| Titel: | Auszug aus einem von Hrn. Francoeur im Nahmen des Ausschusses der mechanischen Künste erstatteten Berichte über eine der Gesellschaft von Hrn. Hoyau vorgelegte Schreibfeder. | 
| Fundstelle: | Band 6, Jahrgang 1821, Nr. VII., S. 54 | 
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                        VII.
                        Auszug aus einem von Hrn. Francoeur im Nahmen des Ausschusses der mechanischen Künste erstatteten Berichte über eine der Gesellschaft von Hrn. Hoyau vorgelegte Schreibfeder.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale. 1821. S. 148.
                        Mit Abbildung.
                        Hoyaus Schreibfedern.
                        
                     
                        
                           Die von Hrn. Hoyau der Gesellschaft
                              vorgelegten Schreibfedern sind englisches Fabrikat, werden aber zu Folge eines
                              Patentes in Frankreich eingefuͤhrt. Sie bestehen aus einer silbernen
                              Roͤhre, in welcher Tinte enthalten ist, und die sich in eine
                              gewoͤhnliche Federspize endet. Die Tinte fließt aus einem
                              Haarroͤhrchen aus, sobald man auf ein Seitenknoͤpfchen druͤkt,
                              welchem die Fluͤssigkeit nachgeben muß, und diesen Druk wiederholt man, so
                              oft die Tinte aufhoͤrt zu fließen. Das Haarroͤhrchen wird mittelst
                              eines Schraͤubchens gesperrt, wenn man aufhoͤren will zu schreiben,
                              und man stekt die Feder hierauf ruhig in die Tasche, ohne fuͤrchten zu
                              duͤrfen, daß die Kleider von Tinte beschmuzt werden.
                           Der Ausschuß der mechanischen Kuͤnste fand dieses kleine Instrument sehr
                              sinnreich ausgedacht, und glaubt, daß es allerdings die endlosen Federn ersezen kann, deren
                              mannigfaltige Unbequemlichkeiten den Gebrauch derselben aufgeben machten.
                              Diejenigen, welche uͤberall und unter allen Umstaͤnden zu schreiben
                              haben, werden den Gebrauch dieser Feder sehr bequem finden. Nur bedauert der
                              Ausschuß, daß die Materie, aus welcher, und die Sorgfalt mit welcher diese Feder
                              bearbeitet werden muß, nicht erlauben sie um einen solchen Preis zu liefern, daß die
                              große Menge der die Lehranstalten besuchenden Studierenden davon Gebrauch machen
                              koͤnnte.
                           Der Bericht-Erstatter schlug dem Rache vor, dieser Feder seinen Beifall zu
                              schenken, und eine Beschreibung und Abbildung derselben in dem Bulletin
                              herauszugeben, was in der Sizung vom 7. Maͤrz auch beschlossen wurde.
                           
                        
                           Beschreibung eines von Hrn. Hoyau eingefuͤhrten Schreib-Instrumentes, welches er Tintenfaß-Feder (encrier plume) nennt.
                           Dieses auf Taf. 205, Fig. 18 und 19 abgebildete Instrument
                              faßt soviel Tinte, als man noͤthig hat um 12–15 Stunden ununterbrochen
                              zu schreiben, ohne daß man noͤthig haͤtte einzutauchen, oder
                              nachzugießen. Man kann dasselbe aus Gold, Gilbet oder aus plattirtem Metalle
                              verfertigen, und entweder eine metallne oder gewoͤhnliche dazu vorgerichtete
                              Federspize daran anbringen. Die Art und Weise sie zu gebrauchen ist folgende:
                           Man nimmt zuvoͤrderst den Dekel oder das Gehaͤuse E ab, welches die Spize der Feder D bedekt, um diese vor allem Verderben zu schuͤzen, und bringt es
                              an dem entgegengesezten Ende des Instrumentes an; hierauf schiebt man einen kleinen
                              Stift A in die, Fig. 18. angezeigte Lage
                              vor, wodurch die Verbindung mit dem Tintenhaͤlter hergestellt wird. Wenn man
                              sodann mit dem Daumen auf einen hervorstehenden Knopf B
                              leicht druͤkt, so macht man hierdurch die Tinte ausfließen, und in die
                              Federspize treten.
                           
                           Um das Instrument mit Tinte zu fuͤllen, nimmt man den Dekel C ab, und zieht den Korkpfropfen C,
                              Fig. 19.
                              heraus. Allerdings wird dann etwas Tinte herausfließen; dieß ist aber
                              noͤthig, um die in der Roͤhre enthaltene Luft vollkommen
                              herauszutreiben. Man fuͤllt diese Roͤhre, pfropft sie mit dem
                              Korkpfropfen zu, schraubt den Dekel auf, und nun waͤre das Instrument zum
                              Gebrauche fertig. Will man dasselbe nicht mehr gebrauchen, so schließt man den Hahn
                              A, indem man ihn, wie Fig. 19. zeigte von der
                              Linken zur Rechten schiebt, und schraubt den Dekel wieder auf. Die Federspize kann
                              veraͤndert oder erneuert werden, sobald man es noͤthig findet.
                           Ließe der Stift A sich nicht mehr leicht schieben, so
                              muͤßte man das Instrument auf einige Minuten in warmes Wasser tauchen, dann
                              troken werden lassen, und mittelst des Bartes einer Feder ein Troͤpfchen
                              Baumoͤl in die kleine Oeffnung einfuͤhren. Waͤre diese Oeffnung
                              verstopft, so muͤßte man eine feine Nadel in dieselbe einbringen, um dadurch
                              die fremden Koͤrper, welche dieselbe allenfalls verstopfen koͤnnten,
                              zuruͤkzustoßen: dieß ist die einzige Schwierigkeit, welche bei dem Gebrauche
                              dieses Instrumentes eintreten kann.
                           Fig. 8. stellt
                              eine zugleich mit einem Bleistifte versehene Feder dar, welcher sich in einem
                              Bleistifthaͤlter F befindet, den man auf den
                              Pfropf C aufschraubt.
                           Der Preis eines solchen Instrumentes von Silber ist 23 Franken, und 19 Franken, wenn
                              es bloß plattirt ist: die Federspizen kosten uͤberdieß noch einen Laubthaler
                              oder 6 Frank. Man findet sie bei Hrn. Hoyau, ingénieur-mécanicien, rue St. Martin,
                                 N. 248. Paris.
                           Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß unsere Augsburger Silberarbeiter solche Federn
                              eben so gut um eben so viele Zwoͤlfer, als die Englaͤnder um Franken
                              verfertigen koͤnnen. Uns scheinen indessen bei dem Gebrauche der hier beschriebenen Federn
                              einige Schwierigkeiten einzutreten, welche unsere Kuͤnstler noch werden
                              beseitigen muͤssen. Das Einfuͤllen von Tinte in eine Roͤhre von
                              kaum drei Linien im Durchmesser hat seine Schwierigkeiten und Langweiligkeiten. Es
                              wird daher nicht schaden, wenn die Feder bei C etwas
                              weiter ist, und eine Art von Trichter bildet. Wenn sie dadurch auch schwerer
                              wuͤrde, so wuͤrde sie sich besser in die Hand legen, und die Spize bei
                              leichter Fuͤhrung etwas mehr in die Hoͤhe ziehen, wodurch das
                              Zerreißen des Papieres, das selbst bei staͤrkeren Federkielen in schwererer
                              Hand oͤfters Statt hat, desto sicherer vermieden wuͤrde. Es scheint
                              uns ferner unvermeidlich, daß bei duͤnner Tinte, (und eine dike darf man
                              nicht nehmen, da sie sonst durch das Haarroͤhrchen nicht leicht ausfließt),
                              wenigstens mit der Zeit, bei B, dessen innere
                              Einrichtung nicht beschrieben ist, ein Durchsikern eintrete, da hier nothwendig ein
                              Abreiben Statt haben muß. Es ist ferner offenbar, daß, wenn die Roͤhre bis
                              unter B gegen A hinab einmal
                              leer geworden ist, der Druk bei B nicht mehr
                              nuͤzen kann, B also auf jeden Fall naͤher
                              gegen A geruͤkt werden muß. Auch sind wir des
                              Glaubens, daß zwei Haar-Oeffnungen besser sind dann Eine, damit die Feder
                              leichter und sicherer fließt. Unsere gewoͤhnlichen Tinten werden kaum taugen,
                              und man wird filtrirte Tinten brauchen, die erst bei dem
                              Vertroknen schoͤn schwarz werden. Mehrere unserer baierischen Studenten bedienen sich folgender Tintenfaß-Federn (encrier-plumes!): Sie
                              schneiden sich einen Federkiel, wie gewoͤhnlich, zu, und schneiden ihn dort
                              ab, wo die Spuhle aufhoͤrt, und in die Fahne uͤbergeht. An diesem
                              oberen Ende der Spuhle binden sie ein Laͤppchen feine Leinwand so herum, daß
                              die Roͤhre, welche die Spuhle bildet, dadurch bedekt und geschlossen wird,
                              und schieben dieses Ende der Spuhle in ein Schilfrohr, welches sie mittelst einer
                              anderen tief eingetauchten Feder mit Tinte fuͤllen. Wo sie nun die Feder gebrauchen wollen, stechen
                              sie mit einer Nadel ein kleines Loͤchelchen in die Leinwand, durch welches
                              die Tinte Abfluß in den Federkiel erhaͤlt. Verlegt sich das
                              Loͤchelchen, so wird mit der Hand etwas auf die Bank geschlagen, und die
                              Tinte fließt. Diese so vorgerichteten Federn werden in dem Portefeuille mit der
                              Spize aufwaͤrts eingelegt, und zur Schule getragen. Wir glauben, daß die
                              Federn des Hrn. Hoyau sich auch aus verzinntem
                              Eisenbleche, und vielleicht noch besser aus Bein machen ließen, wo dann
                              hoͤchstens A und B
                              aus Silber seyn duͤrfte oder aus gut plattirtem Kupfer. A. d. Ueb.