| Titel: | Ueber die Gewerbschule oder das technische Institut in Preußen. | 
| Fundstelle: | Band 9, Jahrgang 1822, Nr. LVII., S. 381 | 
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                        LVII.
                        Ueber die Gewerbschule oder das technische Institut in Preußen.
                        Aus den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen. Fuͤnfte Lieferung 1822. S. 133.
                        Ueber die Gewerbschule oder das technische Institut in Preußen.
                        
                     
                        
                           Bericht des Geh. Ober-Finanzrathes Beuth an den Herrn Minister fuͤr Handel und
                              Gewerbe, uͤber die auf dessen Befehl zur Ausbildung der Gewerbtreibenden
                              getroffenen EinrichtungenWir glauben den Lesern des polyt. Journals durch die Mittheilung dieses
                                    umfassenden Berichtes einen wesentlichen Dienst zu erweisen, da die
                                    Entwikelung des fuͤr andere Staaten nachahmungswerthen Gegenstandes
                                    ganz mit unsern Zweken und unserm Streben in der innigsten Verbindung steht.
                                    D..
                           Die besondere Ausbildung der Gewerbtreibenden fuͤr ihr Fach sollte eigentlich
                              nur eine hoͤhere seyn, und sich an die Elementarbildung der Nation
                              anschließen. Wenn indeß die Vorkenntnisse, deren der Gewerbtreibende bedarf,
                              großenteils kein Gegenstand der Elementarbildung sind, so verdient derjenige immer
                              den Dank des Gewerbstandes, der ihm Gelegenheit gibt, sich diese Kenntnisse in
                              besonderen Lehranstalten zu erwerben.
                           Bis auf wenige ruͤhmliche Ausnahmen fehlt es uns an Buͤrgerschulen, aus
                              welchen der Gewerbtreibende mit den noͤthigen Kenntnissen der Mathematik, des
                              Zeichnens hervorginge, selbst nur um den Federungen zu genuͤgen, welche der
                              Staat an ihn macht, insofern sein Gewerbe zu denen gehoͤrt, die er nur auf
                              den Grund einer Pruͤfung betreiben darf. Jene Wissenschaften, so wie die
                              unentbehrliche Physik und Chemie, werden entweder gar nicht, oder nur zum Theil in
                              den hoͤhern Klassen der Gymnasien gelehrt, welche eine Kenntniß der alten
                              Sprachen voraussezen, auf welche der Gewerbstand, als zu zeitraubend und kostbar,
                              verzichten muß, wenn er auch nicht wie Agesilaos denkt,
                              der, als man ihn fragte, was die Kinder lernen sollten, sehr vernuͤnftig
                              antwortete: „was sie einst brauchen, wenn sie Maͤnner
                                 werden,“ – oder wenn er glaubt, daß es Unzufriedenheit mit dem
                              Stande, worin man lebt, und Staben nach andern Dingen erzeuge, wenn man seine Jugend
                              mit dem Lernen von Gegenstaͤnden zubringt, von denen man nur in einem andern
                              Stande Gebrauch machen kann. Diese Betrachtungen scheinen schon fruͤher
                              die Stiftung der Kunst- und Baugewerkschulen veranlaßt zu haben, um
                              Kuͤnstler und Bauhandwerker zu ziehen. Unter der Leitung der Akademie der
                              Kuͤnste beschraͤnken sie sich auf Unterricht im Zeichnen und
                              Modelliren; Geometrie wird nur in einigen betrieben. Solche Schulen bestehen nur an
                              wenigen Orten. Noch wird fuͤr einzelne Zweige der Technik in folgenden
                              Anstalten Unterricht ertheilt: in der hiesigen Bauakademie, unter besonderer Kuratel der Akademie der Kuͤnste, und
                              in dem Haupt-Bergwerksinstitute, unter
                              Oberaufsicht der Ober-Berghauptmannschaft.
                           Fuͤr die Verbesserung der chemischen Gewerbskunde geschahen schon unter dem
                              Ministerio des Herrn von Struensee bedeutende Schritte.
                              Es ward auf Befehl Sr. Majestaͤt, des jezt regierenden Koͤnigs, im
                              Jahre 1801 hier ein Gebaͤude aufgefuͤhrt, welches Laboratorien,
                              Hoͤrsaͤle und eine Wohnung fuͤr den Chemiker des
                              Fabrikendepartements enthielt, und worin dieser, Herr Geheimerath Hermbstaͤdt, sich so wesentliche Verdienste um den
                              Gewerbstand durch seine Vorlesungen erworben hat, daß es hinreicht, seinen Namen zu
                              nennen.
                           So viel auch diese Maßregeln fuͤr die Ausbildung von Fabrikanten und
                              Handwerkern gefruchtet haben, so waren sie doch theils an sich unzureichend, theils
                              hatten sie nicht den Erfolg, dessen sie sich unter andern Umstaͤnden
                              haͤtten erfreuen koͤnnen. Die Baugewerksschule suchte nur
                              Bauhandwerker theilweis auszubilden; der besondere technologische Unterricht in
                              Berlin beschraͤnkte sich aber auf die chemische Technologie, und umfaßte
                              nicht die mechanische; dann aber mußten die Zuhoͤrer der praktischen
                              Vorlesungen mehrentheils zugleich in den theoretischen Vorkenntnissen unterrichtet
                              werden. Es fehlte an einer gruͤndlichen Schule der noͤthigen
                              Vorkenntnisse, es fehlte mitbin bei dem auf akademische Weise eingeleiteten.
                              Unterrichte fuͤr die Gewerbtreibens den die Basis
                              desselben. Denn so thoͤrigt man es finden wuͤrde, in der Philologie
                              die Schule zu verbannen, und durch Unterricht, nach Art des akademischen, sich
                              Philologen zu ziehen: so verkehrt scheint es mir (abgesehen davon, daß die Schule
                              Fleiß und Ordnung zur Gewohnheit macht, ohne die kein Gewerbtreibender bestehen
                              kann), eine tuͤchtige Schule der Naturwissenschaften als
                              uͤberfluͤßig fuͤr das gruͤndliche Studium derjenigen
                              anzusehen, welche diese weitumfassenden Wissenschaften taͤglich brauchen, und
                              sich mit akademischen Vorlesungen zu begnuͤgen. Bis dahin also, daß bei uns
                              Buͤrgerschulen verbreitet sind, die nach dem einfachen Grundsaze des Agesilaos eingerichtet sind, worin der Gewerbtreibende
                              lernt, was er braucht, hat es Ew. Excellenz noͤthig geschienen, in dem
                              Hauptorte eines jeden Regierungsbezirks eine besondere Gewerbschule zu errichten,
                              auf welche ich unten zuruͤkkommen werde, in Berlin aber nicht allein eine
                              solche Schule zu begruͤnden, sondern derselben auch uͤberdieß eine
                              hoͤhere Klasse zu geben.
                           Unter den Mitteln, Kenntniße unter dem Gewerbstande zu verbreiten, muß ich ferner die
                              technische Deputation des Ministeriums fuͤr Gewerbe
                                 und Handel erwaͤhnen, da sie bestimmt ist, wissenschaftliche und
                              praktisch-technische Kenntnisse zu sammeln und zum Beßten der Gewerbsamkeit
                              zu verbreiten. Diesen Zwek zu erreichen hatte diese Behoͤrde stets eine Bibliothek, Modellsammlung und ein
                              Waarenkabinet. Theils aber war nie darauf hingearbeitet worden, durch jene
                              Sammlungen eine vollstaͤndige Uebersicht des neusten und beßten Zustandes der
                              Haupt-Zweige der Fabrikation zu gewahren, theils aber war von 1806 bis 1819
                              fuͤr deren Vervollstaͤndigung nichts geschehen, und hatte zum Theil
                              nichts geschehen koͤnnen. Große entscheidende Versuche anzustellen fehlte es
                              an Raum, und selbst das im Eingange erwaͤhnte, vom Herrn etc. Hermbstaͤdt bewohnte, Gebaͤude reichte
                              fuͤr große technisch-chemische Versuche nicht aus, theils seiner
                              Einrichtung nach, theils wegen der Frequenz der Zuhoͤrer. Belehrung durch die
                              Deputation uͤber einzelne Zweige der
                              Fabrikation, durch den Druk oder bildliche Darstellung, fand nicht Statt.
                           Der fuͤhlbarste Mangel bei dem Streben zum Bessern war der eines Raums, und
                              diesem ward von des Koͤnigs Majestaͤt, auf Ew. Excellenz Antrag, im
                              vorigen Jahre durch Genehmigung zum Ankauf des graͤflich von Haalschen Hauses abgeholfen, dessen jezige Inschrift:
                              „Friederich Wilhelm III. dem Gewerbfleisse“ seinen Zwek
                              ausspricht.
                           Ich glaubegaube, diesem Berichte keine einfachere Folge geben zu koͤnnen, als in
                              dem ich die Darstellung dessen, was neuerdings zur Befoͤrderung des
                              Gewerbfleißes geschehen ist, mit der Beschreibung, dieses neuen Dienstlokals der
                              technischen Deputation verbinde, wie es theils vollendet dasteht, theils in wenigen
                              Wochen vollendet da stehen wird.
                           Dieses Gebaͤude enthaͤlt, außer einem Zimmer fuͤr die
                              Sizungen,
                           
                              1) die Bibliothek und eine Sammlung von Zeichnungen und
                                 Kupferstichen;
                              2) die Modellsammlung;
                              
                              3) die Maschinensammlung;
                              4) die Produkten- und Fabrikatensammlung;
                              5) große und kleine Laboratorien, einen physikalischen und
                                 chemischen Apparat;
                              6) die Modellwerkstatt;
                              7) die Kupferstecherei;
                              8) das Gewerbinstitut;
                              9) den Raum zur Versammlung des Vereins zur Befoͤrderung
                                 des Gewerbfleißes;
                              10) die Wohnung des Aufsehers uͤber das Ganze und
                                 fuͤr einen Hausknecht;
                              11) haben die zu 1, 2, 3, 4, 9, erwaͤhnten Raͤume,
                                 waͤhrend der dießjaͤhrigen Ausstellung vaterlaͤndischer
                                 Fabrikate, welche am 1. September begonnen hat, eine andere Bestimmung erhalten,
                                 und sind fuͤr diese benuzt worden.
                              
                           1) Was die Bibliothek betrifft, so war sie fruͤher
                              sehr unvollstaͤndig. Was seit vier Jahren dafuͤr geschehen ist, ergibt
                              das gedrukte Verzeichniß derselben, worin die neu angeschafften Buͤcher mit
                              einem Sterne verzeichnet worden. Bei Beurtheilung der Ankaͤufe ist zu
                              beruͤksichtigen: daß fuͤr das Bauwesen eine besondere Bibliothek der
                              Koͤnigl. Ober-Baudeputation aus den Fonds Ew. Excellenz Ministerii
                              unterhalten wird; daß ein anderer Zweig der Technologie, das Berg- und
                              Huͤttenwesen, nicht zum Ressort der technischen Gewerbedeputation
                              gehoͤrt, weßhalb von den besonders dahin einschlagenden Schriften, so wie von
                              bloß wissenschaftlichen uͤber Naturlehre etc. nur so viel angekauft worden,
                              als der Unterricht in dem Gewerbinstitute noͤthig macht. – Dieß
                              vorausgeschikt, duͤrfte die Bibliothek fuͤr alles; was chemische und
                              mechanische Technologie betrifft, in Schriften des In- und Auslandes, einen
                              ziemlichen Grad von Vollstaͤndigkeit erreich: haben. Die Bibliothek hat ein
                              Lesezimmer, und sieht an bestimmten Wochentagen zur oͤffentlichen Benuzung
                              offen.
                           Seit Reorganisation der technischen Deputation ist das Realrepertorium uͤber
                              alle zur Kenntniß der technischen Deputation kommenden Gegenstaͤnde durch
                              Herrn Fabriken-Kommissionsrath Servin mit
                              ausgezeichneter Sorgfalt gefuͤhrt worden, und erleichtert die Benuzung der
                              Bibliothek fuͤr den Gewerbstand.
                           2) Die Modellsammlung. Eine Modellsammlung wie das Conservatoire des Arts et des Métiers fehlt in
                              Berlin.
                           Es ist zu wuͤnschen, daß das Brauchbare, in den Sammlungen verschiedener
                              Behoͤrden zerstreute, wie neuerdings in Baiern geschehen, in einem
                              Lokale zur oͤffentlichen Benuzung vereinigt werde. Die Modellsammlung der
                              technischen Deputation bestand vor zwei Jahren in demjenigen, was sich im Laufe der
                              Zeit gesammelt hatte, wie der Geschaͤftsgang Eins oder das Andre
                              herbeifuͤhrte. Es war aber nie darauf hingearbeitet worden, einzelne
                              Hauptzweige der Fabrikation, nach den neusten und beßten Methoden in ihrem ganzen
                              Zusammenhange, in genau nach einem bestimmten Maßstabe gearbeiteten und selbst
                              arbeitenden Modellen darzustellen. Die neuerdings angefertigten Modelle haben in der
                              Regel 1/3 der natuͤrlichen Groͤße; alle Theile sind in demselben
                              Materiale ausgefuͤhrt, wie das Original; auf die Ausfuͤhrung ist die
                              moͤglichste Sorgfalt verwendet, damit sie auch in dieser Hinsicht als Muster
                              dienen koͤnnen.
                           Bei der planmaͤßigen Fertigung sind zunaͤchst diejenigen Fabrikzweige
                              in's Auge gefaßt worden, welche fuͤr den preuß. Staat die wichtigsten sind,
                              die Zeug- und Metallfabrikation. Unter der
                              Zeugfabrikation ist wiederum mit der Wollenfabrikation der Anfang gemacht. In einem
                              Zeitraͤume von zwei Jahren sind vollstaͤndig dargestellt worden:
                           Ein vollstaͤndiges Tappertsches
                              Spinnassortiment fuͤr Streichwolle, in der Werkstatt des Herrn Tappert gefertigt;
                           Ein vollstaͤndiges Cokerillsches
                              Spinnassortiment fuͤr Streichwolle, groͤßtenteils aus der eigenen
                              Modell, Werkstatt der Deputation;
                           Eine Hoppensche Spinnvorrichtung, von
                              Hoppe; Verbesserte Tuchwebestuͤhle von Herrn
                              Frank und Cokerill;
                           Eine Rauhmaschine vom Herrn Weber,
                              gefertigt durch den Mechanikus Biram;
                           Eine Cokerillsche Scheermaschine, die
                              Scheere mit aufgeschrobenen Blaͤttern, aus der eigenen Werkstatt der
                              Deputation;
                           Eine Cylinder-Scheermaschine von Davis, gefertigt durch den Mechanikus Hummel;
                           Eine Tuchwaschmaschine von Davis,
                              gefertigt durch den Mechanikus Egells;
                           Ein Modell der engl. in der Grafschaft York uͤblichen Walke, im Großen ausgefuͤhrt bei Herrn Tappert, durch den Mechanikus Biram.
                           Groͤßtentheils fertig sind in der eigenen Werkstatt: das Modell der engl.
                              Tuchwalke von Davis, die bei Herrn Tappert ausgefuͤhrt worden; Modell der neuen
                              niederlaͤndischen Walke in Cottbus.
                           
                           Fuͤr die Wollenfabrikation sind ferner vorhanden:
                              Zeugstuͤhle, die Vorrichtungen zum Appretiren mit der Hand; fuͤr die
                              Weberei uͤberhaupt: Leinen-,
                              Seidenstuͤhle, Bandstuͤhle etc. Ein, vom Seidenwirker Queva gefertigtes, vorzuͤglich gearbeitetes Modell
                              eines mit einer Vorziehmaschine versehenen, selbst webenden, Jacquardschen Stuhls ist angeschaft.
                           Noch wurden gefertigt: durch den Faktor der hiesigen Koͤnigl. Eisengießerei
                              Schmahel ein Modell einer Dampf-Maschine mit 2
                              zoͤlligem Cylinder; durch den Mechanikus Egells
                              eines einer Dampfmaschine von seiner eigenen patentirten Erfindung mit 1 1/2
                              zoͤlligen Cylinder; von dem Mechanikus Foster eine
                              rotirende kleine Dampfmaschine.
                           Modelle von Rammen, Krahnen, von einer Bramahschen
                              Feuersprize, von einer Sprize mit doppelt wirkendem Cylinder, von engl.
                              Flachs-Spinnmaschinen, von Maschinen das Leder zu spalten und duͤnn zu
                              schaben, von Gußoͤfen, Kuppeloͤfen, von einem Brennaparte des Herrn
                              Pistorius (ein Geschenk), von einer
                              nordamerikanischen Ziegelstreichmaschine u.s.w. sind theils fertig, theils in
                              Arbeit.
                           3) Diejenigen Maschinen werden in der Maschinensammlung
                              aufgestellt, welche hier gefertigt, oder aus dem Auslande von Ew. Excellenz bezogen
                              werden, um ihre Anwendbarkeit zu pruͤfen, sie demnaͤchst, wenn sie
                              sich bewaͤhren, nachbilden zu lassen und an Gewerbtreibende, als
                              Auszeichnung, und zur Verbreitung besserer Methoden, unentgeldlich zu vertheilen.
                              Bewaͤhrte Maschinen, die nachgebaut werden, werden modellirt,
                              unbewaͤhrte der Nachricht wegen gezeichnet. Zu beiden Fallen ist daher die
                              Aufstellung nur voruͤbergehend, da die Originale verschenkt, oder zur
                              Raum-Ersparung auseinander genommen werden.
                           Im Bestande sind eine Sammlung aller bekannt gewordenen Maschinen, um den
                              ungeroͤsteten Flachs zu brechen, zu kaͤmmen etc., womit Versuche im
                              Großen angestellt wurden; so wie ein Assortiment der Flachsspinnmaschine der Fabrik
                              der Gebruͤder Alberti in Waldenburg; eine Maschine
                              das Tuch in die Laͤnge zu scheeren; eine von dem Schmidt Leyes erbaute Haͤksel-Schneidemaschine;
                              eine Maschine eine Weberriethe einzutheilen; eine Maschine dem Tuche Glanz ohne
                              Pressen zu geben.
                           4) Die Sammlung der Produkte und Fabrikate ist
                              vorlaͤufig unveraͤndert in ihrem alten Zustande geblieben. Sie wird
                              durch die Allerhoͤchste Bestimmung, daß derselben Proben derjenigen Fabrikate
                              einverleibt werden, die in diesem Jahre einen Preis bei der Ausstellung gewinnen,
                              eine Uebersicht des
                              jezigen Zustandes unserer Fabrikation gewaͤhren.
                           5) Laboratorien etc. Um die Deputation in den Stand zu
                              sezen, kleinere und groͤßere Versuche anzustellen, und um zugleich die
                              noͤthigen Huͤlfsmittel fuͤr den Unterricht zu gewaͤhren,
                              sind folgende Einrichtungen getroffen: An die fuͤr den Unterricht bestimmten
                              Raͤume stoßt ein kleines vollstaͤndig mit allen Beduͤrfnissen
                              eingerichtetes Laboratorium, und mit diesem stehen die Zimmer in Verbindung, welche
                              einen vollstaͤndigen, in großem Maßstabe neu angefertigten, physikalischen
                              Apparat enthalten, groͤßtentheils aus der Werkstatt des Herrn Geheimerath Pistor.
                           Außerdem sind vorhanden: ein Raum mit einer großen hydraulischen Presse, zwei große
                              und hohe gewoͤlbte Laboratorien, mit drei hohen innerlich von feuerfesten
                              Chamotte-Steinen aufgefuͤhrten Schornsteinen, eingerichtet, um darin
                              große Versuche uͤber Glasfabrikation, Stahlschmelzen u.a.m. anstellen zu
                              koͤnnen, auch zu Hoͤrsaͤlen brauchar.
                           6) Die Modellwerkstatt ist zunaͤchst, wie oben
                              erwaͤhnt, bestimmt, die Modelle der neusten und beßten Maschinen
                              planmaͤßig zu fertigen, dann aber solchen Schuͤlern des
                              Gewerbeinstituts, die das Zeugniß der Reife erhalten haben, Gelegenheit zu geben,
                              sich praktisch mit dem Gebrauche der neusten und beßten Werkzeuge bekannt zu machen;
                              wovon unten mehr. Diese Werkstatt enthaͤlt in hellen gewoͤlbten
                              Kellerraͤumen eine Schmiede, eine Tiegelgießerei, den Kessel einer
                              Dampfmaschine von zwei Pferden Kraft, einen Oelgasapparat von Deville in London, daruͤber die Werkstatt fuͤr Tischler,
                              Dreher, Feiler. In der Werkstatt steht die Dampfmaschine, deren Kessel vorher
                              erwaͤhnt worden, von Herrn etc. Schottelius nach
                              eigener Angabe und eigenhaͤndig ausgefuͤhrt; sie hat einen
                              Dampfersparungshahn, und ist so eingerichtet, daß die Daͤmpfe nach Belieben
                              mit oder ohne Einsprizwasser condensirt werden koͤnnen. Diese Dampfmaschine
                              treibt, wie es das Beduͤrfniß mit sich bringt, eine vertikale Ziehbank mit
                              Gestell von Gußeisen, eine horizontale Ziehbank mit Gestell von Gußeisen und
                              Stahlkette ohne Ende, mit den Vorrichtungen der engl. Muͤnze, um
                              Baͤndern von Metall eine gleiche Starke zu geben; eine Stokscheere, eine
                              Kreisscheere, zwei kleine Walzwerke, die Drehbaͤnke, eine
                              Kreissaͤgen-Maschine zur Fertigung von Tischlerarbeiten. Sie kann auch
                              im oberen Stokwerke die Kraft und Bewegung zu Versuchen hergeben. Die Werkstatt hat
                              vier Drehbaͤnke, wovon drei von ausgezeichneter Konstruktion mit mechanischen Vorlagen und
                              durchaus von Metall, deren eine von Rich in London, die anderen in Berlin
                              (eine von dem Mechanikus Hummel, die dritte von dem
                              Mechanikus Staedler, mit Zugrundlegung der Einrichtung
                              engl. Drehbaͤnke von Hague und Tobham und Maudsley) erbaut
                              sind. Sie hat ferner die erwaͤhnte Sagemaschine von Alexander Galloway in London. Stoßwerke mit Schrauben und nach dem Prinzip
                              der kombinirten Hebel von dem Mechanikus Uhlhorn; eine
                              schoͤne vertikale Bohrmaschine vom Mechanikus Hummel, Kreissaͤgen, Theilscheiben, wovon eine ein Geschenk des
                              Herrn Fabrikanten Cokerill, die andere in der Werkstatt
                              gefertigt, Kluppen von jeder Groͤße, Gewinde aller Art, kurz, was zu einer
                              vollstaͤndigen Werkstatt und zur Belehrung gehoͤrt, duͤrfte
                              groͤßtenteils darin vorhanden seyn. – Vier Arbeiter sind darin
                              fortdauernd beschaͤftigt, und durch Geschiklichkeit geeignet, Andere zu
                              unterrichten.
                           7) Die Kupferstecherei. In dieser werden die
                              Blaͤtter zu den Werken gestochen, mit deren Herausgabe sich die Deputation
                              beschaͤftigt, insofern der Stich mit Zuhuͤlfenahme von Maschinen und
                              mit Diamanten geschieht. Zwei Maschinen sind zu dem Ende in Bewegung, deren eine in
                              England, die andere hier nach demselben Prinzips gebaut worden.
                           Die Deputation ist mit Herausgabe folgender Werke beschaͤftigt:
                           
                              a) Um theils in denjenigen
                                 Gewerbschulen, die von dem Hansdelsministerio abhaͤngen, auf die
                                 Ausbildung des Geschmaks zu wirken, theils einzelne Fabrikanten, die sich in
                                 ihren Produkten durch Geschmak hervorthun, auszuzeichnen und zu Fortschritten
                                 aufzumuntern, haben Ew. Excellenz unter dem Titel: „Vorbilder fuͤr Fabrikanten und
                                       Handwerker,“ ein Werk heraus geben lassen, dessen erste
                                 Lieferung erschienen ist. (Vergl. Goethe uͤber
                                 Kunst und Alterthum, Band 3. S. 176.) Dieß Werk zerfaͤllt in drei
                                 Abtheilungen; die erste enthaͤlt architektonische und andere
                                 Verzierungen, die zweite Geraͤthe und Gefaͤße, die dritte
                                 Vorbilder fuͤr die Wirkerei. Die Platten sind 1 1/2 Fuß lang, 1 Fuß
                                 breit. Die Zeichnungen sind nach den ausgezeichnetsten Vorbildern der Antike von
                                 dem Kondukteur Mauch gezeichnet; die Anwendung der
                                 aus der Antike geschoͤpften Grundsaͤze auf die Fertigung jezt
                                 gebraͤuchlicher Geraͤthe und Gefaͤße hat der Geh.
                                 Ober-Baurath Schinkel durch mehrere Zeichnungen erlaͤutert. Die
                                 Blaͤtter haben bei der Unterstuͤzung, welche Ew. Excellenz dem
                                 Werke haben angedeihen lassen, mit der groͤßten Sorgfalt theils hier,
                                 theils von beruͤhmten Kuͤnstlern in England, Frankreich und Italien
                                 gestochen werden koͤnnen, und der hiesige Kupferdruker Prêtre, ein Schweizer, der seine Kunst in
                                 Paris lernte, und von dem Ministers hergezogen wurde, hat sie auf eine
                                 ausgezeichnete Weise gedrukt. Das Werk konnte nicht in den Buchhandel
                                 kommen, weil einmal das, was zu kaufen ist, nicht zugleich eine Auszeichnung
                                 seyn kann, weil ferner manche der Platten nur wenig gute Abdruͤke
                                 aushalten, und weil das Werk, so wie es ausgefuͤhrt ist, nicht
                                 aufhoͤren wird, klassisch zu seyn und nuͤzliche Dienste zu
                                 leisten. Diejenigen Blaͤtter dieses Werks, die von den Herren Funke,
                                 Mauch und Berger hier
                                 mit Huͤlfe der Parallelmaschine gefertigt sind, geben, wie es mir
                                 scheint, den Englischen, z.B. in den Arabian Antiquities
                                    of Spain von Murphy, sowohl in
                                 Ruͤksicht auf die Richtigkeit der Theilung, als des seidenartigen Tons,
                                 nichts nach. Ich hoffe im Stande zu seyn, Ew. Excellenz in diesem Jahre eine
                                 zweite Lieferung dieses Werks vorlegen zu koͤnnen.
                              b) Sind zwei Mitglieder der
                                 Deputation beschaͤftigt, sowohl fuͤr Zimmerleute und andere
                                 Bauhandwerker, als fuͤr Maschinenbauer, Vorbilder fuͤr die verschiedenen Constructionen der
                                 Maschinentheile herauszugeben, die in gleicher Art gestochen werden, und zum
                                 Gebrauche der Gewerbschulen im Linearzeichnen bestimmt sind, außerdem aber zu
                                 nuͤzlichen Preisen fuͤr die beßeren Schuͤler.
                              c) Endlich ist die Deputation mit
                                 der Herausgabe von Abhandlungen uͤber
                                 verschiedene Gegenstaͤnde der Gewerbsamkeit, zur Verbreitung
                                 nuͤzlicher Kenntnisse und erprobter besserer Fabrikationsmethoden,
                                 beschaͤftigt. Der erste Theil dieser Abhandlungen wird einen Aufsaz
                                 uͤber die Dampfmaschinen, ihre Geschichte, genaue Beschreibung einzelner
                                 Maschinen nach eigenen Aufnahmen, und ihre Theorie enthalten, und hat Herrn
                                 Fabr. Kommissionsrath Severin zum Verfasser.
                                 Anderweitige uͤberhaͤufte Dienst-Geschaͤfte des
                                 Leztern, so wie die Menge der Kupfer und die Sorgfalt bei ihrer
                                 Ausfuͤhrung, haben die Herausgabe verzoͤgert. Der Text ist indeß
                                 groͤßtentheils vollendet, auch sind vollendet und abgedrukt: Achtzehn Platten in groß Quart, zwei Platten 13 Zoll lang 19 Zoll breit, vier Platten 27 Zoll lang 19 Zoll hoch, die zu diesem Aufsaze
                                 gehoͤren, so wie die Platten zur Erlaͤuterung von
                                 Rauh-Maschinen, Scheermaschinen, Webestuͤhlen, die in anderen
                                 Aufsaͤzen beschrieben werden. Ein großer Theil der Blaͤtter ist
                                 ganz ausgefuͤhrt, und alle sind mit den mechanischen Huͤlfsmitteln
                                 gestochen, deren fruͤher erwaͤhnt worden, ein einziges
                                 ausgenommen. Sie werden an Eleganz zu erreichen suchen, was man in den engl.
                                 Blaͤttern zu sehen gewohnt ist und fuͤr den Unterricht der Gewerbe
                                 schulen brauchbaren Stoff liefern; den Nuzen abgerechnet, den Ew. Excellenz
                                 durch unentgeldliche Vertheilung dieses Werks an die Fabrikanten des Inlandes
                                 beabsichtigen.
                              
                           8) Die Gewerbeschule oder das technische Institut. Bereits
                              oben ist der Einrichtung der Gewerbschulen in den Provinzen gedacht, und derselbe
                              Plan liegt der untern Klasse des seit einem Jahre hier bestehenden Gewerbinstituts
                              zum Grunde.
                           Untere, oder zweite Klasse. Erfordernisse zur Aufnahme
                              sind: Ein Alter von wenigstens 14 Jahren, inlaͤndische Geburt, eine gute
                              Handschrift, die Faͤhigkeit sich in der deutschen Sprache richtig und
                              fehlerfrei auszubruͤten, um dem muͤndlichen Unterrichte zu folgen,
                              Kenntniß des Rechnens bis zu den sogenannten vier Species. Die Absicht ist, den
                              Schuͤlern, welche diese Faͤhigkeiten haben, die Mittel an die Hand zu
                              geben, die uͤbrigen Kenntnisse sich zu erwerben, welche man von Rechtswegen
                              von einem tuͤchtigen Gewerbtreibenden fuͤr den gewoͤhnlichen
                              Gewerbsbetrieb zu fodern berechtigt ist, und dabei als Maßstab die Foderungen zu
                              nehmen, welche der Staat gesezlich an seine Baushandwerker macht.
                           Gelehrt wird waͤhrend eines einjaͤhrigen Lehrganges:
                           Geometrie (Planimetrie und Stereometrie) ohne Beweise,
                              woͤchentlich in vier Stunden.
                           Rechnen. Die gemeine Arithmetik, Proportionalrechnungen,
                              Decimal- und gemeine Bruͤche, Gebrauch der gemeinen Logarithmen;
                              woͤchentlich in vier Stunden.
                           Naturkunde. Physik und Chemie, jedes in einem
                              halbjaͤhrigen Lehrcurs, erstere in besonderer Beziehung auf die mechanischen
                              Wissenschaften, leztere mit Ruͤksicht auf Technologie; woͤchentlich in
                              vier Stunden.
                           Zeichnen, taͤglich vier Stunden, von 3 bis 12 Uhr,
                              abwechselnd an einem Tage Linear-, am andern freies Handzeichnen. Beides wird
                              nur so lange nach in der Ebene entworfenen Mustern getrieben, als erfoderlich ist,
                              um die Hand in dem Gebrauche der Werkzeuge zu uͤben, und die angemessenste
                              Behandlung des Zeichnens zu lehren. Es wird sodann je eher je lieber zu dem Zeichnen
                              nach aufgestellten Koͤrpern, dem Aufnehmen von Maschinen, geometrisch, ohne
                              Theorie der Perspektive, geschritten, und auch Schattenconstruction nach Maßgabe der
                              Fortschritte gelehrt. Beim Linearzeichnen machen die Modelle der Holzverbindungen
                              den Anfang, und es wird
                              zu dem Schwerem vorwaͤrts geschritten, so daß nach der bisherigen Erfahrung
                              ein Drittheil der Schuͤler, die fruͤher nie gezeichnet hatten,
                              einfachere Werkzeuge, z.B. Fallwerke, Drehbaͤnke, Kunstrammen u. dergl. nach
                              4 bis 6 monatlichem Unterrichte aufnehmen, und zum Theil sorgfaltig austuschen
                              koͤnnen. Eben so geschieht das freie Handzeichnen sehr bald nach
                              Abguͤssen antiker Verzierungen, in der Absicht, die Schuͤler zu
                              uͤben, genau zu sehen, und das Gesehene genau zu Papier zu bringen.
                           Durch die Wahl der Lehrer, die nicht bloße Zeichnenlehrer sind, sondern sich als
                              ausfuͤhrende Baumeister und Mechaniker ausgezeichnet haben, ist dafuͤr
                              gesorgt, daß dem Schuͤler die Construction und der Gebrauch dessen, was er
                              zeichnet, vollstaͤndig erlaͤutert werde, und daß Schuͤler,
                              welche besondere Anlagen fuͤr das Zeichnen haben, nicht aufgehalten werden,
                              sondern schon in der zweiten Klasse uͤber die fuͤr die erste Klasse
                              vorbehaltenen Gegenstande des Zeichnenunterrichts belehrt werden. Außer den
                              bestimmten Lehrstunden sind die Schuͤler gehalten, das Gelernte schriftlich
                              auszuarbeiten, und diese Arbeiten werden regelmaͤßig gepruͤft.
                           Noch gelten folgende allgemeine Bestimmungen:
                           Mehr als dreißig Schuͤler werden nicht zugleich
                              unterrichtet. Der Unterricht wird kostenfrei ertheilt.
                              Die Disciplin ist streng; nachlaͤssige Schuͤler, oder solche, die dem
                              Unterrichte nicht folgen koͤnnen, werden in den ersten Monaten entlassen,
                              damit sie die Lehrer nicht ermuͤden und Andern kein schlechtes Beispiel
                              geben. Ueber denselben Wissenschaftlichen Gegenstand wird in zwei aufeinander
                              folgenden Stunden gelehrt; in der einen werden die Schuͤler uͤber das
                              in der vorigen Stunde Gelernte gepruͤft, in der andern wird mit dem
                              Unterrichte fortgefahren. Geuͤbte Schuͤler sollen Vorschaͤler
                              (Repetitoren unter Aufsicht des Lehrers) seyn.
                           Jeder Schuͤler ist verpflichtet, dem Unterrichte uͤber alle
                              Gegenstaͤnde beizuwohnen, ohne Ruͤksicht auf seine kuͤnftige
                              Bestimmung; denn bei dem jezigen Zustande der Gewerbsamkeit ist das, was gelehrt
                              wird, jedem Gewerbtreibenden ohne Ausnahme nuͤzlich. Bei dem Eintreten in die
                              Schule befreit erworbene Faͤhigkeit in einzelnen Zweigen des Unterrichts
                              nicht von dem Besuche der betreffenden Stunden, sondern begruͤndet einen
                              Anspruch auf die Stellung als Vorschuͤler fuͤr diesen Zweig. Das
                              Wiederholen des einjaͤhrigen Lehrkurses findet nur ausnahmsweise bei solchen
                              Schuͤlern Statt, die sich in den meisten Zweigen des Unterrichts sehr
                              ausgezeichnet haben, und alle Eigenschaften besizen, Vorschuͤler darin zu
                              seyn.
                           Am Schluße des Lehrjahrs findet eine Preisbewerbung um eine eherne, zu dem Ende
                              gestiftete, Denkmuͤnze Statt. Sie stellt auf der einen Seite den Kopf der
                              Minerva, nach einer griechischen Kamee, vor, auf der anderen einen
                              Eichen-Kranz, und oben in diesem eine Biene. Der Name des Empfaͤngers,
                              die Veranlassung, die Jahrzahl werden in den Kranz gestochen. In jeder einzelnen
                              Disciplin des Unterrichts ist fuͤr die beßte Bearbeitung der Aufgaben ein
                              Preis ausgesezt.
                           Diejenigen Schuͤler, welche es verdienen, erhalten ein Zeugniß der Reife nach
                              Ablauf des Lehrkurses, oder, wenn sie es verlangen, ein Zeugniß, daß sie die Schule
                              besucht haben, aber ohne jenes Zeugniß entlassen wurden. Schuͤler, welche das
                              Zeugniß der Reife erhalten haben, koͤnnen sich in der Werkstatt oder im
                              Laboratorium in praktischen Arbeiten fuͤr ihr Fach ausbilden. Bei der
                              Aufnahme in die Werkstatt wird besonders auf Schuͤler aus den Provinzen
                              Ruͤksicht genommen, und bei ihrer Beschaͤftigung dahin gesehen werden,
                              daß die Schuͤler sich gemeinschaftlich bei der Fertigung von Werkzeugen
                              helfen, von denen sie zu Hause Gebrauch machen koͤnnen, und deren Anwendung
                              eine Verbesserung des Gewerb-Betriebes ihres Wohnorts
                              herbeifuͤhrt.
                           Hoͤhere, oder erste Klasse. Die Disciplin ist
                              dieselbe, und die Schulform wird auch hier streng beobachtet. Diese Klasse wird
                              vorzugsweise aus den vorzuͤglichsten Schuͤlern der unteren Klasse des
                              hiesigen Instituts oder der Provinzial-Gewerbschulen gebildet, und wenn diese
                              fehlen, ist Andern, nach vorgaͤngiger strenger Pruͤfung ihrer
                              Kenntnisse, der Zutritt gestattet, so lange die Zahl der dreißig Schuͤler nicht uͤberschritten wird.
                           Gegenstaͤnde des Unterrichts sind:
                           Mathematische Wissenschaften. Im ersten halben Jahre
                              Arithmetik und Algebra, bis zu den Gleichungen des zweiten Grades einschließlich,
                              woͤchentlich in sechs Stunden. Geometrie mit Beweisen (Stereometrie), in
                              sechs Stunden; Perspektive ohne Rechnung mit den Vorkenntnissen der Geometrie der
                              zweiten Klasse, verbunden mit dem Zeichnen-Unterrichte. Im zweiten halben
                              Jahre Trigonometrie, in zwei Stunden; Statik und Mechanik, praktische Maschinenlehre
                              ohne Beweise, verbunden mit den dahin einschlagenden Theilen der Technologie, (auf
                              die Gewerbe angewendete Mechanik, Waarenkunde der dadurch erzeugten Fabrikate), in
                              zehn Stunden.
                           Naturwissenschaften. Im ersten halben Jahre Wiederholung
                              des physikalischen Unterrichts der untern Klasse, als Examinatorium, mit
                              Zusaͤzen und Erlaͤuterungen; woͤchentlich in sechs Stunden.
                           
                           Naturgeschichte mit vorzuͤglicher
                              Beruͤksichtigung der Produkte, die von Interesse fuͤr den Technologen
                              sind, und deren Waarenkunde; woͤchentlich in zwei Stunden.
                           Im zweiten halben Jahre theoretische Chemie. Examinatorium uͤber das in der
                              untern Klasse Gelernte, erweitert durch Zugaben. Anwendung auf Gegenstaͤnde
                              unsers Beduͤrfnisses und der einzelnen Gewerbe; Kostbarkeit der verschiedenen
                              Darstellungsarten, Waarenkunde chemischer Fabrikate, in Verbindung mit Anleitung zu
                              den praktischen Arbeiten in den Laboratorien des Instituts; woͤchentlich in
                              sechs Stunden.
                           Zeichnen. Das Maschinenzeichnen und das Handzeichnen geht
                              hier, mit Ruͤksicht auf den oben erwaͤhnten Unterricht in der
                              Perspektive, in erweitertem Maße fort. Fuͤr das Zeichnen nach Gips, in dieser
                              Klasse, sind Abguͤsse von den vorzuͤglichsten Verzierungen,
                              Kandelabern etc. des Vatikans gefertigt, und werden erwartet; die Logen des Raphael und aͤhnliche Werke sind theils schwarz,
                              theils illuminirt vorhanden, so wie ein Theil der auf Ew. Excellenz Befehl
                              herausgegebenen „Vorbilder“ sich besonders zum Nachzeichnen
                              fuͤr die hoͤhere Klasse eignet. Einzelne werden auch im Aezen
                              geuͤbt werden, in sofern ihr kuͤnftiges Gewerbe diese Uebung
                              noͤthig macht.
                           Modelliren. Das Modelliren von Gegenstaͤnden in
                              Thon wird sich jedoch lediglich auf Verzierungen erstreken, und ausnahmsweise auf
                              einzelne Schuͤler.
                           Die als Preis fuͤr diese Klasse ausgepraͤgte Denkmuͤnze ist von
                              Silber.
                           An diesen Unterricht reihen sich die Vorlesungen an, welche Herr etc. Hermbstaͤdt und der Chemiker Herr Accum aus London, den Se.
                              Majestaͤt zum Professor am Gewerbinstitute zu ernennen geruht haben,
                              uͤber einzelne Gegenstaͤnde der technischen Chemie halten; auch werden
                              brauchbare Schuͤler bei den Versuchen, welche die technische Deputation
                              macht, zugezogen werden.
                           Nach meiner Einsicht wird ein Gewerbtreibender so viel lernen, als er braucht, und
                              fuͤr denjenigen, der mehr lernen will, bleibt der Besuch der
                              Universitaͤt, oder der Bauakademie fuͤr die mathematischen
                              Wissenschaften oder einzelne Felder der Technik.
                           Ew. Excellenz haben durch die Verfuͤgung, daß faͤhige Subjekte aus dem
                              Gewerbstande, eins aus jedem Regierungs-Bezirke, einberufen werden, und neben
                              dem freien Unterrichte in dem Institute eine Unterstuͤzung genießen, die zu
                              ihrem Unterhalte ausreicht, dem Gewerbstande ein Mittel zur Vervollkommnung gegeben,
                              das derselbe gewiß dankbar anerkennen wird, wenn es gleich hin und wieder unbenuzt
                              geblieben ist.
                           
                           9) Der Verein fuͤr Gewerbfleiß hat von Ew.
                              Excellenz die Erlaubniß erhalten, sich in einem Saale des oftgedachten
                              Dienstgebaͤudes zu versammeln. Es ist diese Beguͤnstigung von
                              demselben um so dankbarer anerkannt worden, als die Mitbenuzung der bereits vom
                              Staate aufgestellten Huͤlfsmittel ihn in den Stand sezt, seinen Zwek leichter
                              zu erreichen, seine Geldmittel weniger zu versplittern, und diese um so
                              kraͤftiger auf einzelne Zweige seiner Thaͤtigkeit zu verwenden.