| Titel: | Ueber die Mörtel-Aestriche in Lothringen. | 
| Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. LVIII., S. 233 | 
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                        LVIII.
                        Ueber die Mörtel-Aestriche in
                           								Lothringen.
                        Ueber die Mörtel-Aestriche in Lothringen.
                        
                     
                        
                           Hr. Baron
                                 										Costaz beschreibt im Bulletin der Société
                                    											d'Encouragement N. 235. S. 20. die Weise wie man in
                              									Lothringen in Schloͤssern und in Bauernhuͤtten Aestriche aus
                              									Moͤrtel bereitet. Diese Aestriche, die nichts anderes, als
                              									kuͤnstlicher Pudding-Stein sind, werden auf folgende Weise verfertigt.
                              									Man nimmt Kalkstein von Richardmènil, der auch nach dem Brennen noch grau
                              									bleibt, und kleinen Schutt aus der Mosel, dessen Geroͤlls meistens
                              									Kieselgeroͤlle ist, welches nicht kleiner, als kleine Haselnuͤsse seyn
                              									darf. Man rechnet ungefaͤhr, 4,56 Theile Schutt auf einen Theil Kalk. Auf
                              									eine franzoͤsische □ Klafter Aestrich von 3 Zoll Dike rechnet man 77
                              									Litres Kalk, und folglich 351 Litres Schutt.
                           Man loͤscht den Kalk so, daß nie das Wasser auf demselben schwimmt. Wenn der
                              									Kalk sich aufblaͤht, wirft man das Geroͤlle auf denselben so schnell
                              									wie moͤglich neben der Kalkgrube, und huͤthet sich Wasser zuzusezen. Das Gemenge wird
                              									an Ort und Stelle getragen, wo man es anwenden will, und man bereitet nie mehr, als
                              									man auf der Stelle braucht und verarbeiten kann. Bei dem Auftragen desselben,
                              									welches nie auf die bloße Erde, sondern auf eine Lage Ziegelbroken oder anderer
                              									Steine geschieht, sorgt man fuͤr die genaueste Nivellirung. Vier und zwanzig
                              									Stunden nach dem Auftragen schlaͤgt man den Moͤrtel mit einem geraden
                              									und vollkommen gleichen Brette in kleinen Schlaͤgen, wodurch das Wasser auf
                              									und das Geroͤlle niedergedruͤkt wird, so daß man es kaum mehr sieht.
                              									Man schlaͤgt auf die Weise, so lang man noch Feuchtigkeit wahrnimmt (was
                              									beilaͤufig acht Tage lang waͤhrt), alle 24 Stunden, und nach und nach
                              									immer staͤrker, je haͤrter der Moͤrtel wird.
                           Wenn man das Aestrich besonders gut machen will, so siebt man nach dem ersten
                              									Schlagen eine duͤnne Lage Ziegelmehl auf dasselbe, und schlaͤgt
                              									hierauf wieder, und wiederholt dieses Schlagen nach 24 Stunden; hierauf siebt man
                              									eine neue, aber leichtere, Lage auf, und schlaͤgt noch staͤrker, und
                              									alle 24 Stunden wieder ohne neues Ziegelmehl aufzutragen. Nach 3 Tagen ist das
                              									Aestrich sehr hart und sehr eben. Man rechnet 7 bis 8 Litres Ziegelmehl auf die
                              									□ Klafter, und muß sich huͤthen das erste Mahl nicht zu viel davon
                              									aufzutragen.
                           Wenn Thiere auf dieses Aestrich zu stehen kommen sollen, so laͤßt man dasselbe
                              									einen Monat lang ruhen.
                           Hr. Baron Costaz fuͤhrt bei dieser Gelegenheit ein
                              									in Deutschland wenig bekanntes Werk an: L'art de composer des
                                 										pierres factices auss dures que le caillou, et recherches sur la manière
                                 										de bâtir des anciens, sur la préparation, l'emploi et les causes
                                 										du durcissement de leurs mortiers; par M. Fleuret. 4.
                                 										Paris. 1804 chez Maginel.