| Titel: | Vortheile und Nachtheile der krummlinigen eisernen Glasbedekungen an Treibhäusern. Von Thom. Andr. Knight, Esqu. F. R. S. etc. | 
| Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. LIII., S. 211 | 
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                        LIII.
                        Vortheile und Nachtheile der krummlinigen
                           								eisernen Glasbedekungen an Treibhäusern. Von Thom. Andr. Knight, Esqu. F. R. S.
                           								etc.
                        Aus den Transactions of the London
                                 										Horticultural-Society im Repertory of Arts, Manufactures and
                                 										Agriculture. Mai 1824. S. 370.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV. Im Auszuge.
                        Knight Vortheile und Nachtheile der krummlinigen eisernen
                           								Glasbedekung an Treibhäusern.
                        
                     
                        
                           Die Gesellschaft ersuchte ihren Praͤsidenten, Hrn. Knight, schon oͤfters, ihr seine Meinung
                              									uͤber die Vortheile der krummlinigen eisernen Glasbedekung an
                              									Ananas-Haͤusern im Vergleiche mit den gewoͤhnlichen schiebbaren
                              									Fenstern an denselben mitzutheilen. Nachdem er nun drei Sommer uͤber mehr als zwei hundert
                              									schoͤne Ananasse in seinem Glashause mit gekruͤmmter Glasbedekung, wie
                              									er sich ausdruͤkt, „geopfert hat“, glaubt er sich im
                              									Stande seine Meinung mit Bestimmtheit aussprechen, und der gekruͤmmten
                              									Glasbedekung, selbst bei den angeln, die ihr noch ankleben, „entschiedenen
                                 										Vorzug“ geben zu koͤnnen.
                           Die gekruͤmmte eiserne Glasbedekung laͤßt die Waͤrme allerdings
                              									schneller durch, als die gewoͤhnliche hoͤlzerne; koͤnnte man
                              									das Holz in eben so geringer Menge anwenden, wie das Eisen, so waͤre der
                              									Unterschied nicht so bedeutend.
                           Das Haus des Hrn. Knight ist 50 Fuß lang, 10 breit, und
                              									wird mit einem einzigen maͤßigen Feuer geheizt. Er fand, daß ein einziger
                              									Feuerherd in jeder Jahreszeit ohne alles Lohbeet, oder was immer fuͤr ein
                              									anderes warmes Beet, und ohne alle Bedekung, „(NB. unter englischem Klima)“ hinreicht, um die Ananasse
                              									wachsen zu machen und gesund zu erhalten; meint jedoch, daß eine hoͤhere
                              									Temperatur, als er mit seinem Feuerherde nicht hervorzubringen vermag,
                              									naͤmlich zwischen 75 bis 90° F. im Winter (19 bis 26° R., und
                              									80 bis 105° F. im Sommer (21 bis 32° R.) den Ananassen hoͤchst
                              									wohlthaͤtig werden muͤßte, und daß diese zu jeder Jahreszeit unter
                              									solcher Temperatur reichlich reifen koͤnnten. Er benuͤzte sein Haus
                              									als Fruchthaus (d.i. zum Treiben der Fruͤchte); die Fruͤchte reiften
                              									darin schnell und bekamen einen sehr guten Geschmak, allein sie erreichten nicht die
                              									gehoͤrige Groͤße. Die Fruͤchte, die im September und October
                              									ansezten, reiften im Jaͤner, und es schien ihm als ob der Geruch einer reifen
                              									Frucht das Reifen der benachbarten Fruͤchte beschleunigte. Die sogenannte
                              									Koͤniginn-Ananas (queen-pine-apples) war so schoͤn, als sie sonst auf
                              									den Londoner Maͤrkten im April und Mai ist: sie hatten uͤbrigens
                              									dieselben Fehler, die, wie es ihm scheint, von Mangel an gehoͤriger
                              									Ventilirung herkommen.
                           Bei den Haͤusern mit gewoͤhnlicher Glasbedekung kann die Luft zu jeder
                              									Zeit mit der gehoͤrigen Schnelligkeit aus und ein, und der Luftwechsel ist
                              									vielleicht vollkommen hinreichend, um die Ananasse zu jeder Jahreszeit reifen zu
                              									lassen, vorausgesezt, daß das Haus die hinlaͤngliche Waͤrme hat. Hr.
                              										Knight
                              									 konnte bei seiner
                              									krummlinigen Glasbedekung allen Luftwechsel gaͤnzlich ausschließen, und
                              									machte hiervon, nach dem Ansezen der Fruͤchte, und vorzuͤglich nach
                              									dem Reifen eines Theiles derselben, zu sehr Gebrauch. Erst im lezten
                              									Fruͤhjahre fuͤhrte er eine Ventilations-Methode ein, die ihm
                              									alle Vortheile des Luftwechsels ohne wesentliche Verminderung der Temperatur
                              									gewaͤhrte. Durch die walzenfoͤrmigen Zugloͤcher, D, Fig. 22, an der
                              									Vordermauer, die beinahe zwei Zoll im Durchmesser halten, und 18 Zoll weit von
                              									einander entfernt sind, wird, bei warmem Wetter, die Luft frei hereingelassen; bei
                              									kaͤlterem werden diese Oeffnungen mehr oder minder verstopft, und nur bei
                              									kaltem Wetter des Nachts gaͤnzlich geschlossen Diese Luftloͤcher sind
                              									so angebracht, daß die eindringende Luft entweder die erhizten Platten am Zuge
                              									beruͤhrt, oder wenigstens nahe uͤber dieselben wegstreicht, dadurch
                              									erwaͤrmt wird, und warm auf die Ananasse anstroͤmt, die reihenweise so
                              									uͤbereinander erhoͤht stehen, daß jede Reihe gleich weit von der
                              									Glasdeke absteht. Das bei H beinahe in der Mitte des
                              									Hauses angebrachte Thermometer stieg um 2 bis 3° F., wenn die Temperatur der
                              									Luft außer dem Hause 40° F. (4°R.) war, was Hr. Knight dem Umstande
                              									zuschreibt, daß er die Luft in die Mitte des Hauses unter die Pflanzen leitete, und
                              									nicht wie vorher, an die Deke. Die Luft laͤßt er durch die vier Zoll weiten
                              									Zuͤge E, die eben soweit, als die Zuͤge
                              										D von einander entfernt sind, entweichen, und
                              									oͤffnet und schließt sie, wie diese, nach Umstaͤnden. Die Muͤhe
                              									des Oeffnens und Schließens ist, wenn man einmahl die dazu gehoͤrigen
                              									Vorrichtungen getroffen hat, weit geringer, als das Oeffnen und Schließen der
                              									gewoͤhnlichen Fenster, und der Luftwechsel geschieht dadurch, wie man an
                              									leichten an die Pflanzen gehaͤngten Koͤrpern sieht, weit
                              									zwekmaͤßiger.
                           Der einzige Zug, mit welchem Hr. Knight sein Haus waͤrmt, laͤuft 16
                              									Zoll von der Vordermauer entfernt durch das ganze Haus hin, kehrt 20 Fuß weit gegen
                              									die Mitte des Hauses zuruͤk, und kehrt dann wieder um, um den Rauch an der
                              									seinem Eintritte entgegengesezten Seite entweichen zu lassen: der Zug ist also an
                              									jedem seiner Enden einfach, in der Mitte seines Hauses, ungefaͤhr 30 Fuß
                              									lang, aber dreifach.
                           
                           Hr. Knight fand nicht, daß das Wasser, welches voll den eisernen Rahmen auf die
                              									Ananas-Pflanzen herabtraͤufelt, denselben so außerordentlich
                              									schaͤdlich ist, wie man sagt: er stellte absichtlich eine Pflanze einen
                              									ganzen Monat lang so, daß das Wasser von dem eisernen Rahmen immer auf sie fallen
                              									mußte, und die Erde ganz feucht davon ward, und bemerkte nicht den mindesten Schaden
                              									an derselben. Es ist allerdings wahr, sagt er, daß die eisernen Rahmen sehr leicht
                              									rostig werden; wenn man aber, wie er bemerkt, nur ein Drittel der Auslagen, die das
                              									Anstreichen des Holzes erfordert, auf das Anstreichen des Eisens verwendet, so ist
                              									man gegen allen Rost gesichert. Hr. Knight bemerkt mit Recht, daß die jezige eiserne
                              									Fassung der Glaͤser mit nach innen tief herab unter den Glastafeln
                              									vorstehenden Furchen fehlerhaft ist, und daß das Eisen an dieser Stelle convex seyn
                              									sollte: auf diese Weise wuͤrde es bei kleinerer Masse staͤrker seyn,
                              									und alle Kanten, die dem Roste so sehr unterworfen sind, wuͤrden wegfallen;
                              									die Fassung wuͤrde am Morgen und Abende weniger Schatten werfen, und das
                              									Wasser wuͤrde weniger herabtraͤufeln, obschon lezteres in seinem Hause
                              									nicht schadet.
                           Es scheint ihm, daß es gut seyn moͤchte, wenn man an einem sehr hellen und
                              									heißen Sommertage ein Haus, das eine krummlinige Glasbedekung hat, mit einem
                              									Schatten-Neze bedeken koͤnnte. Auch glaubt er, daß es vorteilhaft
                              									waͤre, an der dem Eingange gegen uͤber stehenden Endmauer ein Fenster
                              									anzubringen, um bei sehr heißem Wetter einen Zug von frischer Luft
                              									einstroͤmen lassen zu koͤnnen.
                           Ein Treibhaus mit krummliniger eiserner Glasbedekung kostet (in England
                              									naͤmlich) weit weniger als ein gleich großes mit der gewoͤhnlichen
                              									hoͤlzernen: der Quadratfuß kommt, mit weißem Glase von der zweiten
                              									Qualitaͤt (best seconds), auf 2 Shillings
                              									Sixpence: gruͤnes Glas kaͤme wohlfeiler; es ist aber im englischen
                              									Klima (und auch in dem unsrigen) nicht zu empfehlen, indem die Pflanzen, wie Hr.
                              									Knight sagt, „hundert Tage lang durch Mangel an Licht weniger leiden,
                                 										gegen einen, wo ihnen, bei noͤthiger Aufmerksamkeit, zu starkes Licht
                                 										gefaͤhrlich werden koͤnnte.“
                              								
                           
                           AA, Hoͤhe des Gartengrundes. BB, Hoͤhe des Bodens des Glashauses. C, Hoͤhe des Bodens des Ganges an der Vordermauer
                              									des Hauses, der 16 Zoll breit ist. D, Luftzuͤge
                              									laͤngs der ganzen Vordermauer hin, 18 Zoll weit von einander entfernt, um die
                              									Luft von außen einstroͤmen zu lassen. E,
                              									Luftzuͤge, durch welche die erhizte Luft entweichen kann. F, Nischen, sechs Fuß weit von einander, in welche man
                              									Toͤpfe mit Reben oder Feigen, oder tropischen Fruͤchten stellen kann.
                              										G, ein solcher Topf. H,
                              									Ort fuͤr das Thermometer. Da die Toͤpfe in der Mauer stehen, so nehmen
                              									sie weniger Raum im Hause weg, und die Gewaͤchse lassen sich leicht an der
                              									Hintermauer aufziehen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
