| Titel: | Ueber das Schmelzen des Goldes und über die Bereitung der Goldblättchen. Von dem sel. Wilh. Lewis, M. Dr. (in dessen Commercium Philosophico-Technicum). | 
| Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. CVICV., S. 451 | 
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                        CVICV.
                        Ueber das Schmelzen des Goldes und über die
                           								Bereitung der Goldblättchen. Von dem sel. Wilh. Lewis, M. Dr. (in dessen Commercium Philosophico-Technicum).Wenn man in England es fuͤr zwekmaͤßig finden kann, den guten alten
                                 										Lewis wieder vom Tode zu erweken, so darf man wohl auch in Deutschland diesem
                                 										hochwuͤrdigen Medicinae Doctor zum zweiten
                                 										Mahle mit der Leiche gehen, der Bacon's Ausspruch?
                                 											daß die Aerzte sich uͤberall auszeichneten, nur
                                    											nicht in der Medizin, so schoͤn erwahrte; eine Wahrheit, die
                                 										neulich auch der beste aller Koͤnige dadurch bestaͤtigte, daß er
                                 										laͤchelnd sagte? „ich schreibe mich aus Gottes Gnaden, nicht
                                    											meinem Freunde, dem allerheiligsten Vater, sondern bloß meinem Leibarzte zu
                                    											Gefallen.“ A. d. Ueb.
                           							
                        Aus Gill's technical Repository. Mai 1824. S.
                              									304.
                        (Im Auszuge uͤbersezt.)
                        Lewis über das Schmelzen des Goldes.
                        
                     
                        
                           Feines Gold ist ein welches Metall, das sich leicht meißeln,
                              									schneiden und graviren laͤßt; es ist sehr biegsam und so zaͤhe, daß,
                              									wenn es endlich durch wiederholtes Hin- und Herbiegen bricht, der Bruch an
                              									jedem Bruchstuͤke in der Mitte wie ein Keil zugespizt erscheint. Es nimmt
                              									jedes Gepraͤge sehr vollkommen auf, laͤßt sich aber nicht leicht
                              									feilen, sondern bleibt in den Zaͤhnen der Feile steken; es hat wenig
                              									Elasticitaͤt oder Klang; nimmt aber von dem Polireisen, jedoch nicht so
                              									leicht von dem Polirsteine, einen sehr hohen Glanz an. Es gibt, heiß wie kalt, dem
                              									Hammer leicht nach, und besizt eine ungeheure Dehnbarkeit.
                           
                        
                           Ueber das Schmelzen des Goldes.
                           Gold schmilzt bei einer niedrigen Weißgluͤhhize, und zeigt im Fluße auf seiner
                              									Oberflaͤche eine leuchtende blaugruͤne Farbe. Obschon es sich, bei
                              									geringen Graden von Waͤrme, wie z.B. vom Frierpuncte bis zum Siedepunkte,
                              									weniger als die meisten anderen Metalle ausdehnt, so scheint es doch im Fluße sich mehr als jedes
                              									andere Metall auszudehnen; es hebt sich mehr an seiner Oberflaͤche und wird
                              									mehr convex, wenn es fluͤßig wird, und mehr concav und senkt sich tiefer, wie
                              									es wieder fest wird. Hieraus folgt, daß Gold durch den Guß in Modeln nie so scharfe
                              									Umrisse und vollendete Figuren geben kann, als Silber, Kupfer, Blei oder Zinn, die
                              									nie so einschrumpfen, und noch weit weniger als Eisen und Wißmuth, welche beide sich
                              									bei ihrem Ueberange von dem fluͤßigen Zustande in den festen ausdehnen.
                           Die Arbeiter ziehen gewoͤhnlich bei dem Schmelzen des Goldes einen
                              									Reißblei-Tiegel dem hessischen Schmelztiegel vor, weil er mehr glatt ist, und
                              									weniger von diesen kostbaren Theilen zuruͤkhaͤlt, weniger springt,
                              									oͤfter gebraucht werden kann, und nicht so viele Vorsicht fordert als die
                              									uͤbrigen.
                           Wenn Gold in mehrere kleine Theile zertheilt wird, z.B., durch die Feile, so
                              									vereinigt es sich, wenn auch alle Theile vollkommen fluͤßig werden, doch
                              									nicht zu einer Masse: mehrere Theilchen bleiben immer einzelne abgeschiedene
                              									Tropfen. Man glaubt, daß dieß von kleinen Staubtheilchen oder von anderen fremden
                              									Koͤrpern herruͤhrt, die an der Oberflaͤche der
                              									Gold-Theilchen haͤngen bleiben, und hindern, daß diese sich
                              									wechselseitig beruͤhren koͤnnen. Der Zusaz gewisser, leicht
                              									schmelzbarer, salziger Koͤrper, welche die erdigen Koͤrper leicht im
                              									Feuer aufzuloͤsen und zu verglasen vermoͤgen, hebt dieses Hinderniß,
                              									und sammelt und vereinigt das Gold, wenn es auch noch so vertheilt ist.
                              									Fluͤße sind unter diesen Umstaͤnden absolut nothwendig; und, nach
                              									ihrer Brauchbarkeit in diesen Faͤllen, hielt man sie auch in anderen
                              									fuͤr noͤthig, und wendete sie daher oͤfters auch dort an, wo
                              									sie wenig nothwendig zu seyn scheinen.
                           Borax, eines der besten Aufloͤsungs-Mittel der Erden, ist, in dieser
                              									Hinsicht, einer der besten Fluͤße fuͤr Gold: allein das Gold, welches
                              									damit geschmolzen wurde, wird, wenn es auch noch fein ist, gewoͤhnlich etwas
                              									blaßer. Woher die kleine Verminderung der Farbe kommen mag, vermochte ich nicht zu
                              									entdeken, auch finden die Arbeiter diese Verminderung der Farbe nicht so bedeutend,
                              									daß sie den Borax nicht lieber als jede andere Art von Fluß bei dem Golde brauchen
                              									sollten. Salpeter, wenn
                              									er dem Borax zugesezt wird, beugt dieser Entfaͤrbung vor, und wenn das Gold
                              									vorher durch Borax blaß geworden ist, so erhaͤlt es durch Zusaz von Salpeter
                              									bei dem Schmelzen seine Farbe wieder: man wendet daher den Salpeter mit Vortheile
                              									bei jenem Golde an, welches zu den hochfarbigen Goldblaͤttchen fuͤr
                              									Vergolder und zu aͤhnlichen Zweken, wo das Gold durchaus eine hohe Farbe
                              									haben soll, bestimmt ist. Wo Gold mit Kupfer legirt wird, und lezteres in dem
                              									bestimmten Verhaͤltnisse vorkommen soll, darf man durchaus keinen Salpeter
                              									gebrauchen, indem die unedlen Metalle dadurch verschlakt und zerstoͤrt
                              									werden; in diesem Falle ist es noͤthig dem Borax etwas fein gepulverte
                              									Holzkohle zuzusezen, wodurch das Kupfer vor Verschlakung im Feuer gesichert
                              									wird.
                           Es kommt bei dem Schmelzen des Goldes noch auf einen anderen wichtigen Umstand an,
                              									naͤmlich auf Erhaltung der Haͤmmerbarkeit desselben, welche sehr
                              									leicht entweder durch zu starke oder durch zu geringe Hize, oder durch
                              									ploͤzliche Verminderung derselben leiden kann, indem sich die Goldtheilchen
                              									waͤhrend des Erstarrens nicht gehoͤrig an einander reihen. Wenn man
                              									das Gold einer außerordentlichen Hize aussezt, und der Model, in welchen man
                              									dasselbe gießt, nur wenig oder gar nicht erwaͤrmt ist, so bekommt das Metall
                              									beinahe immer einen gewissen Grad von Haͤrte und Sproͤdigkeit,
                              									waͤhrend, wenn man die Waͤrme des Models der Hize des Metalles
                              									gehoͤrig anpaßt, die Weichheit und Zaͤhigkeit des lezteren immer
                              									gehoͤrig erhalten werden kann. Die Goldschlaͤger, fuͤr welche
                              									diese Eigenschaft wichtiger ist, als fuͤr jeden anderen Kuͤnstler,
                              									hizen den eisernen Einguß-Model so sehr, daß der Talg, mit welchem er
                              									ausgestrichen ist, schmilzt und raucht, ohne Flamme zu fangen, und gießen das Gold
                              									in denselben, sobald dieses an seiner Oberflaͤche hellgruͤn erscheint.
                              									Die Helle der Farbe dient ihnen als Kennzeichen sowohl des gehoͤrigen Grades
                              									der Hize, als der noͤthigen Feinheit. Diejenigen, welche legirtes Gold
                              									verarbeiten, urtheilen gleichfalls nach der Oberflaͤche, ob das Metall eine
                              									solche Hize oder eine solche Anlage hat, daß es nach dem Erkalten zaͤhe oder
                              									spissig wird, und lernen durch Uebung das, was die Kunst nicht leicht beschreiben
                              									kann. Einige glauben, daß ein sachtes Schuͤtteln oder Schlagen des Tiegels, so daß das
                              									fluͤßige Metall dadurch eine Art von wellenfoͤrmiger Bewegung bekommt,
                              									ehe es ausgegossen wird, die Zaͤhigkeit desselben beguͤnstigt.
                           Es ist eine allgemein unter den Schriftstellern uͤber Metallurgie angenommene
                              									Meinung, daß feines Gold im Fluße durch Beruͤhrung nicht vollkommen
                              									ausgebrannter Holzkohlen, oder durch den Rauch derselben, sproͤde wird, und
                              									daß was sonderbar genug ist, mit Kupfer legirtes Gold dadurch nichts dergleichen
                              									erleidet. Es ist aber wahrscheinlich, daß die dieser Ursache zugeschriebene
                              									Sproͤdigkeit vielmehr von anderen Ursachen abhaͤngt; denn die
                              									Goldschlaͤger, deren Tiegel offen ist finden nicht, daß die Zaͤhigkeit
                              									des Goldes dadurch im Mindesten leider weder durch die Daͤmpfe der
                              									Holzkohlen, noch durch eine in den Tiegel selbst hineinfallende Kohle, obschon, wenn
                              									eine Verminderung der Zaͤhigkeit Statt haͤtte, dieß denselben gewiß
                              									nicht entgehen koͤnnte. Es scheint, daß fuͤr die Haͤmmerbarkeit
                              									des Goldes von keiner Art von Rauch etwas zu fuͤrchten ist, außer den
                              									metallischen.
                           Wenn das Gold durch eine geringe Beimischung unedler Metalle oder durch den Rauch
                              									derselben sproͤde geworden ist, so kann die Haͤmmerbarkeit desselben
                              									dadurch wieder hergestellt werden, daß man es mit etwas Salpeter schmilzt, wodurch,
                              									außer Silber und Platinna, alle anderen beigemengte Metalle verschlakt und
                              									aufgeloͤst werden. Der Salpeter muß gerade dann auf das Gold geworfen werden,
                              									wenn dieses anfaͤngt zu schmelzen und das Metall muß alsogleich ausgegossen
                              									werden, wie es duͤnn zu fließen anfaͤngt. Lang anhaltender Fluß kann
                              									die Wirkung des Salpeters zerstoͤren und das Gold wieder so sproͤde
                              									machen, als es vorher gewesen ist: denn aller Salpeter, der auf die unedlen
                              									Beimischungen des Goldes gewirkt hat, ist dadurch in Alkali verwandelt worden, und
                              									der mindeste Beitritt irgend eines brennbaren Koͤrpers reicht hin die
                              									verschlakten Theile in dem Alkali wieder zu reduciren und neuerdings mit dem Golde
                              									zu mengen. Aezender Queksilber-Sublimat in geringer Menge auf ein Mahl auf
                              									das im Fluße stehende Gold geworfen, mit gehoͤriger Verwahrung gegen die
                              									schaͤdlichen Dampfe, dient zu demselben Zweke, wie Salpeter, und wird
                              									gewoͤhnlich von den Arbeitern dem Salpeter noch vorgezogen.
                           
                        
                           
                           Bereitung der Goldblaͤttchen.
                           Der eiserne Einguß-Model, in welchen das bis zum vollkommenen Fluße in einem
                              									Windofen geschmolzene Gold gegoßen wird, ist 6 bis 8 Zoll lang und 3/4 Zoll weit.
                              									Die Goldstange wird rothgluͤhend gemacht, so daß sie den Talg anbrennt, und
                              									dann auf dem Ambosse in eine lange Platte geschmiedet; diese Platte wird hierauf
                              									noch weiter dadurch ausgedehnt, daß man sie wiederholt zwischen polirten
                              									staͤhlernen Walzen durchlaufen laͤßt, bis sie eine Art von Band von
                              									der Dike eines Blattes Papier bildet. Ehevor wurde ihr diese Ausdehnung durchaus
                              									mittelst des Hammers gegeben und einige franzoͤsische Arbeiter befolgen, wie
                              									man sagt, noch immer dieses Verfahren: allein die Strekmuͤhle kuͤrzt
                              									nicht bloß diese Arbeit ab, sondern gibt auch der Platte eine mehr
                              									gleichfoͤrmige Dike. Das Band wird mit Zirkeln abgetheilt, und mit Scheren in
                              									gleiche Stuͤke geschnitten, die folglich gleich schwer seyn muͤssen.
                              									Man schmiedet sie sodann auf dem Ambosse, bis sie ein Quadrat-Zoll groß
                              									werden, und laͤßt sie hierauf fleißig an, damit sie die Steife verlieren, die
                              									das Metall durch das Haͤmmern und Streken angenommen hat. Zwei Unzen Gold
                              									oder 960 Grane (soviel schwelzen naͤmlich die Arbeiter gewoͤhnlich auf
                              									ein Mahl) geben hundert und fuͤnfzig dieser Quadrate; folglich wiegt jedes
                              									derselben 6 2/5 Gran, und da der Kubikzoll Gold 4902 Gran wiegt, so betraͤgt
                              									die Dike eines solchen Quadrat-Blaͤttchens ungefaͤhr 1/700
                              									Zoll.
                           Um diesen Blaͤttern die weitere Ausdehnung in feinere Blaͤttchen geben
                              									zu koͤnnen, wird es noͤthig irgend einen weichen glatten
                              									Koͤrper zwischen dieselben und den Hammer zu bringen, und den Schlag des
                              									lezteren zu mildern, und sie gegen die Rauhheit der unmittelbaren Einwirkung
                              									desselben zu schuͤzen; zugleich muß aber auch zwischen jedes Paar dieser
                              									Blaͤtter ein solcher Mittelkoͤrper gebracht werden, der,
                              									waͤhrend er die Vereinigung oder wechselseitige Beschaͤdigung
                              									derselben hindert, sie frei sich ausdehnen laͤßt. Diese beiden Zweke werden
                              									am sichersten durch thierische Haͤute erreicht.
                           Die Goldschlaͤger bedienen sich dreierlei Arten solcher Haͤute: als
                              									aͤußere Bedekung brauchen sie gemeines Pergament aus Schaffellen; als erste
                              									Zwischenlage zwischen dem Golde das glatteste und dichteste Jungfern-Pergament aus
                              									Kalbsfell, und hierauf die viel feineren Haute der Rinder-Daͤrme, die
                              									von dem großen Blinddarme abgezogen, aufgeschnitten, und auf eigene Art fuͤr
                              									die Goldschlaͤger bereitet, daher auch Goldschlaͤgerhaͤutchen genannt werden. Die Bereitung dieser
                              									Goldschlaͤgerhaͤutchen ist ein eigenes Gewerbe, das nur von zwei oder
                              									drei Personen im Koͤnigreiche getrieben wird, und das ich nicht
                              									hinlaͤnglich im Details kennen zu lernen vermochte. Man sagt, daß das
                              									Verfahren bei demselben im Allgemeinen darin besteht, daß die glatten Seiten dieser
                              									Hautchen in noch nassem und halb gallertartigem Zustande auf einander gelegt werden,
                              									wo sie dann leicht an einander kleben, und sich auf eine unzertrennbare Weise mit
                              									einander verbinden. Man strekt sie auf einem Nahmen, und schabt sorgfaͤltig
                              									alles Fett und alle Unebenheiten weg, so daß bloß die feine aͤußere Haut des
                              									Darmes uͤbrig bleibt; schlaͤgt sie dann zwischen Papier, so haß alle
                              									in denselben zuruͤkgebliebene Fettigkeit herausgetrieben wird; befeuchtet sie
                              									ein oder zwei Mahl mit einem Aufgusse von Gewuͤrzen, und troknet und preßt
                              									sie zulezt gehoͤrig. Man sagt, daß man auch etwas gebrannten Gips mit einem
                              									Hasenfuße sowohl auf das Jungfern-Pergament als auf das
                              									Goldschlaͤgerhaͤutchen reibt, um jene kleinen Loͤcherchen
                              									dadurch auszufuͤllen, die sich allenfalls in demselben finden moͤgen,
                              									damit das Gold nicht, wie es sonst bei der thierischen Haut der Fall seyn
                              									wuͤrde, daran haͤngen bleibt. Es ist merkwuͤrdig, daß diese
                              									Haͤute, obschon das Gold zwischen denselben eine ungeheure. Ausdehnung unter
                              									dem Hammer erleidet, und sie selbst ungemein duͤnn sind, doch mehrere Monate
                              									lang dieses Schlagen vertragen, ohne sich selbst auszudehnen, und duͤnner zu
                              									werden. Die Arbeiter finden jedoch, daß nach siebzig- und achtzigmahliger
                              									Anwendung diese Haͤute, obschon sie keinen Riß oder Bruch bekamen, das Gold
                              									nicht weiter mehr zwischen denselben sich ausdehnen lassen; daß sie aber wieder zum
                              									Gebrauche tauglich werden koͤnnen, wenn man ihnen die Kraft wieder gibt, die
                              									sie verloren haben, und daß selbst Loͤcher in denselben durch geschikte
                              									Auflegung froͤcher Stuͤke Haͤutchen, wieder gut gemacht werden
                              									koͤnnen. Mikroskopische Untersuchungen solcher Haͤutchen, die schon
                              									lang gebraucht wurden, zeigen deutlich diese Ausbesserungen. Man gibt, wie es in der Encyclopedie heißt, den Hautchen die verlorne Kraft
                              									wieder, wenn man mit Eßig oder mit weißem Weine befeuchtete Blattchen Papier
                              									zwischen dieselben legt, sie einen Tag lang schlaͤgt, und dann wieder wie
                              									anfangs, mit Gips uͤberreibt. Man sagt, daß das Gold sich leichter zwischen
                              									diesen Haͤuschen ausdehnt, wenn sie einmahl etwas gebraucht worden, als wenn
                              									sie ganz neu sind.
                           Das Gold wird auf einem glatten schwarzen Marmore-Bloͤke geschlagen,
                              									der zwischen 2 bis 600 Pfund wiegt: je schwerer, desto besser. Er haͤlt an
                              									seiner oberen Flaͤche ungefaͤhr 9 Zoll, zuweilen etwas weniger, im
                              									Gevierte, und ist in die Mitte eines hoͤlzernen Rahmens von ungefaͤhr
                              									2 Fuß im Gevierte so eingepaßt, daß er mit diesem eine und dieselbe Flaͤche
                              									bildet. Drei Seiten dieses Tisches sind mit einer hohen Leiste eingefaßt; die
                              									Vorderseite hingegen, welche offen ist, ist mit einem an ihr befestigten ledernen
                              									Lappen versehen, den der Goldschlaͤger vor sich nimmt, und der ihm als
                              									Schuͤrze dient, um die abfallenden Goldtheilchen darauf zu sammeln. Man
                              									braucht drei Haͤmmer, deren jeder zwei runde etwas convexe, Flaͤchen
                              									hat, obschon der Arbeiter sich gewoͤhnlich bloß einer dieser Flaͤchen
                              									bedient. Der erste, oder sogenannte Kautsch-Hammer (cutch-hammer) haͤlt ungefaͤhr 4 Zoll im Durchmesser,
                              									und wiegt 15–16, zuweilen 20 Pfund, obschon man wenige Arbeiter findet, die
                              									einen Hammer von dieser Groͤße zu fuͤhren vermoͤgenEs hat den Uebersezer bisher immer befremdet, daß man noch auf keine Maschine
                                    											zum Schlagen des Goldes dachte, die doch so einfach, so wenig kostspielig
                                    											und so nuͤzlich waͤre, indem viele Goldschlaͤger an
                                    											Brustkrankheiten zu Grunde geben, oder vor der Zeit verkruͤppeln.A. d. Ueb.. Der zweite Hammer, der Schuͤtter (shodering
                                 										hammer) wiegt ungefaͤhr 12 Pfund, und hat beinahe denselben
                              									Durchmesser, wie der erste. Der dritte, der sogenannte Gold- oder Endhammer
                              										(Gold-hammer, finishing-hammer) wiegt
                              									ungefaͤhr 10 bis 11 Pfund, und ist beinahe von derselben Breite, wie die
                              									beiden vorigen. Die Franzosen brauchen vier verschiedene Haͤmmer, die sowohl
                              									der Groͤße als der Gestalt nach von denjenigen, die unsere Arbeiter brauchen, verschieden sind.
                              									Die franzoͤsischen Haͤmmer haben bloß eine Flaͤche, und bilden
                              									abgestuzte Kegel. Der erste derselben ist nur sehr wenig convex, haͤlt
                              									beinahe 5 Zoll im Durchmesser, und wiegt 14 bis 15 Pfund; der zweite, mehr convexe,
                              									ist um Einem Zoll kleiner, und nur halb so schwer; der dritte, noch mehr convexe,
                              									haͤlt nur ungefaͤhr zwei Zoll, und wiegt 4 bis 5 Pfund; der vierte
                              									oder Gold-Hammer ist beinahe so schwer als der erste, aber um Einen Zoll
                              									kleiner, und der convexeste unter allen. Da diese Haͤmmer so auffallend von
                              									den unsrigen abweichen, so hielt ich es fuͤr noͤthig, sie zu
                              									beschreiben, und Überlasse es den Werkverstaͤndigen zu bestimmen,
                              									welche Vorzuͤge die einen vor den anderen haben moͤgen.
                           Hundert und fuͤnfzig Goldstuͤke werden mit Jungfern-Pergament
                              									von 3 bis 4 Zoll im Gevierte unterlegt. Zwischen jedes Paar Goldstuͤke kommt
                              									ein Blatt Pergament, und außen kommen noch ungefaͤhr zwanzig Blaͤtter
                              									von diesem Pergament zu lies gen. Ueber alles dieses kommt ein an beiden Seiten
                              									offenes, Gehaͤuse von Pergament, und uͤber dieses noch ein anderes in
                              									entgegen gesezter Richtung, so daß der ganze Pak von Gold- und
                              									Pergament-Blaͤttern fest und auf allen Seiten geschlossen uͤber
                              									einander bleibt. Dieser Pak wird mit dem schwersten Hammer geschlagen, und zuweilen
                              									umgekehrt, so daß die obere Seite nach unten kommt, bis endlich das Gold so weit
                              									ausgedehnt ist, als das Pergament. Das Gehaͤuse wird von Zeit zu Zeit
                              									aufgemacht, um zu sehen, wie die Ausdehnung fortschreitet, und der Pak zuweilen
                              									zwischen den Haͤnden gebogen und gerollt, um dem Golde hinlaͤngliche
                              									Freiheit zu geben, oder, wie die Arbeiter sagen, um das Gold arbeiten zu lassen. Die
                              									Stuͤke Goldes werden, wenn sie aus den Pergament-Blaͤttern
                              									herausgenommen worden sind, mit einem staͤhlernen Messer in vier Theile
                              									zerschnitten, und die 600 Theile, die man dadurch erhaͤlt, werden auf obige
                              									Weise mit Goldschlaͤgerhaͤutchen, von 5 Zoll im Gevierte, unterlegt.
                              									Nun wird wieder mit einem leichteren Hammer geschlagen, bis die Goldblaͤtter
                              									wieder die Ausdehnung der Haͤutchen erhalten haben, worauf sie zum zweiten
                              									Mahle in vier Theile zerschnitten werden, was aber jezt mit einem Stuͤke Rohr
                              									geschieht, an welchem man eine Schneide zugeschnitten hat: denn die Goldblaͤttchen sind
                              									jezt schon so leicht, daß die Feuchtigkeit der Luft oder des Athems, die sich an
                              									eine metallischen Messer verdichtet, dieselben an dem lezteren ankleben machen
                              									wuͤrde. Da die legten Abtheilungen so zahlreich sind, daß die zur
                              									Zwischenlage noͤthigen Haͤutchen einen zu diken Pak bilden
                              									wuͤrden, um auf ein Mahl geschlagen zu werden, so theilt man sie in drei
                              									Partieen, die einzeln geschlagen werden, und mit dem kleinsten Hammer, bis sie
                              									endlich, zum dritten Mahle, so groß geworden sind, als die Haͤutchen. Und nun
                              									haben sie die feinste Duͤnne erreicht, deren sie faͤhig sind, da auch
                              									wirklich viele derselben, ehe sie diese erreichen, brechen und mißrathen. Die
                              									Franzosen wiederholen, nach der sehr genauen Beschreibung ihres Verfahrens in der
                              										Encyclopedie, die Theilung und das Schlagen noch ein
                              									Mahl; da aber die Gold-Quadratchen bei ihnen bei der ersten Operation vier
                              									Mahl groͤßer sind, als bei uns, so ist die Zahl der Blaͤttchen von
                              									einer gleichen Flaͤche bei ihnen, wie bei uns, dieselbe, d.h., 16 von einem
                              									Quadrat-Zoll. Zu dem Schlagen gehoͤrt uͤbrigens, so einfach
                              									diese Operation zu seyn scheint, sehr viele Geschiklichkeit, um den Hammer
                              									naͤmlich so anzuwenden, daß das Metall gleichfoͤrmig von dem
                              									Mittelpunkte gegen den Rand hin ausgedehnt wird: ein einziger ungeschikter Schlag
                              									reicht hin, nicht bloß die Goldblaͤttchen zu brechen, sondern auch die
                              									Haͤutchen zu zerschneiden.
                           Nach dem lezten Schlagen werden die Blaͤttchen mittelst eines Instrumentes aus
                              									Rohr, einer Art von Zange, aufgehoben, und, nachdem sie flach auf ein ledernes
                              									Kissen hingeblasen wurden, jedes einzeln mit einem stellbaren vierekigen
                              									hoͤlzernen Rahmen, dessen Kanten mit 2 parallelen Rohrstreifen von
                              									gehoͤriger Schneide zugeschaͤrft sind, in gehoͤrige
                              									Groͤße zugeschnitten. Man paßt sie hierauf in kleine Buͤcher ein,
                              									deren jedes 25 Blattchen haͤlt, und waͤhlt hierzu wohl geebnetes
                              									Papier, das man mit rothem Bolus reibt, um das Ankleben des Goldes zu verhindern.
                              									Die Franzosen bedienen sich bei dem Zuschneiden des Goldes bloß des Rohrmessers; sie
                              									schneiden die Goldblaͤttchen zuerst an einer Seite gerade, passen sie dann
                              									mit dieser Seite in das Buch, und schneiden alles uͤberfluͤßige Gold,
                              									was an den uͤbrigen Kanten des Buches hervorsteht, weg. Die Groͤße der
                              									franzoͤsischen Goldblaͤttchen ist von etwas weniger als 3 Zoll auf 3
                              									3/4 im Quadrate; die der unsrigen von 3 Zoll auf 3 2/8.
                           Die Witterung hat auf das Goldschlagen bedeutenden Einfluß. Bei nasser Witterung
                              									werden die Haute etwas feucht, und in diesem Zustande geht die Ausdehnung des Goldes
                              									viel langsamer von Statten: man sagt, daß die Franzosen die Haͤutchen jedes
                              									Mahl vor dem Gebrauche troknen und pressen, jedoch mit der Vorsicht sie nicht zu
                              									sehr zu troknen, wodurch sie zu weiterem Gebrauche unbrauchbar wuͤrden.
                              									Unsere Arbeiter klagen mehr uͤber Kaͤlte, welche auf die
                              									Metall-Blaͤttchen selbst zu wirken scheint: in der Kaͤlte kann
                              									man ein Goldblaͤttchen nicht leicht flach hinblasen; es bricht, runzelt sich
                              									oder rollt sich zusammen.
                           Die Goldblaͤttchen koͤnnen nur aus dem feinsten Golde geschlagen
                              									werden, indem sie durch Beimischung anderer Metalle, selbst in so geringer Menge,
                              									daß die Farbe des Goldes nicht dabei leidet, eine Neigung bekommen wuͤrden
                              									ihre Schoͤnheit an der Luft zu verlieren. Wirklich koͤnnen die
                              									Goldschlaͤger auch nur in geringe Versuchung geraͤthen, anderes Gold,
                              									als sehr reines, anzuwenden, indem die groͤßte Haͤrte des legirten
                              									Goldes in Hinsicht auf Zeit und Arbeit und groͤßere Gebrechlichkeit der
                              									Goldblaͤttchen eben so viel Verlust erzeugen wuͤrde, als durch irgend
                              									eine Legirung, die man sogleich mit freiem Auge erkennen koͤnnte, gewonnen
                              									werden kann. Alle Metalle machen das Gold haͤrter und schwerer ausdehnbar;
                              									selbst Silber, welches in dieser Hinsicht die Eigenschaften des Goldes weniger zu
                              									veraͤndern scheint, als jedes andere Metall, bildet mit Gold ein merklich
                              									haͤrteres Gemenge, als jedes dieser Metalle, fuͤr sich einzeln ist,
                              									und diese Haͤrte wird fuͤr Niemanden mehr fuͤhlbar, als
                              									fuͤr den Goldarbeiter. Man sagt, daß die Franzosen die sogenannten
                              									gruͤnen Goldblatter aus einem Gemenge von Einem Theile Kupfer, zwei Theilen
                              									Silber und achtzig Theilen Gold bereiten: dieß ist aber wahrscheinlich eine Irrung;
                              									denn eine solche Legirung gibt dem Golde keine gruͤne Farbe. Unsere Arbeiter
                              									sagten mir, daß diese Art von Goldblaͤttchen aus demselben seinen Golde
                              									bereitet wuͤrden, aus welchen die reinsten hoͤchstgefaͤrbten
                              									Goldblaͤttchen geschlagen werden, und daß die gruͤne Farbe nur ein
                              									oberflaͤchlicher Anstrich ist, welcher dem Golde waͤhrend einer
                              									gewissen Periode der Bearbeitung gegeben wird. Man braucht dieses gruͤne Gold
                              									selten anderswo, als zum Vergolden gewisser Buͤcher.
                           Obschon nur der Goldschlaͤger durch keine Beimischung irgend einer anderen
                              									Substanz die gehoͤrige Menge Goldes in den Goldblaͤttchen mit Vortheil
                              									vermindern kann, so hat man doch fuͤr einige Faͤlle Mittel gefunden
                              									dieses kostbare Metall zu sparen und sogenanntes Halb-Gold (party-gold) zu verfertigen, dessen Basis Silber
                              									ist und das bloß an seiner Seite einen oberflaͤchlichen Ueberzug von Gold
                              									hat. Ein dikes Blaͤttchen Silber wird flach auf ein duͤnneres
                              									Blattchen Gold gelegt, erhizt und gepreßt, wodurch dann beide Blattchen sich mit
                              									einander verbindenververbinden, und zusammen hangen. Diese Blaͤttchen werden hierauf, wie das
                              									reine Gold, geschlagen, und obschon lezteres hier nur ungefaͤhr den vierten
                              									Theil betraͤgt, so bedekt es doch uͤberall das Silber, indem es sich
                              									ebenso, wie dieses, ausdehnt.