| Titel: | Chemische Untersuchung eines in der Bütte geleimten Papieres. Von Hrn. Heinr. Braconnot. | 
| Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. XI., S. 94 | 
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                        XI.
                        Chemische Untersuchung eines in der Buͤtte
                           geleimten Papieres. Von Hrn. Heinr. Braconnot.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. Septbr.
                              1826. S. 93.
                        Braconnot's, chemische Untersuchung eines in der Buͤtte
                           geleimten Papieres.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich leimt man das Papier erst, nachdem es fertig und
                              troken geworden ist, durch Eintauchung in eine Leim-Aufloͤsung. Diese
                              haͤkelige Arbeit, die oft durch Wind, Hize, Kaͤlte sehr leidet, macht,
                              daß das Papier sich runzelt, wenn die Temperatur der Leim-Aufloͤsung
                              nur etwas zu hoch ist, oder daß es fault, wenn es nicht schnell genug getroknet
                              wird; uͤberdieß nimmt das Papier den Leim nicht uͤberall gleich an, und man muß es daher
                              wieder umarbeiten. Es waͤre daher hoͤchst wuͤnschenswerth in
                              der Papiermacherei, ein Mittel zu finden, um den Zeug in der Buͤtte selbst
                              leimen zu koͤnnen. Man hat bereits viele Versuche in dieser Hinsicht
                              angestellt, aber alle ohne Erfolg. In Einer Papiermacherei ist er jedoch gelungen.
                              Ein Papiermacher aus den Vogesen schikte mir einen Bogen Papier, der in der
                              Buͤtte selbst geleimt wurde, mit dem Ersuchen, das Material aufzufinden, mit
                              welchem es geleimt wurde. Ich stellte damit folgende Versuche an.
                           Ich kochte das Papier in reinem Wasser: die dadurch erhaltene Fluͤßigkeit
                              machte das geroͤthete Lakmuß-Papier wieder blau, was auf ein Alkali
                              hindeutete. Gallaͤpfel-Aufguß truͤbte die Fluͤßigkeit
                              kaum; sie enthielt also keine Gallerte. Jod machte sie hingegen sehr stark blau, was
                              demnach das Daseyn von Staͤrke beurkundete.
                           12 Gramm dieses Papieres wurden beilaͤufig eine Viertel Stunde lang in Wasser
                              gekocht, dem etwas Schwefelsaͤure zugesezt wurde; man druͤkte die
                              Fluͤßigkeit in feiner Leinwand aus, und wusch das zuruͤkgebliebene
                              Papier mit siedendem Wasser gehoͤrig aus. Getroknet wog dieses Papier nur
                              mehr 11,16 Gramm. Die saͤuerliche Fluͤßigkeit wurde zu den
                              Absuͤß-Wassern gegossen und mit kohlensaurem Kalke gesaͤttigt,
                              dann filtrirt und die filtrirte Fluͤßigkeit zum Theile abgeraucht, um den
                              groͤßten Theil des schwefelsauren Kalkes davon abzuscheiden. Als sie endlich
                              bis zur Trokenheit abgeraucht wurde, blieb ein gelblicher gummiartiger
                              Ruͤkstand der 0,67 Gramm wog. Dieser Ruͤkstand blaͤhte sich,
                              waͤhrend er in einer Platinna-Kapsel erhizt wurde, auf, und
                              verbreitete einen Geruch nach geroͤstetem Brode. Eingeaͤschert zeigte
                              sich in der Asche desselben etwas schwefelsaurer Kalk, und eine schwefelsaure
                              Verbindung mit einem fixen Alkali, das ich nicht bestimmte. Die Aufloͤsung
                              dieser gummiartigen Materie wurde durch Gallaͤpfel-Aufguß nur schwach
                              niedergeschlagen, gab aber mit Jod ein sehr dunkles Violettblau. Sie war also nur
                              etwas leicht veraͤnderte Staͤrke. Die 11,16 Gramm Papier, die der
                              Einwirkung des mit Schwefelsaͤure gesaͤuerten Wassers widerstanden,
                              wurden mit einer leichten Pottasche-Aufloͤsung gekocht; die siedend
                              heiß ausgedruͤkte Fluͤßigkeit war gelblich, durchscheinend, bei dem
                              Erkalten schillernd, und schaͤumte wie Seifenwasser. Man goß, zur
                              Saͤttigung der
                              Pottasche, etwas Schwefelsaͤure in diese Fluͤßigkeit, und sie ward
                              davon milchicht, und ließ eine flokige Materie fallen, die durch Hize sich nicht
                              sammelte. Nach dem Abtroknen auf der Kapsel wog sie 0,2 Gramm, und ließ einen
                              fettigen Ueberzug auf derselben. Dieser, so wie die flokige Materie, wurde mit
                              Alkohol gewaschen, der eine braͤunliche Farbe davon annahm, und die fettige
                              Masse aufnahm. Der in Alkohol unaufloͤsliche Ruͤkstand war großen
                              Theils Staͤrke, die der Einwirkung des saͤuerlichen Wassers entging.
                              Die von den 0,2 Gramm flokiger fettiger Materie durch die Schwefelsaͤure
                              abgeschiedene Fluͤßigkeit enthielt gleichfalls Staͤrke; denn,
                              abgedampft, um die schwefelsaure Pottasche daraus zu krystallisiren, ließ sie eine
                              gelbliche Mutterlauge zuruͤk, die mit Jod sehr stark blau wurde, und es
                              sammelte sich ein braͤunlicher Bodensaz, der noch Staͤrke enthielt. In
                              einer Glasroͤhre destillirt gab dieser eine alkalische Fluͤßigkeit,
                              die geroͤthetes Lakmuß-Papier wieder blau machte, was mir von dem in
                              dem Mehle, womit man das Papier leimt, enthaltenen Kleber herzuruͤhren
                              scheint. Die braͤunliche alkoholische Fluͤßigkeit, die man durch das
                              Auswaschen der flokigen Materie erhielt, ließ, abgeraucht, 0,1 Gramm einer fetten,
                              etwas pechigen, braun gelblichen Masse zuruͤk, die ungefaͤhr die
                              Consistenz von Schweinefett hatte. Ihre Verbindung mit Pottasche war sehr stark
                              gefaͤrbt und schmekte bitter, was mich Harz vermuthen ließ. Um zu sehen, ob
                              mein Verdacht gegruͤndet war, kochte ich sie mit Wasser, und sehr wenig
                              Bittererde, um die fetten Sauren zu saͤttigen: den Ruͤkstand
                              behandelte ich mit kochendem Alkohol, der, nach dem Abrauchen, einen firnißartigen
                              Ueberzug gab, der sich als Harz zeigte.
                           5 Gramm in der Buͤtte geleimtes Papier ließen, nach dem Verbrennen, 0,06 Gramm
                              eisenschuͤßige Asche, die auch eine bedeutende Menge Braunstein enthielt:
                              denn, vor dem Loͤthrohre mit Soda geschmolzen, gab sie ein schoͤnes
                              blaues Glas. Diese Asche braust nicht mit Saͤuren. Mit Schwefelsaͤure
                              roth gegluͤht gab ihr Ruͤkstand, in Wasser geruͤhrt, im Anfange
                              wenig Geschmak; nach 24 Stunden aber zeigte sich ein deutlich zusammenziehender
                              Geschmak, und Ammonium schlug gallertartige Thonerde nieder, woraus folgt, daß man
                              Alaun zu dem Zeuge nahm. Hiernach scheint es, daß man ein erwuͤnschtes
                              Resultat hoffen konnte, wenn man, um Papier in der Buͤtte zu leimen, auf 100 Theile trokenen
                              Zeuges, der mit Wasser gehoͤrig verduͤnnt wurde, eine kochende und
                              ziemlich gleichfoͤrmige Aufloͤsung von 8 Theilen Mehl,Es scheint mir, daß, um eine vollkommen gleichfoͤrmige
                                    Aufloͤsung des Mehles in siedendem Wasser zu erhalten, es gut
                                    waͤre, etwas kaustische Pottasche derselben zuzusezen. A. d. O. und Einem Theile weißer Seife, die gleichfalls vorher in heißem Wasser
                              aufgeloͤst wurde, zusezte, und dann noch einen halben Theil weißes Pech mit
                              einer hinlaͤnglichen Menge aͤzender Pottasche (die man mit Kalk
                              aͤzend machte) kochte, um dieses Pech gaͤnzlich aufzuloͤsen,
                              und zur vorigen Mischung beifuͤgte. Dieser Mischung duͤrfte man dann
                              nur noch eine Aufloͤsung von Einem Theile Alaun zusezen.
                           Ich habe auf Loͤschpapier obige Mischung in duͤnnen Lagen aufgetragen,
                              und es ward dadurch hinlaͤnglich geleimt. Es scheint, daß man durch Anwendung
                              fetter und harziger Stoffe bei dem Zeuge vorzuͤglich den Zwek hat, den Leim
                              gewisser Massen zu fixiren und anzuheften, damit er nicht durch das Pressen wieder
                              entweicht.