| Titel: | Bericht des Hrn. Gillet de Laumont, im Namen des Ausschusses der ökonomischen Künste, über die Kerzen aus erhärtetem Unschlitte mit hohlen Dochten (bougies scléraphthites á mèches percées) des Hrn. Hébert. | 
| Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. XXXIV., S. 126 | 
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                        XXXIV.
                        Bericht des Hrn. Gillet de Laumont, im Namen des Ausschusses der
                           oͤkonomischen Kuͤnste, uͤber die Kerzen aus erhaͤrtetem
                           Unschlitte mit hohlen Dochten (bougies scléraphthites
                              á mèches percées) des Hrn. Hébert.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement Octbr. 1826. S. 311.
                        De Laumont's, Bericht uͤber die Kerzen aus
                           erhaͤrtetem Unschlitte.
                        
                     
                        
                           Als wir im J. 1821 einen Bericht uͤber die Kerzen aus
                              erhaͤrtetem Unschlitte des Hrn. Dr. Manjot
                              erstatteten, (bougies scléraphthites de Mr. le Dr. Manjot
                                 ), schlugen wir der Gesellschaft vor, den Arbeiten dieses Arztes ihren Beifall
                              zu bezeugen, indem er ein Mittel fand, den Talg zu reinigen, zu haͤrten, zu
                              bleichen, und daraus Kerzen zu verfertigen, deren Licht und Dauerhaftigkeit jene der
                              gewoͤhnlichen Kerzen weit uͤbertrifft, so wie sie auch durch ihre
                              Trokenheit und durch den gaͤnzlichen Mangel alles fettigen Wesens und
                              uͤblen Geruches der gewoͤhnlichen Talgkerzen sich vor allen bisherigen
                              Talgkerzen hoͤchst vorteilhaft auszeichnen.
                           Dr. Manjot hat zeither sein Brevet und seine Fabrik zu
                              Mouceau, bei Paris,
                              N. 46., an Hrn. Hébert, Paris, rue Clery N. 12.,
                              verkauft. Dr. Manjot hat Taͤfelchen aus
                              erhaͤrtetem Talge bereitet, (die wir der Gesellschaft vorlegten) welche weiß,
                              klingend, und von außen und im Bruche, wie Wachs, gestaltet waren; auch sehr hartes
                              und weißkoͤrniges Unschlitt, sehr feinkoͤrniges und zerreibliches, und
                              beide in einem Zustande von Trokenheit, in welchem man den Talg bisher noch nie
                              gesehen hat. Dr. Manjot schied damahls schon aus dem
                              Unschlitte denjenigen Theil ab, den man jezt Stearine nennt, der sich in allen
                              fetten Koͤrpern befindet, und in seinen Eigenschaften sich dem Wachse der
                              Bienen naͤhert.Die Verfahrungsweise, das Fett oder den Talg von der Stearine zu scheiden,
                                    und dasselbe dadurch dem Wachse aͤhnlich zu machen, ist in Bd. XX. S. 319 in diesem Journale
                                    beschrieben. A. d. R.
                              
                           Diese Stearine scheidet sich auf eine natuͤrliche Weise aus dem gemeinsten
                              Unschlitte ab. Ich habe schon seit langer Zeit auf meinem Landgute versucht, einige
                              Buͤsten aus Gyps gegen Regen und Reif auf eine kraͤftigere Weise zu
                              schuͤzen, als es durch die gewoͤhnlichen Oehlfarben und fetten
                              Firnisse nicht moͤglich war; ich tauchte verschiedene Medaillons aus Gyps in
                              Oehl, Wachs, Spermacet, Schweinsfett, Talg; ich erhizte sie darin bei einer hohen
                              Temperatur, und tauchte sie, nachdem ich sie, herausgenommen, erkalten ließ, in
                              Wasser, legte sie an die Sonne, und sezte sie vier bis fuͤnf Tage lang der
                              Luft aus. Die in Wachs, in Spermacet, in Talg getauchten Stuͤke waren außen
                              und innen fester, als jene, die ich mit Schweinsfett, und besonders mit
                              Leinoͤhl, behandelt hatte.
                           Aufgemuntert durch diese Versuche stellte ich in einen Bakofen, der nach dem
                              herausgenommenen Brode noch heiß genug war, 12 bis 15 Stunden lang, so lang
                              naͤmlich der Ofen noch heiß war, Linne's Buͤste außen und innen mir
                              weißem Oehle (huile blanche) durchzogen; ich ließ den
                              Ofen noch ein Mahl gelinde hizen, brachte die Buͤste, die ich außen mit Talg
                              von gemeinen geschmolzenen Kerzen uͤberzog, noch ein Mahl in denselben, und
                              sezte die Buͤste hierauf in meinem Garten der Luft, der Sonne, und dem Regen
                              aus.
                           Diese Buͤste blieb nach vierzehn Tagen noch etwas fett beim Anfuͤhlen;
                              spaͤter wurde der Talg-Ueberzug aber so troken, daß er durch Reiben mit der Hand
                              eine schoͤne Politur annahm, und die Finger, die man mit der Spize voraus
                              daruͤber fuͤhrte, eben so huͤpfen machte, als ob man sie
                              uͤber Wachs hinschoͤbe. Gegenwaͤrtig, nach 50 Tagen, sieht die
                              Buͤste aus wie weißer feinkoͤrniger Marmor. Diese Erscheinung scheint
                              mir von Stearine herzuruͤhren. Ich werde die Buͤste noch ein Mahl mit
                              Talg uͤberziehen, um zu sehen, ob derselbe noch ein Mahl erhaͤrtet,
                              und ob die Buͤste den Winter uͤber ausdauert.
                           Hr. Hébert hoͤrte bei Abnahme seiner
                              trokenen Kerzen (bougies scléraphthites) klagen,
                              daß sie abliefen, wenn man sie kurz puzt. Um diesem, auch bei gewoͤhnlichen
                              Kerzen haͤufig vorkommenden, Uebelstande abzuhelfen, ließ er auf einem
                              eigenen Stuhle walzenfoͤrmige baumwollene Dochte mit einem Drahte durch die
                              Mitte derselben verfertigen, wodurch man, wenn man denselben auszieht, der ganzen
                              Laͤnge nach hohle Dochte erhaͤlt.
                           Als Hr. Hébert mir diese Dochte zeigte, hielt ich
                              die Idee derselben fuͤr gluͤklich, in sofern dadurch ein innerer
                              Luftzug in der Kerze moͤglich ward, und auch fuͤr neu, weil ich
                              damahls, so wenig als Hr. Hébert selbst, wußte,
                              daß man in England schon im J. 1799 ein Patent auf hohle Kerzen nahm, so wie im J.
                              1800 ein Brevet auf dieselben in Frankreich genommen wurde, welches sich in den Annales des Arts et Manufactures und in anderen
                              Journalen findet.
                           Hr. Hébert wollte nicht einen einfachen oder
                              doppelten Luftzug durch seine Kerzen aus erhaͤrtetem Talge erhalten; er
                              suchte bloß den vollen Docht durch einen hohlen von groͤsserem Durchmesser deßwegen zu
                              ersezen, damit der von der Flamme um den Docht geschmolzene Talg von jenem nach und
                              nach aufgenommen, und das Ablaufen der Kerzen dadurch verhindert wird; was ihm auch
                              gelang. Er hat bemerkt, daß, wenn seine hohlen Kerzen, wegen zu kurzen Puzens oder
                              zu starken Luftzuges, ablaufen, sie weiß ablaufen,
                              waͤhrend die mit vollem Dochte gelb ablaufen.
                              Lezteres scheint von der Menge Baumwolle herzuruͤhren, die in der Mitte des
                              vollen Dochtes umsonst verkohlt wird, waͤhrend bei den hohlen Dochten sich
                              nur der kreisfoͤrmige Theil des zur Verbrennung noͤthigen Dochtes
                              verkohlt.Wir glauben, daß, um die Faͤrbung der Talg- und Wachskerzen bei
                                    dem Anzuͤnden zu vermeiden, es gut waͤre, wenn man die
                                    Kerzen,
                                    statt daß man sie oben kegelfoͤrmig bildet, oben etwas
                                    becherfoͤrmig machte, wie sie spaͤter durch das Brennen von
                                    selbst werden. Um zu verhuͤthen, daß sie dann nicht ablaufen, wenn
                                    man sie eilig von einem Orte an den anderen bringt, oder uͤberhaupt
                                    in Zugluft brennt, waͤre es gut, sie mit einigen Lagen einer etwas
                                    diken Aufloͤsung von weißer Marseiller-Seife zu bedeken,
                                    wodurch sie nicht sprizen wuͤrden. Nach den Versuchen, die wir
                                    hieruͤber anstellten, war der Talg, der in der durch das Verbrennen
                                    gebildeten Vertiefung geschmolzen war, mit einem matten Haͤutchen
                                    bedekt, welches, wie es uns schien, das Ablaufen, verhinderte. A. d. O.
                              
                           
                           In Bezug auf Helle (Intensitaͤt des Lichtes) uͤbertrafen die Kerzen des
                              Hrn. Hébert mit hohlem Dochte jene des Drs. Manjot mit vollem DochteDie Helle der Kerzen des Drs. Manjot verhielt
                                    sich zu jener der gewoͤhnlichen Kerzen, wie 7 : 11. A. d. O. um ein Bedeutendes, so wie sie auch laͤnger dauerten, oder, wie man
                              gewoͤhnlich sagt, laͤnger brannten. Sie waren so troken, daß, sie
                              mochten alt oder neu seyn, sie mehrere Monate lang in ungeleimtem Papiere
                              eingewikelt seyn konnten, ohne dasselbe flekig zu machen; sie rochen auch mehr nach
                              Wachs, als nach Talg. Die Kerzen des Drs. Manjot galten
                              22 Sous das Pfund im J. 1821: Hr. Hébert verkauft
                              das Pfund jezt um 19 Sous.
                           Hr. Hébert hofft, daß der erhaͤrtete Talg
                              auch zum Seedienste besser taugt, als der gemeine, sowohl in Bezug auf Wohlfeilheit,
                              als auf Sicherheit.