| Titel: | Ueber die Anwendung kleiner Kapellen vor dem Löthrohre und einige neue Hülfsmittel zu mineralogischen Analysen. Von Hrn. le Baillif. | 
| Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. VI., S. 28 | 
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                        VI.
                        Ueber die Anwendung kleiner Kapellen vor dem
                           Löthrohre und einige neue Hülfsmittel zu mineralogischen Analysen. Von Hrn. le Baillif.
                        Aus dem Mercure technologique. Sept. 1823. S.
                              283. (Im Auszuge).
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Baillif über Anwendung kleiner Kapellen vor dem
                           Löthrohre.
                        
                     
                        
                           Die Redaction der Annales de
                                 l'Industrie oder des Mercure technologique
                              glaubt, daß die hier vorgeschlagenen Handgriffe und Instrumente eines Dilletanten
                              auch fuͤr Chemiker und Probirer von Profession von Nuzen seyn koͤnnen,
                              und theilte sie in dieser Absicht mit. Wir heben das Wichtigste aus dieser
                              Abhandlung fuͤr unsere Leser aus.
                           
                           Der Zwek des Hrn. Le Baillif ist, die moͤglich
                              kleinsten Quantitaͤten von Mineralien untersuchen, und ihre Bestandtheile
                              dadurch mit Bestimmtheit angeben zu koͤnnen, daß er sie aus dem Innersten des
                              Kuͤgelchens, daß sich vor dem Loͤthrohre bildet, auf die
                              Oberflaͤche der Kapelle bringt.
                           Er wendet in dieser Hinsicht sehr weiße Kapellen von 4 Linien im Durchmesser an, die
                              nur 1/3 Linie dik sind, und wovon 100 nur 103 Gran wiegen. Sie bestehen aus einer
                              Mischung von gleichen Theilen Porzellan-Erde und dem schoͤnsten weißen
                              Pfeifen-Thone, und werden bloß mit elfenbeinenen Werkzeugen verfertigt.
                           Wenn man auf diesen Kapellen ein Oxid oder Metall untersuchen will, so sind 5
                              Milligramme, oder ein Neunhundertel Gran, mehr als hinreichend. Wenn man Papier,
                              welches in Metall-Aufloͤsung eingetaucht und verbrannt wurde,
                              untersucht, so ist Ein Milligramm davon hinreichend. Ein vierekiges Stuͤkchen
                              Papier z.B., das nur 7 Linien an jeder Seite mißt, und in
                              Salpeter-Kochsalz- oder schwefelsaure Kupfer-Aufloͤsung
                              getaucht wurde, gibt auf diesen Kapellen Kupferaͤstchen im schoͤnsten
                              Metall-Glanze; sehr feines italiaͤnisches Schreibpapier von nur 6
                              Linien im Gevierte in salpetersaure Kobalt-Aufloͤsung getaucht, das
                              man kaum wird wiegen koͤnnen, dekt die Kapelle mit einem satten Blau.
                           Hr. le Baillif bedient sich nur des reinsten
                              Borax-Glases, das er in einem Platinna-Tiegel schmilzt, und in einem
                              Achat- oder Porzellan-Moͤrser mit einem aͤhnlichen
                              Pistille reibt. Hessische Tiegel geben Anfangs immer eisenhaltiges
                              Borax-Glas.
                           Die Entdekung des Braunsteines in der Pflanzen-Asche auf nassem Wege ist
                              bekanntlich sehr schwierig: Hr. le Baillif fand sie
                              mittelst seiner Kapellen leicht und haͤufig in der Haut der
                              Reinette-Aepfel, etwas weniger in der Eichenrinde, und traf sie auch noch in
                              der weißesten Asche einer halbverbrannten Kohle. Er nahm 5 Milligramme von dieser
                              Asche (ungefaͤhr ein Zehntel Gran); mengte sie in der linken hohlen Hand mit
                              5 bis 6 Mahl soviel gepulverten und befeuchteten Borax Glas, trug mittelst eines
                              elfenbeinenen oder Platinna Messerchens die Mischung auf die Kapelle, und brachte
                              sie vor dem Loͤthrohre in den Fluß, wo sich nur eine sehr lichte gelbliche von dem
                              Eisen herruͤhrende Farbe zeigte, die bei dem Erkalten verschwand. Er sezte
                              hierauf einen sehr kleinen Kristall von salpetersaurer Pottasche zu, und brachte die
                              Mischung neuerdings vor die Flamme des Loͤthrohres: nach dem lebhaften
                              Aufschaͤumen war die Kapelle weinhefenfarben, oder bloß Rosenfarben. Diese
                              Untersuchung war in anderthalb Minuten vollendet. Die concave Form der Kapellen ist
                              fuͤr die Bildung der Farbe hoͤchst wichtig; denn diese ist in der
                              Mitte oder in der Tiefe immer mehr gesaͤttigt, und gegen den Rand hin mehr
                              blaß.
                           Durch diese Versuche uͤberzeugte sich Hr. Le
                                 Baillif, daß es aͤußerst schwer, wo nicht unmoͤglich ist,
                              Gold und Silber auf den hoͤchsten Grad von Reinheit zu bringen: die Kapellen
                              werden immer mehr oder minder blaͤulich, außer wenn ersteres von einem
                              Probier-Roͤllchen und lezteres von Hoͤrnsilber hergenommen ist.
                              Man nehme 5 Milligramme Kapellen-Silber und behandle es mit
                              Borax-Glas; das Korn wird kristallisirt mitten in einem Azurbade schimmern.
                              Man seze demselben 5 Milligramme reines Zinn zu, und leite die Flamme des
                              Loͤthrohres so, daß das Korn auf der ganzen Kapelle umher laͤuft, so
                              wird diese, beim Erkalten, eine wehr oder minder lebhaft rothe Farbe annehmen und
                              behalten, die von Kupfer-Protoxid herruͤhrt. Eben so geht es mit dem
                              Golde: man wird erstaunen, wenn man die Goldmuͤnzen verschiedener
                              Laͤnder auf diese Weise untersucht.
                           Bleiglatte, Mennig, Bleiweiß, mit Borax-Glas und einem Koͤrnchen Zinn
                              geschmolzen, zeigen durch die Intensitaͤt ihrer Schwaͤrze den Gehalt
                              der diesen Substanzen beigemengten Metalle an. Kaͤrnthner oder reines Blei
                              bleibt weiß; alles andere faͤrbt die Kapellen schwarz, in dem
                              Verhaͤltnisse als andere Metalle beigemengt sind, so daß man durch diesen
                              Versuch allein, ohne alle Sauren und Reagentien sich von der Reinheit des
                              kaͤuflichen Bleies uͤberzeugen kann.
                           Hr. Le Baillif vergleicht die Wirkung der großen von Hrn.
                              Bréguet, dem Sohne, nach Fresnel's
                              Grundsaͤzen verfertigten Linse, die außerordentlich stark ist, und viele
                              Vorsicht braucht, und die Muffel des elliptischen Ofens, die Hr. d'Arcet bei Hrn. Blanc, Journaliste pour la chimie, rue de
                                 l'Arbalete, Nro. 12., fuͤr die Probierer verfertigen ließ, mit dem
                              Loͤthrohre, und gibt lezterem den Vorzug.
                           Er verfertigt seine Kapellen auf folgende Weise: Er nimmt, dem Gewichte nach, gleiche
                              Theile Porzellan- und schone Pfeifende, welche beide sehr fein abgerieben und
                              vorlaͤufig getroknet wurden, befeuchtet sie mit etwas Wasser, und knetet sie
                              mit einem Spatel von Elfenbein oder Bein sorgfaͤltig ab, bis der Teig die
                              gehoͤrige Consistenz erhalten hat, nicht mehr an dem Model anhangt, in
                              welchem Falle er zu naß seyn wuͤrde, und unter dem Druke des Modelstokes
                              nicht mehr springt.
                           Er braucht zur Verfertigung derselben eine 2 Zoll lange, 10 Linien breite, und
                              hoͤchstens 1/3 Linie dike elfenbeinerne Plane, welche in einer Entfernung von
                              8 Linien von einem ihrer Enden zwei Loͤcher von 4 Linien im Durchmesser
                              besizt, die einen etwas schiefabfallenden inneren Rand haben, damit man das in den
                              selben Enthaltene leichter herausnehmen kann. Auf der weiteren Seite dieser
                              Oeffnungen macht man mit salpetersaurem Silber ein Zeichen. Man koͤnnte 10
                              Loͤcher in derselben Platte durchschlagen, um 10 Kapellen auf ein Mahl zu
                              modeln; allein die Erfahrung lehrte, daß dann die Platte sich leicht wirft, und die
                              Kapellen nicht gleich dik ausfallen. Siehe Fig. 13.
                           Fig. 14. ist
                              ein kleiner Stoͤßel aus Elfenbein, der 7 Linien im Durchmesser haͤlt,
                              gut polirt und in eine halbkegelfoͤrmige Kappe eingekittet ist, welche sich
                              an der Basis eines kegelfoͤrmigen, 2 Zoll langen Griffes befindet. Er bildet
                              die Kapelle zu dem verlangten Kugelausschnitte.
                           Fig. 15. ein
                              kleines elfenbeinenes Messerchen in Form eines Krazeisens, um den Teig in den Model
                              einzudruͤken, und das Ueberfluͤssige wegzunehmen.
                           Er braucht ferner noch eine Scheibe aus schoͤner weißer Kreide oder aus feinem
                              Gipse von 4–5 Zoll im Durchmesser und 15 bis 13 Linie Dike, welche die
                              Feuchtigkeit einsaugt.
                           Bei Verfertigung dieser Kapellen legt er den elfenbeinernen Model auf die Scheibe von
                              Kreide oder von Gips, so daß die weitere Oeffnung oben liegt, und druͤkt eine
                              kleine Kugel des obigen Teiges in jedes Loch mittelst des beschriebenen Messers nach
                              einander und gleichfoͤrmig ein. Was von dem Teige
                              uͤberfluͤssig ist, wird weggeschaben. Er faßt den Model mit dem Daumen
                              und Zeigefinger der rechten Hand, und kehrt ihn auf der linken um; ein leichter
                              Schlag mit dem Mittelfinger auf jede Kapelle laͤßt sie aus dem Model, fallen.
                              Er kehrt sie nun so um, daß sie auf jene Seite fallen, welche die Kreide oder das
                              Gips nicht beruͤhrte, und bringt sie in der hohlen Hand in jene
                              natuͤrliche Vertiefung, welche sich in der Naͤhe des Daumens an dem
                              unteren Ende der Schenkel jenes M bildet, das zum
                              Vorscheine kommt, wenn man die Finger dem Handgelenke naͤhert. Dann nimmt er
                              den Stoͤssel, faͤhrt damit uͤber die Stirne, um denselben etwas
                              fettig zu machen, und druͤkt damit sachte auf die Kapelle, die er zugleich
                              dreht: auf diese Weise wird sie schoͤn glatt ausgedreht. Wo er einmahl
                              hundert Kapellchen bei einander hat, gluͤht er sie in einem eigens dazu
                              bestimmten Tiegel: Anfangs werden sie schwarz werden, wenn man sie aber nur 5
                              Minuten lang in einer starken Weißgluͤhe-Hize haͤlt, so werden
                              sie milchweiß. Er bewahrt sie in einer verschlossenen Flasche oder in einer gut
                              schlieft senden Schachtel, und nimmt sie nicht eher heraus, als bis er sie braucht,
                              damit kein Metallstaub darauf faͤllt.
                           Das Loͤthrohr, dessen Hr. Le Baillif sich bedient,
                              speichelt nie, wie er durch mehr als fuͤnfstuͤndige Versuche in
                              Gegenwart mehrerer Probierer erwies. Die gewoͤhnliche kegelfoͤrmige
                              Roͤhre reibt sich an seinem Loͤthrohre in eine walzenfoͤrmige
                              Kammer ein, in deren Mitte eine Roͤhre von 18 Linien eingeloͤthet ist,
                              deren Schnabel aus Platinna besteht. Das Hintere, weitere, Ende derselben, das drei
                              Linien weit eindringt, ist unten trompettenfoͤrmig ausgeschweifte An dem
                              unteren Theile der Kammer ist ein Halsstuͤk angeloͤthet, welches
                              mittelst eines Stoͤpsels verschlossen wird, der an einem leichten Kettchen
                              befestigt ist. Wo man, nach langer Anwendung dieses Loͤthrohres, diesen
                              Stoͤpsel herauszieht, laͤuft alles darin angehaͤufte Wasser
                              durch den Hals heraus, ohne daß man noͤthig hat das Loͤthrohr
                              umzukehren, und dasselbe zu schuͤtteln, damit die angehaͤufte
                              Feuchtigkeit oben heraus laͤuftEs waͤre in dieser Hinsicht wohl besser, der in der Kammer
                                    eingeloͤtheten Roͤhre eine trichterfoͤrmige Gestalt
                                    nach Oben zu geben, die beinahe die ganze Hoͤhlung der Kammer
                                    ausfuͤllt, ohne die Waͤnde zu beruͤhren;
                                    ungefaͤhr so, wie Fig. 35. Tab. I.
                                    wodurch das Blasen nicht so sehr erschwert und die Wirkungstaͤrker
                                    seyn wuͤrde. A. b. Ueb..  Hr. Vincent Chevalier, Optiker, quai de
                                 l'Horloge, N. 69, verfertigt solche Loͤthrohre, wie das hier Fig. 16
                              abgebildete, und ebenso auch die hier, Fig. 17 abgebildete
                              Lampe.
                           Der Koͤrper dieser Lampe besteht aus einer runden Buͤchse von
                              Eisenblech von 3 Zoll im Durchmesser, und 15 Linien Hoͤhe. Der Dochthalter,
                              der in einem Schnabel eingerieben wird, besteht aus 4 Cylindern, deren jeder
                              anderthalb Linien im Durchmesser hat: zwei davon haben eine leichte Ausbeugung, wie
                              ein V, dessen Spize, wenn man blaͤst, nach der
                              Kohle sieht. Die Erfahrung hat gelehrt, daß diese Vorrichtung der Dochte eine
                              staͤrkere Hize gibt, als wenn man alle vier in einem walzenfoͤrmigen
                              oder laͤnglichen Drahttraͤger vereint.
                           Zur Rechten des Dockttraͤgers ist eine kupferne Stange aufgeloͤthet,
                              welche zwei Halsbaͤnder fuͤhrt, die sich schieden lassen; eines
                              derselben traͤgt einen kleinen glaͤsernen Schornstein, den man
                              uͤber die Flamme sezt, wenn man aufhoͤrt zu blasen; das andere
                              traͤgt, noͤthigen Falles, ein Gefaͤß oder eine
                              Probe-Roͤhre, um augenbliklich die Kapelle in einer Saͤure
                              abkochen zu koͤnnen, wenn man eine Gegenprobe auf nassem Wege machen zu
                              muͤssen glaubte. Dem Dochthaͤlter gegenuͤber ist eine
                              Doppelroͤhre zum Luftzuge angebracht. Das Innere steht mit dem, in der Lampe
                              enthaltenen Oehle in Verbindung, und haͤlt einen Docht, der nur von der
                              Groͤße der gewoͤhnlichen Nachtlampen ist: eine Vorrichtung, die sehr
                              bequem wird, um immerdar Feuer im Laboratorium zu unterhalten. Die innere
                              Roͤhre traͤgt einen sehr leichten Apparat, um irgend eine
                              Fluͤssigkeit in den Sud zu bringen, oder abdampfen zu lassen. Auf diese Weise
                              wird alle Hize benuͤzt, und waͤhrend man blaͤst, geschehen noch
                              andere Arbeiten ohne Zeitverlust. Eine Feder-Zange zum Richten und Ziehen der
                              Dochte (denn diejenigen Dochte, die bei der Ausbeugung des V stehen, muͤssen etwas vorwalten) ist unentbehrlich. Wenn man das
                              Oehl stets auf demselben Niveau haͤlt, wird man nicht den mindesten Rauch
                              verspuͤren. Hr. Le Baillif bedient sich einer
                              Mischung aus 3 Theilen
                              gereinigten Reps-Oehles auf Einen Theil Schoͤpfen Markoͤhl,
                              welches sich an der Luft und durch das Schlagloch nie verdichtet, wie dieß bei dem
                              Reps-Oehle, wenn es auch noch so rein ist, gewoͤhnlich geschieht.
                           Hr. Le Baillif macht bei dieser Gelegenheit eine
                              interessante Digression uͤber den kuͤnstlichen Avanturino, von welchem
                              beinahe alle Schriftsteller erzaͤhlen, daß er zu Venedig zu, faͤllig
                              durch das Hineinfallen einiger Kupferspane in einen Tiegel, in welchem Glas im
                              Flusse stand, erfunden wurde. Wenn man dieses artige Product unter einem
                              Vergroͤßerungs-Glase betrachtet, das beinahe zehn Mahl
                              vergroͤßert, so wird man eine unzaͤhlbare Menge flacher,
                              undurchsichtiger Krystalle finden, wovon die einen gleichseitig, die anderen
                              sechsekig sind: leztere entstehen offenbar durch Abstuzung der Spizen der ersteren.
                              Hr. le Baillif fand bisher nur ein einziges Tetraͤder. Wenn man nun
                              6–3 Milligramme Avanturino in einer achatnen oder porzellanenen Reibschale zu
                              dem feinsten Pulver zerreibt, und mit Borax schmilzt, so wird die Kapelle eine Art
                              von Augenflek darbiethen, dessen Mittelpunkt hell blutroth und dessen Rand
                              dunkelgruͤn ist. Kocht man diese Kapelle in einer Probe-Roͤhre
                              mit 4–5 Tropfen Salpetersaͤure, die mit ebensoviel destillirtem Wasser
                              verduͤnnt ist, sezt man ein Gramm Wasser zu, theilt das Ganze in zwei Theile
                              in einer Porzellan-Tasse unter fleißigem Ruͤtteln mit blausaurem
                              Kalke; so wird man ein beinahe schwarzes Blau erhalten, zum Beweise, daß hier das
                              Eisen sehr vorwaltet. Gießt man in den anderen Theil Ammonium, so wird das Eisen
                              niedergeschlagen, und wenn man in die filtrirte Fluͤssigkeit blausauren Kalk
                              gießt, sich Kupfer zeigen. Hier sind also zwei bekannte Metalle, von welchen wir
                              nicht wissen, wie sie im Glase sich so regelmaͤßig krystallisiren konnten.
                              Auf diese Welse dient das Kochen der Kapelle als Gegenprobe, wenn sie bei dem
                              Erkalten die Farbe verliert, die sie unter dem Loͤthrohre erhielt.
                           Wenn man nur außerordentlich kleine Stuͤkchen zu untersuchen hat, die man zu
                              verlieren, in Gefahr ist, so nimmt Hr. Le Baillif statt
                              des Gahn'schen Hakens eine Art von kegelfoͤrmigen Korkzieher aus Platinna
                              Draht von 1/5 Linie im Durchmesser; das kleine Stuͤkchen legt sich von selbst
                              in demselben dort hin, wo es nicht mehr durchfallen kann. Um diesen kleinen Apparat
                              zu verfertigen, windet man einen Platinna-Draht Um einen eisernen Kegel, wie
                              einen Bindfaden um einen Kreisel, und schiebt dann jede Spirale so weit von der
                              zunaͤchst stehenden, daß eben soviel Raum leer, als voll bleibt. Es ist aber
                              weit bequemer, zwei Kegel von verschiedener Dike an den Enden eines kupfernett
                              Cylinders von 2 1/2 Zoll Laͤnge und 3 Linien im Durchmesser zu drehen (Fig. 18). Die
                              Mitte ist vierekig zugefeilt oder eingefeilt, damit der Draht waͤhrend des
                              Umwindens besser haͤlt; man windet nun 8 bis 10 Schraubenwindungen, und
                              macht, mittelst eines Bohrers, ein kleines Loch durch die Basis eines jeden dieser
                              Cylinder, um das Ende des Drahtes, den man unter starkem Anziehen windet, zu
                              befestigen auf diese Weise wird das Instrument in sehr gleichfoͤrmigen
                              Abstanden von diesem Model herabkommen. Fig. 18 bis. Nachdem das
                              zu pruͤfende Koͤrperchen sich in diesem Drahte verglaste, kocht man
                              denselben ist einem Proberoͤhrchen mit der noͤthigen Saͤure
                              aus, die, da die Platinna nur in zusammen gesezten Sauten aufloͤsbar ist, den
                              Draht nicht aufloͤst. Wenn dieser Koͤrper verknistern koͤnnte,
                              und nicht regulinisch ist, bedient Hr. Le Baillif sich
                              zweier Kegel aus sehr duͤnnen Platinna-Blaͤttchen, wovon einer
                              dem anderen als Dekel dient, und befestigt sie mittelst eines Drahtes aus demselben
                              Metalle auf einer zur Haͤlfte ihrer Dike eins geschnittenen Kohle. Fig. 19. Diese
                              Kegel werden auf folgende Weise verfertigt. Man zeichnet einen Kreis von 15 bis 18
                              Linien im Durchmesser auf einem Blattchen Platinna, und schneidet ein Segment eines
                              Viertel-Zirkels, oder die Haͤlfte aus, je nachdem man ihn weiter oder
                              enger haben will; den Ueberrest wikelt man um einen staͤhlernen Kegel und
                              klopft ihn mit einem hoͤlzernen Hammer. Wenn die Raͤnder gut
                              uͤbereinander gelegt sind, so dauern diese Duͤten lang; aber noch
                              laͤnger, wenn man sie mit Gold loͤthet, wozu nur ein einmahliges
                              Blasen mit dem Loͤthrohre auf drei mit Borax-Glas bestreute
                              Goldblaͤttchen noͤthig ist. Fig. 20.
                           Eben so ist der Boden in dem Platinna Cylinder von einem Zoll Hoͤhe und 2 1/2;
                              Linien Weite eingeloͤthet. Fig. 21.
                           Fig. 22 ist
                              ein Tiegel aus Platinna von 16 Linien Hoͤhe, und 15 Linien Weite oben, und 9
                              Linien an seiner Basis, mit einem Dekel und einer angenieteten Handhabe aus einem 2
                              Zoll langen Platinna Drahte, der oben sich hakenfoͤrmig umkruͤmmt; er ist auf Reifen sehr
                              bequem. Wenn man den Boden mit Beinasche dekt, kann man das thoͤnerne
                              Naͤpfchen mit einer kleinen Kapelle, die zu einer Probe hergerichtet ist,
                              oder einen kleinen feuerfesten Tiegel hineinthun.
                           Wenn man mit Phosphor-Salz arbeitet, so wird das Korn oͤfters schwarz;
                              die Schriftsteller sagen, man soll es in Faden ziehen. Hr. Le
                                 Baillif raͤth, sie platt zu machen, um sie ganz aufbewahren zu
                              koͤnnen, und wirft sie, in dieser Hinsicht, noch roch gluͤhend, auf
                              eine Porzellan-Tasse, und druͤkt sie mit einem Stuͤke Krystall
                              oder mit dem gestrichenen Theile eines glaͤsernen, an beiden Enden polirten
                              Stoͤpsels einer Carasine. Fig. 23.
                           Statt des Federzaͤngelchens, aus welchem das runde Korn, wenn man die
                              Durchsichtigkeit und Farbe desselben beurtheilen will, so oft ausspringt, bedient
                              Hr. Le Baillif sich des Pfropf-Wachses, das er an
                              dem Ende eines Kupferdrahtes kegelfoͤrmig zuformt Fig. 24.
                           Fig. 26. ist
                              eine glaͤserne an einem Ende geschlossene Roͤhre. Am Ende eines
                              kleinen Griffes befestigt man ein Kluͤmpchen Wolle, und uͤberzieht es
                              mit Handschuh-Leder, so daß es weich genug ist, um sich mit
                              Joseph-Papier umwinden zu lassen. Hat man irgend etwas, worin man Queksilber
                              vermuthet, so puͤlvert man es, befeuchtet den Staͤmpel unten ein
                              wenig, und erwaͤrmt die Roͤhre uͤber einer Kerze. Das
                              Queksilber stellt sich alsogleich in Gestalt von Kuͤgelchen auf dem
                              Joseph-Papiere her. Wenn man nun den Staͤmpel herauszieht, und ihn auf
                              einem Goldstuͤke, das mit etwas Essig befeuchtet wurde, einige Mahle hin und
                              her reibt, so wird dieses dadurch versilbert erscheinen. Dieser Versuch ist in 2
                              Minuten gethan.
                           Fig. 29 ist
                              eine kleine Platinna-Muffel, die man mitten unter gluͤhende Kohlen
                              stellt, und mit Beinasche bestreut, um die kleinen Kapellen darauf sezen zu
                              koͤnnen: man kann auf diese Weise 8 bis 10 Proben auf einmahl ohne Ofen und
                              gewoͤhnliche Muffeln machen.
                           Hr. Le Baillif findet das Instrument Fig. 23 sehr bequem, um
                              eine sehr geringe Menge Queksilber, z.B. ein Gramm, abzumessen. Am Ende einer
                              6–8 Zoll langen, und hoͤchstens eine Viertel-Linie im
                              Durchmesser haltenden Roͤhre blaͤst er einen Trichter; das andere Ende wird
                              in eine Spize ausgezogen und In der Hoͤhe des Trichters abgebrochen: beide
                              Enden sind unter einem rechten Winkel gebogen. Er wiegt nun ein Gramm Queksilber ab,
                              gießt es bei dem Trichter ein, haͤlt das Instrument horizontal, und
                              bezeichnet die Laͤnge dieser Saͤule mit zwei aufgeleimten
                              Papier-Streifen. Wo man nun genau ein Gramm Queksilber braucht, gießt man
                              welches bei dem Trichter ein, neigt die Roͤhre, und laͤßt das
                              Ueberfluͤssige bei dem Haarroͤhrchen ausfließen. Auf diese Weise
                              erspart man alles WaͤgenEs scheint indessen, daß nicht bloß die Papierstreifen eine gewisse Menge
                                    Queksilbers verbergen, sondern daß selbst Haare, wenn man sie statt der
                                    Papierstreifen brauchen wollte, eine Parallaxe erzeugen und dadurch
                                    Unrichtigkeiten veranlassen koͤnnten. Dann kommt noch die
                                    Schwierigkeit der horizontalen Lage, A. d. Ueb..
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
