| Titel: | Die Cambridger Studenten-Lampe. Von Herrn Thom. Gill. | 
| Fundstelle: | Band 9, Jahrgang 1822, Nr. V., S. 67 | 
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                        V.
                        Die Cambridger Studenten-Lampe. Von Herrn Thom. Gill.
                        In dessen technical Repository. August 1822. S. 102.
                        Mit Abbildungen auf Tab. II.
                        Gill's Beschreibung der Cambridger Studenten-Lampe.
                        
                     
                        
                           Diese Lampe erfand der seel. Dechant von Carlisle und
                              Praͤsident des Collegiums der Koͤniginn zu Cambridge, Professor der
                              Mathematik in der Lucasischen Stiftung, Hr. Isaak Milner,
                              und Hr. Gill findet dieselbe nach vieljaͤhriger Erfahrung sehr bequem und
                              oͤkonomisch.
                           Tab. II. Fig. 8
                              zeigt dieselbe im Perspektive von Vorne, und Fig. 9 von der Seite: in
                              beiden ist sie um 2/3 kleiner als in ihrer natuͤrlichen Groͤße
                              dargestellt. Fig.
                                 10 ist ein Grundriß, und Fig. 11 ein Aufriß des
                              Koͤrpers der Lampe in halber natuͤrlicher Groͤße, um die Theile
                              deutlicher zu zeigen. Nach eben diesem Maßstabe ist auch in Fig. 12 und 13 der
                              Dochthaͤlter von Vorne und von der Seite gezeichnet. A ist in allen diesen Figuren der Koͤrper der Lampe, eine flache
                              kreisfoͤrmige Buͤchse aus verzinntem und lakirten Eisenbleche zur
                              Aufnahme des Oeles, 4 Zoll im Durchmesser, und 1 Zoll tief, mit einem
                              kreisfoͤrmigen Ausschnitte B. In diesem ist der
                              Brenner C befestigt, wie Fig. 10 zeigt. Mitten
                              durch den Koͤrper A laͤuft eine
                              Roͤhre von Messing, deren beide Enden zweimal quer durchgesaͤgt sind,
                              so daß dadurch vier Ausschnitte entstehen, welche, etwas einwaͤrts gebogen,
                              als eben so viele Federn wirken.
                           An der dem Kreis-Ausschnitte B gegenuͤber
                              stehenden Gelte ist ein Loch E angebracht, auf welches
                              eine kurze Roͤhre aufgeloͤthet ist, die von einem Dekel oder von einer Kappe geschlossen
                              wird, welche oben eine Oeffnung hat.
                           Die Feder-Roͤhre D laͤßt sich an dem
                              walzenfoͤrmigen Stamme F auf und nieder schieben,
                              der aus einem diken starken Eisen-Drahte besteht, dessen unteres Ende fest in
                              das Fußgestell aus Gußeisen G eingenietet ist. Der Boden
                              dieses Gestelles hat 3 Ausschnitte an seinem Umfangt, durch welche eben so viele
                              Fuͤße entstehen (wie Fig. 14 zeigt), damit er
                              desto fester stehen kann. Ein messingener Ring H ist
                              oben angeschraubt, und ein Hut oder Schirm (in Fig. 8 von Vorne, in Fig. 9 von der
                              Seite, und in Fig.
                                 15 im Grundrisse dargestellt) laͤßt sich daran mittelst einer
                              Feder-Roͤhre auf und nieder schieben, die so wie die Roͤhre D vorgerichtet ist. Ein Traͤger aus Draht, oben
                              mit einem Ringe, unten mit einem, Haken J, zur Aufnahme
                              des glaͤsernen Rauchfanges K, vollendet die
                              Lampe, die, wie man hieraus ersieht, sehr einfach ist.
                           Diese Einfachheit fodert aber Genauigkeit bei der Verfertigung: wir maͤßen
                              daher auf einige Umstaͤndlichkeiten bei derselben besonders aufmerksam
                              machen.
                           Der Koͤrper A besteht aus einem Streifen oder
                              einem Hinge von verzinntem Eisenbleche, der in die, in Fig. 9 dargestellt, Form
                              gebogen und bei E zusammengeloͤthet ist. Vor dem
                              Loͤthen muß jedoch der Brenner C an seinem Plaze
                              befestigt werden. Dieser Brenner besteht aus einem Stuͤke verzinnten
                              Eisenbleche von der in Fig. 16 angezeigten Form:
                              die Kanten der vier Vertiefungen um denselben werden unter rechten Winkeln
                              aufgebogen, und dann beide Seiten bei den zwei punktirten Linien quer gebogen, so
                              daß, wenn sie aneinander gebracht und geloͤthet werden, sie eine flache
                              Roͤhre mit einem langen Schnabel und zwei Seiten-Arme mit Oeffnungen
                              an denselben bilden. Zur Aufnahme dieser Arme muͤßen sodann Loͤcher in
                              dem Ringe angebracht, und erstere in diese fest eingeloͤthet werden, wobei wohl zu beachten
                              kommt, daß die Oeffnungen immer eben und offen bleiben muͤßen. Das obere Ende
                              des Brenners muß etwas nach Vorwaͤrts stehen, wie Fig. 11 zeigt. Nun wird
                              der flache Boden und die obere Seite des Koͤrpers A auf den Ring aufgeloͤthet, in dem man diesen zuerst auf dem Boden
                              aufsezt, und innenwendig mit Schlagloch verrannt: nachdem man den Boden nach dem
                              Ringe zugefeilt hat, wird der Ring auf die obere Flaͤche gelegt, und von
                              Außen mit Schlagloch verrannt.
                           Die Spize des Brenners C darf nur um 1/8 Zoll
                              uͤber die obere Flaͤche des Koͤrpers der Lampe A empor steigen. Der Docht-Haͤlter L in Fig. 12 und 13 ist eine
                              flache Roͤhre aus einem Stuͤke verzinnten Eisenblech das nach der
                              dargestellten Form gebogen, und laͤngs den Kanten zusammengeloͤthet
                              ist. An der Vorderseite desselben befinden sich zwei Einschnitte, um den Docht
                              mittelst einer gewoͤhnlichen Nadel in die Hoͤhe zu ziehen: unten muß
                              er auch zwei Federn erhalten, die dadurch gebildet werden, daß man das Metall in der
                              angezeigten Form schneidet, und dann auswaͤrts beugt, so daß diese
                              Stuͤke auf die innere Seite des Brenners C
                              wirken, und den Docht in der gehoͤrigen Hoͤhe tragen. Zwei aufrechte
                              Ringe werden mitten in dem kreisfoͤrmigen Ausschnitte, bei J, angeloͤthet, um die Draͤhte der Haken
                              und des Ringes aufzunehmen, welche den glaͤsernen Rauchfang, wie bei den
                              Argand'schen Lampen, in gewoͤhnlicher Hoͤhe er halten.
                           Der kegelfoͤrmige Hut weicht, in Hinsicht seiner Form, gar sehr von den
                              gewoͤhnlichen Huͤten ab: er ist nur ein Theil eines Kegels, und dieser
                              ist weit vorgeschoben, wodurch das licht ganz dicht an der Basis der Lampe
                              niedergeworfen wird.
                           Die beßten Dochte fuͤr diese Lampen sind jene aus gewoͤhnlichem
                              Dochtgarne, das leicht zu einem Docht-Baͤndchen gewoben wird, dergleichen man an
                              den Straßen-Lampen hat.
                           Solche Docht-Baͤndchen sind weit besser als jene, die aus dickt
                              gesponnener Baumwolle dicht gewoben werden, weil sie auf diese Weise das Oel
                              leichter einsaugen und in die Hoͤhe ziehen. Sie muͤßen noch
                              uͤberdieß aͤußerlich gewichst werden, was mittelst einer Wachskerze
                              geschieht, die man an dem einen Ende Ueber der Flamme einer Kerze erwaͤrmt,
                              und dann mit dem erweichten Theile auf beiden Seiten des Dochtes reibt. HieraufHieranf muͤßen sie Ueber ein rundes, glattes, heißes Eisen, z.B. Ueber den
                              Stiel eines Schuͤrhakens, langsam hin und hergezogen werden, damit das Wachs
                              sich mehr gleichfoͤrmig in denselben verbreiten kann, und sie eben und gerade
                              werden. Man schneidet sie hierauf in 1 3/4 Zoll lange Stuͤke, stuzt sie an
                              den vier Eken ab, damit sie leichter in den Dochthaͤlter eingezogen werden
                              koͤnnen, und an den Eken sich nicht verkohlen. Ein solches Stuͤk Docht
                              reicht in den lang Winter-Abenden fuͤr eine Woche hin; dann muß aber
                              ein neuer Docht eingezogen werden, in dem er sich sonst so voll Oel ansaugen
                              wuͤrde, daß er nicht mehr zoͤge, vorzuͤglich wenn man gemeines
                              Fischoͤl (Wallfisch-Thran, whale-oil) um 2 Shillings und 6 Pence das Gallon brennt, das
                              fuͤr diese Lampen gut genug ist, und ohne Rauch und Geruch brennt.
                           Die einzige Muͤhe, die man bei dieser Lampe hat, ist, daß sie jeden Morgen mit
                              Oel gefuͤllt werden muß. Man gießt nicht mehr davon in den Koͤrper
                              derselben, als bis es gerade den Grund der Roͤhre E beruͤhrt, aber nicht in derselben aufsteigt, denn sonst
                              koͤnnte dasselbe bei dem Brenner uͤberlaufen. Hierauf wird der Docht
                              oben gleich hoch mit dem Dochthaͤlter abgeschnitten, und mit der Spize der
                              Schere ungefaͤhr 3/10 Zoll in die Hoͤhe gezogen, und an jeder Eke
                              abgestuzt. So wird die Lampe 10–12 Stunden lang brennen, ohne daß man noͤthig
                              haͤtte, sie auch nur anzuruͤhren, und ein gleichfoͤrmiges und
                              angenehmes Licht gewaͤhren, das zum Lesen und Schreiben vollkommen
                              hinreichend ist. Sie brennt so wohlfeil und ist so bequem, daß ich, sagt Hr. Gill, mich dieser Lampe um keinen Preis entschlagen
                              moͤchte. Das Heuere Spermacet-Oel, das die Lampenmacher so sehr
                              empfehlen, ist durchaus nicht noͤthig.
                           Die Luft, die zum Brennen so sehr noͤthig ist, hat hier, wie man sieht,
                              vollkommen freien Zutritt; es ist nicht einmal ein Gefaͤß zur Aufnahme des
                              allenfalls uͤberlaufenden Oeles, wie bei anderen Lampen, angebracht, wodurch
                              die Luft so sehr abgehalten wird. Ein solches Gefaͤß ist hier ganz
                              uͤberfluͤßig, in dem die Anziehungskraft der Haarroͤhrchen
                              zwischen den Seiten des Brenners C und des
                              Dochtshaͤlters L hinreichend ist, um alles
                              uͤberlaufen zu verhindern, sobald die Lampe nicht mehr, als oben angegeben
                              wurde, gefuͤllt ist. Auch das Oel befindet sich in der vortheilhaftesten Lage
                              zur Verbrennung: man muß sehr acht geben, daß das obere Ende des Brenners C nicht mehr als 1/8 Zoll uͤber den
                              Koͤrper der Lampe A emporsteigt; denn eine von
                              Hrn. Gill gekaufte, urspruͤnglich fuͤr
                              Spermacet-Oel bestimmte, Lampe wollte bei gemeinem Fischoͤle so lang
                              nicht brennen, bis die Spize des Brenners bis auf die oben angegebene Hoͤhe
                              abgeschnitten wurde, wo sie dann ihre Dienste sehr gut leistete, und jezt schon zwei
                              Jahre lang dient, ohne daß sie sich verlegte, und noͤthig hatte, gepuzt zu
                              werden.
                           Ungluͤkseliger Weise hat eine sehr angesehene Lampen-Fabrik in London
                              sich es herausgenommen, einiges an dem Baue dieser Lampe aͤndern zu wollen,
                              und dieselbe dadurch nur in Mißkredit bei dem Publikum gebracht. Eine dieser
                              Veraͤnderungen bestand darin, daß man statt des Brenners C eine 3 Zoll lange aufrecht stehende Roͤhre
                              nahm, und das Oel mittelst einer horizontalen Roͤhre, die aus der Mitte des
                              kreisfoͤrmigen Einschnittes B hervorsprang, und
                              ruͤkwaͤrts in dem Brenner sich einsenkte, zuleitete. Dadurch glaubte
                              man die Lampe in den Stand zu sezen, einen Docht zu fassen, der lang genug
                              waͤre, um ein paar Monate zu brennen, ohne daß derselbe ausgewechselt werden
                              duͤrfte. Allem der Docht verlegte sich mit Oel, und das Oel konnte nicht mehr
                              frei zu demselben aufsteigen; es konnte nicht mehr von allen Seiten
                              gleichfoͤrmig in den Brenner zustießen, und die Lampe konnte,
                              noͤthigen Falles, nicht mehr mit einem Federbarte an der Muͤndung des
                              Brenners, und nach allen Seiten hin in ihrem Koͤrper gereinigt werden. Hr.
                              Gill hofft, daß Niemand es mehr wagen wird, an dieser
                              nun so genau beschriebenen Lampe eine Verbesserung anbringen zu wollen, und daß
                              dieselbe, so wie sie hier beschrieben wurde, bald so allgemein werden wird, als sie
                              es ihres großen Nuzens wegen zu seyn verdient. Er empfiehlt die von Hrn. Parkinson, Oxford-Street, dem Pantheon
                              gegenuͤber, und von Hrn. Deville, Exeterhouse am
                              Strande verfertigten Lampen, bei welchem lezteren man auch die dazu noͤthigen
                              Dochte erhaͤlt.
                           Ein neuer Docht muß zuerst an seiner Spize in Oel getaucht werden, in dem man ihn in
                              den in dem Brenner enthaltenen Dochthaͤlter einfuͤhrt, dann umkehrt,
                              und in die zum Gebrauche noͤthige Lage bringt. Man kann ihn, ohne den
                              glaͤsernen Rauchfang davon abzunehmen, sehr bequem anzuͤnden, und
                              Licht davon nehmen, wenn man sich in dieser Absicht der seinen duͤnnen
                              Wachskerzchen bedient, die man zu den im Oele schwimmenden franzoͤsischen
                              Nachtlichtchen gebraucht, und diese in Stuͤkchen von 5 Zoll Laͤnge
                              schneidet. Das Wachs tropft hier nicht, wie von den dikeren Wachs-Kerzchen
                              ab. Man hat jezt auch solche Wachskerzchen, deren Spizen oxigenirt sind, wie an den
                              Zuͤndkerzchen, und
                              die man nur in Schwefelsaͤure tauchen darf, um sie anzuzuͤnden.
                           Hr. Milner hat an seiner Lampe urspruͤnglich
                              Vorrichtungen angebracht, um den glaͤsernen Rauchfang vor- und
                              ruͤkwaͤrts und auf die Seite ruͤken, auch auf- und
                              abwaͤrts schieben zu koͤnnen, um denselben nach Belieben stellen, und
                              die Verbrennung des Oeles dadurch befoͤrdern zu koͤnnen. Allem, was
                              fuͤr einen Philosophen taugt, taugt nicht immer fuͤr die Welt, und so
                              ist der einfache hier angegebene Glashaͤlter eine wahre Verbesserung: wenn
                              man einmal die zwekmaͤßigste Lage des Rauchfanges gefunden hat, (was durch
                              einige Versuche, in dem man mehr oder minder dike Stuͤkchen Holz in den Haken
                              legt, auf welchem der Rauchfang ruht, wodurch derselbe so lang hoͤher oder
                              tiefer gestellt wird, bis er die zwekmaͤßigste Wirkung auf die Flamme
                              aͤußert, leicht herausgebracht werden kann), so kann ja dieselbe leicht
                              unverruͤkt erhalten werden.
                           Eine weit staͤrkere, vortreffliche Lampe kann, nach eben diesem Grundsaze, mit
                              zwei Brennern gemacht werden, wenn, man den Koͤrper der Lampe A nach jeder Seite hin verlaͤngert, und demselben
                              eine ovale Form gibt, damit er mehr Oel fassen kann, und an der
                              gegenuͤberstehenden Seite des kreisfoͤrmigen Ausschnittes einen
                              aͤhnlichen Ausschnitt anbringt, der eben so ausgestattet wird. Dann muß aber
                              die Fuͤllungs-Roͤhre E an eine oder
                              die andere Seite kommen, um bequem nachfuͤllen zu koͤnnen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
