| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XXXIV., S. 252 | 
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                        XXXIV.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Stahl-Legierungen.
                           Am 14. und 21. Maͤrz wurde bei der Royal Society
                              zu London ein Aufsaz der HHn. J. Stodart, Esqu. F. R. S.
                              und Faraday uͤber Stahl-Legierungen
                              vorgelesen, als dessen Resultat in den Annals of
                                 Philosophy. April 1822. S. 312. Folgendes angegeben wird.
                           
                              „Nachdem die Versuche im Kleinen sehr gluͤklich ausfielenDiese
                                       interessanten Versuche sind im 3ten
                                          Bd. S. 91. u. f. des polyt. Journals ausfuͤhrlich
                                       beschrieben. D., wiederholte man dieselben endlich im Großen
                                 zum technischen Behufe, und fand auch hier die gehegten Erwartungen nicht nur
                                 erfuͤllt, sondern uͤbertroffen.
                              
                           
                              Die Metalle, welche die beßten Stahl-Legierungen gewaͤhren, sind:
                                 Silber, Platinna, Rhodium, Iridium, Osmium und Palladium. Als das beßte
                                 Verhaͤltniß dieser Metalle zum Stahle fand man, mit Ausnahme des Silbers,
                                 ungefaͤhr ein Hundertel; von Silber nur ein Fuͤnfhundertel: wenn
                                 man mehr nimmt, so findet nur eine mechanische Mischung statt. Wo man immer
                                 guten Stahl haben und anwenden will, kann man sich dieser Legierungen mit
                                 Vortheil bedienen; schade nur, daß die Kostbarkeit und Seltenheit dieser Metalle
                                 der allgemeinen Einfuͤhrung dieser Legierungen im Wege steht.
                              
                           
                              Die Gegenwart des legierenden Metalles wurde in dem legierten Stahle jedesmal
                                 durch chemische Pruͤfung erwiesen, und, in Hinsicht auf
                                 gleichfoͤrmige Vertheilung des ersteren in dem lezteren, wurde aus diesem
                                 ein Stab geschmiedet, und die vorher polierte Oberflaͤche desselben mit
                                 verduͤnnter Saͤure behandelt.
                              
                           
                              Man bediente sich solcher Verfahrungsweisen bei der Analyse, welche man zugleich
                                 als nuͤzlich fuͤr den Fabrikanten erachtete; man ließ
                                 verduͤnnte Schwefelsaͤure einwirken, brannte die Kohle etc. an dem
                                 Ruͤkstande ab, und untersuchte den weiteren Ruͤkstand auf die bei
                                 jedem Metalle besonders noͤthige und eigene Weise. In Hinsicht der
                                 Schnelligkeit der Einwirkung der Saͤuren auf einige dieser Legierungen
                                 zeigte sich eine merkwuͤrdige Erscheinung; mit Platinna und mit einigen
                                 anderen Metallen legierter Stahl wurde naͤmlich weit schneller von
                                 Saͤuren angegriffen, als unlegierter Stahl.
                              
                           
                              Die Ruͤkstaͤnde, welche nach Einwirkung der Saͤuren aus
                                 weichen und auf harten Stahl zuruͤkblieben, waren an diesen beiden
                                 Stahlarten, sehr verschieden; bei hartem Stahle ließen die Saͤuren ein
                                 schwarzes kohlenartiges Pulver zuruͤk; bei weichem Stahle hingegen und
                                 bei weichen Legierungen ein reißbleiartiges, und dieses zugleich in weit
                                 groͤßerer Menge.
                              
                           
                              Wenn die Legierungen mit verduͤnnter Schwefelsaͤure behandelt
                                 wurden, der Ruͤkstand in der Saͤure gekocht, und das Pulver mit
                                 Salpetersaͤure behandelt wurde, so verpuffte oder verbrannte dieses
                                 Pulver unter heftigem Geprassel jedesmal, so oft die Legierung aus einem Metalle
                                 bestand, welches in Salpetersaͤure unaufloͤsbar ist; wenn diese
                                 Legierung aber in Salpetersaͤure aufloͤsbar war, wurde das Pulver
                                 vollkommen aufgeloͤset, und es hatte kein Verpuffen statt.
                              
                           
                           
                              Man hat bemerkt, daß Platinna und Rhodium sich mit Stahle in jedem
                                 Verhaͤltniße verbinden lassen, und in hoͤheren
                                 Verhaͤltnißen mit demselben sehr schoͤne Kompositionen geben, die,
                                 ihrer Farbe nach, sehr gut zu Metallspiegeln taugen, die zugleich den Vortheil
                                 gewaͤhren, an der Luft nicht matt zu werden.“
                              
                           
                        
                           Ueber einen mißlungenen Versuch, dem Eisen eine Legierung zu geben, wodurch es dem Roste zu widerstehen vermag.
                           Bekanntlich hat die Sociétè d'Encouragement
                              zu Paris einen bedeutenden Preis auf eine Eisen-Legierung gesezt, wodurch
                              dieses Metall noch hart genug bliebe, weiche Viktualien zu zerkleinen, ohne vom
                              Roste angegangen zu werden. Man sandte ihr eine Komposition, welche, nach dem
                              hieruͤber erstatteten Berichte des Hrn. Bréant, in ihrem Bulletin Nr. 211. Jaͤner 1822, S. 18. aus
                              14 Theilen grellen Roheisen oder sogenannten weißen Guß, (fonte blanche) 1 Theile Borium, und 2 Th. Zinn bestand, und welche
                              dadurch erhalten wurde, daß man in einem Tiegel 7 Pfund weißen Guß und 2 Pfund
                              Boraxsaͤure, beide, zur Vermeidung des Zutrittes der Luft, mit etwas feinem
                              Thone bedekt, in einem Gießer-Ofen schmolz, und waͤhrend sie im Flusse
                              waren, was in einer halben Stunde geschah, ein Pfund Zinn zusezte, gut mischte, und
                              dann ausgoß.
                           Diese Komposition wurde der Pruͤfung unterzogen, mit Aepfelsaft gerieben und
                              dann aus Aepfelmark gelegt, und 45 Tage lang liegen gelassen: sie war nicht stark
                              oxidirt. Eben dieß war auch der Fall, als sie den Daͤmpfen der
                              Hydrochlor-Saͤure ausgesezt wurde. Allein, der Luft und dem Regen
                              ausgesezt, ward sie bald mit Rost bedekt. Gußeisen mit Zinn hatte schon Herr Molard versucht und weniger oxidirbar als reines Eisen,
                              und selbst als den weißen Guß gefunden; Hr. Déscotils hat in dieser Hinsicht Borium mit Platinna und Eisen
                              verbunden.
                           Herr Bréant bemerkt, daß ein Versuch, den er mit
                              grauem Gußeisen und mit Kohlen anstellte, ihm eine sonderbare Erscheinung gab; um
                              naͤmlich einen sehr gekohlstofften Guß zu erhalten, gab er Stuͤke von
                              grauem Guße in einen mit Holzkohlen gefuͤllten Tiegel, und wiederholte
                              denselben Versuch mit Ofenruß: in beiden Tiegeln fand er statt des Sazes das Metall
                              in gleich großen Koͤrnern in der Kohle zerstreut; die in der Kohle erzeugten
                              Koͤrner oxidirten sich in der Atmosphaͤre des Laboratoriums; die im
                              Ofenruße aber behielten ihren Glanz, und eingeschmolzen mit 9 p. C. Zinn, schien ihm
                              diese Komposition nur sehr wenig oxidirbar.
                           
                        
                           H. R. Palmer's neue Eisenbahnen und Fuhrwerke auf denselben.
                           Herrn Palmer's Eisenbahn besteht bloß aus einem einzigen
                              Geleise, und nicht aus zwei, wie gewoͤhnlich, weil sein Fuhrwerk nur zwei
                              Raͤder statt vier hat, und diese so gestellt sind, daß eines hinter dem
                              andern laͤuft. Die Last befindet sich in zwei Behaͤltern, wovon zu
                              jeder Seite des Geleises einer angebracht ist, und so tief unter seinem
                              Befestigungspunkt herabhaͤngt, daß wenn die Schwere auch sehr ungleich
                              vertheilt waͤre, doch keine Stoͤrung des Gleichgewichts so leicht
                              erfolgen kann. Herr Palmer verspricht sich von seiner
                              Erfindung vorzuͤglich dadurch großen Vortheil, daß diese Eisenbahnen so zu
                              sagen wie eine Bruͤke uͤber Thaͤler gespannt werden
                              koͤnnen, indem das Pferd an seinen Fuhrwerken an der Seite, wie an den Bothen
                              auf Kanaͤlen, angespannt werden kann. Daß die Anlage einer Eisenbahn mit einem Geleise viel
                              wohlfeiler ist, als die einer gewoͤhlichen mit zwei Geleisen, und daß die
                              Unterhaltungskosten in eben dem Verhaͤltniße geringer seyn muͤßen, ist
                              eben so offenbar, als die Kuͤhnheit dieses Gedankens groß ist, und dadurch
                              allein schon herzliche Wuͤnsche des beßten Erfolges verdient. Aus Th. Gill's
                              technic. Repository. April 1822. S. 286.
                           
                        
                           Eine Methode, harte und weiche Bleistifte fuͤr Zeichner zu verfertigen. Von Cornel. Varley.
                           Man verfertigt diese Bleistifte aus feinem Kumberland'schem Reißblei, welches fein
                              gepulvert wird, und aus Schellak, mit welchem man jenes Pulver bei gelinder Hize
                              zusammenschmizt. Diese Mischung muß neuerdings nach dem Schmelzen gepulvert werden,
                              und zwar entweder auf gewoͤhnliche Weise in einem Moͤrser, oder
                              mittelst einer walzenfoͤrmigen Feile, die sich schnell um ihre Achse dreht,
                              (wie bei den Nadlern), und dann noch einmal geschmolzen werden, um eine so viel
                              moͤglich gleichfoͤrmige Masse zu liefern. Dann wird die Masse in
                              Stifte gesagt, und auf gewoͤhnliche Weise in Cederholz eingeleimt. Diese
                              Bleistifte koͤnnen haͤrter und weicher gemacht werden, je nachdem man
                              das Verhaͤltniß der Bestandtheile derselben absondert: Sehr weich werden sie
                              jedoch durch diese Komposition niemals werden, außer man nimmt reines gediegenes
                              Reißblei allein. Der Vortheil, den diese Komposition gewaͤhrt, besteht
                              vorzuͤglich in der Staͤrke und Gleichfoͤrmigkeit, welches man
                              dadurch den Bleistiften verschaffen, und in der Leichtigkeit, mit welcher man die
                              bei der Fabrikation derselben entstehenden Bruchstuͤke und Abfaͤlle,
                              und selbst den Staub zur Bildung einer neuen Masse benuͤzen kann. Herr Varley erfand diese Komposition um das Jahr 1814; Herr
                              Banks, zu Keswik, bedient sich derselen (ohne jedoch
                              von Herrn Varley dieselbe erhalten zu haben) zur
                              Verfertigung seiner haͤrtesten Bleistifte, die ganz vortrefflich sindBaiern hatte zu Hafnerzell, drei Stunden unter Passau, wo Graphit in Menge bricht,
                                    noch vor zwei Jahren eine, auf k. Kosten betriebene, Bleistiftsfabrik.
                                    (Siehe Schultes baierischen Donaustrom.) Sie ist
                                    wie wir hoͤrten, zeither eingegangen und verkauft worden. Wir
                                    wuͤnschen nichts sehnlicher, als daß der neue Kaͤufer dabei
                                    besser fahre, als das Aerarium je bei derselben fahren konnte. Baiern besizt
                                    eine solche Menge von Reißblei, zu Hafnerzell, daß, verstuͤnden
                                    unsere Landsleute die kleine Kunst, dasselbe gehoͤrig zu
                                    benuͤzen, sie ganz Deutschland mit den wohlfeilsten und beßten
                                    Bleistiften versehen koͤnnten. Indessen ging die einzige und uralte
                                    Bleistiftfabrik, die wir in Baiern hatten, zu Grunde, und wir Baiern werden
                                    dem gewerbfleißigen Auslande sogar fuͤr Bleistifte
                                    tributaͤr.. Aus Th. Gill's
                              technic. Repository. April 1822. S. 286.
                           
                        
                           Einige leicht schmelzbare Metall-Kompositionen, und beßte Anwendungs-Methode derselben.
                           Die gewoͤhnliche leicht schmelzbare Metall-Komposition besteht aus:
                           5 Theilen Blei,
                           3 Theilen Zinn, und
                           8 Theilen Wißmuth.
                           
                           Eine andere leicht schmelzbare Metall-Komposition, welche Smith in seinem Werke: the
                                 Laboratory or the School of Arts, unter der Aufschrift
                              „Schlagloch fuͤr Zinn“ mittheilte, besteht aus:
                           4 Theilen Blei,
                           4 Theilen Zinn, und
                           8 Theilen Wißmuth.
                           Jede dieser beiden Metall-Kompositionen schmilzt bei der Temperatur des
                              siedenden Wassers, oder bei 212° Fahrenh (oder
                              80° R.). Folgende Metall-Komposition, welche dem Herrn Gill von Herrn Wilh. Onions,
                              Mechaniker zu Bristol mitgetheilt wurde, schmilzt aber bei einem noch weit
                              niedrigern Grade, naͤmlich bei 197° Fahrenh
                              (oder 73, 32° R.): sie besteht aus:
                           3 Theilen Blei,
                           2 Theilen Zinn,
                           5 Theilen Wißmuth.
                           Um diese leicht schmelzbaren Metall-Kompositionen mit dem hoͤchsten
                              Vortheile bei jener Temparatur benuͤzen zu koͤnnen, bei welcher sie
                              wieder erstarren, muß man Hrn. Corn. Varley's (der sich
                              derselben lange Zeit zu Abguͤssen von hoͤlzernen Moͤdeln mit
                              vielem und großem Vortheile bediente) Bemerkung uͤber die Weise, Luftblasen
                              in den Abguͤssen zu verhuͤten nicht unbeachtet lassen. Herr Varley gießt naͤmlich die
                              Metall-Komposition, nachdem er dieselbe geschmolzen hat, in ein irdenes
                              Gefaͤß, z.B. eine Theetasse, und laͤßt sie so lang in derselben, bis
                              sie anfaͤngt, rings um den Rand umher zu stoken, und dann erst gießt er sie in den Model. (Aus Gill's
                              technical Repository. May 1822. S. 349.)
                           
                        
                           Wie man Abdruͤke von Gemmen, Siegeln, Medaillen in leicht schmelzbaren Metall-Kompositionen nehmen kann.
                           Das geschmolzene Metall wird in eine Kapsel von Pappendekel gegossen, und
                              waͤhrend es in derselben erkaltet, bestaͤndig umgeruͤhrt, bis
                              es eine breiartige Konsistenz erhaͤlt, wo sodann die Gemmen schnell darauf
                              abgedrukt wird, indem das Metall nun nicht mehr so, wie wenn es noch heiß und
                              fluͤßig waͤre, unter dem Druke wegfließen kann.
                           Auf diese Weise werden Abdruͤke von franzoͤsischen Medaillen, selbst
                              von weichen, genommen, und dann bronzirt und in Tabakdosen etc. eingesetzt, und so
                              koͤnnen auch Graveurs, ohne besorgen zu duͤrsen, daß ihr
                              Praͤgestok bei dem Haͤrten springt, mit aller Bequemlichkeit die
                              schaͤrfsten Abdruͤke von demselben waͤhrend des Fortschreitens
                              ihrer Arbeit nehmenDieser Methode,
                                    Siegel abzuklatschen bediente man sich in Deutschland schon vor 50 Jahren
                                    auf der T. Post zu R., und noch jezt auf mehreren Postaͤmtern. Den
                                    gelehrten Herren, die uͤber das Eroͤffen der Briefe als
                                    „einer Schmach unserer Zeit“ klagen, dient zur
                                    Nachricht, daß die Kunst und die Sitte, Briefe zu eroͤffen so alt
                                    ist, als die Kunst Briefe zu siegeln. Lucian
                                    beschreibt in seinem Alexander Pseudomantis (Edit. Bipont. V. p. 83, 12) die drei
                                    verschiedenen Methoden, deren man sich zu seiner Zeit, (also schon vor 1700
                                    Jahr) unter dem beßten aller Kaiser, (unter Trajan,) ex offo bediente, um Briefe zu eroͤffnen. A. d.
                                    Ueb.
                           
                        
                           
                           Eine Verbesserung beim Gebrauche der Schreibtafen aus Eselshaut.
                           Diese Verbesserung besteht in Anwendung von Bleistiften aus leicht schmelzbarem
                              Metalle, statt jener aus Graphit, und darin, daß man sich zur Reinigung der Tafel
                              von allem Schmuze und Fette der Seife aus folgende Weise bedient. Man taucht das
                              Stuͤk Seife (die gemeiniglich Harzseife ist, weil sie kaustischer ist, und
                              folglich kraͤftiger auf die Eselshaut wirkt, besser) in Wasser, und reibt die
                              Seife alsogleich uͤber die ganze Haut hin. Dieses Benezen mit Wasser und
                              Reiben wird drei bis viermal wiederholt, und die Haut hierauf mit einem
                              Leinwandlappen abgetroknet.
                           Die auf diese Weise behandelten Schreibtafeln nehmen den Silberstift und auch den
                              gewoͤhlichen Bleistift, vorzuͤglich aber Stifte aus leicht
                              schmelzbaren Metallen, sehr gern an, und gewaͤhren fuͤr leztere den
                              großen Vortheil, daß sich die Schrift oder Zeichnung mit Wasser durchaus nicht
                              wegwaschen laͤßt, mit Seife aber nach Belieben weggeschafft werden kann. (Gill im Technic. Repos. Mai.
                              1822. S. 352.)
                           
                        
                           Ueber das Abziehen der Barbier-Messer und anderer feiner schneidender Instrumente.
                           Herr Georg Reveley, Esqu in Queen-square, bedient
                              sich zum Abziehen der Barbier-Messer etc. der Seife auf folgende Weise. Er
                              reinigt den Wezstein mit einem Schwamme und Seifenwasser, und troknet denselben
                              vollkommen ab, dann taucht er Seife die von allem Staube rein gewaschen ist, in
                              reines weiches Wasser, befeuchtet den Wezstein, und reibt die Seife leicht auf
                              demselben, so daß die ganze Oberflaͤche des Steines von der Seife
                              duͤnn bedekt wird. Hierauf zieht er die Messer ganz auf die
                              gewoͤhnliche Art ab, und sorgt bloß dafuͤr, daß die Seife immer feucht
                              bleibt. Die abgezogenen Messer werden sodann auf dem Riemen gestrichen, und der
                              Wezstein mit dem Schwamm gereinigt. Auf diese Weise geht das Abziehen schneller von
                              Statten, die Schneide wird schaͤrfer, selbst Scharten lassen sich auf diese
                              Weise auswezen, und die ganze Operation wird mit Seife viel reinlicher als mit Oel.
                              Die Society for the Encouragement of Arts erstattete dem
                              Hrn. Reveley fuͤr diese Mittheilung ihren Dank. (Sieh Tilloch's
                              Philosoph. Mag. et Journ. N. CCLXXXVI. Februar 1822. S.
                              119.)
                           
                        
                           Druker-Presse fuͤr Blinde.
                           Eine geistreiche Dame, die von ihrer Geburt an das Ungluͤk hat, blind zu seyn,
                              verfiel auf den Gedanken, daß es moͤglich seyn koͤnnte, eine Art von
                              Druker-Presse zu erfinden, durch welche Blinde ihre Ideen anderen gedrukt,
                              statt geschrieben, mittheilen koͤnnten. Sie wandte sich daher an ihren
                              Landsmann, Verwandten und Ungluͤksgefaͤhrten, den beruͤhmten
                              Beobachter der Bienen, Hrn. Franz Huber, der nun
                              gleichfalls blind ist, und theilte demselben ihre Idee mit. Hrn. Huber's Bedienter,
                              Claude Lechet, ein Mann von sehr vielen
                              natuͤrlichen Anlagen fuͤr Mechanik, verfertigte nun, vereint mit
                              seinem blinden Herrn und Freund, eine solche Druker-Presse mit den dazu
                              gehoͤrigen Typen, deren sich die blinde Dame gegenwaͤrtig mit so
                              vielem Vortheile bedient, die sie ihren Freunden mittelst derselben mit
                              gewoͤhnlicher Tinte die korrektesten Briefe, ohne den mindesten
                              orthographischen oder typographischen Fehler, schreiben kann. (Aus dem Courier de Londres. 5. April 1822. in Tilloch's Philosophical Mag. et Journal. N. CLXXXII. April 1822. S. 310.)
                           
                        
                           Ueber Verbesserung der Heerstraßen.
                           Hieruͤber gab Hr. Wikens in England in einer
                              kleinen Schrift, aus welcher einige Notizen in dem trefflichen Repository des Hrn. Gill, Mai
                              1822. S. 398. mitgetheilt werden, hoͤchst interessante Winke. Obschon er
                              dankbar erkennt, was die Regierung fuͤr die Verbesserung der Straßen that,
                              glaubt er doch, daß noch sehr viel fuͤr dieselben zu thun uͤbrig
                              waͤre. Die Schnellichkeit, mit welcher man in England reiset, hat man bloß
                              der Aufopferung sovieler der beßten Pferde zu danken, von denen im Durchschnitte
                              keines bei Posten und Miethkutschen laͤnger als drei Jahre, auf manchen
                              Stationen nur zwei Jahre dauert. Im suͤdlichen Schottland versprach man bei
                              einer Miethkutschen-Anstalt 12 englische Meilen (etwas mehr als anderthalb
                              deutsche) binnen einer Stunde zu fahren: das Resultat davon war, daß 7 Pferde binnen
                              3 Wochen todt blieben. Man mußte auf 10 Meilen fuͤr jede Stunde
                              zuruͤkkommen. Die Ursache von dem Verderben so vieler Pferde sind –
                              die schlechten Straßen in England.
                           
                        
                           Ueber Griffith' s Dampf- Fuhrwerke.
                           Herr Griffith's aus Brompton, bekannt durch seine Reisen
                              in Klein-Asien, (Trevels in Asia Minor) und durch
                              andere Werke, ließ sich bekanntlich, in Verbindung mit einem Professor der Mechanik
                              auf dem festen Lande, ein Patent auf Fuhrwerke zum Transporte von Waaren sowohl, als
                              von Reisenden ertheilen, welche Fuhrwerke durch Dampf-Maschinen in Bewegung
                              gesezt werden. Ein solches Fuhrwerk wirb jezt bei den Herrn Bramah erbaut. Die Kraft der Maschine kommt jener von 6 Pferden gleich.
                              Das Fuhrwerk ist 28 Fuß lang, und laͤuft auf 3 Zoll breiten Raͤdern.
                              Es vermag 3 1/2 Tonnen (70 Zentner) zu fahren, und legt, nach Belieben, 3–7
                              engl. Meilen in einer Stunde zuruͤk. Die Dampfmaschine, so wie die Kasten,
                              der die Passagiere und die Guͤter traͤgt, haͤngt in Federn, um
                              alle groͤberen Stoͤße, durch welche die Maschine leiden
                              koͤnnte, zu brechen. Die Maschine theilt den Raͤdern ihre Kraft durch
                              eine hoͤchst sinnreiche Anwendung des allgemeinen
                                 Gelenkes („the universal
                                    joint“), wie die Mechaniker diese Vorrichtung nennen, mit. Die
                              Vorrichtungen des Umkehrens, zur Vermehrung und Verminderung der Schnelligkeit, zum
                              Vor- und Ruͤkwaͤrtsgehen des Wagens sind bewunderungswerth, und
                              eines ungewoͤhnlichen Verstandes wuͤrdigIm 7. Bd. S. 470 in der 167 Anmerk. wird das
                                    Gelingen dieses Dampf-Fuhrwerkes von einem unserer Mitarbeiter noch
                                    sehr in Zweifel gezogen. D.. Gill's
                              technic. Repos. Mai 1822. S. 399.
                           
                        
                           Nachricht uͤber Herrn F. M. von Heythuysen's Patent, um Bothe oder andere Fahrzeuge auf Knaͤlen fortzutreiben.
                           
                              „Herr von Heythuysen bringt hier Menschenkraft
                                 an die Stelle von Pferdesstaͤrke. Er befestigt an dem Vorder- und
                                 Hintertheile des Bothes, oder an beiden zugleich, ein Tretrad, in welchem
                                 getreten wird. Die
                                 Achse dieses Tretrades steht an beiden Seiten ungefaͤhrt 20 Zolle vor,
                                 und an dieser befindet sich ein Ruder-Rad welches auf aͤhnliche
                                 Weise, wie an den Dampfboͤthen, gebaut ist: jedes Rad haͤlt 6
                                 Ruder. Nimmt man nun an, daß der Mann, welcher tritt, 135 Pfund schwer ist, und
                                 zieht man 35 Pfund fuͤr die Reibung ab, so treibt dieser Mann die Achse
                                 mit einer Kraft von 100 Pfund. (? Uebers.) Der Vorzug dieser Vorrichtung vor der
                                 gewoͤhnlichen Methode besteht darin, wenn ein Mann rudert, so zieht er
                                 das Ruder 24 mal in einer Minute an,Bei uns in Suͤdteutschland kaum 12 mal, außer wenn auf dem
                                       Koͤnigs-See eine Streit-
                                       oder Wett-Fahrt gehalten wird. A. d.
                                       Ueb. und die Kraft eines solchen Ruderschlages wird auf
                                 ungefaͤhr 30 Pfund geschaͤzt. Auf Kanaͤlen kann man, wegen
                                 der Enge des Wasserraumes das Ruder nicht gebrauchen, wohl aber diese Maschine,
                                 die einfach und so leicht ist, daß sie jeden Augenblik abgehoben werden, und ein
                                 Mann damit fortgehen kann, ohne daran schwerer zu tragen, als wenn er ein paar
                                 Ruder truͤge. Zwei Maͤnner koͤnnen mit dieser Masche ein
                                 Kanal-Both fuͤnf englische Meilen (ungefaͤhr 3/4 deutsche)
                                 in einer Minute treiben. Die Kosten der Erhaltung des Treppel-Weges
                                 fuͤr Pferde, und die Unterhaltungskosten der Pferde selbst, fallen hier
                                 weg.“
                              
                           In dieser Nachricht macht Herr Dr. Tilloch im Philosoph. Magaz. et
                                 Journal. Maͤrz 1822. die gegruͤndete Bemerkung: „daß,
                                 wenn die Pferde an den Bothen im Kanale zu schnell ziehen, die Ufer des Kanals
                                 von dem Anschlagen der Wellen allein schon nur zu sehr leiden, die die Wirkung
                                 eines solchen Ruders noch weit weniger werden ertragen
                                 koͤnnen.“ Koͤnnte jedoch diese Maschine, wenn sie so
                              leicht und einfach ist, nicht auch auf unsern binnenlaͤndischen Seen, und auf
                              Fluͤssen, von welchen man kaum weiß, ob sie auf- oder abwaͤrts
                              fließen, wie am Main, an der Redniz, mit Vortheil angewendet werden?
                           
                        
                           Dampf-Boͤthe auf der Seine.
                           Man hat bisher vier Dampfboͤthe, ganz auf englische Art, auf der Seine erbaut,
                              zwei davon liegen zu Paris und zwei zu Rouen zum
                                 Verkaufe, indem man durch widerholte Erfahrungen gefunden hat, daß die Seine,
                              wegen ihrer vielen Kruͤmmungen und wandelbaren Raͤnke zur
                              Dampfschiffahrt nicht geeignet ist. An mehreren Stellen der obern Donau
                              duͤrfte dieß derselbe Fall seyn, jedoch nur aus dem Grunde, weil man nicht
                              der ersten Idee des Erfinders der Dampfboͤthe, die bloße Zugboͤthe,
                              Bugsirboͤthe seyn sollten, treu geblieben ist. Zugboͤthe lassen sich
                              auf allen Fluͤssen anwenden. (Vergl. Gill's
                              techn. Repos. April 1822. S. 314.)
                           
                        
                           Über die schrekliche Explosion des Gasometers in der Friar-Straße zu London am 15. Maͤrz l. J.
                           gibt das Maͤrzstuͤk des Philosoph. Magaz.
                              von Alex. Tilloch S. 221. Nachricht. Das Gasometer war
                              ganz neu, und hielt, im Augenblike der Berstung, 160 Tonnen (die Tonne zu 20
                              Zentner) Wasser, und schwemmte mit dieser Wassermenge ein ganzes Haus in der
                              Nachbarschaft weg: ein kleines Maͤdchen aus diesem Hause wurde von dem Wasser
                              150 Fuß weit fortgerissen. Ein Maschinist, Morgan, der am Gasometer stand, ward 30
                              Fuß hoch uͤber eine Mauer in die Nachbarschaft weggeschleudert, und ein am
                              Leben gebliebener Arbeiter 54 Fuß weit von dem Wasser fortgerissen. Die Ursache dieses
                              Ungluͤkes war – ein Bau auf Kontrakt!! – Schade, daß der
                              Baumeister nicht gegenwaͤrtig war, der jezt den Schaden zu tragen hat, aber die Gebliebenen nicht lebendig machen
                              kann.
                           
                        
                           Ungluͤk durch Zerspringung einer zugestoͤpselten zum Feuer gestellten Flasche.
                           Wir machen diesen Ungluͤksfall zur Warnung fuͤr jeden bekannt, der auch
                              nur aus Versehen, eine wohlverschlossene Flasche dem Feuer nahe bringen
                              koͤnnte. Eine Frau in Lincolnshiere sezte einen Krug, den sie reinigen
                              wollte, mit etwas ungeloͤschtem Kalke und Wasser, wohl zugestoͤpselt,
                              in einem eisernen Ofen zum Feuer. Bald darauf zersprang mit einem furchtbaren Knalle
                              der Krug, rieß den Ofen in Stuͤke, wovon eines ein Maͤdchen von
                              ungefaͤhr zwei Jahren, welches sich in dem Zimmer befand, am Kopfe so
                              beschaͤdigte, daß das arme Kind am folgenden Tage an der Wunde sterben mußte;
                              ein anderes Kind ward von dem heißen Dampfe, der auf dasselbe hinschoß,
                              fuͤrchterlich verbrannt; die obern Fenster im Zimmer wurden durch die Gewalt
                              der Explosion zerschmettert und sogar die Thuͤre wurde durch die in das durch
                              diesen Unfall im Zimmer erzeugte Vacuum von Außen eindringende Luft zerrissen. So
                              viel vermoͤgen die Daͤmpfe in einem Kruge, der kaum 3 Pinten faßte.
                              Daß die Kleinigkeit von Kalk, der hier angewendet wurde, nichts zu diesem
                              Ungluͤke beitragen konnte, ist offenbar. (Aus Th. Gill's
                              Technical Repository. Nr. 3. S. 238. Maͤrz
                              1822.)
                           
                        
                           An Schiff- und Bruͤken- und Wasserbaumeister.
                           Diejenigen von diesen Herren, welche eine fuͤr sie hoͤchst interessante
                              Reihe von Versuchen und Bemerkungen uͤber den Widerstand, welcher das Wasser
                              gegen Koͤrper von verschiedener Form aͤußert, kennen lernen und
                              fuͤr ihre Geschaͤfte benuͤzen wollen, glauben wir auf einen
                              fuͤr sie gewiß hoͤchst interessanten und zugleich mit den
                              noͤthigen Tabellen versehenen Aufsaz des Hrn. Obersten Beaufoy uͤber diesen Gegenstand in den Annals of Philosophy. April 1822 aufmerksam machen zu muͤßen, wo er
                              unter dem Titel: Experiments et Observations on the
                                 Resistance of Water, with Remarks on the Apparatus. By Col. Beaufoy. F. R. S. S.
                              276–288 vorkommt. Das viele rein Mathematische in demselben, so wie die Menge
                              der angehaͤngten Tabellen erlaubt uns nicht, eine Uebersezung dieses, wie es
                              uns scheint, fuͤr Schiff- und Bruͤken- und
                              Wasserbaumeister hoͤchst wichtigen Aufsazes in unserer Zeitschrift
                              mitzutheilen; wir wollen jedoch jeden dieser Herren, der nicht Englisch verstehen
                              sollte, auf Verlangen und gegen billiges Uebersezungs-Honorar mit einer
                              Uebersezung hievon zu bedienen suchen.
                           
                        
                           Wasserbaukunst.
                           Die Biblioteca italiana macht uns im
                              April-Stuͤke l. J. S. 74. mit einem hoͤchst interessanten Werke
                              bekannt, das wir unseren deutschen Lesern, denen Foͤrderung der Schifffahrt
                              im Inneren des Landes am Herzen ligt oder am Herzen liegen sollte, empfehlen zu
                              muͤßen glauben. Wir haben zwar das Werk noch nicht selbst gesehen, finden
                              dasselbe aber nach dem Auszuge, den Hr. Acerbi hievon
                              liefert, um so mehr empfehlens werth, als wir Acerbi's
                              Lob und Tadel nie ungerecht befunden haben. –
                           
                        
                           
                           Haͤngende Bruͤken.
                           In den ersten Tagen des Maien l. J. wird in London ein Werk uͤber haͤngende Bruͤken erscheinen (an Treatise of the Principles of Bridges by Suspension),
                              von welchem man sich sehr viel verspricht. Eine Bruͤke aus Striken existirt
                              bereits in der Menari-street, man wird sie aber nun aus Ketten bauen. (Vergl.
                              Akermann Repository. April 1822. S. 246.)
                           
                        
                           Universal- oder Parolik-Kitt (Parolic Cement). Von Th. Gill.
                           Dieser Kitt, den man Universal- oder Parolik-Kitt nennt, weil er beinahe zu allem, was
                              gekittet werden soll, gebraucht werden kann, gehoͤrt unter die
                              kaͤseartigen Kitten, weil der geronnene (kaͤseartige) Bestandtheil der
                              Milch die Haupt-Masse desselben bildet. Der Herausgeber des technical Repository hat denselben im Jahr 1811
                              erfunden, und eine bedeutende Menge desselben wurde zeither von Hrn. J. J. Hawkins unter diesem Namen verfertigt und verkauft: seine
                              Bereitung blieb aber bisher ein Geheimniß. Er ersezt Bancouver's Kitt, der allgemein gesucht wird, vollkommen: dieß ist alles,
                              was man zu seiner Empfehlung sagen kann.
                           Man nimmt den geronnenen (kaͤseartigen) ungesalzenen Bestandtheil der
                              abgenommenen Milch (curd), preßt die Molken aus
                              demselben aus, und bricht ihn sodann in kleine Stuͤke, die man auf
                              Leinwand-Fleken ausbreitet, und auf einem luftigen Gange hinlegt, um ihn
                              daselbst troken werden zu lassen. Wenn er anfaͤngt anzuziehen und fest zu
                              werden, kehrt man ihn von Zeit zu Zeit um, und bricht ihn in kleinere Stuͤke
                              entweder mit der Hand, oder mit einem hoͤlzernen Spathel oder Spahne, und,
                              wenn er troken genug worden ist, schuͤttet man ihn in eine
                              Kaffee-Muͤhle, und reibt ihn durch, so daß er so fein, wie das feinste
                              Schießpulver, wird. Man troknet ihn hierauf in einer Darrstube vollkommen aus, und
                              haͤlt ihn getroknet zum Gebrauche auf. Ein Zentner solchen
                              (kaͤseartigen) Bestandtheiles der Milch gibt, vollkommen getroknet, dreißig
                              Pfunde Kittmasse.
                           Zu neunzig Theilen dieser Kittmasse sezt man zehn Theile ungeloͤschten Kalkes,
                              der aus blaͤulichem Marmor gebrannt, zu feinem Pulver gerieben, und
                              durchgesiebt wird, nebst Einem Theile Kaͤmpfer. Diese Mischung wird auf einem
                              Reibsteine fein, wie Mahlerfarbe gerieben, und in Flaͤschgen von
                              ungefaͤhr einer Unze (2 Loth), wohl verschlossen, damit keine Luft
                              eindringen, und dieselbe zersezen kann, aufbewahrt.
                           Auf diese Weise laͤßt dieser Kitt sich sehr lang aufbewahren, und wo man
                              desselben bedarf, wird etwas davon auf einem flachen irdenen Teller
                              ausgeschuͤttet, und mittelst eines Mahler-Spathels mit so viel Wasser
                              gemengt, als noͤthig ist, demselben die, zu dem Gebrauche, den man davon
                              machen will, gehoͤrige Konsistenz zu geben.
                           Das Gefaͤß wird, nachdem man den Bedarf aus demselben herausgenommen hat,
                              sogleich wieder sorgfaͤltig geschlossen, indem sonst der Kalk seine
                              Kausticitaͤt verlieren wuͤrde, worauf die aufloͤsende Kraft
                              desselben gegen den kaͤsigen Bestandtheil vorzuͤglich beruht. Diesen
                              Kitt vermag selbst heißer Dampf nicht zu loͤsen, nachdem er einmal
                              erhaͤrtet ist. (Gill's technical Repository.
                              April 1822. S. 261.)
                           
                        
                           Ueber Matten aus Rohrkolben.
                           Herr Gill theilt in Nr. 11. seines technical Repository, Febr. 1822 aus dem 39 Band der Transactions of the Society for Encouragement of Arts, Manufactures et
                                 Commerce einen Aufsaz uͤber Hrn. Salisbury's Armen Beschaͤftigung durch Verfertigung von Matten aus
                              Rohrkolben (Typha latifolia) mit, der mit einer leider
                              eben so wahren als schreklichen Schilderung des Zustandes der Duͤrftigen in
                              England beginnt. Wenn auch bei uns das menschliche Elend jene schaudervolle
                              Hoͤhe noch nicht erreicht hat, wie in England, und der Arme bei uns weder
                              buchstaͤblich verhungert noch buchstaͤblich erfriert; so waͤre
                              es doch zu wuͤnschen, daß man bei uns das Beispiel der Englaͤnder
                              nachahmte, und daran daͤchte, dasjenige bei Hause zu erzeugen, was man aus
                              der Fremde kommen laͤßt, wenn es auch nur Rohrmatten sind. Bisher reichten
                              die in England fabrikweise, vorzuͤglich in den Newport-Pagnel
                              Fabriken, erzeugten Matten aus See-Binse (Scirpus
                                 lacustris) nicht hin, oder vielmehr das Materiale, (die See-Binsen)
                              reichte nicht hin, es mußte jaͤhrlich in bedeutender Menge aus Holland
                              eingefuͤhrt werden, und wurde im Kriege oͤfters um ungeheuere (exorbitant!) Preise verkauft. Wir haben bei uns die
                              See-Binsen und Rohr-Kolben im Ueberfluße, erstere sogar noch weit
                              haͤufiger; indessen werden wenige unserer Landsleute dieselben so gut zu
                              flechten wissen, daß die Elle mit etwas mehr als einem Gulden bezahlt werden
                              wuͤrde, wie in England (2 Shill. 6 Den.). Die Gesellschaft hat die Matten des
                              Hrn. Salisbury aus Rohrkolben vier Jahre lang in ihrem
                              Hause neben den Matten aus Seebinsen liegen, und die Leute daruͤber weggehen
                              lassen, damit sie sich uͤberzeugte, daß beide gleich dauerhaft sind. Herrn
                              Salisbury's Matten wurden um 9–15 Pfennige die
                              Elle verkauft. Bei uns wuͤrden, in Hinsicht des Materiales, die Matten aus
                              Rohrkolben theurer kommen. Es ist unglaublich, wie viel artige und brauchbare
                              theurer kommen. Es ist unglaublich, wie viel artige und brauchbare Sachen man im
                              westlichen Europa aus Binsen verfertigt; im oͤstlichen tritt man sie in
                              katholischen Laͤndern an einem gewissen Tage im Jahre mit Fuͤßen, und
                              nur der industriose Nuͤrnberger wußte selbst das Mark der Binsen noch theurer
                              zu verkaufen, als der Hollaͤnder die ganze Binse an Mann zu bringen vermag;
                              freilich nur durch technische revolutionaͤre Umtriebe: durch
                              „Maͤnnchen steht auf!“
                           
                        
                           Wirkung der Hize auf die Farbe der Rubine.
                           Wenn man Rubine einer großen Hize aussezt, so werden sie nach Hrn. Dr.
                              Brecoster's Bemerkung, gruͤn, und diese
                              gruͤne Farbe verliert sich, so wie sie allmaͤhlich abkuͤhlen,
                              wird braun, und dieses Braun roͤthet sich allmaͤhlich wieder so lang,
                              bis endlich das urspruͤngliche feurige Rubinroth zuruͤkkehrt. Ein
                              gruͤner Rubin litt keine Veraͤnderung im Feuer, und ein
                              blaͤulich gruͤner Saphir wurde zwar bei hoͤherer Hize
                              blaͤsser, nahm aber so wie er ekaltete, wieder seine urspruͤngliche
                              Farbe an. (Aus dem Edinb. Philosoph. Journal in den Annals of Philosophy, Mai 1822. S. 392.)
                           
                        
                           Verbesserte Bereitung der Steinkohlen zur Feuerung.
                           Hr. Peter Davey, zu Old Swan Warf,
                                 Chelsea, erhielt ein Patent auf eine verbesserte Bereitung der Steinkohlen
                              zur Feuerung, die er „gasartige Kokes“ nennt (gascous coke.) Sie besteht „in einem Gemenge
                                 sehr kleiner Steinkohlen-Stuͤke, welche entweder mit reinem
                                 Steinkohlen-Theere, was am beßten ist, oder mit einem mit Naphtha und
                                 anderen Ingredienzen, welche demselben gewoͤhnlich beigemischt sind,
                                 versezten Theere gemengt wird.“ Diese Materialien werden durch die
                              Hize zusammengebaken, so, daß sie große Kuchen bilden, welche man dann in
                              Stuͤke von beliebiger Groͤße, so wie man dieselben zur Feurung
                              noͤthig hat, brechen kann. (Tilloch's
                              Philosoph. Mag. et. Journal. Nr. 288. April 1822. S.
                              309.)
                           
                        
                           
                           Mittel gegen den Wurm (Worm, Teredo navalis?) im Holze.
                           Der Wurm im Holze (Teredo navalis?) zerstoͤrt
                              bekanntlich eine Menge von Schiffen und Wasserbauten in den amerikanischen
                              Gewaͤssern. Kapitaͤn Thom. Shields
                              bemerkte, daß ein Pruͤgel von fließendem Ambeerbaume (Liquidambar styraciflua) an welchem ein Both in der St. Louis Bay
                              befestigt war, von Wuͤrmerm unangeangen blieb, waͤhrend alles andere
                              Holz in der Naͤhe von Wuͤrmern zerfressen war. Er stekte hierauf einen
                              Blok von diesem Holze von 9 □ Zoll im Gevirte in das Wasser, und ließ
                              denselben vier Jahre lang darinn. Als er den Blok nach dieser Zeit aus dem Wasser
                              zog, fand er denselben, bis auf drei oder vier sehr kleine Stiche von unbedeutender
                              Tiefe, vollkommen frei von allem Wurmschaden.
                           Er meint nun, daß, da dieser Baum in ungeheuerer Menge am Alabama und in den Bayen
                              und Seen zwischen Pinsakola und Neu-Orleans waͤchst, eine Hoͤhe
                              von 50–60 Fuß und ungeheure Dike erreicht, und uͤberdieß, da sein Holz
                              sich nicht spalten sondern bloß saͤgen laͤßt, gar nicht geachtet wird,
                              man aus denselben Bretter von einem halben Zoll oder etwas weniger in der Dike
                              saͤgen, und damit, da sich dieses Holz sehr leicht biegen laͤßt,
                              dasjenige Holz uͤberziehen sollte, welches man gegen die Verheerung des Wurms
                              schuͤzen will. (Aus dem Floridian, 10.
                              Maͤrz, in Tilloch's
                              Philoph. Magaz. et Journal. Nr. 288. S. 309. April
                              1822.)
                           
                        
                           Alte Aepfelbaͤume wieder tragbar zu machen.
                           Ein Guͤterbesizer zu Littleburg in Essex hatte in seinem Obstgarten viele alte
                              Aepfelbaͤume, welche ausgetragen zu haben schienen, und nur mehr
                              Fruͤchte von der Groͤße einer Wallnuß brachten. Er nahm im vorigen
                              Winter frisch gebrannten Kalk, so wie er aus dem Kalkofen kam, loͤschte
                              denselben mit Wasser, und bestrich alsogleich, (damit die Kohlensaͤure seine
                              aͤzende Eigenschaft nicht schwaͤchen konnte) seine Baͤume mit
                              demselben, mittelst eines starken Pinsels. Das Resultat war, daß alles Moos und alle
                              Insekten an denselben dadurch zerstoͤrt wurden, die aͤußerste alte
                              Rinde abfiel, und eine neue glatte, helle und gesunde Rinde sich bildete, und jezt
                              diese Baͤume alle, obschon einige uͤber 20 Jahre alt sind, ein sehr
                              jugendliches und gesundes Ansehen gewannen. Dieß Verfahren wird sich wahrscheinlich
                              auch auf andere Obstbaͤume mit gleich guͤnstigem Erfolge anwenden
                              lassen.
                           
                        
                           Bestaͤtigung der von Dr. Dingler vorgeschlagenen neuen und wohlfeilern Methode Oel-Gas zur Beleuchtung zu erzeugen.
                           Der Herausgeber dieses polytechnischen Journals machte im Novemberhefte (Bd. 6. S. 309.) nach vorausgegangenen
                              Versuchen auf die Anwendung der Oelsaamen und der Oelkuchen zur
                              Oelgas-Erzeugung aufmerksam. Wir lesen nun in Gills
                              technical Repository, im Aprilheft 1822. Nr. 286. daß Herr Daniel Wilson, Esq. in Gesellschaft mit Herrn A. Manby
                              auf diese Weise einen Theil von Paris und Lyon beleuchten werden. Diese Entdekung
                              ist vorzuͤglich fuͤr Laͤnder wichtig, wo Steinkohlen theuer und
                              Oelsaamen und Oelkuchen wohlfeil sind. Die beim Verbrennen der Saamen erzeugte Kohle
                              beguͤnstigt nicht nur die Gaserzeugung, sondern kann noch als Lampenschwarz
                              benuͤzt werden.