Haͤnden anvertrauen lasseAuf diese Erfahrung gestuͤzt, gab Hofr. v. Eckhartshausen in seiner
                                    Schrift: „Neue Erfahrungen uͤber kuͤnstliche
                                       Salpeterproduktion und eine beßere Pulver-Fabrikation, Regensburg
                                       1802“ unter der Rubrik: „Ueber die Anwendung des
                                       Braunsteins zur Vermehrung des Salpeters sowohl, als zur Erzeugung
                                       desselben,“ folgende Anleitung zur Erzeugung eines
                                    sogenannten oxygenirten Salpeters, um damit ein starkes Schießpulver zu
                                    erzeugen. Er sagt: „Man mische 1 Theil Kochsalz unter 3 Theile
                                       Salpeter, und behandle das Gemenge mit 1 Theil Braunstein, dem man etwas
                                       weniges Zuker beimischt, wodurch er geneigt wird, die Lebensluft eher
                                       abzugeben. Man thue diese Masse in ein Sieb, und ruͤttle sie
                                       einige Zeit, bis man wahrnimmt, daß ein heftiger Scheidwassergeruch
                                       aufsteigt, welches das Zeichen ist, daß sich die im Salpeter befindliche
                                       Salzsaͤure zu oxygenisiren anfaͤngt. Nimmt man die ganze
                                       Massa, und benezet sie mit Wasser, worin Vitrioloͤl
                                       getraͤufelt worden ist und Urin, und schuͤttet das Gemenge
                                       in irdene Haͤfen aus, so schießt an den Seitenwaͤnden der
                                       Geschirre nach einigen Stunden schon Salpeter an, der sich von dem
                                       gewoͤhnlichen Salpeter dadurch unterscheidet, daß er mit
                                       oxygenisirter Salzsaͤure vermischt ist, und daher ganz andere
                                       Eigenschaften besizet, wovon die vorzuͤglichsten darin bestehen:
                                       1) daß er mehr Lebensluft enthaͤlt, als der gewoͤhnliche
                                       Salpeter; 2) daß er viel trokner, als der gewoͤhnliche Salpeter
                                       ist, die Feuchtigkeit aus der Luft nicht anzieht; 3) daß er beim
                                       Verpuffen mit Schwefel keine Schwefelleber bildet. Laͤßt man
                                       diesen Salpeter in einem eisernen Loͤffel auf Kohlen schmelzen,
                                       so wird die Masse sogleich schwarz erscheinen, und wenn diese Massa
                                       zusammengestossen und in Wasser aufgeloͤst wird, so senkt sich
                                       der wahre Braunstein wieder zu Boden, der nun im Gewicht wieder
                                       soviel ausmacht, als der Salpeter an oxygenisirter Salzsaͤure
                                       verloren hat. Hierdurch findet man auch eine neue Erfahrung
                                       bestaͤtigt, daß die uͤbersaure Salzsaͤure den
                                       Brannstein in der groͤßten Ausdehnung enthalte, weil der
                                       Braunstein auf solche Art wieder reduzirt werden kann.“ Ob
                                    sich dieses so verhaͤlt, muͤssen bewaͤhrtere Versuche,
                                    als die des Hrn. Verfassers, erst entscheiden. D..
                           
                           Es gab indeß dieses Schießpulver Lepage Veranlassung zur
                              Erfindung einer neuen Art von FlintenschloßS. Platine de fusil de Lepage
                                        im Bulletin de la Société
                                       d'Encouragement de l'Industrie nationale. No. 75. (1810); Archv. d. découv. 1810, 257 f.
                                    uͤbers. im Allg. Anzeiger. d. Deutschen 1811. Nr. 194. S. 1241, und
                                    in Busch's Almanach d. Erfind. B. 16. S. 601 f.
                                    Es ist daher irrig, wenn man diese franzoͤsische Erfindung fuͤr eine englische
                                    ausgiebt, (s. St. Petersburg. Zeitung. 1813. Nr. 69. S. 727)., durch welche die Feuersteine entbehrlich gemacht wurden, indem in demselben
                              ein Stempel war, auf welchen der Hahn, der die Gestalt eines Hammers hatte, schlug
                              und durch diesen Stoß das Pulver entzuͤndete.
                           Ich erhielt 1810 von der Artillerie-Kommitaͤt hieselbst dieses aus
                              Paris gesandte Pulver zur Untersuchung, welches hier nicht bekannt war. Es wurden
                              nach Baumé
                              S. Wolff's chem. Woͤrterb. B. 4. S. 591.
                                    Eine zwekmaͤßigere Anleitung zur Analyse des Schießpulvers liefern
                                    Bottée und Riffault in ihrem angefuͤhrten Werke S. 440 f. –
                                    Vergleich auch Hermbstaͤdt's Methode in
                                    Scharnhorst's Handb. d. Artillerie Th. 1. B.
                                    I. (Berlin, 1804) Beil. 1. 29 Gr. desselben in einem stark getrokneten Filter, das 12 Gr. wog, so lange
                              mit siedendem Wasser uͤbergossen, bis alles Salz ausgelaugt war. Nach dem
                              Troknen wog das Silber 18 G., mithin waren in den 29 Gran Pulver 6 Gran Kohle und
                              Schwefel enthalten. Lezterer wurde durch Verbrennen entfernt; die
                              zuruͤkgebliebene Kohle wog 2 3/4 Gr. Es enthielt also 23 uͤberoxydirt
                              salzsaures Kali, Salpeter und freies Kali, 3 1/4 Schwefel und 2 3/4 Kohle. Es wirkte
                              aber nicht stark, weil demselben, wahrscheinlich um die Zersezbarkeit
                              waͤhrend des Transports zu verhindern, freies Alkali hinzugesezt war. Es war
                              dem Pulver ein Recept beigelegt, nach welchem zu 100 Th.
                              uͤberoxydirtsalzsaurem Kali 10 Th. Schwefel und 11 Theil Kohle gesezt werden
                              sollten. Chaptal giebt folgendes Verhaͤltnis der
                              Bestandtheile eines solchen Schießpulvers an: uͤberoxydirtsalzs. Kali 6
                              Theil, Schwefel 1 Theil und Kohle 1 TheilS. dessen
                                    Chimie appliquée aux arts. T. 4. S. 198.
                                    deutsche Uebersezung von Hermbstaͤdt. B.
                                    2. S. 379..
                           Bottée und Gengembre
                              haben dagegen folgendes als das beste bekannt gemacht:
                           
                              
                                 Ueberoxydirt salzsaures Kali
                                 0,450
                                 
                              
                                 Salpeter
                                 0,250
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,150
                                 
                              
                                 Geraspeltes und durch ein seidenes Sieb gesiebtes Faulbaumholz
                                 0,075
                                 
                              
                                 Lykopodium
                                 0,075
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000
                                 
                              
                           Dieses Gemenge wird mit etwa 30 Procent Wasser, welches 0,01 arabischen Gummi
                              aufgeloͤst enthaͤlt, befeuchtetS. das vorhin angefuͤhrte Werk von Bottée S. 409. (Bessere
                                    Zusammensezungen findet man in der Nachfolgenden Abhandlung des Obersten
                                    Yule. D..
                           Als Schieß-Pulver im gewoͤhnlichen Sinne ist nun freilich dieses
                              Gemenge nicht anwendbar, weil es theils die Gewehre auf eine bedeutende Art sehr
                              rostig macht; theils wegen der an der Stelle, wo die Entzuͤndung erfolgt,
                              wirkenden Kraft das Zerspringen der Gewehre bewirkt; theils zu theuer ist; theils wegen der
                              leichten Zersezbarkeit bei jeder Reibung, Erschuͤtterung oder Stoß heftige
                              Explosionen bewirken kann.
                           Aber dem ungeachtet gewaͤhrt dieses Gemenge doch ein Mittel, dessen man sich
                              in Einem Falle mit Vortheil bedienen kann. Zur Entzuͤndung desselben
                              gehoͤrt keinesweges eine vorhergehende innige Verbindung, wie sie beim
                              gewoͤhnlichen Schießpulver erfordert wird. Sie laͤßt sich durch
                              Einwirkung der Schwefelsaͤure bekanntlich entflammen. Folglich lassen sich
                              die einzelnen Pulver von dem uͤberoxydirtsalzsauren Salze, dem Schwefel und
                              der Kohle, jedes besonders eingepakt, ohne Gefahr transportiren und im
                              noͤthigen Falle zusammenmengen.
                           
                              „Bekanntlich koͤnnen bei anhaltendem Regen Belagerungen mit großem
                                 Feuergewehr, z.B. Kanonen u. dgl. nicht wohl unternommen werden, da die Lunten
                                 verloͤschen. In diesem Falle braucht man nur aus gedachten Pulvern nach
                                 dem angefuͤhrten Verhaͤltnisse das Zuͤndpulver
                                 zusammenzusezen, es auf die Zuͤndpfanne zu schuͤtten und durch
                                 einen Holzspan, mit Schwefelsaͤure befeuchtet anzuzuͤndenEtwas aͤhnliches enthaͤlt auch Cadets Vorschlag, indem er zu demselben Zweke zu einem Gemenge
                                       von Schwefel und oxydirtsalzsauren Kalis Schwefelsaͤure zuzusezen
                                       empfiehlt. (S. dessen Aufsaz: Moyen de mettre le feux aux pièces
                                          d'artillerie im Bulletin de la
                                          société d'Encourag. pour l'Ind. nat. Nr. 44 und
                                       Archiv. d. découv. p. 1808. S.
                                       267 f. u. 412..
                              
                           
                        
                           D. Ueber verschiedene Zusaͤze zum Schießpulver, um die Wirkung desselben zu vermehren.
                           Zu diesen gehoͤren entweder solche, welche die Stelle des Salpeters vertreten
                              und durch die demselben eigenthuͤmliche und groͤßere Explosionskraft
                              auch die des Schießpulvers vermehren helfen sollen, oder solche, die auf irgend eine ArtSo zeigt Roebuk an, daß das zu Madras bereitete
                                    Schießpulver deshalb staͤrker sey, weil daselbst dem Salpeter noch
                                    Salpetersaͤure zugesezt werde und zwar 1 Unze der leztern zu 10 Pfund
                                    des erstern. Hoͤchstwahrscheinlich dient aber dieser Zusaz nur zur
                                    Reinigung des Salpeters. (S. Philos. Transact. of the
                                       Royal Soc. of London 1803, und das Neueste und Nuͤzlichste
                                    der Chemie u.s.w. B. 8. (Nuͤrnb. 1805. S. 100 f.) dazu beitragen sollen.
                           Ausser dem oxydirtsalzsauren Kali, von welchem eben die Rede war, gehoͤren zu
                              den erstern vorzuͤglich aus der Reihe der salpetersauren Salze das
                              salpetersaure AmmoniakDas salpetersaure Natron bringt mit Schwefel und Kohle ein Schießpulver
                                    hervor, welches nur langsam detonirt, mit gelber Flamme aber ohne
                                    Lebhaftigkeit verbrennt, (s. Bottées und
                                    Riffault's Anweis. das Schießpulver zu
                                    bereiten, uͤbersezt von Wolff, Berlin,
                                    1816. S. 401). und ausserdem das Knallsilber.
                           
                              1. Salpetersaures Ammoniak.
                              Die groͤßere Faͤhigkeit dieses Salzes, eine lebhaftere Verpuffung
                                 hervorzubringen, so wie die vollstaͤndigere Zersezung, welche es dabei
                                 erleidet, ohne einen Ruͤkstand zu hinterlassen, gaben Veranlassung zur
                                 Anwendung desselben.
                              a) Grindel legte der koͤnigl. Akademie der
                                 Wissenschaften (am 5. Nov. 1806) die Resultate folgender von ihm deshalb
                                 angestellten Versuche vor:
                              Eine innige und gekoͤrnte Mischung von 6 Theil dieses Salzes, 2 Theil
                                 Schwefel und 1 Theil Kohle entzuͤndete sich schwer und brannte sehr
                                 langsam; – von 4 Theil Salz, 2 Theil Schwefel und 1 Theil Kohle
                                 entzuͤndete sich zwar leichter, brannte aber nicht schnell auf; –
                                 von 2 Theil Salz, 2 Theil Schwefel und 1 Theil Kohle war leichter
                                 entzuͤndlichKoͤnnen leztre auch nicht, da sie nur langsam und ohne
                                       Unterbrechung brennen, das Feuer weiß und auffallend
                                       kraftvoll ist, zum Pulver dienen, so koͤnnten sie doch, da
                                       vorzuͤglich beim Feuerwerk Anwendung finden. G..
                              
                              Um die nachtheilige Mitwirkung des Krystallisationswassers zu entfernen, wurde
                                 das salpetersaure Ammoniak vor der Anwendung getroknet. Allein in mehr als 15
                                 verschiedenen Verhaͤltnissen angewandt, gewaͤhrte es keinen
                                 Vortheil. Dieß veranlaßte ihn endlich, dieses Salz den gewoͤhnlichen,
                                 Salpeterhaltigen, Pulvergemischen zuzusezen. Eine Mischung von
                              
                                 
                                    Salpeter.
                                    Salpeters.
                                    Kohle.
                                    Schwefel.
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    Ammoniak.
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                      3.
                                    3.
                                    1.
                                    1.
                                    brannte mit starker Explosion, langsam und mit schoͤnem Feuer.
                                    
                                 
                                      9.
                                    3.
                                    2.
                                    2.
                                    brannte mit blendendem FeuerDiese Mischung koͤnnte noch vorzuͤglicher als die
                                             vorhin angefuͤhrten zum Feuerwerk dienen. G..
                                    
                                 
                                      9.
                                    3.
                                    2.
                                    3.
                                    hinterließ nach dem Verbrennen einen betraͤchtlichen Ruͤkstand.
                                    
                                 
                                    10.
                                    2.
                                    3.
                                    3.
                                    Diese ist von allen Mischungen die beste.
                                    
                                 
                              In der kleinen Pulverprobe uͤbertraf sie
                                 gewoͤhnliches Schießpulver. Verschiedene andere damit angestellte Proben
                                 gaben aber nicht uͤbereinstimmende Resultate. Vielleicht ließe sich,
                                 meint Grindel, leztre Mischung zu grobem
                                 Geschuͤze anwenden.
                              b) Robin zu EssoneS. Bottées und Riffault's Anweisung das Schießpulver zu bereiten,
                                       uͤbs. v. F. Wolff. Berlin, 1816. S.
                                       401–5., bereitete einen Pulversaz damit in dem Verhaͤltnisse von 0,750
                                 salpetersaurem Ammoniak 0,125 Schwefel und 0,125 Kohle. Die Masse ließ
                                 waͤhrend dem Stampfen schon das Wasser von sich, so daß sie bald einem Schlamme glich
                                 und nicht mehr Consistenz annehmen konnte. Er ließ sie hierauf im Sonnenschein
                                 ausbreiten; nachdem sie gehoͤrig getroknet schien, wurde sie in das
                                 Stampfloch zuruͤkgebracht; die Einwirkung der Stampfe trieb aber von
                                 neuem Wasser hervor und die Masse mußte wieder an der Sonne getroknet werden.
                                 Die aufs neue getroknete Masse wurde aber durch das Stampfen wieder etwas
                                 feucht; bald aber formte sie sich zu einem Teige und die Masse schien nach
                                 Verlauf von zwei Stunden viel Consistenz zu haben. Zu Kriegsschießpulver
                                 gekoͤrnt, gab sie viel Koͤrner, welche jedoch noch ein wenig weich
                                 schienen, so wie auch das Reiben der Scheiben etwas Feuchtigkeit auspreßte. Das
                                 Korn war, nachdem es ungefaͤhr sechs Stunden der Sonne ausgesezt gewesen
                                 war, vollkommen troken. Waͤhrend des Troknens zeigten die Koͤrner
                                 Neigung, sich aneinander zu haͤngen; doch wurde dies durch die Vorsicht
                                 vermieden, welche man anwandte, das Schießpulver fleißig umzuwenden, um die
                                 Oberflaͤchen zu erneuern.
                              Dieß Schießpulver wurde in einem Moͤrser, in Vergleich gegen das
                                 gewoͤhnliche Kriegsschießpulver, bei einer Ladung von 6 Loth Pulver
                                 untersucht, aber die Kugel wurde nicht einmal aus dem Moͤrser gestoßen.
                                 Es entzuͤndete sich uͤberdieß langsam; es brannte aus dem
                                 Zuͤndloche heraus, indem es einen diken gruͤnlichen Rauch
                                 ausstieß, der rund um die Kugel wirbelte, und aus dem Moͤrser langsam
                                 herausdrang. Das Innere und die Kammer des Moͤrsers fand man mit einer
                                 Art von schwarzem und stinkendem Schlamme erfuͤllt, so wie mit
                                 Wassertropfen, welche ohne Zweifel von der Zersezung des Ammoniaks
                                 herruͤhrten. Fein gekoͤrnt konnte dieses Pulver in Regnier's Pulverprobe nicht anders als mittelst sehr
                                 feinem Schießpulver entzuͤndet werden, und dann brannte es langsam aus
                                 dem Zuͤndloche heraus, ohne den Stoͤpsel der Pulverprobe in die
                                 Hoͤhe heben zu koͤnnen.
                              
                              Nach vielfaͤltigen abgeaͤnderten Versuchen mit Mischungen, die in
                                 verschiedenen Verhaͤltnissen aus diesem Salze, Schwefel und Kohlen
                                 zusammengesezt waren, ergab sich, daß: 1) die Zerfließbarkeit des Salzes Ursache
                                 ist, daß die damit gemengte Kohle und der Schwefel bedeutend befeuchtet worden;
                                 2) demungeachtet dieses Gemenge ohne Wasser sich nicht zu einer Masse bindet; 3)
                                 das Krystallisationswasser wird aus dem Salze durch die vermittelst der bloßen
                                 Reibung waͤhrend des Stampfens entwikelte Waͤrme in Freiheit
                                 gesezt, was die Sonnenhize nicht bewirkt; 4) der Wirkung des Feuers ausgesezt
                                 dieß Salz schmilzt; 5) die Neigung dieses Salzes, Feuchtigkeit einzusaugen, so
                                 groß ist, daß nach jeder Operation, sowohl die Masse, als das Korn getroknet
                                 werden mußte; 6) das vermittelst dieses Salzes sowohl durch einfaches Reiben,
                                 als durch Stampfen und Koͤrnen bereitete Schießpulver sich, selbst
                                 aufgluͤhenden Kohlen, schwer entzuͤndet; nach dem
                                 Entzuͤnden nicht detonirt, sondern nur langsam auseinander fließt, wobei
                                 viel Rauch entwikelt wird, und nur sehr wenig Funken entstehen; 7) es eben so
                                 wenig die Feder einer Handprobe zu bewegen, noch viel weniger den
                                 fortzutreibenden Koͤrper aus dem damit beladenen Geschuͤze
                                 herauszutreiben vermag; – mithin ist es
                                    unmoͤglich, sich des salpetersauren Ammoniaks zur Bereitung des
                                    Schießpulvers zu bedienen.
                              
                           
                              2. Knallsilber.
                              Cagniard-LatourS. Bottée's und Riffault's angefuͤhrtes Werk S. 411–13. bereitete dasselbe, um es zur Bereitung, des Pulvers anzuwenden, auf
                                 folgende Art: Reines Silber wird in 10 Th. einer Salpetersaͤure von
                                 40° nach Baumé's Araͤometer in einer etwas langen, an einem
                                 Ende
                                 verschlossenen Glasroͤhre aufgeloͤst, und alsdann eben so viel
                                 Alkohol von 36°, als die erhaltene Aufloͤsung betraͤgt,
                                 hinzugesezt, im Sandbade bis 65:75° nach dem hundertgradigen Thermometer
                                 so lange erhizt, bis nichts mehr niederfaͤllt. Man waͤscht hierauf
                                 den Niederschlag mit destillirtem Wasser aus und troknet es, theils um die
                                 Troknung schneller zu bewirken, theils um die Einwirkung des Lichts zu
                                 verhindern, zwischen zwei Papieren.
                              Man vermischt 1 Th. desselben mit 3 Th. gewoͤhnlichem Mehlpulver,
                                 befeuchtet das Gemenge mit etwa 10 Procent schwachem Gummiwasser und
                                 koͤrnt die Masse, indem man sie mittelst eines Spatels, durch ein feines
                                 Sieb treibt. Das Korn laͤßt man an der Luft bei sehr gelinder
                                 Waͤrme troknen.
                              Nach den Versuchen Regnier's und Pajot-Laforet's
                                 Vgl. Bulletin de la soc. d'encouragement pour
                                          l'industrie nationale Nov. 1809; Sonnini's
                                       Bibl. phys. écon. 1810. P. 2 S. 138; Archv.
                                          d. découv. 1810, 337–40 u. Hermbstaͤdt's Bulletin
                                          B. V. S. 362–7. mit einer dazu besonders eingerichteten Pulverprobe ergab sich, daß:
                              
                                 
                                    1 Gramme feines Jagdpulver in einem andern Versuche
                                    19 Grade zeigte
                                    
                                 
                                    
                                    17 Grade zeigte
                                    
                                 
                                    1 Decigr. Knallsilber in 2 Versuchen
                                    13 u. 12 1/2 Grade zeigte
                                    
                                 
                                    1 Decigr. Ammoniakalisches Knallsilber in 2 Versuchen
                                    11 1/2 u. 12 Grade zeigte
                                    
                                 
                                    1 Decigr. Knallsilber und weißes Knallqueksilber in 2 Vers.
                                    15 u. 15 1/2 Grade zeigte
                                    
                                 
                                    1 Decigr. Knallsilber u. graues Knallqueksilber in 2 Vers.
                                    18 1/2 Grade zeigte
                                    
                                 
                                    1 Decigr. in der Waͤrme bereitetes Knallqueksilber in 3 Vers.
                                    15 1/2, 17, 19. Grade zeigte
                                    
                                 
                                    1 Decigr. in der Kaͤlte bereit. Knallqueksilber in 3 Vers.
                                    15 1/2 Grade zeigte
                                    
                                 
                              Die expansive Gewalt des Jagdpulvers ist demnach zehnmal schwaͤcher als
                                 die des Knallsilbers und grauen Knallqueksilbers ist, weil leztere bei einer
                                 zehnmal geringern Quantitaͤt denselben Effekt als jenes hervorbrachten.
                                 Die Wirkung des kalt bereiteten Knallqueksilbers scheint sehr regelmaͤßig
                                 zu seyn, weil die Versuche mit demselben dieselben Resultate darboten. Das aus
                                 Knallsilber und grauem Knallqueksilber zusammengesezte Knallpulver
                                 gewaͤhrte die guͤnstigsten Resultate. Das Knallgold, das ebenfalls einem aͤhnlichen Versuche unterworfen
                                 wurde, war von unbedeutender Wirkung.
                              Da indessen der geringste Stoß schon hinreichend ist, um dieselben zu
                                 entzuͤnden, so gewaͤhren sie fuͤr die Artillerie und
                                 Minirkunst keine Vortheile; selbst wenn man auch Mittel finden sollte, sie ohne
                                 Gefahr transportiren zu koͤnnen, so wuͤrde man der Gefahr doch
                                 immer ausgesezt bleiben, waͤhrend die Gewehre damit geladen werden.
                              Der einzige Vortheil, den diese Knallpulver oder das damit vermischte Pulver
                                 darbietet, besteht darin, daß man es als Zuͤndpulver fuͤr die
                                 Pistolen gebrauchen koͤnnte, weil der leichteste Stoß zur
                                 Entzuͤndung hinreichend ist, besonders in Lepage's Flintenschloͤssern. Auch wuͤrden dadurch
                                 leztere nicht so schnell als durch das gewoͤhnliche Schießpulver oxydirt.
                                 Nur ist die Aufbewahrung in einer Pulverflasche mit Gefahr
                                 verknuͤpft.
                              
                           
                              3. Kalk.
                              D. Baini zu Fojano im Toskanischen behauptete, daß
                                 eine Mischung von. 100 Th. Schießpulver und 23 Th. gepulvertem lebendigem Kalk
                                 ein um 1/3 staͤrkeres Schießpulver gebeS. Repertory of arts Vol. 2 (1803) S. 319;
                                       Sonnini's Bibl. phys. écon. ann. 1
                                       T. 1, 251 u. ann. 3 T. 1. 42 f.; Hoffmann's Annalen d. Gewerbkunde B. 2. S.
                                       286.. Sowohl Regnier
                                 S. das angef. Werk von Bottée u. Riffault S. 368. als Lemaistre
                                 S. Sonnini's
                                       Bibl. phys. écon. ann. 3 T. 1, 335–41 u. Tilloch's philos. Mag.
                                          Vol. 21, S. 245–7; Bottée's Werk a. e. a. O.
                                 fanden, daß durch
                                 diesen Zusaz der Grad der Staͤrke des Schießpulvers geschwaͤcht
                                 werde.
                              
                           
                              4. Kampfer.
                              In der Zeitschrift: „der
                                       Biograph“ (B. 1 St. 1, Halle 1802, S. 104) heißt es von
                                 Gustav dem Dritten, Koͤnige von Schweden: „Die Wunde war ihm
                                    durch einen Schuß beigebracht, den man kaum
                                       gehoͤrt hatte, weil das Pulver mit Kampfer vermischt
                                       war.“ Ich habe weder erfahren, noch irgendwo auffinden
                                 koͤnnen, ob wirklich ein solcher Zusaz angewendet worden seyIch erinnere mich, in mehreren sogenannten Kunstbuͤchern
                                       Zusammensezungen von Schießpulver und Kampfer gelesen zu haben. In einem
                                       Manuscripte eines solchen Kunstbuches stehen folgende Zusammensezungen:
                                       1) Schießpulver, das nicht knallt. Man
                                       zerreibe anderthalb Quentchen Kreide und eben so viel Kochsalz zum
                                       feinsten Pulver und mische dieses unter ein Viertelpfund Schießpulver.
                                       Nun loͤse man anderthalb Quentchen Kampfer in anderthalb Loth
                                       Alkohol auf, und traͤnke damit obige Mischung, die man denn an
                                       einem temperirten Orte leicht abtroknen laͤßt. 2) Verstaͤrktes Schießpulver ohne Knall.
                                       Man loͤse in 3 Quentchen Alkohol 23 Gran Kampfer auf, mit der man
                                       eine Mischung von anderthalb Quentchen Pfeffer und 4 Loth Schießpulver
                                       befeuchtet, und an einem temperirten Orte leicht abtroknen laͤßt.
                                       D..
                              
                           
                              5. Sand.
                              Beachtenswerther scheint nach Jessop's VersuchenS. Nicholson's
                                       Journal Vol. 9, 232; 12, 40, 60; 17, 227;
                                       Bibliotheque Britannique Vol. 28, 281
                                       und daraus in Gilberts Annalen B. 22.
                                       113–23. Bemerkungen daruͤber von Nicholson in d. Bibl. Britt. T.
                                       31, 82 u. Moll's Ephemeriden B. 4. S. 81; von
                                       Harrison in Nicholson's Journ. XI, 241;
                                       von Prechtl in Gilbert's Annalen, B. 23, 249; von Richthofen ebendas. S. 472 u.a.m. ebendas. B. 56, S.
                                       55–103 und 58, 333. der Zusaz des Sandes zum Pulver, um besonders seine Kraft beim Sprengen
                                 zu vermehren, zu seyn; statt des Sandes hat neuerlich Gelb auch
                                 SaͤgespaͤneS. Schweigger's Journ. B. 22. S. 127 f. eben so wirksam gefunden – in welchen Faͤllen sich
                                 vielleicht viel auf die Ausdehnung der eingeschlossenen Luft gruͤnden
                                 moͤchte; worauf auch schon ein fruͤherer Versuch hindeutetNeuere Versuche, welche die Ansichten des Hrn. Verfassers
                                       bestaͤtigen, finden sich im Allg. Anz. d. Deutschen 1817, 1819 u.
                                       1820; im Hesperus 1819; in Gilberts Annalen der Physik, Jahrgang 1819
                                       und 1820 und in diesem Journal die Abhandlung „Ewige Worte zu
                                          den Resultaten der Versuche uͤber die Wirkung des mit
                                          Saͤgespaͤnen vermischten Schießpulvers bei
                                          Sprengarbeiten“ vom Bauinspektor Voit, B. 3. S. 87.
                                       D.. Vergl. Beckmanns Bibl. B. 22, S. 393.
                              Die besondere Ruͤksicht, die im Vorhergehenden auf das Schießpulver
                                 genommen worden ist, macht es nothwendig, noch auf einige wichtige neuere Werke,
                                 dasselbe betreffend, hinzuweisen:
                              1. Als Hauptwerk, von welchem vorhin die deutsche Uebersezung haͤufig
                                 angefuͤhrt worden ist, verdient folgendes angefuͤhrt zu werden:
                                 Traité de l'art de farbriquer la poudre
                                    à canon – par A. Botée et I.
                                    Riffault. Paris, Leblanc, 1811. 163 u.
                                 537 S. gr. 4., m. 9 Tab. und einem Recueil de
                                    lanches. Anzeigen dieses Werks befinden sich in den Annal. de Chemie T. 81. S. 191–7. 82,
                                 86–108, 178–96; Journ. de Physique T.
                                 74 S. 269–85 und in den Goͤtting. Anz. 1813 B. I. S.
                                 433–48.
                              2. Rumford's mannichfaltige Versuche in s. Schriften.
                                 B. 4, Abth. 2. (Weimar, 1805) S. 3–318.
                              3. Guiton Morveau's Aufsaz in den Memoires de l'Institut de France p. 1807. Sem. II. S. 116–31.
                              4. Ueber das Schießpulver. Eine chemisch-technische Abhandlung von J. L.
                                 G. Meinecke. Halle; 1814. 84 S.  gr. 8. (Anzeigen: ALZ. 1815 IV, 684–6; JLZ. 1816 II, 134–41).
                              5. Proust's neun Aufsaͤze in de la Metherie's
                                 Journ. de Physique. T. 70–78
                                 (1810–1814) aus denen sich ein Auszug in Wolff's chem. Woͤrterbuch Supplementb. 3. S. 396–451
                                 befindetHoͤchst interessant ist die Abhandlung des Dr. Romershausen
                                       „Ueber die Kraft des Schießpulvers, nebst einigen neuen Ideen
                                          zur Benuzung derselben im Kriege und Frieden, mit
                                          Abbildungen“ im deutschen Gewerbfreund, 4 Bd. und in
                                       diesem polytechnischen Journal Bd. 3.
                                          S. 61 u. f. Die neuen Ideen des Verfassers sind sehr
                                       scharfsinnig und verdienen alle Aufmerksamkeit. Die Abhandlung des Hrn.
                                       Monk: „Methode, sowohl
                                          fuͤr die Arbeiter als fuͤr die Maschine
                                          waͤhrend des Mischens und Mahlens der Bestandtheile des
                                          Schießpulvers, die Gefahr im Falle einer Explosion abzuwenden, aus
                                          den Transactions of the Society for the
                                             Encouragement etc. in diesem Journal Bd. 3. S. 32 mit Abbildungen,
                                          verdient die Beachtung aller Pulverfabrikanten in einem hohen Grade.
                                          D.
                                       .
                              
                           
                        
                           E. ZuͤndstaͤbeAus Annal. de Chimie T. 59 S. 314–28;
                                    vergl. Annal. d. arts
                                       T. 25 S. 60–4; Sonnini's
                                    Bibl. phys. écon. ann. 5. T. 1, 622; Nicholson's Journal
                                    Vol. 17, 31–8; Repertory of arts, Vol. XI, 218–27; Busch's Almanach B. 13. 722 f.; Trommsdorff's Almanach B. 15, 370–2, der
                                    Verkuͤndiger 1819 S. 37; Baumgaͤrtners Magazin B. 7 S. 118..
                           Statt der gewoͤhnlichen Striklunten schlaͤgt Cadet vor, Zuͤndstoͤke zu verfertigen, die unausgesezt
                              fortbrennen. Man verfertigt vorzuͤglich aus Lindenholz, welches Jahre lang
                              getroknet und dann einen halben Tag lang einer Hize von 30° ist einem Bakofen
                              ausgesezt worden, vierekige Staͤbe, welche man 6 Stunden lang in einer
                              verduͤnnten Aufloͤsung des salpetersauren Bleies in Wasser kocht.
                              Nachdem sie vollkommen getroknet, werden sie in Terpentinoͤl erhizt, bis
                              dasselbe zu kochen anfaͤngt. Ausserdem findet er auch das salpetersaure
                              Kupfer noch vorzuͤglicher als das salpetersaure Blei. – Vortheilhafte
                              Berichte uͤber diese Zuͤndstoͤke haben Guyton, Deyeux und
                              CarnotS. Annal. d. arts T. 26 S. 254–63., so wie auch ProustS. Journal de Physique T. 64. S.
                                    249–57. abgestattet.