| Titel: | Wie man Stahl und Eisen durch Hämmerung desselben in gewissen Lagen magnetisch machen, und von allem Magnetismus vollkommen befreien kann. | 
| Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. XLIX., S. 244 | 
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                        XLIX.
                        Wie man Stahl und Eisen durch Hämmerung desselben
                           in gewissen Lagen magnetisch machen, und von allem Magnetismus vollkommen befreien
                           kann.
                        Aus dem Repertory of Arts, Manufactures and
                                 Agriculture, Februar 1824. S. 158, im Auszuge aus dem Edinburgh Philosophical
                                 Journal.
                        Stahl und Eisen durch Hämmerung magnetisch zu machen.
                        
                     
                        
                           Dr. Gilbert war, vor 200 Jahren, der Erste, welcher die
                              Entdekung machte, daß, wenn man Eisen roth gluͤht, und dann mit dem Hammer,
                              waͤhrend es sich im magnetischen Meridian befindet, strekt, magnetisch wird.
                              Hr. Scoresby
                              Der beruͤhmte Wallfischfaͤnger und Physiker. A. d. Ueb. hat erwiesen, daß eine horizontale Lage in dem magnetischen Meridian
                              durchaus nicht die beßte zur Entwikelung des Magnetismus mittelst Haͤmmerns
                              ist, sondern daß die eigentliche Lage der Magnetnadel, wenn man die Eisenstange in
                              dieselbe bringt, die hoͤchste Wirkung hervorbringt. Ein einziger Schlag mit
                              dem Hammer auf eine Stange von weichem Eisen reicht, wenn man dieselbe senkrecht
                              haͤlt, hin, um derselben eine starke magnetische Kraft auf die Magnetnadel zu
                              ertheilen: das obere Ende derselben wird der Suͤd- das untere der
                              Nord-Pol. Wenn man die Stange umkehrt, reicht ein zweiter Schlag hin, die
                              vorige Polaritaͤt umzukehren. Eine der sonderbarsten Wirkungen des Schlages,
                              die Hr. Scoresby bemerkte, ist diese, daß, wenn man
                              irgend einen Theil einer Eisenstange, waͤhrend sie in der Ebene des
                              magnetischen Aequators gehalten wird (d.i., horizontal Ost und West, oder mit dem
                              Nord-Ende 19° in England uͤber die Horizontale erhoben)
                              schlaͤgt, dieser Schlag jedes Mahl die magnetische Kraft in derselben
                              zerstoͤrt, und dieß zwar so kraͤftig, daß er allen Einfluß auf die
                              Magnet-Nadel aufhebe, wenn man sie in derselben Ebene des magnetischen
                              Aequators darbiethet.
                           Vormahls kannte man keine andere Weise Stahl und Eisen von allem Magnetismus
                              vollkommen zu befreien, als daß man diesen oder jenes roth gluͤhte, und in
                              einer horizontalen Lage
                              von Ost gen West abkuͤhlen ließ. Dieses Verfahren ist, außer dem daß dadurch
                              die Oberflaͤche des Metalles leidet, muͤhsam, und selten vollkommen
                              hinreichend. Nach Hrn. Scoresby's Methode geschieht dieß
                              aber augenbliklich und weit besser: ein paar leichte Hammer-Schlaͤge
                              auf das in der magnetischen Ebene gehaltene Eisen (oder auf Stahl unter gleichen
                              Umstaͤnden) reichen hin, selbst bei sehr großen und schweren Stangen, um
                              allen Magnetismus zu zerstoͤren. Schleifen, Feilen, Poliren, Bohren, Drehen,
                              Flechten, Biegen etc. erzeugt, wie man weiß, magnetische Anziehungs-Kraft,
                              wenn es in senkrechter Lage, oder in irgend einer Lage außer der magnetischen Ebene
                              geschieht: alle diese Arbeiten zerstoͤren aber alle Polaritaͤt, sobald
                              sie an einer untemperirten Metallstange oder Platte vorgenommen wenden,
                              waͤhrend diese sich in der Ebene des magnetischen Aequators befindet. Man
                              koͤnnte daher allen Magnetismus aus dem Stahle der Chronometer verbannen und
                              zerstoͤren, wenn man denselben in der Ebene des magnetischen Aequators
                              zudrehte.
                           Hr. Scoresby fand, daß weicher Stahl den groͤßten
                              Grad magnetischer Kraft durch Schlagen annimmt. An weichem Eisen ist der Magnetismus
                              stark, verschwindet aber bald; an hartem Stahle und Gußeisen ist er schwach, aber
                              bleibend. Da Magnetismus am Stahle viel leichter durch Beruͤhrung mit
                              magnetisirenden Substanzen erzeugt wird, vorzuͤglich wenn diese Substanzen
                              bereits magnetisch sind, so fand man die magnetisirende Wirkung des Schlages auch
                              noch dadurch sehr vergroͤßert, daß man die Stahlstange waͤhrend des
                              Haͤmmerns mit ihrem unteren Ende auf dem oberen Ende einer großen Stange von
                              Eisen oder weichem Stahle ruhen ließ, und beide in senkrechter Lage hielt,
                              vorzuͤglich wenn sie erst durch Haͤmmern magnetisch geworden sind. Hr.
                              Scoresby fand, daß kleine oder duͤnne
                              Eisenstangen eine weit groͤßere Zieh- oder Hebekraft,
                              verhaͤltnißmaͤßig zu ihrem Gewichte, erhielten, als große. Stangen von
                              gleichem Durchmesser zogen staͤrker, je laͤnger sie waren, wie man
                              durch wiederhohlte Versuche an denselben Stangen sich uͤberzeugte.
                           Hr. Scoresby wollte dieses Verfahren zur Verfertigung
                              starker kuͤnstlicher Magnete benuͤzen, und bereitete in dieser Hinsicht sechs Stangen
                              von weichem, und Stangen von gehoͤrig temperirtem Stahle. Die Stangen von
                              weichem Stahle waren beinahe acht Zoll lang, 1/2 Zoll breit, und 1/6 Zoll dik. Die
                              Stangen zu dem zusammengesezten Magnete, sieben an der Zahl, und von der Form eines
                              Hufeisens, waren jede vor dem Biegen zwei Fuß lang, und hielten, ausgearbeitet, von
                              der Krone bis zu dem Ende 11 Zoll: sie waren Ein Zoll breit, und 3/8 Zoll dik. Diese
                              Stangen waren durch drei Stifte verbunden, welche durch alle durchliefen, und an der
                              lezten sich anschraubten. Mittelst einiger vorraͤthigen Stifte und Nieten
                              konnte eine beliebige Anzahl von Stangen zu Einem Magnete zusammen geschraubt
                              werden. Nebst diesen Stangen etc. hatte er noch besondere Fuͤtterer oder
                              Leiter von weichem Eisen zur Verbindung der Pole einer jeden dieser Stange, und auch
                              noch einen anderen Leiter fuͤr den ganzen Magnet in seiner Verbindung
                              angebracht. Um die magnetische Kraft mitzutheilen, ward eine Stange von weichem
                              Stahle ein paar Minuten lang gehaͤmmert, und waͤhrend dieser Zeit
                              senkrecht auf einer großen, gleichfalls senkrechten Stange von weichem Eisen
                              gehalten, wodurch die staͤhlerne Stange einen bedeutenden Magnetismus
                              erhielt. Jede der sechs Stangen von weichem Stahle wurde dann auf dem oberen Ende
                              dieser Stahlstange, bis der Zutritt von Zug- oder Hebekraft aufhoͤrte,
                              gehaͤmmert, und hierauf wurden zwei derselben auf einem Brette mit ihren
                              verschiedenen Polen gegenuͤber auf einem Brette befestigt, und mittelst eines
                              Fuͤtterers an jedem Ende zu einem Parallelogramme gebildet, und nach Canton's
                              Art gerieben, wodurch ihr Magnetismus sehr vergroͤßert wurde. Die
                              uͤbrigen vier Stangen wurden paarweise auf aͤhnliche Weise behandelt,
                              so daß man die bereits verstaͤrkten zur Staͤrkung der uͤbrigen
                              brauchte, und jedes Paar nach und nach wechselte, bis alle Stangen mit Magnetismus
                              gesaͤttiget waren. In diesem Zustande hoben zwei Stangen 2 1/2 Pfund.
                           Nun mußten die zu dem zusammengesezten Magnete bestimmten Stangen mit diesen 6
                              bereits magnetisirten Stangen bestrichen werden. Zu diesem Ende wurden die sechs
                              Stangen zu zwei Magneten verbunden, indem man drei derselben mit den gleichnamigen
                              Polen in Beruͤhrung zusammen band, und die beiden hieraus gebildeten Magnete mit den
                              entgegengesezten Polen in Verbindung brachte, und an einem Ende zusammen band, an
                              dem anderen aber ungefaͤhr um 1/3 Zoll getrennt ließ, so daß sie einen
                              zusammengesezten Magnet bildeten. An dem offenen Ende ward, wenn der Magnet nicht
                              gebraucht wurde, bestaͤndig ein Leiter angebracht, um die Kraft unvermindert
                              zu erhalten. Eine der Stangen des Hufeisen-Magnetes wurde nun mit einem
                              Leiter quer uͤber die Pole auf einem Brette in einer ausgeschnittenen Furche
                              so angebracht, daß sie waͤhrend der Operation fest halten mußte. Die gerade
                              Magnet-Stange wurde aufrecht auf die Mitte derselben, mit den von einander
                              getrennten Polen nach abwaͤrts, gestellt, und an der Hufeisen-Stange
                              von der Mitte gegen einen der Pole hin gerieben, bis der Nord-Pol, der einen
                              in Verbindung mit dem an der anderen zum Suͤd-Pole bestimmten Pole
                              kam; dann wurde sie wieder zuruͤk gerieben mit dem Suͤdpole des
                              fortschreitenden Magnetes bis an das andere Ende, welches der Nordpol der
                              Hufeisen-Stange werden sollte. Nachdem man zwei bis drei Striche dieser Art
                              von einem Ende der Stange zu dem anderen auf jeder Seite derselben gemacht hatte
                              (die Suͤd- und Nord-Pole des Magnetes immer gegen die
                              respectiven Suͤd- und Nord-Pole der Stange gerichtet), wurde
                              der Magnet, wenn man an den Pol der Stange kam, seitwaͤrts abgezogen, und die
                              Stange hatte dadurch eine magnetische Kraft erhalten, welche ein an dem Leiter
                              aufgehaͤngtes Gewicht von mehreren Unzen zu tragen vermochte. Jede Stange des
                              Hufeisen-Magnetes wurde nach und nach auf diese Weise behandelt, und hierauf
                              wurden die 5 ersten Stangen des Magnetes mittelst Schrauben verbunden, und eben so
                              wie der Magnet aus weichem Stahle zur Vermehrung der Kraft der sechsten und
                              siebenten Stange gebraucht, wodurch jede derselben in den Stand gesezt wurde, mehr
                              als 2 Pfunde zu tragen. Diese wurden dann in dem zusammengesezten Magnete statt der
                              vierten und fuͤnften Stange substituirt, waͤhrend die lezte von den
                              fuͤnf anderen in Verbindung gestrichen wurde, und dann die siebente und erste
                              einer aͤhnlichen Behandlung unterzogen. Nach diesen Operationen, welche 48
                              Minuten waͤhrten, hob der zusammengesezte Magnet, mit allen sieben Stangen in
                              Verbindung, 10 Pfund;
                              nach einer zweiten Reihe aͤhnlicher Manipulationen trugen 5 dieser Stangen in
                              Verbindung 15 Pfund; und nach einer dritten Reihe 18 Pfund. Da aber bei der
                              fuͤnften Manipulation wenig Verstaͤrkung mehr sich zeigte, so ließ man
                              es hierbei bewenden. Alle diese Operationen forderten, vom Anfange bis zu Ende, nur
                              4 Stunden; da aber jede Stange in allem meistens zwoͤlf Streichungen an jeder
                              Seite erhielt, und man spaͤter sah, daß eine oder zwei hinreichen, und da
                              uͤberdieß in anderen Stuͤken dieses Processes viele Zeit und
                              Muͤhe verloren gieng, so kann man ohne Zweifel annehmen, daß man in
                              hoͤchstens 2 Stunden einen Magnet auf diese Weise zusammensezen kann, der 20
                              bis 30 Pf. zu heben vermag. Da der Stahl nicht alsogleich alle magnetische Kraft
                              aufzunehmen vermag, deren er faͤhig ist, so hat man an dem neu gebildeten
                              Magnet einen Leiter angebracht, den man aber bei Seite legte, um ihn spaͤter
                              zu gebrauchen.