| Titel: | Ueber die Bereitung des Bleiweißes, Kremser-Blei-Weißes oder Weiß-Bleies, und vorzüglich des berühmten französischen Bleiweißes. | 
| Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. LXXX., S. 320 | 
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                        LXXX.
                        Ueber die Bereitung des Bleiweißes,
                           								Kremser-Blei-Weißes oder Weiß-Bleies, und vorzüglich des berühmten
                           								französischen Bleiweißes.
                        Aus dem Dictionnaire
                              									technologique in Gill's technical Repository, N. 25. S.
                              									56.
                        Ueber die Bereitung des Bleiweißes.
                        
                     
                        
                           Bleiweiß (Cerussa, Weißblei,
                              										White-lead) ist das basische kohlensaure Blei
                              									der ChemikerDas gemeine Bleiweiß ist gewoͤhnlich mit einer Menge fremdartiger
                                    											Stoffe, wie Kalk, schwefelsaure Schwererde etc. verunreinigt; reines Bleiweiß gestattet keine solche, leicht zu
                                    											entdekende, Verfaͤlschung.A. d. O.. Man braucht es vorzuͤglich zum Weiß-Anstreichen des Holzes
                              									und anderer Gegenstaͤnde, da es sich leicht mit Oehl mengt und seine Farbe
                              									dabei gut behaͤlt, sich mit dem Pinsel leicht auftragen laͤßt, und der
                              									Farbe auf jedem Gegenstaͤnde einen guten Koͤrper gibt. Man braucht es
                              									entweder allein, oder mit anderen Farben gemengt, theils um dieselben Heller zu
                              									machen, theils um ihnen mehr Koͤrper zu geben. Dieses Bleiweiß wird in
                              									verschiedenen Laͤndern auf verschiedene Weise bereitet. England und
                              										Hollandund auch Venedig. D. haben seit langer Zeit die Maͤrkte mit diesem Artikel allein
                              									versehen; seit einigen
                              									Jahren haben sich aber die Bleiweiß-Fabriken auf eine auffallende Weise
                              									vermehrt, und es gibt jezt gar viele derselben in Deutschland, in den Niederlanden,
                              									und in Frankreich. Marcel de Serres hat das Verfahren,
                              									dessen man sich in den Fabriken Deutschlands bedient, sehr genau beschrieben, und
                              									wir koͤnnen nichts Besseres thun, als seinen Bericht hier woͤrtlich
                              									mittheilen. Wir werden sodann die Abaͤnderungen dieses Verfahrens in anderen
                              									Laͤndern, vorzuͤglich in Frankreich, angeben, und mit einigen
                              									Bemerkungen uͤber das Bleiweiß uͤberhaupt schließen.
                           Kremser-Weiß hat seinen Namen von dem Orte „(Krems)“, wo
                              									es zuerst verfertigt wurde; die ehemahls daselbst bestandenen Fabriken sind seit
                              									einigen Jahren eingegangenDer Uebersezer erkundigte sich vor 4 Jahren zu Krems um die daselbst
                                    											bestandenen Kremser-Weiß-Fabriken bei mehreren Kaufleuten: man
                                    											wuͤßte ihm nicht zu sagen, ob jemahls solche Fabriken daselbst
                                    											bestanden, und das Kremser-Weiß, das man ihm daselbst verkaufte,
                                    											wurde, wie man ihm sagte, aus Villach bezogen. Vielleicht geht es mit dem
                                    												Kremser-Weiß, wie mit dem Ypser-Tiegeln. Niemahls, solang Yps steht (und es stand schon bei den
                                    											Roͤmern) ward zu Yps ein Ypser-Tiegel fabricirt. Yps war nur der Stappelplaz fuͤr die
                                    											Tiegel, die zu Hafner-Zell in Baiern
                                    											verfertigt, und in alle Welttheile verfahren werden.A. d. Ueb., und die beste Fabrik des Kremser-Weißes befindet sich
                              									gegenwaͤrtig, als Eigenthum des Baron Herbert, zu Klagenfurt; sie ist weit
                              									bedeutender, als die zu Wien. Da Krems den Chemikern und
                              									Mineralogen weniger bekannt ist, als Kremnitz in Ungarn,
                              									so hat man das Kremser-Weiß oͤfters faͤlschlich Kremnitzer-Weiß genannt, obschon es nie an
                              									lezterem Orte bereitet wurde.
                           Dieses Kremser-Weiß wird in Deutschland auf folgende Weise verfertigt.
                           
                        
                           I. Operation.
                           Das hierzu noͤthige Blei kommt aus Bleiberg bei Villach in Kaͤrnthen.
                              									Dieses Blei ist sehr rein, und scheint kein Eisen-Oxid zu enthalten: eine
                              									Eigenschaft, die zur Erzeugung einen schoͤnen weißen Farbe hoͤchst
                              									noͤthig istAuch zum Walzen ist das Villacher-Blei das geeignetste. A. d. Ueb.. Es ist offenbar, daß die Klagenfurter Bleiweiß-Fabrik vor allen anderen viel voraus haben
                              									muß, da sie ihr Material, reines Blei, so nahe bei der Hand hat. Das Blei wird in
                              									den gewoͤhnlichen Schmelz-Pfannen geschmolzen, und in Kuchen von
                              									verschiedener Dike gegossen. Lezteres geschieht dadurch, daß man das geschmolzene
                              									Blei auf eine Eisenplatte mir umgebogenem Rande gießt, die uͤber der Pfanne
                              									angebracht ist. Sobald die Oberflaͤche des geschmolzenen Metalles
                              									anfaͤngt zu erstarren, wird die Eisenplatte etwas geneigt, und das noch
                              									fluͤßig gebliebene Blei fließt in die Pfanne zuruͤk, waͤhrend
                              									das erstarrende zuruͤk bleibt, fest wird, und sich wie ein Blatt Papier
                              									aufzieht. Die Arbeiter kuͤhlen die Eisenplatte von Zeit zu Zeit mit Wasser,
                              									und koͤnnen auf diese Weise in einem Tage mehrere Zentner Blei gießen. Die
                              									Blaͤtter dieser Bleikuchen haben sehr verschiedene Dike; sie sind in einigen
                              									Fabriken eine Halde Linie, in anderen kaum eine Viertel Linie dik. In einigen
                              									Fabriken fuͤllt ein solcher Kuchen die Laden ganz aus, die man bei der
                              									folgenden Operation braucht, in anderen braucht man hierzu deren vier. Es ist wesentlichwewesentlich, daß die Oberflaͤche dieser Blaͤtter nicht glatt ist, ins
                              									dem eine rauhe Oberflaͤche, in so fern sie mehr
                              									Beruͤhrungs-Puncte darbiethet, leichter von den sauren Dampfen
                              									angegriffen wird.
                           
                        
                           II. Operation.
                           Diese Kuchen muͤssen in eine solche Lage gebracht werden, daß die
                              									Saͤuren leicht auf sie wirken koͤnnen. In dieser Hinsicht werden die
                              									Blaͤtter gebogen, und uͤber vierekige Stuͤke Holz, von der
                              									Groͤße der Laden, in welche sie kommen muͤssen, aufgehaͤngt.
                              									Die auf diese Art in ihrer Mitte aufgehaͤngten Blaͤtter sehen aus, wie
                              									die Blaͤtter eines Buches, und kommen, zugleich mit den
                              									Holz-Stuͤken, auf welchen sie ruhen, in die Ladern Die Groͤße
                              									dieser Laden ist beinahe in allen Fabriken dieselbe: sie sind ungefaͤhr 4 1/2
                              									bis 5 Fuß lang, 1 Fuß bis 1 Fuß 2 Zoll breit, und 9 bis 11 Zoll tief. Man macht
                              									diese Laden sehr stark, zapft sie sorgfaͤltig ein, und huͤthet sich,
                              									daß die Naͤgel, durch welche sie zusammen genagelt sind, nicht durch die
                              									Waͤnde derselben durchgehen. Der Boden der Laden wird mit Zoll diker Lage von
                              									Pech uͤberzogen, ehe die Blaͤtter in dieselben kommen; die Laden selbst werden
                              									aber nie ganz geschlossen. Man uͤberdekt sie jedoch in denjenigen Fabriken,
                              									wo die Hizstuben mit Rauch geheizt werden, mit aufgeleimtem Papiere, indem der
                              									nachtheilige Einfluß des geschwefelten und gephosphorten Wasserstoffgases auf die
                              									weiße Farbe nur zu bekannt ist: die Blei-Oxide werden beinahe augenbliklich
                              									davon angegriffen Ehemahls hat man in Kaͤrnthen, wie in Holland, die Bleis
                              									blaͤtter aufgerollt in Laden gelegt; allein dieses Verfahren scheint nicht
                              									besonders vorteilhaft, indem diese Rollen der Einwirkung der sauren Daͤmpfe
                              									weniger Oberflaͤche bardischen, und sie oft in die am Boden der Laden
                              									befindliche Fluͤßigkeit fallen, was nie geschehen darf, weil dann das
                              									kohlensaure Blei nie weiß wird. Die auf obige Weise gebogenen, und an den
                              									Hoͤlzern aufgehaͤngten Bleiblatter werden so in die Laden gebracht,
                              									daß sie ungefaͤhr zwei und einen halben Zoll weit von dem Boden derselben
                              									abstehen. Man sorgt sehr dafuͤr, daß die Bleiblatter weder einander, noch das
                              									Holz der Laden beruͤhren, indem sie sonst von den sauren Daͤmpfen
                              									nicht leicht angefressen werden koͤnnten, und wenn sie an das Holz anstießen,
                              									ihre schoͤne weiße Farbe verloͤren. Ehe man die Bleiblatter in die
                              									Laden bringt, gießt man eine gewisse Mischung in diese lezteren, die in
                              									verschiedenen Fabriken verschieden ist: in einigen derselben besteht sie aus
                              									gleichen Theilen Essig und Weinhefen; in anderen aus 20 Pfund Weinhefen, 8 1/2 Pfund
                              									Weinessig und 1 Pfund kohlensaurer Pottasche. Es ist offenbar, daß man in jenen
                              									Fabriken, wo man weder mit Rauch heizt, noch kohlensaure Pottasche aus wendet, die
                              									Laden nicht mit Papier verkleben darf, waͤhrend dieß im entgegen gesezten
                              									Falle nothwendig wird, so daß man oft in verschiedenen Fabriken dasselbe Ding loben
                              									und tadeln hort, und uͤberall aus gutem Grunde.
                           
                        
                           III. Operation.
                           Nachdem diese Mischung in die Laden gegossen und die Bleis blaͤtter in
                              									dieselben eingesezt wurden, kommen erstere in eigene Hiz- oder
                              									Waͤrmstuben, wo mittelst der Waͤrme der Dampf aus der in den Laden
                              									befindlichen Mischung aufsteigt, die Blei-Blaͤtter anfrißt, und
                              									kohlensaures Blei bildet. Gewoͤhnlich wird die Waͤrmstube durch zwei
                              									Oefen gehizt, und seilen faßt eine Stube mehr als 90 Laden: jede Stube hat nur eine einzige
                              									Oeffnung, welche als Thuͤre dient. Eine, die wir gemessen haben, war 9 Fuß
                              									hoch, 4 ToisenFranzoͤsische Klafter = 76,734 engl. Zoll.A. d. O. breit, und 5 Toisen lang.
                           Die Hize darf nie uͤber 30° R. (86 F.) steigen, und wird
                              									gewoͤhnlich 14 Tage lang auf diesem Grade unterhalten, wo dann die Operation
                              									beendigt ist. Ist die Hize zu groß, und werden die Dampfe zu dik, so entweicht ein
                              									Theil der Kohlen-Saͤure, das Blei wird weniger davon angegriffen, und
                              									es bildet sich weniger kohlensaures Blei.
                           Wenn die Operation gut geleitet wurde, so erhaͤlt man, dem Gewichte nach, eben
                              									so viel kohlensaures Blei, als man Blei angewendet hat, und wenn man die Rinde von
                              									kohlensaurem Blei gehoͤrig gesammelt und abgekrazt hat, so bleibt noch etwas
                              									Blei zur neuen Blaͤtter-Erzeugung uͤbrig. Die angewendete
                              									Mischung taugt jedoch nur fuͤr Ein Mahl, und wird in den Fabriken, wo man
                              									Pottasche zu derselben angewendet hat, an die Hutmacher verkauft.
                           
                        
                           IV. Operation.
                           Wenn man glaubt, daß die vorige Operation vollendet ist, und die Bleiblaͤtter
                              									gehoͤrig zerfressen sind, so werden sie aus der Lade genommen. Sie sind dann
                              									Ein Zoll dik und noch mehr, obschon sie anfangs nur eine Viertel Linie dik
                              									waͤren. Man findet selbst oͤfters große Kristalle von eßigsaurem Bleie
                              									(Blei-Zuker) an den Kanten dieser Blaͤtter.
                           Wenn die Blaͤtter aus den Laden kommen, werden sie gehoͤrig geklopft,
                              									damit die an der Oberflaͤche derselben gebildete Rinde von kohlensaurem Bleie
                              									abfaͤllt. Das auf diese Weise erhaltene kohlensaure Blei kommt in große
                              									Faͤsser, wo es durch Waschen gereinigt wird. Wo man kleine Stuͤke Blei
                              									in den Laden zuruͤkgeblieben findet, werden auch diese in dem Wasser
                              									gewaschen, um alles eßigsaure Blei, das an denselben klebt, aufzuloͤsen und
                              									davon abzuscheiden.
                           
                           Das Waschen des kohlensauren Bleies geschieht auf eine sehr einfache Weise, und ist
                              									den uͤbrigen Wasch-Processen sehr aͤhnlich. Man bedient sich
                              									eines großen hoͤlzernen Gefaͤßes, meistens von vierekiger Form, das in
                              									sieben bis neun gleich große Unterabtheilungen getheilt ist, die aber von
                              									verschiedener Hoͤhe sind, so daß, wenn die erste oder hoͤchste voll
                              									ist, das Wasser in die zweite uͤberfließt und so fort. Das Wasser, das in die
                              									erste Unterabtheilung fließt, geht nach und nach in die anderen uͤber, und da
                              									der Arbeiter dasselbe immer in Bewegung erhaͤlt, so sezt es nach und nach
                              									alles Bleiweiß ab, welches es bei sich fuͤhrt, so daß die Niederschlage in
                              									den entferntesten Unterabtheilungen immer nach und nach die feinsten und leichtesten
                              									werden. Nachdem das Bleiweiß auf diese Weise gewaschen wurde, kommt es in andere
                              									große Gefaͤße, wo es zum zweiten Mahle gewaschen und bestaͤndig unter
                              									Wasser gehalten wird. Es verdient bemerkt zu werden, daß, wenn das Blei mit Wasser
                              									gewaschen wird, ein weißer Schaum sich bildet, der immer an der Oberflaͤche
                              									des Wassers schwimmt; dieß scheint eßigsaures Blei zu seyn. Um das wenige
                              									kohlensaure Blei, das aufgeloͤst gefunden wird, niederzuschlagen, sezt man
                              									etwas Pottasche zu, und das kohlensaure Blei faͤllt augenbliklich zu
                              									Boͤden. Diese Erscheinung verdient indessen noch genauere Beachtung. Das
                              									durch das Waschen gereinigte und in den Faͤssern zuruͤkbleibende
                              									kohlensaure Blei wuͤrde immer die Consistenz eines stutzigen Breies behalten;
                              									es muß demnach mit hoͤlzernen Spateln aus dem Fasse herausgenommen, und auf
                              									Troken-Buͤhnen gebracht werden. Sobald es in Beruͤhrung mit der
                              									Luft kommt, nimmt es die Consistenz eines weichen Teiges an, und wird dann in Model
                              									gethan, um die im Handel gewoͤhnliche Form zu erhalten.
                           Alles im Handel vorkommende Blei ist, unter der Voraussezung, daß demselben nichts
                              									Fremdartiges beigemischt, und das Weißeste und Reinste nicht daraus abgeschieden
                              									wurde, von gleicher Gute. Man unterscheidet die verschiedenen Sorten desselben durch
                              									folgende Benennungen, und reiht sie nach folgender Ordnung.
                           I. Qualitaͤt. Hierher gehoͤrt das
                              									kohlensaure Blei aus der lezten oder niedrigsten Unterabtheilung, als das feinste
                              										Gehoͤrig
                              									behandelt, liefert es das in Deutschland sogenannte Kremser-Weiß, auch Silber-Weiß
                              									genannt. Es wich von Apothekern und Kuͤnstlern zu feineren Arbeiten
                              									benuͤzt. Es gibt indessen kohlensaures Blei, welches, wenn es eine Zeit
                              									uͤber schwimmend bleibt, noch weißer wird. Dieses Kremser-Weiß erster
                              									Qualitaͤt ist vollkommen rein, und wird nie, wie die schlechteren Sorten, mit
                              									schwefelsaurer Schwererde verfaͤlscht, so daß man es als reines kohlensaures
                              									Blei betrachten kann.
                           II. Qualitaͤt. Diese Sorte besteht aus gleichen
                              									Theilen schwefelsaurer Schwererde und kohlensauren Bleies, und ist in Deutschland
                              									unter dem Namen Venezianer-Weiß bekannt. Die
                              									schwefelsaure Schwererde beziehen die deutschen Fabriken aus Tyrol; vielleicht weil
                              									sie kein Eisenoxid enthaͤlt: zuweilen auch aus Steyermark. Das
                              									Eisen-Oxid in dieser lezteren Schwererde ist der weißen Farbe sehr
                              									nachtheilig, zumahl wenn man, um sie leichter puͤlveren zu koͤnnen,
                              									dieselbe gluͤht, ein Verfahren, welches man jezt aufgibt, sobald man diesen
                              									Umstand bemerkt.
                           III. Qualitaͤt. Diese Sorte besteht aus zwei
                              									Theilen schwefelsaurer Schwererde und Einem Theile kohlensauren Blei, und geht in
                              									Deutschland als Hollaͤnder-Weiß.
                           Um das Bleiweiß noch wohlfeiler zu machen, sezt man dem kohlensauren Blei zuweilen
                              									sogar sieben Theile schwefelsaure Schwererde zu, und dieses Weiß geht, obschon es
                              									nicht mehr zur feineren Farbe taugt, noch immer als Hollaͤnder-Weiß. Es ist
                              									fuͤr ordinaͤre Farbe gut, das Bleiweiß mit schwefelsaurer Schwererde
                              									zu mengen, indem es dadurch seine Durchscheinenheit verliert, die man indessen an
                              									feineren Farben sehr schaͤzt.
                           Die ArtTechnical Repository. Februar. 1824. S. 121., wie die schwefelsaure Schwererde gepuͤlvert und dann mit dem
                              									kohlensauren Bleie abgerieben wird, ist folgende. Die Muͤhle, auf welcher das
                              									Puͤlvern geschieht, wird gewoͤhnlich vom Wasser getrieben, und der
                              									Schwerspath auf durchloͤcherten eisernen Platten unter die Stampfen gebracht,
                              										so daß alles Pulver
                              									durch die Platten in die unter denselben angebrachten Behaͤlter
                              									faͤllt.
                           Das Abreiben und Mengen des Schwerspathes mit dem kohlensauren Bleie geschieht in
                              									einer Farbenmuͤhle.
                           Der Arbeiter dreht den oberen Stein, der 22–24 Zoll im Durchmesser hat,
                              									mittelst einer Stange, die in einem an der Mauer oder in der Deke uͤber dem
                              									Mittelpunkte des Steines befindlichen Ringe frei so laͤuft, daß sie in ihren
                              									Bewegungen durch den Ring nicht beschraͤnkt wird. Das untere Ende der Stange
                              									ist mit einem eisernen Stiefel versehen, welcher in einen Stift sich endet, der in
                              									ein oben nahe an der Peripherie des Steines befindliches Loch paßt. Es ist offenbar,
                              									daß so der Muͤhlstein um seinen Mittelpunct sich drehen muß, wenn der
                              									Arbeiter die Stange im Kreise dreht.
                           Das Bleiweiß, rein oder mit Schwererde gemengt, wird in eine Oeffnung in dem
                              									Mittelpunkte des oberen Steines oder des Laufers gegossen, und nachdem es
                              									hinlaͤnglich gemahlen ist, durch einen Zapfen in einen gehoͤrigen
                              									Behaͤlter abgelassen. Der untere Stein ist mit einer hoͤlzernen
                              									Einfassung umgeben, damit nichts von derselben wegsprizt, und Alles langsam zu dem
                              									Zapfen hingeleitet wird. Der obere, oder der Laͤufer, kann aufgehoben oder
                              									niedergelassen werden, so daß die Farbe dadurch jeden beliebigen Grad von Feinheit
                              									erhalten kann.
                           Wenn der Schwerspath mit dem Bleiweiße gehoͤrig gemengt werden soll, so
                              									rechnet man fuͤr einen halben Tag Einen Zentner.
                           
                        
                           Allgemeine Beobachtungen.
                           Nach der hier gegebenen Beschreibung des gewoͤhnlichen Verfahrens bei
                              									Bereitung des Kremser Weißes ist es wirklich sonderbar,
                              									daß man dasselbe in allen uͤbrigen Theilen Europas so unvollkommen nachgeahmt
                              									hat. Daß es nicht uͤberall gelang, kann dem deutschen Eßige wohl nicht
                              									zugeschrieben werben, indem man in verschiedenen Fabriken alle Arten von Eßig
                              									versucht hat, und selbst in der Klagenfurter Fabrik oͤfters
                              									Aepfel-Eßig gebraucht, und in Deutschland uͤberhaupt sehr schwacher
                              									Eßig angewendet wird. Auch kann dieß nicht der Beimischung des Schwerspathes
                              									zugeschrieben werden, indem Kremser-Weiß, von der feinsten
                              									Qualitaͤt, keinen Schwerspath enthaͤlt, und die schoͤne weiße
                              									Farbe des ersteren desto mehr verliert, je mehr von lezterem beigemengt ist.
                           Die Ursache, warum die Bereitung eines schoͤnen Kremser-Weißes in den
                              									uͤbrigen Fabriken mißlang, mag vielleicht 1tens, in der Reinheit des
                              									Villacher-Bleies gelegen seyn, welches nicht die mindeste Spur von Silber
                              									enthaͤlt: ein seltenes Vorkommen, welches allerdings zur Schoͤnheit
                              									des Bleiweißes viel beitraͤgt. Dann traͤgt auch die Reinheit des
                              									Schwerspathes das Ihre zur Schoͤnheit der Weiße bei.
                           2tens, in der Art, wie das Bleiweiß gewaschen wird, wozu sehr viele Geschiklichkeit
                              									gehoͤrt: der beste Waͤscher in einer Bleiweiß-Fabrike ist der
                              									beste Arbeiter; denn von diesem hoͤchst einfach scheinenden Processe
                              									haͤngt die groͤßere oder geringere Schoͤnheit des Bleiweißes
                              									ab.
                           3tens, in der Art des Reibens, die gleichfalls sehr einfach scheint, jedoch
                              									hinreicht, um der weißen Farbe den hoͤchsten Glanz zu geben.
                           4tens, in der Art, in welcher das Blei in Form gebogener Blaͤtter der
                              									Einwirkung der eßigsauren Daͤmpfe ausgesezt wird, welche, in so fern sie auf
                              									keinen diken Koͤrper zu wirken haben, desto leichter die Oberflaͤchen
                              									zerfressen, die ihrer Wirkung ausgesezt sind. Das Blei wird, auf diese Weise, mehr
                              									zersezt, und folglich vollkommneres kohlensaures Blei.
                           5tens, endlich in der Art von Verdampfung. Die langsame Verdampfung, deren man sich
                              									in den Kremser-Weiß Fabriken bedient, beguͤnstigt sehr die
                              									allmaͤhliche Entwikelung der sauren Dampfe, so daß sie das Blei nur nach und
                              									nach angreifen; es gehen folglich nur wenige Dampfe verloren, und das kohlensaure
                              									Blei gewaͤhrt, sowohl dem Gewichte als der Guͤte nach, wesentliche
                              									Vortheile.
                           Im Jahre 1809 sandte Hr. Dall'armi, Besizer einer
                              									Bleiweiß-Fabrik zu Rom, eine Abhandlung an die Société d'Encouragement, in welcher er mehrere wichtige
                              									Bemerkungen mittheilte, welche wir hier anfuͤhren zu muͤssen glauben.
                              									Hr. Dall'armi haͤlt, nach Anfuͤhrung der
                              									verschiedenen Erscheinungen bei der Bleiweiß-Bildung, den Eßig bloß
                              									fuͤr ein Zwischen-Mittel, welches den Sauerstoff und Kohlenstoff
                              									geneigt macht, sich mit
                              									dem Bleie zu verbinden; er glaubt, daß diese drei Koͤrper ununterbrochen und
                              									zugleich auf das Blei wirken muͤssen, und daß der Fehler in den
                              									Bleiweiß-Fabriken darin bestand, daß man auf diese nothwendige Verbindung
                              									nicht hinlaͤnglich Acht gegeben hat, daher auch der Erfolg ihrer Arbeiten
                              									immer ungewiß ist. Er glaubt, daß es unmoͤglich ist, Schichten zu erhalten,
                              									die von sich selbst durch ihre ganze Masse hindurch gleichfoͤrmig weiß
                              									waͤren, und daß die Natur das Blei immer nur nach und nach, und langsam in
                              									Bleiweiß verwandelt, und jenes Weiß unvollkommen laͤßt, welches dem Bleie
                              									zunaͤchst liegt.
                           Diesem zu Folge wandte Hr. Dall'armi ein
                              									Bogen-Gewoͤlb an, in welchem die Kohlensaͤure, wie in einem
                              									Behaͤlter aufgenommen wurde, und in welches die Luft nur durch zwei kleine,
                              									oben in dem Schluße desselben angebrachte, Loͤcher eindringen konnte. Er wich
                              									auch darin von dem gewoͤhnlichen Verfahren, die Toͤpfe uͤber
                              									einander zu stellen, ab, daß er nur eine Reihe derselben bildete, die er auf ein
                              									Mistbeet von Pferde-Mist, welcher einen Fuß hoch aufgeschichtet und etwas
                              									zusammen gedruͤkt wurde, stellte: auf die Toͤpfe legte er Stroh, und
                              									uͤber dieses eine zweite Schichte Pferde-Mist. Er war sicher,
                              									hierdurch einer zu großen Erhizung vorzubeugen; denn die Temperatur muß immer auf 40
                              									bis 50° Réaum. (122 bis 156° Fahrenh.) bleiben, wodurch auch
                              									der Zutritt der atmosphaͤrischen Luft zu dem Inneren der Toͤpfe
                              									erleichtert wird.
                           Diese Toͤpfe in Form eines abgestuzten Kegels, innen und außen glasirt, und
                              									einen Fuß hoch, sind innenwendig, ungefaͤhr zwei Zoll von dem Boden, mit
                              									einem Kreuze von weißem Holze versehen, auf welches ein Duzend Blaͤtter von
                              									gegossenem Blei gelegt werden. In jeden Topf goß er zwei Glaͤser mit Wasser
                              									verduͤnnten Weineßig, damit der Eßig nicht zu stark wird, und bedekte dann
                              									den Topf. Nach vierzehn Tagen untersuchte er die Toͤpfe, und goß in
                              									diejenigen, die er leer fand Eßig nach.
                           Dieses Nachfuͤllen konnte geschehen, ohne daß das Blei verruͤkt wurde,
                              									bloß durch Aufheben der oberen Lage von Duͤnger und Anklopfen an die
                              									Toͤpfe mit einem Stabe.
                           
                           Sechs Wochen darauf wurden alle Toͤpfe geoͤffnet, um das Bleiweiß
                              									heraus zu nehmen. Die Schuppen waren dann troken, und hingen nicht fest an den
                              									Blei-Blaͤttern, an welchen sie sich bildeten; es war genug die
                              									Blaͤtter zu biegen, um das Bleiweiß davon abspringen zu machen, ohne daß
                              									irgend ein Staub dadurch erzeugt wurde: um jedoch die Gesundheit der Arbeiter zu
                              									schuͤzen, und alle Gefahr des Einathmens dieses gefaͤhrlichen Pulvers
                              									zu beseitigen, errichtete Hr. Dall'armi kleine
                              									geschlossene Kaͤmmerchen mit drei Abtheilungen, in hexen jeder zwei Arbeiter
                              									auf ein Mahl arbeiten konnten.
                           In der ersten derselben war ein Cylinder mit zwei Abtheilungen zur Aufnahme der mit
                              									Bleiweiß bedekten Blaͤtter, die ein Kind hinein warf, nachdem sie von dem
                              									noch nassen und teigartigen Bleiweiße und von dem diken Ruͤkstande des
                              									Eßiges, den man jedes Mahl mehr oder minder haͤufig am Boden der
                              									Toͤpfe findet, gereinigt wurden. In die zweite Abtheilung stellte er hohe und
                              									enge Buͤchsen von solcher Groͤße, daß ein Arbeiter dieselben leicht
                              									wegheben konnte, wenn sie mit den Schuppen des Bleiweißes gefuͤllt waren. In
                              									diese warf der Arbeiter jenes Bleiweiß, welches durch die Muͤhle laufen
                              									sollte, und wog sie, wenn sie voll waͤren. In die dritte Abtheilung brachte
                              									er jene Bleiblaͤtter, welche bereits einmahl gebraucht wuͤrden, und
                              									welche er wog, ehe er sie wieder in die Toͤpfe zur neuen
                              									Bleiweiß-Bildung zuruͤk that. Die Arbeiter, die einander gegen
                              									uͤber standen, schoben ihre Arme in zwei lederne Aermel, welche an zwei
                              									Oeffnungen, die in die Abtheilungen fuͤhrten, angenagelt waͤren. Diese
                              									Aermel banden sie um ihre Leibchen fest, und konnten so in dem Inneren der
                              									Kaͤmmerchen, die vollkommen geschlossen waͤren, und die ihr Licht bloß
                              									durch eine Glastafel erhielten, ohne Nachtheil arbeiten.
                           Hr. Dall'armi empfahl noch eine andere
                              									Vorsichts-Maßregel, die ihm noͤthig schien; naͤmlich diese, daß
                              									die Arbeiter vor dem Anfange ihrer Arbeit ihre Haͤnde mit Oehl, Talg oder mit
                              									Seife schmieren sollen, um die Poren in ihrer Haut zu schließen, und die Einsaugung
                              									des Bleiweißes dadurch zu erschweren. Diese sehr einfache Methode gewaͤhrt,
                              									seiner Ansicht nach,
                              									sehr viele Vortheile. Erstlich arbeitet sich darnach sehr leicht und schnell, und,
                              									zu gleicher Zeit, wird dadurch die Gesundheit der Arbeiter erhalten; 2tens,
                              									verlieren die Bleiblaͤtter, welche nach Abnahme des Bleiweißes uͤbrig
                              									bleiben, ihre Form nicht, und lassen sich regelmaͤßig in die Toͤpfe
                              									bringen; 3tens, laͤßt sich dadurch, selbst im Augenblike der Abnahme, die
                              									Menge des erhaltenen Productes genau berechnen.
                           Das in Bleiweiß verwandelte Blei erhaͤlt eine Gewichts-Zunahme von
                              									ungefaͤhr 33 p. Cent., d.i., wenn man 300 Kilogramme Blei in die
                              									Toͤpfe legte, und dann 133 Kilogramme Bleiweiß herausnimmt, so findet man
                              									ungefaͤhr 200 Kilogramme reines Blei uͤbrig, welches neuerdings zur
                              									Bleiweiß-Erzeugung verwendet werden kann. Im Durchschnitte erhielt Hr. Dall'armi aus jedem Topfe 4 1/6 Kilogramm Bleiweiß. Der
                              									Ruͤkstand am Boden der Toͤpfe hatte, nachdem er gewaschen, verarbeitet
                              									und zu Kuchen gebildet wurde, ein schmuzig weißes Ansehen, wurde aber dessen
                              									ungeachtet leicht verkauft.
                           Die Menge des erhaltenen Productes haͤngt großen Theils von der Breite der
                              									Bleiblatter ab, die in die Toͤpfe gebracht werden; je duͤnner sie
                              									sind, und je groͤßer die Oberflaͤche, die sie der Einwirkung des
                              									Eßiges darbiethen, desto schneller werden sie in Bleiweiß verwandelt. Hr. Dall'armi befestigte einige dieser Blaͤtter, zum
                              									Versuche, an Stuͤke Bimsstein, die er als Dekel auf die Toͤpfe legte,
                              									und so anbrachte, daß sie zugleich der atmosphaͤrischen Luft und dem
                              									kohlensauren Gase Zutritt gestatteten; er fand aber dieses Verfahren sowohl in
                              									Hinsicht auf Blei, Brenn-Material, Zeit, und andere Umstaͤnde sehr
                              									kostspielig, und waͤhlte daher Gußmodel aus Gußeisen, in welchen er die
                              									Bleiblaͤtter so duͤnn gießen konnte, als er wollte, und die nach
                              									Belieben abgekuͤhlt werden konnten.
                           Gegossenes Blei verdient allgemein den Vorzug in oͤkonomischer Hinsicht, indem
                              									gestrektes Blei der Einwirkung der Eßig-Daͤmpfe hartnaͤkig
                              									widersteht.
                           Die Art Duͤngers, die man anwendet, ist gleichfalls von Wichtigkeit. Dem
                              									frischen Duͤnger muß solcher, dessen Faͤulniß bereits
                              									vorgeruͤkt ist, zugesezt, und die Mischung beider muß, nach Umstaͤnden,
                              									abgeaͤndert werden, indem die Anwendung desselben bloß Erzeugung einer
                              									starken und anhaltenden Hize zum Zweke hat, die aber nicht so groß seyn darf, daß
                              									aller Eßig umsonst ploͤzlich verjagt wird, und die Operation dadurch
                              									mißlingt. Hr. Dall'armi versichert, daß er mit Erfolg
                              									versuchte den Duͤnger durch Gaͤrberlohe zu ersezen, der so eben aus
                              									Lohbeeten genommen wurde.
                           Die diksten Schuppen des Bleiweißes sind die besten, indem, der Anzahl nach weniger
                              									an irgend einem Stuͤke Blei von bestimmten Gewichte, sie nicht so viel von
                              									jener grauen Masse liefern, mit welcher die Blei-Blaͤtter
                              									gewoͤhnlich gebildet sind. Um diese Schuppen zu zerbrechen, kommen sie, ohne
                              									Unterschied, entweder in eine horizontale oder vertikale Muͤhle, je nachdem
                              									die Umstaͤnde die eine oder die andere bequemer machen. Diese Schuppen sind
                              									gewoͤhnlich hart und dicht: nachdem sie zermalmt wurden, werden sie mit
                              									Wasser zu einem duͤnnen Breie gemahlen, bis sie ganz fluͤßig und
                              									unfuͤhlbar werden, wozu mehrere Stunden noͤthig sind. Man muß Acht
                              									geben, daß nicht zu viel Schuppen auf ein Mahl in die Muͤhle kommen. Der Teig
                              									wird hierauf in einer großen Menge Wassers gewaschen, und durch ein sehr feines Sieb
                              									gelassen, welches alle Unreinigkeit zuruͤkhaͤlt, z. B. alle
                              									Bleitheilchen, welche unter die Schuppen gefallen seyn moͤgen, alle
                              									unvollkommen zerriebenen Bleiweißkoͤrner etc. Nachdem das kohlensaure Blei
                              									sich niedergeschlagen hat, wird das Wasser abgeseiht. In diesem Zustande wird dann
                              									das Bleiweiß noch verschiedenen Operationen unterzogen, je nachdem dasselbe zu
                              									verschiedenem Gebrauche bestimmt ist.
                           Der Teig, der noch immer zu fluͤßig zum Gebrauche ist, wird auf ein reines
                              									Leinen-Tuch gebracht, auf demselben ausgebreitet, und auf eine ebene
                              									einsaugende Oberflaͤche aus gepuͤlverter und gewaschener Holzasche
                              									gebracht, oder aus einer Mischung von Ziegelmehl, Gips und Wasser, welche, bei
                              									maͤßiger Hize, durch untergestellte Kohlenpfannen, sorgfaͤltig
                              									getroknet und dann gepuͤlvert wurde. Auf diese Weise erhaͤlt der Teig
                              									bald eine Consistenz, in welcher er mit Leichtigkeit jede beliebige Form. anzunehmen
                              									vermag, ohne bei dem Troknen schwammig und zerreiblich zu werden. Man fuͤllt
                              									entweder kleine unglasirte irdene Toͤpfe in Form eines umgekehrten Kegels mit demselben,
                              									oder gibt ihnen die Form von Ziegeln, indem man ihn in Model druͤkt. Den Teig
                              									in den Toͤpfen laͤßt man darin troken werden; die Ziegel laͤßt
                              									man auf die, Feuchtigkeit verschlingenden, Unterlagen entweder in freier Luft, oder
                              									in einer Trokenstube, und bewahrt sie sorgfaͤltig vor Staub, Rauch oder
                              									schwefeligen Daͤmpfen.
                           Zur seinen Oehlmahlerei ziehen die Mahler dasjenige Bleis weiß vor, welches bei dem
                              									schoͤnsten und reinsten Weiß die wenigste Durchsichtigkeit besizt; zum
                              									Anstreichen hingegen waͤhlt man solches, welches sich leicht mit Oehl
                              									verkoͤrpert, und unter dem Pinsel sich gut verstreicht. Man hat gefunden, daß
                              									Kalk diesem Bleiweiße jene Eigenschaften ertheilt, welche die Anstreicher so sehr
                              									wuͤnschen, und nach Hrn. Dall'armi kann man selbst
                              									ein Zwoͤlftel davon zusezen. Die Guͤte des Kalkes hat nothwendig ihren
                              									Einfluß auf das BleiweißGegen den Kalk protestirte ein Hr. R. E. in Gill's
                                    											Repository, Maͤrz, 1824. S. 202 gar sehr,
                                    											und versichert, daß das Bleiweiß dadurch gelb wird. A. d. Ueb.. Hr. Dall'armi empfiehlt Kochsalzsaͤure,
                              									wodurch diese Mischung eine Weiße von der ersten Qualitaͤt erhaͤlt:
                              									bei Bleiweiß von der zweiten Qualitaͤt findet er diesen Zusaz
                              									uͤberfluͤßig.
                           Seit er die Toͤpfe nicht mehr uͤber einander stellt, fand er weder an
                              									den Blei-Blaͤttern, noch an den Blei-Schuppen, jenen schwarzen
                              									Ueberzug, welchen er aus guten Gruͤnden dem geschwefelten Wasserstoffgase
                              									zuschreiben zu koͤnnen glaubt, der sich durch die Gaͤhrung aus den
                              									thierischen Stoffen entwikelt, und mitten in den Beeten zuruͤkgehalten wird.
                              									Ungeachtet aller von ihm getroffenen Veraͤnderungen fand er indessen, so oft
                              									dieses Gas entwikelt wurde, die Toͤpfe etwas davon gefaͤrbt.
                           Hr. Dall'armi wandte schwache Kochsalzsaure an, um die
                              									oxidirten Atome, die so oft in dem Bleie gefunden werden, aufzuloͤsen, und in
                              									weiße Salze zu verwandeln, und zugleich auch das geschwefelte Wasserstoffgas zu
                              									entwikeln, das in dem Teige vorkommt. Er glaubt eines vollkommenen Gelingens sicher
                              									zu seyn, obschon er seine Versuche bisher bloß im Kleinen anstellte.
                           
                           Technical Repository. Maͤrz. 1824 S.
                                    											145.Er brachte naͤmlich etwas von dem Teige in einen großen, reinen,
                              									glaͤsernen Kolben, goß dreigraͤdige Kochsalzsaͤure darauf, und
                              									schuͤttelte den Kolben kraͤftig, um die Saͤure mit allen
                              									Theilchen des Teiges in Beruͤhrung zu bringen. Augenbliklich zeigte sich ein
                              									starkes Aufbrausen. Er ließ dann die Mischung in dem Gefaͤße, welches er
                              									offen ließ, damit das geschwefelte Wasserstoffgas, wenn sich welches entwikelte,
                              									entwikeln konnte, ruhen, und stoͤpselte dasselbe endlich, mehr oder minder
                              									mit Kohlensaͤure gefuͤllt, zu, damit es keine Farbe des kam,
                              									schuͤttelte es wieder einige Zeit uͤber lebhaft, und goß die
                              									Fluͤßigkeit ab. Dieses Waschen wiederholte er, bis die verlangte Weiße zum
                              									Vorscheine kam, und endete endlich damit, daß er die Masse in einer großen Menge
                              									Wassers wusch. Er versichert uns durch dieses saͤure Waschen ein so
                              									schoͤnes Weiß, wie das feinste Kremser-Weiß, erhalten zu Habens Um der Waare den Geruch und die
                              									Haͤrte des Lezteren zu geben, reicht es, wie er sagt, hin, dem weiß
                              									gewaschenen Teige, ehe man denselben in Model schlaͤgt, noch ein Mahl mit
                              									vollkommen farbenlosen Eßig abzuwaschen. Das wenige eßigsaure Blei, welches sich
                              									bildet, kristallisirt, etc. troknet mit dem Bleiweiße, und bindet die Theilchen wie
                              									Kitt zusammen.
                           Hr. Dall'armi gibt noch eine Methode an, das
                              									Blei-Weiß in Faͤßchen von weißem Holze, die in Zapfen gedreht werden,
                              									und innenwendig frei von allem Metalle sind, weiß zu machen. Er versichert uns, daß
                              									man nicht ehe ein schoͤnes Weiß erhaͤlt, als bis das Holz der
                              									Faͤßchen mit Bleiweiß durchdrungen ist, und allen Faͤrbestoff verloren
                              									hat. Da man nur wenig Saͤure hierzu braucht, wird diese Operation den Preis
                              									des Bleiweißes nicht sehr vertheuern.
                           Aus diesen Beobachtungen und aus der neuesten Analyse ersieht man, daß Alles, was man
                              									zur Erhaltung eines schoͤnen Bleiweißes noͤthig hat, langsame
                              									Oxidirung des Bleies, und sobald dieses Oxid gebildet ist, Verbindung dieses Oxides
                              									mit Kohlensaͤure ist. Lang schon wußten die Fabrikanten die verschiedenen
                              									Ursachen, welche bei Bildung des Bleiweißes Einfluß haben, gehoͤrig zu
                              									wuͤrdigen; allein, erst seit die Chemie ihr selbststrahlendes Licht
                              									uͤberall hin verbreitete, ward es moͤglich die
                              									Bleiweiß-Fabrication von den alten Fesseln der Routine zu befreien, und stets
                              									dieselben ausgezeichneten Producte zu erhalten. Die Société d'Encouragement zu Paris hat, durch mehrere
                              									ausgeschriebene Preise, wesentlich zu diesem wichtigen Resultate beigetragen, indem
                              									sie ohne Unterlaß den Wetteifer unter den Fabrikanten dieses Artikels unterhielt,
                              									und der Erfolg ihrer Bemuͤhungen war so glaͤnzend, daß in wenigen
                              									Jahren eine Menge Bleiweiß-Fabriken in Frankreich errichtet wurden,
                              									waͤhrend vorher auch nicht eine einzige in diesem Lande zu finden war. Es ist
                              									ein wesentlicher Dienst, den man seinem Vaterlande erweiset, wenn man dasselbe von
                              									dem Tribute befreit, welchen es fuͤr eine so sehr gesuchte Waare bisher immer
                              									dem Auslande zollen mußte, Wenn einige vorurtheilsvolle Leute, an denen
                              									gluͤklicher Weise nicht viel gelegen ist, noch immer die Einfuhr dieses
                              									Artikels beguͤnstigen, so werden wir durch erneute Anstrengungen bald alle
                              									Hindernisse besiegen, und das alte Joch gaͤnzlich abschuͤtteln.
                           Bei dem gegenwaͤrtigen Zustand der Wissenschaft ist es leicht, jedes
                              									Phaͤnomen, welches sich waͤhrend der Bleiweiß-Bildung dem
                              									Beobachter darbiethet, mit solcher Genauigkeit zu erklaͤren, daß man es
                              									vollkommen begreifen kann. Es ist ausgemachte Thatsache, daß Bleiweiß nur auf die
                              									oben angegebene Weise gebildet werden kann, dadurch naͤmlich, daß man das
                              									Blei in eine heiße und feuchte Atmosphaͤre bringt, welche hinlaͤnglich
                              									mit Sauerstoff und Kohlensaͤure beladen ist, und wir haben bloß den Grad von
                              									Wichtigkeit zu untersuchen, welcher jeder dieser Bedingungen angehoͤrt, und
                              									die Art, auf welche dieselben am kraͤftigsten in Thaͤtigkeit gebracht
                              									werden koͤnnen. Jeder kennt den großen Einfluß, welchen Feuchtigkeit und
                              									Waͤrme bei chemischen Verbindungen aͤußert: die eine, welche die
                              									Theilchen der Koͤrper von einander entfernt, vermindert den Zusammenhang
                              									derselben, und gestattet ihnen in neue Verbindungen einzutreten; die andere ist ein
                              									unerlaͤßiges Mittel, welches bei Wieder-Vereinigung der verschiedenen
                              									Theilchen, die es durchdringt, erweicht, und unter einander mengt, als Band dient,
                              									wodurch diese verschiedenen Theilchen in Beruͤhrung gebracht, und zusammen gehalten
                              									werden: es bildet sehr oft, und vorzuͤglich in diesem Falle, einen
                              									wesentlichen Theil der Verbindung. Was den Sauerstoff und die
                              									Kohlen-Saͤure betrifft, so ist die Gegenwart derselben offenbar
                              									nochwendig, indem beide allein diejenigen Koͤrper sind, welche sich mit dem
                              									Metalle verbinden. Der Rauch, dessen die Hollaͤnder sich bedienen, die
                              									Gaͤrberlohe oder das faulende Stroh, welches man an der Stelle desselben
                              									anwendet, wirken nicht bloß durch Erzeugung der nothwendigen Erhoͤhung der
                              									Temperatur, sondern, wie Viele glauben, auch dadurch, daß sie einen Theil der
                              									Kohlensaͤure liefern, welcher bei Bildung des Bleiweißes hinzutritt. Man kann
                              									indessen nicht zweifeln, daß ein anderer Theil dieser Kohlensaͤure durch
                              									Zersezung des Eßiges selbst oder der fremden Stoffe gebildet wird, welche, demselben
                              									zugesezt werden. Die Dampfe des Eßiges werden allmaͤhlich verdichtet auf den
                              									Bleiblaͤttern, die damit in Beruͤhrung kommen; die große
                              									Verwandtschaft des Metalles mit dem Sauerstoffe veranlaßt die Zersezung dieser
                              									Saͤure; ein Theil seines Sauerstoffes ergreift das Blei, waͤhrend ein
                              									anderer Theil desselben, als kohlensaures Gas, sich mit dem bereits gebildeten Oxide
                              									verbindet, und das kohlensaure Blei bildet. Wir koͤnnen indessen durch
                              									positive Versuche erweisen, daß reiner Eßig zur Bleiweiß-Bildung nicht
                              									hinreicht; er muß gewisse Koͤrper, wie Weinstein, Hefen etc. enthalten,
                              									welche bei ihrer allmaͤhlichen Zersezung Kohlensaͤure zu erzeugen im
                              									Stande sind; oder vielleicht entstehen die kohlensauren Verbindungen durch die
                              									Zersezung des Eßiges selbst.
                           Als Bergmann, Chenevix u.a. sich bemuͤhten zu zeigen, daß gehoͤrig
                              									bereitetes Bleiweiß wirklich basisch kohlensaures Blei ist, glaubten sie, daß sie im
                              									Stande waͤren nach Belieben dasselbe durch doppelte Zersezung zu erzeugen:
                              									sie halten hier die Auswahl unter allen aufloͤsbaren basischen kohlensauren
                              									Bleiverbindungen, und unter allen aufloͤsbaren Bleisalzen: die groͤßte
                              									Schwierigkeit bestand nur darin, dasselbe um einen so geringen Preis zu erzeugen, um
                              									welchen man auslaͤndisches Blei erhalten konnte. Unter der großen Menge
                              									verschiedener Methoden, weiche der Société
                                 										d'Encouragement bei ihrer Versammlung im J. 1809 vorgelegt wurden,
                              									verdiente jene der HHrn.
                              									Brechoz und Leseur zu Pontoise dem Vorzug, indem man dadurch Bleiweiß um den so lang
                              									gewuͤnschten niedrigen Preis erhalten konnte. Die Société d'Encouragement erhielt allgemeinen und gerechten
                              									Beifall fuͤr die Umsicht, mit welcher sie zu Werke ging, und vielleicht ward
                              									nie ein Preis mit groͤßerem Rechte zuerkannt. Wirklich hat auch diese Fabrik,
                              									die damahls in ihrer Kindheit war, sich zeither so sehr vergroͤßert, daß sie,
                              									unter Leitung der HHrn. Roard und Brechoz, beinahe zum Kolosse wurde, und dieß
                              									ungeachtet einer Menge anderer aͤhnlicher Fabriken, welche in der
                              									Nachbarschaft derselben entstanden.
                           Wir wollen versuchen eine deutliche Idee von dem Vers fahren an dieser Fabrik zu
                              									geben, ohne uns jedoch in jenes Detail einzulassen, welches lediglich die sogenannte
                              									Manipulation betrifft, und welches, wuͤrde es allgemein bekannt werden, die
                              									Existenz dieser schoͤnen Fabrik gefaͤhrden koͤnnte, welche jezt
                              									eine Art von National-Reichthum Frankreichs bildetMan war also in Kaͤrnthen, wo man die Geheimnisse der Fabrik dem Hrn.
                                    												Marcel de Serres nicht vorenthielt, edler als
                                    											man in Frankreich nicht ist. A. d. Ueb..
                           Dasselbe Oxid laͤßt sich in verschiedenen Verhaͤltnissen mit derselben
                              									Saͤure verbinden, und dadurch entstehen verschiedene Salze, welche die
                              									Chemiker mit dem Namen basische Salze, neutrale oder
                                 										eigentliche Salze, und uͤbersaure Salze
                              									bezeichnen. Wenige Oxide sind indessen aller dieser drei Grade von Verbindungen
                              									faͤhig. Das erste Blei- Oxid (Blei-Protoxid) geht nur zwei Verbindungen mit der Eßigsaure ein,
                              									und bildet entweder das neutrale eßigsaure Blei, oder den
                              									gewoͤhnlichen Bleizuker, und das basische eßigsaure
                                 										Blei, welches ehevor in den Apotheken unter dem Namen Blei-Extract
                              										(Extractum Saturni) bekannt warEine ausfuͤhrliche Abhandlung uͤber die Bereitung des basischen
                                    											eßigsauren Bleies und des Bleizukers enthaͤlt der 10. Bd. dieses
                                    											Journals. S. 479–486. D.. Unter diesen Salzen ist Lezteres das Merkwuͤrdigste, indem es, was nicht
                              									uͤberall bei diesen Verbindungen der Fall ist, außerordentlich
                              									aufloͤsbar ist. Dieses basische eßigsaure Blei besizt aber noch eine andere
                              									Eigenschaft, naͤmlich diese, daß tue lezten Theilchen des Oxides, welche in
                              									neutrale und basische Salze verwandelt werden, weniger von der Saͤure
                              									angezogen werden, als andere, und daß es folglich leichter ist, diese, als die
                              									ersteren, von ihren Verbindungen zu befreien. Es kann also ein Mittel, welches nicht
                              									stark genug ist das Oxid von einem Neutral-Salze zu trennen, dasselbe von
                              									diesem zweiten Theile des Oxides befreien, welches ein basisches Salz und eine
                              									besondere Verbindung bildet. Diese Eigenschaft ist es, welche die HHrn. Brechoz und
                              									Leseur so gluͤklich zu benuͤzen wußten, und welche die Basis ihrer
                              									Fabrik bildet. Ihr Verfahren besteht darin, daß sie basisches eßigsaures Blei
                              									nehmen, und durch die Aufloͤsung desselben einen Strom von kohlensaurem Gas
                              									leiten, wodurch das in dem neutralen eßigsauren Bleie, welches in der
                              									Aufloͤsung zuruͤkbleibt, uͤberschuͤßige Blei-Oxid
                              									als basisches kohlensaures Blei niedergeschlagen wird.
                           Diese Veraͤnderung geschieht auf folgende Weise:
                           Das neutrale eßigsaure Blei, welches, in 100 Theilen,
                               26 Saͤure,
                               58 Oxid,
                               16 Wasser
                           enthaͤlt, fordert, wenn es in den Zustand einer
                              									basischen eßigsauren Verbindung uͤbergehen soll, noch zwei andere
                              									Verhaͤltnisse von Oxid; d.h., 100 Theile dieses Salzes koͤnnen 116
                              									Theile Blei-Oxid aufloͤsen; es ist, wenn man diese Verbindung bewirken
                              									will, nicht noͤthig, daß man Hize dazu anwendet; man kann sie eben so gut in
                              									der Kaͤlte bewerkstelligen. Wir glauben, daß, bei Verfertigung von Gewicht,
                              									die Anwendung von kristallisirtem eßigsauren Blei unnoͤthig ist, indem sich
                              									das basisch eßigsaure Blei geradezu aus Bleiglaͤtte und brennzeliger
                              									Eßigsaͤure bilden laͤßt. Und diese Verbindung laͤßt sich leicht
                              									in der Kaͤlte durch bloßes Reiben in gehoͤrigen Gefaͤßen
                              									bewirken. Um sicher zu seyn, daß man die gehoͤrige Uebersaͤttigung
                              									erhaͤlt; muß man einen Ueberschuß von Glaͤtte anwenden. Nun brauchen
                              									65 Kilogramme brennzeliger Holzsaure von 40 Graden am Saͤuremesser oder
                              									8° am gewoͤhnlichen Araͤometer, 58 Kilogramme
                              									Bleiglaͤtte, um neutrales eßigsaures Blei zu bilden. Hieraus folgt, daß man,
                              									wie wir oben gezeigt haben, wenigstens 174 Kilogramme Glaͤtte nehmen muß, um,
                              									bei derselben Menge von Saͤure, basisch eßigsaures Blei zu bekommen. Man sezt
                              									der Saͤure 15 bis 20 Theile Wasser zu: einen Theil desselben vor, den anderen
                              									nach der Aufloͤsung. Nachdem man die Masse einige Zeit ruhen ließ,
                              									laͤßt man auf den Ruͤkstand neuerdings eine frische Menge
                              									Saͤure einwirken, damit alles Aufloͤsbare aufgeloͤst wird. Es
                              									bleibt ungefaͤhr 0,01 bis 0,015, was von der Saͤure nicht angegangen
                              									wird, und aus Blei, Eisen, Kupfer, und einigen erdigen Theilen, und aus Silber im
                              									Verhaͤltnisse von 4 bis 6 Tausendtheilchen besteht.
                           Nachdem die Aufloͤsung klar geworden ist, wird sie in große bedekte
                              									Gefaͤße abgezogen, die sehr weit und flach sind. In diese laͤßt man
                              									die Kohlensaͤure sehr langsam durch eine große Menge von Roͤhren
                              									einstroͤmen, so daß die Beruͤhrungsflaͤchen so zahlreich, wie
                              									moͤglich, werden. Diese Saͤure kann, nach Umstaͤnden, auf
                              									verschiedene Weise erzeugt werden; zuweilen, wie zu Clichy, durch das Brennen von
                              									Holzkohlen; zuweilen durch Zersezung von kohlensauren Verbindungen mittelst einer
                              									Saͤure: in jedem Falle ist es aber noͤthig, daß das kohlensaure Gas
                              									durchaus nichts von geschwefeltem Wasserstoffgase enthaͤlt. Es ist
                              									unerlaͤßliche Bedingung, das Gas zu waschen, und selbst, zu groͤßerer
                              									Sicherheit, dem Waschwasser etwas eßigsaures Blei zuzusezen, um sicher zu seyn, daß
                              									nicht die kleinste Spur von geschwefeltem Wasserstoffgase zugegen istAuch in Schweden wird jezt auf diese Art das Bleiweiß verfertigt, und das
                                    											kohlensaure Gas aus brennenden Kohlen entwikelt. Unterm 3ten Januar 1820
                                    											erhielt Joh. Sadler, Gentleman, Parish of
                                    											Lambeth, Surrey ein Patent auf eine „neue und verbesserte Methode
                                       												kohlensaures Blei, ehevor Bleiweiß, (Céruse) jezt aber gewoͤhnlich Weißblei, (White Lead) genannt, zu bereiten“
                                    											welches in dem Repertory of Arts, Manufactures and
                                       												Agriculture, Januar 1824. S. 78. wie folgt, beschrieben ist:
                                    												„Kohlensaures Blei ist Dasjenige, was man ehevor Bleiweiß,
                                       												jezt aber gewoͤhnlich Weißblei nennt. Das basisch eßigsaure Blei
                                       												ist in der Pharmacopoca Londinensis, edit.
                                       												1815, S. 58 als Liquor Plumbi Subacetasis beschrieben. „Um
                                          													kohlensaures Blei zu bereiten“, bringe ich eine Aufloͤsung von basischem eßigsauren Blei (liquor plumbi subacetasis) in ein Faß, oder
                                       												in ein anderes Gefaͤß, das offen oder geschlossengegeschlossen seyn kann (ich ziehe aber ein geschlossenes Gefaͤß
                                       												vor), und bringe Kohlensaͤure entweder in Gaß-Gestalt oder
                                       												in Aufloͤsung in dasselbe. Um die Verbindung der
                                       												Kohlensaͤure mit dem Blei-Oxide zu beguͤnstigen,
                                       												welches in der Aufloͤsung des basisch eßigsauren Bleies enthalten
                                       												ist, ruͤttle ich die Mischung fleißig. Es bildet sich bald ein
                                       												Niederschlag, welcher aus kohlensaurem Bleie (d.i. aus Bleiweiß)
                                       												besteht. Diese Operation seze ich so lang fort, als Kohlensaͤure
                                       												aufgenommen wird, welche ich so lang zuseze, bis kein Niederschlag
                                       												erfolgt. Das auf diese Weise gebildete kohlensaure Blei scheide ich von
                                       												der Fluͤßigkeit durch Abseihen oder Filtriren ad, und wasche und
                                       												trokne dasselbe auf die gewoͤhnliche Weise.“ Der Hr.
                                    											Patent-Traͤger scheint nicht zu wissen, daß reines Bleiweiß
                                    											auch nur basisches kohlensaures Blei (Sub Carbonas Plumbi) ist. D..
                           
                           Das kohlensaure Gas, dessen Beruͤhrungspuncte zur Beguͤnstigung seiner
                              									Wirkung unendlich vervielfaͤltigt wurden, schlaͤgt alles zweite Oxid
                              									nieder, welches das basische kohlensaure Gas eigentlich bildet; es bringt aber
                              									zugleich auch noch eine andere Wirkung hervor: die Aufloͤsung wird
                              									naͤmlich dadurch, statt neutral, etwas sauer. Nachdem aller Niederschlag zu
                              									Boden gefallen ist, wird Alles in eine seichte Kufe gelassen, und bleibt daselbst
                              									einige Stunden uͤber in Ruhe: die Fluͤßigkeit wird endlich abgesiehen,
                              									um mit einer neuen Portion Bleiglaͤtte verbunden zu werden. Der Bodensaz wird
                              									dann mit einer geringen Menge Wassers gewaschen, die der vorigen Fluͤßigkeit
                              									zugesezt wird, und das Waschen so lang fortgesezt, bis das Wasser nichts mehr
                              									aufnimmt, und vollkommen farbenlos ablaͤuft: nun laͤßt man das Wasser
                              									von dem kohlensauren Blei abtraͤufeln, damit man demselben in Toͤpfen
                              									die gehoͤrige Form geben kann. Zuweilen wird das Waschen nicht so weit
                              									fortgesezt, indem einige Kaͤufer an dem Bleiweiße gern eine blaͤuliche
                              									Farbe sehen. Das in unserer Bleiglaͤtte vorkommende Kupfer, welches sich
                              									gleichfalls im Eßige aufloͤst, bringt, wenn es nicht vollkommen ausgewaschen
                              									wird, diese Wirkung hervor. Sehr selten kommt das im Handel vorkommende Bleiweiß dem
                              									auf diese Weise erhaltenen gleich: es hat nicht die Farbe, die man wuͤnscht;
                              									denn man will es gewoͤhnlich blaͤulich oder graulich, und man hat es nicht gern
                              									milchweiß. Das Grauliche erhaͤlt man leicht, wenn man etwas gemeines
                              									Lampenschwarz zusezt: es muß lezteres aber sehr genau damit gemengt werden, um eine
                              									gleichfoͤrmige Farbe zu erhalten. Man gibt dem Bleiweiße zulezt, um es den
                              									Hollaͤndern nachzuthun, die diese Form einmahl eingefuͤhrt haben, die
                              									Gestalt von kleinen kegelfoͤrmigen Kuchen, und dieß zwar auf folgende Weise.
                              									Nachdem alles Wasser aus dem Bleiweiße abgelaufen ist, traͤgt man es in
                              									kleinen Quantitaͤten nach und nach in unglasirte irdene Toͤpfe, in
                              									welche es so genau als moͤglich eingedruͤkt wird. Die auf diese Weise
                              									gefuͤllten Toͤpfe werden dann in Troken-Stuben gebracht, wo man
                              									sie so lang laͤßt, bis die Kuchen nach Verlust ihrer Feuchtigkeit
                              									hinlaͤnglich zusammengeschrumpft sind, um von selbst los zu werden, so daß
                              									man sie leicht herausnehmen kann. Man stuͤrzt sie hierauf auf Tische um,
                              									damit sie den lezten Grad von Abtroknung erleiden, und wikelt sie in blaß blaues
                              									Papier, was seine Farbe auf sie zuruͤkschlaͤgt.
                           Unter allen diesen Arbeiten ist keine den Arbeitern so sehr gefaͤhrlich, wie
                              									das so eben erwaͤhnte Eintragen in die Toͤpfe, und nichts vermag
                              									dagegen zu schuͤzen, weder die von Dall'armi
                              									empfohlene Anwendung des Fettes, noch die Handschuhe, die man die Arbeiter zu tragen
                              									zwingt. Es bleibt kein anderes Mittel, als diese lezteren alle vierzehn Tage
                              									abzuloͤsen. Waͤr' es aber nicht besser, diese herkoͤmmliche
                              									hollaͤndische Form gaͤnzlich aufzugeben, das Bleiweiß lediglich in
                              									kleinen Klumpen zu troknen, und dadurch das Schaͤdliche und
                              									Gefaͤhrliche des Eindrukens des Bleiweißes in jeden einzelnen Topf
                              									gaͤnzlich zu beseitigen? Vielleicht waͤre es moͤglich, die
                              									kegelfoͤrmige Form durch kleine kegelfoͤrmige Saͤke zu geben,
                              									die man mit Bleiweiß fuͤllt, und dann offen haͤngen laͤßt: die
                              									Schwere des Bleies und die poroͤse Textur der Leinwand wuͤrde das
                              									Abtroknen sehr beschleunigenEs wuͤrde gut seyn, wenn gleich in den Bleiweißfabriken der
                                    											groͤßere Theil Bleiweiß mit Oehl als Mahlerfarbe auf Muͤhlen
                                    											gerieben, in Handel gebracht wuͤrde. Auf mein Veranlassen geschieht
                                    											dieses jezt in der empfehlungswuͤrdigen Bleiweißfabrike der HHrn. v.
                                    											Osten und Comp. in Goͤggingen bei Augsburg, wo man mit gut
                                    											vorbereitetem Oehle abgeriebenes Bleiweiß in diker Konsistenz zu sehr
                                    											billigen Preise stets verraͤthig findet. D..
                           
                           Ich habe bereits bemerkt, daß die Fluͤßigkeit, aus welcher das basische
                              									kohlensaure Blei niedergeschlagen wurde, spaͤter mit einer neuen Portion
                              									Bleiglaͤtte zur neuen Erzeugung von basisch kohlensaurem Blei verwendet
                              									werden kann, indem man dieses auf dieselbe Weise mit Kohlensaͤure
                              									niederschlaͤgt. Ich darf hier hinzufuͤgen, daß dieses Verfahren so oft
                              									wiederholt werden kann, als man will, daß aber die aufloͤsende Kraft der
                              									Fluͤßigkeit immer schwacher wird, so daß man die Menge der Glaͤtte
                              									immer vermindern, oder, wie man es gegenwaͤrtig thut, immer so viel Eßig
                              									wieder zusezen muß, daß Alles auf das Alte zuruͤk kehrt. Die Ursache dieses
                              									Verlustes, der etwas bedeutend ist, beruht darin, daß die lezten Waschwasser, die zu
                              									schwach sind, um mit Vortheil angewendet werden zu koͤnnen, immer etwas
                              									basisches eßigsaures Blei wegfuͤhren, welches mehr Bleioxid, als das
                              									erwaͤhnte, erhaͤlt, und welches, da es beinahe unaufloͤslich
                              									ist, das Bleiweiß bei seinem Niederfallen begleitet, und nur durch wiederholtes
                              									Waschen von demselben weggeschafft werden kann.
                           Es bleibt mir nun nur noch die Vergleichung der Eigenschaften der verschiedenen Arten
                              									von Bleiweiß uͤbrig. Schon fruͤher, und auch noch gegenwaͤrtig,
                              									fand man, daß das Bleiweiß von Clichy weniger dekt, als das hollaͤndische.
                              									Man behauptet, daß die Theilchen des lezteren dichter an einander liegen, und die
                              									dadurch erhaltene Farbe mehr Koͤrper hat, waͤhrend das durch
                              									Niederschlag erhaltene leichter ist, und beinahe durchscheinend, so daß man dasselbe
                              									oͤfter auftragen muß. Dieser Tadel ist in einiger Hinsicht allerdings
                              									gegruͤndet: wir koͤnnen aber versichern, daß das Bleiweiß von Clichy
                              									taͤglich besser wird, und daß man bald keinen Unterschied mehr bemerken wird.
                              									Ungluͤklicher Weise hat man aber hier mit mehreren Schwierigkeiten zu
                              									kaͤmpfen, denn es gibt sehr viele Leute, die Ihr Interesse dabei finden, die
                              									Fehler des Bleiweißes von Clichy zu uͤbertreiben. Dahin gehoͤren
                              									vorzuͤglich einige Kaufleute, die sich keinen Scrupel machen, dieses Bleiweiß
                              									zu verschreien, um es fuͤr echtes hollaͤndisches doppelt so theuer
                              									verkaufen zu koͤnnen.
                           Wenn man zwei Sorten von Bleiweiß unter einander vergleicht, muß man auf einen
                              									Umstand Ruͤksicht nehmen, den die Mahler gewoͤhnlich bei ihren Versuchen
                              									vernachlaͤßigen: sie uͤberstreichen naͤmlich zwei gleiche
                              									Oberflaͤchen mit zwei verschiedenen Sorten von Bleiweiß, und urtheilen,
                              									welches von beiden am besten dekt. Sie vergessen aber das Gewicht des angewendeten
                              									Bleiweißes zu bestimmen: denn, wenn das eine leichter ist, als das andere, und man
                              									vergleicht bloß das Volumen, so wird man sich nothwendig taͤuschen
                              									muͤssen: man sollte sehen, ob man auch bei gleichem Gewichte gleiche
                              									Resultate erhaͤlt.
                           Man schreibt die Verschiedenheiten des Bleiweißes von Clichy in Hinsicht gegen andere
                              									Bleiweiß-Sorten den Umstaͤnden zu, unter welchen es erzeugt wird. Es
                              									ist kein Zweifel, daß diese Umstaͤnde Einfluß haben, und daß die
                              									groͤßere Dichtigkeit zum Theile von der Langsamkeit abhaͤngt, mit
                              									welcher die Verbindung geschieht: je kalter z.B. die Kohlensaͤure bei ihrem
                              									Durchgange durch die Aufloͤsung des basischen eßigsauren Bleies war, desto
                              									mehr Dichtheit erhaͤlt der Niederschlag: ich glaube aber, daß die Theilchen
                              									nicht in demselben Verhaͤltnisse unter einander verbunden sind. Ich habe
                              									Kremser-Weiß und basisches kohlensaures Blei, welches durch Niederschlag
                              									bereitet wurde, verglichen: lezteres gab mir weit mehr Kohlensaͤure, als
                              									ersteres.