| Titel: | Bereitung der Schwefelwasserstoff-Säure und der schwefelwasserstoffsauren Alkalien. Von P. Berthier, Markscheider. | 
| Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. XLIV., S. 213 | 
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                        XLIV.
                        Bereitung der Schwefelwasserstoff-Säure
                           und der schwefelwasserstoffsauren Alkalien. Von P. Berthier, Markscheider.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique T. XXIV.
                              November 1823. S. 271.
                        Berthier's Bereitung der
                           Schwefelwasserstoff-Säure.
                        
                     
                        
                           Es gibt kein anderes Mittel, die
                              Schwefelwasserstoff-Saure auf eine einfache und wohlfeile Art zu bereiten,
                              als dieses, die Schwefelmetalle mit den nicht oxidirenden Sauren zu behandeln, in so
                              fern sie naͤmlich auf dieselben wirken. Die einzigen Schwefelverbindungen,
                              deren man sich bis jezt dazu bediente, sind der Schwefelspießglanz und der
                              Schwefelkies (Eisen-Protosulfuͤr). Der Schwefelspießglanz gibt sehr
                              reine Schwefelwasserstoff-Saͤure, er hat jedoch den Nachtheil, daß er
                              nur durch sehr concentrirte Salzsaͤure in der Siedhize zersezt werden kann.
                              Das auf troknem Wege erhaltene Eisen-Protosulfuͤr wird von
                              maͤßig starker Salzsaͤure und Schwefelsaure angegriffen; allein die
                              Wirkung dieser Saͤuren ist langsam, selbst wenn man sie durch die
                              Waͤrme beguͤnstigt, und man die Schwefelverbindung sehr fein gepulvert
                              hat. Hr. Gay-Lussac nahm statt dieser
                              Schwefelverbindung ein Gemenge, das er aus Eisenfeile, Schwefel und Wasser zusammen
                              sezt, und welches eine schwefelwasserstoffsaure Verbindung zu seyn scheint. (Annales de Chimie, T. 7. S.
                              314); die mit 4 Raumtheilen Wasser verduͤnnte Schwefelsaͤure entwikelt
                              mit großer Leichtigkeit die Schwefelwasserstoff-Saͤure aus diesem
                              Gemenge. Dieses Mittel ist sehr gut, und ließe nichts zu wuͤnschen
                              uͤbrig, wenn es moͤglich waͤre, sich leicht reine und sehr
                              feine Eisenfeile zu verschaffen. Da aber die im Handel vorkommende beinahe immer
                              verrostet oder sehr grob ist, so folgt daraus, daß im ersten Falle das Eisenoxid
                              durch eine Dazwischenkunft einen Theil des Eisens verhindert, sich mit dem Schwefel
                              zu verbinden, und daß, im zweiten Falle hingegen, die Koͤrner der Eisenfeile
                              nicht bis in die Mitte vom Schwefel angegriffen werden; daß endlich in beiden
                              Faͤllen die Masse eine Schwefelwasserstoff-Saͤure gibt, die
                              sehr mit Wasserstoffgas vermengt ist, indem sie eine große Menge Schwefelsaͤure aufnimmt.
                           Ich will nun mehrere Schwefel-Verbindungen anfuͤhren, deren Anwendung
                              keines der Hindernisse, die ich so eben angegeben habe, darbiethet; welche sehr
                              leicht Schwefelwasserstoff-Saͤure liefern, und von welchen einige
                              sogar dazu dienen koͤnnten, diese Saͤure mit großer Ersparnis im
                              Großen zu bereiten, wenn sie von einem besonderen Nuzen fuͤr die
                              Kuͤnste werden sollteIhre Anwendung zur Hervorbringung mehrerer Farben aus Metallbasen
                                    duͤrfte in den Baumwollen-Bruͤtereien nicht mehr ferne
                                    seyn. D..
                           
                        
                           Schwefeleisen und Schwefelsodium.
                           Wenn man gewoͤhnlichen gepuͤlverten Schwefelkies mit beilaͤufig
                              der Haͤlfte seines Gewichtes getrokneter kohlensaurer Soda erhizt, so erhalt
                              man eine doppelte Schwefelverbindung von Eisen und Sodium, welche bei der
                              Rothgluͤhige in vollkommnen Fluß geraͤth. Man kann diese
                              Schwefelverbindung auf einen Stein oder auf eine Platte von kaltem Gusse ausgießen,
                              und es bleibt nur eine sehr geringe Menge davon am Tiegel zuruͤk, der auf
                              diese Weise zu mehreren Operationen dienen kann. Die Masse ist gleichartig, von
                              blaͤttrigem Bruche und dunkel bronzegelber Farbe. Sie absorbirt viel Wasser,
                              und bildet mit dieser Fluͤssigkeit schnell einen schwarzen Teig, der an den
                              Raͤndern dunkel bouteillengruͤn zu seyn scheint. Gießt man
                              Schwefelsaͤure oder Salzsaͤure auf diesen Teig, so entwikelt sich
                              daraus sogleich eine sehr große Menge Schwefelwasserstoff Saͤure, welche von
                              dem Schwefelsodium, und einem Theile Schwefeleisen beruͤhrt, und von dem
                              lezteren bleibt ein anderer Theil zuruͤk, der sich ebenfalls in
                              Schwefelsaͤure, und besser noch in Salzsaͤure unter Entwikelung von
                              geschwefeltem Wasserstoffgase, jedoch nur mit Huͤlfe der Waͤrme
                              aufloͤst.
                           
                        
                           Schwefelmangan oder Schwefelbraunstein.
                           Der Schwefelbraunstein loͤst sich sehr schnell in Schwefelsaͤure, die
                              mit einem gleichen Volumen Wasser verduͤnnt wurde, auf, besonders wenn man
                              die Wirkung dieser Saure durch eine gelinde Waͤrme befoͤrdert. Die
                              Schwefelwasserstoff-Saure, welche sich entwikelt, ist sehr rein: 100 Theile
                              der Schwefelverbindung geben 38 1/2 Theil derselben. Der Ruͤkstand der
                              Operation ist schwefelsaurer Braunstein, den man leicht wieder in Schwefelbraunstein
                              verwandeln kann, so daß man bei diesem Verfahren eigentlich nur
                              Schwefelsaͤure verbraucht, welche in geschwefelten Wasserstoffgas verwandelt
                              wird. Um das schwefelsaure Salz in Schwefelbraunstein zu verwandeln, darf man das
                              Salz nur abreiben, mit beilaͤufig 1/6 seines Gewichtes Kohlenstaub mengen,
                              und das Gemenge in verschlossenen Tiegeln bis zur anfangenden Weißgluͤhhize
                              erhizen. Bei dieser Temperatur bleibt die Schwefelverbindung in Pulverform, und
                              haͤngt sich nicht im Mindesten an die Tiegel an. Den schwefelsauren
                              Braunstein erhaͤlt man, wenn man das Braunstein-Protoxid mit
                              Schwefelsaure behandeltbehandet, und dieses Protoxid erhaͤlt man ohne Schwierigkeit, wenn man
                              natuͤrliches Braunstein-Peroxid, z.B. das von Krednide bei
                              Saarbruͤk, welches sehr rein ist, mit Kohle oder Schwefel erhizt. Wendet man
                              Kohle an, so menge man das abgeriebene und durchgesiebte Braunsteinerz mit 9 oder 10
                              per Cent. Kohle; das Gemenge bringe man, ohne es einzudruͤken, in einen
                              Tiegel, den man gradweise bis zur Weißgluͤhhize erhizt; es ist sehr wichtig,
                              die Hize nicht gleich Anfangs zu stark anzubringen, weil sich die
                              Kohlensaͤure am Anfange der Operation mit solcher Schnelligkeit entwikelt,
                              daß, wenn man nicht vorsichtig waͤre, ein Theil der Materie aus dem Tiegel
                              heraus geschleudert werden wuͤrde.
                           Der Schwefel bringt das Braunstein-Peroxid bei einer wenig erhoͤhten
                              Temperatur, die selbst unter jener ist, welche zur Verfluͤchtigung des
                              Schwefels noͤthig ist, auf den ersten Grad von Oxidation; diese Reduktion
                              kann auch leicht in glaͤsernen Retorten bewerkstelligt werden, wenn man nicht
                              mit einer zu großen Menge dieses Stoffes arbeitet, so daß man auch das sich
                              entwikelnde schwefeligsaure Gas sammeln und benuͤzen kann. Man sezt zu 100
                              Theilen Braunstein-Peroxid 12 bis 14 Theile Schwefelblumen zu. Der
                              Ruͤkstand ist graulichgruͤn: er enthaͤlt immer eine bestimmte
                              Menge schwefelsauren Braunstein; allein sie belaͤuft sich selten auf 1/20
                              seines Gewichtes. Wenn
                              die Waͤrme nicht lang genug fortgesezt wurde, so bleibt auch etwas Schwefel
                              zuruͤk, und erhizt man dann den Ruͤkstand in Beruͤhrung mit der
                              Luft, so gibt er den Geruch von schwefeliger Saͤure von sich. Dieser Umstand
                              ist es wahrscheinlich, der Bergmann irre fuͤhrte,
                              und weßwegen er diesen Ruͤkstand fuͤr eine Verbindung von Schwefel und
                              Braunsteinoxid hielt, waͤhrend es jedoch gewiß ist, daß diese
                              Schwefelverbindung nicht existirt. Diese Methode des Braunstein-Protoxid zu
                              bereiten, ist nicht oͤkonomisch; man kann sich derselben jedoch bedienen,
                              wenn man sehr reine schwefelige Saͤure braucht.
                           
                        
                           Schwefel-Barium.
                           Durch Behandlung des Schwefel-Bariums mit Saͤuren verschafft man sich
                              die verschiedenen Barytsalze, die man in den Laboratorien anwendet. Die Sauren
                              geben, selbst in der Kaͤlte, sehr schnell geschwefeltes Wasserstoffgas mit
                              dieser Schwefelverbindung. Man koͤnnte sich desselben aber mit Vortheil zur
                              Bereitung dieses Gases bedienen; da sie aber nur 1/5 ihres Gewichtes hiervon gibt,
                              so kann sie nur dann den anderen Schwefel-Verbindungen vorgezogen werden,
                              wenn man sich zugleich Baryt, salze verschaffen will.
                           
                        
                           Schwefel-Calcium.
                           Unter allen Schwefelverbindungen taugt das Schwefels Calcium zur Bereitung der
                              Schwefelwasser-Stoffsaͤure am meisten, und zwar deßwegen, weil es viel
                              Schwefel enthaͤlt, und folglich eine große Menge
                              Schwefelwasserstoff-Saͤure liefert: 100 Theile reines
                              Schwefel-Calcium geben 40,8 Theile dieser Saͤure. Es loͤst
                              sich, zweitens, so leicht und so schnell in Salzsaͤure auf, daß man, selbst
                              ohne zur Waͤrme seine Zuflucht zu nehmen, in einigen Augenbliken eine sehr
                              betraͤchtliche Menge dieses Gases erhalten kann. Der salzsaure Kalk, welcher
                              durch die Behandlung des Schwefel-Calciums mit Salzsaͤure
                              zuruͤk bleibt, bleibt, da es sehr leicht aufloͤslich ist, selbst wenn
                              man concentrirte Saͤure anwendet, in fluͤssigem Zustande; daraus
                              folgt, daß die Theile der Schwefelverbindung, indem sie bestaͤndig in
                              unmittelbarer Beruͤhrung mit der Saͤure stehen, sich leicht in
                              derselben aufloͤsen, und daß das Gefaͤß, in welchem die Operation
                              vorgenommen wird, nicht dem Zerbrechen ausgesetzt ist, wie dieß oft der Fall ist,
                              wenn man eine Schwefelverbindung anwendet, welche mit der Saͤure ein
                              unaufloͤsliches oder schwer aufloͤsliches Salz bildet, und welche man
                              zur Beschleunigung der Operation erhizt. Endlich kann man sich beinahe
                              uͤberall und um sehr geringen Preis das Schwefel-Calcium in großer
                              Menge verschaffen, weil es wenig Orte gibt, an welchen man nicht sehr wohlfeil Gips
                              bekaͤme, wenn man diesen Preis mit jenem der anderen schwefelsauren Salze
                              vergleicht, und weil der schwefelsaure Kalk durch Kohle bei einer Temperatur, die
                              nicht weit uͤber der Weißgluͤhhize steht, in Schwefel-Calcium
                              verwandelt wird. Die einzige nochwendige Bedingung zum vollkommenen Gelingen dieser
                              Operation ist diese, daß man das schwefelsaure Salz in ein unfuͤhlbares
                              Pulver verwandelt. Zum Gebrauche in den Laboratorien pulvert man es, und treibt es
                              durch ein seidenes Sieb; wollte man aber mit groͤßeren Massen arbeiten, so
                              waͤre es wohlfeiler dasselbe auf Muͤhlen zu mahlen und durchzubeuteln.
                              Bedient man sich des gewoͤhnlichen schwefelsauren Kalkes, welcher all sein
                              Kristallisations-Wasser enthaͤlt, so muß man ihn beilaͤufig mit
                              0,15 troknem Kohlenpulver vermengen; wendet man aber wasserfreien schwefelsauren
                              Kalk oder gebrannten Gips an, so muß das Verhaͤltniß der Kohle
                              beilaͤufig 0,20 seyn; das Gemenge bringt man in Tiegel, und erhizt diese 1
                              bis 2 Stunden lang in einem Ofen. Man kann sie auch in einen Fayence- oder
                              Porzellan-Ofen bringen: bei der Temperatur dieser Oefen bleibt die Masse
                              pulverfoͤrmig, und greift die Tiegel keineswegs an, so daß sie eine
                              unbestimmt lange Zeit uͤber gebraucht werden koͤnnen. Wollte man das
                              Schwefel-Calcium im Großen bereiten, so koͤnnte man, um die Tiegel zu
                              entbehren, gewoͤhnlichen schwefelsauren Kalk, Kohle, und eine
                              hinlaͤngliche Menge gebrannten Gips zusammen mengen, und bis zur
                              gehoͤrigen Consistenz anruͤhren, und das Gemenge zu groben Ziegeln
                              formen, die man wie die Thonziegel brennen kann.
                           
                        
                           Schwefelwasserstoffsaure Salze.
                           Als Reagentien bedient man sich des schwefelwasserstoffsauren Ammoniums, und der
                              schwefelwasserstoffsauren Pottasche und Soda. Man wendet sie vorzuͤglich an
                              um die Thonerde und die
                              Metalloxide, die sie aus ihren Aufloͤsungen faͤllen von der
                              Kalk- und Bittererde, die sie nicht faͤllen, zu trennen. Man bereitet
                              sie gewoͤhnlich, wenn man einen Strom von schwefelwasserstoffsaurem Gase
                              durch eine von Kohlensaͤure gut gereinigte alkalische Aufloͤsung
                              stroͤmen laͤßt. Das schwefelwasserstoffsaure Ammonium braucht nur zur
                              Haͤlfte mit Schwefelwasserstoffsaͤule gesaͤttigt zu werden,
                              weil das basische schwefelwasserstoffsaure Ammonium, welches dem basischen
                              kohlensauren entspricht, die Bittererde nicht faͤllt; anders verhaͤlt
                              ei sich aber mit der schwefelwasserstoffsauren Pottasche oder Soda diese
                              schwefelwasserstoffsauren Salze hoͤren nicht ehe auf die Kalk- und
                              Bittererde zu faͤllen, als bis sie auf einen solchen Grad von
                              Saͤttigung gekommen sind, daß sie den neutralen kohlensauren Salzen, oder den
                              sogenannten Bikarbonaten entsprechen. Ueberdieß duͤrfen sie nicht die
                              geringste Menge eines kohlensauren Salzes enthalten, und dieß macht ihre Bereitung
                              schwierig. Zur Vermeidung der Einmengung von kohlensauren Alkalien raͤth man,
                              sehr sorgfaͤltig mit Alkohol bereitete Pottasche oder Soda anzuwenden; allein
                              es gibt ein weit einfacheres Mittel, die Kohlensaͤure zu ersezen, die in
                              einem schlecht mit Schwefelwasserstoff-Saͤure bereiteten
                              schwefelwasserstoffsauren Salze enthalten seyn koͤnnte, und man kann, wo man
                              auch dieses Mittels bedient, die Anwendung der mit Alkohol aͤzend gemachten
                              Alkalien, sich ersparen, und die mit Kalk aͤzend gemachten dafuͤr
                              anwenden, welche viel wohlfeiler sind. Dieses Mittel besteht darin, daß man in ein
                              schwefelwasserstoffsaures Salz tropfenweise solang eine concentrirte
                              Aufloͤsung von schwefelwasserstoffsaurem Baryte gießt, bis kein Niederschlag
                              mehr erfolgt. Verfaͤhrt man hierbei mit Vorsicht, so kann man das
                              schwefelwasserstoffsaure Salz leicht vollkommen reinigen, ohne einen Ueberschuß von
                              dem Barytsalze in dasselbe zu bringen.
                           Faͤllt man eine Aufloͤsung des Schwefelbarium in Wasser mit einem
                              kohlensauren oder schwefelsauren alkalischen Salze, so koͤnnte man reine
                              basische schwefelwasserstoffsaure Alkalien erhalten, und das des Ammoniums
                              unmittelbar als Reagens anwenden; um sich aber der schwefelwasserstoffsauren
                              Pottasche oder Soda bedienen zu koͤnnen, muͤßte man nochmahl soviel
                              Schwefelwasserstoff Saͤue in dieselben bringen, als sie bereits enthalten.
                              halten. Diese
                              Saͤttigung kann auf zweierlei Weise bewerkstelligt werden: die erste besteht
                              darin, daß man einen Strom Schwefelwasserstoff-Saͤure durch die
                              Aufloͤsung stroͤmen laͤßt, und die zweite darin, daß man dem
                              schwefelwasserstoffsauren Salze eine hinlaͤngliche Menge irgend einer
                              Saͤure zusezt, um die Haͤlfte des in demselben enthaltenen Alkali zu
                              neutralisieren: das schwefelwasserstoffsaure Salz ist dann mit einem anderen
                              gemengt. Wein es gibt viele Faͤlle in welchen diese Vermischung keinen
                              Nachtheil hat, vorzuͤglich wenn man eine Saͤure anwendet, die mit
                              keiner Basis ein unaufloͤsliches Salz bildet, wie z.B. schwache
                              Salpetersaͤure oder Essigsaͤure.
                           Folgendes ist endlich noch eine Art, sich ohne aͤzendes Alkali,
                              gesaͤttigte und reine schwefelwasserstoffsaure Pottasche oder Soda zu
                              verschaffen. Ich bediente mich dieses Verfahrens im Laboratorium de l'Ecole des Mines oft mit Vortheil. Man erhizt bis zum
                              Weißgluͤhen ein Gemenge aus
                           
                              
                                 100
                                 schwefelsaurer Pottasche,
                                 
                              
                                 100
                                 schwefelsauren Baryts,
                                 
                              
                                   50
                                 Kohlenpulver,
                                 
                              
                           oder aus:
                           
                              
                                   80
                                 wasserfreier schwefelsaurer Soda,
                                 
                              
                                 100
                                 schwefelsauren Baryts,
                                 
                              
                                   50
                                 Kohlenpulver.
                                 
                              
                           Man erhaͤlt auf diese Weise doppelte Schwefelverbindungen, welche von jeder
                              der Schwefelverbindungen, aus welchen sie bestehen, ein Atom enthalten. Diese
                              doppelten Schwefelverbindungen sind graulich, und loͤsen sich,
                              halbgeschmolzen, sehr leicht vom Tiegel ab. Man puͤlvert sie und bringt sie
                              nach und nach in eine Flasche, die zu 3/4 mit lauem Wasser angefuͤllt ist,
                              welche man verstopft und oft schuͤttelt. Ist das Wasser gesaͤttigt, so
                              enthaͤlt es ein Atom basisches schwefelwasserstoffsaures Alkali und ein Atom
                              basischen schwefelwasserstoffsauren Baryt. Es ist einleuchtend, daß, wenn man
                              hieraus den Baryt durch Schwefelsaͤure faͤllt, alle
                              Schwefelwasserstoff-Saͤure, welche mit dem selben verbunden war, an
                              das Alkali uͤbergehen, und dasselbe in ein neutrales
                              schwefelwasserstoffsaures Salz verwandeln wird. Um diese Faͤllung zu
                              bewerkstelligen gießt man in die Flasche, in kleinen Dosen, verduͤnnte
                              Schwefelsaͤure, schuͤttelt sie jedes Mahl, und haͤlt sie gut
                              verstopft. Ist aller Baryt gefaͤllt, so laͤßt man die Fluͤssigkeit sich
                              klaͤren, und gießt sie dann ab hierauf versucht man, ob sie die Kalk-
                              und Bittererde-Salze niederschlaͤgt; sollte dieß geschehen, weil man
                              entweder zu wenig Schwefelbarium anwendete, oder well man eine bestimmte Menge
                              Schwefelwasserstoff-Saͤure dadurch verloren hatte, daß man die
                              Schwefelsaͤure zu schnell in die Fluͤssigkeit goß, so muͤßte
                              man dem schwefelwasserstoffsauren Salze eine Menge Schwefelbarium zusezen, und den
                              Baryt faͤllen etc. Mit einiger Sorgfalt erhaͤlt man auf diese Weise
                              ein schwefelwasserstoffsaures Salz, welches weder Baryt noch Schwefelsaͤure
                              enthaͤlt; es ist aber besser eine Spur von dieser Saͤure in demselben
                              zu lassen, um vollkommen sicher zu seyn, daß es keinen Baryt enthaͤlt.