| Titel: | Bemerkungen über die Frage: Wie viel Alkohol reißt die Kohlensäure während der Gährung des Traubenmostes mit sich fort? Von Herrn Gay-Lussac, | 
| Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. LVII., S. 441 | 
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                        LVII.
                        Bemerkungen über die Frage: Wie viel Alkohol reißt die Kohlensäure während der Gährung des Traubenmostes mit sich fort? Von
                           Herrn Gay-LussacDa in dieser
                                 Abhandlung auch Manches fuͤr unsere Brauer Beherzigungswerthe vorkommt,
                                 so glaubten wir dieselbe fuͤr Bierlaͤnder so sehr wie fuͤr
                                 Weinlaͤnder einer Uebersezung werth. A. d. R.,
                        Aus den Annales de Chimie. Dezember 1821. S. 380.
                        Gay-Lussac über Entweichung des Alkohols bei der Traubenmost-Gährung.
                        
                     
                        
                           Es scheint, daß man schoͤn vor vielen Jahren bemerkte,
                              daß die Gas-Arten, welche sich waͤhrend der Gaͤhrung des
                              Traubenmostes entwikeln, auch geistige Theile mit sich fortreißen. Wirklich sind es
                              schon mehr dann 60 Jahre, daß Goyon de la Plombarie (im Journal économiqeu Novembre 1757), um die geistigen Bestandtheile
                              im Weine zuruͤkzuhalten, vorschlug die in Gaͤhrung stehende Kufe mir
                              einem hoͤlzernen Kegel zu bedeken, der sich in einen Hut endigte, welcher den
                              damals gebraͤuchlichen Helmen aͤhnlich war. Man hat indessen Goyon's
                              Apparat nicht angenommen, vielleicht weil er zu unvollkommen gewesen ist, und zu
                              wenig geleistet hat; und man faͤhrt fort, die Kohlensaͤure aus der
                              gaͤhrenden Kufe frei entweichen zu lassen, ohne dieselbe von den geistigen
                              Theilen zu befreien, die sie ganz gewiß mit sich fortreißt.
                           Seit zwei, drei Jahren spricht man viel von einem Apparats der Mademoiselle Gervais, worauf sie sich auch ein Patent ertheilen ließ,
                              und von welchem ihr Bruder, Hr. Gervais, Wunder
                              erzaͤhlt, obschon dieser Apparat noch eben so unvollkommen ist, als jener des
                              alten Goyon. Nach Hrn. Gervais
                              erhaͤlt man durch diesen Apparat um 10–15 v. H. mehr Wein, und dieser
                              Wein hat mehr Wohlgeruch, mehr Farbe und mehr Staͤrke als jener, den man nach
                              der gewoͤhnlichen Verfahrungsweise bereitet. Man hat eine Menge Attestate
                              beigebracht, und Hr. Gervais, aufgemuntert durch einen so
                              gluͤklichen Erfolg, versichert uns, daß er in dem Weine des Hrn. Lacroix
                              „(der gleichfalls ein Zeugniß ausstellte) 12 p. C. mehr Geist gefunden
                                 hat, obschon bei diesem Wein einige Verrauchung Statt hatte, und er ist gewiß,
                                 daß der in einem Fuder gemachte Wein des Hrn. Girard, Maire zu Fabrégues,
                                 „(welcher gleichfalls ein Zeugniß ausstellte)“ und alle
                                 gehoͤrig bereiteten Weine noch mehr Geist erzeugen
                                 muͤßen.“
                           Und worin besteht dieser Apparat, der so große Vortheile gewaͤhrt? In einem
                              hoͤlzernen Dekel, den man mit Gyps oder Thon auf die Kufe auskittet, und in
                              dessen Mitte sich eine Oeffnung zur Aufnahme eines großen Hutes aus Eisenblech
                              befindet, der mit einem Kuͤhlgefaͤße umgeben ist. Oben aus diesem Hute
                              entspringen zwei große Roͤhren, die in ein mit Wasser oder
                              Weinspuͤlicht (vinasse) gefuͤlltes
                              Gefaͤß tauchen, und, damit keine Explosion geschaͤhe, ist eine dieser
                              Roͤhren mit einer Sicherheits-Klappe versehen.
                           Es waͤre leicht, wenn man diesen Apparat mit den Vortheilen vergleicht, die er
                              gewaͤhren soll, gegen leztere einige Zweifel zu erregen; ich
                              beschraͤnke mich hier nur auf die Bemerkung, daß der Apparat der Mad. Gervais, an welchem die Leitungsroͤhre des
                              kohlensauren Gases in Wasser taucht, und dessen Fugen alle nur mit Thone verstrichen
                              sind, welcher, wie einer der Attestanten selbst bemerkt, leicht, theils durch die
                              Wirkung der aͤußeren Luft, theils durch die Waͤrme der Gaͤhrung
                              reißt, kein Verdichtungs-Apparat ist, oder wenigstens die Eigenschaften desselben nur
                              in einem sehr schwachen Grade besizt, so daß er, besser vorgerichtet, eine noch weit
                              vortheilhaftere Wirkung hervorbringen koͤnnte. Es ist zu bedauern, daß die
                              Berathungs-Kammer (chambre consultative) des
                              Departement de l'Hérault, welche an den Vortheilen, die der Apparat der Mad.
                              Gervais gewaͤhrt, gar nicht zu zweifeln scheint, ihre Meinung uͤber
                              einen so wichtigen Gegenstand auf einem „Man sagt“ beruhen
                              lassen konnte, und daß sie nicht in ihrer Gegenwart genaue Versuche anstellen ließ.
                              Anderswo, außer zu Montpellier, so etwas fordern, hieße vielleicht zu viel fordern;
                              in einer Stadt hingegen, wo noch Berthollets Schuͤler leben, haͤtte
                              dieß sehr leicht geschehen koͤnnen.
                           Da wir, um die Frage zu loͤsen, die wir hier vorgelegt haben, uns nicht des
                              Vortheiles erfreuen konnten, bei einem Versuche im Großen gegenwaͤrtig
                              gewesen zu seyn, oder den, selben zu leiten, so muͤßen wir uns bloß mit der
                              Theorie behelfen, um die unendlichen Vortheile, welche man einem unserer Ansicht
                              nach hoͤchst unvollkommenen Apparate zuschreibt, auf ihren wahren Werth
                              zuruͤk zu fuͤhren. Es hat zwar Hr. Delaveau, ein sehr unterrichteter
                              Guͤterbesizer zu Bordeaux, bereits die Unwahrscheinlichkeit der Resultate,
                              die man demselben zuschreibt, in einer kleinen Schrift dargethan, die man mit vielem
                              Interesse liest; es scheint mir aber, daß er den Verlust an geistigen Theilen, der
                              durch die Entwikelung des kohlensauren Gases aus der Kufe waͤhrend der
                              Gaͤhrung entsteht, viel zu gering anschlaͤgt. Auf alle Faͤlle
                              ist es nicht ganz unnuͤz in einer Frage, die fuͤr die Theorie
                              zugaͤngig ist, den Ausspruch derselben zu vernehmen.
                           Ich nehme als Basis an, daß die Weine des mittaͤgigen Frankreichs, im
                              mittleren Durchschnitte, 1/8 ihres Gewichtes absoluten Alkohol, oder
                              ungefaͤhr 0,27 Franzbrantwein liefern; daß das mittlere Maximum der Hize,
                              welche sich in einer in
                              Gaͤhrung stehenden Kufe entwikelt, 30° am hundertgraͤdigen
                              Thermometer ist, wenn die Temperatur der sie umgebenden Luft gleich 15 ist. Ich
                              nehme endlich noch an, daß 100 Theile Zuker durch Weingaͤhrung 51,34
                              absoluten Alkohol geben, und 48,66 Kohlensaͤure. Hieraus schließe ich
                              Folgendes:
                           Die waͤhrend der Gaͤhrung entwikelte Hize steht im Verhaͤltnisse
                              mit der Menge des gebildeten Alkohols, und man kann annehmen, daß, statt daß
                              dieselbe sich immer nach und nach von 15° bis auf 30° vermehrt, sie
                              vom Anfange der Gaͤhrung bis zu dem Ende derselben auf 22°,5, der
                              mittleren Proportionale zwischen 15 und 30°, stehen bleibt.
                           Im Anfange der Gaͤhrung, wo die Fluͤßigkeit nur noch wenig Alkohol
                              enthaͤlt, reißt das kohlensaure Gas, welches sich jezt entwikelt, nur Wasser
                              mit sich fort, und jemehr die Fluͤßigkeit in der Folge Alkohol
                              enthaͤlt, desto mehr nimmt dieses Gas von demselben mit sich. Man kann noch,
                              ohne merklichen Fehler, annehmen, daß die Kohlensaͤure, von dem Augenblike
                              an, wo sie anfaͤngt sich zu entwikeln, in der Fluͤßigkeit die
                              Haͤlfte jenes Alkoholes findet, welcher sich spaͤter in derselben
                              erzeugen muß.
                           Die Frage laͤßt sich demnach so ausdruͤken: Wieviel nimmt alle
                              waͤhrend der Gaͤhrung erzeugte Kohlensaͤure absoluten Alkohol
                              oder Franzbrantwein mit sich fort, wenn sie sich aus einer Fluͤßigkeit
                              entwikelt, welche aus 15 Theilen Wassers, und 1 Theile absoluten Alkohols, unter
                              einer Temperatur von 22°,5, besteht, und wieviel laͤßt sie davon
                              fahren, wenn sie von dieser Temperatur zu jener von 15°, jener des Wassers in
                              den Brunnen des mittaͤgigen Frankreichs, uͤbergeht?
                           Um diese so gestellte Frage aufzuloͤsen, muͤßte man die Spannung des
                              moͤglich reinsten Alkohol-Dampfes kennen, den man durch Destillation
                              einer Fluͤßigkeit, die aus 15 Theilen Wassers, und 1 Theile absoluten Alkoholes besteht,
                              erhalten kann.
                           Ich sezte eine solche Fluͤßigkeit durch Mischung zusammen, unterwarf sie der
                              Destillation, und erhielt 10 Theile, deren jeder dem 50sten Theile der
                              Fluͤßigkeit gleich war. Ich untersuchte die Dichtigkeit eines jeden dieser
                              Theile, und schloß daraus auf seine Bestandtheile an Wasser und an Alkohol. Der
                              zuerst durch Destillation bei 93°,5, seinem Siedepunkte, erhaltene Theil
                              bestand, dem Raume nach, aus 60 Theilen absoluten Alkohol, und aus 40 Theilen
                              Wassers. Die folgenden Theile hatten jeder, nach und nach, 6 Theile Alkohol
                              verloren, und ich schloß daraus, daß der Weingeist, der sich im Anfange der
                              Destillation der Fluͤßigkeit entwikelt haben wuͤrde, wenn seine Menge
                              unbestimmt gewesen waͤre, aus 66 Theilen absoluten Alkoholes, und 34 Theilen
                              Wassers bestanden haben wuͤrde.
                           Dieß ist auch so ziemlich der Fall mit jener alkoholischen Fluͤßigkeit, die
                              bei einer mittleren Temperatur von 22°5 fortgerissen werden muß. Die Spannung
                              ihres Dampfes bei dieser Temperatur, und bei jener von 15°, waͤhrend
                              sie in Beruͤhrung mit der Fluͤßigkeit ist, die sie erzeugte, ergibt
                              sich, ohne merklichen Fehler, wenn man annimmt, daß sie jener des Wassers zwischen
                              dem 93°,5 und dem 100°, den Siedepunkten dieser beiden
                              Fluͤßigkeiten gleich ist. Man muß aber auch noch seine Dichtigkeit
                              kennen.
                           Um diese zu finden, gieng ich von einer Thatsache aus, die ich schon vor Jahren
                              beobachtet hatte, naͤmlich: daß die Dichtigkeit eines, von einer aus Wasser
                              und Alkohol bestehenden Fluͤßigkeit erzeugten, Dampfes gleich ist der
                              mittleren Dichtigkeit der Daͤmpfe einer jeden dieser beiden
                              Fluͤßigkeiten, gerade so, als ob diese nicht auf einander gewirkt
                              haͤtten. Ich fand also diese Dichtigkeit, verglichen mit jener der Luft =
                              1,0482.
                           
                           Nehmen wir nun an, daß 100 Gramme Zuker durch Gaͤhrung zersezt werden sollen;
                              so hat man, dem Gewichte nach, als Produkt:
                           51,34 absoluten Alkohol,
                           48,66 Kohlensaͤure.
                           Die lezte Zahl, bei einer Temperatur von 22°5, und bei einem Druke von om, 76, in Litres
                              verwandelt, gibt 26 Litr., 85. Durch Vermengung mit dem Alkohol-Dampfe,
                              dessen Spannung bei 22°5 aber 29 Millimeter betraͤgt, wird der
                              koͤrperliche Inhalt 27 Litr., 915, und, der Unterschied zwischen diesen
                              beiden Volumen = 1 Litr, 065, gibt den Umfang oder den koͤrperlichen Inhalt
                              der ganzen Menge von Alkohol-Daͤmpfen, welche durch die
                              Kohlensaͤure fortgerissen werden: ihr Gewicht ist 1 Gran, 331.
                           Durch aͤhnliche Rechnung findet man das Volumen der Kohlensaͤure
                              allein, bei einer Temperatur von 15°, zu 26 L. 153; und, nachdem sie sich mit
                              den Alkohol-Daͤmpfen gemengt hat, deren Spannung nur mehr 12 Mil., 8
                              ist, wird es 26 Lit., 601. Die Differenz dieser beiden Volumen, 0 Lit., 448, gibt
                              das Volumen des Alkohol Dampfes, welcher von der Kohlensaͤure bei einer
                              Temperatur von 15° aufgenommen wird; sein Gewicht ist 0 Gr., 575. Da nun die
                              Menge Weingeistes, die man aufsammeln kann, gleich ist derjenigen, welche die
                              Kohlensaͤure aus der Kufe bei 22,°5 mit sich fortnimmt weniger
                              derjenigen, welche sie bei 15° enthaͤlt, so erhaͤlt man
                              fuͤr die Menge desselben 1 Gr. 331 – 0,575 = 0 Gr. 756.
                           Da nun 0 Gr. 756 dieses Weingeistes 0,66 absoluten Alkohol enthaͤlt, welcher
                              beinahe 1 G. 1 Franzbrantwein gleichkommt, und da der Wein, welcher dieses Produkt
                              lieferte, aus 1 Theile absoluten Alkoholes, und 7 Theilen Wassers gebildet
                              angenommen wird, und man 51,34 Alkohol genommen hat, so folgt, daß 51,34 × 8
                              = 410 Gr. 7 Wein diesen
                              1 Gr. 1 Franzbrantwein geliefert haben; d.h. also, daß man waͤhrend der
                              Gaͤhrung unter den angenommenen Umstaͤnden 1/400 Wein als
                              Franzbrantwein, oder 1/1000 Franzbrantwein erhalten muͤßte, wenn dieß ohne
                              allen Verlust geschehen koͤnnte.
                           Obschon uͤbrigens die Voraussezungen, die wir angenommen haben, nicht nach
                              aller Strenge genau sind, so kann doch das Resultat, welches wir so eben erhielten,
                              nicht sehr von der Wahrheit entfernt seyn. Wenn wir dasselbe aber auch um die
                              Haͤlfte groͤßer, zu 1/200, annehmen wuͤrden, so ist dadurch
                              doch noch immer die Unwahrscheinlichkeit der Angaben der Mad. Gervais erwiesen. Uebrigens muß man bemerken, daß derselbe Wein mehr oder
                              weniger von diesem Produkte liefern muß, je nachdem die Temperatur in den
                              Gaͤhrungskufen gegen jene der sie umgebenden Luft mehr oder minder
                              verschieden ist. Wenn diese Temperatur geringer als diejenige ist, die wir
                              angenommen haben, geringer als 15°, so ist der Verlust an geistigen
                              Daͤmpfen noch geringer, im Gegentheile aber groͤßer, wenn die
                              Temperatur uͤber 15° steigt. Da nun aber die durch die Gaͤhrung
                              erzeugte Waͤrme in großen Kufen groͤßer ist, als in kleineren, so kann
                              man bloß dadurch, daß man den Kufen eine mittlere Groͤße gibt, den Verlust an
                              Weingeist, welchen die Entwikelung der Kohlensaͤure verursacht, vermindern,
                              ohne dadurch dem Gaͤhrungsprocesse selbst zu schaden.
                           Wenn man uͤbrigens seinen Vortheil dabei finden koͤnnte, das Wenige,
                              welches die Kohlensaͤure aus den Kufen waͤhrend der Gaͤhrung
                              mit sich fortreißt, zu sammeln, so waͤre der Apparat der Mad. Gervais nicht der geeignet'ste zu diesem Zweke. Man
                              brauchte, als Verdichter, bloß zwei cylindrische Roͤhren von 4–5 Meter
                              in der Laͤnge, die auf derselben Achse in einer Entfernung von 2–3
                              Centimeter von einander stuͤnden. Die innere Roͤhre, durch welche das
                              kohlensaure Gas
                              abziehen soll, muͤßte ungefaͤhr 20 Centimeter im Durchmesser haben;
                              sie muͤßte an der Gaͤhrungs-Kufe etwas unter dem Rande
                              derselben angekittet, und an beiden Enden um einige Centimeter laͤnger seyn,
                              als die aͤußere Roͤhre. Der zwischen beiden Roͤhren enthaltene
                              Raum wird mit kaltem Wasser ausgefuͤllt, welches so oft erneuert werden muß,
                              als es sich erwaͤrmt. Je nachdem man diesem Apparate mehr oder weniger
                              Neigung gibt, kann man das Produkt der Verdichtung entweder aufsammeln, oder in die
                              Kufe zuruͤkfallen lassen. Das kalte Wasser wird in ununterbrochenem Faden aus
                              einer senkrechten Roͤhre zugegossen, welche an dem untersten Ende der
                              aͤußeren Roͤhre angeloͤthet ist, und sich etwas uͤber
                              das Niveau des anderen Endes erhebt, aus welchem, gleichfalls in ununterbrochenem
                              Faden, das erhizte Wasser abfließt. Ein Thermometer kann zur Regulierung der
                              Erneuerung des Wassers dienen; denn das kohlensaure Gas sollte bei seinem Austritte
                              aus dem Apparate keine hoͤhere Temperatur, als jene des
                              Verdichtungs-Wassers, besizen, dessen Temperatur so niedrig, als
                              moͤglich, seyn muß. Die Kufe muͤßte mit einem Dekel versehen seyn, der
                              an seinem Rande aufgekittet ist, und es ist nicht noͤthig, das Ende des
                              Apparates in irgend eine Fluͤßigkeit zu tauchen, wenn die Kufe nicht von dem
                              Dekel genau geschlossen wird. Hr. Gervais glaubt, nach
                              einer sehr falschen Idee, die er von der Gaͤhrung hat, daß man die
                              Kohlensaͤure zwingen maͤße, in der Kufe zu bleiben, und dieß hat ihn
                              verfuͤhrt, die Roͤhre, durch welche das Gas entweicht, in Wasser
                              tauchen zu lassen. Er glaubte noch uͤberdieß, um das Verdienst dieses
                              Apparates in seiner ganzen Groͤße zu zeigen, eine Theorie der Gaͤhrung
                              uns mittheilen zu muͤßen, hat aber seinen Zwek sehr schlecht
                              erfuͤllt.
                           Am Schluͤsse dieser Beobachtungen wollen wir noch bemerken, daß es
                              vortheilhaft ist, die in Gaͤhrung stehenden Kufen zu bedeken, um den Wein
                              gegen den Zutritt der Luft zu schuͤzen. Dieses Verfahren wird in mehreren
                              Gegenden des suͤdlichen Frankreichs befolgt, wo die Gaͤhrung in Fudern
                              geschieht, und Rozier hat es schon vor langer Zeit empfohlen. So lang das
                              kohlensaure Gas sich in großer Menge entwikelt, ist dasselbe nicht durchaus
                              unerlaͤßlich, indem sich, wegen der großen Dichtigkeit desselben, eine
                              Schichte zwischen der Luft und der Fluͤßigkeit bildet; wenn aber die
                              Gaͤhrung sich ihrem Ende naͤhert, und beinahe keine
                              Kohlensaͤure sich mehr entwikelt, dann waͤre es moͤglich, daß
                              durch Vermengung dieses Gases mit der Luft, welche um so schneller geschieht, als
                              der Unterschied zwischen der Temperatur der Kufe und jener der Luft groͤßer
                              ist, und die Luft selbst mehr bewegt wird, die Schichte von Kohlensaͤure
                              uͤber der Fluͤßigkeit nicht mehr dicht genug waͤre, um den Wein
                              vor dem Sauerwerden zu sichern.
                           Noch muͤßen wir eine Bemerkung uͤber das Ende der Gaͤhrung hier
                              mittheilen. Dieses sonderbare Phaͤnomen ist staͤts von Entwikelung der
                              Waͤrme und des kohlensauren Gases begleitet: Verminderung dieser Entwikelung
                              verkuͤndet das Ende der Gaͤhrung. Wenn man also genau den Gang der
                              Temperatur der Kufe im Vergleiche mit der atmosphaͤrischen Luft verfolgt,
                              koͤnnte man das Ende der Gaͤhrung oder vielmehr den Augenblik
                              erkennen, wo man abziehen muß. Vielleicht waͤre es aber noch leichter sich zu
                              uͤberzeugen, wann die Entwikelung des kohlensauren Gases aufhoͤrt,
                              oder wenigstens sehr schwach geworden ist. Es waͤre in dieser Hinsicht genug,
                              wenn man 8 oder 10 Centimeter unter dem Rande der Kufe eine Roͤhre von
                              3–4 Centimeter im Durchmesser anbraͤchte, die sich beim Austritte aus
                              der Kufe umbeugt, und auf einige Decimeter parallel mit ihren Waͤnden
                              herabsteigt. Es wuͤrde auf diese Weise, waͤhrend der ganzen Dauer der
                              Gaͤhrung, kohlensaures Gas durch dieselbe ausstroͤmen, und man
                              koͤnnte den
                              Augenblik finden, wo sie sich ihrem Ende naht, wenn man in groͤßerer oder
                              geringerer Entfernung eine angezuͤndete Kerze unter der Oeffnung derselben
                              hin hielte.
                           Vielleicht waͤre es noch besser, einen Cylinder oder eine Gloke von Eisenblech
                              von 1–2 Decimeter im Durchmesser, und von 5–10 Decimeter in der
                              Laͤnge anzuwenden, der sich in eine viel schmaͤlere, an der Spize
                              heberfoͤrmig umgekruͤmmte, Roͤhre endete, um die
                              Kohlensaͤure, die sich in dem Cylinder anhaͤufte, entweichen zu
                              lassen. Dieser Apparat wuͤrde, gegen die Wand der Kufe, in die
                              Fluͤßigkeit tauchen, und das Ende der Roͤhre wuͤrde einige
                              Centimeter tief in eine Wasserschichte sich einsenken, welche sich außen an der Wand
                              der Kufe befindet. Dieser Cylinder wuͤrde als Recipient fuͤr die
                              Blasen von Kohlensaͤure dienen, welche sich unter seiner Oeffnung oder in
                              seinem Inneren bilden, und diese wuͤrden dann durch die Roͤhre, und
                              durch das Wasser entweichen, sobald der Druk, welcher durch die Hebung des Mostes
                              mittelst der Kohlensaͤure entsteht, groͤßer ist, als jener der
                              Schickte Wassers, in welche die Roͤhre taucht. Sobald weniger Blasen von
                              kohlensaurem Gase aufsteigen, nahet sich die Gaͤhrung ihrem Ende. Dieser
                              Apparat ist sehr einfach, und die einzige Vorsicht, die man noͤthig
                              haͤtte, waͤre, dafuͤr zu sorgen, daß die Roͤhre sich
                              nicht mit Baͤlgen der Trauben verstopft, was durch ein Gitter an ihrem oberen
                              Ende, und durch einige Loͤcher an ihrem unteren leicht vermieden werden
                              koͤnnte.