| Titel: | Neue Methode, Schleussen-Thore und Schützen oder Fallbretter (sogenannte Fludern) einzuhängen. Von W. Marat, A. M. | 
| Fundstelle: | Band 9, Jahrgang 1822, Nr. XIV., S. 160 | 
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                        XIV.
                        Neue Methode, Schleussen-Thore und Schützen oder Fallbretter (sogenannte Fludern) einzuhängen. Von W. Marat, A. M.
                        Aus den Annals of Philosophy. Nr. 17. Mai 1822. S. 356.
                        Marat's über Schleussen, Thore und Schüzen.
                        
                     
                        
                           Die gewoͤhnliche Methode, Thore oder Bretter, wodurch
                              das Wasser bei Schleusten, Daͤmmen etc. entweder aufgedaͤmmt oder
                              abgelassen wird, einzuhaͤngen, besteht darin, daß sie entweder wie
                              gewoͤhnliche Thuͤren, angebracht und geoͤffnet werden, oder daß
                              man sie mittelst Maschinen aufzieht und nieder laͤßt: in beiden
                              Faͤllen geschieht das, was zu geschehen hat, oft nur sehr langweilig und sehr
                              muͤhsam. Folgende Methode, die so viel ich weiß, neu ist, und noch nirgendwo angewendet
                              wurde, scheint mir in vielen Faͤllen vor den bisherigen Methoden den Vorzug
                              zu verdienen.
                           Ein rechtwinkeliges Thor passe genau in den Ort, fuͤr welchen es bestimmt ist,
                              und werde durch quer uͤber dasselbe laufende starke Zapfen, welche sich in
                              Loͤchern drehen, die in den zu beiden Seiten stehenden Pfosten angebracht
                              sind, oder in einem eigenen, zu diesem Zweke aufgestellten hoͤlzernen
                              Geruͤste, oder endlich in Loͤchern, die in dem Gemaͤuer selbst
                              angebracht sind, aufgehangen. Die gehoͤrige Lage der Zapfen an diesem Thore
                              wird auf folgende Weise bestimmt. Man ziehe zwei senkrechte Linien nach der ganzen
                              Laͤnge des Thores, und finde den Mittelpunkt des
                                 Drukes auf das Thor in der Lage, welche dasselbe im Wasser hat, d.h.
                              verhaͤltnißmaͤßig zur Tiefe, bis zu welcher dasselbe in das Wasser
                              eingesenkt wird; auf diese senkrechten Linien trage man die Entfernung des
                              Mittelpunktes des Drukes von dem oberen Ende auf, und ziehe eine Linie quer
                              uͤber das Thor durch die Mittelpunkte des Drukes, so wird man diese Linie die
                              Linie des Drukes nennen koͤnnen. Man bringe
                              nun die Achsen, oder die Mittelpunkts-Linien der Zapfen in die Richtung
                              dieser Linie, und das Schleusten-Thor wird sich auf diesen Zapfen drehen, und
                              das Wasser daͤmmen oder abstießen lassen, so wie es die Umstaͤnde
                              erfordern.
                           Wir muͤssen zuverdoͤrst hier bemerken, daß ein solches Thor sich mit
                              dem moͤglich kleinsten Aufwande von Kraft oͤffnen laͤßt; daß es
                              in jeder Lage bleibt, welche man demselben gibt; und daß folglich jede beliebige
                              Menge Wassers durch dasselbe abfließen kann. Es kann auch eben so mit der
                              groͤßten Leichtigkeit wieder geschlossen werden: denn, da der Druk des
                              Wassers uͤber und unter der Achse, um welche das Thor sich dreht, in allen
                              Lagen desselben gleich ist, so ist jede Kraft, durch welche, die bloße Reibung der
                              verschiedenen denen
                              Theile desselben uͤberwunden wird, hinlaͤnglich um das Thor zu
                              oͤffnen, oder zu schließen.
                           Diese Art, das Schleusten-Thor aufzuhaͤngen, ist vorzuͤglich in
                              jenen Faͤllen hoͤchst nuͤzlich und bequem, wo die Schleuste
                              leicht versandet wird: hier kostet es oͤfters viele Muͤhe und
                              Auslagen, die auf die gewoͤhnliche Weise eingehaͤngten
                              Schleusten-Thore zu oͤffnen; waͤhrend ein nach dieser neuen
                              Methode angebrachtes Schleusten-Thor sich leicht bis zu einer gewissen
                              Hoͤhe heben laͤßt, und, wenn dieß einmal geschehen ist, das Wasser,
                              welches sich nun selbst den Weg bahnt, den Sand mit sich forttreiben muß.
                           Solche Thore werden auch am beßten bei Muͤhlen als Schuͤzen oder
                              Fallbretter oder sogenannte Fludern dienen, und der praktische
                              Wasserbaukuͤnstler wild noch mehrere Faͤlle finden, in welchen sie mit
                              Vortheil angewendet werden koͤnnen. Da diese Thore oder Schuͤzen stets
                              quer uͤber das Wasser laufen, und in dieser Richtung bleiben muͤssen,
                              so ist es offenbar, daß sie dort, wo groͤßere Schiffe hin und her fahren,
                              nicht anwendbar sind; wo nur kleine Fahrzeuge gehen, oder die Schiffahrt
                              uͤberhaupt nicht beruͤfsichtiget werden darf; ist hingegen diese
                              Methode der jezt gebraͤuchlichen offenbar vorzuziehen.
                           Wo das obere Ende des Schleussen-Thores gleich hoch mit dem Wasserspiegel
                              steht, ist die Entfernung der Linie des Drukes von dem oberen Ende des
                              Schleussen-Thores = zwei Drittel der Laͤnge des ganzen Thores. In
                              jeder an deren Lage, das obere Ende des Thores mag uͤber oder unter dem
                              Wasserspiegel seyn, faͤllt der Mittelpunkt des Drukes auf den Mittelpunkt des
                              Schwankens, und ist nicht schwer zu bestimmen. Es ließen sich fuͤr die
                              Wasserleute sehr leicht Tafeln in dieser Hinsicht verfertigen, wenn diese Methode in
                              jene Faͤllen, wo sie anwendbar ist, allgemein angenommen werden sollte.