| Titel: | Ueber kochsalzsauren Kalk als künstlichen Dünger. | 
| Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. LXXXVIII., S. 370 | 
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                        LXXXVIII.
                        Ueber kochsalzsauren Kalk als künstlichen
                           								Dünger.
                        (Im Auszuge aus den Annales de Chemie. Auch im
                           									Repertory of Arts
                                 										etc. Jul. 1824. S. 115.)
                        Ueber kochsalzsauren Kalk als künstlichen Dünger.
                        
                     
                        
                           Hr. Apotheker Dubuc zu Rouen, bediente sich vom Jahre 1820 bis 23 einer
                              									Aufloͤsung des kochsalzsauren Kalkes als Reizmittel zur Befoͤrderung
                              									des Wachsthumes der Pflanzen.
                           Er loͤste einen Theil trokenen kochsalzsauren Kalkes in 60 Theilen Wasser auf,
                              									welches dann 2° am Hydrometer zeigt, und begoß mit dieser Aufloͤsung
                              									den Grund, in welchen die Pflanzen zu stehen kommen, und hierauf die Samen oder
                              									Pflanzen nach dem Anbauen oder Versezen wieder mit dieser Fluͤßigkeit. Dieses
                              									Begießen wurde waͤhrend des Wachsthumes derselben drei bis vier Mahl
                              									wiederholt.
                           Hr. Dubuc saͤete Mais in einen leichten Boden,
                              									welcher acht Tage vorher mit dieser Fluͤßigkeit begossen wurde, und, zum
                              									Vergleiche, auf demselben Boden, der aber bloß mit gemeinem Wasser begossen wurde,
                              									in einer Entfernung von 6 Fuß noch einigen Mais. Ersterer ward noch einige Mahl
                              									waͤhrend seines Wachsthumes mit dieser Fluͤßigkeit begossen, und wuchs
                              									noch ein Mahl so hoch als derjenige, der bloß mit gemeinem Wasser begossen wurde.
                              									Auf diese Weise foͤrderte Hr. Dubuc das Wachsthum der großen Glokenblume, des
                              									Lilac, und anderer
                              									Straͤucher und Obstbaͤume. Dieselbe wohlthaͤtige Wirkung
                              									aͤußerte diese Fluͤßigkeit auch an Gemuͤsen, Zwiebeln, am Mohne
                              									etc., die zwei Mahl so groß, als gewoͤhnlich wurden. Die gemeine Sonnenblume,
                              									die gewoͤhnlich 5–8 Fuß hoch wird, ward auf diese Weise, wie in
                              									Spanien, 12–15 Fuß. Einige dieser lezteren hatten, wenn sie mit
                              									kochsalzsaurem Kalkwasser begossen wurden, 18 bis 20 Zoll breite Blaͤtter,
                              									und ihre Blumen 12 bis 14 Zoll im Durchmesser. Die Samen derselben lieferten die
                              									Haͤlfte ihres Gewichtes an gutem Tafeloͤhle, und der Fruchtboden
                              									schwizte eine Menge terpenthinartiger wohlriechender Fluͤßigkeit aus, die an
                              									der Luft zu Harz vertroknete.
                           Am 1ten Mai 1822 bepflanzte Hr. Dubuc zwei Beete mit Erdaͤpfeln, welche
                              									beinahe alle von gleicher Groͤße waͤren. Er legte sie 6 Fuß weit von
                              									einander, und begoß das eine Beet mit dieser Salz-Aufloͤsung, das
                              									andere mit gemeinem Wasser. Die Erdapfel wurden am 10ten December ausgegraben. Die
                              									mit der Salzaufloͤsung begossenen Erdapfel gaben eine beinahe um die
                              									Haͤlfte groͤßere Ernte: mehrere derselben waͤren einen halben
                              									Fuß lang, hatten zwei Zoll im Umfange, und wogen beinahe zwei Pfund. Sie
                              									waͤren, dem Geschmake nach, eben so gut, und ließen sich eben so gut bis
                              									Anfangs Aprils aufbewahren, wie die auf gewoͤhnliche Weise gezogenen. Man
                              									begoß sie waͤhrend der 6–7 Monate, die sie auf dem Felde standen, nur
                              									drei Mahl mit dieser Aufloͤsung. Die Blaͤtter und Staͤngel
                              									waͤren verhaͤltnismaͤßig um eben so viel staͤrker.
                           Es erhellt hieraus, daß drei- bis viermahliges Begießen mit kochsalzsaurer
                              									Kalkaufloͤsung in langen Zwischenraͤumen fuͤr die
                              									Gewaͤchse hinreicht. Die elektrisch organische Kraft dieses Salzes scheint
                              									maͤchtig zu wirken, und nach der Bemerkung des Hrn. Labarraque' (Apothekers
                              									zu Paris) selbst dem Brande und dem Fortschreiten fauler Geschwuͤre
                              									Graͤnzen zu sezen, und die Granulation von gesundem Fleische zu
                              									foͤrdern, welches die Wunden ausfuͤllt, und endlich vernarbtDa kochsalzsaurer Kalk theils auf Salinen, theils in Fabriken als Abfall
                                    											haͤufig vorkommt, so wird man sich denselben leicht verschaffen, und
                                    											ersteren fuͤr ein bisher wenig benuͤztes Mittel Absaz
                                    											gewaͤhren koͤnnen. A. d. Ueb..