| Titel: | Ueber eine neue Läuterungs-Weise der Syrupe und Zuker-Raffinirung. Von Hrn. Quillon, welcher am 10ten Jäner 1810 zu Paris ein Patent hierauf genommen hat. | 
| Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. CIIICII., S. 435 | 
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                        CIIICII.
                        Ueber eine neue Läuterungs-Weise der
                           								Syrupe und Zuker-Raffinirung. Von Hrn. Quillon, welcherwelwelcher am 10ten Jäner 1810 zu Paris ein Patent hierauf genommen
                           								hat.
                        Aus der Description des Brevets
                              									d'Invention im Repertory of Arts. Julius 1824. S. 121.
                        Quillon's Läuterungsweise der Syrupe und
                           								Zuker-Raffinirung.
                        
                     
                        
                           Die Basis dieser neuen Methode ist die Anwendung der Holzkohle
                              									als Filtrum und als entfaͤrbende Substanz. Gepuͤlverte Holzkohle
                              									entzieht dem Zuker, wenn er vorlaͤufig in Wasser aufgeloͤst wurde,
                              									alsogleich die Farbe, sobald sie mit demselben in Beruͤhrung kommt, und ist
                              									zugleich ein vortreffliches Filtrum, um diese Aufloͤsung vollkommen zu
                              									klaren. Die hierbei nothwendig zu befolgende Methode ist folgende.
                           Man seze, es sollen 1000 Pfund Rohrzuker geklaͤrt werden, um daraus Syrup oder
                              									Zukerhuͤte zu erhalten, so mischt man diesen Zuker anfangs mit der
                              									Haͤlfte seines Gewichtes Wasser in einem kupfernen Kessel, wenn er zu Syrup,
                              									und mit eben so viel Wasser dem Gewichte nach, wenn er zu Hutzuker werden soll. Vor
                              									oder nach dem Zusaͤze des Wassers muͤssen 50 Eyer, die in einem Eimer
                              									gehoͤrig mit Wasser abgeschlagen werden, zugesezt werden. Man kann Ochsenblut
                              									zusezen; allein diese Methode ist immer ekelhaft und nicht ohne Unbequemlichkeit,
                              										besonders bei feinem
                              									Zuker. Nachdem der Zuker auf, geloͤst ist, werden 50, 75 bis 100 Pfund
                              									gepuͤlverte Holzkohle in die Aufloͤsung geworfen, und mit einem
                              									Ruͤhrstoͤke gehoͤrig umgeruͤhrt. Man kann diese
                              									Verhaͤltnisse aͤndern, je nachdem der Rohrzuker verschieden ist, und
                              									man verschiedene Syrupe daraus erhalten will. Rafinirter Melasse-Syrup
                              									fordert z.B. vier Mahl so viel Wasser, als er selbst wiegt, und eben so viel, als er
                              									wiegt, Holzkohle in sechs Dosen getheilt.
                           Man kocht diese Mischung bei starkem Feuer so lang, bis sie an den Rand des Kessels
                              									steigt, und unterbricht dann die Heizung. Den Schaum laͤßt man
                              									ungefaͤhr eine halbe Stunde lang sich sezen und fallen, laͤnger oder
                              									kuͤrzer, je nachdem er fett oder troken ist, und nimmt ihn sammt der Kohle,
                              									die ein dikes Lager oben auf der Fluͤßigkeit bildet, spaͤter mit dem
                              									Schaumloͤffel ab. Man sezt zum zweiten und dritten, und selbst zum vierten
                              									Mahle, wenn es noͤthig ist, 26 bis 30 in Wasser abgeschlagene Eyer zu, kocht
                              									wieder auf und schaͤumt ab, bis man glaubt, daß der Syrup in einem Zustand
                              									ist, in welchem man denselben filtriren kann. Dieß ist dann der Fall, wenn, sobald
                              									man etwas davon auf einen Loͤffel nimmt, die groͤberen Theile sich zu
                              									Boden sezen, sich auf demselben sammeln, und die Fluͤßigkeit hell und ohne
                              									Schaum und alle Kohlentheilchen, welche zu fein waͤren um eine so schmierige
                              									Fluͤssigkeit zu filtriren, daruͤber steht. Hierauf kommt der Syrup aus
                              									irgend eine schikliche Weise in die Filtra.
                           Diese Filtra sind Taschen oder Sake aus Leinen oder Wolle, die in unten offene
                              									Koͤrbchen oder Kisten befestigt sind, und auf hoͤlzernen
                              									Stuͤzen ruhen. An der Form ist hier nichts gelegen; es kommt nur darauf an,
                              									die Filtrir-Sake so zahlreich als moͤglich anzuwenden, und die
                              									Hoͤhe und Weite derselben der Menge der zu filtrirenden Fluͤßigkeit
                              									anzupassen.
                           Die Koͤrbchen oder Kistchen ruhen auf einer schiefen Flaͤche von Holz,
                              									sind mit einem Rande versehen und mit Blei bedekt, und haben einen Zapfen, der in
                              									einen Behaͤlter von Blei oder Zinn fuͤhrt, welcher beilaͤufig
                              									1000 Pfund clarificirten Zuker zu fassen vermag.
                           
                           Der Syrup wird warm in die Filtra gegossen, und laͤuft zuerst noch mit
                              									Kohlenstaub beladen schwarz durch, und wird dann nach und nach immer Heller; wenn er
                              									endlich ganz klar durchlaͤuft, wird der erste Durchlauf, der
                              									sorgfaͤltig in einem beweglichen Gefaͤße aufbewahrt wurde, wieder in
                              									die Filtra gegossen.
                           Wo es die Lage erlaubt, kann der erste Durchlauf mittelst einer kleinen beweglichen
                              									Leitungsroͤhre wieder in den Kessel zuruͤkgefuͤhrt werden, wo
                              									man dann den Syrup nicht ehe in den Behaͤlter fließen laͤßt, als bis
                              									er vollkommen klar geworden ist: dann muͤssen aber die Filtra hoͤher
                              									stehen, als die Kessel.
                           Durch die gewoͤhnliche Verdampfung und die in Zukerraffinerien
                              									gewoͤhnliche Reihe von Operationen wird dieser Syrup spaͤter sodann in
                              									Zuker verwandelt.
                           Was die Menge des Holzkohlen-Pulvers, des Wassers, der Eier betrift, so ist
                              									diese nach der verschiedenen Art von Zuker verschieden, und aͤndert
                              									uͤbrigens nichts in dieser neuen Methode, welche 1tens bloß darin besteht,
                              									daß man gepulverte Holzkohle mit Zuker und Wasser uͤber dem Feuer mengt;
                              									2tens mittelst Eyweiß den Schaum und das Kohlenpulver entfernt, welches das
                              									Filtriren hindern wuͤrde; 3tens, den ganz entfaͤrbten Syrup durch ein
                              									leinenes oder wollnes Filtrum laufen laͤßt.
                           Auf diese Weise wird der Syrup zu Zuker der ersten Feinheit, der so wie filtrirtes
                              									Wasser aussieht, in der Raffinerie zu St. Marie bereitet; eben so Syrup der zweiten
                              									Guͤte aus Rohrzuker, der dem Syrupe des feinsten Rohrzukers gleicht;
                              									raffinirter Melasse Syrup, der der Farbe und dem Geschmake nach dem seinen Cassonade
                              									Syrupe gleich kommt; und sehr feiner, und weißer und vollkommen reiner, Hutzuker,
                              									der in Wasser weder Schaum noch Bodensaz zuruͤk laͤßt, was bei dem
                              									feinsten Zuker der gewoͤhnlichen Raffinerien nie der Fall istMit einer geringern Menge thierischer Kohle erreicht man denselben Zwek mit
                                    											bedeutend geringem Verlust an Zuker oder Syrup. Hieruͤber vergleiche
                                    											man polyt. Journ. Bd. IX. S. 206.
                                    												D..