| Titel: | Ueber den Bau und die Aufbewahrung der schwedischen Rübe, nach Francis Blaikie zu Holkham. | 
| Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. C., S. 477 | 
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                        C.
                        Ueber den Bau und die Aufbewahrung der
                           schwedischen Ruͤbe, nach Francis Blaikie zu Holkham.
                        Blaikie, uͤber den Bau und die Aufbewahrung der schwedischen
                           Ruͤbe.
                        
                     
                        
                           In England und Schottland hat man den Anbau der schwedischen
                              Ruͤbe auf den hoͤchsten Grad der Vollkommenheit gebracht; und am
                              meisten hat sich wohl Hr. Coke
                              in Norfolk darin ausgezeichnet. Im Jahre 1781–82 kam der Same der
                              schwedischen Ruͤbe zuerst nach Schottland, von wo er sich auch uͤber
                              England verbreitete.
                           Der angemessenste Boden zum Bau der schwedischen Ruͤbe ist Lehm und lehmiger
                              Sand; und durch vielfaͤltig gemachte Erfahrungen hat man gefunden, daß, wenn
                              schwerer Boden gehoͤrig zubereitet wird, er nicht nur schwerere, sondern auch
                              bessere Ernten gibt. Weil aber dieses Wurzelgewaͤchs in England von so großer
                              Wichtigkeit fuͤr die Viehzucht ist, so baut man es auf den verschiedenen
                              Pachthoͤfen beinahe uͤberall, und wenn es noͤthig ist, selbst
                              auf dem leichtesten Boden. Auf schwerem Boden saͤet man diese Ruͤbe zu
                              Ende Mai oder Anfangs Juni, und faͤhrt damit bis in die zweite Juliwoche
                              fort. Die breitwuͤrfige Saat hat man ganz aufgegeben, wenigstens in
                              Northumberland und Norfolk, und der Boden mag leicht oder schwer seyn, so wirft man
                              das Land in Balken auf, und drillt die Ruͤben ein.
                              Diese Balken, Northumberland Ridge genannt, stehen 27 Zoll von einander entfernt,
                              und werden mit kurzem Duͤnger versehen, den man darin vergraͤbt oder
                              unterpfluͤgt.
                           Halb verfaulter Stallduͤnger taugt am besten zur Ruͤbenkultur; und man
                              muß es immer so einrichten, daß man den kuͤrzesten und verfaultesten
                              Duͤnger auf leichten, und den laͤngern auf schweren Boden nimmt. Auch
                              muß man darauf sehen, daß er gehoͤrig in kleine Stuͤke
                              geschuͤttelt, und auf den Balken regelmaͤßig vertheilt wird. Beim
                              Einpfluͤgen darf er nicht zu tief vergraben werden; denn je naͤher er
                              bei den Wurzeln der jungen Pflanzen ist, desto schneller wachsen sie, und desto
                              geschwinder werden sie den Verheerungen des Erdflohes entruͤkt. Ueberdieß
                              laͤßt Hr. Coke immer
                              etwas Oehlkuchenstaub unter den Samen mengen, und ihn damit eindrillen, wodurch der Vegetationstrieb
                              noch mehr befoͤrdert wird. Beim Eindrillen muß man sich in Acht nehmen, daß
                              der Same gehoͤrig auf den Ruͤken der Balken kommt; denn wenn er zu
                              tief vergraben wird, geht er nicht auf.
                           Zur gehoͤrigen Besorgung des Ruͤbenbaues braucht man
                              unumgaͤnglich eine gut gemachte Pferdehake; denn sobald als die jungen
                              Pflanzen zum Vorscheine kommen, und der Erdfloh seine Verheerungen beginnt, muß man
                              die Hake zwischen die Ruͤben bringen, und diese Arbeit so lange wiederholen,
                              bis die Pflanzen außer dem Bereiche dieses schaͤdlichen Insektes sind. Die
                              Pferdehaken, welche man Quaͤler nennt, und die bei
                              Hrn. Coke im Gebrauche sind,
                              taugen am besten dazu. Man kann damit alles Unkraut zwischen den Reihen ausreißen;
                              den Floh beunruhigen und haͤufig toͤdten, die Vegetation
                              befoͤrdern u.s.w., ohne daß man Gefahr liefe, die zarten Pflaͤnzchen
                              damit zu vergraben oder zu beschaͤdigen, was bei schlechten Pferdehaken
                              gewoͤhnlich der Fall ist.
                           Die Entfernung der Pflanzen in der Reihe muß man nach Umstaͤnden
                              abaͤndern, und zwar nach der Beschaffenheit des Bodens, der Menge und
                              Reichhaltigkeit des Duͤngers, der Zeit, um welche gesaͤet wurde,
                              u.s.w. Beim Ueberraufen der Pflanzen ist es besser die gesuͤndesten und
                              staͤrksten stehen zu lassen, statt darauf zu sehen, daß sie in gleicher
                              Entfernung von einander bleiben; auch muß man darauf achten, daß sie beim ersten
                              Ueberraufen in gedoppelter Zahl und halben Entfernungen stehen bleiben, damit man
                              beim zweiten Ueberraufen die besten behalten kann. Aus nachstehender Berechnung kann
                              man abnehmen, welche Entfernung die, beste ist, vorausgesezt, die Balken seyen 27
                              Zoll von einander entfernt.
                           Erstens. Wenn man annimmt, daß die Pflanzen 12 Zoll weit
                              aus einander stehen, so hat jede Ruͤbe einen Raum von 324 Quadratzoll und
                              mithin enthaͤlt ein Aker (acre) 19366
                              Ruͤben. Wenn nun jede Ruͤbe im Durchschnitte
                           
                              
                                 1 Pfund wiegt, so gibt ein Aker
                                   8 Tonnen. 
                                 12 1/3
                                 Ctr.
                                 
                              
                                 wiegt sie 1 1/2 Pfund, so gibt ein Aker
                                 12     –
                                 19 1/3
                                  –
                                 
                              
                                    –      –   2         –          –           –
                                 17     –
                                   5 1/2
                                  –
                                 
                              
                                    –      –   2
                                    1/2   –          –           –
                                 21     –
                                 12
                                  –
                                 
                              
                                    –      –   3         –          –           –
                                 25     –
                                 18 1/2
                                  –
                                 
                              
                                    –      –   3
                                    1/2   –          –           –
                                 30     –
                                   4 3/4
                                  –
                                 
                              
                                    –      –   4         –          –           –
                                 34     –
                                 11
                                  –
                                 
                              
                           
                           Zweitens. Nimmt man an, daß die Pflanzen 10 Zoll weit aus
                              einander stehen, so hat jede Ruͤbe einen Raum von 270 Quadratzoll, und mithin
                              enthaͤlt ein Aker 23232 Ruͤben. Wenn nun jede Ruͤbe im
                              Durchschnitte
                           
                              
                                 1 Pfund wiegt, so gibt ein Aker
                                 10 Tonnen.
                                 17 1/2
                                 Ctr.
                                 
                              
                                 wiegt sie 1 1/2, Pfund, so gibt ein Aker
                                 15     –
                                 11
                                  –
                                 
                              
                                    –      –  2            –          –           –
                                 20     –
                                 15
                                  –
                                 
                              
                                    –      –  2
                                    1/2      –          –           –
                                 25     –
                                 18 3/4
                                  –
                                 
                              
                                    –      –  3            –          –           –
                                 31     –
                                   2 1/2
                                  –
                                 
                              
                                    –      –  3
                                    1/2      –          –           –
                                 36     –
                                   6 1/4
                                  –
                                 
                              
                                    –      –  4            –          –           –
                                 41     –
                                 10
                                  –
                                 
                              
                           und mithin kann man annehmen, daß eine Entfernung von 10 Zoll
                              zwischen den Pflanzen in der Reihe am besten ist.
                           Die fruͤh gesaͤeten schwedischen Ruͤben werden um die Mitte
                              Novembers, und manchmal auch fruͤher reif, und dienen zum Herbstgebrauch,
                              waͤhrend die spaͤtere Saat hauptsaͤchlich fuͤr den
                              Winterbedarf berechnet ist. Diejenigen Ruͤben, welche auf schwerem Boden
                              gewonnen werden, nimmt man heraus, und versorgt sie auf die nachher zu beschreibende
                              Weise; und diejenigen, die man in leichtem Boden zieht, werden auf dem Felde
                              abgefuttert.
                           Sobald die auf schwerem Boden gezogenen Ruͤben reif sind, nimmt man alle
                              entbehrliche Haͤnde zusammen, um sie heraus zu nehmen. Sind sie
                              herausgenommen, so schneidet man die Blaͤtter ab, und laͤßt nur wenig
                              davon am Kopfe stehen, damit die Ruͤbe selbst nicht beschaͤdigt wird.
                              Man wirft sie hierauf in Karren, und fuͤhrt sie nach einem Baum- oder
                              Grasgarten, wo man sie zu verfuͤttern gedenkt. Hier werden sie in Haufen
                              abgeladen, und dann gelegt, indem man die Ruͤben,
                              mit dem obern Theile aufwaͤrts, nahe an einander sezt, damit sie sich
                              beruͤhrenMan darf aber nur eine Lage und nicht zwei auf einander machen.. Auf diese Weise bleiben sie den ganzen Winter uͤber gut; und wenn es
                              kalt wird, dekt man sie mit Streu zu. Es ist sonderbar, daß so gelegte Ruͤben
                              weniger vom Froste beschaͤdigt werden; als andere, die im Boden bleiben, und
                              wenn sie im Fruͤhlinge anfangen zu treiben, so nimmt man sie hinweg, und legt
                              sie auf dieselbe Weise unter einen Baum, wo sie bis gegen Johanni gut bleiben, weil
                              dem Triebe durch die Versezung Einhalt gethan wird.
                           
                           Ruͤben, die auf leichtem Boden wachsen, werden meistens auf dem Felde selbst
                              verfuttert, weil man es dem Boden fuͤr zutraͤglich haͤlt, daß
                              er von Schaafen und Mastvieh fester zusammen getreten werde. Gewoͤhnlich
                              laͤßt man die Schaafe zuerst den obern Theil der Ruͤben, welcher aus
                              dem Boden hervorragt, abfressen, und zieht sie dann vollends heraus. Weil aber die
                              meisten englischen Landwirthe viel Ruͤben bauen, und die Heerden nur nach und
                              nach auf die Felder kommen koͤnnen, so hat man es fuͤr besser
                              gefunden, auch die Ruͤben auf leichtem Boden heraus zu nehmen, um sie vor den
                              Nachstellungen des Wildes zu verwahren.
                           Zu diesem Ende nimmt man gewoͤhnliche Huͤrden, und sezt sie in Viereke,
                              in gehoͤriger Entfernung von einander, auf dem Felde auf. Man zieht sodann
                              die groͤßten und besten Ruͤben heraus, und sezt sie auf dieselbe Weise
                              in den Huͤrden zusammen, wie es bei den Ruͤben von schwerem Boden
                              angegeben wurde. Die kleinern Ruͤben und den Abfall laͤßt man auf dem
                              Felde liegen, und sobald die andern versorgt sind, gleich von Schaafen auffressen.
                              Die offenen Theile der Huͤrden durchsticht man mit Dornen, um Hasen und
                              Kaninchen davon abzuhalten, und den obern Theil der Ruͤben bedekt man
                              ebenfalls damit und mit Streu, um Tauben und dergleichen davon zu entfernen. Auf
                              diese Weise werden die Ruͤben vollkommen sicher erhalten, und man kann sie zu
                              jeder Zeit leicht herausholen, waͤhrend sie im Boden selbst, besonders bei
                              starkem Froste, ohne viel Muͤhe und Auslagen nicht leicht zugaͤnglich
                              sind. Auch hat man den Vortheil dabei, daß sie auf diese Weise den Boden nicht
                              entkraͤften, wenn sie im Fruͤhlinge in Samen schießen. Beim
                              Verfuͤttern der Ruͤben muß man darauf sehen, daß sie
                              gleichfoͤrmig auf dem Felde herumgeworfen werden, damit der Boden
                              uͤberall gleich getreten und geduͤngt wird, und auch der Boden, auf
                              dem die Ruͤben standen, muß umher gestreut werden, sollst wird die darauf
                              folgende Ernte ungleich ausfallen.
                           Die Nahrungskraͤfte der schwedischen Ruͤbe verhalten sich zu jenen der
                              gemeinen Ruͤbe, wie 3 zu 2. In 64 Drachmen von jener fand Sinclair 110 Gran Nahrungsstoff, waͤhrend die
                              gemeine Ruͤbe, in derselben Quantitaͤt, nur 80 Gran enthielt. Den
                              Ertrag rechnet man im Durchschnitte auf 13 Tonnen gruͤnes Futter in guten
                              Boden.