| Titel: | Jak. Perkins's Verbesserungen an der Dampf-Maschine, die ihm theils ein im Auslande wohnender Fremder mitgetheilt, und die er theils selbst entdekt hat, und worauf er am 6. Junius 1823 sich ein Patent geben ließ. | 
| Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. LX., S. 302 | 
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                        LX.
                        Jak. Perkins's Verbesserungen an der
                           Dampf-Maschine, die ihm theils ein im Auslande wohnender Fremder mitgetheilt, und
                           die er theils selbst entdekt hat, und worauf er am 6.
                              Junius 1823 sich ein Patent geben ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts and Sciences.
                              Jaͤner 1824. S. 1.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Perkins's Verbesserungen an der Dampfmaschine.
                        
                     
                        
                           Diese Verbesserungen sind in fuͤnf Abtheilungen
                              gebracht, und betreffen: 1tens, die verbesserte Drehungs-Klappe; 2tens, eine
                              neue Einrichtung der Drossel-Klappe; 3tens, eine neue Anwendung der beladenen
                              Klappe; 4tens, eine neue Anordnung der Ringe zur Metall-Fuͤtterung,
                              und 5tens, einen neuen Verdichtungs-Apparat.
                           Was die erste Verbesserung betrifft, so ist der Zwek derselben jene Reibung an der
                              gewoͤhnlichen Drehungs-Klappe zu vermindern, welche durch Einwirkung
                              des Dampfes an der oberen Flaͤche der sich umdrehenden Platte entsteht. Dieß
                              geschieht hier dadurch, daß man einen sich drehenden Pfropfen statt der Platte
                              anbringt, und den oberen Theil desselben der Atmosphaͤre aussezt. Fig. 13 ist
                              ein Grundriß der unteren Platte der sich drehenden Klappe, die fest ist. Die
                              Oeffnung, a, dient zur Einleitung, die Oeffnung, b, zur Ausleitung; die Oeffnungen, und d, leiten in den Cylinder und aus demselben. Fig. 14 ist
                              ein Durchschnitt der verbesserten Klappe, und zeigt den sich drehenden Pfropfen, ee. Um diesen Pfropfen umher ist eine neue Art
                              metallischer Fuͤtterung, ff, angebracht,
                              welche aus Ringen besteht; die Art und Weise dieser Fuͤtterung wird unten bei
                              der vierten Verbesserung
                              beschrieben. Diese Ringe werden an die obere Wand der Hoͤhlung
                              angedruͤkt, in welcher sie mittelst kleiner Spiral-Federn wirken, und
                              werden durch ihren eigenen Druk mir den Seiten derselben in Beruͤhrung
                              erhalten. Auf diese Art wird der Pfropfen, ee,
                              dampfdicht.
                           Der Pfropfen erhaͤlt seine umdrehende Bewegung mittelst eines Zahnrades auf
                              seiner Achse, welche mittelst eines passenden Getriebes mit dem Triebwerke der
                              Maschine in Verbindung sieht. Der, auf was immer fuͤr eine Weise erzeugte,
                              Dampf geht durch den Canal a, der befestigten Platte in
                              den kreisfoͤrmigen Raum, hh, welcher den
                              Pfropfen umgibt; von dort gelangt er durch verschiedene kleine Loͤcher in den
                              Canal i, welcher in kreisfoͤrmiger Richtung
                              innerhalb des Pfropfens beinahe in halber Runde herumlaͤuft. Aus diesem
                              Canale steigt der Dampf durch die Oeffnung, c, in den
                              Cylinder nieder, und nachdem er dort durch seine Elasticitaͤt den Pfropfen
                              vorwaͤrts getrieben hat, entweicht er aus dem Cylinder durch die Oeffnung d, in den Canal k, der
                              ebenso beinahe in einem halben Kreise um den Pfropfen herumlaͤuft, wie i. Aus diesem Canale, k,
                              laͤuft der Dampf durch Loͤcher in den Central-Raum, g, und von dort durch den Ausleitungs-Canal, b, in den Verdichter. Auf diese Weise wird, durch die
                              Umdrehung des Pfropfens, abwechselnd der Einleitungs- und
                              Ausleitungs-Canal geoͤffnet und geschlossen. Ein Hauptvortheil bei
                              diesem Pfropfen ist, daß, durch den besonderen Bau derselben, der Dampf, welcher bei
                              den jezt gebraͤuchlichen Drehungs-Platten ganz allein auf die
                              Oberflaͤche derselben druͤkt, und dadurch nach der Staͤrke des
                              Dampfes eine verstaͤrkte Reibung erzeugt, in der verbesserten Klappe aus der
                              Einleitungsroͤhre rund um den Pfropfen auswendig herumlaufen, und den Raum,
                              hh, fuͤllen kann. Aus dieser
                              Vorrichtung geht offenbar das hervor, daß der Dampf aus der Ausleitung, den Canal,
                              k, und den Mittelraum, g, einnehmend, den Pfropfe aufwaͤrts druͤkt, waͤhrend der
                              Dampf, der in den Einleitungs-Canaͤlen laͤuft, in dem
                              kreisfoͤrmigen Raume, hh, den Propfen
                              niederdruͤkt, und dadurch dem Ueberschusse der Reibung, welcher sonst durch
                              Vermehrung der Staͤrke des Dampfes entstehen wuͤrde, entgegen arbeitet
                              und denselben unwirksam macht.
                           
                           Die zweite Verbesserung, naͤmlich eine neue Einrichtung der
                              Drossel-Klappe, besteht in einer Vorrichtung zum Oeffnen und Schließen des
                              Durchganges des Dampfes mittelst der Elasticitaͤt einer Metall-Platte
                              oder Scheibe, auf welche ein Steller wirkt. Fig. 15 ist ein
                              Durchschnitt dieser Klappe; a, eine Schraube, welche
                              durch den Steller auf- und niedergezogen werden kann, und in dem Pfropfen,
                              bb, arbeitet. Der Boden dieses Pfropfens, b, ist etwas concav zur Aufnahme einer duͤnnen
                              biegsamen Stahl-Platte, cc. d, ist der Canal, durch welchen der Dampf ans dem Kessel
                              oder aus dem Erzeuger laͤuft, und ee, ein
                              kreisfoͤrmiger Ausschnitt in dem Size der Klappe. Der Dampf, der aus dem
                              Canale, d, herkommt, gelangt in den Ausschnitt, e, und aus diesem durch den Canal, f, zu dem arbeitenden Cylinder. Wenn die Maschine zu
                              schnell arbeiten sollte, wird der Schrauben-Pfropfen, b, (der nach der Schnelligkeit des Stellers steigt oder faͤllt)
                              durch sein Niedersteigen die biegsame Scheibe, c, auf
                              die Oeffnung des Dampf-Durchganges a,
                              niederdruͤken, und denselben theilweise, wo nicht ganz, schließen.
                           
                              Die dritte Verbesserung, eine neue Anwendung der beladenen Klappe, ist in Fig. 16
                                 dargestellt, wo a, einen Theil des Erzeugers mit
                                 seiner beladenen Klappe zeigt, wie Hr. Perkins
                                 denselben in seinem. Patente vom December 1822 (Band VI. S. 1. des London Journal, Polytechn. Journ. B. 12. S. 15.) beschrieben hat. bb, ist die Roͤhre, die von dem
                                 Erzeuger zu dem treibenden Cylinder, c,
                                 laͤuft. Der Durchgang dieser Roͤhre wird von der verbesserten
                                 Klappe, bei d, unterbrochen, Der Bau der
                                 Durchgaͤnge ist durch denjenigen Theil dieser Figur, welcher im
                                 Durchschnitte dargestellt ist, hinlaͤnglich versinnlicht; e, ist die Schubstange, welche durch den beladenen
                                 Hebel, f, aufwaͤrts gedruͤkt wird.
                                 Diese Stange muß sich frei in ihrer Roͤhre bewegen, und Raum, genug
                                 uͤbrig lassen, daß Wasser dazwischen laufen kann. Der Dampf, welcher oben
                                 auf das Wasser druͤkt, druͤkt dasselbe nieder, und schließt
                                 hierdurch eine kegelfoͤrmige lederne Klappe, welche den unteren Theil der
                                 Stange umfaͤngt, und auf diese Weise die Klappe luftdicht macht. Die
                                 Laͤnge der Roͤhre haͤlt das Wasser unten so kuͤhl,
                                 daß das Leder nicht dadurch leidet. Durch diese Vorrichtung muß der aus dem
                                 Erzeuger entwikelte Dampf, ehe er in den Cylinder treten kann, die Schubstange, welche
                                 die beladene Klappe bildet, niederdruͤken. Dieser Widerstand oder diese
                                 Unterbrechung des Dampfes, ehe derselbe in den treibenden Cylinder tritt, ist
                                 das Wesentliche an dieser dritten Verbesserung. Hr. Perkins glaubt hier bemerken zu muͤssen: daß die Anwendung
                                 einer beladenen Klappe zwischen der Dampf-Kammer eines
                                 gewoͤhnlichen Dampf-Kessels und dem Cylinder, denselben Zwek
                                 erfuͤllt; die dritte Verbesserung hat also nichts Neues, das an der
                                 besonderen beladenen Klappe in der Zeichnung dargestellt werden
                                 muͤßte.“
                              
                           Die vierte Verbesserung, naͤmlich eine neue Anordnung der Ringe zur
                              Metall-Fuͤtterung, besteht aus einem elastischen Ringe zwischen zwei
                              nicht elastischen Ringen; die Oeffnung des ersteren wird durch die dichten Theile
                              des zweiten bedekt, und dadurch der Durchgang des Dampfes kraͤftig
                              unterbrochen. Fig.
                                 17 ist ein Durchschnitt des Staͤmpels mit der verbesserten
                              Metall-Fuͤtterung, und Fig. 18 zeigt denselben
                              von aussen. a, ist ein elastischer Ring, wie man
                              denselben gewoͤhnlich zu diesem Zweke braucht. Der Grundriß desselben ist in
                              Fig. 19
                              dargestellt. Bei b ist er aufgeschnitten. Um die
                              Entweichung des Dampfes bei der, Oeffnung zu hindern, sind zwei nicht elastische
                              Ringe, cc, (die man auch im horizontalen
                              Durchschnitte Fig.
                                 20 sieht) angebracht, der eine uͤber, der andere unter dem
                              elastischen Ringe, a, indem er den Umfang des Cylinders,
                              in welchem er arbeitet, fuͤllt, den Austritt des Dampfes, ausser bei dem
                              offenen Theile, b, hindert. Die Excentricitaͤt
                              der nicht elastischen Ringe, cc, ist indessen so
                              vorgerichtet, daß, wenn der Staͤmpel in den Cylinder eingesezt wird, sie
                              dicht auf der Oeffnung des elastischen Ringes aufliegen, und dieselbe bedeken, und
                              dadurch die ganze Fuͤtterung vollkommen dampfdicht machen. Wuͤrde man
                              die Lage der Theile umkehren, so erhielte man eine Fuͤtterung oder Fassung
                              fuͤr eins Staͤmel-Stange.
                           Die fuͤnfte Verbesserung, der neue Verdichtungs-Apparat, ist in Fig. 21
                              dargestellt, a, ist der Erzeuger mit seiner beladenen
                              Klappe, wie oben erwaͤhnt wurde, b, ist eine
                              Einleitungs-Roͤhre, welche aus dem Erzeuger in den Cylinder, c, fuͤhrt. d, ist
                              eine Ausleitungs-Roͤhre, welche durch die Roͤhre, e, laͤuft, und von da in den Behaͤlter,
                              f, tritt. Dieser Behaͤlter speiset die Druk-Pumpe,
                              g, durch welche das Wasser durch die Roͤhre,
                              h, in die Roͤhre, e, und von da durch die Roͤhre, i, in
                              den Erzeuger getrieben wird. Mit diesem Apparate geschieht die Verdichtung auf
                              folgende Weise.
                           Der Dampf tritt aus dem Erzeuger, a, durch die
                              Einleitungs-Roͤhre, b, in den Cylinder,
                              c, in sehr hoher Temperatur; und nachdem er seine
                              Kraft auf den Staͤmpel ausgeuͤbt hat, verlaͤßt er den Cylinder
                              in beinahe derselben Temperatur durch die Ausleitungs-Roͤhre, d. Waͤhrend der Dampf durch jenen Theil der
                              Roͤhre tritt, welcher von e, gebildet wird, wird
                              kaltes Wasser aus dem Behaͤlter, f, durch die
                              Roͤhre in entgegengesezter Richtung mittelst der Drukpumpe, g, aufgepumpt, wodurch der Dampf in der
                              Ausleitungs-Roͤhre, d, verdichtet, und in
                              Wasser-Gestalt in den Behaͤlter, f,
                              hinabfließen wird, waͤhrend das kalte Wasser, indem es durch die
                              Roͤhre, e, laͤuft, erwaͤrmt wird,
                              und so durch die Roͤhre, i, aus der
                              groͤßeren Roͤhre, e, in den Erzeuger
                              fließt.
                           Die Puncte, welche der Patent-Traͤger in Anspruch nimmt, sind
                              „die obige sich im Kreise drehende Klappe, und die oben
                                 erwaͤhnte Drossel-Klappe; ferner die neue Anwendung der beladenen
                                 Klappe, welche einen Apparat zur Erzeugung eines Drukes auf den Dampf bildet,
                                 der zum Betriebe der Maschinen erzeugt wird, welcher Druk durch den Dampf selbst
                                 uͤberwaͤltigt werden muß, ehe dieser auf den Cylinder wirken, oder
                                 den Staͤmpel erreichen kann, endlich eine neue Anordnung der Ringe zur
                                 Metall-Fuͤtterung und den obigen Verdichtungs-Apparat.
                              
                           Wir haben jezt das lezte der drei Patente mitgetheilt, welche Hrn. Perkins's Verbesserungen an den Dampf-Maschinen
                              umfassen, und woraus man die Grundsaͤze, nach welchen er arbeitet, deutlich
                              einsehen kann. Die Details einer solchen Maschine muͤssen nothwendig mehrere
                              Theile und Vorrichtungen verbinden, welche auch bei gewoͤhnlichen Maschinen
                              vorkommen, und aus dieser Ursache hat Hr. Perkins, wie wir vermuthen, es fuͤr
                              uͤberfluͤssig gehalten, Zeichnungen und Abbildungen seiner Maschine im
                              Ganzen mitzutheilen. Die damit anzustellenden Versuche, von welchen wir in
                              fruͤheren Heften sprachen, sind noch nicht oͤffentlich angestellt
                              worden; wir wissen aber von Leuten, welche an diesen Patenten interessirt sind, daß sie dadurch vollkommen zufrieden gestellt, und alle versprochenen
                                 Vortheile erfuͤllt wurden. Wir haben diese Versuche nicht gesehen,
                              und sprechen bloß nach den Aeußerungen derjenigen, von welchen wir Grund haben zu
                              vermuthen, daß sie kraͤftige Beweggruͤnde fanden um hier mit aller
                              Behutsamkeit zu Werke zu gehen. Sobald Hr. Perkins seine Versuche dem Auge des
                              Publicums unterziehen wird, werden wir unseren Lesern die Resultate derselben
                              bekannt machen, und diese hoͤchst wahrscheinlich mit einer
                              vollstaͤndigen Zeichnung seiner ganzen Maschine begleiten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
