| Titel: | Ueber den Mehlthau und einige andere Krankheiten an Obstbäumen. Von Hrn. Joh. Robertson F. H. S. | 
| Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. LXI., S. 238 | 
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                        LXI.
                        Ueber den Mehlthau und einige andere Krankheiten
                           								an Obstbäumen. Von Hrn. Joh.
                              									Robertson F. H. S.
                        Aus den Transactions of the London Horticultural
                                 										Society im Repertory of Arts, Manufactures and
                                 										Agriculture. Junius 1824. S. 40.
                        Robertson, über den Mehlthau und einige andere Krankheiten an
                           								Obstbäumen.
                        
                     
                        
                           Die Hoffnung, einiges zu den bisherigen Erfahrungen
                              									uͤber die Krankheiten der Obstbaͤume
                              									beizutragen, veranlaßte mich die Gesellschaft mit einigen Bemerkungen uͤber diesen wichtigen Zweig
                              									der Gartencultur zu behelligen, indem ich der Meinung bin, daß die verschiedenen
                              									Formen, welche diese Krankheiten unter verschiedenen Umstaͤnden annehmen, es
                              									nothwendig machen, Erkundigung von allen Seiten hieruͤber einzuziehen, um auf
                              									diese Weise vollstaͤndige Kenntniß der Natur derselben zu erhalten, und in
                              									den Stand gesezt zu werden, solche Regeln uͤber die Behandlung derselben
                              									festzusezen, die allgemein anwendbar seyn koͤnnen.
                           Da der Pfirsichbaum ein Hauptgegenstand der Gartencultur ist, so will ich vor jezt
                              									meine Aufmerksamkeit vorzuͤglich auf denselben wenden. Die Krankheiten,
                              									welche in unserem Klima demselben vorzuͤglich gefaͤhrlich sind, sind
                              									der Mehlthau, das Vertroknen der Blaͤtter und das
                              									Gummischwizen.
                           Was den ersteren (den Mehlthau, mildew) betrifft, so hat
                              									man uͤber die Natur desselben eine Menge verschiedener Meinungen aufgestellt,
                              									und man war ungewiß, ob er thierischen oder vegetabischen Ursprunges, oder ein
                              									zufaͤlliges Produkt ist: gegenwaͤrtig betrachtet man denselben
                              									allgemein als einen Schmarozer-Pilz, und sieht diejenigen Theile desselben,
                              									welche sichtbar sind, als die Fruͤchte an. Wenn die Samen desselben reif
                              									sind, so werden sie in Folge ihrer Kleinheit und Leichtigkeit nach allen Richtungen
                              									in bedeutender Entfernung zerstreut, und diejenigen Samen, welche irgendwo unter
                              									guͤnstigen Umstaͤnden abgesezt werden, fangen schnell an sich zu
                              									entwikeln, und verbreiten sich gleichfalls wieder sehr schnell umher. Die Art von
                              									Mehlthau, welche den Pfirsichbaum ergreift, scheint sich bloß auf diese Art von
                              									Baͤumen allein zu beschraͤnken, und ist offenbar von jenen Arten,
                              									welche man auf den Blattern der Aepfel, Birnen, des Hagedornes und anderer Pflanzen
                              									findet, durch seine Groͤße und durch seinen uͤppigen Wuchs
                              									verschieden. Dem freien Auge erscheint der Mehlthau in den fruͤheren Perioden
                              									seines Wachsthumes als ein haariger Flaum, welcher, unter einem gewoͤhnlichen
                              									Vergroͤßerungs-Glase, aufrecht und krystallinisch sich zeigt.
                              									Spaͤter sind die Struͤnke desselben, wie ein Gewebe, auf das Blatt
                              									hingeplaͤttet, an dessen aͤusserer Flaͤche sie sich vor der
                              									Entfaltung desselben anheften, und auf welche sie sich spaͤterhin
                              									vorzuͤglich beschraͤnken, da diese mehr zart und schwammig ist, als die innere und
                              									obere, und ein bequemeres Nest darbietet, in welchem die keimenden Samen sich
                              									einnisten koͤnnen. Das von diesem Mehlthaue angegriffene Blatt entwikelt sich
                              									nie vollkommen, und daran erkennt ein erfahrenes Auge sehr bald diese Krankheit in
                              									ihrem ersten Entstehen: von den Blaͤttern laͤuft der Mehlthau auf die
                              									zarten Ende der jungen Schoͤßlinge und auch auf die Frucht hin, und
                              									zerstoͤrt endlich den ganzen Baum, wenn er nicht durch fruͤhe
                              									Aufmerksamkeit in seinem Fortschritten aufgehalten wird. Die Pfirsichbaͤume
                              									zerfallen in zwei Abtheilungen, wovon die erstere mit Druͤsen ausgestattet
                              									ist, und die andere keine derselben hat: erstere wird in unserem
                              										(„englischen“) Klima nur wenig, wenn jemahls, vom Mehlthaue
                              									befallen; wahrscheinlich weil die Baͤume dieser Abtheilung eine dichtere und
                              									festere Oberhaut besizen, welche fuͤr den Samen des Mehlthaues nicht so
                              									leicht durchgaͤngig ist; von lezterer sind einige dem Mehlthaue mehr
                              									ausgesezt, als die anderen, was vorzuͤglich bei einer unserer besten Sotten,
                              									der rothen Magdalene, der Fall ist.
                           Ich hatte immer Ursache zu vermuthen, daß diese Krankheit anstekend ist; um jedoch
                              									diese Vermuthung mit mehr Bestimmtheit zur Thatsache zu erheben, befestigte ich im
                              									vorigen Sommer einige junge angestekte Zweige an zwei entfernt stehenden Zweigen
                              									eines rothen Magdalenen Pfirsichbaumes, der vollkommen gesund und gegen Osten
                              									hingekehrt gepflanzt war: das Wetter war warm und troken, und der Wind
                              									Suͤd-Ost. Nach einiger Zeit kam der Mehlthau an jenen Theilen des
                              									Baumes zum Vorscheine, an welchem die angestellten Schoͤßlinge befestigt
                              									waͤren, und fuhr fort sich uͤber dieselben auszubreiten den ganzen
                              									uͤbrigen Sommer durch: ich wiederholte den Versuch mit eben so viel
                              									Aufmerksamkeit in jeder Hinsicht an einem gen Westen gepflanzten Baume an der
                              									entgegen gesezten Seite der Wand, aber ohne allen Erfolg, weil, wie ich verwuchs,
                              									das Wetter zu kalt und feucht geworden ist, und ein Westwind kam, der das Ausreifen
                              									und die Verbreitung des Samens hinderte.
                           Ich habe im laufenden Jahr, 1821, denselben Versuch an der Westseite wieder
                              									wiederholt; es zeigte sich aber keine Spur von Anstekung, außer erst nach vier bis fuͤnf
                              									Wochen; dann erst sah ich Spuren von Mehlthau an einem unter den
                              									aufgehaͤngten angestekten Schoͤßlingen befindlichen Zweige, der damit
                              									in Beruͤhrung kam. Diese verschiedenen Resultate beweisen, wie sehr die
                              									Erscheinung dieser Krankheit von zufaͤlligen Umstaͤnden
                              									abhaͤngt.
                           Folgendes Beispiel scheint mir noch einen Grund zur Vermuthung zu gewaͤhren,
                              									daß der Same des Mehlthaues nicht eingesogen wird, und nicht in den Saͤften
                              									der Pflanze kreislaͤuft, um sich in einer kuͤnftigen schiklichen
                              									Jahreszeit zu entwikeln, sondern bloß auf der Oberflaͤche sich anheftet, und
                              									daselbst bis zu einer fuͤr seine Entwikelung schiklichen Gelegenheit
                              									aufbewahrt wird. Im vorigen Herbste wurde ein Theil meiner Pfirsichbaͤume,
                              									die noch nie getragen hatten, an den obersten Spizen hart vom Mehlthaue mitgenommen;
                              									da sie aber in jeder anderen Hinsicht vortrefflich waͤren, verpflanzte ich
                              									sie, nachdem ich sie sehr niedrig hatte schneiden lassen, an eine neue Wand von
                              									allen anderen entfernt. Sie haben zeither sehr gut getrieben, und unter allen (es
                              									mochten ihrer beilaͤufig 50 seyn) zeigte sich die Krankheit nur an einem oder
                              									an zweien, obschon im vorigen Jahre alle gleich angestekt waͤren.
                           Auch folgender Fall mag als neuer Beweis dienen, daß diese Krankheit sich nur durch
                              									Ausstreuung des Samens mittheilt, und daß diejenigen Pfirsichbaume, welche
                              									Druͤsen haben, der Anstekung nicht so ausgesezt sind, wie die anderen. Ich
                              									pflanzte dieses Jahr eine Sammlung von Pfirsichbaͤumen, die ich aus
                              									Frankreich erhielt (ungefaͤhr 30 Sorten) in eines meiner Haͤuser; sie
                              									wuchsen auffallend gut, bis Ende Sommers, wo ich zufaͤllig ein Fenster am
                              									Ende desselben oͤffnete, in dessen Naͤhe außen an der Wand ein vom
                              									Mehlthaue angegriffener Pfirsichbaum stand. Einige Zeit hierauf zeigte sich die
                              									Krankheit an einem oder an zweien druͤsenlosen Pfirsichbaͤumen im
                              									Hause, die einzigen, die ich von dieser Art hatte: alle uͤbrigen in diesem
                              									Hause befindlichen und mit Druͤsen versehenen Pfirsichbaͤume blieben
                              									unangestekt.
                           So kommt nun der Mehlthau bei uns vor; in heißeren Klimaten wird er mehr
                              									boͤsartig, und greift, mit wenigen Ausnahmen, mehr oder minder alle Abarten
                              									von Pfirsichbaͤumen an. Waͤrme trokne Luft scheint zum Wachsthume und
                              									zur Verbreitung desselben nothwendig: kalte und feuchte Luft hingegen haͤlt
                              									seinen Wachsthum und seine Entwikelung zuruͤk.
                           So gefaͤhrlich und verderblich diese Krankheit auch fuͤr den
                              									Pfirsichbaum ist, so troͤstlich ist es auf der anderen Seite zu wissen, daß
                              									man ihn durch fruͤhe Anwendung des Schwefels, das einzige Mittel, das ich
                              									dagegen kenne, und das als ein Specificum gegen diese Krankheit gelten mag, durchaus
                              									unschaͤdlich machen kann. Ruß und Kalk habe ich nur mit sehr geringem Erfolge
                              									versucht; Schwefel hingegen, den man sich so leicht verschaffen kann, macht jedes
                              									andere Mittel uͤberfluͤßig. Man mengt ihn gewoͤhnlich mit
                              									Seifenlader, und sprizt ihn dann mit Gewalt mit einer mit einer Brause versehenen
                              									Sprize gegen den Baum und gegen die Wand, so, daß kein Blatt unangesprizt bleibt.
                              									Die Klebrigkeit der Samen haͤlt den Schwefel auf den Blaͤttern des
                              									Baumes sowohl, als auf der Wand, und, da der Schwefel in den Rizen der Wand liegen
                              									bleibt, gibt er, einige Zeit uͤber, kraͤftige Ausduͤnstung
                              									genug, um, wie es wahrscheinlich, ist, nebst der unmittelbaren Beruͤhrung,
                              									durch seine Schaͤrfe zur Zerstoͤrung der zarten Samen des Mehlthaues
                              									beizutragen.
                           Wenn Baͤume stark von dieser Krankheit ergriffen gewesen sind, muͤssen
                              									sie bei dem ersten Entfalten der Blaͤtter, und waͤhrend des ganzen
                              									uͤbrigen Sommers hindurch haͤufig, wenigstens ein Mahl in der Woche,
                              									besprizt werden. Wenn man mit dieser Behandlung fleißig fortfahrt, und die
                              									angestekten Triebe kurz ausschneidet, wird man diese Krankheit leicht bezwingen und
                              									vollkommen ausrotten koͤnnen. Der Schwefel, weit entfernt dem Pfirsichbaume
                              									zu schaden, scheint vielmehr das Wachsthum desselben zu befoͤrdern. Da die an
                              									den Seiten austreibenden Herbst-Schoͤßlinge der Anstekung
                              									vorzuͤglich ausgesezt sind, so muͤssen sie, so wie sie zum Vorscheine
                              									kommen, sorgfaͤltig abgeknikt werden.
                           Das Vertroknen der Blaͤtter, (blight). Man verwechselt unter dieser Benennung
                              									haͤufig zwei verschiedene Arten von Krankheiten, die ihrem Ansehen nach
                              									wesentlich verschieden sind, und welche ich durch die Namen Blattern (blisters) und Kraͤuseln (curls) unterscheiden will:
                              									die ersteren beschraͤnken sich gewoͤhnlich auf jene
                              									Pfirsichbaͤume, welche mit Druͤsen versehen sind, und gewoͤhnlich im
                              									April und Mai davon angegriffen werden, wo sie sich dann nicht ehe, als gegen das
                              									Ende des Sommers, wieder erholen, und gesund werden. Die Blaͤtter der
                              									Baͤume, die an dieser Krankheit leiden, sind kraus, und bekommen ein
                              									geschwollenes, runzeliges und saftiges Ansehen; die Schoͤßlinge selbst werden
                              									auf gleiche Weise davon ergriffen, und erzeugen nie weder gute Bluͤthen, noch
                              									gesundes Holz. Wahrscheinlich entsteht sie durch ploͤzliche Zusammenziehung
                              									oder Zerstoͤrung der Gefaͤße und Austretung des Saftes, wenn kalte
                              									frostige Winde oder Froste unmittelbar auf warmen Sonnenschein folgen, oder auf
                              									warme freundliche Witterung. In diesem Falle muͤssen die kranken
                              									Schoͤßlinge, wo man sie noch erhalten kann, abgerieben werden, und wo dieß
                              									nicht mehr moͤglich ist, muͤssen die Spizen bis zu dem gesunden
                              									Theile, welcher gewoͤhnlich der untere ist, abgekneipt werden. Aus den noch
                              									uͤbrigen Augen werden frische Zweige noch fruͤhe genug treiben, um
                              									vollkommen auszureifen.
                           Das Kraͤuseln kommt vorzuͤglich uͤber
                              									jene Pfirsichsorten, welche tief gesaͤgte und druͤsenlose
                              									Blaͤtter besizen. Wahrscheinlich entsteht es aus derselben Ursache, welche
                              									die Blattern erzeugt, wenn troknende Winde hinzukommen. Die Blaͤtter und die
                              									Spizen der Schoͤßlinge kraͤuseln sich auf, und schwizen eine
                              									zukerhaltige Materie aus, welche die Blattlaͤuse herbeilokt, die, durch das
                              									Aussaugen des Saftes aus den Blaͤttern und Schoͤßlingen, diese
                              									zerstoͤren, und dadurch den Baum ganz zu Grunde richten. Schutt um den Stamm
                              									gelegt und diesen, wie den Gipfel des Baumes, durch Begießen feucht halten, wird
                              									theils als Vorbeugungs-Mittel dienen, theils die Gesundheit des Baumes wieder
                              									herstellen. Die Insecten muͤssen entweder durch Raͤucherung mit Tobak,
                              									oder durch Waschen der Spizen mit Tobakwasser, oder durch Bestreuen mit Schnupftobak
                              									nach dem Besprizen zerstoͤrt werden.
                           Ausschwizen des Gummi. Dieses Uebel kommt haͤufig
                              									vor, und entsteht, aus verschiedenen Ursachen. Es ist eine weit
                              									gefaͤhrlichere Krankheit, als der Mehlthau und das Vertroknen der
                              									Blaͤtter, und in den meisten Faͤllen unheilbar. Man erkennt es bei
                              									seinem Entstehen an den braunen und rostfarbenen Fleken auf den jungen
                              									Schoͤßlingen, die oͤfters Gummi ausschwizen, und noch in demselben Sommer sterben. Wenn
                              									sie noch am Leben bleiben, so werden diese Fleken im naͤchsten Sommer
                              									Blaͤschen, brechen auf, und bluten, die Wunden erweitern sich, und die Jauche
                              									frißt nach und nach die nahe gelegenen Theile an, bis sie endlich den ganzen Zweig
                              									umfaßt, und denselben zerstoͤrt. Wenn man den krebsartig gewordenen Theil
                              									quer durchschneidet, zeigt er das Mark, den Splint und die Rinde ganz
                              									gefaͤrbt von dem verdorbenen Safte, den man durch seine Mißfaͤrbung
                              									von der Wunde, wo er ausfließt und das Gummi bildet, bis zur Stelle, wo er
                              									entspringt, verfolgen kann. Er beschraͤnkt sich selten bloß auf einige
                              									Theile, sondern durchlaͤuft das ganze Sistem, und stekt den Baum bis an seine
                              									aͤußersten Spizen an.
                           Diese Krankheit, ruͤhrt entweder daher, daß man den Baum von einem kranken
                              									Baume der fortgepflanzt hat, oder daß man ihn, wenn er urspruͤnglich gesund
                              									gewesen ist, in einen unschiklichen Boden oder in eine untaugliche Lage verpflanzte.
                              									Alte, lang bebaute Gaͤrten, wo es dem Boden an jener Frische fehlt, welche
                              									die Pfirsiche so sehr lieben, wo dieser mit dem scharfen und beißenden
                              									Duͤnger gleichsam gesaͤttiget ist, liefern selten gesunde
                              									Pfirsichbaume. Kalte, thonige, die Feuchtigkeit lang zuruͤkhaltende
                              									Gruͤnde, Gruͤnde mit einer sauren und eisenhaltigen Unterlage, welche
                              									die Wurzeln erstarren macht und vergiftet, sind den Pfirsichbaͤumen ebenso
                              									schaͤdlich. Gewoͤhnlich treiben die Baͤume waͤhrend des
                              									Sommers auf solchem Boden starke, schwammige, nicht gehoͤrig ausgereifte
                              									Schoͤßlinge, welche einen Ueberfluß von rohen, waͤsserigen
                              									Saͤften enthalten, im Winter vom Froste leiden, und hierauf im
                              									naͤchsten Sommer Gummi schwizen und zu Grunde gehen.
                           Auch kalte rauhe Sommer, wo die mittlere Temperatur unter dem noͤthigen
                              									Waͤrmegrade bleibt, welchen der Pfirsichbaum zur Ausarbeitung seiner
                              									Saͤfte noͤthig hat, und wodurch allein die Gefaͤße desselben
                              									ihre Aussonderungen gehoͤrig zu vollbringen vermoͤgen, erzeugen immer
                              									Anlage zum Gummi und zum Krebse.
                           Wunden oder aͤußere Verlezungen, die den Pfirsichbaum treffen, bringen
                              									gleichfalls diese Krankheit hervor, und nur in diesem Falle leisten aͤußere oͤrtlich
                              									angewendete Mittel, die in jedem anderen nuzlos sind, eine gute Wirkung. Wo man zu
                              									diesen aͤußeren Mitteln greifen muß, muß der Rand der Wunde bis auf das
                              									Lebendige eingeschnitten, und alles Krebshafte beseitigt werden, worauf man die
                              									ganze wunde Stelle mit irgend einer fest anklebenden, und Luft und Feuchtigkeit
                              									kraͤftig abhaltenden, Composition bedekt: denn alle Kraft der aͤußeren
                              									Mittel besteht, wie es mir scheint, vorzuͤglich in dieser Abhaltung der Luft
                              									und der Feuchtigkeit. Eines der besten Mittel, das man sich auch leicht bereiten
                              									kann, ist Theer und Holz-Kohle, in einem hinlaͤnglich fluͤßigen
                              									Zustande, um dasselbe leicht auftragen zu koͤnnen. Vielleicht mag auch die
                              									Holzkohle, die man als ein der Faͤulniß sehr widerstehendes Mittel kennen
                              									gelernt hat, einige Wirkung gegen die Neigung zur Faͤulniß in der Wunde
                              									aͤußern.
                           Wenn Baͤume, welche vorher gesund waͤren, Symptome von Gummi zeigen,
                              									weil sie in einen unschiklichen Grund verpflanzt wurden, muͤssen sie so
                              									schnell als moͤglich herausgehoben, und es muß ihnen eine bessere Erde
                              									gegeben werden; wenn man sodann die kranken Triebe wegschneidet, und den
                              									kuͤnftigen Nachwuchs des Baumes nur aus den gesunden sich bilden
                              									laͤßt, so kann der Krankheit Graͤnze gesezt und das Leben des Baumes
                              									verlaͤngert werden.
                           Da aber hoͤchst wahrscheinlich alle Versuche zur Heilung dieser Krankheit,
                              									wenn sie einmahl uͤber Hand genommen hat, fruchtlos bleiben werden, so darf
                              									man kein Mittel unversucht lassen, um der Entstehung derselben vorzubeugen. Daher
                              									muͤssen die Beete, in welche man Pfirsichbaͤume pflanzt,
                              									sorgfaͤltig zugerichtet, und aus milder, frischer Erde bereitet werden; wo
                              									der Grund nicht schon von Natur aus so waͤre, ist der obere Schaufelstich
                              									einer hochgelegenen alten Viehweide der moͤglich beste, den man haben kann.
                              									Waͤre der Grund des Bodens feucht, so muͤßten Abzugsgraͤben
                              									gezogen werden, um alle stillstehende Feuchtigkeit abzuleiten; und wo die Unterlage
                              									naß ist, muß man dafuͤr sorgen, daß die Wurzeln nicht durch den Boden aus
                              									dieselbe durchdringen. Wo man diese und aͤhnliche Vorsichtsmaßregeln nicht
                              									anwenden kann, ist gelegentliches Versezen, wodurch die Wurzeln an der Oberflaͤche erhalten
                              									werden, von dem besten Erfolge.
                           Wenn man das Opfer bringen kann, sollten die Pfirsich-Baͤume ihr Beet
                              									fuͤr sich allein behalten, und dieses sollte nur mit der Gabel umgestochen
                              									werden, damit die Wurzeln keinen Schaden leiden; da aber das Aufopfern eines so
                              									kostbaren Theiles des Gartens, wie ein gegen Mittag gekehrtes Beet ist, in vielen
                              									Faͤllen nachtheilig seyn wuͤrde, so wird es raͤthlich
                              									Loͤcher unter der Mauer zu lassen, durch welche die Wurzeln des
                              									Pfirsich-Baumes durchdringen, und dann an der Außenseite ungestoͤrt
                              									sich ausbreiten koͤnnen. Mauern aus Baksteinen sind besser, als aus jedem
                              									anderen Baumaterials; sie sind nicht bloß trokener, und behalten eine mehr
                              									gleichfoͤrmige Temperatur, sondern sie verschlingen auch durch ihre Farbe
                              									mehr Waͤrme, und behalten dieselbe laͤnger und haͤufiger, als
                              									die meisten anderen.
                           Die Mauer sollte immer eine ihrer Hoͤhe angemessene kleine Bedachung bekommen,
                              									indem dadurch nicht nur die Bluͤthe einigen Schuz erhaͤlt, sondern
                              									auch die Wand selbst warm und troken bleibt, wodurch das Ausreifen des Holzes wie
                              									der Frucht befoͤrdert wird. So lang der Pfirsichbaum stark und gesund ist,
                              									sollte man ihm wenig oder gar keinen Duͤnger geben; nur dann erst, wenn er
                              									durch Alter und Tragen geschwaͤcht ist. Bei dem Beschneiden sollte man nicht
                              									auf die Erzeugung staͤrker uͤppiger Schoͤßlinge, sondern
                              									vielmehr auf Gewinnung frundlicher und fruchtbarer Triebe hinarbeiten, welche, da
                              									sie fruͤhe im Sommer ihr Wachsthum vollenden, auch gehoͤrig
                              									ausreifen.
                           Wenn man den Pfirsichbaum stets so behandelt, so wird man ihn fast immer tragbar und
                              									gesund erhalten.
                           Auch der Aprikosen-, Pflaumen- und Kirschbaum ist dem Ausschwizen des
                              									Gummi unterworfen: der erstere geht dadurch gewoͤhnlich zu Grunde; die beiden
                              									lezteren leiden weniger dabei. Die Anweisungen, welche in Hinsicht desselben bei dem
                              									Pfirsich-Baume gegeben wurden, lassen sich auch auf diese Baͤume am
                              									wenden.
                           Unter den uͤbrigen Krankheiten, welchen der Obstbaum unterworfen ist, ist der
                              									Krebs die verderblichste. An dem Apfel- und Birnbaume entsteht der Krebs aus
                              									demselben Grunde, wie das Ausschwizen des Gummi an dem Pfirsichbaume; er ist
                              									demselben in seinem
                              									Fortschreiten aͤhnlich, und am Ende eben so toͤdlich. Aus der
                              									auffallenden Aehnlichkeit der Zuͤge dieser beiden Krankheiten koͤnnen
                              									wir sie als zu derselben Classe gehoͤrig betrachten, obschon die Symptome
                              									nach der verschiedenen Organisation der verschiedenen Baͤume verschieden
                              									sind; dieselben Mittel und Vorbeugungen, die in dem ersten Falle galten, gelten im
                              									Allgemeinen auch in dem anderen. Die Aepfel- und Birn-Baͤume
                              									haben indessen den Vortheil Sorten unter sich zu besizen, die haͤrter und dem
                              									Krebse weniger unterworfen sind, als andere; obschon leztere im Allgemeinen von
                              									geringerer Guͤte sind, koͤnnen sie doch in Ermanglung edlerer Sorten
                              									gepfropft werden, und werden dort gedeihen, wo die anderen zu Grunde gegangen seyn
                              									wuͤrden.
                           Indem ich der Meinung bin, daß ein großer Theil von Baͤumen deßwegen Gummi
                              									schwizt und krebsig geworden ist, weil diese Baͤume unvorsichtig (denn das
                              									Uebel ist jezt schon sehr weit verbreitet) von Baͤumen fortgepflanzt wurden,
                              									die bereits von dieser Krankheit ergriffen waͤren, und daß dadurch mehrere
                              									sehr schaͤzbare Obstsorten in unverdienten Mißcredit gebracht wurden; so kann
                              									ich den Freunden der Obstbaumzucht die Notwendigkeit, bei Auswahl der Reiser zum
                              									Pfropfen wie zum Aeugeln mit der groͤßten Vorsicht zu Werke zu gehen, nicht
                              									genug an das Herz legen. Nie sollte man ein Reis nehmen, von welchem man nicht
                              									sicher ist, daß es von einem vollkommen gesunden und von allen diesen Fehlern freiem
                              									Baume herkommt; denn sonst wird die Krankheit sicher fortgepflanzt und ohne Ende
                              									verbreitet werden.
                           Abgesehen von allen diesen Ursachen gibt es auch einige Sorten, welche, in Folge
                              									ihres Baues, von dem Samen aus, krank sind, und welche man durch keine Kunst und
                              									Geschiklichkeit gesund machen kann.
                           Alter ist zwar eigentlich keine Krankheit an den Obstbaͤumen, aber doch die
                              									lezte Stufe ihres Daseyns, auf welche der Baum so gut wie jedes andere organisirte
                              									Wesen gelangt. Der Baum traͤgt, wie alles, was lebt, den Keim des Verderbens
                              									von der Stunde seiner Geburt an in seinem Innern verborgen. Alles, was die Kunst
                              									vermag, ist, daß sie das Alter, das durch gewisse Umstaͤnde auch fruͤhe schon
                              									herbeigerufen werden kann, spaͤter zum Vorscheine kommen laͤßt.
                           Wenn ein Baum in seiner Jugend auch noch so gesund ist, und in die guͤnstigste
                              									Lage verpflanzt wird, so muß er doch mit der Zeit Krankheiten bekommen, die, nebst
                              									anderen Ursachen, vorzuͤglich dadurch entstehen, daß die Schwierigkeit, mit
                              									welcher die aͤußersten Zweige seiner Krone Nahrung aus der Wurzel ziehen,
                              									immer in dem Verhaͤltnisse groͤßer und groͤßer wird, als die
                              									Entfernung zwischen den Zweigen und der Wurzel zunimmt, und die Gefaͤße mehr
                              									erstarren und gestopft werden. Wenn man indessen junge Schoͤßlinge auf junge
                              									Aeste pfropft, so laͤßt sich dieser Nachtheil guten Theiles beseitigen; der
                              									Baum erhaͤlt dadurch neue Kraft, und die Lebensdauer desselben laͤßt
                              									sich, verglichen mit jener des Menschen, dadurch auf unbestimmte Zeit hinaus
                              									verlaͤngern.