| Titel: | Ueber verschiedene Handgriffe der Juweliere. Von Hrn. Gill. | 
| Fundstelle: | Band 9, Jahrgang 1822, Nr. LXXIII., S. 459 | 
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                        LXXIII.
                        Ueber verschiedene Handgriffe der Juweliere. Von Hrn. Gill.
                        In dessen technical Repository. N. VII. S. 63.
                        Gill über verschiedene Handgriffe der Juweliere.
                        
                     
                        
                           Die Juweliere bedienen sich bei ihren zarten und
                              schoͤnen Arbeiten vieler Kunstgriffe, die auch bei anderen Kuͤnsten
                              angewendet zu werden verdienen. In dieser Hinsicht legen wir unseren, Lesern einige
                              der wichtigeren hier vor, und zwar zuerst:
                           
                        
                           das Loͤthen der Juweilere.
                           Wenn sie mit Silber loͤthen, wird das duͤnn
                              geplaͤttete Silber vollkommen rein geschahen, und mit Handscheren in sehr
                              kleine vierekige Stuͤkchen geschnitten, und zwar zuerst in schmale
                              Laͤngenstreifen, die dann wieder quer durchschnitten werden. Ein
                              Stuͤkchen Borax, der hier als Fluß dient, wird mit Wasser auf einem flachen
                              Stuͤke schwarzen Schiefers zu einem, diken Breie gerieben, indem man den
                              Borax auf dem Schiefer immer kreuzweise streicht, damit er desto mehr von demselben
                              angegriffen wird. Nachdem nun die Stuͤke, welche geloͤthet werden
                              sollen, dazu hergerichtet sind, nehmen sie mit der flach zulaufenden Spize des
                              Stieles eines kleinen elfenbeinernen Pinsels aus Kemmel-Haar etwas von diesem
                              bereit liegenden Borax, und tragen denselben mittelst, des Pinsels auf die
                              zusamnenzuloͤthenden Theile auf. Hierauf mengen sie auf dem Nagel des Daumens
                              der linken Hand einige von den oben erwaͤhnten kleinen vierekigen
                              Stuͤkchen mit dem Borax, so daß diese vollkommen davon bedekt werden, und
                              tragen dann diese Stuͤkchen mittelst des Pinselstieles sorgfaͤltig auf
                              die zu loͤthenden Theile auf. Diese werden nun in einem kleinen Tiegel auf
                              Holzkohlen-Asche gelegt, und der Flamme des Loͤthrohres ausgesezt,
                              wobei man jedoch genau darauf achtet, daß man sie, damit die kleinen Stuͤke
                              Lothes nicht von ihrer Stelle geruͤkt werden, nicht zu schnell, oder nicht
                              ehe, als der Borax aufgehoͤrt hat, sich waͤhrend des Verdampfens
                              seines Krystallisations-Wassers aufzublaͤhen, stark erhizt: dieses
                              Aufblaͤhen ist jedoch bei dieser Verfahrungsweise weit weniger bedeutend, als
                              gewoͤhnlich. Nachdem das Loch einmal geflossen ist, hoͤren sie auf zu
                              blasen, damit das Stuͤk sich nicht zu sehr erhizt, und schmilzt. Wenn sie
                              nicht wollen, daß das Loch sich uͤber die nahe liegenden Theile verbreitet,
                              so bestreichen sie dieselben mit einem anderen Pinsel mit einer Lage chinesischer
                              TuscheAuf aͤhnliche Weise verfertigen unsere Silberarbeiter die silbernen
                                    Ketten fuͤr unsere Margarethen. A. d. Ueb..
                           Wenn Filigran-Arbeit geloͤthet werden muß, ist das Verfahren anders.
                              Das Loth, Gold- oder Silber-Loch, wird vorlaͤufig sehr sein
                              zerfeilt, und in kleine walzenfoͤrmige metallne Buͤchschen gethan,
                              Heren Dekel sehr genau schließen, und die an ihrem Boden mit seinen Roͤhrchen
                              versehen sind, durch welche nur wenig Loch auf einmal durchfallen kann, wenn man mit
                              dem Nagel am Finger an einem an der Roͤhre angebrachten gesaͤgten
                              Metallstuͤke reibt. Die zu loͤthenden Gegenstaͤnde
                              muͤßen ihrer Natur und Form nach behandelt werden. Wenn, z.B., eine Anzahl
                              aͤhnlicher geflochtener Drahtringe zu einem flachen Kreise zusammen
                              geloͤthet werden soll, so muͤßen sie auf ein Stuͤk entzwei
                              gesaͤgter und flach geriebener Kohle gelegt, und mittelst einer diken
                              Traganth-Aufloͤsung, die man uͤber sie und uͤber die
                              Kohle hinstreicht, in die gehoͤrige Lage gebracht werden, worauf man sie
                              entweder bei Seite legt, um dem Gummi Zeit zu lassen einzutroknen, oder denselben,
                              wo die Arbeit Eile haͤtte, bei gelinder Waͤrme troknet. Nachdem sie
                              troken geworden sind, pinselt man die oben erwaͤhnte dike
                              Borax-Aufloͤsung uͤber dieselben hin, und streut auf die eben
                              erwaͤhnte Weise das Loch uͤber dieselben, und sezt sie, so wie sie auf
                              der Kohle liegen, der Einwirkung der Flamme des Loͤthrohres aus. Es
                              gehoͤrt uͤbrigens sehr viele Geschiklichkeit und Aufmerksamkeit zu
                              dieser zarten Arbeit, in dem eine, nur im Mindesten zu starke, Hize unvermeidlich
                              das Ganze zu einem Klumpen zusammenschmelzen wuͤrde.
                           Wenn an solche Arbeiten noch andere Theile angeloͤthet werden sollen, muß. man
                              sich ein noch leichter fließendes loch bereiten, und das Ganze kann entweder auf
                              obige Weise auf Holzkohlen ausgelegt, oder durch die aͤstigen Ende eines
                              Knauels von feinem Juwelier-Eisendrahte gestuͤzt und gehalten werden.
                              Dieser Halter wird auf folgende Weise verfertigt. Man flicht zuerst mehrere
                              aͤhnliche Laͤngen von Draht, zu drei und drei, zusammen, und
                              laͤßt einen Theil derselben unverbunden; diese verbindet man wieder an einem Ende in drei
                              oder mehrere Partieen, deren jede dreifach zusammengesezt und an den Enden wieder
                              frei ist, und zulezt verbindet man alle diese Geflechte mit einander. Dieser Knauel
                              bildet eine sehr bequeme Stuͤze fuͤr eine unzaͤhlige Menge von
                              Juwelier-Arbeiten, die auf obige Weise geloͤthet werden sollen.