| Titel: | Ueber künstlichen Graphit und Härtung desselben und der Holzkohle. Von S. Mac. Culloch, M. Dr. u. F. R. G. Mit Anmerkungen von Hrn. Gill. | 
| Fundstelle: | Band 9, Jahrgang 1822, Nr. LXXVIII., S. 474 | 
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                        LXXVIII.
                        Ueber künstlichen Graphit und Härtung desselben und der Holzkohle. Von S. Mac. Culloch, M. Dr. u. F. R. G. Mit Anmerkungen von Hrn. Gill.
                        In dessen Technical Repository. November 1822. S. 305.
                        Culloch, über künstlichen Graphit.
                        
                     
                        
                           In einem Aufsaze des lezten Heftes des Edinburgh philosophical Journal uͤber „Graphit aus Gußeisen“, aus welchem wir
                              hier den folgenden Auszug liefern, versichert Hr. Mac.
                              Culloch, daß er vor mehr dann zwanzig Jahren bei
                              Untersuchung des Metalles an Kanonen von Guß-Eisen und an Muscheln Graphit
                              gefunden hat, und daß er im I. 1807 und 8 eine Porter-Brauerei zu London auf
                              Verlangen untersuchte, in welcher die Arbeiter das Eisen, das sie bei Ausbesserung
                              der Braustaͤtte Herausnahmen, wie sie sagten, roch gluͤhend gefunden
                              haben wollten. Bei genauerer Untersuchung zeigte sich die Sache als
                              uͤbertrieben: indessen waren die Eisenstuͤke, als man sie aus dem
                              Porter herausnahm, doch so warm geworden, daß, nachdem man sie an ihrer
                              Oberflaͤche abkrazte, man sie kaum in der Hand erleiden konnte. Diese
                              Stuͤke Eisen waren mit Loͤchern versehene Kegel aus Gußeisen,
                              ungefaͤhr ein Zoll dik, und wurden als Durchseiher gebraucht, um fremde
                              Koͤrper von den Roͤhren abzuhalten: sie waren seit Jahren in Porter
                              versenkt, und, obschon noch vollkommen ganz, doch zum Theile ganz in Graphit
                              verwandelt.
                           Er versickert ferner, auf einer seiner Reisen nach den West-Inseln
                              gehoͤrt zu haben, daß im I. 1740 einige eiserne Kanonen der Florida, eines
                              Schiffes der unbesiegbaren spanischen Flotte, das mit derselben zu Grunde ging,
                              mittelst einer Taͤuchergloke geborgen wurden; daß diese Kanonen tief
                              angefressen, und, als man ihre Oberflaͤche abkrazte, so heiß waren, daß man
                              sie mit der Hand nicht beruͤhren konnte, und daß sie erst nach zwei bis drei
                              Stunden an der Luft sich abkuͤhlten.
                           Er erhielt durch weitere angestellte Versuche folgendes Resultat: Die
                              schwaͤrzesten Theile (pig-Metal) gaben ihm
                              den meisten und dichtesten Graphit, und wenn der Versuch vollkommen gelingt, so ist der
                              Graphit eine eben so voluminoͤse Masse, als das Eisen, und so dicht, daß man
                              ihn mit einem Messer zu Bleistiften schneiden kann.
                           Um dasselbe in hoͤchster Vollkommenheit zu erhalten, muß die Saͤure
                              sehr schwach seyn. Unvollkommene Essigsaͤure scheint hiezu am beßten, und
                              daher scheint der Graphit sich auch in den Abzugskasten und Roͤhren der
                              Porter-Brauereien und Calico-Drukereien zu erzeugen, wo saure Pasten
                              gebraucht werden; indessen fehlt zuweilen bei Anwendung derselben eines der
                              uͤbrigen Resultate.
                           Wenn der Versuch vollkommen gelungen ist, so wird der Graphit, wenn man ihn der Luft
                              aussezt, heiß, und raucht, solang noch eine Feuchtigkeit an demselben uͤbrig
                              ist, die verduͤnsten muß. vorzuͤglich wenn man die Oberflaͤche
                              nach und nach abkrazt und dadurch der Luft Zutritt verschafft.
                           Dieser kuͤnstliche Graphit kann indessen niemahls von der braunen Farbe
                              befreit werden, die er dem Papiere mittheilt, und die von dem Roste abhaͤngt,
                              den er bei sich fuͤhrt.
                           Hr. Dr. M. Culloch sagt ferner, daß wenn man welchen
                              Graphit, der sowohl einen schwarzen als zugleich auch weichen Strick auf dem Papiere
                              gibt, erhizt ohne zu brennen, derselbe am Umfange ab und am specifischen Gewichte
                              zunimmt; hart wird, und einen blassen Strich gibt. Eben dieß thut man auch wirklich,
                              wo man Bleistift hart und bleich machen will; und dieß scheint entweder von Verlust
                              eines Theiles Sauerstoff oder von Reduction des Graphites in einen mehr metallischen
                              Zustand herzuruͤhren. Bekanntlich Haͤrten die Zeichner die Spizen
                              ihrer Bleistifte in der Flamme einer Kerze, wenn sie dieselben zu weich finden.
                           Etwas Aehnliches hat auch an der Holzkohle statt; sie wird, nachdem sie ihren
                              Wasserstoff fahren ließ, haͤrter und glaͤnzender, so daß sie nicht
                              bloß weiche Metalle, sondern sogar Glas rizen kann, und in diesem Zustande verliert
                              sie eine ihrer schaͤzbaren Eigenschaften, zu Schießpulver tauglich zu seyn
                              Einige Hoͤlzer geben natuͤrlich harte, andere weiche Kohle, und
                              leztere taugt allein zu Schießpulver. Aber auch diese leztere kann uͤberhizt
                              und zu hart werden, und man kann aus Weiden und Erlen so harte Kohlen brennen wie
                              aus Eichen; und Lezteres geschieht bei dem Verkohlen in Retorten weit leichter als
                              in gewoͤhnlichen Gruben-Meilern, obschon man sich in
                              Pulvermuͤhlen immer der Retorten bedient. Eben deßwegen kann auch thierische
                              Kohle und Steinkohle nicht zu Schießpulver gebraucht werden: beide sind hart und
                              glaͤnzend, und erstere hat insbesondere oͤfters eine Art von
                              metallischen Glanz, beinahe wie Graphit.
                           
                           Hr. Gill gibt in einer Anmerkung 1tens noch eine andere
                              Quelle zur Gewinnung des Graphites an. Der beruͤhmte Metallurge, Hr. W. E.
                              Sheffield seel., sagt er, wandte, um Kupfer aus seinen sauren Aufloͤsungen
                              bei seinen Proben niederzuschlagen, Gußstahl-Platten von 1/8 Zoll Dike und 2
                              Zoll Breite und von solcher Laͤnge an, daß sie bis an den Boden des
                              Gefaͤßes reichen konnten. In kurzer Zeit waren sie in so weichen Graphit
                              verwandelt, daß man sie mit dem Messer schneiden, und auf dem Papiere mit denselben
                              schreiben konnte. 2tens bemerke er: daß, wenn die Weidenkohlen in den Retorten durch
                              Ueberhizung fuͤr die Schießpulverbereitung zu hart werden, sie zum Schleifen
                              und Polieren des entkohlstofften Gußstahles, der Kupfer- und Messingplatten
                              und mancher anderer Arbeiten der Kupferstecher desto tauglicher sind, und zu diesem
                              Zweke aufbewahrt zu werden verdienen, 3tens daß die gewoͤhnlichen
                              Weidenkohlen dadurch verbessert werden koͤnnen, daß man sie in verschloßenen
                              Gefaͤßen von Gußeisen noch einmal brennt, um ihnen dadurch mehr Haͤrte
                              zu geben.