| Titel: | Ueber Poliren des Holzes, Elfenbeines, Hornes, der Schildkröte etc. | 
| Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. LXXIV., S. 368 | 
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                        LXXIV.
                        Ueber Poliren des Holzes, Elfenbeines, Hornes,
                           der Schildkroͤte etc.
                        Aus dem II. Bd. des Franklin Journal im New London Mechanics'
                                 Register. N. 6. S. 122.Die mit „ “ bezeichneten Saͤze sind aus einem Artikel
                                 der HHrn. Holzapfel und Deyerlein, Drechslern in
                                 Cockspur-Street, London.
                           
                        (Im
                              Auszuge.)
                        Ueber Poliren des Holzes, Elfenbeines, Hornes, der
                           Schildkroͤte etc.
                        
                     
                        
                           
                              „Poliren in der Drehebank.“
                              
                           
                              „Schoͤn gedrechselte Arbeit bedarf eben
                                 nicht sehr des Polirens, da gut schneidende Meißel immer fuͤr sich eine
                                 Art Politur geben. Arbeiten von Dilettanten oder Drechslern, die ihre Werkzeuge
                                 nicht gehoͤrig schleifen und in Ordnung halten koͤnnen,
                                 beduͤrfen derselben in einem weit hoͤheren Grade.“
                              
                           
                              „Das nochwendigste Erforderniß bei dem Poliren ist Reinlichkeit. Man muß
                                 daher, ehe man anfaͤngt zu poliren, die Drehebank von allen
                                 Spaͤnen, allem Staube etc. gehoͤrig reinigen, und in eben dieser
                                 Hinsicht auch die zum Poliren nothwendigen Pulver, Leinen- und
                                 Flanell-Lappen, Buͤrsten etc. untersuchen, ob sie von allem Staube
                                 und Sande rein sind. Die Polir-Pulver muͤssen, in einigen
                                 Faͤllen, in einen Leinwand-Lumpen gebunden, und durch denselben
                                 durchgebeutelt, oder durch ein Beutel-Sieb durchgeschlagen
                                 werden.“
                              
                           
                              „Außer den unten angezeigten Polir-Pulvern gibt es noch mehrere
                                 andere; von allen aber gilt die Bemerkung, daß, je rauher die Arbeit, und je mehr
                                 Politur an derselben nothwendig ist, desto groͤber das Pulver seyn
                                 muͤsse, und umgekehrt: je glatter die Arbeit bereits ist, und je weniger
                                 Politur sie folglich fordert, desto feiner muß das Polir-Pulver
                                 seyn.“
                              
                           
                        
                           
                              „Poliren des weichen Holzes.“
                              
                           
                              „Weiches Holz, obschon es beinahe unter allem am schwersten sich glatt
                                 drechseln laͤßt, kann doch so glatt abgedreht werden, daß es keines
                                 anderen Polirens bedarf, als bloß des Anhaltens einiger feinen Spaͤne
                                 oder Abschnizel an dasselbe, waͤhrend es in der Drehebank
                                 umlaͤuft. Wenn es aber an seiner Oberflaͤche rauh ist, muß es mit
                                 Polir-Papier glatt gerieben werden, wobei man die Lage der Hand
                                 bestaͤndig wechselt, indem sich sonst Ringe oder Furchen auf dem Holze
                                 erzeugen.“
                              
                           
                              „Wenn die Arbeit in der Drehebank durch das gewoͤhnliche Umlaufen
                                 polirt wurde, so scheint sie glatt: eigentlich ist aber ihre Rauhigkeit nur nach
                                 einer Seite hin niedergelegt, und durchaus nicht vollkommen beseitigt, wie man
                                 deutlich sehen kann, wenn man die Drehebank in entgegengesezter Richtung laufen
                                 laͤßt, und das Glaspapier dabei anwendet. Man polirt daher am
                                 schoͤnsten in einer Wechsel-Lade, (pole-Lathe), die abwechselnd ruͤkwaͤrts und
                                 vorwaͤrts laͤuft, und die Bewegungen dieser Drehelade muß man bei
                                 dem Poliren nachahmen.“
                              
                           Mahagony, Wallnuß, und andere Holzarten von beinahe derselben Haͤrte,
                              koͤnnen auf folgende Weise polirt werden. Man loͤst in der
                              Waͤrme soviel Bienen-Wachs in Terpenthingeist auf, daß die Mischung
                              bei dem Erkalten beinahe Honigdike hat. Diese Mischung kann man entweder auf
                              Moͤbel oder auf Arbeiten, die noch in die Drehelade eingespannt sind, mit
                              einem reinen Tuchlappen auftragen, und dann soviel moͤglich mit reinem
                              Flanelle, oder mit einem anderen Tuche abreiben. Man braucht oͤfters
                              Bienen-Wachs allein: auf Moͤbeln muß es aber mittelst eines flachen
                              heißen Eisens geschmolzen werden, waͤhrend man es in der Drehebank nur an das
                              Stuͤk, das damit polirt werden soll, so lange anhalten darf, bis etwas davon
                              daran haͤngen bleibt, worauf man dann wieder die Drehebank sehr schnell
                              dreht, und ein Stuͤk Tuch so lange an dieses Stuͤk haͤlt, bis
                              das Wachs schmilzt. Das uͤberfluͤßige Wachs kann mit einem stumpfen
                              Stuͤke Holz oder Metall weggenommen werden, und ein Stuͤk reines Tuch, das man leicht
                              an den mit Wachs uͤberzogenen Gegenstand anhaͤlt, wird demselben den
                              noͤthigen Glanz ertheilen. Mahagony kann man sehr schoͤn poliren, wenn
                              man dasselbe mit Leinoͤhl uͤberreibt, und dann mit einem in feines
                              Ziegelmehl getauchten Tuche daruͤber faͤhrt. Alle
                              Mahagony-Arbeiten wurden in England ehevor auf diese Weise polirt.
                           
                        
                           Hartes Holz.
                           Hartes Holz laͤßt sich, seiner Natur nach, leicht glatt abdrehen, und feines
                              Glaspapier reicht hin, um demselben eine vollkommen glatte Oberflaͤche zu
                              geben. Man kann hierauf noch Leinoͤhl einreiben, und einige kleine
                              Spaͤne, die von dem zu polirenden Stuͤke abgedreht wurden,
                              waͤhrend es in der Drehebank schnell umlaͤuft, an dasselbe anhalten,
                              wodurch es einen schoͤnen Glanz bekommen wird. Zuweilen wendet man auch
                              Schell-Lak-Firniß, oder Firniß aus Lak in Koͤrnern auf einem
                              Tuchlappen nach oben angefuͤhrter Weise an.
                           
                        
                           
                              „Hartes, verziertes, oder in der Maschine
                                    gedrechseltes Holz.“
                              
                           
                              „Die Politur aller Zierrathen haͤngt gaͤnzlich von der
                                 Ausfuͤhrung derselben ab, die mit sehr scharfen Werkzeugen geschehen muß,
                                 und dann braucht es nichts anderes, als eine trokene Handbuͤrste, um sie
                                 von allen Spaͤnen und von allem Staube zu reinigen, was hinreicht, um
                                 denselben den erforderlichen Glanz zu geben.“
                              
                           
                        
                           Elfenbein und Bein, glatt und verziert.
                           Elfenbein und Bein laͤßt sich sehr glatt drehen, oder kann, wenn es gefeilt
                              wurde, dann noch geschaben, und wird so an der Oberflaͤche glatt werden. Man
                              polirt sie, indem man sie zuerst mit feinem Glaspapiere reibt, und dann mit einem
                              Stuͤke nasser Leinwand, das man in gepuͤlverten Bimsstein taucht. Dieß
                              gibt eine sehr glatte Oberflaͤche, und die lezte Politur kann durch feinen
                              geloͤschten Kalk oder Gyps, den man mit einem in Seifensiederlauge getauchten
                              Leinwandlappen auftraͤgt, gegeben werden. Wo immer Polirmittel von
                              verschiedener Feinheit angewendet werden, muß man dafuͤr sorgen, daß, ehe man
                              zu den feineren uͤbergeht, alles, was von den groͤberen vorher
                              gebrauchten an denselben haͤngen blieb, genau weggeschafft wird, und die
                              Lappen so rein von allem Staube bleiben, als moͤglich.
                           Verzierungen werden eben so, wie flache Arbeit, polirt; nur daß mall hier, statt der
                              Leinwand, Buͤrsten anwendet, und so wenig reibt, als moͤglich; denn
                              sonst leiden die hervorstehenden Theile. Das Polir-Pulver wird mit reinem
                              Wasser abgewaschen, und das Stuͤk wird, nachdem es troken geworden ist, mit
                              einer reinen Buͤrste uͤberfahren.
                           
                        
                           Horn und Schildkroͤte.
                           Horn und Schildkroͤte kommen in Hinsicht auf Bearbeitung und Politur
                              vollkommen mit einander uͤberein. Durch das Schaben kann man denselben eine
                              vollkommen glatte Oberflaͤche ertheilen. Der Schaber wird aus der Klinge
                              eines Barbier-Messers verfertigt, das auf einem Oehlsteine abgezogen, und,
                              wie ein Gaͤrbermesser, beinahe senkrecht gefuͤhrt wird. Es wird durch
                              Streichen geschaͤrft. Nachdem die Arbeit gehoͤrig geschaben wurde,
                              wird sie polirt. Dieß geschieht anfangs mit einem Polster aus gut entfettetem Wollentuche, das auf einem flachen Stiele befestigt ist,
                              den man mit der Hand fuͤhrt. Indessen ist es besser ein mit Wollentuch
                              uͤberzogenes, und in der Drehebank laufendes, Rad (das man in England a Bob nennt), zu diesem Zweke zu gebrauchen, indem die
                              Arbeit dabei weit leichter von statten geht. Man bestreicht den Polster oder das Rad
                              (Bob) mit gepuͤlverter Holzkohle und Wasser,
                              oder mit feinem Ziegelmehl-Staube und Wasser, und nimmt dann einen zweiten,
                              mit trokenem geloͤschtem Kalke oder Gyps bestreuten Polster, und reibt mit
                              demselben. Der Kamm, oder das Stuͤk aus Horn, oder Schildkroͤte,
                              welches polirt werden soll, wird mit Essig etwas befeuchtet, wo dann dieser lezte
                              Polster einen schoͤnen Glanz hervorbringt, den man noch durch Reiben mit der
                              Hand, und durch etwas trokenen Kalk erhoͤhen kann.