| Titel: | Ueber die Beleuchtungs- und Erwärmungsfähigkeiten des Oel erzeugenden Gases, des Stein-Kohlen-Gases, und des Oehl- oder Thran-Gases. | 
| Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XXV., S. 184 | 
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                        XXV.
                        Ueber die Beleuchtungs- und Erwärmungsfähigkeiten des Oel erzeugenden Gases, des Stein-Kohlen-Gases, und des Oehl- oder Thran-Gases.
                        Auszug aus der hieruͤber von Hrn. Brande in den Philosophical Transactions eingeruͤkten Abhandlung. In den Annales de Chimie et de Phisique. Febr. 1822. S. 196Wir
                                 waͤhlten diesen Auszug in den Annalen der Chemie zur Mittheilung, weil er
                                 mit sehr schaͤzbaren Anmerkungen der HHrn. Herausgeber der Annales (Gay, Lussac et Arago) begleitet ist. A. d.
                                 Ueb..
                        Ueber die Beleuchtungs- und Erwärmungsfähigkeiten des Oel erzeugenden Gases.
                        
                     
                        
                           Ein Strom Oel erzeugendes Gas, der unter dem Druke einer 1/2
                              Zoll hohen Wassersaͤule aus einer Roͤhre von 1/60 engl. Zoll im
                              Durchmesser ausstroͤmte, gab, nachdem er angezuͤndet wurde, eben so
                              viel Licht, als eine Wachskerze (deren 4 auf ein Pfund gehen), wenn 640 englische
                              Kubikzolle Gas waͤhrend einer Stunde verbraucht wurden.
                           Ein eben so starker Strom Oel- oder Thrangas gab eben so viel Licht, wenn
                              waͤhrend einer Stunde 300 Kubikzoll desselben verbraucht wurden.
                           Hr. Brande zuͤndete unter obigem Druke von 1/2 Zoll
                              12 Stroͤme von 1/60 Zoll im Durchmesser, die auf einem Ringe von 7/10 im
                              Durchmesser im Kreise umherstanden, auf einmal an. Er bedekte diese Flamme mit einem
                              walzenfoͤrmigen Rauchfange, wie an den Argand'schen Lampen, und richtete die
                              Oeffnung der Haͤhne so vor, daß kein Rauch statt haben konnte. Diese
                              zusammengesezte Flamme gab ein Licht von der Staͤrke von 10 Wachskerzen, wenn
                              in einer Stunde 2600 Kubik-Zoll Oel erzeugendes Gas verzehrt wurden.
                           
                           In obigem Versuche gab ein einzelner Strom bei einem Verbrauche von 640 Kubikzoll
                              waͤhrend einer Stunde ein Licht von der Staͤrke einer Wachskerze. Zu
                              einem Lichte von der Staͤrke von 10 Wachskerzen wuͤrde man also, wenn
                              jeder Strom einzeln brannte, 640 × 10 = 6400 Kubikzoll brauchen. Nun braucht
                              man aber, in Folge obigen Versuches, hiezu nur 2600 Kubikzolle, wenn man einen Strom
                              dicht neben dem andern brennen laͤßtUm
                                    mit Recht sagen zu koͤnnen, daß die bloße Vereinigung der
                                    entzuͤndeten Gasstroͤme so viel zur Verstaͤrkung des
                                    erzeugten Lichtes beitrug, hatte auch der einzelne Gasstrom, so wie jeder
                                    der vielen in einen vereinten, der Einwirkung des Luftzuges eines
                                    glaͤsernen Rauchfanges ausgesezt werden sollen, oder beide
                                    haͤtten in freier Luft brennen sollen: Forderungen, an welche Hr. Brande sich nicht gehalten hat.Franklin hat, der Erste, schon vor langer Zeit
                                    bemerkt, daß, wenn man die Flammen zweier Kerzen an einander bringt, das
                                    Licht dadurch augenbliklich groͤßer wird, als wenn man die beiden
                                    Kerzen abgesondert fortbrennen laͤßt, und er schon hat diese Wirkung
                                    einer Erhoͤhung der Temperatur zugeschrieben, welche die
                                    Annaͤherung der Flammen nothwendig hervorbringen muß.Graf Rumford, der diesen Versuch vervollkommnete,
                                    zeigte, daß eine Lampe mit mehreren platten Dochten, die so dicht aneinander
                                    sind, daß sie sich wechselseitig ihre Hize mittheilen koͤnnen,
                                    bedeutend mehr Licht bei einer bestimmten Menge Oeles gibt, als wenn diese
                                    Dochte einzeln braͤnnten. Hieraus geht also hervor, daß
                                    waͤhrend des Verbrennens eines platten Dochtes in freier Luft viel
                                    Oel umsonst verloren geht.Es war natuͤrlich zu glauben, daß man bei Lampen mit doppeltem
                                    Luftzuge bedeutend weniger Verlust an Brenn-Materiale haben
                                    wuͤrde. Hr. Frenel und ich haben auch
                                    wirklich gefunden, daß man einen Lampen-Schnabel mit zwei
                                    konzentrischen Dochten vorrichten kann, welcher, mit einem gehoͤrigen
                                    Rauchfange bedekt, unter den guͤnstigsten Umstaͤnden ein Licht
                                    gibt, dessen Staͤrke 5 Carcel'schen Lampen
                                    gleich ist, ohne mehr Oel zu beduͤrfen, als vier und eine halbe
                                    solche Lampen noͤthig haben. Mehr haben wir nie herausbringen
                                    koͤnnen. Wir muͤssen hiebei noch bemerken, daß wir bei
                                    Lampen-Schnaͤbeln mit drei und vier konzentrischen Dochten,
                                    die einen Glanz von 10 und 20 gemeinen Lampen besizen, immer gefunden haben,
                                    daß eine Argand'sche Lampe nach Carcel's
                                    Vorrichtung zum Maßstabe genommen, die Menge des verbrauchten Oeles beinahe
                                    im Verhaͤltnisse mit der Menge des erzeugten Lichtes steht.Die Argand'schen Lampen, deren man sich in England bedient, schienen mir
                                    uͤberhaupt weniger glaͤnzend, als jene des Herrn Carcel. Die Vorzuͤge der lezteren scheinen
                                    großen Theils von der sinnreichen Vorrichtung abzuhaͤngen, nach
                                    welcher der Docht daselbst sein Oel erhaͤlt, und ich muͤßte
                                    mich recht sehr taͤuschen, wenn die zilindrische Form des
                                    Rauchfanges, deren sich unsere Nachbaren bedienen, nicht auch ihren
                                    maͤchtigen Antheil daran haͤtte. Wir haben uns
                                    uͤberzeugt, daß das Knie an dem
                                    Rauchfange, sowohl durch seine Form, als durch seine Lage einen
                                    hoͤchst bedeutenden Einfluß auf die Weiße und auf die Lebhaftigkeit
                                    der Flamme aͤußert. Vielleicht ist es den Lesern nicht unangenehm,
                                    bei dieser Gelegenheit die Resultate der photometrischen Versuche des Hrn.
                                    Grafen v. Rumford aufgestellt zu finden.Eine gewoͤhnliche Argand'sche Lampe gibt, wenn sie in vollem Glanze
                                    brennt, ungefaͤhr eben so viel Licht, als neun
                                       gute, wohl gepuzte, Kerzen.Sezt man die Staͤrke des
                                          Lichtes einer gut gepuzten Kerze100so wird, nach 11 Minuten, wenn man
                                          nicht mehr puzt, diese Staͤrke vermindert bis auf  39nach 19 Minuten bis auf  23nach 29 Minuten bis auf  16.Wenn man die Kerze nun neuerdings
                                          puzt, so wird die Staͤrke ihres Lichtes wieder100.Der gewoͤhnliche Wechsel der
                                          Staͤrke des Lichtes an einer Kerze ist zwischen100 und 60.Das Gewicht brennbarer Koͤrper, welches angewendet werden muß, um eine
                                    bestimmte Staͤrke des Lichtes hervorzubringen, laͤßt sich nach
                                    folgender Tabelle vergleichen und berechnet.Gewicht des
                                          verbrannten  brennbaren Koͤrpers.Bienen-Wachs, wenn die Kerze immer fleißig gepuzt
                                          wird          100Talg,
                                          wenn die Kerze immer fleißig gepuzt wird          101ditto,
                                          wenn die Kerze nicht fleißig gepuzt wird, und man den Docht lang
                                          brennen laͤßt          229Baumoͤl, in einer gewoͤhnlichen
                                          Argand'schen-Lampe          110ditto,
                                          in einer gemeinen Lampe, mit großer, heller, nicht rauchender
                                          Flamme          129Repsoͤl, in einer gewoͤhnlichen Lampe          125Leinoͤl, ebenso          120.Man ersieht hieraus, um wie viel man mehr Talg verbraucht, wenn eine
                                    Talg-Kerze nicht fleißig gepuzt wird..
                           
                           Nach Hrn. Brande erhaͤlt man eine Stunde lang ein
                              Licht von der Staͤrke von 10 Wachskerzen, wenn man
                             2600 engl. Kubik-Zolle reines Oel
                              erzeugendes Gas,
                             4875 engl. Kubik-Zolle Oel- oder
                              Thrangas,
                           13120 engl. Kubik-Zolle Steinkohlengas verbrennt.
                           Bei dem Versuche mit Oel- oder Thrangas bediente Hr. Brande sich desselben Apparates mit 12 Stroͤmen, jeden zu 1/60 Zoll
                              im Durchmesser, dessen er sich bei dem reinen Oel erzeugenden Gase bediente. Da ihn
                              aber die Erfahrung lehrte, daß die Oeffnungen fuͤr das Steinkohlengas
                              bedeutend weiter seyn muͤßen, wenn dasselbe gehoͤrig brennen soll, so
                              zuͤndete er, bei dem Versuche mit dem lezten, 12 Stroͤme zugleich an,
                              deren jeder 1/30 Zoll im Durchmesser hatte, und die auf dem Umfange eines Ringes von
                              0,9 Zoll im Durchmesser angebracht waren.
                           Eine Mischung von drei Theilen Oel erzeugenden Gases und einem Theile Wasserstoff
                              gibt eben so viel Licht als Oel oder Thrangas.
                           Um die Erwaͤrmungs-Kraft dieser verschiedenen Arten von Flammen zu
                              pruͤfen, speiste man nach und nach die zwoͤlf Roͤhren, von
                              welchen wir sprachen, mit Oel oder Thrangas, mit Steinkohlengas, und mit Oel
                              erzeugendem Gase. Ueber
                              dem Rauchfange, aber in einer solchen Entfernung, daß die Flamme nichts von ihrem
                              Glanze verlor, brachte man ein kleines kupfernes Gefaͤß von 5 Zoll im
                              Durchmesser und 2 1/2 Zoll Tiefe an, welches an seiner innern Flaͤche etwas
                              konkav war. In diesem mit Wasser gefuͤllten Gefaͤße war ein
                              Thermometer und eine kleine Oeffnung angebracht, durch welche die Daͤmpfe
                              entweichen konnten. Der Versuch ward geendet, sobald die Fluͤßsigkeit zu
                              sieden anfieng. Die Resultate waren folgende:
                           Die Temperatur des Wassers vor dem Versuche war +10° am
                              hundertgraͤdigen Thermometer. Um diese Temperatur auf 100° (den
                              Siedpunkt am 100graͤdigen Thermometer) zu bringen, verbrannte man
                             870 Kubikzolle Oel erzeugendes Gas;
                           1300 Kubikzolle Oel- oder Thran-Gas;
                           2190 Kubikzolle Steinkohlen-Gas.
                           Das Licht einer Flamme, welche von einem Strome des Oel erzeugenden Gases
                              hervorgebracht wurde, erzeugte, nachdem es in dem Brennpunkte einer flach
                              konvexen-Linse konzentrirt wurde, auf der Kugel eines kleinen
                              Queksilber-Thermometers, eine Waͤrme, welche das Queksilber in 5
                              Minuten um 2° 5 am hundertgraͤdigen Thermometer aufsteigen machte. Die
                              Temperatur der Linse selbst, obschon diese dik war, ward nicht erhoͤht.
                           Dieser Versuch, bemerkt Herr Brande, stimmt mit jenen des
                              Hrn. Maycok und Laroche, und
                              beweiset, daß die Waͤrmestrahlen, welche aus gemeinen brennbaren
                              Koͤrpern ausstroͤmen, im Stande sind, durch durchscheinende
                              Mittelkoͤrper eben so gut, als die Waͤrmestrahlen der Sonne,
                              durchzugehenEs ist, glaube ich,
                                    unrichtig, wenn Hr. Brande die Hrn. Maycok und Laroche als
                                    die ersten Entdeker der Eigenschaft der, aus gewoͤhnlichen brennbaren
                                    Koͤrpern ausstroͤmenden Waͤrmestrahlen, durch
                                    durchscheinende Mittelkoͤrper durchzugehen, anfuͤhrt. Folgende
                                    Darstellung liefert, wenn ich mich nicht irre, die Geschichte der
                                    Entdekungen, welche in diesem wichtigen Zweige der Physik gemacht wurden, in
                                    chronologischer Ordnung.Im Jahr 1679 fand Mariotte, daß die
                                    Waͤrmestrahlen, welche aus einem großen Kohlfeuer ausstroͤmen,
                                    andere Eigenschaften, als die Waͤrmestrahlen der Sonne besizen. Das
                                    Resultat der von ihm erzaͤhlten Versuche war: „daß Licht
                                       und Waͤrme der Sonne mit gleicher Leichtigkeit durch Glas und
                                       durch andere durchscheinende Koͤrper durchgeht, waͤhrend
                                       das Licht des Feuers wohl auch leicht durch das Glas durchgeht, die
                                       Waͤrme aber nicht, oder nur sehr
                                          wenig.“Im Jahr 1726 bestaͤtigte Dufay, Mitglied
                                    der Akademie des Sciences, durch neue Versuche
                                    die Haupt-Thatsache, welche Mariotte entdekte, und zeigte noch
                                    uͤberdieß, daß die strahlende Waͤrme, welche aus
                                    gewoͤhnlichem Feuer ausstroͤmt, das Glas in
                                    hinlaͤnglich starkem Verhaͤltniße durchstroͤmt, um
                                    verschiedene Substanzen in dem Brennpunkte eines Hohlspiegels zu
                                    entzuͤnden.Im Jahr 1777 stellte Schule, der wahrscheinlichwahscheinlich weder die Versuche Mariottés
                                    noch jene Dufay's kannte, in seiner
                                    beruͤhmten Abhandlung uͤber das Feuer den Grundsaz auf, daß Glas die Waͤrme des irdischen Feuers
                                       gaͤnzlich aufhaͤlt. Allein vielfaͤltige von
                                    einer Menge von Physikern zeither angestellte Versuche haben Dufay's Resultate einstimmig bestaͤtigt.
                                    Wir haben bisher nur von den Waͤrmestrahlen, welche aus
                                    gluͤhenden Koͤrpern ausstroͤmen, gesprochen. Die
                                    Waͤrmestrahlen, welche aus nicht leuchtenden Koͤrpern
                                    ausstroͤmen, und die man daher dunkle
                                       Waͤrmestrahlen nennt, wurden indessen mit nicht geringerer
                                    Sorgfalt beobachtet. Die Erfahrung zeigte bald, daß ein Thermometer z.B.
                                    steigt, wenn er einer Retorte, die mit gewaͤrmtem Quecksilber
                                    gefuͤllt ist, gegenuͤbersteht, wenn auch die
                                    Waͤrmestrahlen nur durch eine mehr oder minder dike Glastafel
                                    zwischen der Retorte und dem Thermometer auf lezterer gelangen koͤnnen.
                                    Ueber diese Thatsache kommen alle Physiker uͤberein; nur in der
                                    Erklaͤrung derselben weichen sie ab. Die Einen behaupten, daß ein
                                    Theil der dunklen Waͤrmestrahlen durch die Glastafel auf eben diese
                                    Weise, wie die erleuchtenden durchgehen, und die Hauptursache der Vermehrung
                                    der Temperatur sind, die man an der entgegengesezten Seite wahrnimmt. Andere
                                    glauben, daß die Glastafel alle aus der Retorte ausstroͤmenden
                                    Waͤrmestrahlen aufhaͤlt, und daß nur die aus der
                                    erwaͤrmten Glastafel ausstroͤmenden Waͤrmestrahlen
                                    spaͤter erst das Aufsteigen des Queksilbers im Thermometer
                                    veranlassen. Die Beobachtungen des Hrn. Maycock,
                                    welche Brande anfuͤhrte, zeigten sehr bald
                                    das Unzureichende dieser leztern Erklaͤrungsweise. Bald darauf (im
                                    August 1810) gelang es Hrn. Prof. Prévort
                                    die Wirkungen der strahlenden unmittelbar mitgetheilten Hize von jenen, die
                                    der Erwaͤrmung der Glasblatte als Schirm angehoͤren, zu
                                    trennen, ein Mal dadurch, daß er bewegliche glaͤserne Schirme
                                    anbrachte, die er haͤufig, und ohne ihnen zur Erwaͤrmung Zeit
                                    zu lassen, wechselte; dann dadurch, daß er einen Schirm, der aus einer
                                    duͤnnen, immer fließenden Schichte Wassers bestand, anwendete. Diese
                                    beiden sinnreichen Versuche bewiesen auf die deutlichste Weise, daß die strahlende dunkle Waͤrme durch durchscheinende
                                       Schirme aus Wasser und aus Glas durchzugehen vermag. Hr. Laroche ergaͤnzte hierauf unsere
                                    Kenntnisse uͤber diesen Gegenstand mit einer durch Versuche
                                    erwiesenen Darstellung folgender beiden Grundsaͤze:Die Menge der strahlenden Waͤrme, welche
                                       unmittelbar durch das Glas durchgeht, ist im Vergleiche mit derjenigen,
                                       welche in derselben Richtung empfangen wird, desto groͤßer, als
                                       die Temperatur der Quelle, aus welcher sie ausstroͤmt,
                                       groͤßer ist.Die Waͤrmestrahlen, welche bereits durch einen
                                       glaͤsernen Schirm durchgingen, erleiden, wenn sie durch einen
                                       zweiten aͤhnlichen Schirm durchgehen, bei ihrem zweiten Durchgange einen
                                       verhaͤltnißmaͤßig weit geringeren Verlust, als bei ihrem
                                       Durchgange durch den ersten Schirm..
                           
                           Es gibt eine Menge chemischer Substanzen, auf welche die Wirkung des Lichtes Einfluß
                              hat. Wenn man z.B. eine Mischung von Chlor und Wasserstoff der unmittelbaren Einwirkung der
                              Lichtstrahlen aussezt, so bildet sich alsogleich Kochsalzsaͤure; allein die
                              beiden Gase wirken nur dann aufeinander, wenn das Gefaͤß, in welchem sie
                              ausgeschossen sind, der
                              Wirkung des in der Atmosphaͤre verbreiteten Lichtes ausgesezt werdenDie neuesten amerikanischen Journale
                                    erzaͤhlen eine Thatsache, welche geradezu im Widerspruche mit der
                                    allgemein angenommenen Meinung steht, daß das in der Atmosphaͤre
                                    verbreitete Licht nicht im Stande waͤre, eine Explosion an einer
                                    Mischung von Chlor und Wasserstoff hervorzubringen, welche indessen doch
                                    unter folgenden Umstaͤnden statt hatte. „In einer
                                       gewoͤhnlichen, wohl gereinigten Oelflasche befand sich Chlor. Hr. Prof.
                                       Silliman wollte Wasserstoffgas in
                                       dieselbe gießen; und auf der Stelle entstand eine Explosion mit
                                       bedeutender Lichtentwiklung. Die Glasscherben wurden an die Deke
                                       geschleudert, und nur der Hals der Flasche blieb in der Hand des
                                       Professors. An die Stelle, wo Hr. Professor Silliman stand, konnte nicht
                                       nur kein Lichtstrahl unmittelbar von der Sonne her eindringen, sondern
                                       auch das in der Atmosphaͤre verbreitete Licht war so schwach, als
                                       es bei einem mit dichten schwarzen schneeschwangern Wolken bedekten
                                       Himmel nur immer seyn konnte.“.
                           Hr. Brande bemerkt, daß, als er eine Mischung aus gleichen
                              Theilen Chlor vom Wasserstoff in einer Kugel von sehr duͤnnem Glase der
                              Einwirkung eines sehr lebhaften Lichtes einer durch Oel erzeugendes Gas
                              hervorgebrachten Flamme aussezte, er nach 15 Minuten nicht die geringste chemische
                              Wirkung beobachtete. Ein sehr glaͤnzender Brennpunkt, von demselben Lichte
                              gebildet, aͤnderte auch nicht im Geringsten die Weiße des kochsalzsauren
                              Silbers. Er widerholte indessen dieselben Versuche auf folgende Weise. Er brachte
                              die kleine Kugel, welche das Gemenge von Chlor und Wasserstoff enthielt, in der
                              Entfernung eines Zolles von zwei Kohlen an, welche an der Spize zweier
                              Metalldraͤhte angestekt waren. Von diesen Drahten verband er den einen mit dem positiven, den
                              andern mit dem negativen Pole einer Volta'schen Saͤule von hundert
                              Platten-Paaren, die stark geladen war. Man weiß, daß wenn man die beiden an
                              diesem Apparate auf obige Weise angebrachten Pole einander naͤhert, auf der
                              Stelle sich ein helles Licht verbreitet; Niemand hat aber vor Hrn. Brande bemerkt, daß dieses Licht Staͤrke genug
                              besizt, eine chemische Wirkung auf Chlor und Wasserstoff zu aͤußern. Meistens
                              war bei den Versuchen dieses gelehrten Englaͤnders ein Zeitraum von 5 Minuten
                              nothwendig, damit diese beiden Gase sich vollkommen untereinander verbinden konnten.
                              In zwei Faͤllen jedoch verursachte die Erscheinung des elektrischen Lichtes
                              eine Explosion, so wie die unmittelbare Einwirkung der Sonnenstrahlen sie stets
                              erzeugt.
                           „Da ich“, sagt Hr. Brande,
                              „mit keiner andern Art von irdischem Lichte eine aͤhnliche
                                 Wirkung hervorbringen konnte, mochte dasselbe auch noch so stark seyn, so ist es
                                 mir unmoͤglich, nicht zu vermuthen, daß dieses Phaͤnomen nicht von
                                 einer besondern Eigenheit herruͤhre, welche dem Sonnenlichte und dem
                                 elektrischen Lichte ausschließlich eigen ist.“Dieses Resultat, wenn wir es aus Erfahrungen
                                    hervorgegangen annehmen nehmen duͤrfen, wuͤrde wie es mir
                                    scheint, unter die wichtigsten Entdekungen der neuern Physik zu rechnen
                                    seyn. Haben wir aber hinlaͤngliche Beweise fuͤr dasselbe?
                                    Waͤr es nicht noͤthig, genau die Intensitaͤt der
                                    uͤbrigen irdischen Lichtstrahlen, welche keine Wirkung
                                    hervorbrachten, in Vergleichung mit jener des elektrischen Lichtes zu
                                    kennen? Waͤhrend der Versuch des Hrn. Prof. de
                                       la Rive zu Genf, bei welchem ich vor einigen Jahren Zeuge war, sah
                                    ich, im leeren Raume, die durch die Wirkung der
                                    galvanischen Saͤule entzuͤndeten Kohlen, in Vergleich ihrer Oberflaͤche, drei Hundertmahl
                                    staͤrker als eine Kerze leuchteten.Da diese Kohlen uͤberhaupt nur an einer kleinen Stelle leuchteten, so
                                    scheint es mir moͤglich, daß, wenn man entweder einem andern leuchtenden
                                    Koͤrper eine hinlaͤngliche Ausdehnung gibt, oder mit
                                    Huͤlfe eines Hohlspiegels oder einer Linse, auf irgend einem Punkte
                                    der vereinigten Masse dieser beiden Gase ein eben so starkes Licht, als
                                    jenes der beiden elektrischen Kohlen, anbringen zu koͤnnen. Aber auch
                                    dieß wuͤrde noch nicht hinreichen, Hrn. Brand's Behauptung uͤber allen Zweifel zu erheben. Ich habe
                                    allerdings in Versuchen, die naͤchstens in den Annalen mitgetheilt werden sollen, gefunden, daß die chemischen
                                    Wirkungen des Lichtes nicht im Verhaͤltnisse mit der
                                    Intensitaͤt desselben stehen, so, daß z.B. ein einzelner Lichtstrahl
                                    unter gewißen Umstaͤnden auf einem gewißen Punkte mehr Wirkung
                                    hervorbringen kann, als ein ganzer Buͤschel von 100 aͤhnlichen
                                    Lichtstrahlen. Das einzige Mittel, welches alle Zweifel beseitigen kann,
                                    waͤre daher die Wirkung einer durch Elektrizitaͤt leuchtend
                                    gemachten Kohle mit jener einer gleich großen und ohne Electrizitaͤt
                                    eben so hellen Kohle zu vergleichen. Eine in Lebensluft, wie in Lavoisier's
                                    beruͤhmten Versuchen, brennende Kohle wuͤrde den Zweck
                                    wahrscheinlich erfuͤllen. Man wird uns, glaube ich, erlauben, diesen
                                    Gegenstand der Aufmerksamkeit der Chemiker zu empfehlen, indem, wenn Hr. Brand's Annahme gegruͤndet ist, wir der
                                    Ursache der Ausstroͤmung des Sonnenlichtes auf der Spur
                                    waͤren.