| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. LXV., S. 283 | 
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                        LXV.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Preise, welche zu Mailand am 4. Oktober 1826 fuͤr
                              Gegenstaͤnde der Industrie vertheilt wurden.
                           Die Biblioteca italiana, November 1826, S. 254,
                              fuͤhrt einige Stellen aus dem Discorso dell abate e
                                 cavaliere Angelo Cesaris
                                 , I. Astronomo etc., letto
                                 in occasione della solenne distribuzione dei premj d'industria il giorno 4.
                                 Octbr. 1826, und die am Ende derselben enthaltene Uebersicht der
                              vertheilten Preise an. Die goldene Medaille erhielten:
                              Calderara und Comp. fuͤr Benuͤzung des
                              Dampfes bei ihrer Zuker-Raffinerie. Man hat an dieser Zuker-Raffinerie
                              außen eine Dampfmaschine mit hohem Druke angebracht, aus welcher der Dampf in die
                              Kessel geleitet wird, in welchen man den Syrup dadurch verdichtet.Man sollte unsere Salzsieder zu diesen Zukersiedern, oder wenigstens zu den
                                    Salzsiedern in England in die Schule schiken, auf daß das Salz zum Besten
                                    der Landwirthe und zum großen Vortheile des
                                       Aerars um die Haͤlfte des bisherigen Preises abgegeben
                                    werden koͤnnte. A. d. U. – Hrn. Joh. Gilot, fuͤr
                              Verfertigung von Seidenzeugen nach franzoͤsischer Art im Großen. Diese Fabrik
                              beschaͤftigt 150 Arbeiter. – An Traviganti,
                                 Galletti und Comp.; fuͤr Gold- und Silber-Bijouterie
                              im Großen. – An Strazza und Thomas fuͤr das Denkmahl des Mahlers Appiani in Bronze. – Hrn. Ant. Faria
                              fuͤr Matrizen zum Lettern-Gusse. – – Die silberne Medaille: Hrn. J. Alexis Caire, fuͤr weite Roͤhren aus Kautschuk; fuͤr ein
                              Wasser, das man statt Leimwasser zu Wasserfarben benuͤzen kann; fuͤr
                              ein durchscheinendes glattes und erhab en gepreßtes Papier. – Dalmistro und Comp. in Venedig, fuͤr Verfertigung
                              von kuͤnstlichem Avanturin im Großen. (Diese Kunst ging beinahe verloren.
                              Diese Fabrik auf der Insel Murano hat großen Absaz nach America und nach den Inseln
                              des stillen Meeres.) HHrn. Joh. Bertini und Ludw. Brenta, fuͤr farbige Glaͤser mit
                              durchscheinenden Figuren. (Die (ganz irrig) fuͤr verloren geachtete Kunst der
                              Bereitung farbiger Glaͤser und eingebrannter Glas-Gemaͤhlde ist
                              durch die Bemuͤhungen dieser Herren vollkommen hergestellt.) – Hrn. M.
                              Dr. Lomeni fuͤr seine Maschine zur
                              Mostbereitung in verschlossenen Gefaͤßen. – Hrn. Ign. Pizzagalli fuͤr Nachbildung der im
                              lombardisch-venezianischen Koͤnigreiche gezogenen
                              Trauben-Sorten in Glas. – Hrn. Dr. Ant.
                              Cattaneo, fuͤr eine
                              Dampf-Sparkuͤche. – Hrn. Bernh. Rinaldini, fuͤr denselben Gegenstand. –  Hrn. Joh. Catlinetti auf eine Maschine zur Verfertigung von Mineral-Wassern.
                              (Sie ist im Spirale zu Mailand im Gange, und dient sehr gut.) Hrn. Angelo Osio, auf verbesserte Verfertigung von Strohpapier im
                              Grossen. – Hrn. Jos. Cartagna, auf Verfertigung
                              von Pappendekel nach franzoͤsischer Art. –. Hrn. Constantin und Leop. Calvi, auf
                              Pappendekel-Arbeit mit Gold- und Silber-Verzierung. (Sehr
                              artige Galanterie-Arbeiten: Buͤchsen, Vasen, Schirme.) – Hrn.
                              Paul Belloni, fuͤr gepreßtes Papier mit Desseins.
                              – Hrn. Ludw. de'Conti fuͤr auf beiden
                              Seiten vergoldetes und gebluͤmtes Papier. – Hrn. P. Moschini fuͤr ausgezeichnete Arbeit in eigens dazu
                              zubereitetem Ulmen-Holze. – Hrn. Pietr. Campani auf Bettdeken aus Seiden-Abfaͤllen. (Er
                              kardaͤtscht diese Abfaͤlle nicht, sondern laͤßt die Seidenfaden
                              ganz.) – HHrn. Ducros, Vater und Sohne,
                              fuͤr Handschuhe nach Crenobler-Art. – Hrn. J. Rigozzi, fuͤr Handschuhe verschiedener Art, die
                              sich waschen lassen. Der Frau Magdalena Melan,
                              fuͤr Strohhuͤte nach Florentiner-Art. – Hrn. Angelo Bidemari, auf Seiden-Felpe fuͤr Hutmacher.
                              – Hrn. P. Ant. Cervetti, fuͤr Huͤte
                              mit doppeltem Haare. – Hrn. C. Cerina, auf
                              Wiederherstellung alter abgetragener Kleider, ohne daß man sie zertrennt. –
                              Hrn. Console, fuͤr einen Hahn auf
                              Schlag-Flinten. – Hrn. Jos. Mariani,
                              fuͤr polirte Flintenlaufe. – Hrn. Ant. Torre, fuͤr Tisch-Uhren. – Hrn. Paul Amaldi, fuͤr einen Zirkel zum Messen
                              koͤrperlicher Winkel. – Hrn. Ant. Guglielmini, fuͤr Schwarzfaͤrberei nach
                              franzoͤsischer Art. – Der Frau Paula Pedretti, fuͤr Pinsel nach franzoͤsischer und
                              roͤmischer Art. – Hrn. Fel. Bosiz, fuͤr Blumen aus Federn. Hrn.
                              Dominic. Briani, auf Tischzeug-Fabrication im
                              Großen. – Hrn. C. B. Rasario, fuͤr
                              Lampen-Fabrikation. – Hrn. F. Luca,
                              fuͤr eine Faͤcher-Fabrik.
                           
                        
                           Einfuhr-Verbothe auslaͤndischer Fabrikate in
                              Italien.
                           Um Industrie in Italien bluͤhen zu machen, (und wer die Geschichte der
                              europaͤischen Cultur kennt, weiß, auf welchem hohen Grade die Industrie in
                              Italien stand, als Frankreich und England, und noch weit mehr Deutschland, man darf
                              wohl sagen, Wuͤsten im Vergleiche mit Italien waren), befolgten die
                              damahligen Beherrscher Italiens dasselbe System, welches England und Frankreich
                              gegen das aufbluͤhende Italien, spaͤter Oesterreich, und jezt auch
                              Rußland mit so vielem Vortheile zum Erbluͤhen seiner Industrie befolgte,
                              naͤmlich das Prohibitio-System; unbedingtes Verboth der Einfuhr
                              solcher Fabrikate, die im Lande selbst erzeugt werden koͤnnen. Die Biblioteca italiana gibt in ihrem November-Hefte
                              1826, S. 207, (ausgegeben am 3. Jaͤnner 1827) eine Uebersicht der in der
                              Lombardie im 15ten und 16ten Jahrhunderte erlassenen Einfuhrs-Verbothe.
                           Die Einfuhr der fremden Tuͤcher war in der
                              Lombardie verbothen, unter Confiscation:
                           
                              
                                 von Francesco I. Sforza dd. 3. October
                                 1454.
                                 
                              
                                  –   Galeazzo
                                    Maria Sforza 22. Decbr.
                                 1470.
                                 
                              
                                  –   Ludwig
                                    XII. (Koͤnig v. Frankreich)
                                 16. Nov. 1491.
                                 
                              
                                  –   Max
                                    Sforza
                                 14. Nov. 1516.
                                 
                              
                                  –   Francesco
                                    II. Sforza
                                   5. Oct. 1524.
                                 
                              
                           Die Einfuhr der fremden Seiden-Stoffe:
                           
                              
                                  –   Franc. I.
                                    Sforza
                                 23. Aug. 1460.
                                 
                              
                                  –   Galeazzo
                                    Maria Sforza
                                   3. Nov. 1481.
                                 
                              
                                  –   Ludwig
                                    XII. (Koͤnig v. Frankr.)
                                   1. Oct. 1499.
                                 
                              
                                  –   Ferrante
                                    Gonzaga
                                 13. April 1553.
                                 
                              
                           Die Lombardie war damahls weder so groß, noch so bevoͤlkert, als sie heute zu
                              Tage ist. So wie Italien in Hinsicht auf Kuͤnste und Wissenschaften dem
                              uͤbrigen Europa voranging, hat es auch in der Staats-Wirthschaft die Bahn gebrochen. Man
                              sehe nur die baͤndereiche Sammlung der Economisti
                                 Italiani durch. Diese geschichtliche Darstellung veranlaßt uns hier
                           
                        
                           einige Worte uͤber das neue bayersche
                                 Zollsystem,
                           welches am 28. Dezember 1826 erschienen ist, zu sagen: Nach
                              diesem sind als Schuz der bayer'schen Industrie die Fabrikate, je nachdem es halbe
                              oder vollendete Fabrikate sind, minder oder hoͤher mit
                              Eingangs-Zoͤllen belegt.
                           Wenn jeder Bayer dem Beispiele des allerdurchlauchtigsten Koͤniglichen Hofes
                              folgte, demselben Beispiele, das unseres Koͤniges Kaiserliche Schwester, die
                              Kaiserin von Oesterreich, gleichfalls befolgt, die sich nur in die Produkte des
                              Kunstfleißes ihrer Unterthanen kleidet, dann wuͤrde allerdings das neue
                              Mauthgesez seinen Zwek vollkommen erreichen. Allein das video
                                 melioira proboque, deteriora sequor, gilt leider von der groͤßeren
                              Masse eines jeden Volkes, und vorzuͤglich von den wohlhabenderen unter
                              demselben, die nur zu oft inneren Werth durch aͤußeren Flitterstaat ersezen
                              zu muͤssen glauben.
                           Das neue Mauth-System ist, in so fern es kein reines Prohibitiv-System
                              ist, eine halbe Maßregel. – Halbe Maßregeln moͤgen in diplomatischer
                              Hinsicht sehr gut seyn; in administrativer sind sie schaͤdlich. Sie machen
                              die weisesten und wohlthaͤtigsten Absichten unpopulaͤr, indem sie auf
                              der einen Seite bloß erschweren, ohne auf der andern wahre Erleichterung zu
                              gewaͤhren; daher die Reclamationen von beiden Seiten, die selbst feste Maͤnner stuzen machen. Entweder vollkommene
                              Handelsfreiheit, oder vollkommenes Einfuhrverboth derjenigen Artikel, die im Lande
                              selbst erzeugt werden koͤnnen: ein Mittel-Weg zwischen beiden ist, wie
                              die Geschichte aller Zeiten und Voͤlker lehrt, eben so gefaͤhrlich und
                              verderblich, als die Mittelmaͤßigkeit in den schoͤnen Kuͤnsten.
                              Preußen ist unter den groͤßern Staaten der einzige, der kein reines
                              Prohibitiv-System, hingegen aber weit hoͤhere Belegungen auf
                              auswaͤrtige Manufacte, als Bayerns neues Zoll-System hat. Keine
                              Regierung der Welt thut mehr fuͤr die Emporbringung ihrer Industrie, als
                              Preußen, und dennoch gibt es in diesem Staate bei seiner so hoch gesteigerten
                              Industrie einige Manufactur-Zweige, die sich bei dem Schuze der hohen Mauth,
                              und der streng gehandhabten Zollsicherheits-Maßregeln nicht zu der zu
                              erreichenden Hoͤhe aufschwingen koͤnnen, was bei einem
                              Prohibitiv-Systeme sehr leicht herbeigefuͤhrt werden koͤnnte.
                              Alles, was die Vertheidiger der unbedingten Handelsfreiheit gegen
                              Beschraͤnkung derselben vorbringen, und mit Recht, ist bloß gegen ein
                              Prohibitiv-System mit halben Maßregeln, das, wie alles Halbe, nichts Ganzes
                              gibt, und nichts Ganzes geben kann.
                           Die gegenwaͤrtigen, hochscheinenden Zoͤlle schuͤzen die
                              bayer'sche Industrie bei weitem nicht. Bei dem Zollsaze von fl. 50. auf gedrukte
                              Calikos macht dieß eine Preiserhoͤhung auf die Elle von 2 bis 3 kr., und auf
                              die Elle feines Tuch 36 kr. Da sich auf den Messen in Frankfurt, Leipzig,
                              Braunschweig u.s.w. jedesmahl große Lager von Manufacten vorfinden, die in Folge der
                              Calamitaͤt der Eigenthuͤmer zu jedem Preise verwerthet werden
                              muͤssen also weit unter dem Preise des die vaterlaͤndische Industrie
                              schuͤzenden Zolles losgeschlagen, und von den Juden in Masse aufgekauft
                              werden, welche um das Capital schnell zu realisiren diese Massen von Waaren durch
                              ihre Tausende von Handlangern mit einem maͤßigen Nuzen im ganzen Lande
                              vertroͤdeln lassen, so ist es bei solchen Thatsachen unmoͤglich, daß
                              ohne Verbot-System die bayer'sche Industrie in Aufschwung kommen kann. Der
                              Staat erhaͤlt zwar von dem, was nicht eingeschmuggelt wird, etwas an
                              Zollgefaͤllen, die wenige Industrie geht aber nach und nach vollends zu
                              Grunde, und mit ihr zugleich das Vermoͤgen seiner Unterthanen.
                           Bayern hat aufgehoͤrt ein akerbautreibender Staat zu seyn. Seine gesegnete
                              aͤltere Provinz hatte keine Industrie, und beduͤrfte auch keine, weil
                              ihr der bedeutende
                              Aktivhandel in Salz, Holz und Getraide alle Beduͤrfnisse dekte. Dieser
                              Aktivhandel ist nun fuͤr immer verloren, weil die Nachbarstaaten von ihrem
                              Boden diese ersten Lebensbeduͤrfnisse selbst im Ueberfluße gewinnen. Bayern's
                              neu acquirirte Staaten sind zwar Industriestaaten, die zur Zeit des freien Verkehrs
                              durch ihre große Betriebsamkeit reich geworden waren; seitdem aber Oesterreich,
                              Preussen, Holland, Frankreich, und spaͤter Nordamerika selbst Industrie
                              schufen, und unserer Industrie das Thor schlossen, sind die bedeutendsten Fabriken
                              unserer Kreise nach und nach eingegangen, und die jezt noch vorhandenen sind nur
                              geborgene Reste aus der Zeit der Continental-Sperre, fuͤr die es, wenn
                              kein Prohibitiv-System eingefuͤhrt wird, eine wahre Wohlthat ist, wenn
                              der Handel ganz frei gegeben wuͤrde. Es wuͤrden noch einige dieser
                              Fabrikanten von den Truͤmmern das zu Realisirende retten, und mit dem
                              Eruͤbrigten in dem oder da, wo die Industrie den noͤthigen Schuz hat,
                              ihr Fortkommen finden. So hofft jeder, daß er durch die Mauth dennoch
                              geschuͤzt ist, wagt den lezten Heller, und fruͤher oder spaͤter
                              ist er das Opfer seiner Leichtglaͤubigkeit! Das Trennen und Aufhoͤren
                              von einem schon lange bestehenden Gewerbe oder einer Fabrike von Seiten des Besizers
                              ist mit dem Greise zu vergleichen, der sich immer schwerer vom Leben trennt, wenn er
                              ehevor gluͤklich war, oder wenigstens gluͤklich zu werden erwarten
                              konnte, und daher kann den Fabrikenbesizer nur ein entschiedenes Gesez zu einem
                              festen Entschluße bestimmen.
                           Bei dem gegenwaͤrtigen neuen Zollgeseze wird bei zwekmaͤßigen und
                              streng gehandhabten Zollsicherheits-Maßregeln bei einigen
                              Industrie-Zweigen, z.B. bei geringen Tuͤchern, bei bunten Weberwaaren,
                              bei ordinaͤren Metallarbeiten u.s.w. etwas Regsamkeit herbeigefuͤhrt
                              werden, welche aber die strengste Handhabung der Zollgeseze gegen den
                              Schmuggelhandel bedingen, ohne welche diese wenigen Gewerbs-Zweige sicher das
                              Opfer getaͤuschter Hoffnung werden.
                           Schon jezt, schon in den ersten Wochen nach dem neu erschienenen Mauth-Tariffe
                              biethen auswaͤrtige Manufacturisten und Fabrikanten, den Kaufleuten in Bayern
                              sich an, ihre Fabrikate um den alten Zollsaz zu liefern, und den neuen
                              hoͤheren denselben zu verguͤten. Das Resultat ist, daß solche bayer'sche Kaufleute, die immer der
                              inlaͤndischen Industrie feindselig gegenuͤber standen, in diese
                              Antrage eingehen, um die vaterlaͤndische Industrie desto sicherer
                              gaͤnzlich zu erstiken, und ihr Monopol zu erhalten; daß bei dem allgemeinen
                              Vorurtheile fuͤr auslaͤndische Waare, ungeachtet der
                              wohlthaͤtigen Absicht des neuen Mauthtarifes, eben so viel Geld ins Ausland
                              gehen wird, wie vorher, und wenn auch die Staatskasse durch die von den
                              auslaͤndischen Fabrikanten eingehenden Zoͤlle gewinnt, so muß der
                              Buͤrger und Bauer, die eigentliche Stuͤze des Staates, die
                              taͤglich zahlt, waͤhrend der auslaͤndische Fabrikant nur ein
                              Mahl zahlt, doch seinen lezten Heller in das Ausland schiken und vollends verarmen.
                              Da der auslaͤndische Fabrikant bei seinen Maschinen bei den bedeutenden
                              Fracht- und Mauthersparnissen fuͤr rohes Material u.s.w. seine Maaren
                              selbst bei dem Mauthtariffe um den alten Preis liefern kann, so wird kein
                              inlaͤndischer Fabrikant neben ihm bestehen koͤnnen, und noch weniger
                              wird eine neue Fabrik im Bayerlande entstehen koͤnnen. Kein
                              auslaͤndischer Fabrikant wird sich nach Bayern uͤbersiedeln, und mit
                              seinen Arbeitern Bevoͤlkerung und Wohlstand des Landes mehren, um so mehr als
                              jeder derselben, vereint mit den Kaufleuten, nach fruͤheren Erfahrungen der
                              festen Ueberzeugung ist, daß der erhoͤhte Zollsaz nicht lange bestehen kann.
                              Dieß wird auch wirklich der Fall seyn. Die auslaͤndischen Fabrikanten werden,
                              nachdem sie die inlaͤndische Industrie durch das Herabgehen mit ihren Preisen
                              fuͤr Jahre zerschmettert, und die Kaufleute mit neuen goldenen Fesseln an
                              sich gekettet haben, bei Fabrikaten, wo keine inlaͤndische Konkurrenz mehr
                              Statt findet, nach und nach mit ihren Preisen in die Hoͤhe gehen; die Summen,
                              die in das Ausland gehen, werden dadurch noch mehr vergroͤßert werden, und
                              die Gefahr der gaͤnzlichen Verarmung wird dem Ministerium endlich so einleuchtend werden,
                              daß es den hoͤhern Zollsaz wieder herabsezen wird. Diese Schule sind die
                              Minister in Frankreich, in den Niederlanden, Oesterreich, Rußland, mehrere Mahle
                              durchlaufen, ehe sie auf die einzig wahre Basis des Verbothes gelangten.
                           Der auslaͤndische Fabrikant, so wie der Kaufmann troͤstet sich mit dem
                              Schuze, den seine Regierung ihm gegen Bayerns kraͤftige Maßregeln nicht bloß
                              durch das in seinem Lande bereits bestehende Einfuhrverboth, sondern auch durch
                              Handelsvertraͤge gewahren wird. Handelsvertraͤge mit anderen Staaten
                              sind zu veraͤnderliche Basen fuͤr die Interessen der Industrie und,
                              des Handels in Bayern, und muͤssen mit ganz besonderer Vorsicht behandelt
                              werden. Manufactur-Staaten verbinden sich nur zu gerne mit denen der
                              Agrikultur, weil sie von den leztern keine Konkurrenz zu befuͤrchten haben,
                              und beim Absaze der Manufacturen im Durchschnitte mit 75 p. C. fuͤr
                              Veredlungs-Kosten in den National-Wohlstand des Fabrik-Staates
                              uͤbergehen. Bleibt dieses System bis zu dem naͤchsten Landtage
                              suspendirt, dann wird bis dahin die Notwendigkeit der Einfuͤhrung eines
                              Prohibitiv-Systemes hinsichtlich aller der Fabrikate, die in Bayern eben so
                              gut erzeugt werden koͤnnen, wie im Auslande, durch das neue Mauthsystem
                              selbst, jedem Bayer in voller Klarheit vorleuchten. Der uͤberseeische Handel
                              in Bayern kann sich, da wir keine Haͤven, Schiffe und Meere haben, nur
                              mittelbar uͤber Frankreich, Hamburg, Trieft, Genua, und der
                              rheinischwestindischen Kompagnie in Elberfeld bewegen.
                           Die wenigen Fabrikate, die Bayern durch diese Staaten oder durch die Elberfelder
                              Gesellschaft nach America u.s.w. sendet, sind fuͤr die benachbarten Staaten,
                              durch welche sie nach ihren Bestimmungsorten ziehen, so wie die zu den
                              Frankfurther- und Leipziger Messen ziehenden Guͤter und Fabrikate,
                              bloß Transito-Gut, und in Hinsicht auf Transito-Zoll behandelt Bayern
                              die ganze Welt humaner, als es von keinem Staate in der Welt entgegen behandelt
                              wird. Jede Nation muß mit ihrem Ueberfluße allerdings einen Handel nach Aussen
                              suchen, wenn sie ihre Beduͤrfnisse im Inneren befriedigt hat; in einem Lande
                              aber, wo die Industrie wieder so weit zuruͤkgegangen ist, daß sie zu ihrer
                              Belebung den groͤßten Theil ihrer eigenen Capitalien braucht, kann der
                              auswaͤrtige entfernte Handel, der große Geldmittel erforderte, und sie den
                              Gewerben entzieht, nur auf Kosten derselben, und zum Nachtheile des allgemeinen
                              Wohlstandes belebt und vermehrt werden. Das Capital, das auf eine Versendung an
                              Waaren oder Producten nach America oder Ostindien verwendet wird, verwandelt sich,
                              wenn die Unternehmung auch regelmaͤßig realisirt wird, erst nach 18 Monaten,
                              und zwar wieder in Producten, wo sie an einen deutschen Seeabladungs-Plaz
                              zuruͤkkehren dort muͤssen erst diese Retouren verkauft werden, wobei
                              sehr haͤufig noch sechs Monate verfließen, bis das Geld dafuͤr
                              eingegangen ist, und der Unternehmer einer Waarenversendung uͤber die Meere,
                              wenn er nach zwei Jahren seine darinn angelegte Fonds wieder zuruͤk
                              erhaͤlt, muß sich gluͤklich schaͤzen in so kurzer Zeit in den
                              Besiz seines Kapitals wieder gekommen zu seyn.
                           Rechne man nun noch die Gefahr des Verlustes bei Verkauf zu schlechten Preisen hinzu,
                              und wenn der Markt, der bei großer Entfernung nicht so leicht ausgekundschaftet
                              werden kann, uͤberfuͤhrt ist, und daß der Versender 2 Jahre und wohl
                              noch laͤnger sein Kapital zu Hause hat entbehren muͤssen, welches er
                              in diesem Zwischenraume vielleicht 6 Mahl haͤtte umsezen koͤnnen, so
                              wird sich daraus das Resultat ergeben: daß gegenwaͤrtig noch die Verwendung
                              der Kapitalien auf die Wiederbelebung und Vervollkommnung der innern Industrie
                              Bayerns einen weit groͤßern Nuzen fuͤr den Nationalwohlstand
                              hervorbringen wird, als der uͤberseeische Handel. Haben wir es ein Mahl
                              wieder dahin gebracht, daß wir nach Dekung unserer eigenen Beduͤrfnisse einen
                              Ueberfluß an Manufactur-Erzeugnissen besizen, dann liegt es schon in dem
                              natuͤrlichen Bestreben des menschlichen Geistes einen Weg nach Außen und in
                              die entferntesten Gegenden zu suchen. In der neuen Welt ist bei weitem noch nicht
                              Alles geregelt, um mit Sicherheit dahin Handel treiben zu koͤnnen, wir wollen fuͤr
                              jezt die großen dahinfahrenden Nationen in jenen Laͤndern saͤen
                              lassen, und dann seiner Zeit an der allgemeinen Erndte mittel- oder
                              unmittelbar Theil nehmen, und uns in der Zwischenzeit dazu geschikt machen.
                           Das Beispiel aller Voͤlker und Zeiten lehrt laut und unwiderlegbar, daß in
                              einem Lande, in welchem der Boden seine Bewohner reichlich naͤhrt, wie in dem
                              gluͤklichen Bayern, in dem gesegneten Oesterreich, in dem fruchtbaren
                              Rußland, und in dem auch jezt behaglich gewordenen Preussen, wo nicht, wie in
                              England und Sachsen, in der Schweiz, und in vielen Gegenden Frankreichs die
                              Notwendigkeit den Menschen zur Arbeit zwingt, Industrie nur durch
                              Einfuhr-Verbothe gehoben werden kann, und daß Handel nur dann erst
                              beruͤksichtigt werden darf (wenn er nicht zum Blutegel des Landes werden
                              soll), wenn Akerbau und Gewerbfleiß die gehoͤrige Fuͤlle, ihrer
                              Bluͤthe erreicht haben.
                           Wie soll aber Bayern von der Gewerbsfreiheit, von der fuͤrwahr
                              koͤniglichen Gnade den beabsichtigten Vortheil ziehen, wenn der
                              Auslaͤnder durch den Zoll, den er bezahlt, privilegirt wird, es mit seinem
                              Monopole zu Grunde zu richten.
                           
                        
                           Taͤgliche Zeitgleichung, oder wie man Uhren nach der
                              Sonne zu stellen hat.
                           Gewisse Ungleichheiten in der scheinbaren Bewegung der Sonne, d.h. eigentlich in der
                              Bewegung der Erde, sind die Ursache, warum die Zeit, die eine Sonnen-Uhr
                              zeigt, von der Zeit, die eine gute Taschen-Uhr, oder Stok-Uhr weiset,
                              die das ganze Jahr uͤber gleichfoͤrmig fortgeht, abweicht. Folgende
                              Tabelle zeigt, um wieviel Minuten eine solche Uhr fruͤher oder spaͤter
                              geht, als die Sonne. Viele Leute wissen nicht, daß dieser Wechsel laͤngst
                              durch die sogenannte Zeitgleichung ausgeglichen ist, und machen den fruchtlosen
                              Versuch, ihre Uhr mit der Sonne in gleichen Gang zu bringen, entweder dadurch, daß
                              sie das Pendel oder den Regulator richten, und glauben, daß ihre Uhr zu
                              fruͤh, (zu schnell), oder zu spaͤt laͤuft (zu langsam geht);
                              sie verderben dadurch ihre Uhr, da dieser Unterschied in der Zeit der
                              Taschen-Uhr und der Sonnen-Uhr lediglich von der Sonne, d.h., von der
                              Umdrehung der Erde, um ihre Achse abhaͤngt.
                           Z. F. bedeutet in der Tabelle, daß die Taschen-Uhr zu fruͤh, oder der
                              Sonne voraus geht; Z. S., daß sie zu spaͤt geht, oder hinter der Sonne
                              bleibt. G, daß die Taschen-Uhr mit der Sonnen-Uhr gleich zeigt.Unsere Leser werden neulich in der Allgemeinen
                                       Zeitung gelesen haben, was die ploͤzliche Stellung der Uhren
                                    der Stadt nach der Sonne in Paris im November fuͤr eine allgemeine
                                    Sensation erregte. Man hat die Zeit-Gleichung, so oft sie auch bisher in guten Kalendern
                                    gegeben wurde, vergessen, und wir halten es der Muͤhe werth, dieselbe
                                    hier aus dem Mech. Mag. wiederzugeben, da nicht
                                    jeder Besizer einer Taschen-Uhr dieselbe an der Kette seiner Uhr
                                    eingeschnitten hat, was uͤbrigens keine leere Verzierung einer
                                    Uhrkette ist.
                              
                           
                              
                                 
                                 Z. F.
                                 
                                 –
                                 18 – 20.
                                  –
                                 11 –
                                 
                              
                                 Januar
                                   1 –  2. um
                                   4 Minuten.
                                 –
                                 21 – 24.
                                  –
                                 12 –
                                 
                              
                                 –
                                   3 –  4.
                                    –
                                   5 –
                                 –
                                 25 – 29.
                                  –
                                 13 –
                                 
                              
                                 –
                                   5 –  6.
                                    –
                                   6 –
                                 –
                                 30 –  6. 
                                 Feb.
                                 14 –
                                 
                              
                                 –
                                   7 –  9.
                                    –
                                   7 –
                                 Februar
                                   7 – 15.
                                  –
                                 15 –
                                 
                              
                                 –
                                 10 – 11. –
                                   8 –
                                 –
                                 16 – 24.
                                  –
                                 14 –
                                 
                              
                                 –
                                 12 – 14. –
                                   9 –
                                 –
                                 25 –  2. 
                                 Mrz.
                                 13 –
                                 
                              
                                 –
                                 15 – 17. –
                                 10 –
                                 Maͤrz
                                   3 –  6.
                                  –
                                 12 –
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                   7 – 10. –
                                 11 – 
                                 
                                 
                                 Z. S.
                                 
                                 
                              
                                 –
                                 11 – 14. –
                                 10 –
                                 Sept.
                                   3 –   5.
                                 –
                                   1 –
                                 
                              
                                 –
                                 15 – 17. –
                                   9 –
                                 –
                                   6 –   8.
                                 –
                                   2 –
                                 
                              
                                 –
                                 18 – 20. –
                                   8 –
                                 –
                                   9 – 11
                                 –
                                   3 – 
                                 
                              
                                 –
                                 21 – 24. –
                                   7 –
                                 –
                                 12 – 14.
                                 –
                                   4 – 
                                 
                              
                                 –
                                 25 – 27. –
                                   6 –
                                 –
                                 15 – 16.
                                 –
                                   5 – 
                                 
                              
                                 –
                                 28 – 30. –
                                   5 –
                                 –
                                 17 – 19.
                                 –
                                   6 – 
                                 
                              
                                 –
                                 31 –   2. April
                                   4 –
                                 –
                                 20 – 22.
                                 –
                                   7 –
                                 
                              
                                 April
                                   3 –   6. –
                                   3 –
                                 –
                                 23 – 25.
                                 –
                                   8 –
                                 
                              
                                 –
                                   7 –   9. –
                                   2 –
                                 –
                                 26 – 28.
                                 –
                                   9 –
                                 
                              
                                 –
                                 10 – 13. –
                                   1 –
                                 –
                                 29 –   1.
                                 Oct. –
                                 10 –
                                 
                              
                                 
                                 G.
                                 
                                 Oct.
                                   2 –   4.
                                 –
                                 11 –
                                 
                              
                                 –
                                 14 – 17. –
                                 
                                 –
                                   5 –   8.
                                 –
                                 12 –
                                 
                              
                                 
                                 Z. S.F.
                                 
                                 –
                                   9 – 12.
                                 –
                                 13 –
                                 
                              
                                 –
                                 18 – 21. –
                                   1 –
                                 –
                                 13 – 16.
                                 –
                                 14 –
                                 
                              
                                 –
                                 22 – 27. –
                                   2 –
                                 –
                                 23 – 13.
                                 Nov. –
                                 16 –
                                 
                              
                                 –
                                 28 –   5. Mai
                                   3 –
                                 Nov
                                 14 – 18
                                 –
                                 15 –
                                 
                              
                                 Mai
                                   6 – 25. –
                                   4 –
                                 –
                                 19 – 22.
                                 –
                                 14 –
                                 
                              
                                 –
                                 26 –   2. Jun
                                   3 –
                                 23 – 25.
                                 –
                                 –
                                 13 –
                                 
                              
                                 Jun
                                   3 –   7. –
                                   2 –
                                 26 – 28.
                                 –
                                 –
                                 12 –
                                 
                              
                                 –
                                   8 – 13. –
                                   1 –
                                 –
                                 29 –   1.
                                 Dec. –
                                 11 –
                                 
                              
                                 
                                 G.
                                 
                                 Dec.
                                   2 –   4
                                 –
                                 10 –
                                 
                              
                                 –
                                 14 – 17.
                                 
                                 –
                                   5 –   6.
                                 –
                                   9 –
                                 
                              
                                 
                                 Z. F.
                                 
                                 –
                                   7 –   8.
                                 –
                                   8 –
                                 
                              
                                 Jun.
                                 18 – 22. –
                                   1 –
                                 –
                                   9 – 10.
                                 –
                                   7 –
                                 
                              
                                 –
                                 23 – 27. –
                                   2 –
                                 –
                                 11 – 13.
                                 –
                                   6 –
                                 
                              
                                 –
                                 28 –   2. Jul.
                                   3 –
                                 –
                                 14 – 15.
                                 –
                                   5 –
                                 
                              
                                 Jul.
                                   3 –   7 –
                                   4 –
                                 –
                                 16 – 17.
                                 –
                                   4 –
                                 
                              
                                 –
                                   8 – 15. –
                                   5 –
                                 –
                                 18 – 19.
                                 –
                                   3 –
                                 
                              
                                 Jul.
                                 16 –   6. Aug.
                                 um 6 Minut.
                                 –
                                 20 – 21.
                                 –
                                   2 –
                                 
                              
                                 Aug.
                                   7 – 13. –
                                 –    5 –
                                 –
                                 22 – 23.
                                 –
                                   1 –
                                 
                              
                                 –
                                 14 – 18. –
                                 –    4 –
                                 
                                 
                                 G.
                                 
                                 
                              
                                 –
                                 19 – 22. –
                                 –    3 –
                                 –
                                 24 – 25.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 –
                                 23 – 26. –
                                 –    2 –
                                 
                                 
                                 Z. S.
                                 
                                 
                              
                                 –
                                 27 – 30 –
                                 –    1 –
                                 –
                                 26 – 27.
                                 –
                                   1 –
                                 
                              
                                 
                                 G.
                                 
                                 –
                                 28 – 29.
                                 –
                                   2 –
                                 
                              
                                 –
                                 31 – 2. Sept.
                                 
                                 –
                                 30 – 31.
                                 –
                                   3 –
                                 
                              
                           
                        
                           Dreiekige Gloken aus einem Stahl-Dreieke.
                           Wir haben hiervon im Polytechn. Journ. B. XX. S.
                                 590 gesprochen. Die New-London (Connecticut) Gazette und das
                              Mechanics' Magazine, N. 174, 23. Decbr. 1826
                              erwaͤhnt eines Certificates von 4 Maͤnnern, die eine solche Gloke
                              „aus Stahl, die um die Haͤlfte wohlfeiler als eine
                                 gewoͤhnliche Gloke, die von jedem Kinde gelautet werden kann, und so
                                 leicht ist, daß sie den Thurm nicht im Mindesten beschweret, oder
                                 erschuͤttert,“ 9 englische Meilen (2 1/8 deutsche Meilen) weit
                              hoͤrten. Diese Gloke ist an der Baptist-Kirche in
                              New-London.
                           
                        
                           Die Schnell-Wage des Hrn. Quintenz zu Straßburg
                           (Polyt. Journ. Bd XIV. S.
                                 2.) wurde von seinem Schwieger-Sohne verbessert, und ist jezt, da
                              sie auch von der Académie des Sciences approbirt
                              wurde, ziemlich haͤufig in Handelshaͤusern in Frankreich und in der
                              Schweiz eingefuͤhrt.
                           Der Mechanismus dieser Wage besteht vorzuͤglich in der Verbindung zweier
                              Hebel, wovon der eine, an welchem das Gegengewicht aufgehaͤngt wird, ein
                              Hebel der ersten Art ist, und auf den unteren Hebel
                              wirkt, welcher ein Hebel
                              der zweiten Art ist. Die Kraft oder das Gegengewicht
                              am ersten Hebel verhaͤlt sich zur nothwendigen Kraft um den zweiten Hebel zu
                              heben, wie 6 : 10; und an dem zweiten Hebel verhaͤlt sich die durch den
                              ersten hervorgebrachte Wirkung zu der zu wagenden Last, wie 1 : 6, woraus folgt, daß
                              das Product dieser Verhaͤltnisse zwischen Kraft und Last ein
                              Verhaͤltniß von 1 : 10 ist, d.h., daß die Last durch ein Zehntel im
                              Gleichgewichte erhalten oder gewogen wird. Die Schneide an der Wage hat also nur
                              eilf Theile des Gewichtes zu tragen, waͤhrend sie an einer Wage mit gleichen
                              Armen 20 Theile desselben, d.h., die doppelte Schwere der Last tragen muß. Da ferner
                              der Druk auf mehrere Aufhaͤnge-Puncte vertheilt ist, so duͤrfen
                              die Hebel nicht so stark seyn, und da sich die Empfindlichkeit der Wage umgekehrt,
                              wie die Gewichte der Hebel und der Last verhalt, so folgt, daß die Wage hierdurch
                              weit genauer wiegt. Die Bruͤke oder die Wagschale, auf welche man die zu
                              wagenden Gegenstaͤnde legt, steht nur 7 Zoll uͤber dem Boden, so daß
                              dieselben leicht darauf hinaufgehoben werden koͤnnen. Man kann auch diese
                              Bruͤke in einer Vertiefung des Bodens anbringen, wo dann die zu wagenden
                              Guͤter noch leichter darauf gebracht werden koͤnnen. Die Wage schwankt
                              waͤhrend des Wagens nicht. Hr. Pignal zu St.
                              Isoire in Faucigny hat noch einige Verbesserungen an dieser Wage angebracht,
                              mittelst welcher man die 'Arme befestigen kann, wann man sie nicht braucht, oder von
                              einem Orte auf den anderen schafft, wozu ein Arbeiter hinreicht. Die Wage ist so
                              empfindlich, daß man mittelst derselben das kleinste Gewicht bis zu 25 Ztr. hinauf
                              wiegen kann. Man sucht daher Hrn. Pignal's Wage noch
                              mehr, als jene des Hrn. Quintenz. Die Akademie zu Turin
                              empfahl diese Wage bei allen k. Mauthen. (Journ. de
                                 Savoie 22. Septbr. 1826. S. 948 im Bulletin d.
                                 Sciences technol. Decbr. 1826. S. 347.)
                           
                        
                           Genauigkeit der englischen Muͤnze.
                           Es zeigte sich neulich bei Untersuchung von 1000 Stuͤken neu gepraͤgter
                              „Sovereigns,“ daß 500 Stuͤke derselben auf das
                              Genaueste das gesezliche Gewicht hatten; bei 200 Stuͤken war nur ein halber
                              Gran Abweichung; bei 100 betrug die Differenz 3/4 Gran; und bei einem andern
                              Hunderte Einen Gran. (Mechanics' Mag. N. 169, S.
                              460.)
                           
                        
                           Verbesserung an den Sicherheits-Klappen der
                              Dampfkessel.
                           Hr. Clément-Desormes las in der Société de Pharmacie am 15. Decbr. eine
                              Abhandlung, in welcher er bewies, daß die Sicherheits-Klappen gegen das
                              Bersten der Kessel keine Sicherheit gewaͤhren koͤnnen, indem sie,
                              unter bestimmten, zufaͤllig eintretenden, Umstaͤnden, sich luftdicht
                              an den Kessel anlegen, als ob innerhalb des Kessels ein leerer Raum vorhanden
                              waͤre. Er bemerkt, daß ein Dampf-Strom von 200° bei einem Druke
                              von 20 Atmosphaͤren kalt scheint, waͤhrend ein solcher Strom bei
                              100° und bei dem Druke Einer Atmosphaͤre bruͤhe heiß ist. Er
                              wird seine Beobachtungen naͤchstens mittheilen.
                           
                        
                           Ueber den Einfluß des Drukes der Atmosphaͤre auf den
                              Gang der Chronometer.
                           Hat Hr. Benj. F. Baker im Franklin
                                 Journal (Gill's techn. Repos. Novemb. 1826. S.
                              300.) einige Bemerkungen mitgetheilt, die wir den Uhrmachern, die gute Physiker
                              sind, so wie dem Hrn. Verfasser selbst zur genaueren Bestimmung empfehlen.
                           
                        
                           Wasser zusammengedruͤckt.
                           Hr. Perkins druͤckte Wasser durch einen Druck von
                              2000 Atmosphaͤren um 1/12 seines Umfanges zusammen. Unter hohem Drucke
                              krystallisirte Essigsaͤure, und atmosphaͤrische Luft und gekohlstoffter
                              Wasserstoffgas wurden tropfbar fluͤssig in demselben Apparate. London. Journal of Arts. November. S. 215.
                           
                        
                           Verbesserung am Geblaͤse in Schmieden.
                           Hr. Gill bemerkt im technic.
                                 Repository, November 1826. S. 317, daß das haͤufige Verbrennen des
                              Eisens in den Schmieden vorzuͤglich von zu engen Roͤhren am
                              Geblaͤse herruͤhrt, und daß es, bey groͤßeren Stuͤken,
                              gut ist, der Roͤhre einen Durchmesser von 1 bis 1 1/2 Zoll zu geben, wodurch
                              zugleich der Blasebalg leichter gezogen werden kann.
                           
                        
                           Ueber Verbrennung
                           hat der hochw. Hr. J. B. Emmett
                              eine physikalisch-chemisch-mathematische Abhandlung in den Annals of Philosophy, Decbr. 1826, mitgetheilt, die in
                              der wichtigen Theorie der Verbrennung manchen Zweifel loͤst, und neue
                              dafuͤr aufstellt. Wenn dieser kizliche Punct einst im Reinen seyn wird, wird
                              auch die Technik nicht anders als dadurch gewinnen koͤnnen: bisher ist
                              indessen diese Abhandlung mehr fuͤr Physico-Mathematiker, als
                              fuͤr Techniker.
                           
                        
                           Ueber Heizung mit Kohlenblende (Anthracit, Stone-coal).
                           hat Hr. Prof. Gilliman einen
                              interessanten Aufsaz im American Journal of Arts ,
                              Junius, mitgetheilt, welchen Hr. Gill in seinem technical Repository, Decbr. 1826. S. 323, wieder
                              abdruken ließ. Es erhellt hieraus, daß der Anthracit in Nord-America
                              allgemein als Brenn-Material verwendet wird in eisernen Oefen. Er muß aber
                              vor dem Brennen angefeuchtet werden, und gibt dann eine gewaltige, lang anhaltende,
                              Hize. Wenn der Zug des Ofens gut ist, was er bei diesem Brennmateriale seyn muß, so
                              legt sich beinahe gar kein Rauch im Schornsteine an, und der Ruß, der sich erzeugt,
                              ist beinahe so troken, wie Sand. Diese Asche ist ein gutes Mittel, um Pfirsichbaume
                              gegen den Raupenfraß (vor der Egeria exitiosa) zu
                              schuͤzen. Der Ofen muß taͤglich gereinigt werden, indem sonst Asche
                              und Schlake sich mit den Steinen des Herdes verglasen, und eine kaum mehr zu
                              entfernende Masse in dem Ofen bilden wuͤrde. Naͤhere Versuche
                              uͤber dieses Brennmaterial, welche wir Hrn. van Uxem verdanken, sind in
                              diesem polyt. Journale Bd. XX. S. 285,
                              enthalten.
                           
                        
                           Ersparung bei Beleuchtung.
                           Man sieht aus der Weise, wie mehrere Fabrik-Gebaͤude,
                              Waaren-Lager und Wohnungen beleuchtet sind, daß nicht alle Leute die
                              gehoͤrige Kenntniß uͤber die Art, wie man beleuchten muß, besizen,
                              oder von dieser Kenntniß keinen praktischen und oͤkonomischen Gebrauch zu
                              machen wissen. An vielen Orten findet man die Lampen oder Lichter dicht an der Wand,
                              und an anderen sieht man ein halbes Duzend kleiner Lichter hier und da zerstreut in
                              dem zu erleuchtenden Raume, statt daß man an der Stelle derselben mitten in diesem
                              Raume ein groͤßeres Licht anbringen sollte. Das ist nun uͤble
                              Wirthschaft, und verraͤth gaͤnzliche Vernachlaͤßigung der
                              Grundsaͤze der Beleuchtung. Alle Lichtstrahlen, die auf eine weiße Wand
                              fallen, werden zerstoͤrt, und eine Lampe in der Nahe einer solchen Wand gibt
                              nicht halb so viel Licht, als wenn sie mitten in dem zu beleuchtenden Raume
                              stuͤnde. Das Licht verbreitet seine Strahlen in geraden Linien nach allen
                              Richtungen aus dem Mittelpuncte des leuchtenden Koͤrpers, und aus diesem
                              Grunde wird dieselbe Menge Lichtes, die aus einem Mittelpuncte ausstrahlt, mehr
                              Beleuchtung geben, oder irgend einen Raum mehr erhellen, als wenn es aus zwei oder
                              aus mehreren Mittelpuncten ausstrahlt: 1) weil, nenn mehrere Lichter in demselben
                              Raume sind, einige oder alle nicht in dem Mittelpuncte desselben seyn koͤnnen,
                              und folglich ihre Strahlen fruͤher auf die Waͤnde fallen und dadurch
                              eher zerstoͤrt werden muͤssen, als wenn sie in dem Mittelpuncte oder
                              naͤher an dem Mittelpuncte dieses Raumes sich befanden. 2) weil die Strahlen
                              der verschiedenen Lampen sich wechselseitig durchkreuzen, oder einander
                              zerstoͤren, was nicht der Fall seyn wuͤrde, wenn sie alle aus
                              demselben Mittelpuncte oder leuchtenden Koͤrper ausstrahlten.
                           Daher folgt, daß hundert Kubikfuß Gas, die aus Einer Roͤhre brennen, ein
                              Zimmer weit mehr beleuchten werden, als ebensoviel Gas, das aus zwei oder aus
                              mehreren Roͤhren ausstroͤmt, besonders, wenn diese Eine Roͤhre
                              in dem Mittelpuncte des Zimmers, oder nahe an dem Mittelpuncte desselben sich
                              befindet. Wenn daher die Preise der Gaslampen nach der Menge des Gases, das sie
                              brennen, berechnet sind, so ist die groͤßere Lampe immer die wohlfeilere. Man
                              wird durch Versuche finden, daß ein vierekiges oder kreisfoͤrmiges Zimmer mit
                              zwei 20 Shilling Lampen nicht so hell erleuchtet wird, als mit Einer 36 Shilling
                              Lampe. Wenn aber das Zimmer die Form eines Parallelogrammes hat, dann ist eine 20
                              Shilling Lampe an jedem Ende desselben Heller als Eine 36 Shilling Lampe in der
                              Mitte, indem die Beleuchtung im Verhaͤltnisse zur Nahe der Strahlen gegen
                              einander steht, und in einer großen Entfernung von dem leuchtenden Koͤrper
                              die Strahlen so weit von einander entfernt sind, daß sie wenig oder gar kein Licht
                              geben. (Mechanics' Mag. N. 176. 6. Jaͤner. S.
                              7.)
                           
                        
                           Ueber Stallbeleuchtung.
                           Der Bulletin d. l. Société d'Encouragement,
                                 N. 268, S. 308, liefert einen kurzen Bericht uͤber Stallbeleuchtung
                              fuͤr die Stalle der franzoͤsischen Cavallerie, die, zusammengenommen,
                              den Flaͤchenraum einer sehr großen Stadt einnehmen, folglich ein bedeutendes
                              Capital zur Beleuchtung in Anspruch nehmen. Die Sicherheit scheint bei der Stallbeleuchtung wenig gefaͤhrdet, da
                              man seit 30 Jahren kein Beispiel eines in einem Cavallerie-Stalle
                              ausgebrochenen Feuers in Frankreich kennt; es ist immer Stallwache, und die Laterne
                              unter Schluͤssel. Die Sparung an
                                 Brenn-Material ist auf das Aeußerste gebracht; denn man rechnet auf
                              eine Lampe fuͤr die Stunde nur 2 1/2 Quentchen Oehl. Allein, eben dadurch
                              wird die Beleuchtung so schlecht, daß man, bei dem dadurch erhaltenen Lichte,
                              schwerlich die Pferde bei einem ploͤzlich nothwendigen naͤchtlichen
                              Aufsizen satteln koͤnnte. Der Berichterstatter, Hr. Pouillet, empfiehlt daher, um bei dieser geringen Menge Oehles mehr Licht
                              zu erhalten, Abschaffung der schlecht brennenden platten Dochte, die viel Rauch,
                              Gestank, und wenig Helles Licht geben. Er schlaͤgt glaͤserne
                              Aufsaͤze uͤber den Docht und Reflectors vor. Sobald uͤbrigens
                              durch diese glaͤsernen Schornsteine uͤber den Dochten eine
                              vollkommnere Verbrennung erzwekt wird, ist auch aller Nachtheil fuͤr die
                              Gesundheit beseitigt, welchem uͤbrigens auch noch durch Ventilators begegnet
                              werden muß, wozu er, fuͤr große Stalle, Schornsteine vorschlagt, die man mit
                              einer Fallthuͤre schließen, oder, nach Bedarf, verengen kann. Fuͤr neu
                              erbaute Staͤlle koͤnnte man, meint er, auch Beleuchtung von außen
                              anwenden.
                           
                        
                           Dochte ohne Rauch brennen zu machen.
                           Es ist eine allgemeine Sage, daß, wenn man Dochte in Essig taucht, sie ohne Rauch
                              brennen. In einem alten Buche „de Atramentis,
                                    auctore P. M. Canepario, Venetiis medicinam
                                    profitenti, 1660“ findet sich hieruͤber folgende
                              woͤrtlich uͤbersezte Stelle unter dem Titel: „de Lucernis“
                              „Eine andere Zubereitung eines Dochtes aus Baumwolle fuͤr eine
                                 Lampe oder Kerze, damit er im Brennen weder raucht, noch Pilze bildet,
                                 „(fungum prodit.)“ Man
                                 loͤse raffinirten Salpeter (halinitrum
                                    refinatum) in zwei Theilen weißen Essig „(acetum album)“ auf, und lasse den
                                 Docht einen Tag lang darin liegen, „(diem
                                       naturalem.)“ Nach Verlauf dieser Zeit nehme man den
                                 Docht aus dem Essige und trokne ihn in der Sonne. Er wird dann zu dem verlangten
                                 Zweke gehoͤrig zubereitet seyn.“ (Mechanics' Mag. N. 176. 6. Jaͤner. S. 7.)
                           
                        
                           Floͤße um Schiffe flott zu machen.
                           Der Bulletin des Sciences technologiques, Novbr. 1826.
                              p. 505 gibt aus dem London
                                 and Paris Observer, 6. Aug. 1826, eine Notiz uͤber ein Floß des Hrn.
                              Matth. Robertson, welcher an Schiffen so angebracht ist,
                              daß man noͤthigen Falles, wie bei seichtem Wasser, das Schiff auf dieses Floß
                              bringen und dadurch die Tauchung desselben, z.B. von 16 Fuß auf 10 Fuß vermindern
                              kann.
                           
                        
                           Eisenbahnen in Frankreich.
                           Die im J. 1825 begonnene Eisenbahn von den Eisenwerken zu St. Etienne nach
                              Andrésieux an der Loire, aus Zußeisen, ist beinahe fertig, und wird in den
                              ersten Monaten des laufenden Jahres 1827 dem Eisen- und
                              Steinkohlen-Handel eroͤffnet werden. (Bulletin
                                 des Sciences techn. Decbr. 1826. S. 351.)
                           
                        
                           Hrn. de Manneville's Maschinen zum Faßbinden.
                           Hr. de Manneville ließ sich im J. 1817 ein Patent auf
                              Maschinen zum Faßbinden ertheilen, welches er an die HHrn. Crochart zu Stenay abtrat. Zwanzig Arbeiter verfertigten mit dieser
                              Maschine 155 Faßer in 12 Stunden, deren jedes auf 2 Franken 85 Cent, zu stehen kam,
                              und um 5 Franken 50 Cent., ja sogar um 7 bis 8 Franken, verkauft wurde. Hr. Crochart verlor im vorigen Jahre sein Vermoͤgen,
                              (wahrscheinlich in der ungluͤkseligen Spekulation in Staats-Papieren?
                              D.) und ist gegenwaͤrtig außer Stand, diese in Frankreich bisher einzige
                              Unternehmung fortzusezen. Ein Freund der Industrie, Hr. Armonville, fordert im Bulletin d. Scienc.
                                 techn. Novbr. S. 307 seine Landsleute auf, diese nuͤzliche Erfindung
                              fuͤr Frankreich zu retten.
                           
                        
                           Obersten Macironi's Winke fuͤr Pflasterer,
                           (Vergl. polyt. Journ. B.
                                 XXI. S. 89) sind jezt, da diese Broschuͤre selten geworden ist, mit
                              Erlaubniß des Hrn. Obersten in dem Mechanics' Mag., N. 167. S. 430 (4.
                              Novbr. l. J.) u. f. abgedrukt. Es ist uns . unmoͤglich, bei dem großen
                              Vorrathe an Materialien, diese interessante Schrift in einer Uebersezung
                              mitzutheilen, wir halten es aber fuͤr unsere Pflicht, unsere Leser auf
                              dieselbe aufmerksam zu machen.
                           
                        
                           Ueber die Demant-Lager im suͤdlichen
                              Indien.
                           Hr. Voysey, Esq. hat in dem Bengal
                                 Asiatic Researches (eine in dem Philosophical
                                 Magazine and Journal, November 1826, S. 370 wieder abgedrukte) Abhandlung
                              uͤber die Demant-Lager im suͤdlichen Indien mitgetheilt. Er
                              fand die Demante in den Nalla Malla Bergen in einem Felsen aus dichter
                              Sandstein-Breccia, die aus Bruchstuͤken von rothem und gelben Jaspis,
                              Quarz, Chalcedon und Hornstein von verschiedenen Farben besteht, welche durch eine
                              Quarz-Masse zusammen gekittet sind. Diese Breccia geht in einen Puddingstein
                              aus Geroͤllen von Quarz, Hornstein etc. uͤber, die durch eine
                              thonig-kalkartige Erde von lokerer zerreiblicher Textur zusammengehalten
                              werden, und in diesem kommen die Demante am haͤufigsten vor. Man
                              waͤscht in Indien haͤufig die Halden der alten Demant-Gruben,
                              und glaubt, daß die in aͤlteren Zeiten weggeworfenen kleinen Demante zeither
                              groͤßer gewachsen waͤren. Hr. Voysey stellt
                              als Resultat seiner Untersuchungen die Bemerkung auf: daß das Muttergestein der
                              Demante im suͤdlichen Indien Sandstein-Breccia aus der
                              „Thonschiefer-Formation“ ist, und daß diejenigen
                              Demante, die man in aufgeschwemmten Gegenden findet, aus den Truͤmmern der
                              obigen Felsen durch die großen Ueberschwemmungen dahin gebracht wurden, so wie die
                              in den Flußbeeten jaͤhrlich durch die Regenzeit dahin gewaschen werden.
                           
                        
                           Ein neues Kobalterz.
                           Hr. K. M. Kersten in Freiberg, ein Schuͤler des
                              Hrn. Hofr. Stromeyer, hat ein neues Mineral entdekt,
                              welches er auf Anrathen der HHrn. Hofr. Stromeyer und Hausmann, Wismuth-Kobalterz nannte, und wovon er
                              die Beschreibung und Analyse in Schweigger's Journal N.
                              R. Bd. 17. Hf. 3. S. 265–294 mitgetheilt hat. Dasselbe besteht nach ihm in
                              hundert Theilen aus:
                           
                              
                                 Arsenik
                                 77,96
                                 
                              
                                 Kobalt
                                  9,88
                                 
                              
                                 Eisen
                                  4,76
                                 
                              
                                 Wismuth
                                  3,88
                                 
                              
                                 Kupfer
                                  1,30
                                 
                              
                                 Nikel
                                  1,10
                                 
                              
                                 Schwefel
                                  1,01
                                 
                              
                                 Mangan
                                  eine Spur.
                                 
                              
                           Es kann daher durch die Formel 30 Co As⁵ + 15 FeAs² + 5BiAs + 4CuAs +
                              4NiAs + 3FeS⁴ ausgedruͤkt werden.
                           Dieses Mineral besizt eine vollkommen strahlige Textur, rizt Flußspath und Glas; die
                              Farbe ist zwischen bleigrau und stahlgrau; der Glanz wenig metallisch; das spec.
                              Gewicht desselben ist 4,5 – 4,7. Wenn es aber von dem fein eingesprengten
                              Quarze, dem es auch seine große Haͤrte verdankt, befreit ist, findet sich
                              sein spec. Gewicht = 6,0 – 6,7.
                           Obige Abhandlung muß wegen der analytischen Methode fuͤr alle diejenigen,
                              welche sich mit den Nikel- und Kobalterzen beschaͤftigen, von hohem
                              Interesse seyn.
                           
                        
                           Neues Vorkommen des Selen's.
                           Das Selen ist von Hrn. K. M. Kersten in Freiberg auch in
                              der sogenannten Kupferbluͤthe von Rheinbreitenbach
                              am Rhein entdekt worden. Es ist also wieder eine Gegend bekannt, wo diese
                              merkwuͤrdige Substanz, welche ziemlich verbreitet zu seyn scheint, vorkommt.
                              Man vergl. Schweigger's Journal N. R. Bd. 17. Hf. 3.
                           
                        
                           Ueber die rothen Glaͤser in den alten Kirchen.
                           Aus einem Berichte des Hrn. D'Arcet uͤber die
                              rothen Glaser aus der Fabrik des Hrn. Bontemps zu
                              Choisy-le-Roy (Bulletin de la Soc.
                                 d'Encouragement, Aug. l. J. S. 259) ersehen wir, daß die
                              franzoͤsische Regierung bei der Wiederherstellung der alten rothen
                              Glaͤser in den Kirchen, die mehr Geistes-Versammlung, (recueillement) herbeifuͤhren sollen, als die
                              weißen, die Einfuhr solcher Glaͤser aus Deutschland und England erlauben
                              wollte, weil Niemand in Frankreich dergleichen Glaser verfertigen konnte. Der
                              Ausschuß der Kuͤnste und Gewerbe erbath sich aber Aufschub dieser Aufhebung
                              des fuͤr die Manufacturen Frankreichs so nuͤzlichen
                              Einfuhr-Verbothes von fremdem Glase, wenigstens nur auf 6 Monate, und
                              waͤhrend dieser Zeit verfertigte Hr. Bontemps nach
                              den Recepten der guten alten Neri, Meret und unseres
                              Landmannes Kunckel rothes Glas genug fuͤr alle
                              zerschlagenen Fensterscheiben an den alten Kirchen. Man glaubte die
                              Glasfaͤrberei verloren; sie ist aber in Neri,
                                 Kunckel etc. fuͤr ewige Zeiten aufbewahrt, und das rothe Glas ward
                              nie, wie man glaubte, mit Gold, sondern mit Kupfer als Protoxyd gefaͤrbt,Man vergleiche hiermit die Schrift: die Glasmahlerei der Alten dargestellt
                                    von J. J. Schmithals. Mit einer Vorrede von Dr. Rudolph Brandes.
                                    Lemgo, Meyer'sche Hofbuchhandlung 1826. S. 15. u. f. Diese kleine Schrift
                                    wollen wir bei diesem Anlasse den Freunden der Glasmahlerei empfehlen. A. d.
                                    R. Hr. d'Arcet bemerkt bei dieser Gelegenheit, daß
                              die Glaͤser der Alten, die noch mehr Holz zu verbrennen hatten, weit weniger
                              Alkali enthalten, als unser heutiges Glas; daß es daher gut waͤre, bei
                              Verfertigung gefaͤrbter Glaser mehr Kieselerde und weniger Alkali zu nehmen,
                              indem sonst die auf der Oberflaͤche des Glases anzubringenden Farben, die
                              noch schmelzbarer seyn muͤssen, als das Glas, der Einwirkung der
                              Atmosphaͤre bei gemahlten Glasern nicht lang widerstehen wuͤrden. Herr
                              d'Arcet bemerkt ferner, und zwar sehr richtig, daß
                              man die weißen Glaͤser in den Kirchen beibehalten sollte, indem sie die
                              wohlthaͤtigen und zur Gesundheit notwendigen Sonnen-Strahlen frei in
                              die Kirchen einfallen lassen, waͤhrend die gefaͤrbten Glaser die Luft
                              in den Kirchen durch Abhaltung des Lichtes sehr ungesund machen. Wenn man ja
                              gefaͤrbte Glaͤser in Kirchenfenstern durchaus haben will, so
                              muͤßte man fuͤr gehoͤrige Ventilation sorgen. Endlich
                              wuͤnschte er noch, daß, da man die Boͤrse zu Paris mit Dampf heizt,
                              man auch die Gotteshaͤuser auf dieselbe wohlfeile Weise heizen
                              moͤchte.
                           
                        
                           Wachs von Kupferplatten wegzupuzen.
                           Um Kupferplatten von dem Wachse, mit welchem sie bei dem Aezen uͤberzogen
                              werden muͤssen, leichter, als auf die bisherige Art, zu reinigen, empfiehlt
                              ein Hr. H. F. G. im Mechanics' Magazine, N. 177, 13.
                              Jaͤner 1827, S. 21, die Kupferplatte so zu erwaͤrmen, daß das Wachs
                              schmilzt, dasselbe dann mit Terpenthingeist zu verduͤnnen, und dann
                              Seifen-Lauge (soap lees) zu nehmen, worauf man
                              sie mittelst einer steifen Buͤrste mit Nasser wird abwaschen
                              koͤnnen.
                           
                        
                           Fortschritte der Lithographie in Italien.
                           Hr. Joh. Dall'Armi theilt in einem Schreiben aus Rom im
                              Novbr. 1826 (Biblioteca italiana, Novbr. 1826, S. 295)
                              einige Notizen uͤber die Erfindung der Lithographie (die er Hrn. Senefelder
                              streitig machen zu wollen scheint, indem, wie er sagt, der Pfarrer zu Miesbach,
                              Simon Schmid, die Lithographie schon in einem in der
                              Mitte des 17. Jahrhundertes zu Nuͤrnberg gedrukten Kunstbuche beschrieben
                              fand, und zu Pflanzen-Abdruͤken benuͤtzte, waͤhrend ein
                              gewisser Gleisner Hrn. Senefelder zu Schmid fuͤhrte, und ihn
                              bei diesem den Steindruk, den er gern auf Noten benuͤzt haͤtte, zuerst
                              kennen lehrte) und uͤber den Zustand derselben in Italien mit, wo sie bereits
                              rasche Fortschritte macht. Er versichert die lithographische Tinte so fluͤßig
                              gemacht zu haben, daß man mittelst der Feder die feinsten Zeichnungen auf dem Steine
                              verfertigen kann, und erwaͤhnt auch einiger Verbesserungen an der Presse, die
                              er in eine Pendel-Presse verwandelte. Eine solche Presse hat er fuͤr
                              die Steindrukerei des Hrn. Luigi Baladier zu Rom
                              verfertigen lassen, wo sie mit dem besten Erfolge im Gange ist.
                           
                        
                           Englisches Mittel, einer literarischen Taxe zu
                              entgehen.
                           Bekanntlich besteht in England ein Gesez, nach welchem von jedem gedrukten Werke eilf Exemplare an gewisse
                              oͤffentliche und Privat-Bibliotheken abgegeben werden muͤssen.
                              Um diesem Geseze zu entgehen, hat der Architekt des Koͤniges sein Prachtwerk
                              „Illustrations of the Pavilion
                                 
                                 at Brighten“ ohne eine Zeile Text
                              herausgegeben, um sich an Einem Bande 220 Guineen zu ersparen: denn der Band kostet
                              20 Guineen. Hr. Robson ist in seinen „Picturesque Views of all the English
                                    Cities“ noch weiter gegangen. Er gab nicht bloß die Abbildungen
                              ohne Text hieraus, sondern sagt in feinem Prospectus: „Der Leser wird
                                 hieraus ersehen, daß man nicht im Sinne hat, eine Zeile Text zugleich mit diesen
                                 Kupferstichen herauszugeben. Der Text wird ein besonderes Werk bilden, um die
                                 hoͤchst ungerechte, druͤkende und laͤstige Taxe zu umgehen:
                                 eilf Abdruͤke einer großen und weit umfassenden Sammlung
                                 oͤffentlichen und wohlhabenden Instituten zu schenken, die vielmehr
                                 Kuͤnste und Wissenschaften aufmuntern und unterstuͤzen, als die
                                 Producte derselben verdienstvollen, und oͤfters nicht sehr bemittelten,
                                 Kuͤnstlern und Auctoren abdruͤken sollten. (Ackermann
                              Repository of Arts. Decbr. 1826. S. 365.)
                           
                        
                           Herrn de Thiville's Reclamation gegen Herrn Romershausen.
                           „Hr. de Thiville macht Hrn. Romershausen die Prioritaͤt der Erfindung des
                                 Rades in Dingler's Polytechnischem Journale B. XX. S. 131 streitig. Er sagt, daß er
                                 dasselbe schon im J. 1794 in der Schweiz erfand, und dem Eigenthuͤmer
                                 einer Muͤhle bei Murten (Morat) die Anwendung
                                 desselben empfahl. Bald darauf nahm er in England ein Patent auf seine
                                 hydraulische Wiege, und dehnte sein Patent-Recht auch auf dieses Rad aus.
                                 Dieses Patent findet sich im Repository of Arts and
                                    Manufactures, 1800, N. 83. Sein
                                 Eimer-Rad wurde gleichfalls in Frankreich im J. 1804 im 22. B. der Annales des Arts et Manufactures bekannt
                                 gemacht.“ (Bulletin des Sciences
                                 technologiques), December 1826. S. 344.
                           
                        
                           Dem Andenken der HHrn. von Reichenbach und von Fraunhofer.
                           Die Société d'Encouragement bedauert in
                              ihrem Berichte uͤbe die von ihr fuͤr das Jahr 1826 ausgeschriebenen
                              Preise (Bulletin, N. 269.) daß sie bei ihrem Preise fuͤr eine Maschine zum Glasschleifen ohne
                              Resultate blieb. Hr. Stewart, den sie im vorigen Jahre zu
                              Verbesserung seiner Maschine mit einer goldenen Medaille aufmunterte ließ nichts
                              mehr von sich hoͤren. Auch aus Bayern kamen keine Preis werber,
                              „waͤhrend man doch weiß, daß der sel. Hr. v. Reichenbach, eine Maschine dieser Art erfand, die nichts zu wuͤnschen uͤbrig
                                    laͤßt, und deren sich der sel. Hr. v. Fraunhofer mit dem besten Erfolge bediente. Die Société“ sagt Hr. Costaz
                              „kann sich durch ihr thaͤtigen Correspondenten in Deutschland eine
                                 Zeichnung von dieser Maschine verschaffen, dieselbe bekannt machen, und dadurch
                                 wird der von ihr aus geschriebene Preis uͤberfluͤßig
                                 werden.“ Wir fuͤgen diesem Auskunftsmittel die Bemerkung bei:
                              daß es nicht die so hoch gesteigerte Maschinerie in dem v. Utzschneider und Fraunhofer'schen optischen
                              Institut allein ist, was den aus demselben hervorgehenden Instrumenten ihre
                              Unerreichbarkeit gibt, sondern daß das Glas, dessen sich dieses Institut bedient und
                              selbst verfertigt, die Wesentlichkeit des Ganzen ist. Die Redaction dieses polyt.
                              Journales hofft demnaͤchst in Stand gesezt zu werden, sich hieruͤber
                              mehr verbreiten zu koͤnnen.