| Titel: | Bericht des Hrn. Labarraque, im Namen des Ausschusses der ökonomischen Künste über Hrn. Guibert's Fabrik wasserdichter Gewebe und Strike, (toiles et cordes humidifuges Paris rue du Fauborg St. Jaques, N. 55.) | 
| Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. XL., S. 200 | 
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                        XL.
                        Bericht des Hrn. Labarraque, im Namen des Ausschusses der
                           ökonomischen Künste über Hrn. Guibert's Fabrik wasserdichter Gewebe und Strike, (toiles et cordes humidifuges Paris rue du Fauborg St. Jaques, N. 55.)
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement
                                 pour l'industrie nationale. Nro. 221. S. 237. (Im
                           Auszuge.)
                        Guibert's wasserdichter Gewebe.
                        
                     
                        
                           Hr. Labarraque erklaͤrt die
                              Unternehmung des Hrn. Guibert als eine Fortsezung der
                              Arbeiten des Hrn. Rey, und bemerkt, daß diese Anwendung
                              des Erdharzes Hrn. de Lasteyrie in seinem Berichte
                              uͤber die verschiedenen Arten der Benuͤzung desselben im Jahre 1819
                              noch fremd war. Hr. Guibert hat zwar ein Patent (brevet d'invention) genommen, indessen aber bei
                              Besichtigung seiner Fabrik von Seite des Ausschusses nichts verheimlicht.
                           „Sein Verfahren“ bei Verfertigung der wasserdichten Gewebe und
                              Strikt (toiles et cordes humidifuges) „ist
                                 einfach und durchdacht. Er bringt eine erdharzige Mischung in einen kupfernen
                                 Kessel von gehoͤriger Groͤße, und schmilzt sie bei hinreichender
                                 Hize. Das Erdharz erhaͤlt er theils aus dem Theere
                                    des hópital St. Louis, theils aus dem Departement de l'Ain. Auf dem Kessel befindet sich eine Art von
                                 Durchzug (Sparadrapier), wie die Apotheker zur
                                 Bereitung des Fontanell-Pflasters (toile
                                    Gauthier) seit undenklichen Zeilen brauchen. Diesem zur Seite stehen
                                 zwei eiserne gut abgedrehte Cylinder, zwischen welchen man das Gewebe,
                                 nachdem es getrinkt wurde, durchzieht, damit es geglaͤttet und von allem
                                 uͤberfluͤssigen Erdharze gereinigt wird. Die Gewebe
                                 muͤssen, ehe man sie herausnimmt, wenigstens 12 Stunden lang in der
                                 erdharzigen Mischung weichen: dann werden sie aber sehr schnell herausgeschafft.
                                 Man braucht zu einem Stuͤke von 60 Ellen nicht mehr als 5 Minuten, um es
                                 aus dem Kessel zu bringen, und zwischen den Walzen durchlaufen zu lassen. Noch
                                 ein Mahl soviel Zeit braucht man zum Aufhaͤngen derselben in der
                                 Troken-Stube. Beinahe jede Pflanzen-Faser wird hier von einer
                                 eigenen Lage von Erdharz umgeben, und dadurch gegen Feuchtigkeit
                                 gesichert.“
                              
                           
                              „Um die Gewebe immer sehr biegsam zu halten, und das Ankleben zu
                                 vermeiden, wenn mehrere Stuͤke auf einander liegen, hat Hr. Guibert die Mischung etwas fluͤssig gehalten,
                                 und bedekt die Oberflaͤche der Gewebe mit einem sie troknenden Teige. Auf
                                 diese Art bereitet er die Perkale, die Jalousie-Baͤnder
                                 etc.“
                              
                           
                              „Bei Verfertigung der wasserdichten Seile werden die feinsten Lizen, aus
                                 welchen die Seile gesponnen werden, vorher in der erdharzigen Mischung
                                 getraͤnkt, und die daraus gesponnenen Seile neuerdings zu wiederholten
                                 Mahlen in derselben eingeweicht, und jedes Mahl durch gefurchte Walzen von der
                                 gehoͤrigen Dike durchgezogen.“
                              
                           Die Gewebe und Seile, die Hr. Rey von welchem Hr. Guibert
                              seine Verfahrungsweise erhielt, vor 7 Fahren wasserdicht machte, sind jezt noch wohl
                              erhalten.
                           Der Preis dieser Waaren scheint indessen dem Ausschusse noch etwas theuerGewoͤhnliche Gewebe, die
                                             Elle3Franken50Cent.Feine5   – –  –Vierfadige, zu
                                             Schlaͤuchen, der Fuß1   – –  –Baumwollenzeuge, 4 Viertel
                                             breit, die Elle4   – –  –Jalousie-Baͤnder,
                                             das Stuͤk zu 25 Ellen3   –60  –Brunnen-Seile,
                                             Schiffs- und Laternen-Seile,
                                             Ziegeldeker-Seile, Straͤnge, Leinen, das
                                             Pf.1   – –  –Jalousie-Strike –   –15  –; denn, wollte man sich ein Dach uͤber einen Schopen aus dieser
                              wasserdichten Leinwand verfertigen lassen, so kaͤme es nur um 30 p. C. wohlfeiler als ein Dach
                              aus Schiefer, und nur um 70 p. C. wohlfeiler als Ziegel.
                           Die Seile verdienen aber, wie der Bericht-Erstatter bemerkt, alle
                              Aufmerksamkeit, und man bedient sich derselben bereits zum Aufziehen der Reverberen
                              bei der Beleuchtung von Paris allgemein.