| Titel: | Ueber das Metall-Thermometer des Hrn. Bréguet, und über Herstellung einer Correspondenz mit anderen thermometrischen Instrumenten. Von Hrn. de Prony. | 
| Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. LI., S. 251 | 
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                        LI.
                        Ueber das Metall-Thermometer des Hrn.
                           Bréguet, und
                           über Herstellung einer Correspondenz mit anderen thermometrischen Instrumenten. Von Hrn.
                           de
                              Prony.
                        Aus der Analyse des Travaux de
                              l'Académie des Sciences, im Repertory of Arts, Manufactures and
                                 Agriculture. Febr. 1824. S. 184.
                        Bréguet's Metall-Thermometer.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich werden Stangen von Eisen, Kupfer, Silber, Gold,
                              Platinna etc., welche bei einer gewissen Temperatur gleich lang sind, ungleich,
                              sobald diese Temperatur sich aͤndert; und da, unter gleichen
                              Umstaͤnden, immer dieselbe Veraͤnderung Statt hat, so erhaͤlt
                              man durch Messung dieser Ungleichheiten der Laͤnge, die mit den verschiedenen
                              Temperaturen correspondiren, ein Mittel thermometrischer Schaͤzung. Allein
                              die ausserordentliche Kleinheit des Verhaͤltnisses zwischen diesen
                              Ungleichheiten der Laͤnge macht es aͤußerst schwer hier eine hohe
                              Genauigkeit zu erhalten.
                           Hr. Bréguet hat diese Schwierigkeit dadurch
                              beseitiget, daß er bei dem Messen Winkel statt der Linien nahm. Er bediente sich
                              hierzu eines kleinen und sehr bequemen Instrumentes, wodurch nicht bloß die
                              Phaͤnomene sehr leicht und deutlich sichtbar, sondern auch weit schneller
                              angezeigt wurden, als an den gewoͤhnlichen Queksilber-Thermometern.
                              Hrn. Bréguet's Thermometer, dessen Bau und
                              Eigenschaft sich auf die Unterschiede der Dehnbarkeit der Metalle gruͤndet,
                              zeigt beinahe, augenbliklich die mindeste Veraͤnderung in der Temperatur
                              eines Gases oder einer Fluͤssigkeit, in welche dasselbe eingetaucht wird.
                           Man erhaͤlt diese Vortheile dadurch, daß man geplaͤtteten Draht
                              zusammen dreht, und denselben in walzenfoͤrmige Spirale oder Schneken dreht,
                              d.i., denselben die Form einer Uhrfeder gibt. Dieses Verfahren hat mit demjenigen
                              Aehnlichkeit, welches Hr. Bréguet bei den Spiralen
                              oder Unruhe-Federn seiner Chronometer anwendet.
                           Dieses neue Thermometer empfindet auf diese Weise, ohne alle Dazwischenkunft, die
                              Temperatur des Mittels, in welches dasselbe versezt wird. Zwei Metalle reichen zur
                              Verfertigung dieses Instrumentes hin; indessen gibt diese Verbindung zweier Metalle
                              noch nicht alle moͤgliche Genauigkeit. Hr. Bréguet bedient sich gewoͤhnlich zur Bildung dieser Spiralen
                              drei verschiedener Metalle: er nimmt Gold, Silber und Platinna im Zustande der
                              hoͤchsten Reinheit. Innenwendig und auswendig nimmt er die am meisten und am
                              mindesten dehnbaren Metalle, und bringt zwischen beide dasjenige, dessen Dehnbarkeit
                              zwischen den beiden uͤbrigen das Mittel haͤlt. Der horizontale Kreis,
                              welcher auf der Achse der Schneke, die durch den Mittelpunct derselben
                              laͤuft, senkrecht steht, ist in 100 Theile getheilt. Die Dike der drei
                              geplaͤtteten Drahte betraͤgt zusammen hoͤchstens nur 1/25 Millimeter (0,002
                              Zoll). Hieraus erhellt, wie leicht und schnell der Waͤrmestoff in dieses
                              System dreier Metalle eindringen muß, auf welche er unmittelbar ohne vorher irgend
                              einen anderen Zwischenkoͤrper zu durchdringen, einwirken kann. Die Erfahrung
                              hat ferner erwiesen, daß dieses Instrument mit seiner großen Empfindlichkeit auch
                              alle moͤgliche Genauigkeit verbindet. Der fortschreitende Winkel, weichen der
                              Zeiger bildet, kann mit der groͤßten Genauigkeit gemessen werden, und man hat
                              gefunden, daß die Unterschiede zwischen den von dem Zeiger beschriebenen Winkeln
                              genau im Verhaͤltnisse mit dem fortschreitenden. Wechsel der Temperatur
                              stehen. Hr. de Prony hat die Identitaͤt dieser
                              Verhaͤltnisse durch eine Reihe von Beobachtungen waͤhrend zwei Jahren,
                              in welche die niedrige Temperatur des Winters vom I. 1819 auf 1820 fiel,
                              bestaͤtiget. Dieselbe Temperatur fuͤhrte immer die Nadel auf denselben
                              Punct zuruͤk, und der Vergleichungs-Punct war ein vortreffliches
                              Queksilber-Thermometer von Fortin.
                           Bei dem Versuche und Gebrauche dieses Metall-Thermometers ist eine gewisse
                              Vorsicht noͤthig: es ist aͤußerst empfindlichemfindlich und muß mit der groͤßten Zartheit behandelt und bewegt werden; der
                              mindeste Druk oder Stoß wuͤrde der Schneke schaden, indem dadurch die
                              Kruͤmmung und der Gang des Instrumentes leiden koͤnnte. Die Schneke
                              muß auch immer in stiller Luft gehalten werden, denn der leichteste Wind erzeugt
                              Schwingungen an derselbenIrgend eine Laͤngen-Einheit von Gold bei 32° F. wird bei
                                    212° F. um beinahe 1,0015 vergroͤßert; Platinna (nach Borda) um 1,00085655; Silber um 1,00191; Kupfer
                                    um 1,9019 (Siehe Biot's
                                    Traité. 1,159). Bei Messung der Basis
                                    zwischen Melun und Lieurgain in Frankreich bediente Borda sich einer aus
                                    Kupfer und Platinna zusammengesezten, 12 Fuß langen Stange. Diese beiden
                                    flachen Stangen waren an einem Ende aneinander befestigt, an dem anderen
                                    Ende frei, und die Platinna war etwas laͤnger als das Kupfer. An
                                    diesem freien Ende war auf der Platinna ein Maßstab angebracht, dessen
                                    Theile Milliontel der ganzen Lange dieser Stange betrugen, und das freie
                                    Ende der Kupferstange, das auf der Platinna auflag, war so eingetheilt, daß
                                    es dem Maßstabe auf der Platinna als Vernier dienen, und mittelst eines
                                    angebrachten Mikroskopes abgelesen werden konnte. Auf diese Weise konnte man die
                                    Temperatur der zusammengesezten Stange zu jeder Zeit nach der Ausdehnung
                                    derselben und nach der absoluten Dehnbarkeit der beiden Metalle, aus welchen
                                    sie bestand, bestimmen. Ebend. 164 Fr. A. d. D..