| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XLVIII., S. 378 | 
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                        XLVIII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Verschiedene Kitte. Von Hrn. Th. Gill. (Aus dessen technical Repository. Mai 1822. S. 373.) Yate's wasserdichter Leim oder Kitt.
                           Man nehme 8 Loth von dem beßten irlaͤndischen
                              Tischlerleime, und vier Loth Fischleim, loͤse beide bei maͤßigem Feuer
                              in neuem (nicht alten) englischen Oel (Weizenbiere) in einem gewoͤhnlichen
                              Leimtopfe auf, so, daß sie die Konsistenz von starkem Leime erhalten; seze sodann
                              drei Loth gut gekochtes Leinoͤl nach und nach zu, und menge alles durch
                              fleißiges Umruͤhren gehoͤrig unter einander. Will man den Leim noch
                              staͤrker haben, so kann man noch mehr Fischleim zusezen.
                           Dieser Leim oder Kitt laͤßt sich nicht bloß zum Leimen aller Arten von
                              Holzgeraͤthe, sondern auch zum Kitten aller Arten von irdenen Waaren, von
                              Porzellan und Glas gebrauchen, wenn die Theile gehoͤrig aneinander
                              gedruͤkt werden koͤnnen: auch muß ihnen hinlaͤngliche Zeit
                              gelassen werden, damit sie sich sezen moͤgen.
                           Wenn dieser Kitt kalt, und in Kuchen geformt wird, sieht er beinahe aus wie Kautschuk
                              oder elastischer Gummi, und ist auch, wie dieser, elastisch. Er kann, so oft man
                              seiner bedarf, mittelst gelinder Waͤrme in einem reinen eisernen oder
                              glasirten Gefaͤße aufgeloͤst werden, in welches man vorher etwas
                              frisches Bier gegossen hat, um das Anbrennen desselben am Boden des Gefaͤßes
                              zu hindern, um ihm sodann die zum Gebrauche noͤthige Konsistenz zu geben,
                              darf man nur etwas mehr Bier zusezen. Um Leder, Geschirre, Riemen an Maschinen etc.
                              zusammenzukitten, richte man die zu verbindenden Stuͤke so, als ob sie
                              zusammengenaͤht werden sollten, her; trage den Kitt heiß auf; lege, wenn dieß
                              geschehen ist, ein Gewicht auf die gekittete Stelle, und lasse dieses sechs Stunden
                              lang liegen, ehe man die gekitteten Stuͤke gebraucht: die Enden werden
                              beinahe so fest aneinander halten, als wenn sie aus einem Stuͤke Leder
                              bestuͤnden. Wenn man etwas Werk zu dieser Mischung mengt, so gibt dieß einen
                              herrlichen Kitt zum Verstopfen der Leke etc. an Faͤßern. Der Verfasser
                              erhielt dieses Recept von Hrn. H. Yates im Jahr 1811.
                           
                        
                           Leim- und Harz-Kitt.
                           Zwei Theile Leim und ein Theil Harz werden zusammengeschmolzen, und dieser Mischung
                              wird eine hinlaͤngliche Menge rothen Ochers zugesezt, um die Masse zu
                              faͤrben. Man bedient sich dieses Kittes, um Wezsteine in ihr
                              hoͤlzernes Gehaͤuse einzusezen, und es scheint, daß man denselben auch
                              zu mehreren anderen Zweken brauchen kann. Der Herausgeber verdankte diese
                              Mittheilung dem W. H. Pepys, Esq., F. R. S. schon im Jahr
                              1802, und erhielt von ebendemselben auch folgenden
                           
                        
                           Leim- und Leinoͤl-Kitt.
                           Man nehme eine Pinte starken, mit Wasser angemachten, Tischlerleim, und seze
                              demselben, waͤhrend des Siedens, eine Achtel-Pinte Leinoͤl tropfenweise zu. Mit
                              diesem Leime oder Kitte leimen die Tischler ihre Zeichenbretter oder andere
                              Geraͤthe, welche der Feuchtigkeit widerstehen sollen.
                           Diese drei Kompositionen, und auch Faujas de St. Fond's Firniß, liefern sonderbare
                              Beweise von der Moͤglichkeit, scheinbar unvereinbare Materialien zu
                              verbinden.
                           
                        
                           Gummi-Ammoniak-Kitt.
                           Man sezt einer Aufloͤsung von Ammoniak-Gummi in gutem Weingeiste etwas
                              Fisch- oder Pergament-Leim zu, und verbindet beide bei gelinder
                              Waͤrme. Der vorzuͤgliche Werth dieses Leimes besteht in der großen
                              Leichtigkeit, mit welcher er auch bei einem geringen Grade von Hize schmilzt, und in
                              dem Widerstande, den er gegen alle Feuchtigkeit leistet. Dieser Leim oder Kitt dient
                              sehr gut zum Anleimen abgefallener Theile von Insekten, und wird auch von
                              Entomologen haͤufig hiezu verwendet.
                           
                        
                           Fischleim-Kitt.
                           Fischleim in Brantwein oder gutem Weingeiste aufgeloͤst, schmilzt sehr leicht
                              bei gelinder Hize, und gibt einen sehr brauchbaren und bequemen Kitt.
                           
                        
                           Salisbury Leim-Kitt.
                           Man loͤst Salisbury Leim (der viel heller und staͤrker als der gemeine
                              englische und irlaͤndische Leim ist), in Wachholder-Branntwein oder in
                              gutem Weingeiste auf, und erhaͤlt auf diese Weise einen, dem vorigen
                              aͤhnlichen, aber noch haͤrteren Kitt.
                           
                        
                           Fischleim-Kitt mit arabischem Gummi.
                           Dieser Kitt besteht aus zwei Theilen Fischleim, und einem Theile arabischen Gummi,
                              von der beßten Sorte, welche beide in einer Flasche mit
                              Wachholder-Branntwein, oder Weingeist uͤbergoͤssen werden. Die
                              Flasche wird, leicht verstopft, in ein Gefaͤß mit Wasser gestellt, und darin
                              so lang im kochenden Zustande erhalten, bis alles aufgeloͤst ist: die
                              Fluͤßigkeit wird dann abgestehen. An diesem sehr brauchbarem Kitte verbessern
                              sich die Bestandtheile desselben wechselweise: der Fischleim gibt dem Gummi
                              Zaͤhigkeit, und der Gummi dem Fischleime Haͤrte, so, daß beide vereint
                              ein vortreffliches Mittel zum Kitten und Aufkleben, vorzuͤglich
                              undurchsichtiger Gegenstaͤnde fuͤr das Mikroskop, gewahren. Der
                              Verfasser verdankt diese Mittheilung Hrn. Ratley, Dukes Court, St. Martin's Lane.
                           
                        
                           Ueber Erweiterung der Kautschuk-Flaͤschchen durch Aufblasen. Von B. M. Forster, Esqu.
                           So bekannt auch die Ausdehnbarkeit des Kautschuk oder sogenannten elastischen Gummi
                              ist, so weiß ich doch nicht, daß man versucht haͤtte, die Flaͤschchen,
                              in deren Form er vorkommt, mit Luft aufzublasen, und sie dadurch zu erweitern. Am
                              19. Maͤrz d. J. habe ich mit einer Verdichtungs-Sprize einige Luft in
                              ein kleines Kautschuk-Flaͤschchen eingeblasen, welche, wenn ich so
                              sagen darf, eine kleine Blase an dem unteren Theile desselben erzeugte, und seit
                              dieser Zeit wurde dieses Flaͤschchen, indem ich mit dem Versuche fortfuhr,
                              von 2 1/2 Zoll, welche dasselbe im Durchmesser hatte, auf ungefaͤhr (genau
                              weiß ich es nicht) 6 1/2 Zoll ausgedehnt. Die Weise, wie dieses Flaͤschchen
                              sich ausdehnte, kommt mir etwas sonderbar vor: das Flaͤschchen dehnte sich nicht
                              gleichfoͤrmig aus, sondern es bildete sich eine Blase am Grunde desselben,
                              und diese Blase zog sich, wenn man das Kautschuk ja als Flaͤschchen
                              betrachten darf, gegen den Hals desselben, wo die Sprize angebracht war. Ich konnte
                              diesen Abend, auch ohne Verdichtungs-Sprize, das Flaͤschchen bis auf
                              beinahe 6 Zoll aufblasen. Bis etwas unter dem Halse sieht das Flaͤschchen,
                              wie gewoͤhnlich, aus, und ist beinahe gar nicht gestrekt; der ausgedehnte
                              Theil sieht aber wie eine aufgeblasene Rinderblase, oder eine Kugel aus
                              duͤnnem Horne aus. Es scheint mir, daß diese Flaͤschchen, so
                              aufgeblasen, in mancher Hinsicht den Blasen vorzuziehen sind, und daß sie, stark
                              aufgeblasen, selbst zu Luftballons taugen koͤnnten. Bei zwei Versuchen barst
                              das Flaͤschchen, als es bereits nahe auf dem Punkte der oben besprochenen
                              Ausdehnungen warDieses Bersten
                                    wuͤrde bei den Luftballons wohl sehr zu besorgen seyn. A. d.
                                    Ueb..
                           Es scheint mir bemerkenswert, daß, wenn erwaͤrmtes Papier mit Kautschuk
                              gerieben wird, dieses wenig Spuren von Elektricitaͤt zeigt, obschon das
                              Papier dadurch stark elektrisch wird. Die Kautschuk-Kugel aber, wenn sie mit
                              erwaͤrmte Papiere gerieben wird, wird stark elektrisch, und gibt knisternde
                              Funken. (In Tillochs Philosoph. Magaz. et Journ. N.
                                 CCLXXXVIII. April. S. 263.)
                           
                        
                           Ueber Tuͤrkisse
                           hat Herr Professor G. Fischer in Moskau schon vor 10
                              Jahren in den Mémoires de la Société
                                 imp. des Naturalistes de Moscou einen sehr interessanten Aufsaz
                              geschrieben, aus welchem sich nach einer im Jahr 1818 erschienenen neuen Auflage ein
                              von Hrn. B. de V. verfaßter Auszug in den Annales de Chimie
                                 et de Physique April 1822 S. 427 befindet, und aus welchem erhellt, daß die
                              Juweliere allerdings sehr recht hatten, wenn sie die persischen Tuͤrkisse fuͤr ganz verschieden von den franzoͤsischen erklaͤrten. Sie sind
                              verlaͤßig keine gefaͤrbten Fossilenknochen, wie man allgemein glaubte.
                              Herr Fischer nennt die persischen Tuͤrkisse (die
                              turguoises orientales ou de vicille roche der
                              franzoͤsischen Juweliere) Calait, und
                              behaͤlt nur fuͤr die franzoͤsische Tuͤrkisse (die turguoises occidentales ou de nouvelle roche der
                              Juweliere) die alte Benennung: Tuͤrkisse. Er
                              unterscheidet drei Abarten an seinem Calait: 1) den eigentlichen Calait, der schoͤn lichthimmelblau
                              nierenfoͤrmig und getraͤuft, zuweilen in Massen von 4–5 Unzen
                              vorkoͤmmt, und vollkommen undurchsichtig ist. Seine spezifische Schwere ist
                              2,860. Er kommt in einem aufgeschwemmten Lager um Nischabur in Khorasan vor. Hieher
                              scheint Herrn Professor Fischer jener Tuͤrkiß zu
                              gehoͤren, den Herr Professor John analisirte. 2.
                              den Agaphit oder muschelfoͤrmige Calait, (welchen Herr Agaphi, auch bei Nischabur, in Lagern von erhaͤrtetem
                              Thoneisenstein und Adern von kaum 5 Linien Dike fand), mehr oder minder hell
                              himmelblau, undurchsichtig, die Splitter der dunkleren Stuͤke an den Kanten
                              durchscheinend. Spezif. Schwere = 3,250. Hr. Prof. Fischer vermuthet, daß der Tuͤrkiß, den Hr. John analisirte, und der von arseniksaurem Eisen gefaͤrbt ist,
                              hieher gehoͤrt. 3. den Johnit, oder quarzartigen, glasigen, schuppigen Calait, er kommt
                              zerstreut oder in sehr duͤnnen Lagen in schwarzem Kieselschiefer vor, ist
                              hell himmelblau in's Gruͤne ziehend. Er ist haͤrter, als die beiden
                              vorigen, und rizt das Glas stark, ohne am Stahle Funken zu geben. Spezif. Schwere
                              Analise, und Fundort unbekannt. Bucharey? Daß Berzelius
                              phosphorsaure Thonerde, und phosphorsauren Kalk und Kieselerde, und kohlensaurem
                              Kupfer und Kupferhydrat gefaͤrbt in den persischen Tuͤrkissen fand,
                              konnte Herr Prof. Fischer, der nur John's
                              mangelhafte Analise (?) kannte, nicht wissen. Die franzoͤsischen Tuͤrkisse (Turquoise
                                 odontolithe), die viel weicher, blaͤttrig wie Elfenbein sind, sich
                              in destilirtem Essige entfaͤrben, und in Saͤuren aufloͤsen
                              lassen, sind allerdings gefaͤrbte Zaͤhne von Thieren, die der Vorwelt
                              angehoͤrten, und die nach Bouillon-Lagrange
                              ihre Farbe von 2 p. C. phosphorsaurem Eisen erhielten.
                           
                        
                           Analise des tuͤrkischen Weizens (Zea Mays).
                           Hr. Bartol. Bizio zu Venedig unterwarf den
                              tuͤrkischen Weizen, jezt eines der gemeinsten Nahrungs-Mittel in
                              Italien, einer genauen Analise, deren Resultate er am 11. April 1822 im Ateneo zu
                              Venedig vorlas, und die in Configliachi und Brugniatelli's
                              Giornale di Fisica II. Decad. T. V. Secondo Bimestre. S.
                              127. abgedrukt sind. Nach seiner Analise enthalten 100 Theile tuͤrkischer
                              Weizen
                           
                              
                                 Staͤrkmehl
                                   80,920.
                                 
                              
                                 Zeïn
                                     5,758.
                                 
                              
                                 Extraktivstoff
                                     1,092.
                                 
                              
                                 Zymom
                                     0,945.
                                 
                              
                                 gummiartigen Stoff
                                     2,283.
                                 
                              
                                 Zukerstoff
                                     0,895.
                                 
                              
                                 fettes Oel
                                     0,323.
                                 
                              
                                 Hordeúe
                                     7,710.
                                 
                              
                                 Salze, Essigsaͤure und Verlust
                                     0,074.
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,000.
                                 
                              
                           Hr. Bizio bemerkt, daß seine Zeïn (Zeina) nicht einerlei mit der Zeïn des Hrn. Gorham
                              und des Hrn. Prof. Harward ist; er will naͤmlich
                              durch Zeïn nur Nahrungsstoff, (sostanza alimentare)
                              bezeichnen, nach der griechischen Etimologie dieses Wortes. Hundert Theile von Bizio's Zeïn bestehen, nach seiner Analise,
                              aus
                           
                              
                                   43,385
                                 Gloiodin,
                                 
                              
                                   36,593
                                 Zymom,
                                 
                              
                                   20,000
                                 fettem Oele.
                                 
                              
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                   99,978
                                 
                                 
                              
                                     0,002
                                 Verlust.
                                 
                              
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 100 –
                                 
                                 
                              
                           Gloiodin und Zymom betrachtet er als die Grund-Bestandtheile des thierischen
                              Stoffes, des Klebers, in den Getreidearten.
                           
                        
                           Ueber Luftverduͤnnung.
                           Die Herren Welter und Gay
                                 Lussac beschaͤftigten sich gegenwaͤrtig mit Untersuchung der
                              Waͤrme, welche entwikelt wird, wenn man verschiedenen Druk auf dieselbe
                              anbringt. Sie werden die Resultate der Akademie mittheilen. Ein Phaͤnomen
                              haben sie bereits zur Kenntniß derselben gebracht. Bekanntlich erzeugt sich bei
                              Verduͤnnung der Luft, oder einer jeden anderen elastischen
                              Fluͤßigkeit, Kaͤlte. Die Herren Welter und
                              Gay Lussac fanden indessen, daß „die Luft
                                 die aus einem Gefaͤße durch eine Oeffnung unter was immer fuͤr
                                 einem Druke ausgeblasen wird, ihre Temperatur nicht aͤndert, obschon sie
                                 bei dem Austritte aus dem Gefaͤße sich verduͤnnt.“ Es
                              scheint also, daß in dem Luftstrome selbst sich Waͤrme erzeugt, und zwar in
                              solchem Maaße, daß dadurch die, durch die Verduͤnnung erzeugte Kaͤlte,
                              aufgehoben wird. (Annales de Chimie) April 1822 S.
                              436.
                           
                              
                              Vergleichung der Menge entbundenen Waͤrmestoffes, wenn ein Gran Sauerstoff mit verschiedenen Substanzen brennt.
                              (Diese Menge ward nach der Anzahl der GrammenEin Gramm ist =
                                       13,714 Wiener Apotheker-Granen. Wassers bestimmt, welche sie um 10 erwaͤrmen kann.Aus den Annales de Chimie et de
                                          Physique. April 1822. S. 425.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 8, S. 382
                                 Entwikelter Waͤrmestoff aus 1 Gram Brennstoffes: nach. Durch 1 Gr. Sauerst. verbranntes Gewicht; Bestandtheile des durch 1
                                    Gramm Sauerstoff verbrannten Gewichtes; Durch 1 Gr. Sauerst. erzeugte Hize; Wasserstoff; Kohle; Phosphor; Schwefelaͤter; Alkohol;
                                    Baumoͤl; Wachs; Holz, vollkommen troken
                                 
                              Die Daten zu dieser Tabelle, welche verschiedenen Physikern angehoͤren,
                                 werden aus Rumford entlehnt. Man nimmt heute zu Tage an, daß wenn verschiedene
                                 zusammengesezte Koͤrper dieselben Bestandtheile enthalten, und man von
                                 jedem derselben ein solches Gewicht wegnimmt, daß der Sauerstoff (oder irgend
                                 ein anderer Bestandtheil) bei allen in gleicher Menge vorhanden ist, auch jeder
                                 andere Bestandtheil sich in solcher Menge in denselben finden wird, daß ein sehr
                                 einfaches Verhaͤltniß zwischen ihnen statt hat.
                              Ein Blik auf die dritte Spalte dieser Tabelle sollte uns glauben lassen, daß man
                                 dieser Annahme noch mehr Ausdehnung geben, und noch hinzusezen koͤnnte,
                                 daß, wenn man das Gewicht nimmt, welches 1 Gramm Sauerstoff zu verbrennen
                                 vermag, irgend ein Bestandtheil, er mag einfach oder zusammengesezt seyn, in den
                                 verschiedenen Brennstoffen in solchen Mengen vorkommen wird, welche
                                 untereinander in sehr einfachen Verhaͤltnissen stehen.
                              So ist auf diese Weise, die Kohle (als Bestandtheil betrachtet) im Aether, im
                                 Alkohole, im Oele und im Wachse zu der Kohle im Holze wie 2 : 3.
                              Der Bestandtheil Wasser (als Bestandtheil betrachtet)
                                 im Aether, im Alkohole, im Holze, verhaͤltnißmaͤßig wie 1 : 2 :
                                 4.
                              Der uͤberschuͤßige Wasserstoff (als
                                 Bestandtheil betrachtet) fehlt im Holze und findet sich in gleichen Mengen in
                                 den uͤbrigen zusammengesezten Brennstoffen. Diese Menge verhalt sich zu
                                 jener des Wasserstoffes, als Brennstoff betrachtet, wie 1 : 3.
                              Ja, was das Merkwuͤrdigste ist, es scheint, nach der vierten Spalte, als
                                 ob die Mengen des Waͤrmestoffes sich nach demselben Geseze richten
                                 wollten; die Zahlen, welche sie ausdruͤken, sind beinahe gleich, und die
                                 des Phosphors ist beinahe das Doppelte derselben.
                              Die der Kohle macht eine Ausnahme; allein das vollkommene Verbrennen der Kohle in
                                 Kohlensaͤure scheint sehr schwierig. Rumford war mit seinen Resultaten so
                                 wenig zufrieden, daß er darauf verzichtete, und Herrn Crawford's und der Herren
                                 Lavoisier und Laplace annahm, welche sich wie 4 : 5 verhalten.
                              Ich habe hier nur deßwegen einen behauptenden Ton angenommen, um mich kurz fassen
                                 zu koͤnnen. Ich bin weit entfernnt, diese Annaͤherungen in den
                                 angefuͤhrten Zahlen fuͤr hinreichend zu erklaͤren, oder zu
                                 glauben, daß die Erfahrungen zahlreich genug waͤren, um zur Annahme eines
                                 solchen Gesezes zu berechtigen. Ich lege also diese Bemerkung nur als einen
                                 Annaͤhrungs-Versuch dar, der vielleicht die Aufmerksamkeit der
                                 Physiker erregen koͤnnte.
                              J. J. Welter.
                              
                           
                        
                           Ueber Pruͤfungsmittel auf Arsenik. Von Herrn Silliman.
                           Herr Prof. Silliman ist, wie es uns scheint, mit Recht der
                              Meinung, daß, obschon einige Pruͤfungsmittel auf Arsenik den Chemiker bei
                              seinen Untersuchungen uͤber denselben leiten koͤnnen, in Hinsicht auf
                              gerichtlichen Beweis uͤber das Daseyn des Arseniks in irgend einem darauf zu
                              untersuchenden Koͤrper die Darstellung des metallischen Arseniks aus
                              demselben allein volle Gewißheit gewaͤhren kann.
                           Auch Dr. T. D. Porter,
                              Mitglied der Fakultaͤt an der Universitaͤt von
                              Suͤd-Karolina, bemerkt in seiner Inaugural-Dissertation, daß
                              er, bei Wiederholung einiger der gewoͤhnlichen, zeither in den
                              Zeitungsblaͤttern besprochenen Versuchen mit Zwiebelsaft, als
                              Pruͤfungsmittel auf Arsenik, fand, daß dieser Saft in einer Aufloͤsung
                              von schwefelsaurem Kupfer oder blauem Vitriol, aber ohne
                              kohlensaures Kali (Pottasche), in einer schwachen Arsenik-Aufloͤsung
                              „einen Schatten von einer Art Scheel'schen
                                    Gruͤnes“ erzeugt, daß aber, wenn kohlensaures Kali
                              hinzukoͤmmt, die Wirkung ganz anders ausfaͤllt. Da Scheelsches
                              Gruͤn fuͤr ein Hauptmerkmahl bei Entdekung des Arseniks gilt, so
                              bildete Dr. Porter dasselbe auf die gewoͤhnliche
                              Weise aus schwefelsaurem Kupfer und halbkohlensaures Kali (Pottasche), in einem
                              Versuche erhielt er aus einer starken Arsenik-Aufloͤsung einen
                              entscheidenden Niederschlag; in einem andern aus einer schwaͤchern
                              Arsenik-Aufloͤsung einen kaum bemerkbaren. Er sezte hierauf Kaffee
                              einer Aufloͤsung von kupfer- und kohlensaurem Kali zu, in welcher kein
                              Arsenik enthalten war, und der Niederschlag kam jenem in der staͤrkeren
                              Arsenik-Aufloͤsung naͤher, als jenem in der
                              schwaͤcheren. Ja was noch mehr ist, Dr.
                              Porter fand daß man bei Erzeugung des Scheel'schen
                              Gruͤnes aus Arsenik, schwefelsaurem Kupfer und kohlensaurem Kali, statt des Arsenikes
                              chromsaures Kali nehmen koͤnne, und daß man dadurch einen Niederschlag
                              erhaͤlt, welchen man, dem Auge nach, nimmermehr von Scheel'schen Gruͤn
                              zu unterscheiden im Stande ist. Er erwies ferner, daß selbst Hume's so sehr gepriesenes Pruͤfungsmittel auf Arsenik,
                              salpetersaures Silber (nach Dr.
                              Marcet's Methode angewendet) mit chromsaurem Kali einen
                              gelben Niederschlag liefert, welcher dem Aussehen und der Farbe nach, von einem
                              daneben gehaltenen gelben Arsenik-Niederschlaͤge nimmermehr
                              unterschieden werden kann. Grundes genug zu zweifeln gegen diese bisher fuͤr
                              legale Untersuchungen hinlaͤnglich erachteten Pruͤfungsmiltel auf
                              Arsenik. (Aus dem III. Bd. des american. Journal of Science
                                 et Arts in Gill's
                              Technical-Repository. Mai 1822. S. 385. im
                              Auszuge.)
                           
                        
                           Ueber ein Chronometer, welches zugleich Sternzeit und mittlere Zeit weiset. Von J. C. Burckhard.
                           
                              „Es wuͤrde den Astronomen sehr angenehm seyn, Chronometer oder
                                 Taschen-Uhren zu besizen, welche zugleich Sternzeit und mittlere Zeit wiesen. Dieß
                                 koͤnnte auf folgende Weisen geschehen. Man befestige ein Rad mit 49
                                 Zaͤhnen an der Achse, welche waͤhrend einer Stunde mittlerer Zeit
                                 sich Einmal umdreht, und den Minuten-Zeiger fuͤhrt. Um diese Achse
                                 muß ein Rad mit 82 Zaͤhnen mittelst eines holen Cilinders, der den
                                 Minuten-Zeiger der Sternzeit fuͤhrt, sich frei bewegen. Das Rad
                                 mit 49 Zaͤhnen greift in ein anderes mit 29, und an der Achse dieses
                                 Rades ist ein viertes Rad mit 51 Zaͤhnen befestigt, welches in das oben
                                 erwaͤhnte Rad mit 82 Zaͤhnen eingreift. Die mittlere und die
                                 Sternzeit werden durch zwei besondere und exzentrische Zeiger gewiesen, von
                                 denen jeder seine Bewegung auf die gewoͤhnliche Weise durch den
                                 Minuten-Zeiger erhaͤlt. Man kann vorne zwei Oeffnungen anbringen,
                                 durch welche man die mittlere und die Sternzeit sehen kann. Auch scheint es, in Hinsicht
                                 auf Sternzeit, bequemer, 24 Stunden in Einemfort zu zaͤhlen, statt
                                 zweimal 12; fuͤr die mittlere Zeit jedoch kann die gewoͤhnliche
                                 Weise befolgt werden.“
                              
                           
                              „Der Fehler, welcher bei dem vorgeschlagenen Raͤderwerke Statt hat,
                                 kann fuͤr das ganze Jahr nur 4 Minuten betragen. Will man ein genaueres
                                 Raͤder-Sistem, so kann man
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 8, S. 384
                              
                           statt
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 8, S. 384
                              
                           
                              waͤhlen, welches bloß eine halbe Sekunde als Fehler fuͤr ein ganzes
                                 Jahr gibt. Endlich ist das Verhaͤltniß von
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 8, S. 384
                              
                           
                              ohne irgend einen merklichen Fehler, da aber die Zahl der Zaͤhne hier sehr
                                 groß wird, so wuͤrde es wahrscheinlich besser seyn, zwei Raͤder
                                 mehr zu nehmen, wenn man anders einen so hohen Grad von Genauigkeit
                                 wuͤnschen sollte.“
                              
                           Aus der Connaissance des Tems, im Repertory of Arts,
                                 Manufactures et Agriculture. N. CCXL. Mai
                              1822.Wenn das Repertory diesen kleinen Aufsaz deutlich und
                                    interessant genug fuͤr englische Uhrmacher fand, so wird er es auch
                                    fuͤr deutsche seyn. A. d. Ueb.
                           
                        
                           Rechen-Maschine des Chevalier Thomas. Durand's neue Druker-Presse (presse á platine).
                           Der Bericht, welchen Hr. Francoeur in Auftrag der Société d'Encouragement pour l'industrie
                                 nationale im Bulletin derselben N. CCXII. mitgetheilt hat, ist fuͤr die beiden
                              Erfinder so schmeichelhaft, daß wir glauben unsere Leser vorlaͤufig auf diese
                              Erfindungen aufmerksam machen zu muͤssen, welche wir denselben sogleich
                              mittheilen werden, wenn, nach dem Antrage des Hrn. Francoeur, diese Maschinen im Bulletin abgebildet, und beschrieben seyn
                              werden. Eben dieser Hr. Francoeur hat in derselben Numer
                              des Bulletin S. 40. eine beinahe vollstaͤndige Geschichte der Clarinette in
                              seinem Berichte uͤber die
                           
                        
                           
                              „neuen Clarinete der HHn. Janssen und Muͤller“
                              
                           geliefert, die nicht bloß den Musikfreunden, sondern auch den musikalischen
                              Instrumenten-Machern hoͤchst interessant seyn wird, die wir aber in
                              unserer Zeitschrift (die keine musikalische Zeitung ist) nicht in einer Uebersezung
                              mittheilen koͤnnen. Es muß uns genuͤgen, die
                              Instrumenten-Macher darauf aufmerksam gemacht zu haben.
                           
                        
                           Ueber die Strohhuͤte und ihre Fabrikation in FrankreichVergl. hiemit die
                                    Abhandlung uͤber die Strohhuͤte und anderer Strohwaaren im 7
                                    Bd. dieses Journal's. D..
                           Herr Silvestre umfaßt in einem Berichte, welchen er in
                              Auftrag der Société d'Encouragement pour
                                 l'industrie nationale uͤber eine Strohhuͤte-Fabrik
                              nach italiaͤnischer Art zu Valence zu erstatten hatte, im Bulletin N. CCXII. dieser Gesellschaft S. 56, die traurige
                              Geschichte der Strohhuͤte-Fabrikation in Frankreich, die daselbst nie
                              gedeihen wollte, obschon der edle Graf de Lasteyrie im
                              Jahre 1805 Saamen der Getreideart, aus deren Stroh man in Italien die sogenannten
                              Florentiner-Huͤte verfertigt, nach Frankreich brachte, und der eben so
                              edle Greis Thocuͤn diese Saamen im Garten des
                              National-Museums fleißig baute. Das Brevet
                                 d'importation, das Hrn. de Bernadiére auf
                              5 Jahre fuͤr Florentiner-Huͤte ertheilt wurde, der aber, wie es
                              scheint dieselben aus Wiesen-Lieschgras, (Phleum
                                 pratense) bereitete; die, um das Jahr 1815, von Hrn. Peter Couyére zu Sainte-Melaine, im Dptt.
                              Calvados, errichtete italiaͤnische Strohhuͤte-Fabrik aus
                              franzoͤsischen Graͤsern (aus Lieschgras), fuͤr welche er im
                              Fahr 1819 ein Patent auf 10 Jahr kaufte, und um 40,000 Franken Huͤte
                              jaͤhrlich absezt; die vom Spitale zu Toulouse unternommene
                              Strohhuͤte-Fabrik, fuͤr welche der Minister des Inneren sich so
                              sehr interessirte (wahrscheinlich um dem Staate die Unterhaltungs-Kosten des
                              Spitales zu erleichtern); alle diese Brevete und Fabriken lieferten in Frankreich
                              zwar Strohhuͤte, aber keine Florentiner-Huͤte. Die Fabrik zu
                              Valence, die der Witwe Reyne angehoͤrt, scheint am
                              meisten zu versprechen; allein der Minister laͤßt sie zu Grunde gehn, oder,
                              was noch aͤrger ist, er gibt etwas, damit es scheint, etwas gethan zu haben;
                              er gibt der Witwe ein Almosen, damit er sie, mit ihren 70 Arbeiterinnen, bald und
                              sicher zum Bettel bringen kann. Die Praͤfekten und die Maires gaben dieser
                              Witwe die beßten Zeugnisse, und sie erhielt als Witwe, deren Mann waͤhrend
                              der Errichtung der Fabrik starb, nicht einmal das umsonst, was jeder Schuft
                              fuͤr Geld erhalten kann, ein Brevet. Hr. Silvestre
                              scheint bei der Fabrikation der bisher unerreichbaren
                              Florentiner-Huͤte mehr auf die kleinen Kuͤnste der Handarbeit,
                              als auf die Qualitaͤt des Strohes zu sehen. Uns scheint das Stroh noch
                              wesentlicher als die Handarbeit; diese laͤßt sich erlernen und nachahmen, das
                              Stroh aber weder nachahmen noch erlernen, wenn man auch einen noch so großen
                              Strohkopf hatte. Das suͤdliche Frankreich kann Marzola bauen, aus welcher die
                              Florentiner-Huͤte, wie man sagt, geflochten werden: Deutschland nie;
                              so wenig als es jemals Agliatico oder Vino di Castello oder Lunelle keltern wird.
                              Der Florentiner Lastri hat nicht umsonst die Kunst,
                              Florentiner-Huͤte zu flechten, in einem eigenen Lehrgedichte befungen:
                              er fuͤhlte die Wahrheit des alten: „non
                                    omnis fert omnia tellus;“ ungluͤklicher Weise kommt
                              hier auch noch das hinzu, daß man dort das Gute am wenigsten haben mag, wo man
                              es am leichtesten haben kann. Es gewaͤhrt uͤbrigens gute Hoffnungen,
                              daß wir jezt so haͤufig Strohhuͤte tragen sehen, so kommt doch das
                              Stroh auswaͤrts aus den Koͤpfen, und waͤhrend das Korn bald
                              nichts mehr gilt, wird das Stroh bald mehr gelten als das Korn.
                           
                        
                           Ueber das Kalleidoskop.
                           In dem trefflich redigirten Repository of Arts, Literature,
                                 Faschione von Akermann April 1822. S. 205.
                              findet sich ein kleiner Aufsaz uͤber den Erfinder des Kalleidoskopes; obschon
                              bloß feine Satyre auf Wesiere und schlaͤferige Sultane, konnte er doch
                              manchen Leser verfuͤhren, diese baierische
                              Erfindung fuͤr eine wirklich orientalische zu
                              halten. Wir verweisen daher unsere Leser auf Herrn v. Yelin's interessante kleine Schrift uͤber das Kalleidoskop.
                           
                        
                           Ueber franzoͤsischen Geschmak in Meubeln.
                           Die Englaͤnder fangen an tolerant zu werden, und lassen sogar ihren
                              Erbfeinden, den Franzosen, volle Gerechtigkeit in Hinsicht der Feinheit, das
                              Geschmakes und der Eleganz und Nettigkeit in Verfertigung ihrer Meubeln widerfahren.
                              Einen Beweis hieron koͤnnen unsere Leser in Herrn Ackermann's
                              Repository April 1822. S. 237. finden, wo ein
                              Schreibtisch, der zugleich als Handbibliothek dient (ein Secretaire-Bookcase) von Herrn Persée, Napoleon's-Architekten, abgebildet
                              und beschrieben ist. Wir muͤssen indessen gestehen, daß wir diesen
                              Schreibtisch fuͤr kein Meisterwerk halten, und daher auch unseren Lesern
                              keine Kopie desselben mittheilen. –
                           
                        
                           Ueber Anwendung des brenzeligen Birkenoͤles zur Leder-Bereitung.Vergl. die
                                    Abhandlung uͤber die Zubereitung des Juftenleders in Rußland, im 7
                                    Bd. dieses Journal's. D.
                           Herr Virey bemerkt (in dem Journal
                                 de Pharmacie Febr. 1822. S. 75.) daß, nach Plinius, die alten Gallier, beinahe wie die heutigen Russen bei Bereitung
                              des russischen Leders (cuir de Russie, das man wegen
                              seines brenzeligen Gebrauches auch cuir de roussi,
                              nennt) verfuhren, und sich des Birkenoͤls bedienten: „bitumen ex betula Galli excoquunt“
                              Hist. Mund. 16. c. 18. Er bemerkte, daß außer den
                              Russen, auch noch andere nordische Voͤlker Birkenoͤl, bei Bereitung
                              des Leders, z.B. die Lapplaͤnder bei Bereitung ihrer Rennthierhaͤute
                              gebrauchen, und daß die franzoͤsischen Fabrikanten des cuir de Russie on de roussi daraus ein Geheimniß machen, waͤhrend
                              doch nichts leichter als die Gewinnung dieses brenzelichen Birkenoͤls ist,
                              indem man bloß in einer eisernen oder irdenen Retorte bei offenem Feuer Birkenreißer
                              oder Birkenrinde distilliren darf, um, nachdem die brenzelige Holzsaͤure
                              uͤbergegangen ist, das mehr oder minder schwaͤrzliche und dike
                              brenzelige Birkenoͤl zu erhalten.
                           
                        
                           
                           Koͤder fuͤr verschiedene Fische, vorzuͤglich fuͤr Forellen.
                           Man siedet 3–4 Pfund Hafer in Wasser, und wirft diesen noch ganz heiß in das
                              Wasser. Der gesottene Hafer verbreitet etwas Vanille-Geruch, der
                              wahrscheinlich den Fischen angenehm ist; sie kommen bald um sich den Hafer zu holen,
                              und koͤnnen dann gefangen werden. (Virey im Journ. de Pharm. Dezember 1821. S. 575)
                           
                        
                           Trost fuͤr Kaffetrinker, und Warnung vor Errichtung von Cichorie-Kaffe-Fabriken.
                           Auf der Insel Java werden jezt allein 50 Millionen Pfund Kaffe jaͤhrlich (das
                              Pfund zu 24 Loth) erzeugt. Die Baͤume tragen schon im dritten Jahre in
                              Fuͤlle, und die Kosten der Kultur sind bei dem geringen Arbeitsloͤhne
                              der Malayen um nichts hoͤher, als die der Neger in Amerika. (J. J. Virey im Journ. d. Pharmac.
                              Jaͤner 1822. S. 45.)
                           
                        
                           Ueber Oel, und dessen Anwendung auf Uhrwerke und andere feinere Maschinen zur Verminderung der Reibung.
                           Hr. Maury zu Air in Provence sandte Baumoͤl an die
                              Gesellschaft, welches er zu obigem Zweke zubereitete, und Hr. Cadet de Gassicourt untersuchte. Die spezifische Schwere dieses Oeles war
                              geringer, als jene des gewoͤhnlichen guten Baumoͤles. Eine Stunde lang
                              in aufthauendes Eis gestellt, verlor es nur wenig an Durchscheinbarkeit, weil nur so
                              wenig Stearin sich ausschied, daß man dasselbe kaum vom Elain scheiden konnte. Das
                              Oel blieb fluͤßig. Mit ungefaͤhr 2 Hunderttheilen seines Gewichtes
                              Schwefelsaͤure gemengt, und geschuͤttelt mit zweimal so viel Wasser
                              dem Volumen nach, ward es etwas truͤbe, ohne jedoch einen Niederschlag zu
                              geben. Dieses Oel enthielt folglich keinen Schleim. Man fand auch keine Spur von
                              Saͤure in demselben. Es ist also fuͤr Uhrmacher sehr brauchbar, indem
                              es weder durch Kaͤlte erstarrt, noch das Metall durch Saͤure, welche
                              sich beim Ranzigwerden desselben erzeugt, angreift.
                           Hr. Cadet de Gassicourt schloß seinen Bericht mit einer
                              fuͤr alle Uhrmacher sehr interessanten Bemerkung. Es scheint ihm
                              naͤmlich, daß reines Elain allen jenen Foderungen entspricht, welche
                              Uhrmacher an ein fuͤr sie brauchbares Oel stellen koͤnnen, und dieses
                              Elain erhaͤlt man aus jedem feineren Oele, und selbst aus thierischem Fette
                              auf folgende einfache und leichte, von Hrn. Chevreul angegebene, Weise. Man
                              behandelt das Oel in einer Retorte mit 7–8 mal so viel (dem Gewichte nach)
                              beinahe siedenden Alkohols, gießt die Fluͤßigkeit ab, und laͤßt sie
                              erkalten. Das Stearin scheidet sich als kristallinischer Niederschlag aus. Die
                              Aufloͤsung im Alkohol wird hierauf bis auf ein Fuͤnftel ihres Umfanges
                              abgeraucht, und hiedurch das Elain erhalten. Dieses muß farbelos, geschmaklos seyn,
                              darf nur wenig Geruch haben, auf Lakmus keine Wirkung aͤußern, muß die
                              Konsistenz von weißem Oliven-Oele besizen, und darf nicht leicht stoken. Die
                              Uhrmacher brauchen so wenig Oel, daß diese Bereitung des Elain ihnen nur wenig
                              Auslage verursachen wuͤrde, und sie auf diese Weise sicher seyn
                              koͤnnten, immer dieselbe reine Substanz zu erhaltenUnsere Uhrmacher begnuͤgen sich,
                                    unseres Wissens, mit der rohen Ausscheidung des Elain durch gelinde Stokung
                                    des gemeinen Oeles, von welchem sie die, nur zu oft schon zu ranzig
                                    gewordene, Fluͤßigkeit abgießen, und zum Gebrauche
                                    aufbewahren.. (Im Auszuge aus Hrn. Cadet de
                                 Gassicourt's Aufsaze im Bulletin de la
                                 Société d' Encouragement aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXXXVII. Febr. 1822.
                              S. 178.)
                           
                        
                           
                           Ueber eine Verbesserung beim Pfropfen.
                           Bei dem Pfropfen in die Rinde der Baͤume wird bekanntlich das Pfropfreis so
                              eingefuͤgt, daß das Holz desselben mit dem Holze des Stammes und die Rinde
                              desselben mit der Rinde des Stammes in genaue Beruͤhrung kommt. Weniger
                              bekannt ist indessen der Vortheil, welcher fuͤr das gluͤkliche
                              Gedeihen der Operation dadurch entsteht, daß man, mit der groͤßten Vorsicht,
                              und ohne die innere weiche gruͤne Rinde zu verlezen, vor dem Einfuͤgen
                              die aͤußere Rinde des Pfropfreises abloͤset. Dieser Methode soll man
                              sich zu Kent bedienen, und Erfahrung spricht fuͤr die große Brauchbarkeit
                              derselben. Herr Gill pfropfte Aepfelbaͤume nach
                              dieser Methode mit Ribstone Pippin, wovon er zwei Pfropfreiser, einander
                              gegenuͤber, jedem Stamme einfuͤgte, wohl dabei sich huͤtend,
                              die Rinde zu zerreißen, und den Stamm oben zurundend. Alle Pfropfreiser schlugen an,
                              und waren in kurzer Zeit so verwachsen, daß man kaum die Stelle mehr erkannte, wo
                              sie eingepfropft worden waren. Ein Pfropfreis bluͤthe sogar noch in demselben
                              Fruͤhlinge, als es aufgesezt wurde. (Gill's
                              Technical-Repository. Mai 1822. S. 335.)
                           
                        
                           Ein verbessertes Verfahren, Nelken u. d. gl. Ableger zu machen.
                           Hr. Lukas Pope, ein ruͤhmlich bekannter
                              Blumenfreund zu Birmingham, bediente sich folgender Methode bei seinen
                              Nelken-Ablegern. Er ließ sie, nachdem er dieselben sorgfaͤltig von dem
                              Mutterstamme abgeloͤset hatte, um ein Glied laͤnger, als
                              gewoͤhnlich, d.h. er ließ denselben, je nachdem sie naͤmlich mehr oder
                              minder stark waren, drei bis fuͤnf Gelenke, und machte dann, von dem Grunde
                              des untersten Gelenkes bis zu dem oberen, zwei Kreuzschnitte; er puzte sie hierauf
                              zu, und legte sie fuͤr ewige Stunden bei Seite, damit sie troknen, und ihre
                              Wunden heilen konnten, und gab sie fuͤr die Nacht uͤber in Wasser. Am
                              folgenden Morgen stekte er sie in gehoͤriger Tiefe in die Erde, und bedekte
                              sie mit einem Trinkglase, oder mit einer glaͤsernen Gloke, deren Ranft er in
                              die Erde eintauchte, damit sie vor dem Zutritte der aͤußeren Luft
                              geschuͤzt warenDie Wichtigkeit
                                    dieser glaͤsernen Stuͤrze uͤber die Ableger sowohl, als
                                    uͤber kraͤnkelnde Pflanzen, bei welchen staͤrkere
                                    Ausduͤnstung zuruͤkgehalten werden muß, damit sie nicht an
                                    Lebenskraft verlieren, hat der beruͤhmte Cultivateur, Wilhelm Salisbury zu Brompton, erwiesen, indem er sich
                                    zur genaueren Abschließung der aͤußeren Luft einer Vorrichtung
                                    bediente, durch welche der Ranft des Sturzglases in einen thoͤnernen
                                    Ring eingepaßt wurde, der genau an die Kanten des Topfes paßte. Er erhielt
                                    dafuͤr eine Belohnung von der Society of
                                       Arts.. Den Topf oder das Kistchen, in welchem er die
                              Ableger verpflanzte, stellte er in ein maͤßig warmes Mistbett, und hielt die
                              Erde durch Wasser, welches er rings um das Glas zugoß, feucht. Von 10 Uhr Morgens
                              bis 3 Uhr Nachmittags gab er ihnen durch 8–9 Tage Schatten, brachte sie dann
                              allmaͤhlich an die freie Luft, und sobald ein Ableger Wurzeln geschlagen
                              hatte, nahm er denselben heraus, und verpflanzte ihn auf die gewoͤhnliche
                              Weise in Toͤpfe oder in Rabatten. (Gill's
                              Repository. Mai 1822. S. 336.)
                           
                        
                           Ueber Brand im Weizen.
                           Es ist doch fuͤrwahr unbegreiflich und unglaublich, wie man in der
                              Perruͤken-Insel, in Alt-England, bei so vielem Schoͤnen,
                              Großen und Herrlichen,
                              so sehr an altem Brauche und Herkommen haͤngen und kleben kann, wie ein
                              Gimpel auf der Leimstange. Nachdem Bank's in den Annals of Botany den Rost oder Brand im Weizen seinen
                              Landsleuten hundert tausendmal vergroͤßert abbilden ließ, (freilich nicht
                              durch einen Englaͤnder, sondern durch einen Maͤhrer, Baner aus Eisgrub) und ad
                                 oculum bewies, daß der Nost oder Brand ein Pilz
                              ist, beschreibt Hr. Baker diese Krankheit am Weizen nach
                              uraltem Wahne als ein Insekt. Wenn Hr. Baker in seinem Treatise so
                              etwas schreiben oder glauben konnte, so mag es hingehen; denn schreiben oder glauben
                              ist Eins, sagt ein schwer bezahlter deutscher Philosoph; wenn aber Hr. Tilloch in seinem Philosoph.
                                 Magazine et Journal. Maͤrz 1822. S. 229. so etwas aufnimmt, so ist
                              es, wenigstens in dem aͤlteren Bacon'schen Sinne
                              des Wortes, nicht philosophisch, die Welt mit erwiesener und anerkannter Unwahrheit
                              zu taͤuschen, damit sie auf's Wort glaube, auf den Pfiff komme, wie der
                              Gimpel. So wollen es aber jezt die Herren, deren Willen gebenedeit seyn will.
                           
                        
                           Brocoli gegen den Winterfrost zu sichern.
                           Wir haben Brocoli vor der staͤrksten Winterkaͤlte dadurch
                              schuͤzen sehen, daß man sie spaͤt im Herbste aus dem Grunde nahm, und
                              in schiefer Richtung wieder in denselben einpflanzte. Dieser Versuch wurde im Jahr
                              1819 mit so gutem Erfolge angestellt, daß alle darnach behandelten
                              Brocoli-Pflanzen im darauf folgenden Fruͤhjahre bluͤhten,
                              obschon in den großen Pflanzungen zu Fulham in diesem Winter fast nicht ein einziger
                              auf die gewoͤhnliche Weise behandelter Brocoli-Stok am Leben blieb.
                              (Aus Akerman's Repository. A. a. O.)
                           
                        
                           Ueber gruͤnen Duͤnger.
                           Die beruͤhmte Botanikerin und Naturforscherin, Frau Agnes Ibbetson, hat in einem eigenen Aufsaze: „uͤber die Absurditaͤt, Unkraut einzugraben,
                                    und junge Saaten in der Absicht umzustuͤrzen, damit sie als
                                    Duͤnger dienen sollen.“ (On
                                 the Absurdity of burging Weeds et turning – in young Crops with the
                                 inention of making them serve as Manure), welcher in Dr. Tilloch's
                              Philosophical Magazine et Journal. N. CCXXXVI. Februar
                              1822. S. 81. abgedrukt ist, das Laͤcherliche und Nachtheilige des
                              gruͤnen Duͤngers, wie sie glaubt, erwiesen. Wenn Frau Ibbetson auch schoͤner und gelehrter spricht, als
                              viele Frauen, so spricht sie doch eben so viel, als die meisten Frauen, und hat,
                              wenn sie auch in der Hauptsache, wie dieß, wo Frauen zanken, gewoͤhnlich der
                              Fall ist, unrecht haͤtte, doch in den Nebensachen sehr oft Recht. Ihre im
                              Kleinen angestellten Versuche koͤnnen nichts beweisen; und wenn sie
                              laͤugnet, daß Kraͤuter in der Erde bald verwittern, und zur Erde
                              werden, so koͤnnen wir uns bloß die Bitte an sie erlauben, stets das zu
                              laͤugnen, was wirklich ist, so wird sie, wie es Frauen ziemt, stets das lezte
                              Wort behalten.
                           
                        
                           Alte Aepfelbaͤume wieder tragbar zu machen.
                           Ein Guͤterbesizer zu Littleburg in Essex hatte in seinem Obstgarten viele alte
                              Apfelbaͤume, welche ausgetragen zu haben schienen, und nur mehr
                              Fruͤchte von der Groͤße einer Wallnuß brachten. Er nahm im vorigen
                              Winter frisch gebrannten Kalk, so wie er aus dem Kalkofen kam, loͤschte
                              denselben mit Wasser, und bestrich alsogleich, (damit die Kohlensaͤure seine
                              aͤzende Eigenschaft nicht schwaͤchen konnte) seine Baͤume mit
                              demselben mittelst
                              eines starken Pinsels. Das Resultat war, daß alles Moos und alle Insekten an
                              denselben dadurch zerstoͤrt wurden, die aͤußerste alte Rinde abfiel,
                              und eine neue glatte, helle und gesunde Rinde sich bildete, und jezt diese
                              Baͤume alle, obschon einige uͤber 20 Jahre alt sind, ein sehr
                              jugendliches und gesundes Ansehen gewannen. Dieses Verfahren wird sich
                              wahrscheinlich auch auf andere Obstbaͤume mit gleich guͤnstigem
                              Erfolge anwenden lassen.
                           
                        
                           Mittel gegen Kohl-Raupen.
                           Wir finden in Akerman's Repository of Arts, Literature et
                                 Fashions, New-Series Nr. 74. Februar 1822. S. 123. aus einem
                              franzoͤsischen Journale der Landwirthschaft folgendes Mittel gegen die
                              Kohl-Raupen empfohlen. Man saͤe rings um die Beeten, auf welchen man
                              Kohl oder Kraut ziehen will, eine Einfassung von Hanf, und wenn auch wirklich auf
                              den benachbarten Gruͤnden Kohl-Raupen sich befaͤnden, so wird
                              doch der vom Hanfe eingefaßte Raum davon befreit bleiben, und keine derselben sich
                              dahin wagenDa dieses einfache
                                    und nuzenbringende Mittel auch schon von deutschen Landwirthen
                                    bewaͤhrt gefunden worden ist, so verdient es mehrfache Anwendung.
                                    D..
                           
                        
                           Der Mond hat keinen Einfluß auf die Sonne.
                           Auch unser großer deutsche Landsmann, den alle Welten ehren, und dem unser
                              Welten-Sistem die Entdekung zweier seiner Hauptbestandtheile verdankt (der
                              beiden Planeten Pallas und Vesta) der beruͤhmte Arzt und Astronom, Dr. Olbers zu Bremen, bestaͤtigt in einem sehr
                              lehrreichen Aufsaze im neuesten Hefte der Annales de Chimie
                                 et de Physique, Febr. 1822. S. 208., (auch in den Annales du Bureau des Longitudes 1822) was wir schon fruͤher aus
                              den Beobachtungen italiaͤnischer Physiker und Astronomen namentlich des
                              Herren Kajet. Varese. (Polytech. Journ. Jahrg. 1821. B. 5. S. 127) unseren Lesern, die allenfalls
                              Lust haͤtten, mondsichtig zu werden, zu Gemuͤthe fuͤhrten:
                              „daß der Mond keinen Einfluß auf die
                                    Witterung hat.“ Es ist also dißseits der Alpen, wie jenseits
                              derselben. Wir wuͤnschen nichts sehnlicher, als diese unsterbliche Abhandlung
                              jedem Kalender vorgedrukt zu sehen, damit diese,
                              bisher meistens Aberglauben vorbereitende Wische, aufhoͤren moͤgen,
                              eine Kloake alles Unsinns zu seyn.
                           
                        
                           Ehrenbezeugung.
                           Die Frankfurtische Gesellschaft zur Befoͤrderung der nuͤzlichen
                              Kuͤnfte und ihrer Huͤlfswissenschaften hat den Herausgeber des
                              polytechnischen Journals, Dr. Joh. Gottfr. Dingler in
                              Augsburg, zu ihrem korrespondirenden Mitglieds ernannt.