| Titel: | Ueber Statüen und Bildnisse aus Erz (Bronze) und über Kanonen, Gloken etc. | 
| Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. XI., S. 45 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XI.
                        Ueber Statüen und Bildnisse aus Erz (Bronze) und
                           über Kanonen, Gloken etc.
                        Aus Gill's techn. Repository. Sept. 1823. S. 166.
                              Oct. S. 236.
                        (Fortsezung von Band 12. S. 104, und S.
                              188.)
                        Ueber Statüen aus Erz, und über Kanonen, Gloken etc.
                        
                     
                        
                           Es ist offenbar, daß wenn Model und Guß nach den oben
                              beschriebenen Grundsaͤzen gehoͤrig vollendet wurden, die
                              Praͤge-Stoͤke nicht mehr leiden, als bei den Medaillen aus
                              reinem Kupfer; wirklich wurden auch die meisten der ersten Versuche des Hrn. de Puy-Maurin mit alten Praͤgestoͤken
                              angestellt, die bei dem Auspraͤgen der Kupfer-Medaillen bereits
                              Spruͤnge bekommen hatten, und keiner derselben brach, obschon die angewendete
                              Legirung 17 Hunderttheile Zinn enthieltHr. de Puymaurin bekam den Auftrag, 1000 Medaillen
                                    von 22 Linien im Durchmesser aus einem Bronze zu verfertigen, der 10
                                    Hunderttheile Zinn enthielt. Sie waren als Praͤsent der Herzoginn von
                                    Berry fuͤr die Hoͤkerweiber der Halle zu Paris bestimmt. Der
                                    staͤhlerne Praͤgestok, den er hierzu erhielt, bekam nach dem
                                    Auspraͤgen von 50 Medaillen, fuͤr welche der Braveur gut
                                    stehen mußte, einen Sprung, und es war keine Wahrscheinlichkeit vorhanden,
                                    daß er die Praͤgung von 1000 Stuͤken in BronzeGronze wuͤrde aushalten koͤnnen. Der Augenblik war indessen
                                    zu dringend, und man suchte denselben noch weiter fort brauchen zu
                                    koͤnnen. Die 1000 Medaillen wurden gepraͤgt, ohne daß der Sprung
                                    sich im Mindesten weiter ausgedehnt haͤtte. A. d. D..
                           
                           Aus den vorhergehenden Bemerkungen erhellt demnach, daß die Verfertigung der
                              Medaillen aus Bronze keinem wirklichen Hindernisse fortan mehr unterliegen wird, und
                              daß Hr. de Puymaurin diese wichtige Aufgabe der
                              numismatischen Kunst geloͤset hat. Seine Abhandlung wird dem Institute bald
                              uͤbers reicht und ein Ausschuß ernannt werden, der die wahrscheinlichen
                              Resultate seiner Versuche pruͤfen, bestaͤtigen und die praktische
                              Anwendbarkeit derselben wuͤrdigen soll: der Bericht desselben wird die
                              Benuͤzung dieses neuen Verfahrens bestimmen.
                           
                        
                           Erz zu Gloken. Das Erz, welches unter dem Namen Gloken-Speise bekannt ist, besteht aus Kupfer,
                              Zinn, Zink und Blei in verschiedenem Verhaͤltnisse, und zufaͤllig auch
                              aus Eisen, Wißmuth, und Silber. Man hat behauptet, daß dieses leztere Metall den
                              Gloken, und vorzuͤglich den groͤßeren, nothwendig beigesezt werden
                              muͤsse, und viele Personen glauben, daß ohne dasselbe der Klang weder so hell
                              noch so rein wuͤrde, und daher kam wahrscheinlich der Ausdruk
                              „Silber-Klang.“ Die Umstaͤnde, auf welchen
                              dieser Irrthum beruht, sind sonderbar genug, um hier angefuͤhrt werden zu
                              koͤnnen; sie beweisen deutlich, daß diese Meinung ungegruͤndet
                              ist.
                           Die alteDiese alte katholische Weise ward erst im vorigen
                                    Jahre in Deutschland in einer evangelischen Stadt neu aufgefuͤhrt. A.
                                    d. Ueb. Weise die Gloken zu taufen, und denselben einen Herrn Gevatter zu geben, ist
                              allgemein bekannt. Ausser dem, daß man die Ehre dieser Gevatterschaft, als eine
                              wichtige Caͤremonie, irgend einem Fuͤrsten oder Grafen etc.
                              uͤbertrug, erlaubte man auch diesem Hrn. Gevatter eigenhaͤndig das
                              Silber in den Ofen zu werfen, welches den Klang der Gloke verbessern sollte: auch
                              die Damen durften von ihrem Silberzeuge etwas in den Ofen schmeißen und zu dem
                              klingenden Resultate beitragen. Wer sollte aber glauben, daß man, bei all der
                              Oeffentlichkeit, die dieser Caͤremonie gegeben wurde, doch niemahls, wenn die
                              Gloke gegossen war, einen Gran Silber in derselben mehr fand, als der Glokengießer
                              dem Metalle vorher allenfalls selbst zugesezt hatte? Und doch war dieß wirklich der Fall, und
                              erklaͤrt sich auf folgende Weise. Das Loch oben an dem Ofen, welches zur
                              Aufnahme des dargebrachten Silbers bestimmt war, war unmittelbar uͤber dem
                              Roste angebracht; nun ist aber, wie wir wissen, in einem Reverberir-Ofen der
                              Rost von der Sohle des Ofens, auf welcher die Metalle in Fluß gebracht werden,
                              mittelst der sogenannten Bruͤke getrennt, und folglich mußte das geopferte
                              Silber durch dieses Loch (durch welches zugleich die Kohlen hineingeworfen wurden)
                              statt wirklich in den Ofen in das geschmolzene Erz zu kommen, gerade auf den Rost
                              auffallen, wo es allerdings schmolz, aber von dem Roste in die Aschengrube
                              hinabfloß, aus welcher der Glokengießer dasselbe nach dem Guße hervorsuchte, und auf
                              eine fruchtbringendere Weise, als zur Hellung des Glokenklanges, zu verwenden
                              wußte.
                           Bei der Glokengießerei sind die einzigen, zur Composition der Glokenspeise wahrhaft
                              nuͤzlichen, Metalle, Kupfer und Zinn in folgendem Verhaͤltnisse:
                           
                              
                                 Kupfer
                                   78
                                 
                              
                                 Feines Zinn
                                   22
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100.
                                 
                              
                           Diese Composition ist feinkoͤrnig und gedraͤngt, ist sehr leicht
                              schmelzbar, und außerordentlich klingend; die uͤbrigen, gewoͤhnlich
                              zugesezten, Metalle haben keinen anderen begreiflichen Nuzen, als daß sie die
                              Composition wohlfeiler machen, und folglich den Glokengießern mehr Gewinn
                              verschaffen. Was die Reinheit des Klanges betrifft, so ist dieser eben nicht das
                              Wichtigste; wo man denselben aber durchaus verlangt, kann man nichts besseres thun,
                              als obige Verhaͤltnisse genau befolgen, welche, wie wir gleich zeigen werden,
                              auch von denjenigen in anderen klingenden Instrumenten aus Erz nicht sehr abweichen.
                              Die Gloken erhalten dadurch einen ganz vortrefflichen Ton, vorausgesezt, daß alle
                              uͤbrigen hiezu noͤthigen Bedingungen gehoͤrig beachtet wurden.
                              Unter lezteren ist die Form der GlokeUnd auch die Dike und die Fassung. A. d. Ueb. eine der wichtigsten, und die vollkommenste Gleichfoͤrmigkeit des
                              Erzes in allen Theilen derselben, so daß weder Schlaken noch Blasen in denselben vorkommen: in dieser
                              Hinsicht muß das Metall vollkommen fluͤssig in alle Theile des Models
                              gelangen, damit dieser sich vollkommen fuͤllt, und die Oberflaͤche so
                              gleichfoͤrmig als moͤglich wird. (Vergl. hieruͤber die
                              allgemeinen Regeln in Hinsicht auf das Erz am Ende dieses Aufsazes). Die englischen
                              Gloken bestehen, nach Dr. Thomson, aus 80 Kupfer; 10, 1 Zinn 15, 6 Zink, und 4, 3
                              Blei. Diese Composition steht jener fuͤr die Cymbeln nach, indem sie zuviel
                              Blei enthaͤlt, in welchem Falle sich immer einzelne isolirte Puncte bilden,
                              welche die Homogeneitaͤt der Erzmasse stoͤren und die Schwingungen
                              derselben hindern.
                           Als waͤhrend der Revolution Statuͤen, Inschriften, und Gloken in
                              Kanonen und Muͤnzen verwandelt wurden, schied man diejenigen Metalle aus, die
                              sowohl der Menge als dem Werthe nach die geringsten in denselben waren, damit man
                              das Kupfer und Zinn daraus erhielt, und behandelte zulezt die Schlaken
                              vorzuͤglich bei den Gloken, auf eine Weise, die besonders bekannt gemacht zu
                              werden verdient. Da dieses Verfahren auf die Behandlung des Erzes uͤberhaupt
                              anwendbar ist, so versparen wir uns die Angabe desselben bis zum Ende dieses
                              Artikels.
                           
                        
                           Gongs, Tam-tams und Cymbals. Die Chineser bedienen sich gewisser Instrumente aus Erz, die mit
                              dem Hammer sehr duͤnn in Form von Scheiben geschlagen werden, und in der
                              Mitte mit einer rundlichen Erhabenheit versehen sind. Diese Instrumente nennen sie
                              Tam-tams, Gong-Gongs (von Tschung, was im Chinesischen Gloke bedeutet). Barrow in seiner Reise durch China erzaͤhlt, daß
                              man in weiter Entfernung einen sehr gaͤllenden Ton hoͤrt, wenn diese
                              Instrumente mit einem Stoke, der mit einem Lederballe bedekt ist, geschlagen werden;
                              und daß sie aus einer Composition von Kupfer, Zinn, und Wißmuth bestehen. Klaproth
                              hat gezeigt, daß sie bloß Kupfer und Zinn enthalten; er gibt das Kupfer zu 78, und
                              das Zinn zu 22 an: ihre specifische Schwere ist 8,815. Diese Composition ist
                              ausserordentlich sproͤde, und wir wissen nicht, wie die Chineser dieselbe so
                              zaͤhe machen koͤnnen, daß sie mit dem Hammer geschmiedet werden kann.
                              Nach den Versuchen, welche Hr. Darcet an diesen
                              Instrumenten anstellteaustellte, wird das Erz,
                              aus welchem diese Instrumente gebildet und in duͤnne Platten gegossen werden,
                              die so gebrechlich wie Glas sind, dehnbar, wenn man sie hizt, und in kaltes Wasser
                              taucht: diese sonderbare Wirkung, dieses Temperiren des
                              Bronzes, ward unter Dariet's Hand die Basis einer Menge
                              neuer Kuͤnste, und vorzuͤglich der Cymbel und Gongs Fabrikation. Um
                              diese zu verfertigen wird das Erz in einen Model gegossen, die gegossenen
                              Stuͤke werden bis zur Kirschroͤthe gegluͤht und dann in kaltes
                              Wasser getaucht, wobei man sie zwischen zwei Eisenplatten fest haͤlt, damit
                              sie waͤhrend der Temperirung nicht ihre Gestaltung verlieren, und zulezt
                              mittelst einiger leichten Schlaͤge vollkommen ausgebildet.
                           Der mittlere Durchschnitt der Analysen, die an 22 Cymbeln und 4 Gongs angestellt
                              wurden, gab folgendes Resultat:
                           
                              
                                 Cymbeln
                                  KupferZinn
                                   80  20
                                   Gongs
                                  KupferZinn
                                   78  22
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––
                                 
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100.
                                 
                                 
                                 100.
                                 
                              
                           
                        
                           Gefaͤße aus Bronze. Unter den alten Bronzen fand
                              man, wie wir bemerkten, verschiedene Gefaͤße und Kuͤchengeschirre,
                              deren sich die Alten bedienten. Man braucht auch jezt noch mehrere Gefaͤße
                              dieser Art; allein die Sproͤdigkeit und Gebrechlichkeit des Bronzes fordert,
                              daß man denselben eine sehr starke Dike gibt, wodurch sie unbequem werden, weil sie
                              zu schwer ausfallen. Hr. Darcet hat indessen durch
                              Anwendung der Eigenschaft des Bronzes, weich zu werden, wenn man ihn gluͤht
                              und in kaltes Wasser taucht, ziemlich leichte und leicht zu verzinnende
                              Gefaͤße aus Bronze verfertigt. Diese noch so neue Anwendung einer Eigenschaft
                              des Bronzes wird vielleicht eine neue Art von Fabriken erzeugen.
                           Moͤrser aus Bronze. Diese, wegen ihrer
                              Haͤrte so nuͤzlichen, Geraͤthe haben, wegen ihrer
                              Sproͤdigkeit, den bedeutenden Nachtheil, an ihren Kanten sich abzustoßen. Da
                              dieser Theil aber duͤnn ist, und nicht so hart seyn darf, wie der Boden, so
                              kann man diesem Nachtheile leicht abhelfen, indem man den Moͤrser hizt, und
                              nur diesen Theil desselben in kaltes Wasser taucht.
                           Werkzeuge und Waffen der Alten aus Bronze. Ueber die
                              Mittel, welche die Alten anwendeten um diesen Instrumenten die Haͤrte zu ertheilen,
                              welche man an denselben wahrnimmt, waren die Meinungen lange Zeit uͤber
                              getheilt. Einige schreiben sie dem Eisen zu, das man denselben absichtlich zugesezt
                              haben soll; andere dem Silber, Bißmuthe etc. Wirklich ward auch die Gegenwart dieser
                              Metalle in einigen alten Bronzen durch Analyse erwiesen; da sie aber weder immer in
                              denselben vorkommen, noch in demselben Verhaͤltnisse sich finden, und da man
                              in mehreren der neuesten Analysen gar nichts von denselben angetroffen hat, so
                              laͤßt sich mit allem Grunde schließen, daß sie nur zufaͤllig in
                              denselben vorkommen, und das Zinn, welches man bei jeder Analyse findet, das einzige
                              Metall war, welches sie zur Haͤrtung des Kupfers zusezten. Vergl. Dize
                              Journ. de Physique. April
                              1790.
                           Plinius sagt im 34sten Buche, 9ten Kap., wo er von der Composition des alten Bronzes
                              spricht, daß die Alten auf 100 Theile Kupfer 12 1/2 Theil Zinn zu feinen Arbeiten
                              nahmen, und daß sie, bei weniger wichtigen Gegenstaͤnden, nur 3 bis 4 Theile
                              Zinn auf 100 Theile Kupfer zusezten.
                           Joh. Christ. Nieglib legte der Academie zu Mainz im Jahre 1777 eine bedeutende Menge
                              von Analysen vor, die er an alten, in einem drei Meilen von Langensalza gelegenen
                              Dorfe gefundenen, Waffen vorgenommen hat. Das Resultat seiner Analysen waͤre,
                              daß dieselben aus 3 1/2, 5 1/2, 12 bis 14 Theilen Zinn auf 100 Theile Kupfer
                              bestanden; und obschon er eine ziemlich bedeutende Menge Silbers46 Loth im Zentner; also mehr als 0,015 des Gewichtes. Diese Menge Silbers
                                    scheint wirklich außerordentlich. Hr. Darcet hat nie eine bedeutende Menge
                                    gefunden, obschon er eine Menge antiken roͤmischen Bronzes
                                    analysirte. A. d. O., und sogar etwas Gold in denselben fand, haͤlt er es doch nicht
                              fuͤr wahrscheinlich, daß diese Metalle absichtlich zugesezt wurden; er
                              vermuthet, daß sie bloß zufaͤllig in dem Erze blieben, weil die Scheidekunst
                              damahls noch nicht jenen Grad von Vollkommenheit erreicht hat, auf welchem sie sich
                              heute zu Tage befindet.
                           Der groͤßte Theil der verschiedenen Werkzeuge und
                              Waffen aus altem Bronze war hart und bruͤchig; einige waren indessen auch
                              zaͤhe, und scheinen durch Temperirung mild gemacht worden zu seyn. Alles beweiset
                              uͤbrigens, daß sie, obschon in sehr verschiedenen Verhaͤltnissen, im
                              Allgemeinen aus Zinn und Kupfer bestehen. Folgende auf der Muͤnze
                              angestellten Analysen beweisen dieses:
                           Ein altes im Jahre 1799 in den Torfstechereien der Somme gefundenes Schwert hielt
                              87,47 Kupfer; 12,53 Zinn.
                           Federn aus Bronze an der Balista der Alten hielten, nach Philon von Byzanz, 97
                              Kupfer, 3 Zinn.
                           Harte, bruͤchige Naͤgel: 92 Kupfer; 8 Zinn.
                           Von drei in der Umgebung von Abbeville gefundenen Schwertern hielt das eine 85
                              Kupfer, 15 Zinn. Die Naͤgel am Griffe waren biegsam, und bestanden aus 95
                              Kupfer und 5 Zinn.
                           Das zweite: 90 Kupfer, 10 Zinn.
                           Das dritte: 96 Kupfer, 4 Zinn.
                           Ein Bruchstuͤk einer alten Sichel: 92,61 Kupfer, 7,39 Zinn.
                           Ein großer biegsamer Ring: 91 Kupfer, 9 Zinn.
                           Unter den Werkzeugen der Alten fand man auch Messer und Barbiermesser aus Bronze; sie
                              standen aber jenen aus Eisen und Stahl weit nach.
                           Die wichtigste Anwendung des Erzes, von welcher wir jezt handeln wollen, ist zur
                              Stukgießerei.
                           
                        
                           Erz zu Kanonen. Seit Biringuccio, welcher im Jahre
                              1570Im Originale heißt es 1750. Wir haben hiervon Notiz gegeben, Polyt. Journ.
                                    Bd. XII. S. 105. ein Werk uͤber Pyrotechnik herausgegeben hat, in welchem er
                              uͤber das Schmelzen der Metalle sprach, haben die Schriftsteller uͤber
                              Artillerie eine Menge von Versuchen mit Metall-Gemischen von allen
                              Verhaͤltnissen zwischen 4 und 20 Zinn auf 100 Kupfer angestellt; sie suchten
                              aber vergebens nach einem positiven Resultate bei allen diesen Versuchen, obschon
                              sie manchen Widerspruch in denselben fanden. Diese Anomalien waren offenbar Folge
                              von Unregelmaͤßigkeiten im Schmelzen, Mischen, Modelliren und Gießen des
                              Erzes: denn die beßte Mischung kann zur schlechtesten werden, wenn sie nicht in
                              allen Theilen gleichfoͤrmig ist; wenn sie auch noch so kleine
                              Luftloͤcher hat, welche von dem Gase herruͤhren, das, indem es
                              waͤhrend des
                              Gusses nicht vollkommen beseitiget wurde, auf das Erz, noch waͤhrend dasselbe
                              fluͤssig war, zuruͤk wirkte, und sich in dasselbe einnistete, und es
                              dadurch pords machte. Genauigkeit ist daher das Wichtigste bei allen Zweigen dieser
                              Operation.
                           Eine Metall-Composition, die leicht in eine gleichfoͤrmige Masse zu
                              verwandeln ist, die ohne viele Muͤhe gegossen werden kann, die zaͤhe
                              genug ist um nicht zu brechen, und doch hart genug, um der Reibung der Ladung zu
                              widerstehen, die durch aus abgefeuert werden soll, die endlich so wenig schmelzbar
                              ist, daß sie durch ein starkes Feuern mit gluͤhenden Kugeln nicht leidet,
                              besizt alle Eigenschaften, die man von dem sogenannten Stuͤk- oder
                              Kanonengut verlangen kann. Die verschiedenen vorgeschlagenen Compositionen
                              vereinigen alle, mehr oder minder, den groͤßten Theil dieser Bedingungen. Wir
                              wollen versuchen dieselben hier zu beschreiben.
                           Unsere Regierung befahl im Jahre 1769 in einer Note zum 3ten Artikel der Instruction
                              vom 31. October folgende Composition fuͤr alle Arten von Stuͤkgut:
                           
                              
                                 Kupfer 100Zinn   
                                       11 
                                 oder ungefähr
                                 Kupfer 90,91Zinn     
                                     9,09
                                 
                              
                                 
                                 
                                           
                                    –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                         
                                      100
                                 
                              
                           Diese Composition vereinigt, wenn sie gehoͤrig bereitet ist, alle oben
                              angegebenen Bedingungen; sie ist von gelblicher Farbe, von groͤßerer
                              Dichtheit als das Mittel derjenigen beiden Metalle aus welchen sie besteht; sie ist
                              zaͤher und fluͤssiger als Kupfer, und, wenn sie langsam
                              abgekuͤhlt wird, etwas haͤmmerbar, und außerordentlich
                              haͤmmerbar, wenn sie temperirt wird. Wenn sie auch nicht alle Vortheile der
                              moͤglich beßten Composition besizt, so ist sie doch wenigstens besser als
                              diejenigen, die man an ihrer Stelle, in Folge der schlechten Ausfuͤhrung des
                              Gesezes, in unseren Gießereien anwendeteWir wissen, daß die Werkmeister, die die Oberaufsicht uͤber die
                                    Gußwerke haben, nicht immer an denselben gegenwaͤrtig seyn
                                    koͤnnen; und da sie nie eine eigene Bildung fuͤr Mechanik
                                    genossen haben, kann man sich nie auf dieselben verlassen, und auch nicht
                                    erwarten, daß sie eine Kunst vervollkommnen werden, die sie alsogleich aus
                                    dem Auge verlieren muͤssen, sobald die Regierung ihnen eine andere
                                    Bestimmung gibt. Waͤr es nicht gut ein eigenes Departement
                                    fuͤr Mechaniker zu errichten? A. d. O. In so fern alles
                                    Departemental-Wesen gewoͤhnlich schlecht ist, wuͤrde es
                                    dann mit der Mechanik noch schlechter werden. A. d. Ueb.. Versuche die man mit spanischen Kanonen anstellte, welche mehr als 6000
                              Mahl abgefeuert wurden, waͤhrend andere nur 300 bis 1000 Abfeuerungen
                              aushielten, beweisen diese Behauptung hinlaͤnglich.
                           Nach Versuchen, die, wie General Papacino d'Antonio erzaͤhlt, zu Turin im
                              Jahre 1770 angestellt wurden, ist die beßte Composition fuͤr Kanonen von
                              schwerem Caliber: 12 bis 14 Theile Zinn auf 100 Theile Kupfer.
                           Nach den zu DonayDouay im Jahre 1786 angestellten Versuchen, welche Graf Lamartilliere bekannt
                              machte, und in welchen abwechselnd 5, 4; 7, 6; 8; 8, 5; und 11 Zinn auf 100 Kupfer
                              genommen wurde, war das Resultat dieses, daß man nicht weniger als 8, und nicht mehr
                              als 11 Theile Zinn auf 100 Theile Kupfer zum Stuͤkgute nehmen soll.
                           Dessen ungeachtet hat Hr. Briche, welcher an dem Gußwerke
                              zu Straßburg die Operationen des Gießens sehr genau beobachtete, im VI. Bd. des
                              Journal des Mines p. 879, behauptet, daß das wahre Verhaͤltniß der
                              Composition zu guten Kanonen noch immer nicht ausgemittelt ist. Er betrachtete also
                              weder die zu Turin noch die zu Donay angestellten Versuche als entscheidend.
                           Auf die Klagen des Ober-Generals der Rheinarmee wurde im Jahre 1797 eine
                              Commission, bestehend aus den HHrn. Daboville, Darcet, Depommereul, D'Hennezel,
                              Gilet und Baillet ernannt, welche diese Klagen pruͤfen sollte, und welche
                              erklaͤrte, daß neue Versuche uͤber die Composition des
                              Stuͤkgutes unerlaͤßlich nothwendig sind.
                           Eine andere Commission, bestehend aus den HHrn. Songis, Andreossy, Lariboissierre,
                              Ruty, und Daboville, schrieb das Verderben der schweren Kanonen nicht der
                              Composition, welche sie zu 8–10 Theilen Zinn auf 100 Theile Kupfer annahmen,
                              sondern der unvollkommenen Mischung dieser Metalle in dem Ofen zu, und dem Umstande,
                              daß das Metall zu langsam in den Modeln erkaltete.
                           Wir sind also seit 1418 in der Kenntniß der beßten Composition des Stuͤkgutes nicht sehr
                              weit vorgeruͤkt: indessen sind die Abweichungen in dem Verhaͤltnisse
                              der Metalle bei den auslaͤndischenDas Verhaͤltnis des Zinnes spielt an denselben zwischen 8 bis 12 Zinn
                                    auf 100 Kupfer. A. d. O. Kanonen noch weit groͤßer als bei den unsrigen. Mehrere
                              Schriftsteller sind nicht der Meinung, daß man zu schwerem Geschuͤze, z.B.
                              24–26 Pfuͤndern, nothwendig eine bedeutende Menge Zinnes zusezen
                              muͤsse, indem dasselbe waͤhrend einer langwierigen Belagerung der
                              Einwirkung der Kugeln auf seine Seele widerstehen muß. Nach Hrn. Shlié ist
                              ungefaͤhr 14 Theile Zinn auf 100 Theile Kupfer das schiklichste
                              VerhaͤltnißWir wissen, daß die Haͤrte der Kanonen im geraden Verhaͤltnisse
                                    zu der Menge des beigesezten Zinnes, die Zaͤhheit aber im umgekehrten
                                    Verhaͤltnisse zu derselben steht. A. d. Ueb.. Die Englaͤnder bedienen sich zu diesem Zweke des Gußeisens, und
                              finden, daß es demselben vollkommen entspricht. Wir wissen auch wirklich, daß
                              Gußeisen haͤrter als Stuͤkgut ist, und daß es, wo es gehoͤrig
                              bearbeitet wurde, Staͤrke genug besizt um den Explosionen des Pulvers,
                              vorzuͤglich bei Kanonen von schwerem Kaliber, die langsam abgefeuert werden,
                              zu widerstehen, und daß es endlich, in Folge seiner Haͤrte, mehr im Stande
                              ist der Reibung der Kugeln zu widerstehen, als das Stuͤkgut.
                           Die HHrn. Feutry und Gassendi haben vorgeschlagen die Seele der Kanonen mit Eisen
                              auszufuͤttern. Wir verdanken Hrn. Ducros die Entdekung der Methode Eisen und
                              Erz zusammen zu loͤthen, indem man ersteres verzinnt. Es scheint uns
                              indessen, daß die Verschiedenheit der Ausdehnung dieser Metalle die Verbindung
                              derselben bald zerstoͤren wuͤrde, und daß es besser ist das Eisen
                              allein anzuwenden.
                           Hr. Darcet versuchte im Kleinen Eisen mit Stuͤkgut zu verbinden, und zwar mit
                              gutem Erfolge; er meint, daß drei- und vierfache Verbindungen (zu welchen nur
                              ein Hundertel Blei kommt) mit Nuzen zur Verfertigung von Kanonen verwendet werden
                              koͤnnen.
                           Hr. Dussaussoy machte eine Menge von Versuchen um zu bestimmen, ob es vortheilhaft
                              seyn wuͤrde dem gewoͤhnlichen Stuͤkgute zur Verfertigung von Kanonen Eisen und
                              Zink zuzusezen. Das Resultat seiner Bemuͤhungen beweiset, daß man 100 Theilen
                              desselben hoͤchstens 1 oder 1,5 Eisen, oder 3 Theile Zink zusezen kann, und
                              daß es viel besser ist bereits mit Zinn Verbundenes Eisen (verzinntes Eisen), als
                              reines Eisen zuzusezen, weil dieses sich leichter damit verbinden laͤßt.
                              Diese Legierungen haben immer den Nachtheil, daß sie sich beim Umgießen zersezen,
                              entweder weil das Eisen, oder weil das Zink sich trennt; die Verbindung mit Eisen
                              erfordert uͤberdieß die groͤßte Sorgfalt, und der kleinste Zufall kann
                              sie verderben, (man vergleiche die allgemeinen Regeln am Ende dieses Artikels)
                              waͤhrend die durch das Gesez bestimmte Composition immer guͤnstige
                              Resultate und dieselben Producte liefert, wenn anders die Arbeiten gehoͤrig
                              geleitet wurden. Wir wiederhohlen es noch ein Mahl, daß die gehoͤrige Leitung
                              der Arbeiten in den Gußwerken von der hoͤchsten Wichtigkeit ist.
                           
                        
                           Vergoldeter Bronze, Or-molu oder Bronze-Verzierungen.
                              Hr. Dariet hat in einem sehr interessantenintressanten Aufsaze uͤber die Mittel die Feuer-Vergolder gegen die
                              Queksilber-Daͤmpfe zu schuͤzen (welchem der von dem sel. Ravrio, einem unserer ersten Bronze-Arbeiter,
                              gestiftete Preis zuerkannt wurde, vergl. Polytechn. Journ. Bd. XI. S. 156) einige sehr nuͤzliche
                              Anweisungen fuͤr die Bronze-Arbeiter (Guͤrtler, Or-molu-Fabrikanten) gegeben, von welchen
                              wir hier einen Auszug liefern wollen.
                           Die Bronze-Arbeiter senden dem Gießer Modelle von den Stuͤken zu, die
                              sie gegossen zu erhalten wuͤnschten. Lezterer nimmt, alten Erfahrungen und
                              der Routine folgend, gewoͤhnlich altes Erz, von welchem er das Gold
                              herabgeschafft hat: dieses alte Erz oder alte Metall kommt auch unter dem Nahmen mitraille pendante vor. Wenn er glaubt, daß es von guter
                              Qualitaͤt ist, so braucht er es fuͤr sich allein: er nimmt aber auch
                              haͤufig verschiedene alte Waare von anderem Metalle, z.B. alte Leuchter etc.
                              zu demselben Zweke, und kauft in dieser Hinsicht auch altes Messing, wie es im
                              Handel vorkommt.
                           Wenn das alte Erz, das er sich verschaffte, nicht von guter Qualitaͤt ist, so
                              sezt er demselben, je nachdem er es haͤrter oder weicher machen will,
                              Kupfer, Zink oder Zinn zu Wenn er bloß altes Messing oder verzinntes Kupfer von
                              altem Kupfergeschirre hat, so gießt er seine Stuͤke aus demselben in
                              Verhaͤltnissen, die ihn so eben recht duͤnken, und beurtheilt seine
                              Composition nach dem Korne, indem er ein kleines Muster davon gießt und dasselbe
                              erkalten laͤßt, damit er es, nach dem Zerschlagen, untersuchen kann. Findet
                              er, daß das Korn fein und in allen Theilen gleichfoͤrmig ist, daß es die,
                              gehoͤrige Farbe, Zaͤhigkeit und Haͤrte hat, so schließt er, daß
                              das gehoͤrige Verhaͤltniß getroffen ist. Es laͤßt sich aber
                              leicht begreifen, daß auf diese Weise hoͤchst unvollkommene Resultate zum
                              Vorscheine kommen muͤssen, und daß es unter diesen Umstaͤnden
                              unmoͤglich ist, immer einen gleichfoͤrmigen Erfolg zu erhalten. Und
                              doch ist es eine wesentliche Bedingung, daß der Bronze immer folgende Eigenschaften
                              besizen soll.
                           Bronze, der vergoldet werden soll, muß leicht schmelzbar seyn; er muß die
                              Eindruͤke des Models, in welchem er gegossen wird, vollkommen aufnehmen. Der
                              Guß darf keine Unebenheiten, keine Luftblasen, keine Spruͤnge besizen: er muß
                              sich leicht abdrehen, meisseln und poliren lassen; muß eine schoͤne Farbe
                              besizen und das antike Gruͤn (patine antique)
                              leicht annehmenDie gruͤne Farbe, die man patine nennt, und
                                    die die Roͤmer aͤrugo nannten, ist das Werk der Zeit. Das
                                    Korinthische Erz besaß eine schoͤne hellgruͤne Farbe, das dem
                                    gruͤnen Moose auf Baͤumen (mucor
                                       furfuraceus? Ueb.) aͤhnlich ist. Es scheint, daß die
                                    Metalle, aus welchen der Bronze besteht, eine Aenderung bei der Bildung
                                    dieses farbigen Ueberzuges erleiden, und zwar im Verhaͤltnisse der
                                    relativen Mengen, in welchen sie in demselben vorkommen. Diese, durch die
                                    Einwirkung des in der atmosphaͤrischen Luft enthaltenen kohlensauren
                                    Gases und Sauerstoffes hervorgebrachte Patine, zu
                                    deren Erzeugung auch noch Naͤsse und Winde beitragen, enthaͤlt
                                    Sauerstoff, Kohlensaͤure, Kupfer, Zinn, Zink, Thonerde, Kieselerde,
                                    Kalk und einige Spuren von Blei. A. d. O.; er muß sich leicht vergolden lassen, ohne daß er eine zu große Menge von
                              Amalgam verschlingt, das Gold muß gehoͤrig an demselben ankleben, und eine
                              gute Or-molu oder Or-rouge-Farbe annehmen, es mag uͤbrigens matt gelassen oder geglaͤttet werden.
                           
                           Es gibt kein reines Metall, welches alle diese Eigenschaften in sich vereinigte:
                              Eisen kann beinahe durchaus nicht zu diesem Zweke gebraucht werden, wie man aus
                              obigen angegebenen Bedingungen ersieht; und Zinn, Blei und Zink sind zu weich und zu
                              sehr der Veraͤnderung unterworfen. Kupfer allein hat einige, in dieser
                              Hinsicht schaͤzbare, Eigenschaften; es ist aber zu schwer zu gießen, und ist
                              im Flusse zu teigig fuͤr den Gießer, und zu zaͤhe fuͤr den
                              Meissel und fuͤr die Drehebank; es wuͤrde zu viel Gold fressen etc.
                              Vergl. die unten folgende Tabelle.
                           Eine Composition aus Kupfer und Zink wuͤrde allen uͤbrigen vorzuziehen
                              seyn: allein die unter Nro. 2. in der oben angezogenen Tabelle ausgefuͤhrten
                              Resultate zeigen, daß diese zweifache Composition noch teigig ist, und die
                              Eindruͤke des Models nicht gehoͤrig annimmt; daß sie zuviel Amalgam
                              verschlukt, bei dem Erkalten Kerben und Spruͤnge bekommt, und fuͤr den
                              Meissel und fuͤr die Drehebank zu zaͤhe ist, und daß endlich, wenn
                              man, um sie haͤrter zu machen, die Menge Zinkes vermehrt, die gelbe Farbe,
                              welche der Vergolder wuͤnscht, dadurch verloren geht.
                           Die unter Nro. 3. und 4. dieser Tabelle angefuͤhrten Proben beweisen, daß ein
                              Gemenge aus 20 Theilen Zinn und 80 Theilen Kupfer leicht schmilzt, fluͤssig
                              laͤuft, und die Eindruͤke des Models vollkommen annimmt; allein es
                              laͤßt sich, es mag temperirt worden seyn oder nicht, nicht leicht durch
                              Saͤuren reinigen; es ist zu hart um sich drehen oder meisseln zu lassen; es
                              ist zu grau; es nimmt das Gold nur mit Muͤhe an, und kann nur durch lange
                              Anwendung des Polir-Stahles polirt werden: diese Composition taugt also zum
                              Or-molu oder vergoldeten Bronze nicht.
                           Die Mischung Nro. 10. in derselben Tabelle aus 10 Theilen Zinn und 90 Theilen Kupfer
                              ist das Stuͤkgut. Sie ist leicht schmelzbar und wird hinlaͤnglich
                              fluͤssig, dringt aber nicht leicht in die feineren Theile des Models. Sie
                              laͤßt sich leichter drehen, meisseln und poliren als irgend eine der vorigen
                              Mischungen; ist aber nicht gelb genug und fordert eine groͤßere Menge
                              Goldes um die beliebte Farbe zu erhaltenMan weiß, daß mehr Gold noͤthig ist, um die Oberflaͤche des
                                    Bronzes zu deken, wenn die Farbe desselben
                                    weniger gelb ist. Compositionen, welche allein aus Kupfer und Zinn bestehen,
                                    lassen sich auf die gewoͤhnliche Weise nicht leicht reinigen; die
                                    Salpetersaͤure oxidirt das Zinn; die Oberflaͤche des Bronzes
                                    nimmt dadurch eine grauliche Farbe an, die mit Kochsalzsaͤure
                                    weggeschafft werden muß, und das Temperiren, wodurch diese Composition mehr
                                    dehnbar wird, kann in diesem Falle nicht mit Vortheile angewendet werden,
                                    indem es die Mischung fuͤr das Amalgam zu leicht durchdringlichduchdringlich machen wuͤrde. A. d. O..
                           Keine von diesen Mischungen ist demnach zum vergoldeten Bronze, Or-molu,
                              brauchbar; und da man das reine Metall gleichfalls nicht anwenden kann, so muß man
                              zu anderen, als zu zweifachen Mischungen seine Zuflucht nehmen; man muß eine
                              Composition zu erhalten suchen, die die Gießer jeder anderen vorziehen, die sie aber
                              nie mit Sicherheit zu erhalten im Stande sind. Wir haben gezeigt, daß sie
                              gewoͤhnlich 25 Theile Messing nehmen. Nach den Bestandtheilen des Messinges;
                              des verzinnten Kupfers, welches wahrscheinlich auch noch einiges Loch
                              enthaͤlt, auf 75 Theile Messing nehmen. Nach den Bestandtheilen des
                              Messinges, des verzinnten Kupfers und des LothesDer im Handel vorkommende Messing, und das verzinnte, zugleich mit Loth
                                    versehene, Kupfer haͤlt im Durchschnitte im ZentnerMessing:Verzinntem Kupfer:Kupfer  63,70.–  –
                                           –  97Zink  33,50.–  –
                                           –  –Zinn    2,55.–  –
                                           –    2,5Blei    0,25.–  –
                                           –    0,5––––––––––100.100.Vergl. Annales de Chemie T. V. Chaudet, et Annales
                                       des Mines. T. III. Berthier. A. d. O. muß der daraus erhaltene Bronze bestehen aus ungefaͤhr:
                           
                              
                                   72
                                 Theilen Kupfer,
                                 
                              
                                   25,2
                                 Theilen Zink,
                                 
                              
                                     2,5
                                 Theilen Zinn,
                                 
                              
                                     0,3
                                 Theilen Blei.
                                 
                              
                                 ––––
                                 
                                 
                              
                                 100.
                                 
                                 
                              
                           
                           Hr. Darcet fand auch wirklich nach einer Menge
                              uͤber das Or-molu angestellten Versuchen, daß dasselbe eine vierfache
                              Composition darstellt; einige Stuͤke enthielten, vielleicht zufaͤllig,
                              Eisen, Spießglanz, Gold und Silber, aber in geringer Menge. Die Tabelle
                              enthaͤlt die Resultate dieser Analysen, und wir haben gezeigt, daß die
                              Gebruͤder Keller, die beruͤhmten Gießer
                              unter Ludwig XIV., die vierfache Composition jeder anderen vorgezogen, wie die
                              Analyse ihrer schoͤnen Statuͤen erweiset.
                           Es scheint demnach, daß die vierfache Composition aus Kupfer, Zinn, Zink, Blei die
                              beßte zum Gusse fuͤr Bildhauer und anderen Verzierungs-BronzeDie Analyse eines Stuͤkes vergoldeten Kupfers oder Bronzes aus China,
                                    und eines anderen aus Berlin uͤberzeugten Hrn. Darcet, daß Ersteres nur Kupfer, Zink und Blei enthielt, und
                                    Lezteres Kupfer und Zink: diese Ausnahmen sind oͤfters nothwendig, je
                                    nachdem die Art des Werkes verschieden ist. A. d. O. ist. Es ist nun nothwendig, die Verhaͤltnisse zu bestimmen, welche
                              der Gießer zu beachten hat, und einen sicheren Plan fuͤr die Gießer zu
                              entwerfen.
                           Hr. Dussausoy hat klar gezeigtAnnales de Chimie. T. V. p. 113.
                                    225. A. d. O., daß eine Mischung von 80 Theilen Kupfer, 17 Theilen Zink und 3 Theilen Zinn
                              jeder anderen Mischung zur Verfertigung der Fassung von Feuergewehren vorzuziehen
                              ist, indem diese die groͤßte Zaͤhigkeit, Haͤmmerbarkeit,
                              Haͤrte und Dichtheit besizt: da aber die leztere dieser Eigenschaften die
                              wichtigste ist, die ein zur Vergoldung bestimmter Bronze besizen mußDie erstere dieser zwei Verbindungen ist N. 7. in der folgenden Tabelle. Die
                                    dort erklaͤrten Resultate beweisen auf eine positive Art, daß man
                                    einem Bronze von einer solchen Mischung jede verlangte Form zu geben im
                                    Stande ist. A. d. O., so glaubt Hr. Darcet, daß man die beßte
                              Composition zu Bronze aus dem interessanten Werke des Hrn. Dussaussoy entlehnen, und
                              unter jenen vierfachen Verbindungen solche finden kann, die er in Hinsicht auf
                              andere Zweke, verwarf, und welche aus
                           
                              
                                 82
                                 Kupfer,
                                 
                              
                                 18
                                 Zink,
                                 
                              
                           
                           
                              
                                   3
                                 oder
                                 1 Zinn,
                                 
                              
                                   1,5
                                 oder
                                 3 Blei
                                 
                              
                           besteht. Eine Mischung, welche mehr Blei als Zinn
                              enthaͤlt, vermindert die Zaͤhheit, und vermehrt die Dichtheit, welche
                              bei Stuͤken von kleinerem Umfange vorgezogen werden mußWir haben oben, unter dem Artikel: Bronze-Medaillen, erwiesen, daß die Dichtheit des Bronzes
                                    um ein Siebzehntel vermehrt wird, wenn man die Menge des angewendeten Zinnes
                                    von 5 auf 20 Hunderttheile vermehrt. Die Harte und Undurchdringlichkeit
                                    dieser Composition, ausser der oben angefuͤhrten wichtigen Anwendung,
                                    die man von derselben machen kann, laͤßt sich gleichfalls bei
                                    Verfertigung von Pumpen und Haͤhnen sehr gut benuͤzen. Es
                                    gelang Hrn. Perkins, mittelst sehr genau
                                    gebohrter Cylinder, welche in einen massiven Bronze-Blok eingebohrt
                                    wurden, einen Druk von 2000 Atmosphaͤren hervorzubringen. Er hat,
                                    mittelst dieses ungeheueren Drukes, erwiesen, daß das Wasser sich zusammen
                                    druͤken laͤßt und elastisch ist: eine That-Sache, die
                                    man vor ihm nicht kannte. Es ist erwiesen, daß, bei einem geringeren Druke,
                                    Wasser durch sehr dikes Sußeisen durchgeht, wie in der hydraulischen Presse,
                                    und daß auch Queksilber unter dem Druke mehrerer Atmosphaͤren durch
                                    Guß-Eisen durchgedruͤkt werden kann. A. d. O..
                           In einer Anmerkung des I. Bandes der Déscription des
                                 Brevets d'invention theilt Hr. Leonhard Tournu
                              eine Composition mit, welche bloß zwei Drittel des zur Vergoldung der
                              gewoͤhnlichen Compositionen noͤthigen Goldes verlangt. Diese
                              Composition besteht ans 8 Theilen Kupfer, 1, 5 Zink und 1 Messing, folglich in
                              hundert Theilen
                           
                              
                                 82,257
                                 Kupfer,
                                 
                              
                                 17,481
                                 Zink,
                                 
                              
                                   0,238
                                 Zinn,
                                 
                              
                                   0,024
                                 Blei
                                 
                              
                           enthaͤlt. Hieraus erhellt, daß die vierfache Mischung
                              fuͤr alle Stuͤke, welche vergoldet werden sollen, vorzuziehen ist, und
                              hiedurch werden die Vortheile der oben angefuͤhrten Mischungen erwiesen,
                              unter welchen wir nur nach dem Zweke, zu welchem der Bronze bestimmt ist, zu
                              waͤhlen haben.
                           Der Gießer zieht denjenigen vor, dessen Theile alle eine gleichfoͤrmige Masse
                              bilden. Sie suchen den verlangten Zwek dadurch zu erreichen, daß sie, zur
                              Vergleichung, eine aus allen Stuͤken verfertigte Composition aufbewahren:
                              besser Unterrichtete erreichen diesen Zwek mit mehr Sicherheit, indem sie, wie bei der
                              Waffen-Fabrik zu Versailles, ihre Compositionen aus reinem Metalle
                              verfertigen. Wenn man ja, um bei dem geringeren Preise des alten Erzes etwas zu
                              ersparen, dasselbe zu der Bronze-Composition zusezen will, so sollte man sich
                              vorher von der Qualitaͤt desselben uͤberzeugen, damit man
                              vorlaͤufig die vorzunehmende Mischung berechnen, und die oben angegebenen
                              Verhaͤltnisse in demselben herstellen kann: man muß dann noch eine
                              Probe-Stange gießen, um sich von der Beschaffenheit des Bronzes
                              uͤberzeugen zu koͤnnen.
                           Folgende Tabelle enthaͤlt die Resultate vergleichender Versuche mit reinem
                              Kupfer und mit Kupfer, welchem Zink, Zinn und Blei in verschiedenem
                              Verhaͤltnisse zugesezt wurde.
                           
                              
                                 
                                 N. 1.
                                  2.
                                  3.
                                  4.
                                  5.
                                    6.
                                  7.
                                    8.
                                    9.
                                   10.
                                   11.
                                   12.
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 100.
                                 70.
                                 80.
                                 80.
                                 90.
                                 63,70.
                                 82.
                                 64,45.
                                 70,90.72,43. 
                                 70,19.69,87. 
                                 91,40.
                                 82,25.
                                 
                              
                                 Zink
                                 –
                                 30.
                                 –
                                 –
                                 –
                                 35,55.
                                 18.
                                 32,44.
                                 24,05.22,75. 
                                 26,21.26,95. 
                                 5,53.
                                 17,48.
                                 
                              
                                 Zinn
                                 –
                                 –
                                 20.
                                 20.
                                 10.
                                 2,50.
                                 3.
                                 0,25.
                                 2,004.2,87. 
                                 1,41.1,53. 
                                 1,70.
                                 0,24.
                                 
                              
                                 Blei
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 0,25.
                                 1,50.
                                 2,86.
                                 3,05.2,56. 
                                 2,16.1,65. 
                                 1,87.
                                 0,24.
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 –––
                                 –––
                                 –––
                                 –––
                                 –––
                                 –––
                                 –––
                                 –––
                                 –––
                                 –––
                                 –––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100Es ist
                                          hier nicht uͤberall richtig addirt, oder die Zahlen sind
                                          unrichtig. A. d. Ueb.
                                 
                              
                           specifische Schwere:
                           
                              
                                 8,700.
                                 8,443.
                                 8,940.
                                 8,920.
                                 8,780.
                                 8,395.
                                 8,215.
                                 8,542.
                                 8,3928,275 
                                 8,249 – –8,262 – –
                                 
                              
                           Das Kupfer N. 1, und die Compositionen aller
                              uͤbrigen Nummern wurden von Gießern, Graveurs, Drechslern und Vergoldern
                              versucht.
                           N. 1. War, nach Versicherung des Gießers, schwer zu
                              schmelzen, und goß sich dik; dem Graveur und dem Drechsler war es zu weich und
                              folgte unter dem Meißel nach. Der Vergolder fand, daß es zuviel Gold frißt.
                           N. 2. War dem Gießer im Flusse zu teigig; dem Graveur
                              und Drechsler gut, nur etwas zu weich; dem Vergolder gut.
                           
                           N. 3. In Hinsicht auf die obigen vier Arbeiter: sehr
                              leicht zu gießen und hinlaͤnglich fluͤssig; – sehr schlecht;
                              – troken und bruͤchig und zu hart um sich schneiden zu lassen;
                              – schlechte Farbe, schwer zu reinigen, zu schwierig zu behandeln
                              waͤhrend der Amalgamation.
                           N. 4. – Etwas besser als N. 3. – Ebenso. – Ebenso. – Ebenso. Diese Composition
                              ist dieselbe, wie N. 3; nur wurde sie temperirt.
                           N. 5. Gießt sich etwas hart; – ziemlich gut;
                              – ebenso; schlechte Farbe, uͤbrigens ziemlich gut.
                           N. 6. Gut; ebenso; ebenso; sehr gut und schoͤne
                              Farbe.
                           N. 7. Eine sehr gute Composition; ebenso; ebenso; sehr
                              gut und schoͤne Farbe.
                           N. 8. Eine sehr gute Composition in jeder der vier
                              obigen Ruͤksichten.
                           N. 9. Hr. Darcet sandte diese beiden Compositionen Hrn.
                              Dussausoy als Bronze, welcher Hr. Thomire als sehr gut befunden hat.
                           N. 10. Diese beiden Compositionen wurden als sehr
                              schlecht angegeben.
                           N. 11. Analyse des Bronzes der Gebruͤder
                              Keller.
                           N. 12. Vorgeschlagene oder erfundene Composition des
                              Hrn. Tournu.
                           Die Stuͤke N. 1, 4 u. 5 verschlangen am meisten
                              Amalgam. Hinsichtlich der Menge des anzuwendenden Amalgames kann der Vergolder ohne
                              Unterschied entweder reines Kupfer, oder irgend eine Verbindung desselben mit Zinn,
                              Zink oder Blei anwenden. Man ersieht aus obigen Versuchen, daß diejenige
                              Composition, welche dem Gießer taugt, nicht immer fuͤr den Graveur und
                              Drechsler gut ist. Auch der Polirer verlangt noch, so wie die uͤbrigen
                              Arbeiter, gewisse Eigenschaften an dem Bronze. Man muß also eine Composition
                              waͤhlen, welche die meisten noͤthigen Erfordernisse besizt, und sich
                              der oben angezeigten Mittel bedienen, um dieselbe immer gleichfoͤrmig zu
                              erhalten.
                           
                        
                           Bronze-Farbe erhalten die Figuren und andere
                              Bronze-Arbeiten auf folgende Weise:
                           Man loͤse 2 Quentchen (76 Centigramme) Salmiak (kochsalzsaures Ammonium) und
                              ein halbes Quentchen (oder 19 Centigramme) Sauerkleesalz (SauerkleesaͤureSauerkleesaͤnre) in einer halben Pinte (ungefaͤhr 400 Grammen) zweimahl
                              destillirten Essiges (verduͤnnter Essigsaͤure) auf. Mit dieser
                              Aufloͤsung befeuchte man einen Haar-Pinsel, den man ausdruͤken
                              muß, nachdem man ihn eingetaucht hat, so daß so wenig als moͤglich von der
                              Fluͤssigkeit in demselben zuruͤkbleibt, und reibe dann mit demselben
                              das wohl gereinigte Bronze-Stuͤk in der
                              Sonne oder uͤber einem Ofen schnell und so lang, bis der Pinsel troken wird.
                              Diese Operation wiederholt man so lang, bis die Farbe des Metalles die verlangte
                              Nuͤance angenommen hat. Der erste Ueberzug gibt eine gruͤnlich
                              gelbbraune Farbe, der zweite einen gruͤn braunen Bronze, und durch
                              oftmahliges Wiederholen dieser Dekung kann man so dunkle Schattirungen erhalten, daß
                              die Stuͤke beinahe ganz schwarz erscheinen.
                           Wir wollen diesen Aufsaz mit einigen allgemeinen Regeln uͤber Verfertigung der
                              Bronze und die sicherste Verfahrungs-Weise bei dem Mischen der Metalle, aus
                              welchen man denselben bildet, damit weder durch Oxidation noch durch
                              Verfluͤchtigung das gehoͤrige Verhaͤltniß derselben
                              gestoͤrt wird, und Verlust fuͤr den Arbeiter entsteht, hier
                              beschließen, dann noch die Behandlung der Schlaken und Abfaͤlle
                              beifuͤgen, und endlich die Methode beschreiben, nach welcher man mit
                              Beihuͤlfe der Chemie auf mehr oder minder leichte Weise das Erz analysiren
                              kann, um zu sehen, ob die Metalle, aus welchen man dasselbe zusammensezte, sich in
                              gehoͤrigem Verhaͤltnisse in demselben befinden. Dieser Theil
                              chemischer Kenntnisse ist sowohl fuͤr Bronze-Arbeiter im Großen, als
                              fuͤr jeden Erz-Gießer, der nicht unter Leitung eines praktischen
                              Chemikers arbeitet, unentbehrlich.
                           Wir haben die Vortheile und Nachtheile der verschiedenen Bronze-Compositionen
                              hinsichtlich auf die daraus zu verfertigenden Statuͤen, Medaillen, Gloken,
                              Cymbeln, Gongs, und andere Gegenstaͤnde, wie Kanonen, Pumproͤhren,
                              Haͤhne und Verzierungen aus Or-molu hinlaͤnglich
                              erklaͤrt, und dort, wo wir von den Bronze-Medaillen sprachen, auf einige merkwuͤrdige
                              Umstaͤnde aufmerksam gemacht, welche bei dem Schmelzen des Erzes im Tiegel
                              Statt haben: wir muͤssen hier noch bemerken, daß so oft immer Zink mit
                              anderen Metallen gemengt wird, man die Mischung schnell umruͤhren, und so schnell als
                              moͤglich gießen muß, um der Oxidation des Metalles vorzubeugen. Dieselben
                              Grundsaͤze, die wir bei dem Gusse des Bronzes im Kleinen aufstellten, gelten
                              auch im Allgemeinen von dieser Operation im Großen, nur muͤssen wir hier noch
                              auf einige Umstaͤnde besonders aufmerksam machen.
                           Der Bronze-Gießer muß suchen so schnell als moͤglich, seine Erze in
                              Fluß zu bringen, um die Ursachen zu beseitigen, welche den oben erwaͤhnten
                              Verlust herbeifuͤhren, und in dieser Hinsicht auf die Form des Ofens, auf die
                              Art des Brennmateriales und auf die Verfahrungs-Weise bei der Operation
                              selbst, als den unerlaͤßlichen Bedingungen des Gelingens derselben,
                              Ruͤksicht nehmen.
                           Man hat schon seit langer Zeit Reverberir-Oefen zu dieser Operation
                              gewaͤhlt, und unter diesen verdienen die elliptischen den Vorzug. Die
                              Glokengießer bedienen sich solcher Oefen mit einem kugelfoͤrmigen
                              Gewoͤlbe, indem ihre Composition leicht fluͤssig ist, und keiner sehr
                              hohen Temperatur zum Flusse bedarf. Da aber schneller Gang der Operation eine
                              unerlaͤßliche Bedingung ist, so wuͤrde es ihnen sehr zum Vortheile
                              gereichen, wenn auch sie elliptische Oefen anwenden wuͤrden.
                           Holz war ehevor das einzige Brennmaterial, dessen man sich bediente: seit einigen
                              Jahren braucht man aber statt desselben mit vielem Vortheile die Steinkohlen.
                           Das Verfahren bei der Operation im Großen haͤngt von den Metallen ab, welche
                              zur Composition des Bronzes genommen werden: man muß hier vor allem die Oxidation zu
                              verhuͤten suchen. Das erste und vorzuͤglichste Mittel gegen dieselbe
                              ist schneller Fluß: man wirft in dieser Hinsicht oͤfters einige zerkleinte
                              Holzkohlen auf die Oberflaͤche der fließenden Metalle, und mengt sie mit den
                              Schlaken derselben: die Holzkohlen duͤrfen jedoch nicht so klein seyn; daß
                              sie von der Gewalt der Flamme weggefuͤhrt werden koͤnnten. Es ist
                              ferner hoͤchst noͤthig, den Zink, wenn man denselben in
                              groͤßerer Menge zusezen muß, in duͤnne Platten vorzurichten, und unter
                              die Schichten der brennenden Holzkohlen hineinzuschieben, wo man dann diese Kohlen,
                              ohne dieselben mit dem Metalle zu mengen, wegnimmt, lezteres gehoͤrig
                              umruͤhrt, und so schnell als moͤglich gießt. Dieselbe Vorsicht ist
                              auch noͤthig, wo man Zink zusezt. Ueberhaupt muͤssen diese Metalle, die durch das
                              Feuer am leichtesten veraͤndert werden, zulezt zugesezt werden, damit sie der
                              Einwirkung desselben nur eine kurze Zeit uͤber bloß gestellt bleiben. Die
                              Metalle muͤssen sehr schnell und kraͤftig umgeruͤhrt werden,
                              damit sie sich desto inniger verbinden; was oͤfters, bei dem hoͤchst
                              verschiedenen Grade der Dichtigkeit derselben sehr schwer haͤlt. Dieser
                              verschiedene Grad voll Dichtigkeit erzeugt naͤmlich in den Metallen eine
                              Kraft, welche der Verwandtschaft derselben entgegen strebt, und sie von einander
                              entfernt; sie ist so betraͤchtlich, daß sie selbst im Model noch auf den
                              fluͤssigen Bronze wirkt, und ist eine der Ursachen, warum man nothwendiger
                              Weise sorgen muß, daß er so schnell als moͤglich in den Modeln erkaltet.
                              Unter gewissen Umstaͤnden bedient man sich dieser, von der verschiedenen
                              specifischen Schwere der Metalle abhaͤngenden, Kraft um gewisse Metalle von
                              anderen zu scheiden, wie bei dem Ausschmelzen.
                           Der Zusaz von etwas Eisen zum Bronze ist, wie wir oben bemerkten, zuweilen
                              nuͤzlich; es ist aber sehr schwer, dasselbe geradezu damit in Verbindung zu
                              bringen. Wenn man dasselbe jedoch vorlaͤufig verzinnte, so hat keine
                              Schwierigkeit mehr bei dieser Verbindung Statt, und nur als verzinntes Eisen darf es
                              also dem Bronze zugesezt werden. Indessen bleibt diese Composition bei dem Gusse
                              immer einer Gefahr von Veraͤnderung unterworfen: das Eisen scheidet sich aus
                              derselben aus, und geht als Oxid in die Schlaken uͤber.
                           
                        
                           Bei Teleskop-Spiegeln, welche aus einem Gemenge von Kupfer, Zinn, Platinna und
                              Arsenik bestehen, verbinde man den Arsenik geradezu mit dem Bronze. Man muß sehr
                              dafuͤr sorgen, daß diese Mischung waͤhrend des Gusses sich nicht
                              oxidirt, was am Beßten mittelst eines Flusses aus gepuͤlvertem Glase
                              geschieht, welcher eine der Luft undurchdringbare Schichte bildet, und die ganze
                              Oberflaͤche des fließenden Metall-Gemenges gegen die Einwirkung der
                              Luft schuͤzt.
                           Hinsichtlich der Bronze-Compositionen, zu welchen Gold oder Silber kommt, ist
                              es nicht noͤthig, die Verfahrungs-Weise anzugeben, nach welcher diese
                              Metalle der Composition beigesezt werden, indem leztere in den Kuͤnsten nicht
                              angewendet wirdIm Handel kommen eine Menge von Waaren aus sogenanntem Weiß-Metall (White Metall) vor, welches ein Gemenge von
                                    Kupfer, Zinn, Blei, Zink, Eisen etc., ohne bestimmtes Verhaͤltniß,
                                    ist. Man nennt es auch Knopf-Metall
                                    (Button-Metall) und erhaͤlt es durch Zusammen-Schmelzen
                                    verschiedener alter Bruchstuͤke von Kupfer, Messing etc. A. d. O..
                           
                        
                           Wir wollen nun die Mittel angeben, durch welche man die Metalle, aus welchen der
                              Bronze besteht, aus demselben wieder erhalten kann: vorzuͤglich Kupfer und
                              Zinn, welches immer in den groͤßten Mengen in denselben enthalten ist. Wir
                              verdanken die Kenntniß derselben dem sel. Fourcroy und der Revolution,
                              waͤhrend welcher sie fleißig benuͤzt wurden. Man erhielt dabei aber
                              eine Menge Schlaken, die man, weil man sie zu nichts benuͤzen konnte, auf die
                              Strasse warf, um diese damit auszubessern: zu Romilly, bei Rouen, hat man einen
                              ganzen Damm davon aufgefuͤhrt. Die HHrn. Anfrye und Lecour versuchten diese
                              Schlaken zu benuͤzen, und ihre Bemuͤhungen hatten einen so
                              gluͤklichen Erfolg, daß sie eine Anstalt hierzu im Großen gruͤndeten,
                              und in wenigen Jahren mehrere Hunderttausend Kilogramme Kupfer und Zinn aus ihrer
                              Fabrike zu Markte brachtenNach einem vor dem Institute uͤber diese Anstalt erstattenen Berichte
                                    war das an derselben erhaltene Zinn sehr gut; es enthielt jedoch, so wie das
                                    englische Zinn, etwas Kupfer; aber diese beiden Zinn-Arten sind etwas
                                    bruͤchiger und mehr matt, als Malacca-Zinn, was wahrscheinlich
                                    von dem Bleie herruͤhrte, welches sie enthielten. Der Ausschuß, der
                                    diesen Bericht erstattete, und aus den HHrn. Vauquelin, Deyeux, Guyton und Sage
                                    bestand, fand, daß das englische Zinn, so wie jenes der HHrn. Aufrye und Lecour, in
                                    100 Theilen98,5reines Zinn,  1,0Blei,  0,5Kupfer,enthielt. Malacca Zinn, als das reinste im Handel
                                    vorkommende Zinn, kann wohl zwanzig Mahl gebogen werden, ehe es bricht,
                                    zeigt beim Brechen bedeutende Staͤrke, und biethet ein eigenes Korn
                                    dar. Das englische Zinn, so wie jenes der HHrn. Aufrye und Lecour brach
                                    aber
                                    schon bei dreimaligem Biegen, und zeigte ein grauliches Korn im Bruche. Hr.
                                    Bréant erhielt durch ein, alsogleich
                                    zu beschreibendes Verfahren so reines Zinn, daß man es zur
                                    Spiegel-Belegung brauchen konnte. A. d. O..
                           
                           Fourcroy's Verfahren gruͤndet sich auf die Eigenschaft des Zinnes leichter
                              schmelzbar und oxidirbar zu seyn, als Kupfer. Man fangt, nach demselben, damit an,
                              daß man
                           1tens, eine gewisse Menge Gloken-Metall vollkommen oxidirt, indem man dasselbe
                              in einem Reverberir-Ofen calcinirt, dann das Oxid herausnimmt und
                              puͤlvert.
                           2tens bringt man eine neue Menge Metalles in denselben Ofen, schmilzt sie, und sezt
                              derselben die Haͤlfte ihres Gewichtes von dem Oxide der vorigen Operation zu.
                              Man erhoͤht hierauf die Temperatur, und ruͤhrt das Gemenge
                              sorgfaͤltig um. Nach einigen Stunden sondert sich eine Menge, beinahe reinen,
                              Kupfers in fluͤssiger Form ab, und verbreitet sich auf der Sohle des Ofens:
                              was uͤbrig bleibt; besteht aus den Zinn- und Kupfer-Oxiden, und
                              etwas weniger Erde von dem Ofen. Dieß wird auf der Oberflaͤche des
                              geschmolzenen Metalles gesammelt, in der teigigen Form, in welcher er als Schlake
                              vorkommt, und mittelst eines Rechens oder einer Harke weggeschafft. Wenn auf diese
                              Weise die Oberflaͤche des geschmolzenen Kupfers davon entbloͤßt wurde,
                              wird dieses in Bloͤke gegossen. Die Schlaken werden wieder gepuͤlvert,
                              und die metallischen Theile, welche noch in denselben enthalten sind, durch Abreiben
                              oder auf Waschwerken aus denselben herausgefoͤrdert. Auf diese Weise
                              erhaͤlt man aus 100 Kilogrammen Gloken-Metall ungefaͤhr 50
                              Kilogramme Kupfer, welches kaum ein Hundertel fremdartiger Theile
                              enthaͤlt.
                           3tens, mengt man die bereits gewaschenen Schlaken mit einem Achtel ihres Gewichtes
                              gepuͤlverter Holzkohle, und reibt oder mahlt die Mischung sorgfaͤltig
                              zusammen, damit man soviel moͤglich die innigste Vereinigung derselben
                              bewirkt. Hierauf wird das Gemenge in den Reverberir-Ofen gebracht, und
                              daselbst bei erhoͤhter Temperatur, eine zweite Wiederherstellung des Metalles
                              bewirkt, woraus man eine Composition im fluͤssigen Zustande erhaͤlt, die aus
                              ungefaͤhr 60 Theilen Kupfer und 40 Theilen Zinn besteht. Die
                              Oberflaͤche des Metalles wird mit neuen Schlaken bedekt, die mehr Zinn, als
                              bei der ersten Operation, enthalten.
                           4tens, diese Composition (aus 60 Theilen Kupfer und 40 Theilen Zinn) wird in
                              demselben Reverberir-Ofen, aber ohne Umruͤhren, calcinirt. Die Luft,
                              welche auf die Oberflaͤche des geschmolzenen Metalles wirkt, oxidirt das Zinn
                              in weit staͤrkerem Verhaͤltnisse, als das Kupfer, wodurch Schichten
                              von Oxid gebildet werden, die eine gewisse Festigkeit erlangen, und die man von Zeit
                              zu Zeit abnimmt. Diese Operation wird solang wiederhohlt, bis die
                              Metall-Composition, welche zuruͤkbleibt, Gloken-Metall ist, das
                              dann in Bloͤke gegossen wird, welche demselben Verfahren unterzogen wurden,
                              wornach das Gloken-Metall oben unter Nro. 1. behandelt wurde. Die Schichten
                              von Oxid, welche nach und nach waͤhrend dieser Operation abgenommen wurden,
                              werden zusammen gemengt, mit Holzkohle vermischt, und in einem fuͤr die
                              Reduction des Zinnes geeigneten Ofen in Metall verwandelt.
                           5tens, auf eine aͤhnliche Weise und in einem aͤhnlichen Ofen werden
                              alle zinnreichen Schlaken reducirt, die man aus denjenigen erhielt, welche mit
                              Holzkohle in dem Reverberir-Ofen, Nro. 3., behandelt wurden. Aus diesen
                              erhaͤlt man eine Composition, welche aus 28 Theilen Kupfer und 72 Theilen
                              Zinn besteht.
                           6tens, diese leztere Composition wird in einem Reverberir-Ofen auf dieselbe
                              Weise, wie die Composition Nro. 4., behandelt, bis das fluͤssige Metall aus
                              gleichen Theilen Kupfer und Zinn besteht: bis dahin hat es bloß Oxide von beinahe
                              reinem Zinne gebildet. Die auf der Oberflaͤche gebildeten Lagen von oxidirtem
                              Zinne werden nach und nach abgenommen, und die Operation so lang fortgesezt, bis die
                              in fluͤssiger Form abgesonderte Composition auf Gloken-Metall reducirt
                              ist, wo man dasselbe dann in Bloͤke gießt, welche zu den uͤbrigen
                              gethan, und wie Nro. 1. und 5. behandelt werden. Aus der Farbe der Schichten der
                              Oxide, die sich auf der Oberflaͤche des Metalles bilden, erkennt man die
                              Zeit, wo man dieselben abnehmen, und die Arbeit unterbrochen werden muß. Solang sie
                              weiß sind, enthalten sie beinahe bloß reines Zinn-Oxid; wenn sie aber
                              anfangen grau zu werden,
                              ist es ein sicheres Zeichen, daß sie Kupfer-Oxid halten, und wenn sie am Ende
                              dunkelbraun werden, fassen sie eine große Menge Kupfer und die fluͤssige
                              Composition, welche sie bedeken, ist Gloken-Metall geworden.
                           7tens, mischt man endlich das Zinn-Oxid mit dem zehnten Theile seines
                              Gewichtes gepuͤlverter Holzkohle, mahlt diese Mischung mit Wasser zusammen,
                              und behandelt sie in dem Reducir-Ofen fuͤr Zinn. Auf diese Weise wird
                              das Zinn in seinen metallischen Zustand zuruͤkgefuͤhrt, und
                              gewoͤhnlich hinlaͤnglich rein erhalten. Wenn dasselbe jedoch noch
                              zuviel Kupfer in sich fassen sollte, so ist es genug, wenn man dasselbe in einem
                              Topfe von Gußeisen schmilzt und langsam bis auf jenen Grad erkalten laͤßt, wo
                              es das Papier nicht mehr zu verkohlen vermag. Das Kupfer sezt sich in diesem
                              Augenblike auf den Boden des Gefaͤßes (in Verbindung mit noch etwas Zinn) in
                              Gestalt einer teigigen Masse. Die obersten Lagen des Metalles enthalten bloß Zinn,
                              die man Lage um Lage abnehmen und in besondere Bloͤke gießen muß.
                           Auf diese WeiseGill's polytechn. Repos. Nro. 22. S. 236. werden jezt die Schlaken benuͤzt, die man ehevor auf die Straßen
                              warf. Einige Schlaken waren jedoch so sehr mit Erde verunreinigt, daß man sie
                              fuͤr vollkommen unbrauchbar hielt. Es gelang indessen Hrn. Bréant, der erst seit kurzem anfing, sich mit
                              Reduction der Schlaken des Gloken-Metalles zu befassen, dieselbe auf einen
                              sehr hohen Grad von Vollkommenheit zu bringen, so daß er selbst noch einen
                              bedeutenden Theil derjenigen Schlaken benuͤzen kann, welche die beßten
                              Arbeiter wegwerfen zu muͤssen glaubten. Er hat zwar diese Methode noch nicht
                              bekannt gemacht, verspricht aber dieses naͤchstens zu thun, und hat uns sehr
                              bereitwillig die Basis seines Verfahrens mitgetheilt, das uns, in der That, ganz
                              vorzuͤglich zu seyn scheint, wie aus folgendem Umrisse erhellt.
                           Um die zinnreichen Schlaken zu reduciren, wendet Hr. Bréant mehr Holzkohle an,
                              als man gewoͤhnlich dazu brauchte und vermehrt die Schmelzbarkeit derselben
                              durch zugesezte Auster-Schalen, Glas-Scherben, und selbst durch
                              verglaste Schlaken, und bearbeitet dieselben in einem Reverberir-Ofen.
                           
                           Wenn das erhaltene Metall viel Zinn enthaͤlt, sezt er dasselbe auf der Sohle
                              eines Reverberir-Ofens dem Feuer aus, wo er, durch eine dem verschiedenen
                              Verhaͤltnisse der in der Composition vorkommenden Metalle angemessene Hize,
                              eine wahre Schmelzung bewirkt, wodurch das Zinn gaͤnzlich abgeschieden wird.
                              Metall-Tropfen bilden sich rings um die Kanten der Masse und laufen in Kugeln
                              nach der schiefen Flaͤche der Sohle des Ofens hin: das fluͤssige
                              Metall sammelt sich in einer Vertiefung, aus welcher es entfernt und in
                              Bloͤke gegossen wird.
                           Wenn die auf diese Weise behandelte Composition Blei enthaͤlt, so findet sich
                              dasselbe in demjenigen Theile, der zuerst ausschmilzt; hierauf schmilzt das Zinn
                              aus, und der zulezt ausschmelzende Theil enthaͤlt mehr oder weniger Kupfer.
                              Man kann also die erhaltenen Producte so abtheilen: zuerst bleihaͤltiges
                              Zinn; dann bedeutend reineres Zinn; endlich Zinn in Verbindung mit Kupfer.
                           Eine schwammige, sehr schoͤne Kristallisationen bildende Masse bleibt
                              zuruͤk, und enthaͤlt gewoͤhnlich zuviel Kupfer, um das Zinn
                              durch Ausschmelzung fahren zu lassen: dieses muß hier durch Oxidation geschieden
                              werden.
                           Es erhellt aus diesem Verfahren, daß Hr. Bréant durch dasselbe die Zahl der
                              Reduktionen und Oxidationen bedeutend vermindert, und folglich dabei nicht den
                              ungeheueren Verlust an Zinn erleidet, welcher dadurch entsteht, daß dasselbe durch
                              die Staͤrke der Flamme, welcher es bei einer so hohen Temperatur so lange
                              Zeit uͤber ausgesezt ist, verfluͤchtigt wird. Er braucht weniger
                              Brenn-Material; er erspart bedeutend an Auslagen bei der Arbeit; seine
                              Operationen sind nicht so zahlreich, und er erhaͤlt theils reinere Resultate,
                              theils bloß zweifache, wohlbekannte Verbindungen, die zu den verschiedenen Zweken,
                              zu welchen sie dienen, leichter unmittelbar verwendet werden koͤnnen.
                           Hr. Bréant hat auf diese Weise mehr denn eine Million Kilogrammen Schlaken auf
                              eine sehr vortheilhafte Weise behandelt, und 40 Centimen an 100 Kilogrammen reinen
                              Gewinn gemacht. Ehe er dieselben auf diese Weise benuͤzte, wurden mehrere
                              Millionen derselben (und noch viel reichere, als diejenigen waren, die er behandelte) um 5
                              Centime das Hundert Kilogramme verkauft.
                           Analyse des Bronzes. Man erkennt die Metalle, aus welchen
                              der Bronze zusammengesezt ist, indem man ein Stuͤkchen desselben entweder in
                              Koͤrner oder in Plaͤttchen verwandelt, und einen Theil davon in
                              Salpeter-Saͤure aufloͤst. Nachdem alle Metalle, aus welchen der
                              Bronze besteht, wie Kupfer, Zink, Blei und Eisen, aufgeloͤst sind,
                              schlaͤgt das Zinn sich von selbst in Gestalt eines weißen Pulvers nieder, und
                              die uͤbrige Aufloͤsung wird durch die gehoͤrigen Reagentien auf
                              ihre Bestandtheile gepruͤft. Hierauf verfaͤhrt man auf folgende
                              Weise.
                           Wenn der zu analysirende Bronze nur Kupfer und Zinn enthaͤlt (wie es bei
                              Medaillen, Cymbeln, Gongs, Kanonen und anderen Artikeln gewoͤhnlich der Fall
                              ist), wiegt man genau eine bestimmte Menge dieses, vorlaͤufig in
                              Koͤrner oder Plaͤttchen zerkleinten Bronzes, z.B. 10 Gramme ab, und
                              gibt sie in ein kleines Kolben-Glas. Nachdem man 60 Gramme reine,
                              ungefaͤhr 30graͤdige Salpetersaͤure auf diese 10 Gramme Bronze
                              gegossen hat, bringt man das Glas auf einen kleinen Ofen, und erhoͤht
                              mittelst Holzkohlen allmaͤhlig die Temperatur desselben. Die
                              Salpetersaͤure wird durch ihre Einwirkung auf den Bronze zersezt: ein Theil
                              ihres Sauerstoffes wirkt zugleich auf das Kupfer und das Zinn, und bildet
                              Zinn-Peroxid, welches unaufloͤsbar ist, und als weißes Pulver in der
                              Fluͤssigkeit zu Boden faͤllt, waͤhrend das salpetersaure Kupfer
                              aufgeloͤst bleibt, und das Ammonium und Stikstoff-Deuteroxid, wo es in
                              Beruͤhrung mit der atmosphaͤrischen Luft geraͤth, in Form
                              rother Daͤmpfe entwikelt wird. Sobald man wahrnimmt, daß die
                              Metall-Theilchen keine Veraͤnderung mehr erleiden, und kein Gas mehr
                              entwikelt wird, selbst wenn die Aufloͤsung siedet, so ist die Zersezung
                              vollendetSollten jedoch die Bronze-Theilchen nicht vollkommen zersezt worden
                                    seyn, und zeigt sich keine weitere Einwirkung mehr auf dieselben, so kann
                                    man noch etwas Salpetersaͤure zusezen, A. d. O.. Die Aufloͤsung wird sodann beinahe bis zur Trokenheit abgeraucht, um
                              die uͤberschuͤssige Saͤure wegzutreiben, hierauf mit Wasser
                              verduͤnnt und auf ein Filtrum gegossen, und alle Theilchen des an den
                              Waͤnden des Glases anhaͤngenden Zinn-Oxides muͤssen aus
                              das sorgfaͤltigste durch Auswaschen mit Wasser gesammelt werden.
                           Das Filtrum hierzu muß aus gutem ungeleimten Papiere bereitet werden, welches
                              vorlaͤufig mit schwacher Salpetersaͤure ausgewaschen und gut getroknet
                              wurde. Man muß entweder das Filtrum vor dem Gebrauche genau abwiegen, oder man kann
                              zwei Filtra zugleich zusammen legen, und diese dadurch gleich schwer machen, daß man
                              von dem schwereren so lang etwas wegstuzt, bis es dem anderen gleich wiegt, worauf
                              man dann das eine in das andere stekt. Wenn die Filtra waͤhrend der Operation
                              gleich schwer bleiben, so kann man annehmen, daß sie vollkommen gleich vorgerichtet
                              waren, und es ist dann uͤberfluͤssig, eines derselben zu
                              waͤgen, indem das aͤußere immer als Tara fuͤr das innere
                              dientWenn man nicht das gehoͤrige Papier hierzu genommen hat, so kann ein
                                    Theil des Praͤcipitates durch das erste Filtrum durchdringen und auf
                                    dem zweiten liegen bleiben, wodurch, wie man von selbst einsieht, das
                                    Resultat ganz unzuverlaͤssig ausfaͤllt. A. d. O..
                           Der auf dem Filtrum zuruͤkbleibende Ruͤkstand wird mit reinem Wasser so
                              lang ausgewaschen, bis das durchlaufende Wasser die Lackmuß-Tinctur nicht
                              mehr roͤthet. Beide Filtra werden hierauf getroknet, auseinander gehoben, und
                              gegen einander, in jeder Wagschale naͤmlich eines derselben, abgewogen: der
                              Unterschied zwischen dem Gewichte beider zeigt genau das Gewicht des erhaltenen
                              trokenen Niederschlages. Da aber dieser Niederschlag immer etwas Wasser
                              enthaͤlt, so muß man einen Theil desselben in einem Platinna-Tiegel
                              bis zum Rothgluͤhen erhizen, und den Verlust, den dieser Theil erlitt, in
                              gehoͤrigem Verhaͤltnisse bei der ganzen Menge des Niederschlages in
                              Anschlag bringen, wodurch man das reine Gewicht des Zinn-Peroxides
                              erhaͤlt. Da dieses Zinn-Peroxid aber aus
                           
                              
                                   21,39
                                 Sauerstoff,
                                 
                              
                                   78,61
                                 Zinn,
                                 
                              
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 100
                                 
                                 
                              
                           besteht, so erhaͤlt man das Gewicht des Zinnes in jenem
                              Niederschlage, wenn man das Gewicht desselben mit 78,61 multiplizirt und das Product durch 100
                              theilt. Aus dem Gewichte des Zinnes erhaͤlt man dann auch das Gewicht des in
                              dem untersuchten Bronze enthaltenen Kupfers, wenn die Analyse gehoͤrig
                              durchgefuͤhrt wurde.
                           Wenn man indessen auch die Menge Kupfers darstellen wollte, muͤßte man alle
                              Aufloͤsungen und Absuͤß-Wasser sammeln, und das salpetersaure
                              Kupfer, welches sie enthalten, durch uͤberschuͤssiges
                              Pottasche- oder Soda-Hydrat (Aufloͤsung von kaustischer
                              Pottasche oder Soda) zersezen, und die gebildeten Kupferhydrat- und
                              Kupferdeuteroxid-Niederschlage so lange abwaschen, bis die
                              Absuͤß-Wasser weder die Malven-Blumen mehr blau oder roth
                              faͤrben, oder das Lakmuß-Papier roͤthen. Der Niederschlag muß
                              sodann gesammelt und roth gegluͤht werden, damit er Kupfer-Deuteroxid
                              bildet, worauf man ihn wiegt, und aus seinem Gewichte die Menge reinen Kupfers nach
                              der Bestimmung findet, daß Kupfer-Deuteroxid aus
                           
                              
                                   80 Theilen
                                 Kupfer,
                                 
                              
                                   20 Theilen
                                 Sauerstoff
                                 
                              
                                 ––––
                                 
                                 
                              
                                 100
                                 
                                 
                              
                           besteht.
                           Wenn der zu untersuchende Bronze aber Kupfer, Zinn, Zink, Blei, und zufaͤllig
                              etwas Eisen enthaͤlt (wie jener an den Statuͤen der Gebruͤder
                              Kellermann, an mehreren vergoldeten Bronze-Waaren und vielen alten
                              Geraͤthen von Bronze) so muß man denselben auf folgende Weise
                              untersuchen.
                           Man scheidet zuerst nach der vorher angegebenen Weise das Zinn aus. Die
                              uͤbrigen Metalle befindenbesinden sich in der Aufloͤsung und in dem zusammen geschuͤtteten und
                              abgedampften Absuͤß-Wassern.
                           Nachdem man sie mit Wasser verduͤnnt hat, sezt man so lang eine
                              Aufloͤsung von schwefelsaurer Pottasche oder Soda zu, bis aller Niederschlag
                              aufhoͤrt. Auf diese Weise wird alles Blei als schwefelsaures Blei
                              ausgeschieden, und in Form eines weißen Pulvers niederfallen. Dieser Niederschlag
                              wird unter der oben angegebenen Vorsicht mittelst des Filtrirens und
                              Absuͤßens erhalten, und aus dem Gewichte des schwefelsauren Bleies findet man die Menge des
                              in demselben enthaltenen Bleies, indem man weiß, daß schwefelsaures Blei aus
                           
                              
                                 68,252 Blei  5,362
                                    Sauerstoff 
                                 Blei-Oxid
                                 
                              
                                 26,386 Schwefelsäure
                                 
                                 
                              
                           besteht. Nachdem man nun alle Aufloͤsungen und
                              Absuͤß-Wasser gesammelt hat, gießt man Ammonium im Ueberschusse zu,
                              wodurch das Eisen-Oxid in roͤthlichbraunen Fleken niedergeschlagen
                              wird: die Zink- und Kupfer-Oxide bleiben aufgeloͤst. Man
                              scheidet den Eisenniederschlag durch Filtriren ab, und waͤscht ihn mit
                              destillirtem Wasser aus. Man sammelt noch ein Mahl die Aufloͤsung und die
                              Aussuͤß-Wasser, und sezt Pottasche im Ueberschusse zu; raucht die
                              Mischung ab um das Ammonium zu verjagen, und bringt, nachdem man dem
                              Ruͤkstande Wasser zugesezt hat, das Ganze zum Sieden, wodurch das
                              Zink-Oxid wieder aufgeloͤst wird, das Kupfer-Oxid aber
                              unaufgeloͤst bleibt. Nachdem man dasselbe auf dem Filtrum gesammelt hat,
                              bestimmt man nach der oben angegebenen Weise die Menge darin enthaltenen Kupfers.
                              Auf aͤhnliche Weise schließt man auch aus dem Eisen-Tritoxide auf die
                              Menge reinen EisensIm Eisen-Tritoxide sind 100 Theile Eisen mit 42,31 Sauerstoff
                                    verbunden, nach Thénard; nach Berzelius
                                    aber mit 44,224 Sauerstoff. A. d. O.. Um die Menge Zinkes zu bestimmen, sezt man Hydrochlor- oder
                              Schwefelsaͤure in geringem Ueberschusse zu, wodurch die Pottasche und das
                              Zinkoxid in Hydrochlor- oder schwefelsaure Salze verwandelt werden. Wenn man
                              hierauf wieder basische kohlensaure Pottasche oder Soda zusezt, so wird alles
                              Zinkoxid in Verbindung mit der Kohlensaͤure niedergeschlagen. Wenn man nun
                              diesen Riederschlag sammelt, waͤscht, troknet, und bis zur
                              Rothgluͤhhize calcinirt, so wird er zersezt, und es bleibt nichts, als
                              Zinkoxid, zuruͤk, aus welchem man die Menge des darin enthaltenen Zinkes nach
                              dem Grundsaze findet, daß Zinkoxid aus 100 Theilen Zink und 24,797 Sauerstoff
                              enthaͤlt.
                           Da dieser lezte Theil der Analyse, durch welche man den Zink erhaͤlt, etwas
                              complicirt ist, und folglich leicht unzuverlaͤßig werden kann, so bedient Hr.
                              d'Arcet sich einer anderen Methode.
                           
                           Er wiegt Ein Gramm des zu analysirenden Bronzes ab, wo moͤglich, dasselbe in
                              einem ganzen Stuͤke zu erhalten, welches er, um dasselbe nach der Operation
                              desto leichter zu finden, in ein Stuͤk Papier einwikelt, und in einen kleinen
                              Tiegel, umringt mit fein gepuͤlverten Holzkohlen, bringt. Er schließt den
                              Tiegel mit einem irdenen Dekel, lutirt ihnWenn die Lutirung troken wird, so bekommt sie Spruͤnge, welche
                                    sorgfaͤltig verstrichen werden muͤssen, indem sonst die Luft
                                    Zugang in den Tiegel finden, die Holzkohle verbrannt und das Metall oxidirt
                                    werden koͤnnte, wodurch die Operation gaͤnzlich mißlingen
                                    wuͤrde. A. d. O., und hizt ihn in der Muffel eines Kuppel-Ofens. Das Blei und der Zink
                              sondern sich ab, und das Gewicht des Stuͤkes Bronze wird folglich vermindert.
                              Er nimmt es aus dem Feuer, ehe der Gewichts-Verlust sein Maximum erreicht
                              hat, und wiegt es; bringt es dann wieder in das Feuer, nimmt es heraus und wiegt es,
                              und wiederhohlt diese Operation so lang, bis das Gewicht, nachdem es bei zwei bis
                              drei Waͤgungen eine fortschreitende Abnahme gezeigt hat, um ein oder zwei
                              Tausendtheile (Milliemes) zunimmt. Diese Vermehrung des Gewichtes ruͤhrt von
                              einer Verbindung zwischen der Holzkohle und dem Kupfer her, nachdem alles Blei und
                              aller Zink entfernt ist, und dieß ist der entscheidende Augenblik, den man ergreifen
                              muß um den Gewichts-Verlust zu bestimmen, der durch Verfluͤchtigung
                              des Zinkes Statt hat. Wenn man das Maximum des Gewichts-Verlustes genau
                              berechnet hat, so erhaͤlt man das Gewicht des Zinkes, indem das Gewicht des
                              Kupfers und des Zinnes durch die auf nassem Wege angestellte Analyse bekannt
                              ist.
                           Wenn der Bronze auch Blei enthaͤlt, so verschwindet dieses zugleich mit dem
                              Zinke: das Gewicht des Bleies ist aber vorher durch die Analyse auf nassem Wege
                              bekannt, und man darf das Gewicht desselben von jenem des Verlustes abziehen, um das
                              Gewicht des Zinkes zu erhalten.
                           So schwierig dieses Verfahren, wegen der vielen Versuche, die hierbei noͤthig
                              sind, auch immer scheinen mag, so ist es fuͤr diejenigen, die dasselbe
                              oͤfters vorgenommen haben, doch sehr leicht. Die Analysen des Bronze werden auf der
                              Muͤnze immer auf diese Weise angestellt, und man ist daselbst in diese
                              Methode sehr eingeuͤbt, daß niemahls ein Unterschied von einem halben
                              Tausendtheile dabei zum Vorscheine kommt.