| Titel: | Hygrometer des Hrn. Babinet. | 
| Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. LXXIII., S. 293 | 
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                        LXXIII.
                        Hygrometer des Hrn. Babinet.
                        Aus dem Journal de Pharmacie. April. 1824. S.
                              									213.
                        Mit Abbildungen auf Tab. VII. Fig. 15.
                        Babinet's Hygrometer.
                        
                     
                        
                           Auf einem hohlen, ein Gefaͤß bildenden, Fuße ist ein
                              									kupferner Cylinder 1 aufgeschraubt, an welchem in gewissen Entfernungen weite
                              									Oeffnungen angebracht sind. Wenn man das Innere des Apparates gaͤnzlich vor
                              									dem Zutritte der aͤußeren Luft bewahren will, so umgibt man denselben an
                              									seinem oberen Theile mit einem glaͤsernen Cylinder, 2, der an seinen beiden
                              									Enden mit gruͤnem Wachse auf kupfernen um den Cylinder hervorstehenden Ringen
                              									befestigt wird.
                           Drei Haare, 3, die an einer Mikrometer-Schraube, 4, an dem oberen Theile des
                              									Instrumentes befestigt sind, und wovon jedes mit einem kupfernen Gewichte beschwert
                              									ist, steigen in den Cylinder herab, und laufen durch 3 Loͤcher in einer
                              									horizontalen Platte.
                           Hierdurch werden die Haare gehindert sich unter einander zu verwikeln.
                           An einer Seite des Instrumentes befindet sich ein Seheglas, 5, mit einem Faden,
                              									wodurch man mit aller Genauigkeit auf einen an den Gewichten angebrachten Strich
                              									Hinsehen, und mit der groͤßten Schaͤrfe bestimmen kann, ob alle Haare
                              									auf denselben Punct herabgekommen sind.
                           
                           Es wurde bemerkt, daß oben an dem Instrumente eine Mikrometer-Schraube
                              									angebracht ist: diese Schraube verlaͤngert die Haare ungefaͤhr um ein
                              									Hundertel eines Millimeters.
                           Sie dreht sich naͤmlich bei jeder Umdrehung um ein halbes Millimeter, welches
                              									auf einem kleinen Lineale, 6, das an der Seite angebracht ist, aufgezeichnet ist.
                              									Der Kopf dieser Schraube, der in 50 Theile getheilt ist, nimmt an dieser Bewegung
                              									Theil, dreht sich mit derselben, und zeigt jedes Fuͤnfzigstel seiner
                              									Umdrehung, folglich auch jedes Fuͤnfzigstel der Umdrehung der Schraube, und
                              									da eine Umdrehung der Schraube ein halbes Millimeter ausmacht, jedes
                              									Fuͤnfzigstel eines halben Millimeters, oder jedes Hundertel eines
                              									Millimeters.
                           Bei der Anwendung dieses Instrumentes verfahrt man auf folgende Weise.
                           Wenn man z.B. die Verlaͤngerung des Haares fuͤr die ganze
                              									hygrometrische Scale nehmen will, bringt man Schwefelsaͤure in den Fuß
                              									desselben, welche die hoͤchste Trokenheit erzeugt, die Haare
                              									verkuͤrzt, und die Striche an den Gewichten aufsteigen macht. Man dreht die
                              									Schraube, bis sie den Strich unter den Faden des Seheglases gebracht hat, und
                              									bemerkt die Anzeige der Schraube.
                           Hierauf bringt man Wasser an die Stelle der Schwefelsaͤure in den Apparat,
                              									welches durch seine Ausduͤnstung den hoͤchsten Grad von Nasse erzeugen
                              									wird. Man fuͤhrt den Strich mittelst der Schraube zuruͤk, und bemerkt
                              									die Anzeige, die er gibt: der Unterschied zwischen diesen beiden Anzeigen ist die
                              									Verlaͤngerung des Haares von der hoͤchsten Trokenheit bis zur
                              									hoͤchsten Feuchtigkeit, und diese Verlaͤngerung correspondirt mit
                              									100° des gewoͤhnlichen Maßstabes, indem die Schraube ein Hundertel
                              									eines Millimeters mißt; betraͤgt die gesammte Verlaͤngerung des Haares
                              									5 Millimeter, so werden 5 Hundertel eines Millimeters an der Schraube mit einem
                              									Grade an dem gewoͤhnlichen Maßstabe correspondiren.
                           Um augenbliklich, und beinahe ohne Rechnung, das Verhaͤltniß irgend einer Zahl
                              									von Hundertel-Millimeter mit den Graden des gewoͤhnlichen Maßstabes zu
                              									erhalten, verfertigt man sich eine kleine Tabelle, welche das Verhaͤltniß
                              									zwischen 1, 2, 3 u.s.f. bis 10 Hundertel eines Millimeters und den Graden den des
                              									gewoͤhnlichen Maßstabes anzeigt, so daß, um das correspondirende
                              									Verhaͤltnis irgend einer Zahl von Hundertel-Millimeter und den Graden
                              									an dem gewoͤhnlichen Maßstabe zu finden, man nur 2 oder 3 dieser Zahlen unter
                              									sich vergleichen darf.
                           Nachdem das Instrument auf diese Weise vorgerichtet ist, hebt man den
                              									glaͤsernen Cylinder ab, und die Haare sind dann in Beruͤhrung mit der
                              									atmosphaͤrischen Luft.
                           Wenn man die Feuchtigkeit irgend eines Apparates bemessen will, so schraubt man das
                              									Hygrometer mit dem Glasstuͤrze auf denselben.
                           Die vielen Vorzuͤge dieses Instrumentes sind:
                           Die außerordentliche Genauigkeit, mit welcher man mittelst des Seheglases, der
                              									Mikrometer-Schraube, und der Vereinigung der drei Haare, die als eben so
                              									viele Hygrometer dienen, deren mittlere Proportionale weit mehr Genauigkeit gibt,
                              									als wenn bloß ein Haar angewendet wuͤrde, die Veraͤnderungen an dem
                              									Instrumente bestimmen kann.
                           Vermeidung der Unzuverlaͤßigkeit, welche durch die Reibung und Unstetigkeit
                              									der Achse der Nadeln an den gewoͤhnlichen Hygrometern geschieht, und zugleich
                              									auch die Biegung des Hagres um eine sehr kleine Rolle.
                           Die Leichtigkeit, die hygrometrische Verlaͤngerung eines jeden
                              									Koͤrpers, der einen duͤnnen und biegsamen oder unbiegsamen Minder
                              									bildet, zu bemessen, und zwei hygrometrische Koͤrper zu vergleichen.
                           An diesem Instrumente sind die 2 Haare eben so viele Hygrometer, die ziemlich genau
                              									mit einander stimmen, waͤhrend zwei gewoͤhnliche Hygrometer
                              									außerordentliche Muͤhe kosten, um sie minder genau mit einander
                              									zusammenstimmen zu machen.
                           Dieses Instrument laͤßt sich leicht von einem Orte an den anderen bringen. Man
                              									fuͤhrt einen Draht durch die Gewichte der drei Haare, wenn man das
                              									Gefaͤß auf die Reise nimmt, und haͤlt diese dadurch befestigt. Bei der
                              									Beobachtung zieht man diesen Draht herausDa Kupfer sich leicht oxidirt, und dadurch Veraͤnderung an seinem
                                    											Gewichte erleidet, so waͤren Gold- oder
                                    											Platinna-Gewichte wohl weit besser als kupferne.A. d. Ueb..