| Titel: | Ueber die Endanalyse vegetabilischer und thierischer Stoffe. Von Andr. Ure, M. D. F. R. S. | 
| Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. XCIX. XCVIII. , S. 501 | 
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                              XCIX.
                              XCVIII.
                              
                           
                        Ueber die Endanalyse vegetabilischer und
                           thierischer Stoffe. Von Andr.
                              Ure, M. D. F. R. S.
                        Aus den Philosophical Transactions of the Royal-Society
                                 of London im Repertory of Arts, Manufactures and
                                 Agriculture. Febr. 1824. S. 137Wir haben aus dem London Journal die Resultate dieser Analysen in einer Tabelle
                                 im XI. Bd. S. 128 des polytechnischen
                                 Journales mitgetheilt. Da wir jezt die ganze Abhandlung mit der dazu
                                 gehoͤrigen Abbildung im Repertory finden, so halten wir es fuͤr
                                 Pflicht, dieselbe unseren Lesern in einer treuen Uebersezung vorzulegen. A. d.
                                 R..
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IX.
                        Ure's End-Analyse vegetabilischer und thierischer
                           Stoffe.
                        
                     
                        
                           Die neuerlich in die Analyse der vegetabilischen und
                              thierischen Gemenge gebrachten Verbesserungen, zugleich mit der Untersuchung der
                              aͤquivalenten Verhaͤltnisse, in welchen ihre constituirenden Elemente,
                              Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stikstoff, verbunden sind, haben auf dieses
                              ehevor dunkle Feld der chemischen Wissenschaft ein unerwartetes Licht geworfen. Waͤhrend Gay-Lussac's Anwendung des schwarzen
                              Kupfer-Oxides statt der chlorsauren Pottasche der animalischen Analyse eine besondere Leichtigkeit und Eleganz verschaffte,
                              bleibt es doch noch immer zweifelhaft, ob in jenen Faͤllen, in welchen die
                              Untersuchung des Verhaͤltnisses des Kohlenstoffes die Hauptsache ist, es
                              nicht haͤufig auf falsche Resultate leitete. Da man auf die Menge dieses
                              Grundstoffes aus dem Volumen der waͤhrend der Zersezung der organischen
                              Koͤrper entwikelten Kohlensaͤure schließt, so muͤssen jene
                              Theile, welche zufaͤlliger Weise nicht in unmittelbare Beruͤhrung mit
                              dem Kupfer-Oxide kommen, von der Verwandlung in Kohlensaͤure frei
                              bleiben, und folglich das Verhaͤltnis des Kohlenstoffes zu gering ausfallen;
                              ein Umstand, welcher bei Anwendung der chlorsauren Pottasche nie Statt haben kann,
                              indem hier der Kohle enthaltende Stoff in eine entzuͤndete Atmosphaͤre
                              von Sauerstoff getaucht wird. Wahrscheinlich muͤssen dieser Ursache die
                              abweichenden Resultate zugeschrieben werden, welche sich in der Analyse des Zukers
                              der HHrn. Gay-Lussac, Thenard und Berzelius auf der einen, und des Dr. Prout auf der anderen Seite zeigen, indem die ersteren 43 pr. Cent.
                              Kohle angeben, waͤhrend lezterer nur 40 annahmDr. Prout berichtete mir, seit dieser Aufsaz
                                    geschrieben wurde, daß er bei seiner Analyse des Zukers dasjenige, was in
                                    den Roͤhren enthalten war, noch einmal zerrieh und ausgluͤhte.
                                    A. d. O..
                           Der Zwek des gegenwaͤrtigen Aufsazes ist, erstens: verschiedenen Quellen der
                              Taͤuschung bei Anwendung der Methode mittelst Kupfer-Peroxides
                              anzuzeigen, und die Beseitigung derselben zu versuchenversnchen; zweitens: die Resultate der Anwendung desselben auf eine bedeutende Menge
                              thierischer und vegetabilischer Mischungen darzustellen.
                           Kupfer-Peroxid, welches man durch Gluͤhen von reinem salpetersauren
                              Kupfer erhielt, zieht, wie gelbes Bleioxid und viele andere Metalloxide, leicht
                              etwas Fluͤssigkeit aus der atmosphaͤrischen Luft an, deren Menge
                              gewisser Massen von der Laͤnge der Zeit abhaͤngt, waͤhrend
                              welcher das Ausgluͤhen desselben dauerte. Wenn man dasselbe nur so lang einer
                              Rothgluͤhhize aussezt, bis alle salpetersauren Daͤmpfe aus demselben verjagt sind, so
                              werden 100 Gran Oxid, bei dem gewoͤhnlichen Zustande der Atmosphaͤre,
                              waͤhrend Einer Stunde oder zwei Stunden Ein bis zwei Zehntel Gran
                              Feuchtigkeit einsaugen, und zwar die Haͤlfte hiervon schon in wenigen
                              Minuten. Die franzoͤsischen Chemiker, welche meistens mit diesem
                              Koͤrper arbeiteten, scheinen diesen Umstand wohl beachtet zu haben; denn sie
                              empfehlen das Peroxid alsogleich nach dem Gluͤhen anzuwenden, und in einem
                              heißen achatenen oder glaͤsernen Moͤrser mit der organischen Masse zu
                              reiben. Diese Vorsicht beseitigt indessen die Taͤuschung nicht
                              gaͤnzlich, welche durch hygrometrischen Einfluß entstehen kann; denn ich
                              finde, daß das auf diese Weise behandelte Peroxid waͤhrend der bei diesem
                              Processe nothwendigen langen Reibung eine gewisse Menge Feuchtigkeit verschlingt,
                              welche, wo sie nicht in Rechnung gebracht wird, bedeutende Fehler in den Resultaten
                              der Analyse erzeugt. Es ist daher besser, das zu einer solchen Untersuchung
                              bestimmte gepuͤlverte Peroxid so lang der Luft ausgesezt zu lassen, bis es in
                              hygrometrische Ruhe kommt, dann in einer Flasche aufzubewahren, und durch
                              Ausgluͤhen von 100 Gran desselben in einer eigenen an einem Ende vollkommen,
                              an dem anderen Ende mit einem glaͤsernen Stoͤpsel leicht
                              geschlossenen, Glasroͤhre, das Verhaͤltnis der enthaltenen
                              Feuchtigkeit zu bestimmen. Auf diese Weise erhaͤlt man die constante
                              Groͤße, welche man von dem Gewichts-Verluste abziehen muß, den das
                              Peroxid waͤhrend des Verlaufes des Versuches erleidet. Der Moͤrser muß
                              vollkommen troken, aber nicht warm seyn.
                           Mehrere Experimentatoren haben sich große Muͤhe gegeben, die verschiedenen zur
                              Untersuchung bestimmten organischen Koͤrper in einem Zustand vollkommener
                              Trokenheit zu bringen, ehe sie dieselben mit dem Kupfer-Peroxide mengten;
                              allein, durch dieses Verfahren entsteht ein aͤhnlicher Irrthum, wie durch das
                              obige. Wir muͤssen demnach, nachdem wir diese Koͤrper durch Einwirkung
                              der Hize und zugleich auch durch Einwirkung einer einsaugenden Oberflaͤche
                              von Schwefelsaͤure in luftleerem Raume so troken als moͤglich gemacht
                              haben, sie solang der atmosphaͤrischen Luft aussezen, bis sie in
                              hygrometrische Ruhe kommen, und die Menge Feuchtigkeit anmerken, die sie angezogen haben,
                              damit man dieselbe spaͤter in Rechnung bringen kann. Das Verfahren, welches
                              ich in Hinsicht auf Austroknung befolge, scheint seinem Zweke sehr gut zu
                              entsprechen. Nachdem ich den gepuͤlverten thierischen oder vegetabilischen
                              Stoff in kurze Flaͤschchen mit einem eingeriebenen glaͤsernen
                              Stoͤpsel gethan hatte, bringe ich diese Flaͤschchen offen in ein
                              Sandbad von 212° Fahrenh. (+80° R.; Ue.) in einer
                              Porzellan-Schale, und seze diese in einem ausgepumpten Recipienten
                              uͤber eine Flaͤche von Schwefelsaͤure. Nach Einer Stunde, oder
                              etwas mehr, hebe ich den Recipienten ab, und verstopfe die Flaͤschen
                              alsogleich. Der Verlust an Gewicht zeigt die ganze Feuchtigkeit, welche jedes
                              derselben verloren hat, waͤhrend die spaͤtere Zunahme desselben,
                              nachdem sie einige Zeit uͤber ungestoͤpselt an der freien Luft
                              standen, die Zunahme an hygrometrischer Einsaugung zeigt. Diese Menge muß folglich
                              bei Berechnung der Resultate der Versuche abgezogen werden.
                           Mehrere Chemiker haben, vorzuͤglich in England, die Hize der
                              Weingeist-Lampe, statt jener der Holzkohlen, angewendet um die Roͤhre
                              auszugluͤhen, in welcher die gemengten Materialien enthalten waren. Ich habe
                              diese beiden Methoden von Erhizung sorgfaͤltig verglichen und finde, daß
                              fuͤr mehrere Koͤrper, wie z.B. Kohle und Harz, die so reich an
                              Kohlenstoff sind, die Flamme der Lampe nicht zureicht, indem die Anwendung
                              derselben, nur auf einen kleinen Theil der Roͤhre beschraͤnkt, jene
                              gleichfoͤrmige Erhizung nicht hervorbringen kann, die am Ende des Versuches
                              so wuͤnschenswerth ist. Ich wurde daher auf Herstellung eines Ofens von
                              besonderer Form gebracht, in welchem, mittelst einer handvoll Kohlen von der
                              Groͤße einer Haselnuß, ohne alle Aengstlichkeit und Muͤhe, der Versuch
                              binnen einer halben Stunde vollendet werden kann. Seit ich mit diesem Ofen
                              arbeitete, waren die Resultate meiner Versuche an demselben Koͤrper weit mehr
                              gleichfoͤrmig, als sie es vorher bei der Lampe nicht gewesen sind, und ich
                              fand ihn so bequem, daß ich zuweilen 8 Versuche an einem Tage mit demselben
                              vollenden konnte.
                           Fig. 10
                              stellt den ganzen Apparat im Gange vor. Fig. 11 ist ein
                              horizontaler Durchschnitt des Ofens, an welchem man einen Halbcylinder von
                              duͤnnem Eisenbleche, ungefaͤhr 8 Zoll lang und 3 1/2 Zoll weit, sieht,
                              welcher durchloͤchert ist, und auf der Kante eines hohlen Prismas von
                              verzinntem Bleche ruht, das in Fig. 12 noch deutlicher
                              dargestellt ist, wo n, einen Ausschnitt zeigt, aus
                              welchen die geschlossene Glasroͤhre gelegentlich hervorragen kann. i, ist der Griff an dem Halb-Cylinder, wodurch
                              derselbe vor- und ruͤkwaͤrts geschoben und nach dem Ende des
                              Processes abgehoben werden kann. d, ist ein Stuͤk
                              Platinna-Blatt, welches mit Beihuͤlfe eines quergelegten Drahtes, den
                              mittleren Theil der Roͤhre traͤgt, wenn diese durch das Gluͤhen
                              weich wird. Bei g, steigen die Platten, welche die Enden
                              des Halbcylinders und des Prismas aus verzintem Bleche einschließen, einige Zoll
                              hoch in die Hoͤhe, und dienen dem pneumatischen Apparate als Schirm gegen die
                              Hize. Bei f, haͤngt noch ein dritter Schirm aus
                              verzinntem Bleche. Alle diese Schirme sind mit Einschnitten versehen, durch welche
                              die Glasroͤhre durchgeht. Diese Roͤhre ist aus Kronen-Glas,
                              gewoͤhnlich 9 bis 10 Zoll lang, und haͤlt innenwendig 3/10 Zoll im
                              Durchmesser. Mittelst einer schmalen Roͤhre und eines Hals-Bandes von
                              Kautschuk steht sie mit dem Queksilber-Behaͤlter in Verbindung. Diese
                              Roͤhre hat die Form eines Hebers und steigt ungefaͤhr einen Zoll hoch,
                              bei e, in den in Grade getheilten Recipienten. Durch
                              diese Vorrichtung treibt der Druk der QueksilberQuebsilber-Saͤule, wenn das Halsband nicht vollkommen luftdicht seyn
                              sollte, die Luft bei der Oeffnung hinein, und man sieht ohne alle Anwendung von Hize
                              Blasen von derselben aufsteigen. Wenn die Operation vollendet ist, laͤßt man
                              das Ende der Roͤhre, e, immer uͤber der
                              Oberflaͤche des Queksilbers, da man nicht mehr organischen Stoff nimmt, als
                              noͤthig ist, um zwischen 6 u. 7 Kubikzoll gasartigen Productes zu erhalten,
                              indem der graduirte Recipient nur 7 Kubik-Zoll faßt.
                           Da die Roͤhren, mit welchen ich arbeite, alle dieselbe Capacitaͤt
                              besizen, naͤmlich einen halben Kubik-Zoll, und da der Umfang der zu
                              untersuchenden Materialien in allen Versuchen derselbe ist, so gibt ein Versuch bei
                              der Analyse des Zukers oder Harzes das Volumen der atmosphaͤrischen Luft;
                              insofern es von dem Apparate abhaͤngt, und dieses Volumen bleibt unter
                              denselben Umstaͤnden der Gluͤhung eine constante Groͤße. Und
                              da man immer den
                              ganzen Apparat sich bis zur Temperatur der atmosphaͤrischen Luft
                              abkuͤhlen laͤßt, so wird das Volumen des in den Roͤhren
                              ruͤkstaͤndigen Gases genau bekannt, indem es dem
                              urspruͤnglichen Volumen der atmosphaͤrischen Luft, welche nach der
                              Absorption der Kohlensaͤure in dem Versuche mit dem Zuker oder Harze
                              uͤbrig bleibt, beinahe vollkommen gleich ist. Auf diese Weise kann man diese
                              Groͤße, die bisher, obschon sie von hoher Wichtigkeit ist, in vielen
                              Versuchen schlecht geschaͤzt oder ganz vernachlaͤßiget wurde, mit
                              aller Genauigkeit bestimmen. k, in Fig. 11, zeigt einen
                              kleinen Schirm von verzinntem Eisenbleche. Er ist zum Durchgange der Roͤhre
                              durchbohrt und kann in dem Gehaͤuse des Halbcylinders hin- und
                              hergeschoben, und an jeder Stelle desselben belassen werden, so daß er jede
                              erforderliche Laͤnge der geschlossenen Roͤhre gegen den Einfluß der
                              Hize schuͤzt. Fig. 13 zeigt die Gestalt
                              einer kleinen Glaskugel, in welche ich das gehoͤrige Gewicht von Aether,
                              Naphta, Alkohol, oder irgend einer anderen fluͤchtigen, zum Versuche
                              bestimmten Fluͤßigkeit bringe. Nach genauer Abwaͤgung wird sie
                              alsogleich an den Grund der Roͤhre hinabgeschoben, und mit 150 bis 200 Gran
                              Kupfer-Peroxid bedekt. Diese Kugel faßt drei Gran (Maßtheile) Wassers, und
                              ihre Haar-Spize wird zuweilen mit einer kaum merklich kleinen Menge
                              Bienen-Wachs geschlossen, um bis zur Gluͤhung des Peroxides die
                              Ausduͤnstung der Fluͤßigkeit zu verhuͤten.
                           b, ist ein Ueberzug uͤber den Ofen, und oben mit
                              einer laͤnglichen Oeffnung versehen, welche als Schornstein dient. Er kann
                              mittelst des Griffes angelegt oder abgenommen werden, je nachdem man die Hize
                              vermehren oder vermindern will. cc, sind
                              Gehaͤuse von verzinntem Bleche, worin Kork enthalten ist, durch welchen die
                              Eisendrahte laufen, die den Ofen in jeder erforderlichen Hoͤhe und unter
                              jeder Neigung stuͤzen.
                           Wenn das Queksilber in dem graduirten Recipienten ungefaͤhr um 1/10 Zoll
                              aufsteigt, nachdem die Roͤhre sich abgekuͤhlt hat, so ist dieß ein
                              Beweis, daß der Apparat am Ende der Operation luftdicht war.
                           Meine Operations-Methode mit dem Kupfer-Peroxide ist folgende:
                           
                           Ich reibe in einem trokenen, glaͤsernen Moͤrser 1 bis 2 1/2 Gran des zu
                              untersuchenden Stoffes mit 100 bis 140 Gran Oxid sehr sorgfaͤltig ab, und
                              trage denselben mit einem Platinna-Schaͤufelchen und kleinen
                              glaͤsernen Trichter in die Glasroͤhre ein: den Moͤrser bringe
                              ich mit einer metallenenmetallnen Buͤrste rein. Auf dieses Gemenge trage ich 20 bis 30 Gran von dem
                              Peroxid allein, und hierauf 50 bis 60 Gran reine Kupfer-Feile auf. Den
                              uͤbrigen Theil der Roͤhre verschließe ich loker mit 10-12 Gran
                              Amianth, durch dessen Haarroͤhrchen-Anziehung die, waͤhrend des
                              Versuches entwikelte Feuchtigkeit aus dem erhizten Theile der Roͤhre leicht
                              angezogen, und aller Gefahr des Zerspringens der Roͤhre vollkommen vorgebeugt
                              wird. Der Amianth dient zugleich auch als Stoͤpsel, und hindert das
                              Aussprizen der kleinsten Theilchen des Peroxides oder der Feilspaͤne. Die
                              Roͤhre wird nun auf einer hoͤchst empfindlichen Wage gewogen, und ihr
                              Gewicht aufgezeichnet. Hierauf wird ein kleiner, an der Seite gefurchter Kork in die
                              Roͤhre gebracht, damit das Quek-Silber nicht allenfalls in die
                              Roͤhre zuruͤktreten kann, wenn zufaͤlliger Weise
                              Abkuͤhlung oder Verdichtung eintraͤte. Endlich wird das Halsband von
                              Kautschuk angelegt, und die Roͤhre, wie Fig. 11 zeigt, aber ohne
                              die Platte, k, eingeschoben, welche man bloß bei der
                              Analyse fluͤchtiger Fluͤßigkeiten anwendet. Nun werden einige
                              gluͤhende Stuͤke Holzkohlen unter die Roͤhre in den Ofen,
                              zunaͤchst an dem Queksilber-Behaͤlter, gebracht, und der
                              uͤbrige Theil des Halbcylinders mit unangezuͤndeten Holzkohlen
                              ausgefuͤllt. Der Ueberzug, b, kann dann angelegt
                              werden; die Operation wird nach und nach fuͤr sich fortgehen, indem das
                              Gluͤhen nach und nach von einem Ende der Roͤhre zu dem anderen,
                              verhaͤltnismaͤßig zur Ausdehnung des Glases, fortschreitet, so daß die
                              Roͤhre nur hoͤchst selten waͤhrend der Operation springtAuf eine aͤhnliche Weise koͤnnte man in einem aͤhnlichen
                                    Ofen auch das Queksilber in den Barometer-Roͤhren nach ihrer
                                    Fuͤllung besser und sicherer als auf die gewoͤhnliche Art
                                    aussieden. A. d. Ueb.. Ich habe mich oͤfters derselben Roͤhre zu einem Duzende von
                              Versuchen bedient, waͤhrend welcher dieselbe dann in Vitrit, oder Réaumuͤr's Porzellan verwandelt wurde.
                           
                           Da das entwikelte Gas mit Feuchtigkeit gesaͤttiget ist, so bringe ich das
                              Volumen desselben mittelst folgender Tabelle auf das Volumen des trokenen Gases
                              zuruͤk. Diese Tabelle ist nach der bekannten Formel meiner Tabelle der
                              elastischen Kraft der Daͤmpfe berechnet, welcher die Royal Society die Ehre erwies, sie in ihren Transactions for the Year 1818 aufzunehmen.
                           
                              
                                 Temperatur.
                                 Multiplicator.
                                 Temperatur.
                                 Multiplicator.
                                 Temperatur.
                                 Multiplicator.
                                 
                              
                                 53° Fahr.+ 9,33 Réaum. Ueb.
                                    
                                 0,9870
                                 61° Fahr.
                                 98,20
                                 70° Fahr.+ 12,44 Réaum. Ueb.
                                    
                                 0,9758
                                 
                              
                                 44° –
                                 0,9864
                                 62° –
                                 98,13
                                 71° –
                                 0,9751
                                 
                              
                                 55° –
                                 0,9858
                                 63° –
                                 98,06
                                 72° –
                                 0,9743
                                 
                              
                                 56° –
                                 0,9852
                                 64° –
                                 97,99
                                 83° –
                                 0,9735
                                 
                              
                                 57° –
                                 0,9846
                                 65° –
                                 97,93
                                 
                                 
                                 
                              
                                 58° –
                                 0,9839
                                 66° –
                                 97,86
                                 
                                 
                                 
                              
                                 59° –
                                 0,9833
                                 67° –
                                 97,79
                                 
                                 
                                 
                              
                                 60° –+ 16,89 Réaum. Ueb.
                                    
                                 0,9827
                                 68° –
                                 97,72
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 69° –
                                 97,65
                                 
                                 
                                 
                              
                           In gewissen Faͤllen, wo die Menge Wasserstoffes gering ist, oder wo, wie bei
                              dem Indigo, man das Daseyn desselben laͤugnete, nehme ich gepuͤlvertes
                              Queksilber-Protochlorid (Kalomel) statt des Kupfer-Peroxides. Nachdem
                              ich das organische Gemenge innigst mit diesem Pulver gemengt und sacht erhizt habe,
                              zeigt das entwikelte kochsalzsaure Gas die Gegenwart des Wasserstoffes, obschon die
                              Haͤlfte des Volumens desselben nicht die ganze Menge gibt; denn ein Theil
                              dieses Grund-Stoffes bleibt mit dem Sauerstoffe als Wasser verbunden.
                              Trokenes sauerkleesaures Blei gibt, auf diese Weise behandelt, nicht die mindeste
                              Spur von Kochsalzsaͤure; denn, wenn man das entwikelte Gas durch eine
                              verduͤnnte Aufloͤsung von salpetersaurem Silber laufen laͤßt,
                              so bemerkt man keinen Niederschlag, ja nicht einmahl eine Wolke von Clorid. Allein,
                              5 Gran Indigo, aus der entsaͤuerten Aufloͤsung der
                              Faͤrberkuͤpe bereitet, und von allem Kalke und Harze durch
                              aufeinanderfolgende Anwendung von verduͤnnter Kochsalzsaͤure und
                              Alkohol befreit, gaben, erhizt mit 150 Gran Kalomel, fuͤnf Kubikzoll
                              kochsalzsaures Gas, eine
                              Menge, welche das Aequivalent von 21/2 Kubik-Zoll Wasserstoff ist.
                           Mittelst Kupfer-Peroxides kann man aus derselben Menge Indigs beinahe vier
                              Mahl soviel Wasserstoff erhalten, als oben angegeben wurde.
                           Ich will jezt ein Beispiel von der Art, wie man das Verhaͤltniß der
                              Bestandtheile aus den Resultaten der Versuche berechnet, im Detail geben, und dann
                              die uͤbrigen Analysen in Tabellen-Form auffuͤhren, und einige
                              Bemerkungen uͤber die Eigenheiten gewisser Koͤrper
                              beifuͤgen.
                           1,4 Gran Schwefel-Aether von 0,70 spec. Schwere wurde langsam in
                              Dampf-Gestalt aus der glaͤsernen Kugel durch 200 Gran
                              gluͤhenden Kupfer-Peroxides getrieben, und gab 6,8 Kubikzoll
                              kohlensaures Gas bei 66° Fahr.+ 15,11° Réaum. Ueb., welches Aequivalent mit 6,57128 trokenem Gase bei 60° Fahr. ist. Wenn man diese Zahl mit 0,127 multiplicirt, =
                              dem Kohlenstoffe in Einem Kubik-Zoll Gas, so ist das Product 0,8345256Wir finden 6,57128 × 0,127 = 0,83455256. A. d. Ueb. der in 1,4 Gran Aether enthaltene Kohlenstoff; und 0,8345256 × 8/3 =
                              2,2254 = dem Sauerstoffe als Aequivalent der Kohlensaͤure. Die Roͤhre
                              hatte 4,78 Gran an Gewicht verloren, wovon 0,1 auf Rechnung der hygrometrischen
                              Feuchtigkeit des Oxides kommt, und 1,4 auf Rechnung des Aethers. Der Rest, 3,28, ist
                              die Menge Sauerstoffes, welche durch die brennbaren Stoffe des Aethers dem Oxide
                              entzogen wurde. Von diesen 3,28 Gran wurden aber 2,2254 zur Bildung der
                              Kohlensaͤure verwendet, und ließen 1,0546 Sauerstoff zuruͤk, als
                              Aequivalent fuͤr 0,1318 Wasserstoff. 1,4 Aether schienen demnach, nach einer
                              großen Anzahl von Versuchen, die man fuͤr genuͤgend halten kann, zu
                              bestehen aus
                           
                              
                                 0,8345
                                 Kohlenstoff,
                                 
                              
                                 0,1318
                                 Wasserstoff,
                                 
                              
                                 0,4337
                                 Wasser.
                                 
                              
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 1,4000
                                 
                                 
                              
                           
                           Fuͤr Einen Gran kommt hiernach:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 0,5960
                                     3 Atome
                                 2,25
                                   60,00
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 9,1330
                                     4 Atome
                                 0,50
                                   13,33
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 0,2710
                                     1 Atom
                                 1,00
                                   26,66
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,0000
                                 
                                 3,75
                                 100,00
                                 
                              
                           
                              
                                 Nun sind aber
                                 3
                                 Raumtheile
                                 oͤhlerzeugendes Gas =
                                 3
                                 ×
                                 0,9722
                                 =
                                 2,9166
                                 
                              
                                 
                                 2
                                 –
                                 Wasserdampf
                                 0,2
                                 ×
                                 0,625
                                 =
                                 1,25
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 4,1666,
                                 
                              
                           was bei einer dem ganzen Wasserdampfe gleichen, Verdichtung
                              einen Aether-Dampf von 2,5 specifischer Schwere gibt.
                           Das Verhaͤltniß der Bestandtheile des Schwefel-Aethers, aus den
                              Versuchen des Hrn. Th. de Saussure von Hrn. Gay Lussac abgeleitet, gibt 2 Raumtheile
                              oͤhlerzeugendes Gas + 1 Raumtheil Wasserdampf, welche 3 Raumtheile, in 1
                              Theil Aether-Dampf verdichtet, 2,58 specif. Schwere zeigen. Der Aether,
                              dessen ich mich bediente, wurde zuerst uͤber trokene kohlensaure Pottasche
                              abgezogen, und dann auf trokenem kochsalzsauren Kalk gestellt, von welchem er, nach
                              de Saussure's Rathe, bloß abgegossen wurde. Ob mein
                              Aether mehr Wasser enthielt als jener des Genfer Naturforschers, oder ob der
                              Unterschied in den Resultaten bloß von der Art der Analyse abhaͤngt,
                              muͤssen kuͤnftige Versuche entscheiden.
                           Auf eine aͤhnliche Reductions-Weise wurden folgende Resultate aus
                              meinen Versuchen abgeleitet. Ich muß hier bemerken, daß in vielen Faͤllen die
                              Stoffe, nachdem sie in der Roͤhre gegluͤhet wurden, wieder in dem
                              Moͤrser zerrieben und neuerdings ausgegluͤhet worden sind. Es konnte
                              also kein Kohlenstoff seiner Verwandlung in Kohlensaͤure entgehen. Selten
                              begnuͤgte ich mich mit einem Versuche an einem Koͤrper; haͤufig
                              habe ich deren 5 bis 6 angestellt.
                           NB. Hier ist die von uns bereits in Bd. 11. S. 128. in diesem Journale
                              mitgetheilten Tabelle eingeschaltet.
                           
                        
                           Bemerkungen uͤber die in derselben gegebenen
                              Analysen.
                           1. Zuker. Der Zuker, dessen ich mich bediente, war nach
                              Hrn. Howard's Dampf-Proceß gelaͤutert, und
                              so gut in der Darre getroknet, daß er, uͤber Schwefelsaͤure in
                              luftleeren Raum gesperrt, kaum merklich leichter wurde. Der Harnrohr-Zuker
                              hat einen offenbaren Ueberschuß an Sauerstoff, was, wie ich glaube, bei allen von den
                              Raffineurs sogenannten schwachen Zukern der Fall ist. Ich betrachte diesen
                              Ueberschuß an Sauerstoff als die Hauptursache, welche die Kristallisation erschwert,
                              und daher als ein großes Hinderniß in der Raffinerie. Das kleinste
                              Verhaͤltnis von Kohlenstoff, welches ich jemahls in irgend einem
                              Rohr-Zuker gefunden habe, war etwas mehr als 41 per Cent. Der Versuch mit
                              Staͤrke und Gummi war einer der ersten, die ich anstellte, und die Resultate
                              weichen so sehr von jenen anderer Experimentatoren ab, daß ich denselben so bald als
                              moͤglich wiederholen werde. Die Bestandtheile dieser drei Koͤrper
                              sind, auf den ersten aͤquivalenten Maßstab zuruͤkgefuͤhrt,
                              annaͤherungsweise, wie folgt:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 –
                                 5
                                 Atome
                                 8,75;   45,4
                                   5
                                 Atome
                                 8,75;   40,5
                                   4
                                 Atome
                                 3,0;   35,25
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 –
                                 4
                                 –
                                 4,00;   48,5
                                   5
                                 –
                                 5,00;   54,0
                                   5
                                 –
                                 5,0;   58,90
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 –
                                 4
                                 –
                                 0,50;     6,1
                                   4
                                 –
                                 0,50;     5,5
                                   4
                                 –
                                 0,5;     5,85
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 8,25, 100 –
                                 
                                 
                                 9,25, 100 –
                                 
                                 
                                 8,5, 100.
                                 
                              
                           Ich denke, daß der reinste und staͤrkste Zuker in den hier angegebenen
                              Verhaͤltnissen besteht.
                           Alle Grundstoffe der organischen Natur koͤnnen so betrachtet werden, als ob
                              die besondere Zartheit ihres chemischen Gleich-Gewichtes, und die davon
                              abhaͤngende Leichtigkeit, mit welcher sie umgewandelt und umgebildet werden
                              koͤnnen, von der Menge der Atome abhinge, die zu einem Gemenge
                              zusammengruppirt sind. In dieser Hinsicht sollte man keines derselben aus einem
                              einzelnen Atom seiner Bestandtheile zusammengesezt betrachten.
                           Der verfuͤhrerische Reiz theoretischer Einfachheit hat einige geistreiche
                              Naturforscher verleitet, den Zuker als aus 1 Atom Sauerstoff, 1 Atom Kohlenstoff,
                              und 1 Atom Wasserstoff, zusammengesezt zu betrachten, oder aus 40 Kohlenstoff, 53
                              1/3 Sauerstoff, und 6 2/3 Wasserstoff, in 100 Theilen desselben. Ich bin aber
                              uͤberzeugt, daß jeder gute Zuker bedeutend mehr als 40 per Cent Kohlenstoff
                              geben wird.
                           Staͤrke ist einem aͤhnlichen Verderbnisse, wie Zuker, ausgesezt; d.h.,
                              einige Arten bilden ein weit festeres Coagulum mit Wasser, was wahrscheinlich von
                              dem Verhaͤltnisse des Sauerstoffes abhaͤngt. Die hier angewendete
                              Staͤrke war die im Handel vorkommende, und war nicht chemisch getroknet:
                              daher der Ueberschuß des
                              Wassers uͤber das Aequivalent. Etwas hygrometrische Feuchtigkeit war auch in
                              dem Gummi, da er nicht kuͤnstlich getroknet war. Hinter dem Stikstoffe
                              befindet sich ein Fragezeichen. Dieser Zweifel wird, wie ich uͤberzeugt bin,
                              gehoben werden, wenn ich meine Analysen uͤber Koͤrner, Wurzeln,
                              Blaͤtter, in Hinsicht auf Entdekung des Ursprunges des Stikstoffes in dem
                              Koͤrper der pflanzenfressenden Thiere werde vollendet haben.
                           
                              (Die Fortsezung folgt).
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
