| Titel: | Ueber Verbesserungen an Gebläsen und Kuppel-Oefen für Eisengießer. Von Hrn. Gill. | 
| Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. LXXXVII., S. 422 | 
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                        LXXXVII.
                        Ueber Verbesserungen an Geblaͤsen und
                           Kuppel-Oefen fuͤr Eisengießer. Von Hrn. Gill.
                        Aus dessen technical Repository. Decbr. 1826, S.
                              353.
                        Gill, uͤber Verbesserungen an Geblaͤsen und
                           Kuppel-Oefen.
                        
                     
                        
                           Einer unserer Freunde auf dem Lande bedient sich folgenden
                              Geblaͤses statt der gewoͤhnlichen Blasebaͤlge. Er hat zwei
                              vierekige Kasten aus
                              hartem und gut ausgereiftem Mahagony-Hoͤlze, die mit Reißblei
                              gehoͤrig uͤberstrichen sind, und jeder 16 Zoll im Gevierte halten. In
                              diesen Kasten sind hoͤlzerne Staͤmpel mit Holzspleißen zu jeder Seite
                              ringsumher, die aus Furchen emporspringen, welche leicht mit Baumwolle ausgelegt
                              sind, damit sie desto genauer in das Innere der Kasten passen. Diese Staͤmpel
                              werden abwechselnd mittelst entgegengesezter Kurbeln in Thaͤtigkeit gesezt,
                              welche von einem Pferde in Umtrieb gebracht werden, so daß in Einer Minute 40
                              Doppelzuͤge entstehen. Die Kasten entleeren die Luft, welche sie erhalten
                              haben, durch Klappen, welche an dem Ende derselben angebracht sind, und sich nach
                              einwaͤrts oͤffnen, und durch zwei gebogene Roͤhren, die mit
                              anderen Klappen versehen sind, welche sich gleichfalls nach einwaͤrts
                              oͤffnen, in einen Mittelkasten oder Behaͤlter, der die
                              Stroͤmungen ausgleicht, und zwischen den beiden Kasten, mit welchen er
                              gleiche Groͤße hat, angebracht ist. Auf dem oberen Ende des Kastens ist ein
                              kreisfoͤrmig sich ausdehnender Sak oder Behaͤlter aus Leder, der einen
                              umgekehrten Kegel bildet, und sich nach oben zu erweitert, aufgesezt; oben ist
                              dieser Sak mit einem flachen hoͤlzernen Boden versehen, und in
                              regelmaͤßigen Entfernungen von einander mit hoͤlzernen Reifen, wie an
                              den oberen Theilen der bekannten cylindrischen ledernen Blasebaͤlge. An
                              diesem oberen hoͤlzernen Boden ist eine runde Eisenstange befestigt, die nach
                              abwaͤrts haͤngt, und durch Loͤcher in den beiden
                              hoͤlzernen Balken laͤuft, welche quer uͤber den oberen und
                              unteren Theilen des Kastens befestigt sind, um die Bewegung des ledernen
                              Behaͤlters aufwaͤrts und abwaͤrts zu leiten und
                              gleichfoͤrmig zu machen. Der oberste Theil ist ungefaͤhr mit zwei
                              Zentnern beladen, und an dem unteren Theile der Stange befindet sich eine starke
                              Spiralfeder, welche, wenn sie aufsteigt, gegen den unteren Balken druͤkt,
                              und, im Falle, daß das Pferd ploͤzlich stehen bliebe, den Stoß bricht und
                              dadurch Unheil verhuͤthet. Ein Schnabel von zwei Zoll im Durchmesser ist
                              unten, vorne an dem Behaͤlter, angebracht, und fuhrt den Luftstrom des
                              Geblaͤses in den Kuppelofen. Durch diese Vorrichtung wird der Luftstrom des
                              Geblaͤses staͤtig und beinahe gleichfoͤrmig, und ebendaher zum
                              Schmelzen des Eisens weit wirksamer und unendlich zwekmaͤßiger, als das
                              scharfe Blasen, das nur zu haͤufig zum Verderben des Eisens gereicht, welches
                              davon oxidirt, und aus dem besten Roheisen zum schlechtesten und gemeinsten Eisen wird. Außer diesem
                              bedeutenden Nachtheile entsteht auch noch der, daß ein zu scharfes Geblaͤse
                              die Kohle bis zur Schwaͤrze abkuͤhlt, statt daß sie dieselbe anbliese,
                              wie dieß bei einem regelmaͤßigen Geblaͤse der Fall ist.Diese Vorrichtung scheint eine Verbindung des Kasten- und
                                    Cylinder-Geblaͤses zu seyn. A. d. R.
                              
                           Außer den gewoͤhnlichen Kuppel-Oefen hat mein Freund auch noch einen
                              kleineren Kuppel-Ofen auf Raͤdern, den man von dem Geblaͤse zu
                              den Modeln fahren kann. Er hat bloß 6 1/2 Zoll in seinem inneren Durchmesser, und
                              ist außerordentlich bequem, wenn man schnell kleinere Mengen von Gußeisen, z.B.,
                              selbst nur von 50 Pf. Schwere, gießen will. Er meint, daß man diesen Ofen selbst mit
                              Vortheil statt der Windoͤfen und Schmelztiegel anwenden koͤnnte, die
                              man bei kleineren Guͤssen gewoͤhnlich braucht, und daß dadurch manche
                              Auslage an Brennmaterial und Schmelztiegeln erspart wuͤrde. Ein
                              ausgezeichneter Eisengießer in der Stadt bedient sich gleichfalls eines
                              Kuppel-Ofens, der nur sieben Zoll im Durchmesser haͤlt, oben aber sich
                              etwas erweitert, um mehr Kohlen fassen zu koͤnnen: dieser Ofen ist jedoch
                              nicht auf Raͤder gestellt.
                           Dagegen hat man zu Glasgow neulich Kuppel-Oefen von zwoͤlf Fuß
                              Hoͤhe eingefuͤhrt, die zugleich drei verschiedene Saͤze von
                              Brennmaterial und Gußeisen fassen: ein Saz ist naͤmlich geschmolzenes,
                              beinahe zum Abstechen fertiges. Eisen; der zweite schon ziemlich weit im Flusse
                              vorgeruͤktes Eisen, und der dritte Eisen, das eben anfaͤngt gehizt zu
                              werden. Da diese Saͤze immer abwechselnd erneuert werden, so wird nicht bloß
                              Zeit und Brennmaterial erspart, sondern auch das Eisen selbst wird um Vieles besser.
                              Man hat zwei Blasebaͤlge dabei, die aber nicht an einer Stelle, sondern unter
                              rechten Winkeln einander gegen uͤber an der achtekigen Basis des Ofens
                              blasen, so daß ihr Geblaͤse sich innerhalb des Ofens in entgegengesezter
                              Richtung durchkreuzt.
                           Es ist gewiß sonderbar, daß die Eisengießer uͤberall, sowohl in der Stadt als
                              auf dem Lande, nichts Besseres zum Ausstreichen der inneren Seite ihrer
                              Kuppel-Oefen finden, als Straßen-Staub. Vielleicht hindern die in
                              diesem Staube dem Sande, Thone etc. beigemengten Pflanzentheile durch ihre
                              Verkohlung das Schmelzen
                              dieses Ueberzuges, wie grob gepuͤlverte Kohks mit Stourbridge Thon gemengt
                              das Schmelzen der Tiegel beim Eisen-Gusse.
                           Man hat uns versichert, daß ein Eisen-Gießer auf dem Lande, der im
                              Durchschnitte taͤglich drei Tonnen gießt, die Fuͤtterung seiner
                              Kuppel-Oefen aus feuerfesten Ziegeln jede Woche einreißt, und sie daher bloß
                              mit Sand wieder aufmauert.