| Titel: | Ueber das Aufstreuen des Kalkes auf den Weizen als Mittel gegen den Rost. | 
| Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. LVI., S. 264 | 
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                        LVI.
                        Ueber das Aufstreuen des Kalkes auf den Weizen
                           als Mittel gegen den Rost.
                        (Aus the Farmers Magazine im Repertory of Arts,
                                 Manufactures and Agriculture. Februar 1824. S. 175. (Im Auszuge
                           aus einem Schreiben an den sehr achtbaren Sir John Sinclair,
                           Bart. – Das Gut, auf welchem der Versuch angestellt wurde, ist in der Grafschaft
                           Durham, wo dieser Brief im Julius 1822. geschrieben
                           wurde).
                        Ueber Aufstreuen des Kalkes auf Weizen.
                        
                     
                        
                           Ich will, so gut ich kann, die in ihrem Schreiben hinsichtlich
                              des Aufstreuens des Kalkes auf Weizen (top dressing)
                              gestellten Fragen beantworten.
                           1. Wie lang bedient man sich desselben, und was gab die Veranlassung zu dem Gebrauche
                              desselben?
                           Antw. R. E. Duncombe Shaftho, Esqu., bedient sich
                              desselben seit 7 Jahren auf seinem Pachtgute zu Whitworth alljaͤhrlich. Eine
                              kleine Abhandlung, die er bei einem Paͤchter in Oxfordshire uͤber
                              diesen Gegenstand zu Gesichte bekam, veranlaßte ihn zu dem Versuche.
                           2. Hat man denselben sowohl auf leichtem, als auf starkem Boden angewendet?
                           Antw. Da alles Akerland auf dem Pachtgute zu Whitworth
                              etwas starken Boden hat, so konnte man denselben auf keiner anderen Art von Boden
                              versuchen; und da dieses Gut (nebst demjenigen, wovon der Verfasser des oben
                              beruͤhrten Aufsazes spricht) das einzige ist, auf welchem, soviel ich sah und
                              hoͤrte, Kalk auf Weizen aufgestreut wird, so kann ich uͤber die
                              Anwendung desselben auf leichtem Boden nicht sagen, um so weniger, als ich mich
                              nicht erinnere, ob der Verfasser jener Abhandlung denselben auf einem solchen Boden
                              angewendet hat.
                           3. Wurde derselbe sowohl auf gedrillten als im breiten Wurfe bestellten Feldern, und
                              auf beiden mit gleichem Vortheile angewendet?
                           Antw. Da Hr. Shafte bereits
                              seit vielen Jahren allen Weizen drillt, so wurde mit im breiten Wurfe
                              gesaͤeten Weizen kein Versuch angestellt. Ohne Zweifel schikt dieses
                              Verfahren sich besser fuͤr gedrillte Gruͤnde, indem, nachdem der junge
                              Weizen mit Kalk bestreut wurde, was zuweilen zwischen Anfangs Jaͤners und
                              Ende Hornungs geschieht, oder sobald als es der Zustand des Feldes erlaubt, der
                              Pferde-Huf ohne Zweifel von großem Nuzen wird, wenn er im April, oder
                              fruͤhe im Maien, durch den gedrillten Weizen laͤuft, da dadurch der
                              Kalk mit der
                              Oberflaͤche des Bodens gemengt wird, und dem Klee und dem Gras-Samen
                              (der immer im Anfange dieser Operation gesaͤet wird) eine solche Deke gibt,
                              wie derselbe sie auf keine andere Weise besser erhalten kann. Man hat allen Grund
                              anzunehmen, daß die vorzuͤgliche Klee-Ernte des Hrn. Shafto diesem
                              Verfahren ihren Reichthum zu danken hat.
                           4. Zu welcher bestimmten Zeit muß der Kalk angewendet werden, und was fuͤr
                              eine Art desselben verdient den Vorzug?
                           Antw. Der Kalk kann nur dann angewendet werden, wenn der
                              Boden vollkommen troken oder gefroren ist, so daß die Karren ohne alles Einschneiden
                              auf demselben gefahren werden, koͤnnen. Jede Zeit zwischen dem 1ten
                              Jaͤner und dem Ende Februars kann daher als die gehoͤrige Zeit
                              betrachtet werden. Man hat den Kalk zuweilen fruͤher aufgestreut, und
                              zuweilen etwas spaͤter. Die Kalk-Art, die man zu Whitworth anwendete,
                              ist der bittererdehaltige Kalk von Westerton und Tounden, von der oͤrtlichen
                              Formation dieser Grafschaft. Ich glaube, er besteht aus ungefaͤhr
                           
                              
                                   53
                                 kohlensaurem Kalk;
                                 
                              
                                   44
                                 kohlensaure Bittererde;
                                 
                              
                                     1,5
                                 unaufloͤslichen Stoffes;
                                 
                              
                                     1,5
                                 Verlust.
                                 
                              
                                 ––––
                                 
                                 
                              
                                 100.
                                 
                                 
                              
                           Dieser Kalk wurde nicht vorzugsweise gewaͤhltBekanntlich ist Bittererde der Vegetation keineswegs guͤnstig, und
                                    Kalk wird desto besser seyn, je weniger er Bittererde enthaͤlt. A. d.
                                    Ueb., sondern weil er um 12 Meilen naͤher war, als jener von der
                              westlichen Formation.
                           5. Wieviel braucht man davon auf den Acre, („1125 Wiener □
                                 Klaft.“ Ueb.) und wie wird er angewendet?
                           Antw. Man rechnete gewoͤhnlich 30 Bushels
                              („1 Bushel = 0,5734 Wien. Mezen“) auf Einen Acre, in
                              Klumpen und ungeloͤscht gemessen. Was die Zubereitung und Anwendung betrifft,
                              so wird er aus den Oefen am Ende des Sommers hergefahren, und in große Haufen jeden
                              von 160 bis 600 oder 800 Bushels, und noch mehr, nach der Groͤße des Feldes,
                              aufgeschuͤttet. Nachdem der Kalk durch Thau und Regen zerfallen ist, wird er
                              in dichtere Haufen aufgeschlagen, damit er nicht zuviel Wasser anzieht. Im Herbste
                              und im Anfange des Winters werden diese Haufen zwei bis drei Mahl umgekehrt und dann
                              wie in der Antwort auf die Frage Nro. 4.,
                              angewendet.
                           6. Hat der Kalk eine unmittelbare Wirkung auf die Weizenpflanzen, und
                              vertraͤgt er sich nicht mit dem Klee etc. nach dem Weizen?
                           
                           Antw. Man nahm keine unmittelbare Wirkung auf die Weizenpflanzen wahr; der Kalk
                              vertraͤgt sich aber sicher sehr gut mit dem nachfolgenden Klee, wie in der
                              Antwort auf die Frage Nro. 3. bemerkt wurde, und
                              folglich auch mit dem Hafer und mit Allem, was man nach dem Klee bauen kann.
                           7. Ist die Wirkung desselben, als Gegenmittel gegen den Rost, durch irgend eine
                              kraͤftige Thatsache erweisen; und hat man irgend einen Versuch angestellt, um
                              dieselbe zu erweisen?
                           Antw. Man hat keinen wirklichen Versuch dadurch
                              angestellt, daß man einen Theil des Feldes mit Kalk bestreute, und einen anderen
                              Theil desselben unbestreut ließ; ehe Hr. Shafto aber den Kalk auf seinen
                              Weizenfeldern brauchte, war der Weizen auf seinem Pachtgute in gewissen Jahren mehr
                              oder minder vom Roste angegriffen, so wie es die uͤbrigen
                              Weizen-Felder in der Pfarre Whitworth und in der Nachbarschaft gleichfalls
                              gewesen sind. Es ist aber Thatsache, daß, seit es sich des Kalkes bedient, sein
                              Weizen durchaus von allem Roste frei blieb, obschon die uͤbrigen
                              Weizen-Felder in der Nachbarschaft zu gleicher Zeit von demselben, wie
                              gewoͤhnlich, gelitten haben.