| Titel: | Verbesserung im Druken und Färben wollener und anderer Zeuge, worauf David Oliver Richardson, Kaschmir (Kerseymere) und Tuch-Druker, und Wilh. Hirst, Fabrikant, beide zu Leeds, Yorkshire, sich am 26. Julius 1825 ein Patent ertheilen ließen. | 
| Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. XIX., S. 71 | 
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                        XIX.
                        Verbesserung im Druken und Faͤrben
                           wollener und anderer Zeuge, worauf David Oliver Richardson, Kaschmir (Kerseymere) und Tuch-Druker, und Wilh. Hirst, Fabrikant, beide zu
                           Leeds, Yorkshire, sich am 26. Julius 1825 ein Patent ertheilen ließen.
                        Aus dem London Journal of Arts. N. 69. S.
                              362.
                        Richardson's, Verbesserung im Druken wollener
                           Tuͤcher.
                        
                     
                        
                           Diese Verbesserung besteht darin, gewisse Theile auf der
                              Oberflaͤche des Tuches mit einer gewissen Composition zu bedeken, die der
                              chemischen Einwirkung der faͤrbenden Fluͤßigkeit widersteht, in welche
                              das Tuch waͤhrend des Faͤrbens Eingetaucht wird, so daß, wenn das Tuch
                              aus der Faͤrberkuͤpe herauskommt, und die Composition von demselben
                              weggeschafft wird, die mit lezterer bedekt gewesenen Stellen wieder in ihrer
                              natuͤrlichen Farbe erscheinen, ohne im Mindesten von der faͤrbenden
                              Fluͤssigkeit angegriffen worden zu seyn.
                           Diese Mischung oder Composition besteht aus ungefaͤhr 5 Stone (70 Pf.) Weizen
                              Mehl, und ungefaͤhr 4 Gallons (40 Pf.) Wasser, was einen Syrup
                              aͤhnlichen Teig gibt, der, wie wir vermuthen, nicht gekocht werden darf, weil
                              der Patent-Traͤger nichts davon sagt. Nachdem dieser Teig drei bis
                              vier Tage lang gestanden ist, wird Dotter und Eiweiß von Vierzig rohen Eiern dazu
                              gethan, und die ganze Masse gehoͤrig umgeruͤhrt. Nun kann man diese
                              Mischung brauchen, die, auf große Flaͤchen, mit einem Buͤrstenpinsel
                              auf kleinere mittelst Druker-Bloͤken an denjenigen Stellen aufgetragen
                              wird, die gegen die Einwirkung der Farbe geschuͤzt bleiben sollen. Auf diese
                              Composition wird dann gepulvertes Glas, oder gepulverte Muscheln oder feiner Sand
                              mit einem Siebe aufgetragen, damit sie noch bindender wird: lezteres kann jedoch
                              wegbleiben, wenn die Composition dik genug ist, und bald getroknet werden kann. Der
                              auf diese Art zubereitete Zeug kommt nun in die Faͤrbekuͤpe, und wird,
                              wie gewoͤhnlich, gefaͤrbt.
                           Nach dem Farben wird der Zeug aus der Kuͤpe genommen, die Composition
                              abgekrazt, oder auf eine andere Weise weggeschafft, wo dann die Stellen, welche sie
                              bedekte, in ihrer natuͤrlichen Farbe erscheinen.
                           
                           Der Patent-Traͤger zeigt nun, wie er einen Damen-Shawl figurirt
                              bunt faͤrbt. Man seze, der Grund des Shwals soll auf einer Seite ganz blau,
                              auf der anderen rosenfarben mit weißem Rande seyn, welchen man spaͤter mit
                              Chinz oder mit irgend einem Muster bedrukt. Dieser Shawl wird nun in einem Rahmen
                              ausgespannt, und die Seite, welche blau werden soll, so wie der Theil auf der
                              anderen Seite, welcher weiß bleiben soll, werden mit obiger Composition bedekt, und
                              nur jener Theil bleibt frei, der rosenfarben werden soll. Der ganze Rahmen wird
                              hierauf sammt dem Shawl in eine rosenfarbene Faͤrbekuͤpe gebracht, und
                              darin solang gelassen, bis er in dieser Farbe gefaͤrbt ist.
                           Nachdem dieß geschehen ist, nimmt man ihn heraus, reinigt die Seite, welche nun blau
                              werden soll, von der Composition, und dekt die andere Seite damit ganz zu. Hierauf
                              kommt der Rahmen mit dem Shawl in die blaue Kuͤpe, und nachdem er auch darin
                              gefaͤrbt ist, wird die Composition auf der anderen Seite weggeschafft, wo
                              dann der Shawl auf der einen Seite blau, auf der anderen rosenfarben mit weißem
                              Rande erscheinen wird, und auf diesem bedrukt werden kann.
                           Das ganze Patent-Recht besteht in dieser Dek-Composition. Wie man
                              hierauf ein Patent-Recht gruͤnden kann, sieht das London Journal selbst nicht ein; da seit undenklichen
                              Zeiten eine Menge Artikel auf aͤhnliche Weise gefaͤrbt wurdenUm mehrere Farben auf wollene und andere Gewebe hervorzubringen, bedient man
                                    sich jezt anderer und zwekmaͤßigerer Verfahrungsweisen;
                                    naͤmlich fuͤr wollene Gewebe des Tafeldrukes, mittelst dessen
                                    man die groͤßte Mannigfaltigkeit von Farben in einer jeden beliebigen
                                    Zeichnung ausfuͤhren kann. Das Verfahren hiezu findet man in Vitalis' Faͤrbebuch, Stuttgart bei Cotta
                                    1825 in dem Anhange S. 487 u. f. von Dingler und
                                    Kurrer ausfuͤhrlich beschrieben.
                                    Zeuge, welche den Grund in der Indigkuͤpe erhalten, werden mit
                                    solchen Pappen oder Reservagen gedekt, die schon eine Basis als Farbe oder
                                    einen Mordant enthalten, durch welche leztere dann leicht nach dem Blauen
                                    andere Farben auf jenen so reservirten Stellen hervorgebracht werden
                                    koͤnnen. Einige neuere Erfindungen in dieser Fabrikationsweise werden
                                    wir gelegentlich in diesem Journale mittheilen. A. d. R..