| Titel: | Wie man in Nord-Amerika Waaren transportirt. | 
| Fundstelle: | Band 9, Jahrgang 1822, Nr. XLVIII., S. 328 | 
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                        XLVIII.
                        Wie man in Nord-Amerika Waaren transportirt.
                        Aus einem Berichte des Hrn. Bosc, im Bulletin de la Société d'Encouragement. N. CCXVI. S. 191.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. V. Fig. 32.
                        Ueber das Transportieren der Waaren in Nord-Amerika.
                        
                     
                        
                           
                              „Alles, was sich in ein Faß so zusammen paken laͤßt, daß es bei
                                 Umdrehung desselben sich nicht ruͤttelt, wird von den aͤußersten
                                 Enden der beiden Carolinen, Virginiens und Georgiens nach dem Hafen von
                                 Charlestown geraͤdelt. Ich sah des Winters jeden Tag viele Hunderte von
                                 Tabak-Faͤssern auf diese Weise unter meinem Fenster
                                 voruͤber rollen.“
                              
                           
                              „Diese Faͤsser, ungefaͤhr von der Groͤße derjenigen,
                                 in welchen der Bordeaux verfahren wird, werden fest gebaut, und mit starken
                                 Reifen beschlagen. An dem Riegelholze der beiden Boden des Fasses wird ein
                                 Stuͤk hartes Holz, Nußbaum oder weiße Eiche, aufgenagelt, welches in der
                                 Mitte mit einem Loche von 2 Zoll im Durchmesser versehen ist. Dieses Loch
                                 correspondirt mit einem anderen von gleicher Groͤße an der Gabel, welche
                                 aus zwei Stangen besteht steht, die mittelst zweier anderer Querstangen
                                 verbunden sind. Das Faß dreht sich um zwei eiserne Bolzen, die in diese
                                 Loͤcher passen, wenn ein Pferd in die Gabel gespannt wird.“
                              
                           
                              „Die Figur erklaͤrt dieses Fuhrwerk deutlich genug. Die Zapfen, die
                                 hier als Achse dienen, erleiden beinahe keine Reibung, und folglich zieht ein
                                 Pferd hier die doppelte Last, die es auf einem Wagen nicht zu ziehen vermag.
                                 2tens Wege, die noch kaum aufgebrochen sind, und deren Geleise, die
                                 jaͤhrlich nur einmal ausgebessert werden, sich oft außerordentlich
                                 vertiefen, biethen diesen Faͤssern kein Hinderniß darSie sind vielmehr die beßten Wegmacher, und in dieser Hinsicht in Sachsen
                                       sehr zu empfehlen. A. d. Ueb. 3tens entsteht dadurch Absaz des Holzes in einem Lande, wo dieses nur
                                 wenig Werth hat, und man lernt gute Faͤsser bauen.“
                              
                           
                              „Die Nachtheile dieser Art des Transportes sind: Eindringen des Wassers,
                                 wo das Faß nicht gut genug gebaut ist, und Ankleben des Koches, das
                                 oͤfters mit einer hoͤlzernen Schaufel abgenommen werden muß. Wenn
                                 die Reifen springen, so ersezt der mit Art und Reifen versehene Conducteur
                                 dieselben auf der Stelle.“
                              
                           Hr. Bosc glaubt nicht, daß man diese Art des Transportes
                              in Frankteich benuͤzen kann, wo. das Holz so theuer ist; er glaubt jedoch,
                              daß man bei sehr vielen Gelegenheiten hievon Gebrauch machen kann, zumal da man in
                              Europa haͤufig eiserne Reifen um die Faͤsser hat. Wein und Bier kann
                              auf diese Art nicht verfahren werdenEs fiel uns auf, daß der große Naturhistoriker Bosc, hier nicht des kleinen Kaͤfers dachte (Scarabeus pilularius L.), von welchem die
                                    Amerikaner (vielleicht aus Buͤchern, denn er ist st viel wir wissen,
                                    nur bei uns in Europa zu Hause,) dieses Fuhrwerk gelernt zu haben scheinen.
                                    Dieses Kaͤferchen fertigt sich aus dem Unrathe der Thiere
                                    kleine Kugeln, die ungefaͤhr 7 mal schwerer sind als es selbst, und
                                    legt seine Eier in dieselben. Nachdem es auf diese Weise fuͤr
                                    Unterkunft und Futter seiner Nachkommen gesorgt hat, sperrt es seine
                                    Hinterfuͤße auseinander, pakt das Kuͤgelchen an den beiden
                                    Enden des horizontalen Durchmessers desselben, und rollt es so, obschon es 7
                                    mal schwerer ist als das Thierchen, mit den Hinterfuͤßen ziehend, und
                                    auf den vier Vorderfuͤßen gehend Berg auf und Berg nieder, bis es ein
                                    schikliches Plaͤzchen findet, wo es dasselbe verbergen kann. Man
                                    sieht hieraus, wie natuͤrlich dieses Fuhrwerk ist, und daß in Europa
                                    wenigstens mancher Kaͤfer gescheider ist, als mancher Professor der
                                    Mechanik. A. d. Ueb..