| Titel: | Neue Zubereitungs-Art von Fettarten und Anwendung derselben zur Beleuchtung, worauf Nik. Hogesippe Manicler, in Great Guilfordstreet, Southwark, Surrey, sich am 20. März 1826 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. XXXIII., S. 124 | 
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                        XXXIII.
                        Neue Zubereitungs-Art von Fettarten und
                           Anwendung derselben zur Beleuchtung, worauf Nik. Hogesippe Manicler, in Great
                           Guilfordstreet, Southwark, Surrey, sich am 20. Maͤrz 1826 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Decbr.
                              1826. S. 380.
                        Manicler's, neue Zubereitungs-Art von Fettarten.
                        
                     
                        
                           Diese neue Zubereitungs-Art fettiger Koͤrper,
                              wie des Talges oder irgend eines thierischen Fettes, besteht darin, daß man das Fett mit einer
                              hinlaͤnglichen Menge Wassers in einen dampfdichten Kessel bringt, und einige
                              Stunden lang unter einem Druke, der zwei Mahl so stark ist, als jener der
                              Atmosphaͤre, kocht. Dieß kann dadurch geschehen, daß man die
                              Sicherheits-Klappe des Kessels mit 15 Pfund Druk auf jeden □ Zoll
                              Flaͤche beschwert.
                           2) Wird das Fett von dem Wasser geschieden, und, wenn es eine Temperatur zwischen 90
                              und 100° Fahrenh. (+ 26 bis + 30° R.) erreicht hat, einen halben Zoll
                              dik mitten auf dicht gewebtes Wollentuch oder Filz ausgestrichen. Dieses Tuch wird
                              dann an seinen Eken oder Raͤndern umgeschlagen, so daß das Fett auf jeder
                              Seite von dem Tuche umhuͤllt ist. Nachdem man eine hinlaͤngliche Menge
                              solcher mit Fett bestrichenen Tuͤcher beisammen hat, werden sie eben
                              uͤber einander aufgeschichtet, und abwechselnd mit eisernen Platten
                              dazwischen durchschossen: auf die oberste Platte kommt ein Gewicht von 10 Zentnern,
                              das, nach einer Stunde, bis auf 20 Ztr., und nach zwei Stunden bis auf 30 Ztr.
                              vermehrt wird. Dieses leztere Gewicht laͤßt man 4 Stunden lang darauf liegen,
                              und haͤlt die Temperatur in der Stube, in welcher diese Arbeit geschieht,
                              immer zwischen 80 und 90° F. (+ 21 bis + 26° R.). Dann werden die
                              Tuͤcher geoͤffnet, und die Raͤnder um das Fett, die weniger
                              gepreßt wurden, abgeschnitten, und in die Mitte der Tuͤcher gelegt, die
                              wieder so, wie vorher, umgeschlagen und in dem Gestelle einer hydraulischen Presse
                              aufgeschichtet werden, unter welcher sie, bei einer Temperatur von 80 bis 90°
                              F., eine geraume Zeit uͤber bleiben.
                           Der Druk wird jedes Mahl allmaͤhlig vermehrt; denn, wenn er gleich anfangs zu
                              stark waͤre, so wuͤrde der festere Bestandtheil des Fettes zugleich
                              mit dem oͤhligen Bestandtheile, dessen Abscheidung von dem Fette der
                              Hauptzwek bei dieser Arbeit ist, zugleich durchgepreßt, und die Arbeit muͤßte
                              wiederholt werden.
                           3) Nachdem das Fett auf diese Weise zubereitet wurde, wird der Ruͤkstand in
                              den Tuͤchern zu zerreiblich geworden seyn; man muß demselben entweder ein
                              Zehntel Bienenwachs zusezen, und dieses damit zusammenschmelzen, um ihm die
                              gehoͤrige Consistenz zu geben, oder man sezt ihm eben so viel Leinoͤhl
                              zu, welches in einem Topfe so lang gehizt wird, bis brennbare Daͤmpfe aus demselben
                              aufsteigen, wo man dann den Topf vom Feuer nimmt, die Daͤmpfe
                              anzuͤndet, und sie solang brennen laͤßt, bis ein Drittel des Oehles
                              auf diese Weise zerstoͤrt wurde.
                           4) Wird das auf diese Weise gemengte Fett in einen mit Dampf geheizten Kessel
                              gebracht, der mit einem mit Glasfenstern versehenen dicht schließenden Dekel bedekt
                              ist, damit soviel licht, als moͤglich, Zutritt hat. In diesen Kessel kommt
                              noch ein Mahl soviel Chlorin, oder oxygenirt kochsalzsaures. Gas, als Fett in
                              demselben ist, und der Einwirkung dieses lezteren wird es so lang ausgesezt, bis es,
                              unter fleißigem Umruͤhren in Zwischenraͤumen, damit es dem Gas neue
                              Flaͤchen, darbiethet, hinlaͤnglich gebleicht wurde.
                           5) Wird es, nach diesem Bleichen, mit einer hinlaͤnglichen Menge Wassers
                              gekocht, um den Geruch nach diesem Gase zu entfernen, worauf es
                           6) mit einem Zehntel seines Gewichtes Kohlenpulver bei einer Schmelzhize gemengt,
                              dann, wie vorher, in Wollentuch gebracht, und bei einer Temperatur von 150°
                              F. (+ 52° R.) ausgepreßt, zulezt aber einige Tage der freien Luft
                              ausgesezt.
                           Der Patent-Traͤger sagt, daß Fett auch zu sieben Theilen mit Einem
                              Theile Terpenthin-Oehl gekocht, und auf die obige Weise ausgepreßt,
                              gereinigt, und, das Terpenthin-Oehl durch Destillation wieder von dem
                              oͤhligen Bestandtheile desselben abgeschieden werden kann.
                           Er schlaͤgt vor, den auf diese Weise gereinigten Talg Cerine von Cera
                              Wachs, zu nennen. Aus diesem, auf obige Weise behandeltem Talge, erhaͤlt man
                              nun durch Gießen in eigenen Modeln vortreffliche Kerzen, wenn man denselben
                              oͤfters aus einem Model in den anderen gießt, und die Model zwischen 70 und
                              80° Fahrenh. (+ 16 bis + 21° R.) warm haͤlt.
                           Das aus dem Talge ausgepreßte Oehl kann zu gemeinen Lampen, zum Seifensieden, zum
                              Schmieren der Maschinen verwendet werden.
                           ––––––––––
                           Das Repertory of Patent-Inventions bemerkt, daß
                              das von dem Patent-Traͤger vorgeschlagene Kochen des Fettes in Wasser
                              bei vermehrtem Druke das Fett allerdings von der gallertartigen Masse reinigen kann,
                              welche die Haͤute, zwischen welchen es im natuͤrlichen Zustande
                              enthalten ist, bei der gewoͤhnlichen Reinigungs-Methode des Fettes, erzeugen, und daß
                              dadurch auch die Farbe desselben verbessert wird, wie wir durch Versuche im Kleinen
                              sahen.
                           Die Scheidung des Talges von dem Oehle, so wie die Anwendung des
                              Terpenthin-Oehles zur Bewirkung derselben, ist nicht neu: Braconnot hat sie beide schon vor mehreren Jahren (im J.
                              1815 zu Nancy) versucht, und in den Annales de Chimie beschrieben. Der
                              Patent-Traͤger haͤtte, als Chemiker, und folglich als Mann von
                              Erziehung, mit demjenigen, was uͤber seinen Gegenstand bereits bekannt
                              gemacht wurde, bekannt seyn, und Hrn. Braconnot
                              Gerechtigkeit widerfahren lassen sollen.
                           Das Leinoͤhl finden wir nicht geeignet zu einer Kerzen-Mischung; denn
                              es brennt schlecht in Lampen. Das Anzuͤnden der Daͤmpfe, das hier
                              empfohlen, und auch bei der Bereitung der Drukerschwaͤrze gewoͤhnlich
                              vorgenommen wird, wird, wie wir besorgen, die Kerzen brauner machen, als man
                              wuͤnscht.