| Titel: | Neues Verfahren Champignons zu ziehen. Von Hrn. Wilh. Hogan, Gärtner bei Hrn. Jak. Warre. | 
| Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. LXXX. LXXIX. , S. 384 | 
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                              LXXX.
                              LXXIX.
                              
                           
                        Neues Verfahren Champignons zu ziehen. Von Hrn.
                           Wilh. Hogan,
                           Gärtner bei Hrn. Jak.
                              Warre.
                        Aus den Transactions of the London Horticultural
                                 Society. Vol. V. Part. III. In Gill's technical Repository.
                              January. 1823. S. 30. (Im Auszuge).
                        Verfahren Champignons zu ziehen.
                        
                     
                        
                           
                              „Die aͤußere Form dieses Beetes ist jener der alten
                                 gewoͤhnlichen Beete aͤhnlich, nur mit dem Unterschiede, daß
                                 dasselbe hohl statt dicht angelegt ist. Starke Stangen werden unter einem Winkel
                                 von beinahe 65° Graden an einer Mauer angelehnt, und darauf
                                 Huͤrden gelegt, die das Beet tragen muͤssen. Auf diese Weise
                                 entsteht unter den Stangen eine Hoͤhlung zur Aufnahme des
                                 Duͤngers, den man sonach leicht wechseln, und dadurch immer feuchte
                                 Grundhize erhalten kann, deren Mangel, verbunden mit der unzureichenden Tiefe
                                 der Erde zum Auslaufen der Brut, der Hauptfehler aller mir bekannten Arten der
                                 Champignon-Cultur ist.“
                              
                           
                              „Auf dieser Vorrichtung bringe ich zwei Beets, 18 Zoll maͤchtig,
                                 an: die oberen 5 Zoll sind Lehmerde, mit einem Viertel beigemischten
                                 Strassen-Sande gemengt. Die Unterlage besteht aus gut abgelegenem
                                 Stahlduͤnger, den man wohl durchschuͤttelt, fuͤr
                                 ungefaͤhr eine Woche lang reihenweise aufschlaͤgt, und
                                 oͤfters unter dieser Zeit umkehrt, waͤhrend welcher er sodann
                                 troken wird. Diesem fuͤge ich ein Drittel Erde bei, die ich unter
                                 Roßkastanien sammle, unter welchen das Vieh waͤhrend des Sommers Schatten
                                 sucht, und die ich einige Wochen vorher, ehe ich sie gebrauche, in Haufen
                                 abliegen lasse. Auf die Huͤrden kommt zuerst eine Lage Stroh oder langer
                                 Mist, damit die Erde und der kurze Duͤnger nicht durchfaͤllt. Die
                                 hierauf aufgetragene Erdmischung schlage ich mit einer Schaufel, damit sie fest
                                 wird, und lasse sie eine Woche lang so liegen, ehe ich die Brut und die obere
                                 Erdschichte auftrage, die ich wieder mit dem Spaden fest schlage.“
                              
                           
                              „Ich deke weder mit Stroh noch mit Heu, und halte dieß wenn die Orte, wo
                                 diese Beete angelegt sind, hinlaͤnglich gedekt sind, nicht fuͤr
                                 nothwendig; es ist sogar besser, wenn man ohne solche Bedekung, mit einem Mahle
                                 die ganze zu erwartende Ernte uͤbersehen kann: in einem offenen Schoppen
                                 muß man aber fuͤr eine solche Bedekung sorgen. Das Begießen muß dem
                                 Gutbefinden des Gaͤrtners uͤberlassen bleiben: es lassen sich
                                 hieruͤber keine allgemeinen Regeln bestimmen: indessen kann ich mit
                                 Zuversicht, behaupten, daß man, bei dieser Tiefe der Erde, nicht so sparsam mit
                                 dem Wasser seyn darf, wie die Schriftsteller uͤber diesen Gegenstand
                                 gewoͤhnlich behaupten.“
                              
                           
                              „Die auf diese Weise zugerichteten Beete wurden am 24ten August mit Brut
                                 versehen; am 21ten September fingen sie bereits an zu tragen, und wuͤrden
                                 noch jezt im Jaͤner, und noch mehrere Wochen langer tragen, wenn nicht in
                                 der Nacht vom 23ten December durch einen ungluͤklichen ZufallGanz zufaͤllig scheint uns dieses Einstuͤrzen der Deke
                                       nicht geschehen zu seyn wahrscheinlich fiel diese ein, weil die
                                       Seiten-Mauer durch das an dieselbe angelehnte Beet
                                       hinausgedruͤkt wurde. A. d. Ueb. die Deke der Abtheilung des Gebaͤudes eingestuͤrzt
                                 waͤre, in welcher ich die Champignons zog. Ich werde indessen das Beet,
                                 nach einigen Wochen Ruhe, wieder herstellen; denn ich finde Hey Duͤnger
                                 und die Erde noch voll Brut.“
                              
                           
                              „Der Ort, in welchem das Beet war, ist eine dunkle, gen Norden gelegene,
                                 Stube von ungefaͤhr 10 □ Fuß Flaͤchen-Inhalt. Die
                                 Beeren waren jedes ungefaͤhr 8 Fuß 6 Zoll lang, und Massen vom Boden bis
                                 an die Wand hin 7 Fuß.“
                              
                           
                              „Die Champignons waren ungemein schoͤn, und bildeten Klumpen von
                                 100 bis 200 Stuͤken.“
                              
                           Der Secretaͤr der Gesellschaft bemerkt in einer Note, daß die Champignons
                              ungemein schoͤn und gut waren, und daß die Beete, selbst nach eingefallener
                              Deke und eingedrungenem Froste, noch fort trugen, und ehevor nicht selten auf ein
                              Mahl mehr dann einen halben Wiener Mezen (bushel) Champignons lieferten.
                           Hr. Sam. Sawyer, Gaͤrtner bei Esq.
                              Lyon-Goldsmid, schlug der Gesellschaft vor, statt der Stangen und
                              Huͤrden ein Gestell aus Eisen verfertigen zu lassen. Die eisernen Stangen
                              koͤnnten 1 1/2 Zoll im Umfange halten, 6 Zoll weit von einander stehen, und in Eisenstangen
                              passen, wovon die eine oben an der Wand, die andere unten auf der Erde
                              hinlaͤuft. Die eisernen Stangen koͤnnten einen Bogen von 2–3
                              Fuß im Halbmesser bilden, und auf diesen Bogen, die mit einem eisernen Gitter belegt
                              wuͤrden, dessen Loͤcher so klein sind, daß die Erde nicht durchfallen
                              kann, koͤnnte das Beet angelegt werden.