| Titel: | Neue Flakmaschine für Baumwollenspinnereien. Vom Professor C. Bernoulli. | 
| Autor: | Prof. Christoph Bernoulli [GND] | 
| Fundstelle: | Band 6, Jahrgang 1821, Nr. XXII., S. 183 | 
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                        XXII.
                        Neue Flakmaschine für Baumwollenspinnereien. Vom Professor C. Bernoulli.
                        Mit Abbildungen auf Tab. III.
                        Bernoulli über eine neue Flakmaschine.
                        
                     
                        
                           Die Baumwolle muß bekanntlich, bevor sie auf die
                              Kempelmaschinen kommt, sorgfaͤltig aufgelokert und gereinigt werden. Dieß
                              geschieht theils durch den sogenannten Teufel, theils von Hand durch Schlagen auf
                              Huͤrden. Lezteres ist eine eben so beschwerliche, als der Gesundheit
                              nachtheilige Arbeit; und Maschinen zu diesem Behufe (wie z.B. die von Walmsley)
                              scheinen bis jezt mit wenigem Gluͤke versucht worden zu seyn.
                           Desto mehr Aufmerksamkeit verdient daher die neue Flakmaschine (batteur oder frappeur), die erst vor etwa
                              zwei Jahren Herr Diesen in Frankreich eingefuͤhrt hat; die sich schon durch
                              ihre Einfachheit empfiehlt, und die in jeder Hinsicht wegen ihrer erprobten
                              Treflichkeit taͤglich mehr Eingang in allen groͤßern Spinnereien
                              findet. – Die Figuren 45 und 46
                              moͤgen zur Erlaͤuterung dienen.
                           Die Baumwolle wird, so wie sie aus den Ballen genommen wird, auf einem etwas schief
                              liegenden endlosen Zufuͤhrungstuch a
                              ausgebreitet. Zwei Paar gefurchte Eisenwalzen b, deren
                              Oberwalzen durch ein verschiebbares Gewicht gedruͤkt werden, ergreifen sie,
                              dehnen sie, und entleeren sie in einen uͤberall verschlossenen Kasten. In
                              diesem Kasten dreht sich mit ausnehmender Geschwindigkeit ein Schwunghaspel c, der aus vier an kreuzweise liegenden Armen
                              befestigten Eisenschienen besteht. Dadurch wird die Baumwolle aufs vollkommenste
                              aufgelokert, indem alle Fasern, ohne zu zerreißen, aus einander gestiebt werden.
                              Zugleich fallen viele Unreinigkeiten durch den gegitterten Boden f in einen Kasten, und der Staub verfliegt durch die
                              Dratsiebdeke e. Allmaͤlig sammelt sich die
                              Baumwolle auf dem zweiten Tuchtische g. Die Walzen h ergreifen wieder die gereinigte Baumwolle, welche in
                              den Kasten m faͤllt.
                           Auf diese Weise wird die Baumwolle durch dieselbe Maschine 3 oder 4 mal geflakt.
                           In großen Spinnereien werden 2, 3 oder auch 4 solcher Flakapparate mit einander
                              verbunden; so daß g und h
                              die Baumwolle sogleich wieder zum zweiten Kasten fuͤhrt u.s.w. Eine solche
                              Maschine mit 3 oder 4 Repetitionen flakt taͤglich 6 bis 8 Zentner rohe Baumwolle,
                              so daß sie sogleich auf die Cordenmaschinen kommen kann.
                           Bei manchen Maschinen faͤllt die Baumwolle, wie sie verlaͤßt, auf eine
                              schiefe Huͤrde, die oft sogar noch bestaͤndig erschuͤttert
                              wird. Diese durch ihren Laͤrm schon laͤstige Zuthat der
                              Englaͤnder, wird aber gewoͤhnlich, als entbehrlich, weggelassen.
                           Dem Haspel pflegt man eine solche Geschwindigkeit zu ertheilen, daß er an 1200 mal in
                              einer Minute umschwingt k lauft naͤmlich an 5 mal
                              schneller als der Moteur l, und eben so d 5 mal schneller als das Seilrad i. Wenn also l 48 mal in einer Minute sich
                              dreht, so dreht e sich wirklich 1200 mal; und da der
                              Haspel 12 bis 13 Zoll Diameter hat, so muß jeder Umfangspunkt in einer Minute einen
                              Weg von 4000 Fuß, oder uͤber eine Viertelstunde zuruͤklegen.
                           Von einer kleinen Rolle an der Welle k wird die langsame
                              Bewegung der Zufuhrwalzen abgeleitet. Bei den mehrfachen Maschinen ist
                              uͤbrigens darauf zu achten, daß das zweite und dritte Zufuͤhrtuch um
                              etwas weniges schneller arbeite, damit sich die Baumwolle in den vorhergehenden
                              Kasten nie anhaͤufe.
                           In großer Vollkommenheit mit gußeisernen Gestellen verfertigen solche Maschinen die
                              Herren Risler und Dieson zu Cernai (Sennheim) im Depart. du Ht. Rhin.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
