| Titel: | Hrn. Bouriat's Bericht, im Namen des Ausschusses für ökonomische Künste, über einen Ofen aus Gußeisen mit circulirender warmer Luft, von Hrn. Fortier, Mechaniker zu Paris, rue de la Pépinière, N. 23, zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. LXVII., S. 301 | 
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                        LXVII.
                        Hrn. Bouriat's Bericht, im Namen des Ausschusses
                           fuͤr oͤkonomische Kuͤnste, uͤber einen Ofen aus Gußeisen mit
                           circulirender warmer Luft, von Hrn. Fortier, Mechaniker zu
                           Paris, rue de la
                              Pépinière, N. 23, zu Paris.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement. October. 1826 S. 305.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Bouriat's, Bericht uͤber einen Ofen aus Gußeisen mit
                           circulirender warmer Luft.
                        
                     
                        
                           Man sollte glauben, daß die hundertfaͤltigen Formen,
                              die man seit zwanzig Jahren den Oefen gegeben hat, alle Kunst des Ofenbaues
                              erschoͤpft haͤtten. Hr. Fortier lieferte
                              indessen noch einen neuen Ofen, der Brennmaterial spart, schnell heizt, und
                              trefflich kocht.
                           Tab. VI. stellt diesen Ofen von verschiedenen Seiten
                              dar. Er ist rund, wie. die Oefen aus Faïance, und besteht außen aus zwei auf
                              einander aufgesezten Stuͤken, c, h, und aus einem
                              Fußgestelle, a, einer Abtheilung zum Kochen
                              (Laboratorium), aus drei Stuͤken, aus einem Dekel, n, aus einem Thuͤrchen zum Herde, o,
                              und einem halbkreisfoͤrmigen Schieber (Register), um den Zutritt der Luft zu
                              reguliren. Das Innere des Ofens besteht aus zwei Platten von Gußeisen, b, g, von gleichem Durchmesser mit dem Ofen, deren jede
                              am Umfange mit einer doppelten Kehle versehen ist, in welche die Stuͤke der
                              zum Kochen bestimmten Abtheilung, und des Fußgestelles passen. Eine dieser Platten,
                              b, bildet die Basis des Herdes; die andere, g, den oberen Theil. Zwei andere Platten, d, d, die senkrecht und 6 Zoll weit von einander
                              aufgestellt sind, vollenden den Herd, der 7 Zoll Hoͤhe, 6 Zoll Breite und 15
                              Zoll Tiefe hat. An den beiden horizontalen Hauptplatten sind zwei Oeffnungen, x, x, durch welche die unter dem Ofen aufgefaßte Luft
                              durchzieht, und sich laͤngs den Wanden des Herdes erhizt, ohne mit dem
                              Inneren desselben in Verbindung zu kommen. Eine Art von Kiste ohne Boden, oder ein
                              hohler Cylinder, i, i, der um drei Zoll schmaͤler
                              ist, als der Durchmesser des Ofens, ruht in den Furchen auf der oberen Platte, g, des Herdes. Diese Kiste laͤßt zwischen sich
                              und dem Koͤrper des Ofens einen leeren Raum, y,
                                 y, von beinahe zwei
                              Zoll. Diesen Raum durchzieht aller Rauch, der sich entwikelt, mittelst der kleinen
                              Scheidewaͤnde, k, Fig. 4. die in die Furchen
                              eingefalzt sind, und den Rauch noͤthigen, den ihm vorgezeichneten Weg zu
                              nehmen, um in der Folge bei der oberen Oeffnung auszutreten, wo sich eine
                              Roͤhre aus Blech, p, befindet, die ihm den
                              Ausgang bahnt. An diesem Ofen sind keine Reife noͤthig, um die Stuͤke
                              zusammenzuhalten, aus welchen er besteht; jedes Stuͤk paßt in Falze, die es
                              sehr genau vereinigen und befestigen, so daß man kaum des Thones bedarf, um die
                              Zwischenraͤume zu verstreichen. Ein solcher Ofen laͤßt sich leicht
                              aufsezen und abnehmen, was vorzuͤglich fuͤr Familien, die ihre
                              Wohnungen oͤfters veraͤndern muͤssen, sehr vortheilhaft
                              ist.
                           Wir sahen den Ofen im Gange mit klein gesplissenem Holze von ungefaͤhr 7 Zoll
                              Laͤnge. In der Abtheilung zum Kochen war ein Kessel mit 2 1/2 Pfund Fleisch
                              und ungefaͤhr 3 Pinten Wasser, und uͤber demselben in einer Casserole
                              aus verzinntem Eisenbleche war Kalbfleisch mit Gemuͤse. Dieses leztere
                              Gefaͤß ruhte auf einer Art von Trapez aus Gußeisen, l, das auf drei Vorspruͤngen an der Kiste gelagert war. Alles ward
                              von dem Hute des Ofens, n, bedekt, und das
                              angezuͤndete Feuer erhizte sehr bald die Waͤnde des ganzen Apparates.
                              Ein Réaumuͤrsches Thermometer, welches man durch eines der, unter dem
                              Dekel angebrachten, Hizloͤcher einsenkte, zeigte, binnen 35 Minuten,
                              75°, und stieg in einer Stunde bis auf 85°; nach anderthalb Stunden
                              war das Fleisch beinahe vollkommen gesotten. Die Waͤrme der Luft im Zimmer
                              stieg auf 17 Grade, waͤhrend die der aͤußeren Luft 8 Grade war.
                              Waͤhrend dieser Zeit wurden sechs und ein halbes Pfund Holz verbrannt; man
                              verminderte hierauf die Staͤrke des Feuers, und das Fleisch wurde bei einer
                              schwaͤcheren Hize gar gekocht. Wir haben die Oberflaͤche berechnet,
                              welche die Wachen dieses Ofens, sowohl, die inneren, als die aͤußeren, der
                              kalten Luft darbothen, um ihr den Waͤrmestoff mitzutheilen, und fanden sie
                              ungefaͤhr 4 Metern gleich.
                           Wir haben bloß deßwegen 3 Kilogramm, und ein Viertel Holz in anderthalb Stunden
                              verbrannt (was fuͤr 12 Stunden 24 Kilogramm gaͤbe), weil Hr. Fortier zeigen wollte, wie schnell man in einem solchem
                              Ofen Fleisch kochen kann: mit der Haͤlfte Holzes haͤtte man in drei
                              Stunden uͤbrigens dasselbe leisten koͤnnen.
                           
                           Wir bemerkten Hrn. Fortier, daß er seinen Ofen noch
                              dadurch verbessern koͤnnte, wenn er, 1) eine oder zwei Oeffnungen an der
                              Basis machte, statt daß er dieselbe auf Kloͤzchen ruhen laͤßt, um der
                              Luft Zutritt zu verschaffen; 2) unter dem Dekel eine Leitungsroͤhre
                              anbrachte, die mit der blechernen Roͤhre, in Verbindung steht, um die
                              Daͤmpfe der Speisen waͤhrend des Kochens entweichen zu lassen, da sie
                              sonst in das Zimmer treten: diese Daͤmpfe wuͤrden dadurch vollkommen
                              abziehen, wenn man zugleich die Hizloͤcher verstopfte. Allerdings
                              wuͤrde dadurch etwas Waͤrmestoff waͤhrend der Bereitung der
                              Speisen verloren gehen; allein, nach dem Kochen koͤnnte man diese
                              Roͤhre mittelst eines Schiebers schließen, und die Hizloͤcher wieder
                              oͤffnen. 3) an der blechernen Roͤhre, durch welche der Rauch abzieht,
                              ein kleines Thuͤrchen einsezte, durch welches man, mittelst einer Kerze oder
                              eines Stuͤkes brennenden Papieres, die Luft aus dem Inneren des Ofens anloken
                              koͤnnte, die, ohne diese Vorsicht, zuweilen in das Zinnner
                              zuruͤkfahren wuͤrde, wann das Feuer angezuͤndet wird. 4) zwei
                              gekruͤmmte Griffe an dem Dekel anbraͤchte, die der Form des Ofens
                              nicht schaden wuͤrden beim Auf- und Abheben des Dekels aber viel
                              Erleichterung gewaͤhren wuͤrden. Hr. Fortier hat diese Bemerkungen benuͤzt und befolgt.
                           Der Ofen des Hrn. Fortier hat ferner bei seiner
                              Ausfuͤhrung mehrere Schwierigkeiten dargebothen, die nur durch einen sehr
                              geschikten Modellirer beim Guße beseitigt werden konnten. Die Doppelkehlen auf
                              entgegengesezten Flaͤchen, senkrechte Furchen in Hohlcylindern u. d. gl.
                              forderten ganz besondere Sorgfalt und Mittel, die Hr. Fortier gehoͤrig zu benuͤzen wußte. Dieser Ofen ist, in
                              mancher Hinsicht, ein Muster fuͤr Kuͤnstler, die sich mit der
                              Heizkunst (Pyrotechnik) beschaͤftigen. Er wird ihnen beweisen, daß man
                              Stuͤke gießen kann, die ohne die gewoͤhnlichen Mittelstuͤke,
                              genau in einander passen: und deßwegen empfiehlt der Ausschuß vorzuͤglich die
                              Bekanntmachung dieses Ofens: Hr. Fortier hat die dabei
                              befolgte Methode nicht genau bekannt gemacht, er wird aber noch Nachtraͤge
                              hierzu liefern.
                           In Hinsicht auf Holzersparung ist es offenbar, daß dieser Ofen weniger Holz braucht,
                              und doch gut und viel schneller heizt, und daß diejenigen, die keine Gußoͤfen
                              scheuen, auch darin kochen koͤnnen, ohne bedeutend mehr Holz zu brauchen.
                           
                        
                           
                           Erklaͤrung der Figuren.
                           Fig. 11.
                              Aufriß des Ofens des Hrn. Fortier aus Gußeisen mit
                              circulirender warmer Luft, von vorne.
                           Fig. 12.
                              Durchschnitt durch die Mitte.
                           Fig. 13.
                              Durchschnitt des oberen Theiles desselben.
                           Fig. 14.
                              Durchschnitt desselben mit den Laͤngenstuͤken und mit der
                              Roͤhre.
                           Fig. 15.
                              Platte des Herdes.
                           Fig. 16.
                              Platte am unteren Theile des Doppelkoͤrpers, von unten gesehen.
                           Fig. 17.
                              Dieselbe von oben gesehen.
                           Fig. 18.
                              Trapez, auf welchem die Casserole ruht.
                           a, Fußgestell; b, Platte des
                              Herdes; c, unterer Theil oder Koͤrper des Ofens;
                              d, d, gerade Seitentheile des unteren Theiles des
                              Ofens; e, gewoͤlbte Scheidewaͤnde zum
                              Durchzuge der Luft in dem unteren Theile des Ofens; f,
                              kleine Platte (bavette) auf der Herdplatte; g, Platte, die den unteren Theil oder Koͤrper des
                              Ofens bedekt; h, oberer Theil oder Koͤrper des
                              Ofens; i, Kiste oder Hohlcylinder der inneren Abtheilung
                              zum Kochen: k, k. Laͤngenstreifen zur Circulation
                              des Rauches; l, Trapez, auf welches man die Casserole
                              stellt; m, Reif auf dem oberen Koͤrper oder
                              Theile des Ofens; n, Dekel; o, Thuͤrchen zum Herde; p,
                              Roͤhre; q, Oeffnung, die durch das Fußgestell
                              laͤuft, um die Luft durchzulassen; r,
                              Hizloͤcher; s, kleines Thuͤrchen, oder
                              Sauger der Roͤhre, p: t, Kessel; u, Casserole aus verzinntem Eisenbleche; v, kleine Roͤhre, um die Daͤmpfe der
                              Speisen entweichen zu lassen; x, Oeffnungen zum
                              Durchgange der Luft; y, Raum, in welchem die Luft
                              circulirt; z, Bok, auf welchen man das Holz legt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
