| Titel: | Die einfachste und bequemste Art, im Winter abwechslungsweise mit Wägen oder Schlitten zu reisen, je nachdem die Bahn dazu geeignet ist. Von Freiherrn Jos. v. Gumppenberg. | 
| Autor: | Freiherr Jos. Gumppenberg | 
| Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. LIV., S. 429 | 
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                        LIV.
                        Die einfachste und bequemste Art, im Winter abwechslungsweise mit Wägen oder Schlitten zu reisen, je nachdem die Bahn dazu
                           geeignet ist. Von Freiherrn Jos. v. Gumppenberg.
                        Mit Abbildungen auf Tab. VII. Fig. 44 bis 48.
                        Jos. v. Gumppenberg über eine Art, im Winter mit Wägen oder Schlitten zu reisen.
                        
                     
                        
                           Der Vortheil bei sehr tiefem Schnee, oder bei eigentlich guter
                              Schlittenbahn mit Schlitten zu reisen, ist eben so bekannt, als das muͤhsame,
                              und selbst gefahrvolle Fortschleppen mit Waͤgen bei solcher Witterung. Man
                              wuͤrde wohl manchmal bei guter Schlittenbahn mit Schlitten ausfahren, wenn
                              man uͤberzeugt waͤre, daß solche waͤhrend der Reise nicht
                              aufginge. Aus dieser Ursache, ist man nur in unserer Gegend, wo es selten lange
                              anhaltend kalt ist, bei Reisen von mehreren Tagen des Schlittenfahrens ganz beraubt,
                              und, kleinere Spazierfahrten ausgenommen, bei jeder Witterung auf den Wagen
                              beschraͤnkt. Es ist praktisch richtig, daß man bei einer gleichen Anzahl
                              Pferde mit dem Schlitten auf guter Bahn eine doppelt so große Last fortbringen kann,
                              als mit dem Wagen. Dieses hat nun ganz natuͤrlich auch Einfluß auf die
                              Geschwindigkeit des Fahrens. Wenn nun an einem Wagen eine solche Vorrichtung
                              angebracht wird, daß dieser auch zum Schlittenfahren zu verwenden ist, wenn waͤhrend der
                              Reise die Witterung sich aͤndert, und daß man bald auf die eine, bald auf die
                              andere Art fahren kann, so waͤre dieses nicht nur eine sehr nuͤzliche;
                              sondern auch eine bequeme und angenehme Sache.
                           Nach mehreren hieruͤber angestellten Versuchen, welche alle den Nachtheil
                              hatten, daß das Schlittengestell zu schwer, und im Fall man auf den Raͤdern
                              fahren wollte, den Wagen zu sehr belasten wuͤrde, habe ich endlich die
                              einfachste Vorrichtung versucht, die Raͤder bloß auf Schlittschuhe zu
                              stellen, und diese leistete mir alle Dienste, welche ich erwartete. Den geringen
                              damit verbundenen Kosten und Umstaͤnden wegen, kann ich sie zur Nachahmung um
                              so mehr empfehlen, da ich bei einer zwekmaͤßigen Befestigung dieser
                              sogenannten Schlittschuhe noch hauptsaͤchlich darauf gesehen habe, daß die
                              Raͤder und das Wagengestell, nicht durch neue Loͤcher
                              geschwaͤcht oder verunstaltet, sondern dazu nur Schrauben verwendet werden,
                              die sich schon an jedem Wagen befinden, und vielleicht nur etwas gestrekt zu werden
                              brauchen.
                           Die Abbildung Fig.
                                 44 Tab. VII. zeigt ganz deutlich, wie diese Schlittschuhe an den
                              Raͤdern festgehalten werden.
                           a, b, c und d sind Schrauben,
                              deren Koͤpfe, (wie Fig. 47 im
                              groͤßeren Maaßstabe zeigt), pyramidalisch in der eisernen Schiene eingelassen
                              sind, und dann inwendig am Rad mit Muttern angezogen werden.
                           An allen Raͤdern sind die Reife mit zweimal so viel Schrauben befestigt, als
                              die hoͤlzerne Peripherie aus Theilen oder Felgen zusammengesezt ist; von
                              diesen Schrauben stehen immer zwei unmittelbar nebeneinander, ohne daß sie durch
                              eine Sprosse unterbrochen werden. Man darf also nur anstatt dieser Schrauben zwei
                              etwas laͤngere und staͤrkere machen lassen. Diese acht Schrauben
                              waͤren nun schon hinreichend, der ganzen rollenden Bewegung des Wagens zu
                              widerstehen, und die
                              Schlittschuhe festzuhalten, jedoch gibt die bei f an den
                              Querbalken, woran die Wagscheiter haͤngen, angebrachte Schraube dem Ganzen
                              noch mehr Festigkeit, weil dadurch die Pferde unmittelbar an dem Schlitten ziehen.
                              Die eisernen Stangen gg, welche vom vordem
                              Achsstok auf die Langwiede gehen, dienen dazu, um das Reibgestell festzustellen. Da
                              die Langwieden und Achsstoͤke gewoͤhnlich mit Eisen beschlagen sind,
                              so finden sich Loͤcher und Schrauben genug, um die Stangen daran anzubringen.
                              Da bei vielen Waͤgen die Raͤder an der Achse zu viel Spielraum haben,
                              und dieses eine zu wakelnde Bewegung geben wuͤrde, so darf man nur eiserne
                              Scheiben (Fig.
                                 48) an die Achsen steken, deren Dike natuͤrlich der Spielraum
                              bestimmt, und das Rad dann mit der gewoͤhnlichen
                              Schmier-Schraubenmutter fest anziehen.
                           Die Schlittschuhe an sich sind nur breite Schienen von Eisen. Zum Maaßstab ihrer
                              Schwere koͤnnte man die Schwere eines hintern Radreifs annehmen, das heißt,
                              ein Schlittschuh soll so viel wiegen, als ein hinterer Reif. Da diese
                              natuͤrlich proportionirt mit dem ganzen Wagen sind, so muͤßen die
                              Schlittschuh-Schienen auch mit dem Gewicht der Reife wachsen. Da das Eisen
                              jedoch durch die Kaͤlte sehr sproͤde wird, so waͤre es
                              moͤglich, daß die Schiene im Augenblike wo sie uͤber eine Unebenheit
                              glitscht abspraͤnge, deßwegen ist es sehr zwekmaͤßig (Fig. 45) an b und c noch zwei
                              Stuͤke Eisen anzuschweißen, und zwischen solche ein zwei bis drei Zoll dikes
                              Holz einzuschieben, welches in h, i und k mit Schrauben an die Schiene befestigt ist, und ganz
                              genau unten zwischen die zwei Raͤder paßt. Will man nun diese Schlittschuhe
                              aufpaken, so waͤre es sehr bequem, sie auf den hintern Achsstok, und vordern
                              Federstok, (wie Fig. 45 im Profil, und Fig. 46 in Grundriß
                              zeigt), in m und n
                              festzuschrauben.