| Titel: | Beschreibung einer wohlfeilen, einfachen und genauen Methode mit kleinen Quantitäten von Gas mittelst gekrümmter Röhren Versuche anzustellen. Von Hrn. Wilh. Kerr. | 
| Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. XLIX., S. 195 | 
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                        XLIX.
                        Beschreibung einer wohlfeilen, einfachen und
                           								genauen Methode mit kleinen Quantitäten von Gas mittelst gekrümmter Röhren Versuche
                           								anzustellen. Von Hrn. Wilh.
                              									Kerr.
                        Aus dem Edinburgh Philosophical Journal N. 19. S.
                              									53. (auch im Repertory of Arts, Manufactures and Agriculture. Mai. 1824. S.
                              									363).
                        Mit Abbildungen.
                        Zusaz zu dieser Beschreibung, im Edinburgh Philosophical
                                 										Journal April. 1824. N. 20. S. 251.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Kerr's Versuche mit Gas gekrümmter Röhren anzustellen.
                        
                     
                        
                           Eines der groͤßten Hindernisse an Versuchen fuͤr
                              									angehende Chemiker sowohl, als fuͤr erfahrne, ist die Auslage fuͤr die
                              									noͤthigen Geraͤthe, und der Mangel an Raum zur Aufnahme derselben.
                              									Dieß ist vorzuͤglich der Fall bei Untersuchungen mit Gasarten. Folgende
                              									Vorrichtung wird vielleicht dieses Hinderniß beseitigen.
                           Eine glaͤserne, 6–12 Zoll lange Roͤhre, die 2 bis 5 Linien weit
                              									ist, so daß sie wenigstens 2 bis 6 Drachmen halten kann, wird an einem Ende
                              									hermetisch geschlossen, und etwas unter der Mitte, beinahe in einem rechten Winkel
                              									gebogen, so daß sie zwei Arme bildet, von welchem der geschlossene kuͤrzer
                              									ist. Der Scheitel der Roͤhre muß an der concaven Seite etwas weiter seyn, und
                              									zwar mehr gegen das geschlossene, als gegen das offene Ende, wie Fig. 16. zeigt. Der
                              									Scheitel A der convexen Seite der Kruͤmmung
                              									correspondirt nicht mit B, dem Scheitel der concaven
                              									Seite, sondern ist unten an dem geschlossenen Arme.
                           Das durch die wechselseitige Einwirkung zweier Koͤrper, von welchen wenigstens
                              									einer fluͤssig ist, entwikelte Gas kann in dem geschlossenen Arme auf
                              									folgende Weise aufgesammelt werden. Man haͤlt die Roͤhre bei dem
                              									offenen Ende so in der Hand, daß dieses die hoͤchste Lage erhaͤlt, und
                              									das geschlossene Ende am
                              									niedrigsten zu stehen kommt, und gießt die Fluͤssigkeit so lang ein, bis sie
                              									uͤber den Scheitel aufsteigt. Nun hebe man das geschlossene Ende so hoch, als
                              									das offene, empor, und senke den Scheitel so, daß er die niedrigste Stelle an der
                              									Roͤhre erhaͤlt. In dieser Lage wird der geschlossene Arm
                              									gefaͤllt bleiben, indem die Fluͤssigkeit durch den Druk der
                              									Atmosphaͤre auf die kleinere Menge von Fluͤssigkeit in dem offenen
                              									Arme uͤber dem Scheitel hinauf gedruͤkt wird. Wenn man nun einen
                              									festen Koͤrper von groͤßerer specifischer Schwere, als der
                              									fluͤssige, in das offene Ende der Roͤhre bringt, wird er in den
                              									Scheitel hinabfallen, und alles Gas, welches sich aus ihm entwikelt, wird durch die
                              									Fluͤssigkeit aufsteigen und in dem geschlossenen Arme sich sammeln,
                              									waͤhrend die Fluͤssigkeit in dem offenen Arme aufsteigen wird. Da der
                              									Scheitel der convexen Seite unter dem geschossenen Arme ist, waͤhrend der der
                              									concaven sich naͤher an dem offenen befindet, so wird das ganze, oder beinahe
                              									das ganze aus dem festen, an dem niedrigsten Theile der Kruͤmmung gelagerten,
                              									Koͤrper sich entwikelnde Gas in den geschlossenen Arm hinaufsteigen; es wird
                              									rein von aller atmosphaͤrischen Luft bleiben, und wenn Hize bei dem Versuche
                              									noͤthig ist, so darf man die Roͤhre nur in ein Sandbad bringen. Man
                              									kann also mittelst solcher Roͤhren Versuche mit sehr kleinen
                              									Quantitaͤten von Gas nicht bloß auf eine wohlfeile, sondern auch auf eine
                              									genauere Weise anstellen, als mit groͤßeren Quantitaͤten in einem weit
                              									kostbareren Apparate.
                           Eine solche Roͤhre kann auch zur Entdekung der Menge Gases, welche von einer
                              									Fluͤssigkeit verschlukt wird, angewendet werden; z.B. zur Bestimmung der
                              									Menge Sauerstoffes, welche von einer Aufloͤsung von protoschwefelsauren Eisen
                              									aus der atmosphaͤrischen Luft verschlungen wird. Die in dem geschlossenen
                              									Arme von der in dem offenen Arme enthaltenen Fluͤssigkeit eingeschlossene
                              									Luft wird dem Druke der Saͤule dieser Fluͤssigkeit ausgesezt, und da
                              									man den offenen Arm verschließen kann, kann die Aufloͤsung kein anderes Gas,
                              									verschlingen, als jenes, welches in der Roͤhre enthalten ist. Die
                              									verschlungene Menge kann dadurch bestimmt werden, daß man bei dem Anfange des
                              									Versuches einen gewichsten Faden dort um die Roͤhre bindet, wo das Gas und
                              									die Fluͤssigkeit an einander stoßen.
                           
                           Auf aͤhnliche Weise werden andere Gasarten durch andere Fluͤssigkeiten
                              									verschlungen, z.B. Kohlensaͤure durch Kalkwasser; nur muß, wenn andere
                              									Gasarten, als atmosphaͤrische Luft, untersucht werden, die ganze
                              									Roͤhre vorlaͤufig mit Wasser gefaͤllt werden. Das Wasser in der
                              									offenen Roͤhre muß sodann, bis auf die kleine Quantitaͤt desselben,
                              									die zur Einschließung des Gases noͤthig ist, mittelst einer Glasroͤhre
                              									ausgesogen, und Kalkwasser an dessen Stelle eingeschuͤttet werden.
                           Zum Aufsammeln des Gases ist eine kleinere solche gekruͤmmte Roͤhre,
                              									zur Einsaugung desselben eine groͤßere tauglicher.
                           Wenn der Versuch eine laͤngere Zeit erfordert, so kann die Kruͤmmung
                              									der Roͤhre durch einen in einem duͤnnen Brette angebrachten Einschnitt
                              									durchgeschoben werden, der lang genug ist, um die Arme der Roͤhre auf den
                              									Enden desselben ruhen zu lassen. Man kann in mehreren Roͤhren zugleich die
                              									verlangten Versuche anstellen, indem man mehrere solche Einschnitte in dem Brette
                              									anbringt, dem man eine schikliche tragbare Form gibt, um mehrere solche
                              									gekruͤmmte Roͤhren sowohl zu Versuchen mit Gasarten als zu
                              									Niederschlaͤgen aufnehmen zu koͤnnen.
                           Fig. 17.
                              									zeigt ein solches Brett aus Mahagony im Grundrisse; es haͤlt 8 □ Zoll,
                              									und ist 1/4 Zoll dik. Acht Einschnitte fuͤr gekruͤmmte Roͤhren
                              									sind in demselben angebracht, und an dem einen Ende befinden sich 8 Loͤcher,
                              									in welche man Probier- Glaͤser einsezen kann. Dieses Brett bildet den
                              									oberen Theil des Gestelles. Ein anderes gleich großes, und mit dem oberen
                              									paralleles, Brett bildet den Boden, und diese beiden Bretter sind an den vier Eken
                              									durch vier kleine hoͤlzerne Saͤulen verbunden. Das ganze Gestell wiegt
                              									nicht mehr als 22 Loth. Es kann leicht auf jeden Tisch aufgestellt, und ohne die in
                              									den Roͤhren vorgehenden Processe zu stoͤren, mit allen diesen
                              									Roͤhren von einem Orte auf den anderen getragen werden.
                           Die Einschnitte und Loͤcher muͤssen numerirt werden, damit man nach
                              									diesen Nummern ein Verzeichniß der in denselben vorgehenden Processe halten
                              									kann.
                           Diese Roͤhren werden nicht bloß den Studenten auf Universitaͤten,
                              									sondern auch den Reisenden sehr zu Statten kommen, die keine großen, gebrechlichen
                              									und kostbaren Apparate mit sich fuͤhren koͤnnen. Diese Roͤhren
                              									sind sehr wohlfeil und ersparen, bei Versuchen im Kleinen, Retorten, pneumatische
                              									Wannen und Recipienten; kommen also auch minder Bemittelten sehr wohl zu Statten;
                              									und selbst in Laboratorien kann man mit denselben auf dem kleinen Raͤume von
                              									8 oder 9 □ Zollen eine Reihe von Versuchen anstellen, zu welchen man 8 oder 9
                              									Retorten und eben so viele Recipienten noͤthig gehabt haben
                              									wuͤrde.
                           Man kann noch allerlei Zusaͤze an diesen Roͤhren anbringen, wodurch man
                              									die Natur des Gases in jeder Periode des Versuches pruͤfen kann, ohne dadurch
                              									den Gang des Processes zu stoͤren.
                           
                        
                           Zusaz.
                           Nachfolgender Apparat weicht in einiger Hinsicht von dem obigen ab, und dient
                              									vorzuͤglich zur Untersuchung des in jeder Periode des Versuches entwikelten
                              									Gases ohne Beimischung der atmosphaͤrischen Luft, ohne Verduͤnnung der
                              									Fluͤssigkeit in dem Apparate und ohne alle Stoͤrung des Versuches
                              									waͤhrend des Verlaufes desselben. Dieser Apparat ist gleichfalls eine
                              									gekruͤmmte Roͤhre, und unterscheidet sich von dem vorigen nur dadurch,
                              									daß beide Arme derselben offen sind, und daß der zweite Arm, der mit dem
                              									geschlossenen Arme der oben beschriebenen Arme der Roͤhre correspondirt, sich
                              									etwas uͤber der Mitte nach abwaͤrts beugt unter einem etwas
                              									groͤßeren Winkel als jener, der durch die Neigung beider Arme gebildet wird.
                              									In Fig. 18.
                              									ist der erste Arm, oder derjenige, durch welchen die zu untersuchenden Materialien
                              									mit aller Bequemlichkeit in die Roͤhre gebracht werden koͤnnen; B stellt den aufsteigenden Theil des zweiten Armes dar,
                              									und C den niedersteigenden Theil desselben Armes,
                              									welcher an seinem unteren Ende mit dem Stoͤpsel D
                              									geschlossen werden kann, oder mit einem mit Wachse uͤberzogenen Korke, um der
                              									Einwirkung der Saͤuren zu widerstehen.
                           Wenn man diese Roͤhre brauchen will, schießt man zuerst den niedersteigenden
                              									Theil des zweiten Armes an seinem unteren Ende mit einem Stoͤpsel oder einem
                              									Korke, und gießt die Fluͤssigkeit in den ersten Arm solang, bis sie den
                              									ganzen zweiten Arm
                              									gefuͤllt hat. Dieß geschieht, bei einiger Geschiklichkeit, sehr leicht auf
                              									die oben angegebene Weise die einfachen krummen Roͤhren zu fuͤllen.
                              									Nun wird die Roͤhre so gestellt, daß ihr erster Winkel ihr unterster Punct
                              									wird, und man laͤßt den festen Koͤrper, auf welchen man wirken will,
                              									bei dem offenen Ende des ersten Armes hineinfallen: er wird bis in den untersten
                              									Theil der Roͤhre hinabsteigen, und da dieser Theil der Roͤhre eben so
                              									eingerichtet ist, wie an den oben beschriebenen Roͤhren, so wird das
                              									entwikelte Gas in dem aufsteigenden Theile des zweiten Armes hinaufsteigen, und so,
                              									wie es sich daselbst anhaͤuft, die Fluͤssigkeit herabdruͤken,
                              									und in dem anderen Theile aufsteigen machen. Der niedersteigende Theil des zweiten
                              									Armes bleibt jedoch immer mit Fluͤssigkeit gefuͤllt, die man jezt in
                              									den ersten Arm zuruͤklaufen lassen kann, indem man das verschlossene Ende der
                              									Roͤhre etwas hoͤher als den zweiten Winkel hebt. Bei dieser Operation
                              									kann das Verschuͤtten der Fluͤssigkeit aus dem offenen Ende des ersten
                              									Armes, oder der Zutritt der atmosphaͤrischenatmospaͤrischen Luft zu dem Gase durch denselben Arm leicht vermieden wurden, indem der
                              									zweite Winkel der Roͤhre groͤßer ist, als der ersteD.h. der zuruͤk gekruͤmmte Theil C
                                    											bildet einen groͤßeren Winkel mit dem aufsteigenden Theile B desselben Armes, als die beiden Arme mit
                                    											einander, obschon man den lezteren Winkel fuͤr den groͤßten
                                    											nehmen koͤnnte, indem er mehr zugerundet ist, oder vielmehr der
                                    											Scheitel des Winkels nicht gebildet ist, indem die beiden Schenkel etwas
                                    											hoͤher durch einen kleinen Theil der Roͤhre in beinahe
                                    											horizontaler Lage vereinigt sind. A. d. O..
                           Wuͤnscht man irgend ein Gas in einem besonderen Gefaͤße aufzubewahren,
                              									so taucht man das untere Ende des niedersteigenden Theiles des zweiten Armes unter
                              									die Oberflaͤche des Wassers oder des Queksilbers, je nachdem das entwikelte
                              									Gas es erfordert. Man zieht dann den Stoͤpsel D
                              									heraus, und das Gas wird bei der Muͤndung der Roͤhre
                              									herausstroͤmen, und wenn man eine hinlaͤngliche Menge davon erhalten
                              									hat, so bringt man den Stoͤpsel wieder ein.
                           Mehrere solche Roͤhren koͤnnen in Laͤngen-Einschnitten in
                              									einem Brette eingesezt werden, zu groͤßerer Bequemlichkeit horizontal an dem
                              									oberen Rande irgend einer Seite einer pneumatischen laͤnglichen Wanne
                              									angebracht seyn kann, wie Fig. 19. darstellt. Diese
                              									Wanne ist innwendig 7 Zoll tief und 7 Zoll breit und 10 Zoll lang. E ist ein horizontales Brett mit 4 Einschnitten, zur
                              									Aufnahme von eben so viel Roͤhren: die Enden dieses Brettes liegen auf den
                              									End-Waͤnden der pneumatischen Wanne auf, und verlaͤngern sich
                              									uͤber leztere. In der Wanne befindet sich an der Seite dieses zur Aufnahme
                              									der Roͤhre bestimmten Brettes noch ein anderes Brett F, welches, so wie in den gewoͤhnlichen pneumatischen Wannen, ein
                              									oder zwei Zoll tief in derselben steht, und der ganzen Laͤnge nach in
                              									derselben hinlauft, also 10 Zoll lang ist. Es ist 3 1/2 Zoll lang und hat EinschnitteEnschnitte, welche mit jenen des Brettes E
                              									correspondiren. Wenn irgend ein Gas aus einer dieser Roͤhren in einen
                              									Recipienten uͤberfuͤllt werden soll, so bringt man den
                              									niedersteigenden Theil des zweiten Armes derselben durch einen der Einschnitte in
                              									diesem Brette hinab in die Wanne, und, wenn dann der Stoͤpsel D, ausgezogen wird, steigt das Gas aus der Roͤhre
                              									in den Recipienten. Weinglaͤser oder kleine Flaͤschchen kann man hier
                              									sehr gut als Recipienten gebrauchen. Wenn man Queksilber in dieser Wanne statt des
                              									Wassers anwendet, kann das Gas wegen des Drukes des Queksilbers nicht jedes Mahl
                              									durch den niedersteigenden Theil des zweiten Armes heraus, wenn aber die obere
                              									Oeffnung des ersten Armes mit einem Pfropfen verschlossen wird, so wird das Gas
                              									gezwungen seinen eigenen Gang zu nehmen. Wenn bei einem Versuche Anwendung von Hize
                              									nothwendig ist, so kann man einen Topf mit heißem Sande unten neben dem Brette, E, anbringen, und die Kruͤmmung der Roͤhre
                              									in den Sand versenken.
                           Der niedersteigende Theil des zweiten Armes muß lang genug seyn, um unter die
                              									Oberflaͤche der Fluͤssigkeit in der pneumatischen Wanne tauchen zu
                              									koͤnnen, und wenn die ganze Roͤhre 10 oder 13 Zoll lang ist, muß
                              									dieser Theil 2 bis 2 1/2 Zoll lang seyn. Er muß zugleich kuͤrzer seyn als der
                              									aufsteigende Theil desselben Armes: denn wenn man den Stoͤpsel auszieht um
                              									Gas herauszulassen, so wird der Druk der Atmosphaͤre auf die
                              									Oberflaͤche der Fluͤssigkeit in dem ersten Arme gleich seyn dem Druke
                              									der Atmosphaͤre auf die Oberflaͤche der Fluͤssigkeit in dem
                              									aufsteigenden Arme der zweiten: die Fluͤssigkeit steigt folglich in beiden zu
                              									derselben senkrechten Hoͤhe empor, wenn daher beide Theile des zweiten Armes
                              									gleich waͤren, koͤnnte etwas von der Fluͤssigkeit uͤber
                              									den zweiten Winkel hinaussteigen, und sich in der pneumatischen Wanne verlieren. Der
                              									erste Arm muß groß genug seyn, um die ganze Menge der in dem zweiten Arm enthaltenen
                              									Fluͤssigkeit zu fassen, so daß, wenn die untere Oeffnung des niedersteigenden
                              									Theiles des zweiten Armes geschlossen ist, nicht zu besorgen steht, daß durch
                              									Anhaͤufung des Gases etwas von der Fluͤssigkeit bei der oberen
                              									Oeffnung der Roͤhre herausgetrieben wird. Wenn man nach Verfertigung der
                              									Roͤhre finden sollte, daß der erste Arm nicht hinlaͤnglich weit ist,
                              									so kann man dadurch ihn mehr Fluͤssigkeit fassen machen, daß man einen Theil
                              									desselben zur Kugel ausblaͤst, wie die Figur zeigt.
                           Man kann die in obigen Aufsaze beschriebene gekruͤmmte Roͤhre die geschlossene, und die hier in dem Nachsaze beschriebene
                              									die offene Roͤhre nennen. Der Bau der lezteren
                              									kann etwas abgeaͤndert werden; so kann z.B. der niedersteigende Theil des
                              									zweiten Armes offen bleiben und ein Sperrhahn an dem zweiten Winkel angebracht
                              									werden.
                           Die Vortheile, welche die offene Roͤhre gewaͤhrt, sind beinahe
                              									dieselben, wie an der geschlossenen, nur noch groͤßer. Man kann auch die
                              									geringste Menge Gases, die sich entwikelt, dadurch endeten, und hat dabei noch den
                              									großen Gewinn, die Art des Gases, die sich in jeder Periode des Versuches entwikelt,
                              									ohne alle Beimischung der atmosphaͤrischen Luft bestimmen zu
                              										koͤnnenAls dieser Zusaz bereits zum Druke fertig lag, fand ich in Dr. Ure's
                                    											Chemical Dictionary unter dem Worte
                                    													„Carbonat“ ein
                                    											Instrument von ihm beschrieben, das ich fruͤher nicht kannte, und das
                                    											dem meinigen sehr nahe kommt, obschon es bloß fuͤr einen Fall
                                    											anwendbar ist. Er empfiehlt es ausschließlich zur Bestimmung der Menge
                                    											Gases, welche sich durch Kochsalzsaure aus irgend einer kohlensauren
                                    											Verbindung entwikelt. Es besteht aus einer Glasroͤhre von der
                                    											Staͤrke und dem Durchmesser einer gewoͤhnlichen
                                    											Barometer-Roͤhre, deren eines Ende in eine starke
                                    											eifoͤrmige Kugel ausgeblasen ist, die ungefaͤhr 2 Zoll in der
                                    											Weite haͤlt. Die Roͤhre ist, wie ein Heber, gebogen, und an
                                    												dem
                                    											einen Ende offen. Bei Anwendung dieser Roͤhre bringt Hr. Ure von der zu untersuchenden kohlensauren
                                    											Verbindung in die leere Roͤhre, und laͤßt es in die Kugel
                                    											hinabrollen; fuͤllt dann die ganze Roͤhre mit Queksilber und
                                    											laͤßt durch dieses so viel verduͤnnte Kochsalzsaure hinein,
                                    											als noͤthig ist die kohlensaure Verbindung aufzuloͤsen. Da
                                    											verduͤnnte Kochsalzsaure nicht auf das Queksilber wirkt, bei der
                                    											gewoͤhnlichen Temperatur naͤmlich, so muß alles entwikelte Gas
                                    											Kohlensaͤure seyn, und da Hr. Ure den
                                    											Inhalt des Raumes der Kugel kennt, und der gerade Theil der Roͤhre
                                    											zwischen der Kugel und zwischen dem gebogenen Theile in Grade getheilt ist,
                                    											so kann die Menge des entwikelten kohlensauren Gases im Kalkspathe z.B. und
                                    											in anderen kohlensauren Verbindungen mit aller Genauigkeit bestimmt werden.
                                    											Da aber die. Kruͤmmung dieses Instrumentes gegen den verschlossenen
                                    											Arm hin nicht geschlossen ist, kann das in der Naͤhe dieser
                                    											Kruͤmmung entwikelte Gas nicht mit der gehoͤrigen Genauigkeit
                                    											bestimmt werden. Wenn man ferner Gas mit diesem Instrumente aufsammeln will,
                                    											muß man Queksilber anwenden, um sowohl die Saͤure als den
                                    											Koͤrper, dessen Gehalt an Kohlensaͤure man bestimmen will,
                                    											einzuschließen: sie nuͤzt also nichts, wenn die angewendete
                                    											Saͤure auf das Queksilber wirkt. Die von mir empfohlenen
                                    											Roͤhren koͤnnen aber ohne alle Saͤure angewendet
                                    											werden. A. d. O..
                           Vor beilaͤufig zwei Jahren, wo ich mich bemuͤhte, die Menge des
                              									Sauerstoffes in den gelben und rothen Substanzen zu bestimmen, welche sich durch
                              									Aussezung des Phosphors an Licht und Waͤrme erzeugen, dachte ich an solche
                              									Roͤhren, wie jene, die oben im ersten Aufsaze beschrieben sind, um mit aller
                              									Genauigkeit die Menge Gases zu bestimmen, welche durch Ein, Wirkung der
                              									Salpetersaͤure auf die erwaͤhnten Substanzen entwikelt wird. Meine
                              									Untersuchungen leisteten mir aber nicht Genuͤge bis ich mich dieser
                              									Roͤhren bediente, die mir ziemlich leicht mit bedeutender Genauigkeit die
                              									Entwikelung und Einsaugung einer jeden Gasart bestimmen ließen. Um die Art des Gases
                              									in den verschiedenen Perioden des Versuches zu bestimmen, gerieth ich dann auf die
                              									hier im Zusaͤze beschriebenen Roͤhren.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
