| Titel: | Verbesserungen und Zusäze an Dampfbothen und anderen Fahrzeugen, von welchen einige sich auch auf andere Schiffs- und See-Gegenstände anwenden lassen, und worauf Hr. David Gordon, Esqu. zu Edinburgh, dd. 14. Jäner 1822 ein Patent erhielt. | 
| Fundstelle: | Band 9, Jahrgang 1822, Nr. LXIV., S. 412 | 
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                        LXIV.
                        Verbesserungen und Zusäze an Dampfbothen und anderen Fahrzeugen, von welchen einige sich auch auf andere Schiffs- und See-Gegenstände
                           anwenden lassen, und worauf Hr. David Gordon, Esqu. zu Edinburgh, dd. 14. Jäner 1822 ein Patent erhielt.
                        Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. September 1822. S. 202.
                        Mit Abbildungen auf Tab. VII.
                        Gordon's Verbesserungen an Dampfbothen.
                        
                     
                        
                           Fig. 6 Tab.
                              VII. stellt einen horizontalen Grundriß des Verdekes eines Dampfbothes sowohl zur
                              See- als Fluß-Schifffahrt dar, das nach Hrn. Gordon's Grundsaͤzen gebaut ist. Fig. 7 ist ein
                              Laͤngen-Durchschnitt desselben. A zeigt
                              die Raͤder, welche auf die gewoͤhnliche Weise gebaut seyn
                              koͤnnen, nur sind diese Raͤder hier auf eine ganz andere Weise
                              angebracht: sie befinden sich naͤmlich in einem Gehaͤuse so
                              eingeschlossen, daß die Schaufeln derselben gerade Spielraum genug finden, sich in
                              diesem Gehaͤuse frei drehen zu koͤnnen. Das Rad ist gegen das
                              Vordertheil des Schiffes hin so eingeschlossen, daß nur ein Raum a fuͤr das Wasser offen bleibt, durch welchen
                              dasselbe zu den Schaufeln gelangen kann. Hr. Gordon
                              raͤth, diese Oeffnung unter der Wasser-Linie anzubringen. Der Raum
                              gerade unter dem Rade, bei bb, ist gleichfalls mit
                              einem Brette oder auf irgend eine Weise so geschlossen, daß nur der Umfang des Rades
                              frei bleibt. Nach dem Hintertheile zu bleibt aber dieses Gehaͤuse ganz offen,
                              und das Rad so frei als moͤglich, wie Fig. 7 deutlich zeigt.
                              Durch diese Vorrichtung wird es dem Wasser unmoͤglich, seitwaͤrts oder
                              abwaͤrts sich der Einwirkung der Schaufeln zu entziehen: es muß bei der
                              Oeffnung a hinein, und wird hinter dem Rade, wo nichts
                              den Durchgang desselben hindert, frei hinausgetrieben, und erzeugt hiedurch die
                              moͤglich groͤßte Wirkung auf das Rad selbst zur Forttreibung des
                              Schiffes: zu gleicher Zeit wird das Rad gegen die Wogen und gegen das
                              Ruͤkwasser geschuͤzt. Es ist uͤbrigens ganz
                              gleichguͤltig, auf welche der bisher uͤblichen Weisen die
                              Raͤder selbst in Bewegung gesezt werden.
                           Fig. 3 stellt
                              einen horinzontalenhorizontalen Grundriß eines Dampfbothes fuͤr Kanaͤle dar, von welchem
                              Fig. 9 den
                              Aufriß zeigt. Hier sind die Raͤder wieder auf dieselbe Weise, wie bei Fig. 6 und 7
                              eingeschlossen, und a, unter der Oberflaͤche des
                              Wassers, ist die einzige Oeffnung, durch welche das Wasser zu den Schaufeln der
                              Raͤder gelangen kann. Die Hinterseite des Rades ist offen, und so frei als
                              moͤglich, damit das Wasser die Schaufeln ohne allen Widerstand verlassen
                              kann. In Fig.
                                 8 und 9 sind die Raͤder an dem Hintertheile des Bothes, welches in einen
                              hervorspringenend Winkel zulaͤuft, wie der Grundriß Fig. 8 zeigt, um das
                              Steuerruder fuͤhren zu koͤnnen.
                           
                           Fig. 10 und
                              11 stellt
                              ein Dampfboth dar, welches gleichfalls zur Fahrt auf Fluͤssen und,
                              Kanaͤlen dient. Hier ist bloß ein Rad angebracht, und dieses befindet sich an
                              dem Hintertheile in der Mitte der Breite desselben; es ist, wie bei den
                              uͤbrigen, in einem Gehaͤuse eingeschlossen, welches vorne eine
                              Oeffnung a (siehe Fig. 11) offen
                              laͤßt, unten bei bb gleichfalls
                              geschlossen, und nach Hinten zu ganz frei und offen ist. Dieses Both muß seiner
                              ganzen Laͤnge nach unten am Kiele mit einem Kanale, von der Gestalt eines
                              umgekehrten Troges, versehen seyn, der bis unter das Rad hin offen, daselbst aber so
                              geschlossen ist, daß bb beinahe die Schaufeln
                              beruͤhrt. Dieses Both fodert zwei Steuer-Ruder, zu jeder Seite des
                              Rades eines, und diese Ruder sind mittels Querstangen mit einander verbunden, so daß
                              sie mittelst eines einzigen Hebel-Armes bewegt werden koͤnnen.
                           Hr. Gordon nimmt die Verlegung der Raͤder an das
                              Hintertheil der Schiffe, und den Kanal unter denselben, nicht als seine Erfindung in
                              Anspruch, sondern bloß die Anwendung des oben beschriebenen Gehaͤuses mit
                              seinen Oeffnungen. Er empfiehlt die Anwendung eines Fallbrettes bei der Oeffnung a, um dadurch die Weite dieser Oeffnung nach der
                              Schnelligkeit des Rades und der Starke der Wogen zu regeln; er empfiehlt ferner auch
                              ein senkrechtes Gitter vor dieser Oeffnung, um das Eindringen schwimmender
                              Koͤrper auf das Wasser zu verhindern, ohne jedoch dadurch das
                              Einstroͤmen des Wassers aufzuhalten.
                           Seine zweite Verbesserung besteht darin, ein segelndes Schiff oder ein Dampfboth
                              senkrecht auf dem Wasser, oder wie es in der Schiffs-Sprache heißt, auf
                              ebenem Kiele (upon an even Keel) zu halten. Dieß bewirkt
                              er dadurch, daß er, an der Wetterseite des Schiffes, in einer bedeutenden Entfernung
                              von demselben, Gefaͤße oder Buken so aufhaͤngt, daß sie in die See
                              herabgelassen werden, in derselben sich mit Wasser fuͤllen, und dann aufgezogen werden
                              koͤnnen, und so durch ihre Schwere, der Wirkung des Windes entgegen arbeiten,
                              das Schiff senkrecht halten: eine Lage, die vorzuͤglich bei Dampfbothen
                              hoͤchst nothwendig ist, wenn die Raͤder fortarbeiten sollen. Diese
                              Gefaͤße oder Beken koͤnnen aus geschlagenem Eisenbleche oder aus
                              betheertem Segeltuche, welches durch Reifen ausgespannt erhalten wird, verfertigt
                              werden, und muͤßen unten mit einem Kehr-Seile versehen seyn, damit man
                              sie im Wasser stuͤrzen, ausleeren, und aufziehen kann, wenn man ihrer nicht
                              mehr bedarf. Sie koͤnnen an den Enden der Rehen, die uͤber die Selten
                              des Schiffes hinausragen, oder an einer Art Schnellgalgen, wie Krahne, die man gegen
                              die Seite des Schiffes zu drehen kann, wo man sie nicht mehr braucht, befestigt
                              werden. Auf diese Art kann ein Schiff auch noͤthigen Falles in's
                              Gleichgewicht gebracht, und, wo es noͤthig ist, mit augenbliklichem Ballaste
                              versehen werden.
                           Seine dritte Verbesserung, die sowohl auf segelnde Schiffe als auf Dampfbothe
                              anwendbar ist, besteht in dem Vorschlage, das Fahrzeug ungefaͤhr in der
                              Hoͤhe der Schießloͤcher mit spanischen Reitern oder einer Reihe von
                              Piken zu versehen, und demselben dadurch das Ansehen eines
                              Igel-Ruͤkens zu geben. Damit Niemand, der allenfalls von dem Verdeke
                              fiele, an den scharfen Spizen Schaden nimmt, raͤch er, sie mit einem eisernen
                              Gitter zu deken. Auf diese Weise wuͤrden die Wogen an dem Schiffe sich
                              brechen, und dasselbe nie in Gefahr gerathen, sich zu stuͤrzen. Auch die
                              Fenster in den Kajuͤten wuͤrden auf diese Weise gesichert seyn; denn
                              das Wasser, das nur dann Gewalt besizt, wenn es in einem Klumpen heranrollt,
                              wuͤrde dadurch zerstieben.
                           Hr. Gordon schlaͤgt vor, diese spanischen Reiter
                              auch als schwimmende Wasser-Brecher bei Schiffen zu benuͤzen, die vor
                              Anker liegen, oder beiliegen, oder mit einer stuͤrmischen See zu kaͤmpfen haben: im
                              ersteren Falle legt man diese spanischen Reiter in einiger Entfernung von dem
                              Schiffe vor Anker, im lezteren schleppt man sie am Taue in gehoͤriger
                              Entfernung von dem Hintertheile des Schiffes nach.
                           
                        
                           Erklaͤrung der Abbildungen.
                           A die Raͤder. a die
                              Oeffnung unter der Wasserlinie zum Einlasse des Wassers auf das Rad.
                           bb die Floͤzung unter dem Rade, welche an
                              Kanal-Bothen flach seyn kann, an See-Schiffen aber in der Mitte die
                              Kruͤmmung des Kieles besizen, und hinten und vorne, wie das
                              Streich-Brett an einem Pfluge, fein zulaufen muß.
                           Da das Dampfboth vor den Raͤdern um die ganze Breite der Raͤder breiter
                              ist, so muß auch das Vordertheil des Boches C, wie ein
                              Streichbrett, beschaffen seyn.
                           Die obere Figur zeigt ein verbessertes Dampf-Paketsboth im Wasser.
                           
                        
                           Bemerkungen des Patenttraͤgers.
                           Als Hr. Fulton auf dem Hudson's Flusse im Jahr 1807
                              zwischen New-York und Albany das erste Dampfboth errichtete, war Hr. Gordon zu New-York, und schlug vor, den mittelst
                              eines Armes an den Seiten des Schiffes befestigten Raͤdern deren zwei zu
                              geben, welcher Vorschlug spaͤter allgemein befolgt wurde, und den Hr. Gordon jezt auch auf die Kutschenraͤder ausdehnt.
                              Spaͤter wurden, nach Hrn. Miller's von Dalwinton
                              Plane, zu Foͤhren auf den breiten amerikanischen Fluͤssen, zwei Bothe
                              an einander gefuͤgt, und das Rad zwischen beide genommen, wodurch dasselbe
                              mehr Schuz und Staͤrke erhaͤlt: allein das Wasser entweicht hier dem
                              Rade noch immer nach Unten, fuͤllt die Radkammer zuweilen und hemmt, bei
                              hoher See, den Lauf des Rades.
                           
                           Man hat einen Kanal nach der ganzen Laͤnge des Kieles unten am Kiele
                              vorgeschlagen; da aber bei stuͤrmischer See, das Vordertheil und das
                              Hintertheil des Schiffes oft lang uͤber dem Wasser ist, so ist bald zu viel
                              bald zu wenig Wasser am Rade, was bei der ersten Verbesserung des Hrn. Gordon nicht so leicht der Fall seyn kann. Das Rad kann
                              in dem Gehaͤuse eben so wenig durch die Gewalt der Wogen leiden, als es auf
                              einem Kanale das Wasser sehr unruhig machen, und die Ufer desselben
                              beschaͤdigen kann. Man hat den Einwurf gemacht, daß durch dieses
                              Gehaͤuse groͤßere Reibung entsteht; diese Reibung wird aber durch die
                              groͤßere Kraft des Rades reichlich aufgewogen. Daß ein Dampfboth in der See
                              sich leichter bewegt, als in einem Kanale, und nicht so viel Wasser vor sich her
                              aufschaufelt, ist offenbar. Hr. Gordon hofft durch diese
                              Verbesserungen die Dampfbothe zu Kuͤstenfahrern, und dadurch die
                              Ost-Indienfahrer in Kuͤstenfahrer um Afrika nach der Weise der alten
                              Phoͤnicier umgewandelt zu habenWenn die Dampfbothe in England einmal Berchtesgadener oder Nuͤrnberger
                                    Spielzeug werden, dann werben wir an der Donau wohl auch anfangen, uns
                                    ernsthaft mit Verbesserung unserer elenden Schifffahrt auf diesem herrlichen
                                    Flusse etwas ernsthaft zu beschaͤftigen. A. d. Ueb..
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
