| Titel: | Ueber Surrogate für Florentiner Stroh zu Florentiner Hüten. | 
| Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. LVI., S. 227 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LVI.
                        Ueber Surrogate für Florentiner Stroh zu
                           								Florentiner Hüten.
                        [Ueber Surrogate für Florentiner Stroh zu Florentiner
                           								Hüten.]
                        
                     
                        
                           Hr. Gill erinnert in seinem technical Repository, April 1824 S.
                                 										263, daß Hr. Cobbett in seinem Weekly Register, 23. Februar,
                              									bemerkt, wie jezt mehrere aus englischem Grase geflochtene Huͤte fuͤr
                              									Livornerhuͤte gehen, und daß Fruͤh-Weizen (spring wheat), sehr dik auf schlechten Boden gebaut,
                              									zulezt auch noch zu diesen Huͤten dienen kann. Dieß veranlaßt Hr. Gill seinen Landsleuten die Bemuͤhungen des Hrn.
                              										Corston in das Gedaͤchtniß zuruͤk zu
                              									rufen, welcher in Jahre 1804 der erste war, der die Englaͤnder auf die
                              									Notwendigkeit der Fabrikation dieser Huͤte aufmerksam machte, indem man, laut
                              									legalisirten Mauth-Listen, in England an Strohhuͤten
                              									einfuͤhrte:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 14, S. 228
                              aus Dänemark; Deutschland;
                                 										Flandern; Frankreich; Gibraltar; Italien; Flechtwerk zu Hüten
                              
                           Hr. Corston, der von der Society
                                 										for Encouragement die goldene Medaille erhielt, bediente sich zu seinen
                              									Huͤten des Roken-Strohes, auf schlechtem Boden gebaut. Seine
                              									Huͤte waͤren so schoͤn wie die Livorner, wie 20
                              									Huthaͤndler ihm schriftlich bezeugten. Er erhielt von 12 □ Fuß des
                              									schlechten Bodens einen Buͤschel Stroh von 12 Fuß im Umfang, der, sammt dem
                              									Korne, 1 Pf. wog. Das schoͤnste Stroh maß 15 Zoll, das groͤbste 24 von
                              									der Wurzel bis zur Aehre. Das, was davon geflochten werden konnte, gab 30 Fuß
                              									Geflecht und wog 2 Loth. Das Korn (der Same) wog 10 Loth. Der Abfall von Stroh, den
                              									man nicht arbeiten konnte, betrug 16 Loth. Verlust an Materiale war 4 Loth. Ein Acre
                              									schlechten Landes wuͤrde demnach 40 Livorner Stuͤke geben, von 165 Fuß
                              									Laͤnge. 13 Kinder wuͤrden eine Woche lang mit dem Sortiren des
                              									Strohes, und 80 mit dem Flechten zu thun haben. Rechnet man fuͤr jedes Kind 4
                              									Shillings, so traͤgt ein Acre, an bloßem Arbeitslohne, 18 Pf. 12 Shill.
                              									Haͤtte man, sagt er, die oben erwaͤhnten eingefuͤhrten
                              									Huͤte in Engeland verfertigen wollen, so haͤtte man 2000 Acres
                              									schlechten unbenuͤzten Bodens benuͤzen, und 500 Maͤdchen von
                              									7–15 Jahren 36,000 Pf. Sterling verdienen lassen koͤnnen.
                           Hr. Corston braucht bei ungefaͤrbten Huͤten
                              									nur jenen Theil des Halmes, welcher sich in der Blattscheide befindet, und daher
                              									lichter, als jener ist, welcher der Sonne ausgesezt ist. Er nahm das Stroh nicht ehe
                              									als bis die Koͤrner vollkommen reif waͤren, und die gruͤnliche
                              									Farbe sich gaͤnzlich verlor; waͤhlte nur die obersten Gelenke aus, die
                              									er dicht an den Knoten abbrechen ließ, und nahm von diesen nur die lichter
                              									gefaͤrbten Theile. Vor dem Flechten ließ er sie plaͤtten. Ein Kind
                              									unter 15 Jahren kann in einem Tage Gesiecht fuͤr vier Huͤte
                              									verfertigen. Im Jahre 1804 bebaute er 45 Acres so schlechten Grundes in Norfalk, daß
                              									er nicht die Aussaat an Korn erhielt: er gewann aber mehr an Stroh; denn er
                              									verkaufte einen Hut, der auf 10 Shillings zu stehen kam, fuͤr 18 Shillings,
                              									und zwar fuͤr einen echten Livorner-Hut. Die geflochtenen Huͤte
                              									bleichte er durch Schwefeldampf.
                           Hr. Parry bemerkt, daß Stroh, welches auf sehr thonigen
                              									Gruͤnden gebaut wird, sich leicht entfaͤrbt und flekig wird, wegen des
                              									dem Thone beigemengten Eisens; daß Stroh von sehr sandigem Boden rauh und
                              									bruͤchig ist wegen der Kieselerde, die es enthaͤlt; und daß nur Stroh
                              									von kalkigen Gruͤnden die gehoͤrige Biegsamkeit und Zaͤhigkeit
                              									zum Flechten und die schoͤne glaͤnzende Farbe besizt, die man an
                              									solchen Huͤten schaͤzt.