| Titel: | Ueber eine in Indien gebräuchliche falsche Versilberung und Vergoldung. Von Joh. Robinson, Esqu., F. R. S. E. | 
| Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XLIV., S. 369 | 
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                        XLIV.
                        Ueber eine in Indien gebräuchliche falsche Versilberung und Vergoldung. Von Joh. RobisonRobinson, Esqu., F. R. S. E.
                        Aus N. XII. des Edinburgh philosophical Journal. April 1822. in Gill's technical Repository. Mai 1822. S. 329.
                        Robison über Versilberung und Vergoldung.
                        
                     
                        
                           Die Mutschis und Neikkwaͤsches (Moochus et Nuqquashes), welche in Indien allerlei der Witterung ausgesezte
                              Geraͤthe verfertigen, bedienen sich bei Verzierung ihrer Arbeiten eines
                              Verfahrens, welches dem Anscheine nach dem Vergolden gleich kommt, und doch kaum
                              etwas mehr kostet, als bloßes Anstreichen. Dieses Verfahren scheint mir in einigen
                              Faͤllen auch bei uns anwendbar, und zwar vorzuͤglich bei den
                              Kettenbruͤken, und anderen Dingen von Eisen und von glatter
                              Oberflaͤche, welche der Einwirkung der Atmosphaͤre ausgesezt sind, und
                              derselben widerstehen sollen.
                           Im Kleinen wird diese falsche Vergoldung und Versilberung auf folgende Weise
                              vorgenommen. Man schmelzt eine gewisse Quantitaͤt reinen Zinnes, 'und gießt dieses in das
                              Zwischenknotenstuͤk einer Bambus-Roͤhre, die ungefaͤhr
                              einen Fuß lang, zwei oder drei Zoll im Durchmesser weit, und an beiden Enden
                              geschlossen ist, so, daß nur dort, wo das Zinn hineingegossen wird, eine Oeffnung
                              vorhanden ist, welche sich augenbliklich aufbrechen laͤßt. Das Stuͤk
                              Bambus-Roͤhre wird dann heftig geschuͤttelt, und wenn dieß
                              gehoͤrig geschieht, so verwandelt sich das Metall sehr bald in ein feines
                              graues Pulver, welches, um alle groͤberen Theilchen davon zu trennen,
                              gesiebt, mit duͤnnem zerlassenen Tischlerleime gemengt, und, wenn ich mich
                              recht erinnere, auf einem Reibsteine mit einem Laͤufer abgerieben wird. Die
                              erhaltene Masse wird in kleine Schalen (gewoͤhnlich in Schalen von
                              Kokos-Nuͤssen) geschuͤttet, und, nachdem sie sich gesezt hat,
                              die uͤberfluͤßige Feuchtigkeit abgegossen.
                           Wenn man nun von dieser Masse Gebrauch machen will, muß sie die Konsistenz eines
                              duͤnnen Rahmes haben, und wird sodann, wie bei dem gewoͤhnlichen
                              Anstreichen, mit einem weichen Buͤrsten-Pinsel aufgetragen. Nachdem
                              dieser Anstrich vollkommen troken geworden ist, sieht er wie gewoͤhnliche
                              graue Leimfarbe aus. Nun uͤberfaͤhrt man ihn aber mit einem
                              Glaͤtter von Achat, wodurch er das Ansehen von geglaͤttetem Zinne
                              erhaͤlt, und uͤberzieht ihn hierauf alsogleich, entweder mit weißem
                              oder mit gefaͤrbten Roghun (Oel-Firnisse), je nachdem der auf diese
                              Weise angestrichene Gegenstand versilbert oder vergoldet erscheinen soll.
                           Ich hatte Zelt-Stoͤke, Reise-Koffer, Koͤrbe, welche mit
                              einem auf diese Weise angestrichenen Leder bedekt waren, und andere damit
                              uͤbertuͤnchte Sachen Jahre lang, brauchte sie taͤglich, und
                              hatte so Gelegenheit, mich von der Kraft, mit welcher dieser wohlfeile Ueberzug
                              gegen alle Einfluͤße der Witterung schuͤzt, und denselben zu
                              widerstehen vermag, hinlaͤnglich zu uͤberzeugen.
                           Bei dem ersten Versuche werden sich allerdings einige Schwierigkeiten aͤußern,
                              theils um das Zinn als hinlaͤnglich feines Pulver zu erhalten, theils um die
                              Menge des beizusezenden Leimes zu treffen: denn, wenn das Pulver zu grob ist, so
                              wirkt der Achat nicht, und ist die Masse zu schwach und arm, so reibt sich das Zinn
                              unter dem Polieren ab: indessen wird etwas Uebung dieses Verfahren sehr leicht
                              nachahmen lehren.
                           Wir haben, sagt Hr. Gill in einer Anmerkung, obigen
                              Artikel aus dem Edinburgher Philosoph. Journal hier im
                              Auszuge mitgetheilt, um dieses sehr nuͤzliche Verfahren auf unserer Insel zu
                              verbreiten, und auch um das Versilbern und Vergolden des Leders mit granulirtem Zinne statt mit
                              Silber-Blaͤttchen, und mit weißem oder gelben Lake zu lehren. Nachdem
                              Hr. Gill unsere in Europa gewoͤhnliche Art, das
                              Zinn in der Granulir-Buͤchse zu granuliren beschrieben hat, bemerkt
                              er, daß es ihm scheine, als ob das Abreiben des Zinnes auf dem Reibsteine, wovon Hr.
                              Robison spricht, uͤberfluͤßig
                              waͤre, sobald das gepulverte Zinn, ehe man dasselbe dem Leime zusezt,
                              alkoholisirt wird. Wir halten jedoch das Abreiben auf dem Reibsteine fuͤr
                              besser, und fuͤr hoͤchst noͤthig. Hr. Gill hat solche auf indische Weise versilberte und vergoldete Artikel, wie
                              er bemerkt, oͤfters gesehen, jedoch immer geglaubt, daß sie in geschmolzenes
                              Zinn getaucht worden waͤren; er zweifelt aber, daß, wegen der Muͤhe
                              und Kosten und der Schwierigkeiten, die bei dem Polieren groͤßerer
                              Flaͤchen Statt haben, diese Art von Versilberung und Vergoldung sich auf
                              Kettenbruͤken wird anwenden lassen, obschon sie in vielen anderen
                              Faͤllen sowohl zur Verzierung als zur Erhaltung von allerlei Geraͤthen
                              mit Vortheile angewendet werden kann. Man vergleiche hiemit folgende Abhandlung: